Einführung und Eröffnung des Gottesdienstes
No! Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt, und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
Jetzt wollen wir an diesem Morgen noch ein Danklied singen. Vergiss nicht, dem ewigen Herrn zu danken (608).
Lasst uns beten!
Dir, Herr, wollen wir an diesem Morgen danken – ja, für die vielen äußeren Gaben, für den herrlichen Herbstsonntag, für unser Leben. Aber auch für die Gemeinschaft, die du uns heute Morgen schenkst, für alle, die uns heute grüßen, rechts und links.
Doch am größten ist, dass wir dir vertrauen können, dass deine Liebe nicht trügen kann. Es tut uns so leid, dass wir in mancher dunkler Nacht voller Sorgen und Zweifel waren, obwohl deine Verheißungen doch so fest sind.
Gib uns einen festen und sicheren Glauben! Wie Abraham und all die Glaubensväter, stärke unseren Glauben heute Morgen. Wir wollen unseren Unglauben und unsere Zweifel bei dir niederlegen und dich bitten, dass du uns unsere Sünde wegnimmst und uns nach deiner Güte vergibst.
Das wollen wir dir in der Stille sagen.
Wer du frei machst, der ist richtig frei. Amen.
Lobpreis und Dank an Gott
Wunderbare Quelle, wunderbare Quelle,
die nie versiegt, wie ein Lebensborn,
strömt von Gottes Thron.
Seine ganze Liebe gilt uns Menschen,
schenkt dem Leben neue Hoffnung,
nimmt in uns jetzt seine Wohnung.
Er gibt denen Kraft, die seinem Wort vertrauen.
Wunderbare Quelle, die fließt dahin,
gibt im Überfluss, ohne jedes Maß.
Jesus gab sich selbst als Opferlamm,
er erfüllte Gottes Willen,
um unseren Durst zu stillen.
Reines Lebenswasser quillt aus seinem Wort,
wunderbare Quelle, die Leben gibt.
Denn des Lammes Blut reinigt jede Schuld,
Jesus schenkt uns Frieden, der ewig währt.
Liebe, füll uns ganz mit deiner Kraft,
damit alle sehen können, wie du bist.
Jesus, Gottes Reich soll immer wachsen
hier in unserer Welt.
Deine Quelle reicht für jeden,
nur du gibst wahres Leben
für den, der sich im Glauben zu dir hält.
Wir zeigen, dass wir eins sind mit unserem Herrn,
er ist Hirte, und wie die Schafe seine Hand.
Ja, in ihm finden wir wahres Leben,
er zeigt uns den Weg,
und wir wollen es bekennen:
Nur du bist Herr zu nennen.
Oh Jesus, steh uns bei auf jedem Schritt.
Schriftlesung aus dem Hebräerbrief
Wir lesen aus Hebräer 11. In Ihren Bibeln finden Sie den Text auf Seite 279. Nachher lesen wir noch einmal einen Abschnitt daraus: Hebräer 11,1-3.
Es heißt dort: „Der Glaube aber ist eine feste, eine gewisse Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. Durch diesen Glauben haben die Vorfahren Gottes Zeugnis empfangen. Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, so dass alles, was man sieht, aus dem Nichts geworden ist.“
Und jetzt noch Vers 6: „Aber ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen.“
Wir singen jetzt gemeinsam „Stern, auf den ich schaue“, Liednummer 407.
Im Anschluss singen wir gleich noch das nächste Lied. Ich lese nur den Predigttext vor, und zwar Johannes 5,43-47. In Ihren Bibeln finden Sie diesen Text auf Seite 115.
Bericht über Jesus und den königlichen Beamten
Nach zwei Tagen ging Jesus von dort weiter nach Galiläa. Er selbst bezeugte, dass ein Prophet in seiner Heimat nichts gilt.
Als er nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf. Sie hatten alles gesehen, was er in Jerusalem auf dem Fest getan hatte, denn sie waren ebenfalls zum Fest gekommen.
Jesus kam erneut nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein verwandelt hatte. Dort war ein Mann im Dienst des Königs, dessen Sohn in Kapernaum krank lag.
Dieser Mann hörte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa gekommen war. Er ging zu ihm und bat ihn, herabzukommen und seinem Sohn zu helfen, denn das Kind war todkrank.
Das heutige Thema lautet: Jesus und die Notleidenden.
