Begrüßung und Eröffnung mit Gottes Zusage
Es ist immer schön, wenn wir einander etwas zusprechen können – und das dann auch noch im Namen Gottes.
Ich möchte Sie heute Morgen mit der Zusage Gottes grüßen: Fürchte dich nicht, ich bin mit dir. Weiche nicht, ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.
Wir wollen miteinander ein Lied singen, das sich an der Nähe Gottes und seiner Macht freut – das Lied von Johann Albrecht Bengel, Nummer 544. Wir singen alle vier Verse.
Nun wollen wir beten: Lieber treuer Herr, wir danken dir für deinen Zuspruch, für deine Ermutigung, für dein Wort und dafür, dass wir dich heute Morgen finden dürfen. Wenn wir zu dir kommen, bringen wir die Not der vergangenen Tage mit. Wir sind noch in der Unruhe, können unsere Gedanken nicht sammeln und bringen auch vieles mit, was falsch war vor dir.
Es tut uns leid, Herr, dass wir immer wieder dein Wort übertreten und deinen Weisungen nicht gehorsam sind. Aber wir bitten dich, dass du heute ganz neu unseren Glauben stärkst, dass du uns aufrichtest und so mutig machst, dass wir in dieser Welt dienstbar für dich sein können. Dass wir etwas wirken können zu deinem Lob und zu deiner Ehre.
Jetzt öffne unsere Ohren, damit wir dein Wort richtig verstehen. Öffne unsere Herzen, damit wir es umsetzen können in den Gehorsam der Tat. In der Stille dürfen wir dir all das bringen, was uns bedrückt.
Wir beten in der Stille.
Welche auf dich sehen, die werden erquickt, und ihr Angesicht wird nicht zu scheinen. Amen!
Lobpreis und Einführung in die Predigt
Freuen wir uns, dass der Jugendchor heute da ist und nun singt. Wir wollen heute ein neues Lied singen. Nicht, weil wir als Chor immer wieder etwas Neues bringen müssen, sondern weil das neue Lied das Lied der Erlösten des Herrn ist.
Gott sorgt für uns, er spricht mit uns und möchte in uns leben. Das ist ein Wunder. Deshalb wollen wir ein neues Lied singen.
Wir lesen jetzt aus dem Zweiten Korintherbrief, aus dem ersten Kapitel, von Vers drei bis Vers elf (2. Korinther 1,3-11). Das, was der Chor gerade gesungen hat, handelt vom Lobpreis Gottes. Vielleicht passt das gerade nicht so gut zu ihrer Stimmung. Umso mehr passt dieses Wort jetzt besonders gut.
Denn das Ärgerlichste in unserem Leben sind die Bedrängnisse. Hier sagt Paulus: „Ich lobe und preise Gott über meinen Bedrängnissen oder über meiner Trübsal.“
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal. Damit können wir auch die trösten, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden.
Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. Haben wir aber Trübsal – da meint er Bedrängnis –, so geschieht es euch zu Trost und Heil. Haben wir getrost, so geschieht es zu eurem Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden.
Unsere Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen, wie ihr an den Leiden teilhabt. So werdet ihr auch am Trost teilhaben.
Wir wollen euch, liebe Brüder, nicht verschweigen, welche Bedrängnis uns in der Provinz Asien widerfahren ist. Wir waren über die Maßen beschwert und über unsere Kraft, so dass wir am Leben verzagten und es bei uns selbst für beschlossen hielten, wir müssten sterben.
Das geschah aber, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzen, sondern auf Gott, der die Toten aufweckt. Er hat uns aus solcher Todesnot errettet und wird uns weiter erretten.
Auf ihn hoffen wir, dass er uns auch hinfort erretten wird. Dazu helft auch ihr durch eure Fürbitte für uns, damit unsredwegen für die Gabe, die uns gegeben ist, durch viele Personen viel Dank dargebracht werde.
Wir sind auf vielem zum Ziel, um Glauben, Offenheit, Liebe und Gottes Reich, das Gebot.
Lied und Einführung in die Wüstenwanderung
Dann singen wir miteinander das Lied „Was Gott tut, das ist wohlgetan“, Nr. 299, die Verse 1 bis 4.
