Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Povileit.
Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und gleichzeitig zum theologischen Denken anregen.
Versprechen gehören zu unserem Alltag. Menschen versprechen uns etwas, und auch wir machen anderen Menschen immer wieder Zusagen. Manchmal können wir diese Versprechen halten, manchmal aber auch nicht.
Das unterscheidet uns von Gott: Er kann alles halten, was er verspricht. Die Frage ist, warum wir seine Versprechen oft nicht ernst nehmen.
Thomas, bevor wir zur Bibel kommen: Wie gehst du generell mit Versprechen um? Nimmst du sie ernst?
Ja, in der Regel nehme ich sie schon ernst. Es kommt natürlich darauf an, wer mir etwas verspricht. Ist die Person vertrauenswürdig? Das hängt oft davon ab, welche Erfahrungen ich mit dieser Person gemacht habe. Habe ich sie als jemanden erlebt, der das gehalten hat, was er versprochen hat? Diese Erfahrung hilft mir dann, der Person jetzt zu vertrauen.
Wie gehst du grundsätzlich an Versprechen heran? Bist du jemand, der einmal vertraut, oder hast du ein gesundes Misstrauen?
Ich habe ein gesundes Misstrauen. Du weißt ja, aus welcher Ecke ich komme. Ich bin erst einmal misstrauisch. Im Blick auf Vertrauen bin ich tatsächlich ein bisschen naiv. Mein Motto ist: Lieber einmal mehr enttäuscht werden, als grundlos misstrauen. So ist mein Leben. Ich nenne das wachsam sein, aber natürlich ist das bei jedem verschieden.
Natürlich hat das auch Grenzen. Wenn ich zum Beispiel im Internet eine Mail bekomme, in der mir ein Gewinn versprochen wird – „Klicken Sie jetzt hier“ –, dann lösche ich die Mail in der Regel sofort. Mir ist klar, dass derjenige, der mir da etwas verspricht, das nicht halten kann und mich eher aufs Glatteis führt.
Manchmal weiß ich aber auch, dass jemand die Fähigkeit oder die Mittel nicht hat, ein Versprechen einzulösen. Mit der Zeit sammelt man ja Erfahrung. Zum Beispiel kommen in unserer Gemeinde Leute, die uns über den grünen Klee loben und an der alten Gemeinde kein gutes Haar lassen. Nach dem Motto: „Bei euch ist es super, und da war es wirklich schlecht.“ Für mich ist das fast immer ein Zeichen dafür, dass sie in ein paar Monaten über uns genauso sprechen werden. Das macht mich dann schon sehr zurückhaltend.
Ich habe gerade an all die Leute gedacht, die einem etwas versprechen – zum Beispiel aus Nigeria oder Kanada, die Anwälte, die einem manchmal schreiben. Ich bekomme ab und zu Post. Wenn ich die Summen zusammenzähle, hätte ich inzwischen schon über 50 Millionen bekommen – oder sogar noch mehr.
Ab und zu kommt so etwas immer mal wieder, auch im Unternehmen. Wenn du im Handelsregister eingetragen bist, bekommst du etwas mehr Post. Dann schreiben sie dir. Aber das ist das normale Leben und das, was man so im Alltag erlebt.
Jetzt reden wir aber über Gottes Versprechen, und das ist natürlich eine ganz andere Liga. Was würdest du sagen, was ist das Besondere, wenn man das mit menschlichen Versprechen vergleicht? Es sind keine Versprecher, wie es bei menschlichen Versprechen manchmal der Fall ist, sondern Gottes Versprechen sind feste Zusagen. Ich habe es eben schon gesagt: Er kann halten, was er zusagt, und er meint das auch so – beides, er kann und er meint es ernst.
Genau deshalb finde ich es bei Abraham so faszinierend. In Römer 4,20 heißt es: Er zweifelte nicht durch Unglauben an der Verheißung Gottes, sondern wurde im Glauben gestärkt, weil er Gott die Ehre gab. Abraham war völlig gewiss, dass Gott, was er verheißen hat, auch tun kann.
