Und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels. Der Heilige Geist war auf ihm, und er hatte durch den Heiligen Geist die Zusage empfangen, dass er den Tod nicht sehen werde, bevor er den Gesalbten des Herrn gesehen habe.
Auf Antrieb des Geistes kam er in den Tempel. Als die Eltern das Kind Jesus hineinbrachten, um für ihn zu tun, was der Gebrauch des Gesetzes verlangte, nahm er das Kind auf seine Arme, lobte Gott und sprach:
„Nun, Herr, entlässt du deinen Knecht in Frieden nach deinem Wort, denn meine Augen haben dein Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast. Ein Licht zur Offenbarung für die Heiden und zur Verherrlichung deines Volkes Israel.“
Die lange Erwartung Simeons
Wir werden diese Geschichte, diese paar Verse, kurz betrachten. Um uns allen ein bisschen zu helfen, zu merken, was ich sagen werde, habe ich drei Bewegungen mitgebracht. Also erst mal lang, dann tief, und groß. Lang, tief, groß. Ihr müsst gut zuhören, um zu verstehen, worauf das hinweist.
Das Erste ist ganz einfach, weil es gleich kommt: Simeon hat lang gewartet. Das sehen wir gleich am Anfang dieser Stelle. Viele von euch haben sehnlich auf heute gewartet. Gleich gibt es ja Bescherung, und viele haben in den letzten Wochen und Monaten eure Wünsche geäußert. Heute ist das lange Warten endlich vorbei.
Ich glaube, die meisten von euch Kindern würden es richtig blöd finden, wenn eure Papas oder Mamas später zu euch kämen und sagten: „Heute gibt es keine Bescherung, ihr müsst bis morgen warten.“ Tatsächlich gibt es in vielen Ländern, in den meisten Ländern sogar, Bescherung erst am 25.12. Deutschland ist eine Ausnahme. Also Gott sei Dank, dass wir in Deutschland leben.
Das Warten macht ja nicht immer Spaß, oder? Das kannte Simeon auch. Simeon war ein gerechter, gottesfürchtiger Mann. Es steht gleich am Anfang unserer Stelle. Das bedeutet, dass er Gott liebte. Weiter steht dort auch, dass er sehnlichst auf den Trost Israels wartete.
Es war so, dass Israel zu jener Zeit sehr viele Probleme hatte. Erstens waren sie unter einer fremden Macht. Sie wurden von Menschen beherrscht, die sie nicht immer respektierten oder gut behandelten. Israel hatte auch in den Jahrhunderten davor sehr schwierige Zeiten erlebt. Ihr Land wurde von Fremden überrumpelt, und sie wurden ständig verfolgt.
Das war nur das kleinere Problem, denn das größere Problem war, dass sie auch Gottes Gericht erfahren hatten, weil sie Gott ungehorsam waren. In den 400 Jahren vor dieser Begebenheit hatten sie kein einziges Wort von Gott gehört. Es war für Israel eine sehr dunkle, sehr traurige Zeit.
Ich kann mir vorstellen, dass viele gedacht haben: „Gott liebt uns nicht mehr“ oder „Gott hat uns jetzt für immer verlassen.“ Aber Simeon dachte nicht so. Simeon hörte auf Gott und auf sein Wort. Er glaubte an die Versprechen, die Gott durch seine Propheten im Alten Testament gegeben hatte. Davon haben wir gerade eben in Zephanja gelesen.
Eines dieser Versprechen war, dass Gott seinem Volk diesen wunderbaren Retter schicken wird – einen Retter, der Israel trösten soll. Simeon und viele in Israel waren traurig über die dunklen Zeiten, in denen Israel für Jahrhunderte feststeckte. Aber Simeon hatte auch Hoffnung, dass Gott seinen Retter, einen Tröster, schicken wird.
Für lange Zeit dachte Simeon bei sich: „Wann soll das passieren? Ist das bald? Wird es noch lange dauern? Wird es vielleicht erst nach meinem Tod passieren?“ Eines Tages durfte Simeon wissen, dass die Ankunft des Retters noch in seinem Leben stattfinden wird.