Jesus sprach zu ihm: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht.“ Der Mann antwortete Jesus: „Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt!“
Jesus sagte zu ihm: „Geh hin, dein Sohn lebt!“ Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und machte sich auf den Weg.
Während er unterwegs war, begegneten ihm seine Knechte und berichteten: „Dein Kind lebt!“ Er erkundigte sich bei ihnen nach der genauen Zeit, zu der es ihm besser ging. Sie antworteten: „Gestern, um die siebte Stunde, verließ ihn das Fieber.“
Da erkannte der Vater, dass es die Stunde war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: „Dein Sohn lebt.“ Er glaubte mit seinem ganzen Haus.
Dies ist das zweite Zeichen, das Jesus tat, als er aus Judäa nach Galiläa kam.
Wir singen jetzt noch aus unserem Heft das Lied 842.
Der Glaube in der Not und die Standhaftigkeit im Glauben
Es ist schön, wenn man das so singen kann: „Ich bin gewiss, ich habe die Pein überwunden.“ Oder stecken Sie noch mittendrin? Weil es, wie bei vielen von Ihnen, ganz schwer drinhängt in der Not, in der Anfechtung und im Zweifel. Und heute haben viele nur die Frage: Wie ist das mit Jesus und den Notleiden? Wie komme ich da durch? Und wie bekomme ich den Frieden?
Herrlich, dass wir solche Lieder singen können. Da ist es so prima ausgesagt, wie Jesus durch seinen Geist bei ihnen in ihrem Innersten festmachen will.
Ich weiß nicht, ob ich Ihnen schon einmal erzählt habe, wie im Mündungsdelta der Rhone, in der Camargue, dort im Sumpf in der alten Festung Egmort ein 15-jähriges Mädchen, eine 15-jährige Frau, gerade verheiratet, kahlgeschoren eingekerkert wurde – zusammen mit 40 anderen Frauen, Mädchen und Kindern.
38 Jahre hat sie in diesem schrecklichen Verlies ausgehalten. Dort gab es nur kleine Lichtschlitze, durch die der kalte Mistral im Herbst und Winter hineingejagt ist. Sie sah nie Freiheit, bis dann endlich, endlich die Tore aufgingen.
Und alles hing nur an dem einen: Sie hätte nur sagen müssen: „Ich schwöre ab!“ Aber diese Marie Durand hat da drinnen, in diesem Turm des Widerstands – wie man ihn nennt, Turm der Standhaftigkeit – die anderen Mitgefangenen gepflegt, trotz ihres schrecklichen Räumens auf den Strohmatratzen.
Schließlich hat sie mit einer Lichtschere in den Stein eingegraben: „Resiste!“ – Haltet aus, leistet Widerstand!
Es hätte sogar genügt, dass sie bloß gesagt hätte: „Im Sinne des Königs werde ich mich künftig von jeder öffentlichen Ausübung evangelischen Gottesdienstes enthalten.“ Das hätte gereicht, und sie hätte die Freiheit gesehen.
Aber sie sagte: „Nein, ich mache das nicht.“ Das ist Standhaftigkeit im Glauben.
Die Herausforderung des Glaubens im Alltag
Und immer wieder, wenn ich solche Geschichten lese, werde ich traurig. So wollte ich fest und gewiss sein, wie diese Marie Durand.
Vielleicht sitzen Sie jetzt da und denken: Na ja, das bin doch ich. Warten Sie nur ab, bis auch Ihnen nicht bloß Verfolgung widerfährt, sondern die Wellen über Ihrem Haupt zusammenschlagen – so wie bei den Jesusjüngern auf dem See im Sturm. Sie schreien dann: „Herr, jetzt sind wir verloren, es ist alles aus!“ Ihre Nerven geraten aus dem Gleichgewicht, wenn die Krankheitsbefunde so brutal, hart und offen bei Ihnen ausgesprochen werden. Oder wenn Sie spüren, dass es jetzt zum Sterben geht.
Wie bekomme ich denn einen so festen Glauben? Vielleicht denken wir manchmal, das wäre eine ganz leichte Sache, das mit dem Glauben. „Glaub doch, komm, mach es doch!“ Das sind ja unheimliche Kräfte, die in die Tiefe ziehen. Was ist das bloß mit dem Glauben?