Das Lied entstand, als der Kantor Severus Castorius todkrank war. Sein Freund Samuel Rodigast brachte ihm keine Pralinenschachtel mit, sondern dichtete ihm ein Lied. Dieses Lied ist es. Der todkranke Kantor entschied bestimmt, dass es bei seiner Beerdigung gesungen werden sollte. Doch durch Gottes Güte wurde er noch einmal ganz gesund und wollte dieses Lied jede Woche einmal singen als die Grundmelodie seines Lebens. Er komponierte die Melodie zu diesem Lied.
Wir wollen das Lied gemeinsam singen, die Verse 1 bis 4 von Nr. 299.
Heute haben wir unseren Predigttext aus 2. Mose 15. In diesen Sonntagen beschäftigen wir uns mit der Wüstenwanderung des Volkes Israel. Beim letzten Mal predigten wir über das Wunder, wie Gott dem Volk Israel verschaffte, dass sie trockenen Fußes durchs Meer ziehen konnten.
Nun lesen wir 2. Mose 15, Vers 22 bis 27:
Mose ließ Israel vom Schilfmeer hinausziehen in die Wüste Schur. Sie wanderten drei Tage in der Wüste und fanden kein Wasser. Dann kamen sie nach Mara, doch sie konnten das Wasser von Mara nicht trinken, denn es war sehr bitter. Deshalb nannte man den Ort Mara.
Das Volk murrte gegen Mose und sprach: „Was sollen wir trinken?“ Mose schrie zum Herrn, und der Herr zeigte ihm ein Holz. Mose warf das Holz ins Wasser, und das Wasser wurde süß.
Dort gab Gott ihnen Gesetz und Recht, versuchte sie und sprach: „Wirst du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorchen, tun, was recht ist vor ihm, auf seine Gebote achten und alle seine Gesetze halten, so will ich dir keine der Krankheiten auferlegen, die ich den Ägyptern auferlegt habe; denn ich bin der Herr, dein Arzt.“
Dann kamen sie nach Elim. Dort waren zwölf Wasserquellen und siebzig Palmenbäume, und sie lagerten sich am Wasser.
Zweifel und Anfechtung im Glauben
Ich muss immer wieder sagen, dass ich es gut verstehen kann, wenn Menschen die Faust gegen Gott ballen und fragen: Wie kann Gott das zulassen? Sie sind empört und aufgewühlt über das, was in der Bibel erzählt wird. Es ist so ungeheuerlich, dass ich gar nicht erst die vielen aufgeregten Tagesereignisse brauche, die wir in den Nachrichten erfahren und die unseren Glauben oft herausfordern.
Wie kann Gott so etwas zulassen, wie das Volk Israel, das von einer Not zur anderen wandert? Es ist gut, dass das in der Bibel steht. Ich habe auch darüber nachgedacht, ob es überhaupt fair ist, so ein Thema heute zur Grundlage der Predigt zu machen. Sie erwarten doch etwas ganz anderes. Sie erwarten heute Ermutigung, Zuspruch. Sie haben es wirklich nicht leicht.
Es gibt so viele Lieblingsworte in der Bibel, Kernworte, über die man predigen könnte – Worte, die aufbauen und trösten. Aber wir haben uns nun einmal die Wüstenwanderung des Volkes Israel vorgenommen. Wenn das in der Bibel steht, dass Gott seine Gemeinde so führt, dann müssen wir uns damit beschäftigen.
Sicher, wir wissen ja immer, dass es in dieser Welt Leid und Tränen gibt. Aber geht uns das auch unmittelbar etwas an? Wir müssen bedenken, dass wir zu jenem kleinen Teil der Menschheit gehören, der ganz außergewöhnlich von Gott versorgt und überschüttet ist mit Gutem. Wir haben einen sozialen Besitzstand wie kein anderes Volk auf Erden. Wir haben Versorgung und äußeren Frieden – und das schon seit Jahrzehnten.
Das ist äußerst ungewöhnlich, auch für die Führung Gottes. Gott mutet seinem Volk oft sehr viel Schweres zu. Ich bin überzeugt, dass genau das, was hier steht, für viele eine grausame Wirklichkeit ist. Sie sagen vielleicht: Ach, das andere ist doch nur äußerlich.