Abraham hatte ja nicht nur die Schwierigkeit, dass es für ihn biologisch fast unmöglich war, noch Kinder zu bekommen. Auch für seine Frau Sarah war es ja unmöglich, ein Kind zu bekommen. Aber Abraham blieb nicht bei dieser Unmöglichkeit stehen. Das fasziniert mich an ihm. Er rechnete mit Gottes Möglichkeiten, auch wenn er sich selbst überhaupt nicht vorstellen konnte, wie das gehen soll – dass er als Hundertjähriger ein neugeborenes Kind haben würde.
Man könnte sich vorstellen, er sagt: „Ah, wollen Sie Ihren Enkel besuchen?“ Aber die gab es damals historisch noch nicht. Das sehe ich mal beiseite. Er sagt vielmehr: „Ich will meinen Sohn besuchen.“ Wenn ich mit Gottes Versprechen rechne, bleibe ich eben nicht bei meinen Unmöglichkeiten stehen. Dann packe ich Gott auch nicht in die kleine Box meines Machbaren. Vielleicht sehe ich gerade diese Unmöglichkeit als Möglichkeit Gottes, dass er sich darin beweist.
So sagt es ja auch der Text: Abraham gibt Gott die Ehre, indem er rechnet, dass Gott größer ist als seine Unmöglichkeit. Damit gibt er Gott die Ehre. Das ist schon gewaltig.
Ich habe das diese Woche im Andachtsbuch gelesen, als Abraham Isaak opfern sollte. Im Hebräerbrief steht dazu ein Kommentar, dass Abraham überzeugt war, dass Isaak auferstehen wird. Ich dachte immer: „Ja, okay, das ist halt Offenbarung.“ Aber der Kommentator meinte, das sei eine logische Schlussfolgerung, weil man im 1. Mose lesen kann, dass Isaak Nachkommen haben wird. Das wurde Abraham vorher gesagt. Also schloss er: Isaak kann nicht sterben, er wird später Nachkommen haben. Ganz logisch, er stützte sich auf diese Verheißung.
Ich finde den Vers in Römer aber immer etwas vollmundig, oder sehr akzentuiert in eine Richtung. Er vertraute ja auch nicht immer ganz. Wenn ich an Hagar denke: Da war Isaak noch nicht geboren, die Verheißung war schon zwölf, dreizehn Jahre alt, also über ein Jahrzehnt. Trotzdem nahm Abraham einen anderen Weg.
Das stimmt, und ich glaube, es ist wichtig, so etwas im Blick zu haben. Abraham wollte der Zusage Gottes in der Tat etwas nachhelfen. Sein Handeln zeigt auch sein Denken beziehungsweise seinen Zweifel. Das zeigt sich nicht nur durch sein Handeln, sondern auch verbal, wenn er sagt: „Herr, ich gehe hin, und mein Knecht Eliezer wird am Ende erben, nicht der Sohn, den du mir versprochen hast.“
Ich glaube, es ist wirklich ein Kampf, Gottes Verheißungen festzuhalten. Manchmal fällt es leichter, aber manchmal lassen wir diese Verheißung Gottes auch los, weil wir unserem Zweifel im Kopf mehr glauben als Gott. Da kann ich mich leider einreihen.
Wenn du auf deinen Körper in dem Alter schaust, ist das schon eine Herausforderung.
Natürlich, natürlich.
Und jetzt mal ganz ehrlich: Als ich das hier vorbereitet habe, kam mir der Gedanke, dass ich Amazon manchmal mehr vertraue als Gott. Wenn ich etwas bestelle, rechne ich fest damit, dass in ein paar Tagen geklingelt wird und das Paket kommt.
Wenn meine Frau mich dann anruft und sagt: „Ich sehe hier einen Schraubenschlüssel, wie du ihn brauchst. Soll ich ihn kaufen?“ Dann antworte ich: „Nein, wir haben schon einen, der ist nur noch nicht da, aber ich habe ihn bei Amazon bestellt.“ Das heißt, ich vertraue ganz fest darauf, dass dieses Unternehmen sein Versprechen einlöst.