Der Heilige Geist sprach zu ihm und sagte: „Noch in deinem Leben.“ Wie großartig war diese Zusage für Simeon! Er wird den Messias noch mit seinen eigenen Augen sehen. Und weil er daran glaubte, wartete er sehnsüchtig darauf – genauso wie viele von euch heute auf Geschenke gewartet haben.
Hoffnung und Geduld in dunklen Zeiten
Vielleicht geht es vielen von uns ähnlich wie Simeon und dem Volk Israel damals. Oft leben wir in dunklen Zeiten und brauchen Trost, weil die Dinge nicht so sind, wie sie sein sollten. Wir erleben unsichere Zeiten um uns herum. Oft wühlen Zweifel, Verzweiflung, Schmerz, Sorgen und Ängste in uns auf.
Vielleicht hast du das schon einmal erlebt, vielleicht erlebst du es gerade jetzt, und vielleicht wirst du es auch noch erleben. Simeons Leben zeigt uns, dass es manchmal in dunklen Zeiten nötig ist, zu warten – und ja, manchmal auch lange zu warten.
Aber wie Simeon haben wir auch Gottes wunderbare Versprechen und Zusagen, dass er sich um uns kümmert und kümmern wird. Er wird uns Trost schicken, spätestens wenn Jesus Christus zum zweiten Mal zurückkommt und wir mit ihm für immer leben werden.
Genauso wie Gott damals sein Versprechen an Simeon und an das Volk Israel gehalten hat, dürfen wir wissen, dass er auch heute sein Versprechen hält. Es ist wichtig, während wir warten, auf sein Versprechen zu glauben und daran festzuhalten, so wie Simeon es getan hat. Das hilft uns, in unsicheren und schwierigen Zeiten durchzuhalten.
Wenn wir an die Versprechen Gottes glauben, sind wir mit Vorfreude erfüllt – genauso wie viele von euch mit Vorfreude auf Heiligabend warten. Simeon hat gewartet und gewartet. Der Text sagt uns nicht, wie lange, aber es lässt durchklingen, dass es schon eine ganze Weile war.
Eines Tages war sein langes Warten endlich vorbei. An diesem Tag ist Simeon aufgewacht und hatte ein sehr merkwürdiges Gefühl. Er spürte, dass er irgendwie zum Tempel gehen sollte. Der Heilige Geist bewegte ihn dazu.
So kam er zum Tempel, und in diesem Moment waren Josef, Maria und das kleine Jesus ebenfalls dort. Sofort wusste er: Er ist da. Der Trost Israels ist da, auf den ich so lange gewartet habe.
Die Begegnung mit dem Trost Israels
Und Simeon nahm das Kind sofort in seine Arme, und sein Herz wurde von großer Freude erfüllt. Da er ein alter Mann war, glaube ich nicht, dass er anfing zu springen. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass er innerlich jubelte wie ein kleines Kind beim Öffnen eines Geschenks.
Er begann sofort, Gott zu loben, wie in Vers 28 steht. Beim Halten dieses kleinen, besonderen Kindes empfand er ein tiefes Glück. Seine Freude war wirklich sehr tief. Doch dann sagt er etwas Merkwürdiges. Schaut mal in Vers 29 nach, wenn ihr eure Bibel aufgeschlagen habt. Dort sagt er, dass er nun bereit sei, in Frieden zu sterben.
Was bedeutet das? Simeon sagt das nicht, weil er lebensmüde oder deprimiert ist. Es ist nicht aus Verzweiflung, sondern im Gegenteil: Diese Aussage drückt sein tiefes, tiefes Glück aus.