Doch hinter unserem Wohlstand, hinter unserem Lebensglück, hinter all dem, was man auf den ersten Blick sieht – dass wir Geld haben, satt sind und uns ernähren können – da liegt die Not. Sie schreit geradezu gen Himmel.
Darum wollen wir uns damit auseinandersetzen: Wie kann Gott seine Leute bloß so schwere Wege führen? Wie kann Gott das zulassen? Es ist ja derselbe Gott, der seinen eigenen Sohn in die dunkle Nacht von Golgatha führt und der seine Gemeinde oft auf unbegreiflich schwere Wege führt.
Erster Punkt: Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit
Ich habe den Text überarbeitet, um die Lesbarkeit zu verbessern, Satzzeichen zu korrigieren, lange Sätze aufzuteilen und Absätze hinzuzufügen. Die Bibelstellen wurden im gewünschten Format angepasst.
Es sieht alles verzweifelt und hoffnungslos aus.
Letzten Sonntag noch waren wir erfüllt von dem Wunder Gottes, wie Gott seinem Volk den Weg durch das Meer bahnt. Plötzlich stehen die Naturgewalten Spalier. Erinnern Sie sich noch, dass ich sagte, es ist für Gott ein Leichtes, mit unbegreiflichen Wundern vor uns den Weg freizumachen und uns seine Hilfe und Liebe zu zeigen?
Es war ja ein schlimmes Wechselbad für diese Leute. Sie hatten noch die Lieder auf den Lippen, sie sangen noch. Miriam hatte noch die Pauken und schlug begeistert darauf ein. „Wir haben einen wunderbaren Gott, der Wunder tut in Fülle. Er hat eine herrliche Tat getan. Der Herr ist meine Stärke und mein Lobgesang.“
Dann führte Mose sie in die Wüste Schur. Die Israeliten erlebten das ganz anders als heutige Touristen, die in der Wüste mit genügend Wasser und Proviant unterwegs sind. Vielleicht denken Sie, so wie ich manchmal, dass es eben Leute gibt, die ein bisschen depressiver veranlagt sind, die mehr jammern und klagen. Aber so war es bei den Israeliten nicht.
Sie gingen zuerst ganz zuversichtlich auf diese Wüstenstrecke los und sagten: „Das müssen wir jetzt eben auch irgendwie bewältigen, und Gott wird mit uns sein.“ Doch je länger sie gingen, desto mehr sank ihr Glaube ab und verschwand.
„Erzählen Sie mir keine Märchen von unserem starken Glauben“, sagten sie sich. „Der zerbricht doch, er verlischt wie eine kleine zitternde Flamme und hält gar nicht lange.“ Wenn es dann so weit kommt, dass wir nichts mehr von der Nähe Gottes spüren, verzagen wir. Dann schreien wir auch mit.
Und nicht, dass Sie meinen, das seien nur seelische Tiefen. Obwohl diese oft fast noch schlimmer sind als körperliche Leiden, ging bei den Israeliten das eine ins andere über: Wenn man nicht mehr schlucken kann, der Hals trocken wird und die Zunge anschwillt, dann ist das eine große Belastung.
Wenn man dann die Kinder neben sich hat, die immer wieder fragen: „Papa, wann gibt es endlich etwas zu trinken?“, dreht es einem das Herz um. Es ist nicht nur die eigene Anfechtung im Glauben, sondern man kann die anderen nicht mehr trösten und aufrichten.
Warum führt Gott sein Volk immer wieder so weiter? Das sieht doch fast sadistisch aus. Gerade noch haben sie seine Wundermacht erlebt, und jetzt stehen sie schon wieder vor einer neuen Bewährungsprobe. Und das geht in den Mosebüchern Schritt um Schritt, Tag für Tag, immer weiter.
Aber Sie haben ganz recht: Das möchte Gott absichtlich so. Er will uns etwas Neues zeigen. Etwas, das wir noch nie richtig erkannt oder gesehen haben.
Die Israeliten suchten in diesen schweren Herausforderungen immer wieder nach einer Ersatzlösung. Sie sagten: „Jetzt gehen wir wieder zurück nach Ägypten.“ Das Nilland mit seinen grünen Ufern war ihnen erstrebenswert. Die Kultur und Wissenschaft Ägyptens – dort konnte man leben und satt werden.