Es ist Tatsache, auch bei uns allen, die wir ja im Wort Gottes bewanderte Leute sein wollen: Wir sind alle Menschen, die nach dem Sichtbaren leben. Wir haben alle genug an uns selbst, wir sind uns selbst die beste Sicherheit. Und wenn es dann darum geht, fest zu sein im Glauben, fangen wir an zu zappeln und zu schreien.
Da bin ich froh, dass in der Bibel immer steht: Es ist ein ganz großes Wunder, wenn Gott unseren Glauben festhält. Damit brauche ich mich nicht zu entschuldigen, wenn ich ungläubig bin. Mein Unglauben ist trotzdem unnötig. Warum zweifle ich denn an der Güte Gottes, wo er sie mir so klar sagen lässt?
Aber es ist tatsächlich bei uns so, dass wir an das Sichtbare so hingekettet sind, dass uns das Glauben an die Liebe und Güte Gottes so schwerfällt, wenn das Sichtbare bei uns ganz anders ist. Wenn wir krank sind, wenn wir notleiden, wenn wir einsam sind, wenn wir verlassen sind, wenn die Menschen gegen uns stehen.
Das ist fester Glauben, wenn ich dann in der Anfechtung, in der Not sprechen kann: „Niemand kann jetzt mehr gegen mich sein. Gott ist für mich. Herr, weil mich festhält deine starke Hand, vertraue ich still.“ Und wenn Sie das sprechen können: „Ich stehe in meines Herrn Hand und will drin stehen bleiben.“
Die Seltenheit des festen Glaubens und das Gebet des königlichen Beamten
Jesus hat im Neuen Testament einmal gesagt, dass echter Glaube ganz selten sei. Es gibt viel formellen Glauben, aber der feste Glaube ist rar. Jesus fragte einmal: „Was meint ihr, wenn der Menschensohn kommt, der wiederkommende Jesus, wird er überhaupt Glauben auf Erden finden?“ Haben wir Glauben?
Die Jünger antworteten ganz erschrocken: „Herr, stärke uns, mehre unseren Glauben!“ Wenn Sie jetzt sagen: „Ich würde ja gerne glauben, aber wie mache ich das? Was soll ich tun?“, dann ist es gut, wenn wir uns einmal diesen Mann ansehen – den königlichen Beamten aus der Verwaltung des Herodes Antipas in Sepphoris. Sepphoris war die große Königstadt in der Nähe von Nazaret, eine prunkvolle Stadt, die man erst jetzt richtig ausgegraben hat.
Was war für den Glauben dieses königlichen Beamten das Wichtigste? Sie erinnern sich: Die meisten Menschen blieben skeptisch gegenüber Jesus, so wie heute viele Menschen eine Distanz zu Jesus haben. Sie können nicht verstehen, warum wir immer wieder sagen, dass Jesus im Mittelpunkt unseres Glaubens steht.
Was war bei diesem königlichen Beamten passiert? Eine Notlage, eine Krise war eingetreten. Krisen können heilsam für unseren Glauben sein.
Die Krise als Weckruf für den Glauben
In den großen, tiefen Krisen unseres Lebens können wir wach werden. Der Mann hat ja auch vor sich hingelebt, dort in der prunkvollen Hofhaltung des Herodes Antipas, den Jesus einen Fuchs nannte. Dieser Herodes beging einen schrecklichen Ehebruch, den Johannes der Täufer anprangerte – nicht der Beamte, sondern sein Herr, der König Herodes.
Und so lebte der Mann irgendwie gleichgültig dahin, bis sich von einem Tag auf den anderen alles ganz anders gestaltete. Sein Sohn lag krank in Kapernaum. War er beruflich in Kapernaum? Das wissen wir nicht, und es ist auch nicht wichtig. Dort liegt der Sohn. Man spricht oft vom Mutterherzen, doch ich bin froh, dass auch einmal das Vaterherz erwähnt wird. Das brennt in Liebe für die Kinder.
Ihr Kinder wisst das vielleicht nicht, aber ihr ahnt nicht, wie sehr ein Vater an dem kranken Sohn hängt und hofft. Er holt die teuersten Ärzte, sagt, Geld spiele keine Rolle, das letzte Ersparte müsse her – sein Sohn müsse gesund werden. Doch plötzlich steht fest, dass alle Mittel nichts mehr helfen. Der Sohn ist nicht zu retten.