Wie können wir das verstehen? Es ist ein bisschen so, als hättet ihr ein großes Fest vor euch, an dem ihr viel esst. Irgendwann seid ihr so satt und zufrieden mit dem leckeren Essen, dass ihr euch aufs Sofa setzt, zurücklehnt und sagt: „Ach, das war so lecker, ich brauche jetzt nichts mehr. Jetzt möchte ich einfach nur schlafen.“
Das macht ihr nicht, weil ihr plötzlich müde oder gelangweilt seid, sondern weil ihr tief zufrieden seid – zumindest was den Magen betrifft. Simeons Augen haben Jesus gesehen, und er ist tief zufrieden. Er braucht nichts mehr.
Und wisst ihr, das ist nicht nur ein Gefühl, das nur kurz anhält. Wenn wir viel essen und satt sind, hält das nur ein paar Stunden an, bis wir wieder Hunger bekommen. Und so ist es auch mit Geschenken, die wir bekommen. Ich erinnere mich, als ich jung war und mir sehnlichst eine Spielkonsole, eine PS2, wünschte. Heute gibt es PS5, aber damals war es noch die PS2. Ich bekam eine und spielte viel damit, aber bald verlor ich das Interesse. Das kennt ihr wahrscheinlich auch als Kinder.
Und das hört nicht auf, wenn man erwachsen ist. Handys sind ein Beispiel: Wenn ein neues Modell erscheint, stürzen alle in den Apple Store oder woanders hin. Aber bald ist das Modell alt, und man will das nächste neue Gerät. So ist es mit allem in unserem Leben: Irgendwann wird alles langweilig und uninteressant. Viele verbringen ihr Leben damit, von einem Ding zum nächsten zu wechseln.
Aber hier sehen wir an Simeons Reaktion, dass es tatsächlich etwas gibt – beziehungsweise jemanden –, der so ein tiefes Glück schenkt, dass man nichts mehr braucht oder will. Simeon weiß, dass er das Ziel seines Lebens erreicht hat. Das Beste, was ihm widerfahren kann, ist ihm jetzt begegnet.
Und für Simeon endet es nicht hier. Weil Gott sein Versprechen gehalten hat und Christus gesandt hat, konnte er sich nun auch auf eine Ewigkeit bei Gott freuen, auch über den Tod hinaus. Wir werden gleich sehen, warum. Für Simeon gab es nichts mehr, was er sich wünschte. Das war das Absolute, das Beste, was er jetzt vor sich hatte.
Bevor ihr euch heute Abend mit geliebten Menschen trefft, eure Geschenke öffnet oder in das leckere Weihnachtsessen beißt, nehmt euch einen Moment, um über Folgendes nachzudenken: Das tolle Essen wird euch für ein paar Stunden Freude bringen, die Geschenke vielleicht für einige Wochen oder Monate, und die Menschen, die ihr liebt, werden noch ein paar Jahre bei euch sein.
Aber es gibt etwas, das noch besser und dauerhafter ist – etwas, das am meisten und für ewig Freude bringt. Nehmt euch heute einen Moment, um über das Kind Jesus nachzudenken. Wenn ihr, wie Simeon, versteht, wer dieses Kind ist, werdet ihr ein tiefes Glück und eine tiefe Zufriedenheit empfinden.
Im Vergleich dazu wird euch nichts anderes in eurem Leben so wertvoll sein. Dieses Glück wird nicht nur ein paar Stunden, Wochen, Monate oder Jahre dauern, sondern in diesem Leben und darüber hinaus.
Das grosse Geschenk für alle Völker
Und was macht dieses Kind so großartig? Was macht es zu einem so großen Geschenk?
Hier kommen wir zum letzten Punkt: Großes Geschenk, großes Geschenk! In den letzten Versen wird uns klar, warum Simeon eine so tiefe Zufriedenheit wegen dieses Babys empfindet. In diesem Baby sieht er das Heil, die Errettung Gottes. Dieses Baby ist das Heil für die Welt.