Später in den Mosebüchern wird schön beschrieben, was sie an Ägypten lockte. Es war gar nicht viel. So wenig Bedürfnisse kann der Mensch haben. Sie sagten: „Dort gab es wenigstens Zwiebeln, Knoblauch, Kürbisse und Melonen.“
Wissen Sie, wir haben oft gar kein hohes Lebensziel. Wir bitten Gott: „Lieber Gott, gib mir doch wenigstens Arbeit, Gesundheit, Frieden oder die Wohnung, die ich suche.“ Unsere Bedürfnisse sind klein, und wir verstehen nicht, warum Gott sie uns nicht schenkt. Warum führt er uns nicht zurück nach Ägypten?
Weil Gott ihnen etwas anderes erleben lassen will. Darum führt er sie in die Wüste Schur. Mit durstigen Kehlen und ausgetrockneten Körpern sollen sie den Gott entdecken, der die Durstigen sättigt.
Wenn ich Ihnen das heute predige, weiß ich, was ich Ihnen zumute. Wir können es in unserer Zeit kaum noch fassen, wenn wir sagen, Gott möchte uns in den Nöten unseres Lebens selbst den Mangel zudecken. Wir meinen immer wieder, das müssten wir doch mit beiden Händen packen können.
Ich darf Ihnen sagen: Das können Sie mit beiden Händen packen. Sie sagen: „Wir suchen nur noch Dich, den Herrn Jesus Christus, das Angesicht Gottes, das uns vorangeht.“ Auch wenn uns Gott im Leben viel durchgestrichen hat, sagen wir: „Wenn ich nur Dich habe, frage ich nichts nach Himmel und Erde.“
Wir sind alle so satte Wohlstandsbürger geworden und fragen nur noch nach Himmel und Erde. Uns ist wichtig, wie wir satt werden. Doch sie sollen Gott erkennen, seine Gebote und Weisungen sehen und sich ihnen gehorsam verschreiben. Darum führt Gott sie hindurch.
Das ist die größte Freude, wenn man plötzlich entdeckt: Da ist er doch, auch in der Dunkelheit! Das hat sie oft getröstet. „Ob ich schon wanderte durchs finstere Tal, fürchte ich kein Unglück.“ Nicht weil Gott es hell macht, sondern weil er da ist. Und dann habe ich genug an ihm.
Das will Gott auch bei Ihnen: Dass Sie sagen, ich suche nichts mehr, denn ich habe dich gefunden, den lebendigen Gott.
Zweiter Punkt: Bittere Enttäuschungen
Mein zweiter Punkt: Enttäuschungen, die bitter machen.
Drei Tage wandern sie so durch die Wüste. Es war glutheiß, und das Gelände war schwer zu durchqueren. Es war kein Sandweg, sondern es lagen sperrige Felsbrocken, an denen sie sich die Füße wundtraten. Sie laufen weiter und taumeln mehr in der Sonnenhitze. Plötzlich sagt einer: „Schaut mal, was ich sehe!“ Er hält die Hand an die Stirn und ruft: „Wasser, Wasser! Man sieht es, endlich, da kommt eine Oase, jetzt!“
Dann stürzen sie sich auf dieses Wasser. Sie rennen, so schnell sie können, fallen nieder, lachen und jauchzen. Sie schlürfen das Wasser in sich hinein, spucken es aber sofort wieder aus. Es ist ungenießbar, salziges, brackiges Wasser – furchtbar, nicht trinkbar.
Wenn man das erlebt, dann ist das nicht nur bitter, sondern man wird bitter. Viele Menschen sind auch in ihrem Glauben sehr bitter geworden. Sie sagen: „Ich habe so viel mitgemacht. Ich kann nicht mehr lachen, bei mir ist es aus. Meine Erfahrungen sind so schlimm, ich kann mich überhaupt nicht mehr freuen.“
Das Bild vom Trinken wird in der Bibel oft als Symbol für den großen Lebensdurst verwendet. In diesem heißen Land, in dem Israel immer lebt, nimmt man dieses Bild immer wieder als Sinnbild für den Lebenshunger.