Jetzt kennen Sie alle Stufen, die die Bibel genau beschreibt, wie sie bei uns ablaufen. In solchen Stunden wird man bitter, man ballt die Faust, murrt gegen Gott und fragt: „Gott, warum bist Du mein Feind?“ Aber das macht der königliche Beamte nicht. Da war er anders als wir.
Er erinnert sich: Neulich wurde von einem namens Jesus erzählt, der in Kana Wasser in Wein verwandelt hat. Dieser Jesus soll der Messias sein. Es war nur ein ganz kleiner Funke des Glaubens, aber ein echter Glaube, der sich an Jesus festhält. Das Entscheidende ist: Nur der Glaube, der Jesus vertraut. Jesus, Du wirst mit dieser unlösbaren Not meines Lebens fertig, sonst gar nichts.
Man kann sogar sagen, dass der Glaube dieses Mannes noch ziemlich falsch, unvollkommen und auch seltsam war. Er dachte in seinem magischen Denken, Jesus müsste ans Krankenbett treten und irgendwie Handlungen oder Zeremonien vollziehen. Er hatte völlig absurde Vorstellungen: „Herr, komm ganz schnell herunter, mein Sohn wird gesund.“
Und die Bibel zeigt, dass Jesus großzügig ist, auch wenn einzelne Details im Glauben nicht stimmen. Der Glaube mag unvollkommen sein, aber wenn er an der einen Stelle auf Jesus vertraut – in der großen Not auf Jesus vertraut –, dann ist das ein richtiger Glaube.
Kritik an Zeichen- und Wunder-Glauben
Jetzt sehen wir das Glaubenshindernis in unseren Tagen. Wir leben alle so gleichgültig und denken: Mir geht es doch gut. Wir bedenken nicht, dass wir einmal vor dem Richter stehen werden. Wir beugen uns nie unter diese fehlende Zukunftsperspektive unseres Lebens.
Viele Menschen sagen einfach: Ich will Gutes tun. Können sie wirklich Gutes tun? Sind sie nie an ihrem eigenen bösen Herzen zerbrochen? Ich hoffe, dass wir nie so eine scheinheilige Gesellschaft werden, in der wir über das Gute reden, aber uns nicht darunter beugen, dass wir gar nicht das Gute vollbringen können, das wir wollen.
Bei dem königlichen Beamten war es die Not mit der Krankheit seines Sohnes. Ich bin zum Glauben gekommen im Erschrecken als junger Mensch über die Bosheit meines Herzens. In mir wohnen Mächte, die ich gar nicht will und die ich nicht steuern kann.
Und wenn ich bis heute vom Glauben rede, dann ist das für mich ein tägliches Erleben, dass ich mich aus dem Sumpf herausziehen lasse von meinem Heiland Jesus. Den kann ich rufen und sagen: Herr Jesus, du siehst doch meine Not, ich kann mich doch nicht selber befreien. Probier es doch!
Es gibt doch keinen Ausweg. Da mögen andere diskutieren, ob nicht andere Wege auch noch zu Gott führen. Welcher denn? Wer kann mich retten vom Leibe dieses Todes? sagt der Apostel Paulus, der es auch genauso durchlitten hat.
Ich schaffe das gar nicht, was ich will. Ich bin in einer großen Krise, in einer großen Not. Glauben können nur Leute, die bis zu dieser Tiefe durchstoßen sind und sich ernsthaft im Lichte Gottes fragen: Wer bin ich? Nur aus der tiefen Krise kann ich glauben.
Es ist wunderbar, was das Gebet kann. Was der König, lieber Amte, tut, ist ja nur ein Gebet: Jesus, komm, hilf mir. Es liegen so wunderbare Verheißungen auf dem Gebet.
Ich habe ja gesagt, es ist ein Wunder, wenn man glaubt. Aber man kann sich jetzt nicht entschuldigen: Wenn es ein Wunder ist, dann bin ich ja völlig passiv. Gott macht es uns so einfach und sagt: Ehe sie rufen, will ich sie erhören. Andern kommt doch Herr zu mir!
Und er ist in die Tiefe dieser Welt heruntergestiegen. Er wurde Mensch und hat uns noch einmal zugerufen, wie er in seiner großen Liebe mich sucht: Du darfst doch kommen, du darfst doch kommen! Keiner ist so schlecht, keiner ist zu tief gefallen, keiner ist zu schuldig. Komm doch!
In der tiefen Krise unseres Lebens wächst erst der Glaube. Ohne das gibt es keinen Glauben an Jesus.