Ich habe vorher gesagt, dass das Volk Israel in wirklich dunklen Zeiten lebte. Es wurde fremd beherrscht und unterdrückt. Noch schlimmer: Es stand unter Gottes Gericht wegen seiner Sünden und seines Ungehorsams. Israel brauchte dringend Errettung. Simeon wusste das, und jetzt ist diese Errettung da. Dieses kleine Kind wird Gottes Errettung bringen.
Das ist es, was der Name Jesu bedeutet: Gott rettet. Und nicht nur für das Volk Israel bringt dieses Kind Heil, sondern für alle Völker. Das steht auch in Vers 31: „Er ist Gottes Heil für alle Nationen.“ Denn die ganze Welt leidet unter dem gleichen Problem.
Wir alle leben in einer gefallenen, sündhaften Welt – sowohl als Opfer als auch als Täter. Wir erleben oft Menschen, die uns schlecht behandeln, die uns anlügen oder verraten. Wir geraten in Situationen, die unangenehm sind, und erleben Umstände, die uns traurig oder ängstlich machen.
Aber auch wir tragen dazu bei. Wir sind oft unfreundlich zu anderen Menschen. Wir behandeln andere schlecht, lügen sie an, machen uns über sie lustig oder bringen sie zum Weinen. Menschen versündigen sich gegen uns, und wir versündigen uns gegen andere.
Das passiert, weil wir auf Gott nicht hören. Wir lieben ihn nicht und hören nicht auf das, was er sagt – von Natur aus. Deshalb stehen wir unter Gottes Gericht und müssen uns vor ihm fürchten. Aber wegen dieses Kindes haben wir die Möglichkeit, von Gottes Strafe gerettet zu werden.
Gott schenkt uns in diesem Kind Vergebung und Errettung. Deswegen ist Simeon so glücklich. Er sieht jetzt denjenigen, durch den Gott ihn, sein Volk und alle Völker der Erde retten will.
Für die Nationen wird dieses Kind ein Licht sein. Er wird sie aus der Dunkelheit holen und ihre Finsternis wegnehmen. Für Israel ist er ihre Herrlichkeit. Das bedeutet, dass sich das Volk Israel am meisten über ihn freuen soll.
Das Volk Israel war oft stolz auf verschiedene Dinge, die es besonders machten. Sie waren stolz darauf, Kinder Abrahams zu sein, besondere Gesetze zu haben und einen großen, wunderschönen Tempel zu besitzen. Das machte das Volk Israel stolz.
Aber mit der Ankunft Jesu sagt jetzt Simeon: Das ist unser Stolz, das ist es, was uns Ehre macht. Diese Ehre ragt über all diese Dinge hinaus. Das größte Geschenk Israels ist dieses Kind.
Am Anfang haben wir das Bild von Rembrandt gesehen. Schauen wir es uns kurz noch einmal an. Dieses Bild bringt genau das zum Ausdruck: Licht für die Nationen. Wenn wir dieses Bild betrachten, sehen wir, dass drumherum alles dunkel ist. Das Licht kommt von Jesus.
Was dieses Bild außerdem wunderbar zeigt, ist das, worauf das Volk Israel stolz war: der Tempel. Er ist im Hintergrund und dunkel. Der Hohepriester ist nicht mehr im Zentrum des Bildes. Was im Zentrum steht, ist jetzt plötzlich dieses Baby.
Abschluss und Gebet
Abschließend ist meine Frage: Freust du dich mit Simeon? Freust du dich am meisten über dieses Kind?
Lass uns beten.
Vater, wir danken dir so sehr für dieses Kind Jesus, das du in die Welt geschickt hast. Dieses Kind ist Mensch geworden, hat ein wunderbares, perfektes Leben gelebt und ist am Kreuz für unsere Sünden gestorben.
Wir danken dir, dass er gekommen ist, um uns zu retten und unser Heil zu sein.
Herr, ich bete, dass du uns hilfst, heute und in den kommenden Tagen besonders darüber nachzudenken. Herr, lass unser Herz am meisten über dich und deinen Heiland freuen. Bitte hilf uns dazu.
In Jesu Namen, Amen.