Darf ich kurz noch einmal stehen bleiben? Die Bibelworte sprechen ja immer auch bildhaft zu uns, trotz der Tatsächlichkeit der Geschehnisse.
Ich sehe junge Menschen vor mir, die einst fröhlich in ihr Lebensglück ziehen und heiraten. Nach zwei Jahren aber ist es bitteres Wasser. Alles, was sie mit großen Wünschen und den Glückwünschen ihrer Freunde begonnen haben, ist nur bitter. Sie können es nicht trinken.
Ich denke an einen Familienvater, 35 Jahre alt, mit vier netten Kindern. Nun steht die Familie um sein Krankenbett. Er ist krebskrank, und sie nehmen Abschied. So bitter kann das Leben sein, so bitter!
Und Sie könnten jetzt hinzufügen, was Sie durchmachen an Leid, an Tränen, an Unrecht. Vielleicht sind Sie schon von Ihren Eltern ungerecht behandelt worden, Ihre Geschwister wurden bevorzugt, und Sie sind bitter geworden. Sie sagen: „Ich kann es nicht mehr trinken.“
In der Bibel steht auch die schöne Geschichte von Naemi, der Schwiegermutter von Ruth. Sie sagt zu ihren Schwiegertöchtern: „Nennt mich nicht mehr Naemi.“ Die Witwen unter uns wissen, warum. „Nennt mich Mara. Nennt mich Bitterwasser.“ Das wissen die Witwen, wie es ist, wenn man plötzlich nicht mehr die Anerkennung hat und von den anderen nicht mehr richtig wahrgenommen wird, wenn man auf der Seite liegt und vergessen wird. Das ist bitteres Wasser. Man will es trinken, aber man kann es nicht.
In unseren Tagen ist es richtig schön, wie wir uns alle noch einmal einen Ruck geben und sagen: Wir müssen die Welt verändern, wir müssen die Welt richtig schön machen. Selbst durch die Kirchen geht dieser Ruck. Wir sagen: „Wir reden jetzt in der Predigt nicht über Gott und sein Wort, sondern über die Sozialprobleme, über Weltfrieden und wie wir die Welt verändern und neu gestalten wollen.“
Das ist noch einmal so ein Rausch, wo wir sagen: Wir machen die Welt richtig schön bewohnbar. Alle Menschen sollen Gerechtigkeit haben, wie wir die Menschenrechte verwirklichen. Wer gönnt das nicht der Welt? Wir müssen die Ursachen der Armut in der Welt bekämpfen.
Ich arbeite auf dieses Ziel hin, aber nicht einmal symbolisch schaffen wir es. Für die meisten Menschen bleibt das ganze irdische Leben nur ein scheußliches Bitterwasser, das sie nicht trinken können.
Ja, was möchte man dann predigen? Möchte man wirklich predigen, dass Mose ein Stück Holz ins Wasser wirft und das Wasser dadurch süß wird? „Ich lache nicht“, sagen Sie vielleicht. Doch, das möchte ich Ihnen heute predigen.
Was war denn da passiert? Gibt es solche Zauberpartikel, die man nur reinwerfen muss? Wenn Sie ein wenig Ihr Neues Testament kennen, dann wissen Sie: Es geht nicht um ein Holzstückchen oder ein chemisches Mittelchen.
Wenn Sie in das Bitterwasser Ihres Lebens den gekreuzigten Jesus Christus hineinnehmen – manche Ausleger haben gesagt, das ist nicht von ungefähr, dass es das Holz ist, und dann das Kreuzesholz – wenn Sie das Kreuz Jesu nehmen in die Bitterkeit Ihres Lebens und sagen: „Ich weiß, dass Jesus für mich starb und mein schwieriges, notvolles Leben getragen hat. Er gibt mir seinen Frieden, und ich darf unter seinem Schutz leben“, dann wird auf einmal das, was Bitterwasser war, süß und trinkbar.
Wirklich, ja! Wie Paulus sagt: „In dem allem überwinden wir weit.“ Er blieb nicht stehen bei dem vielen Unrecht, das ihm widerfahren ist. „Gott ist für uns, wer kann jetzt noch gegen uns sein?“
Er geht durch die wüsten Strecken seines Lebens. Aber ich weiß, man kann das kaum fassen. Es klingt in der Predigt so kurz und knapp. Ich will versuchen, Ihnen ein Beispiel zu geben und es zu verdeutlichen.