Die Korrektur des Glaubens durch Jesus
Der Glaube muss wachsen. So kritisiert Jesus diesen königlichen Beamten. Ich hätte zu Jesus gesagt: So darfst du mit einem so zartfühlenden Vaterherzen nicht umgehen. „Du verbockst den ja.“ Aber Jesus kann zuweilen sehr hart sein. Das beobachtet man immer wieder im Neuen Testament, wenn es darum geht, dass Jesus unseren Glauben korrigiert. Dann kann er ganz hart mit uns sein. Das Wort Gottes ist nie zimperlich, und das ist gut so.
Jesus sagt zu diesem Mann, dass man nicht auf seine eigene Weise so selig werden kann. Das stimmt nämlich nicht. Vielmehr muss dieser Glaube ganz genau auf ihn ausgerichtet sein. Ach, du glaubst ja auch bloß, wenn du Zeichen und Wunder siehst. Was hat eigentlich Jesus gegen Zeichen und Wunder? Er hat doch selbst so viel getan. Ich erlebe ja auch so viele Wunder. Was hast du denn gegen Zeichen und Wunder?
Wissen Sie, dass ich jeden Tag Zeichen und Wunder erlebe? Gebetserhörungen – sonst würde ich ja nicht beten, wenn ich dauernd erfahren würde, wie Gott Gebete erhört und wunderbare Dinge tut. Und doch warnt Jesus: „Ich bin nicht der Guru eurer Sehnsüchte. Ich bin nicht der Vollstrecker eurer Wünsche.“ Euch geht es immer nur um ein paar Dinge, die ich lösen soll. Heute ist es Geld, morgen die Krankheit, übermorgen zwischenmenschliche Probleme. Ich bin immer bloß der Flickschuster eures Lebens. Darum wehrt Jesus sich.
Hoffentlich ist unser Glaube nicht so. In der Not kommen wir schnell zu Jesus gerannt, und dann sind wir nach ein paar Wochen wieder weg. Wenn ihr keine Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht. Jesus will nichts wissen von einem Glauben, der sich nur an Zeichen und Wunder hinhängt. Nein, da macht er nicht mit.
Was sagt er dann? Er sagt zunächst gar nichts, und der Vater ist ganz verzweifelt. Er ruft nur noch einmal: „Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt.“ Egal wie! Merken Sie, was er tut? Er klammert sich einfach an Jesus. Er sagt nicht, wie dieser Hauptmann von Kapernaum – das ist eine andere Geschichte –, der sagt: „Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“ Der königliche Beamte hat das noch nicht so begriffen. Das ist ein großer Unterschied.
Aber er klammert sich mit seinem ganzen Vertrauen an Jesus fest. Nein, es geht ihm nicht darum, ob er jetzt etwas sieht, ob etwas geschieht. Er will Jesus haben. „Komm, komm du!“ Und Jesus sagt zu ihm: „Geh hin, dein Sohn lebt.“ Ja, aber Jesus ist ja gar nicht mitgegangen. Nein, nein! Jesus mutet ihm zu, zu glauben, ohne etwas zu sehen, ohne etwas zu fühlen und ohne etwas zu erleben. Sondern zu glauben, das nur das Wort hat, die Verheißung, die nicht trügen kann. „Halt dich an mein Wort, das genügt. Geh!“
Der Glaube als Vertrauen auf das Unsichtbare
Seht ihr das schon bei dem General Naaman im Alten Testament, der aussätzige war und zu Elisa kam, als er zornig war? Elisa sagte ihm, dass er sich siebenmal im Jordan untertauchen soll. Naaman dachte, er sollte herauskommen.
Wir haben oft Vorstellungen davon, was Gott bei uns machen soll. Wusstet ihr, dass Jesus unseren Glauben hart korrigieren kann? Erschreckt nicht, wenn Jesus nicht das tut, was wir wollen.
Es gehört zu den schwersten Erfahrungen, wenn man mit Eltern am Grab steht und trotzdem festhält, dass man Frieden hat, wenn man an Jesus glaubt – auch wenn dieser Frieden ganz anders erfüllt wird, als wir es uns gewünscht haben. Nicht in dieser Welt, sondern in der anderen Welt. Besonders schwer ist es, wenn Kinder weggenommen werden oder im Sterben liegen.
Ich weiß nicht, was dieser königliche Beamte dachte, als Jesus zu ihm sagte: „Geh in Frieden!“ Ich denke, dass der große Umschwung passiert ist. Denn als er später seine Diener traf, sagten sie ihm, dass sein Sohn in der siebten Stunde gesund geworden sei. Er war sicher nicht die ganze Nacht gejockt, weil er so schnell kam und am Krankenbett seines Sohnes stand. Offenbar hatte er jetzt Ruhe.
Er legte das in die Hände dessen, der den Wolken, der Luft und den Winden Wege, Raum und Bahn gibt. Da ließ er es geschehen. Und dann zog er ganz gemütlich nach Hause.
Das ist mein letzter Punkt: vom Glauben zum Schauen. Er lässt die Sache Jesus überlassen, wie er sein Wort erfüllt. Es ist kein Trick, denn Jesus macht sein Wort nicht nur wahr, sondern er will uns zum Glauben erziehen, der nicht auf das Sichtbare schaut.
Der Sprung zum Sehen des Unsichtbaren ist hier ein ganz großer. Der königliche Beamte hatte vorher Angst, zitterte, rief und schrie, er bebte. Jetzt aber ist er auf einmal von großem Frieden erfüllt.
Der Glaube als Sieg über die Welt
In unserem Gesangbuch fehlt jetzt das schöne Lied, das Zinzendorf im alten Gesangbuch hatte. Ein wunderbares Lied über den Glauben, wie man ihn sonst kaum noch so ausdrückt – so, wie es nur ein Dichter kann.
Der Glaube durchdringt Stahl und Stein und vermag die Allmacht zu erfassen. Dort heißt es: Wenn jemand nichts anderes als Glauben hat, kann er alles schaffen. Er betrachtet die Kräfte der Erde als ganz geringe Dinge. Er greift durch den Glauben hindurch und ist im ewigen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, der heute die Welt regiert und sein Reich aufbaut.
Der Glaube schenkt Geborgenheit; er ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Deshalb ist es richtig: Ohne Glauben kann man Gott nicht gefallen, und ohne Glauben kann man die Welt nicht überwinden.
Ich sage es noch einmal: Das können Sie nicht machen. Das können Sie sich nicht vorsagen, und das kann man sich nicht einreden. Ich bin immer wieder sprachlos, wenn ich das höre – wenn plötzlich Menschen in großem Leid und in großem Schmerz von einem tiefen Frieden erfüllt sind und sagen: Ich bin geborgen.
Wissen Sie, dass Gottes Geist bei Ihnen das festmachen will, den Glauben, der nicht schaut...
Schlussappell zum Glauben und Vertrauen
Vor ein paar Tagen kam die Nachricht, dass Deutschland endlich wieder einen Nobelpreisträger hat. Das ist gut, besonders seitdem unsere Fußballmannschaft keine Ehre mehr macht. So kann man wenigstens wieder stolz sein, Deutscher zu sein. Und dass er in Stuttgart an der Universität natürlich wohl das Entscheidende gelernt hat.
Wenn ich aber höre, was dieser gute Mann alles entdeckt hat – vom anormalen Quanten-Hall-Effekt mit Fermionen und Bosonen – verstehe ich das nicht ganz. Ich bin aber froh, dass das Wichtigste in der Welt jedes Kind fassen und glauben kann: Vater, ich vertraue dir, dein Wort ist wahr und trügt nicht.
Aber Herr, mich zieht es so nach unten. Mein ganzes Wesen will am Sichtbaren bleiben. Ja, da möchte ich mich bekehren im tiefsten Grund meines Lebens. Und ich möchte Sie aufrufen, Gottes Wort ganz und fest zu glauben und zu vertrauen. Er, der das gute Werk bei Ihnen angefangen hat, möchte es auch vollenden.
Dann wünsche ich Ihnen noch, dass das passiert, was bei dem königlichen Beamten geschah. Es war ein ansteckender Glaube. Heute stellt sich die Frage, wie wir unseren Glauben vermitteln können.
Ja, was Herrliches! Wenn es von uns so weiterklingt, dass andere mitgerissen werden, dann ist es doch völlig klar: Ich darf dem lebendigen Gott mit meinem ganzen Leben vertrauen und bei ihm geborgen sein.
Es ist gut, wenn der Herr uns erschüttert. Ich sage es mit Zittern: Es ist gut, wenn der Herr uns auch in Nöte führt, weil er unseren Glauben festigen will und uns den Frieden gibt, der höher ist als alle Vernunft. Amen.