Mir hat jemand, weil er weiß, was ich manchmal liebe, ein Musikbändchen mit amerikanischen geistlichen Liedern geschenkt – Heilslieder. Wie die Amerikaner das so schön machen, das ist ein bisschen schmalzig, und Sie dürfen es gerne auch schnulzig nennen. Aber gerade beim Autofahren ist es das Richtige.
Da ist ein Lied dabei, das viele von Ihnen kennen, und das ich in der Bibelstunde immer sage, dass ich es nicht singen kann: „Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn.“ Mir ist oft gar nicht wohl. Aber vor einiger Zeit habe ich gelesen, wie das Lied entstanden ist.
Es war ein Rechtsanwalt Beffert in Chicago im letzten Jahrhundert. Seine Frau ist mit vier Kindern mit dem Schiff „Wilde Havre“ nach Europa gefahren. Auf dem Atlantik ging dieses Schiff innerhalb einer Stunde unter. Die Mutter wurde gerettet, das einzige Kind wurde aufgefischt. Sie telegrafierte ihrem Mann: „Ich bin der einzige Überlebende der Familie.“
Da hat dieser Rechtsanwalt dieses Lied gedichtet: „Wenn Friede mit Gott meine Seele durchdringt, ob Stürme auch drohen von fern, mein Herz im Glauben doch allezeit singt: Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn.“
Das geht nicht so leicht, dass das Bitterwasser süß wird. Aber ich kann es nur dadurch erreichen, indem ich Christus hineinnehme, der für mich gestorben ist.
Es kann sein, Sie sind jahrelang im Gottesdienst gewesen. Sie kennen alles, was an Karfreitag und an Ostern gepredigt wird. Aber Sie haben es noch nie so vollzogen, dass Sie sagen: „Ich weiß, dass Christus mich trägt, dass er für mich gestorben ist und dass ich einmal seine Herrlichkeit schauen darf.“
Im Lied heißt es weiter: „Von dem Ernst, wenn Satan mir nachstellt und Bange mir macht, so leuchtet dies Wort mir als Stern: Mein Jesus hat alles für mich schon vollbracht. Ich bin rein durch das Blut meines Herrn. Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn.“
Ich darf das immer wieder in meinem Dienst erleben, bei Menschen, die verzweifelt sind, die vielleicht Abschied nehmen müssen von einem lieben Ehegatten in der Todeskrankheit oder Not.
Da hat mir an solchen Tagen ein junger Mann gesagt, dessen Frau totkrank war: „Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben, obwohl ich schon jahrelang und jahrzehntelang Christ bin, richtig sagen können: ‚Dein Wille geschehe.‘ Ich habe gewusst, er liebt mich wirklich, auch wenn alles ganz anders aussieht bei mir.“
Diese Gewissheit habe ich nur dort, wo ich auf die Liebe Gottes sehe und den Frieden, den er mir anbietet.
Auch dieses andere Lied, das wir gesungen haben: „Was Gott tut, das ist wohlgetan. Er wird mich wohl bedenken. Er, als mein Arzt und Wundermann, wird mir nicht Gift einschenken für Arznei. Gott ist getreu, drum will ich auf ihn bauen und seiner Güte trauen.“
Ja, jetzt sind wir dran, ob wir das so verstehen: Warum Gott uns manchmal diese Wege führt, warum er uns nicht nach Ägypten ausweichen lässt und warum aller Trost und alle Freude allein in ihm liegt.
Dritter Punkt: Gottes Begleitung auf dem Weg
Aber jetzt noch ein letzter Punkt: Der Herr geht mit. Die Wüstentour endet nicht einfach so.
Nicht, dass Sie meinen, es gehe nur um Leiden – das ist gar nicht so. Wahrscheinlich sind die meisten von Ihnen heute sehr glücklich. Sie sagen vielleicht: Bei mir ist es eher so, wie es dort heißt, der Herr führt weiter nach Elim. Dort gab es viele Wasserquellen, nämlich zwölf, und siebzig Palmbäume.
Das ist auch bei mir so: Ich genieße, wie Gott mir all das Schöne darreicht. Das ist doch kein Widerspruch dazu, dass wir zu Tisch sitzen und Gott für seine Gaben preisen. Dass wir uns freuen an der Gesundheit und das Leben in seiner Schönheit ausschöpfen.
Wie saßen Sie da und tranken dieses Wasser? Wie freuten Sie sich am Rauschen der Palmen? Und dann haben Sie begriffen, wie Mose Ihnen das erklärte: „Ich bin der Herr, dein Arzt.“ Es ist gut, wenn man Gott als den Arzt hat.
Das spricht nicht gegen die irdischen Ärzte – die brauchen wir auch noch. Aber es ist ja so schön, dass hinter den irdischen Ärzten der himmlische Arzt steht. Er kann oft genug durch diese irdischen Ärzte wirken, wenn wir ihn bitten.
Wir sagen: Herr, wir sind offen für deine Behandlungstherapie. Wir wissen gar nicht, was du jetzt mit uns vorhast. Aber wir sind so froh, dass wir in deiner Fürsorge sind, in deiner Therapie, in deiner Versorgung. Und wir gehen unsere Straße fröhlich.
Es steht ja oft in der Bibel, dass er mir den Tisch deckt im Angesicht meiner Feinde. Ich habe oft darüber nachgedacht, warum denn da noch die Feinde sind. Wir wünschen uns ja immer eine Welt, in der es keine Feinde mehr gibt. Aber wahrscheinlich gibt es kein Leben ohne Anfechtung, und Sie alle erleben das.
Aber der Herr deckt Ihnen den Tisch, lädt Sie ein zur Quelle und sagt: „Wer da dürstet, der komme zu mir und trinke.“ Er will satt machen.
Israel hat das Erste in der Wüste entdeckt: Wir sind so unsagbar reich, wenn wir den Herrn haben, wenn wir ihm mit ganzem Herzen vertrauen. Amen!
Abschluss mit Lied, Gebet und Bekanntmachungen
Und nun singen wir noch von dem Lied 553 die Verse zwei bis fünf.
Beten:
Ja, Herr, wir können nur bewegt danken für so viele Wunderzeichen, die du uns schon geschenkt hast. Über viele Jahre hast du uns treu bewahrt und behütet. Oft haben wir das erst viel, viel später entdeckt, wie du in deiner Größe und Macht um uns warst.
Verzeih uns, Herr, dass wir immer nur deine Geschenke wollten, dass wir immer nur gefragt haben, was du uns lieferst an Gutem. Dein Herz wollten wir nicht, deine Liebe nahmen wir nicht an und vertrauten dir nicht.
Du fragst uns heute, ob wir dich lieb haben. Ach ja, du weißt, wie wir dich suchen – auch über all den Spannungen und Nöten, die vor vielen von uns stehen. Viele denken mit Bangen an die kommende Woche und haben Sorgen und Ängste.
Wir freuen uns, dass du uns nahe bist mit deiner Liebe und dass uns nichts von deiner Liebe trennen kann. Wir freuen uns, dass wir dein Wort haben, wo uns immer und immer wieder zugesagt wird, dass das gültig ist in deinem Kreuzestod. Dass nichts, auch nichts Schweres und kein Leid, uns von dir trennen kann.
Herr, gib uns diesen Glaubensblick, damit wir jetzt auch über all die Berge, die in unserem Weg oft so unheilvoll drohen, hinwegsehen können. Auch über das Grauen des Todes, über die Schrecken der Krankheit und über manche Menschen, die uns Not und Schmerzen bereiten.
Wir wollen vertrauen, dass du uns führst und dass wir an deiner Hand wunderbar wandern.
Da dürfen wir dir heute auch danken für all die Gaben, die du schenkst, für die Erquickungen, die du bereit hast, für all das Schöne auch in der Welt, die uns umgibt. Auch für die Liebe, die uns umfängt in Menschen, die uns begegnen.
Vielen Dank, lieber Herr, dass alles aus deiner guten Hand kommt.