Gemeinsames Gebet und Abschluss
Und dann singen wir 625, 625: Herr, weil mich festhält deine starke Hand!
Wir wollen beten, wir wollen glauben: Herr, hilf unserem Unglauben! Es tut uns leid, wo wir dir widersprechen, obwohl du dich in deiner unendlichen Liebe offenbart hast.
Danke, dass wir dein Kreuz haben als ein Pfand, als ein Pfand deiner Liebe – auch wenn wir an Gräbern stehen und vor uns nur das Dunkel sehen. Du bist für uns; wer kann jetzt noch gegen uns sein?
Wir wollen deinem Wort immer nur glauben und nicht mehr auf die andere Seite blicken. Stattdessen wollen wir still dir vertrauen und dir danken, dass du dein Wort wahr machst.
Wir dürfen Wunder erleben über Wunder. Aber auch dort, wo du uns die Wunder vorenthältst, hast du Gedanken der Liebe und der Güte mit uns. Du führst alles herrlich hinaus, mehr als wir bitten und verstehen.
Ich möchte dich jetzt auch für alle Angefochtenen bitten, für alle Kranken und alle Leidenden. Ebenso dürfen wir alle Nöte, die uns bekümmern, bei dir niederlegen, weil du der Heiland sein willst, der Retter bist und bei dir nichts unmöglich ist.
Wir wollen Großes mit dir erleben und auch in den kommenden Tagen deine Wunder erfahren. Aber das Größte ist, dass du uns nie loslässt, sondern immer segnest und den Weg bereitest.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.
Nehmen Sie noch einmal Platz!
Organisatorisches und Gemeindemitteilungen
Den blauen Zettel habe ich Ihnen vorher schon ans Herz gelegt. Den brauchen Sie jetzt zusammen mit unseren Übersichten.
Wenn ich jetzt sage: „Ich bringe Sie durcheinander“, dann deshalb, weil am nächsten Sonntag keine Zeitumstellung ist. Achten Sie darauf, nicht eine Stunde zu früh zu kommen. Also sind alle schon zur gewohnten Zeit da. Auf dem Zettel finden Sie alle wichtigen Informationen.
Bis nächsten Sonntag gibt es noch ein kurzes Wort zum Prediger: Dan Peter ist ein großer Sohn unserer Gemeinde, Landessynodaler, Schriftleiter der Zeitschrift „Lebendige Gemeinde“ und Pfarrer in Gommeringen bei Tübingen. Wir freuen uns, dass er einmal wieder hier in unserer Gemeinde predigt.
Nehmen Sie also die Notizzettel mit. Im Anschluss an den Gottesdienst findet das Treffen für Hauskreismitarbeiter im großen Saal des Gemeindehauses statt.
Das Opfer ist heute von der Kirchenleitung für die Diakonie bestimmt.
Getauft werden um 11:45 Uhr im Taufgottesdienst Olivia, Antonia, Bob, Silvia, Silvio und Roman. Bob wohnt im unteren Kienle 13, Jakob Englert in der Immenhoferstraße 5 und Felix Frank in der Stitzenburgstraße 15. Um 14:30 Uhr wird Patrick Höhne aus Vehingen getauft.
Wir nehmen Anteil am Trauerfall. Dazu erheben wir uns: Bestattet wurde am Freitag in Ahern Schillingstadt Lina Wörnerch im Alter von 88 Jahren. Sie ist die Mutter von Frau Trautmann und war bis zu ihrem Tod hier in unserer Gemeinde im Braunweg 8.
Die Familie Trautmann ist heute auch noch in Ahern Schillingstadt. Wir denken an solche treuen Christen in unserer Mitte und nehmen Anteil an der Trauer.
Es ist etwas Großes, wenn Christen heimgehen. Christus spricht: „Meine Schafe hören meine Stimme, ich kenne sie. Sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen.“
Jesus ist mit ihnen, und sie dürfen im Glauben an ihn fest sein. Sein Wort hören und fröhlich ihren Weg gehen – vom Glauben zum Schauen.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden. Amen.
Jetzt haben wir kein Nachspiel. Umso netter ist es, wenn Sie noch ein paar neue Freunde grüßen, die Sie noch nicht kennen, und noch ein paar liebe Worte in Ihrer Nähe sagen.