Wir bitten jetzt auch für Menschen, die leiden, ganz besonders für die Not in Jugoslawien, in diesem schrecklichen Bürgerkrieg. Erbarm dich der Menschen, schenk du Lösungen. Wir haben unverdient Frieden in unserem Land. Du kannst diesen Menschen beistehen und dort auch durch die Not Menschen dich erkennen lassen.
Wir wollen auch für all die anderen Konfliktherde und Nöte dieser Welt bitten. Sei du bei deiner Gemeinde dort und gib doch, dass dort auch Menschen dein ewiges Evangelium verstehen und begreifen, dass du in einer unheilvollen, wüsten Welt Frieden machst – durch dein herrliches Evangelium.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Nehmen Sie noch einmal einen Augenblick Platz. Die, die neu sind, sollten den Notizzettel nachher mitnehmen. Das ist jetzt der rote Zettel, auf dem alle wichtigen Bekanntmachungen stehen. So sind Sie orientiert und informiert.
Wir haben am kommenden Dienstag zwei kleine Veränderungen, die so nicht richtig erkennbar sind. Mittags haben wir die Bibelstunde um 14.30 Uhr. Abends aber, am kommenden Dienstag, ist statt des Bibeltrainings der Jugend für Christus Chor da – mit 15 Sängern und einem Künstler, der einige geistliche Aussagen in einer Pandemie mitdarstellt.
Leider ist im Notizzettel vergessen worden, dass an diesem Abend, der von den Hauskreisen der jungen Erwachsenen getragen wird, um 19 Uhr ein Eintritt von sechs Mark nötig ist. Das ist anstelle der Bibelstunde. Ich möchte nur nicht, dass sich jemand ärgert. Hoffentlich haben das alle noch erfahren, denn wir wollen das immer richtig bekannt geben, damit keine Enttäuschung entsteht.
Abends also statt des Bibeltrainings dieser Jugend für Christus Chor mit seinen Darstellungen. Dafür liegt auch noch ein kleiner gelber Zettel aus für Interessierte. Mittags am Dienstag ist die Bibelstunde ganz normal.
Am Büchertisch haben wir zwei Bücher, die einmal ausgegangen waren. Diese Bücher sind mir wichtig, auch im Blick auf das, was sie bewegt.
Das eine ist das Buch von Doktor Fritz Laubach, dem Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz, über Krankheit und Heilung. Krankheit und Heilung – was meint etwa der Jakobusbrief mit dem Gebet über den Kranken? Gott schenkt Wunder, warum gibt er anderen die Wunder nicht? Das sind heute bedrängende Fragen.
Dieses Buch von Doktor Fritz Laubach kann ich nur ganz unterschreiben und freue mich an diesen klaren biblischen Darlegungen.
Das andere Buch ist das Buch von Ernst Schrupp über Israel. Wir wissen ja, dass jetzt die Nahost-Konferenz kommt. Gestern hat ein Nachrichtensprecher so schön gesagt: Wenn jetzt Israel das besetzte Land aufgibt, dann ist Frieden in Nahost.
Es geht im ganzen Nahost-Konflikt um den Laststein Jerusalem, nicht um andere Gebiete. Es geht nicht um Bethlehem und Hebron, es geht um Jerusalem. Es geht um die Stätten der Verheißung für den Berg Zion.
Wie ich im Juli durch die Bekaa-Ebene im Libanon gefahren bin, wo die Hisbollah regiert, gab es keinen Dorfplatz, auf dem nicht auf der Verkehrsinsel groß eine Darstellung des Felsendoms war. Die Gedanken aller Flüchtlinge sind nur dort bei den Moslems – und die Gedanken aller Juden auch.
Wenn Sie das einmal noch biblisch an sich vorüberziehen lassen, gibt es keine Lösung in Nahost. Das sagt die Bibel. Bis zur Wiederkunft Jesu.
Das ist erschütternd und schwer, und wir leiden darunter. Aber im Buch von Ernst Schrupp ist das meisterhaft dargestellt. Das Buch liegt noch einmal drüben am Büchertisch.
Das Opfer heute ist von der Kirchenleitung für das diakonische Werk bestimmt.
Getauft wird heute im Taufgottesdienst um 11.40 Uhr Timo Steb aus der Stitzenburgstraße 5b.
Jetzt wollen wir um den Segen Gottes bitten:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