Bei Gott fällt es mir schwerer, so zu sagen: „Ich habe es zwar noch nicht in der Hand, aber ich glaube daran.“ Es tröstet mich jedoch, wenn ich sehe, dass Gott etwas zusagt, dann glaube ich auch, dass ich es haben werde.
Wenn ich Abraham sehe mit seinen Kämpfen und Zweifeln an Gottes Zusagen, mit seinem ständigen Auf und Ab, motiviert mich das. Denn wenn man genau hinschaut, merkt man, dass er nicht immer ganz nah am Glauben war. Natürlich ist es ein Auf und Ab. Aber Gott sieht sein Verlangen, sieht: „Ich will glauben!“ Und er blendet die Zweifel aus oder erwähnt sie nicht.
Das finde ich spannend. Auch im Hebräerbrief Kapitel 11 wird vieles Negative ausgeblendet und stattdessen immer das Positive hervorgehoben. Genau das Endergebnis wird dort dargestellt. Vielleicht ist es gut, das zu lernen: immer wieder das Positive im Blick zu behalten.
Ich finde es tröstend, wenn man zum Beispiel Römer 4 oder Hebräer 11 liest. Dort steht: Klar, Abraham hat die Verheißung geglaubt, und das war gewaltig – auch mit der Auferstehung Isaaks oder dass Isaak überhaupt geboren wird. Aber es gab auch andere Dinge, und scheinbar bewertet Gott das anders als wir. Vielleicht ist Gott manchmal gar nicht so streng, wie ich denke, weil er auf das Herz schaut.
Das ist eine spannende Sache. Auf jeden Fall ist es ein Kampf. Es ist kein Selbstläufer, selbst wenn man von Gott eine Verheißung hat. Es ist ein Kampf.
Mir hilft es, mir immer wieder bewusst zu machen: Das Wort des Herrn ist wahr. Was er zusagt, das hält er gewiss. Gott kann das tun. Für ihn ist nichts unmöglich. Das ist nicht nur theoretisch so, sondern auch praktisch.
Dann kann ich beten: „Herr, ich glaube.“ So hat das jemand mal in der Bibel gemacht. „Hilf meinem Unglauben!“ Oder: „Hilf mir, meinem Unglauben keinen Raum zu geben.“ Ich bete das bewusst, und dann habe ich eine erwartungsvolle Haltung. Ich habe zwar keine Ahnung, wie du das Problem lösen wirst, aber ich bin gespannt, wie du es tust.
Das heißt, wir sind beim Thema Versprechen, Verheißung – oft wird das im christlichen Kontext ein bisschen so gesagt. Erinnerst du Gott dann manchmal auch bewusst an seine Versprechen? Denn die Sprache wäre nicht unbedingt mein Ding, aber in der Bibel gibt es Vorbilder, in denen Leute sagen: „Das hast du verheißen“ und dann auch darauf vertrauen oder erwarten. Wie machst du das, diesen Kampf immer festzuhalten und dem Zweifel nicht so viel Raum zu geben?
Das ist eine direkte Frage, und ich gebe eine ehrliche Antwort. Ich erinnere Gott viel zu selten daran, dass er ein Versprechen gegeben hat. Und ja, ich sollte es eher so machen wie der Beter im Psalm 27. Dort heißt es: „Mein Herz erinnert dich, suchet mein Angesicht.“ Und dann hat er es auch gemacht, er hat gesagt: „Ich mache das auch.“ David wusste, der Herr ist meines Lebens Zuflucht. Vor wem sollte ich mich da fürchten? Das hat er sich nicht ausgedacht, sondern er hat sich auf die Zusagen Gottes gestellt.
Ja, ich glaube, da muss ich manchmal wirklich noch lernen, Gottes Zusagen nicht nur im Kopf zu haben, sondern auch damit zu rechnen. Und eben, wie du sagst, Gott daran zu erinnern: „Du hast gesagt, und ich nehme dich jetzt beim Wort.“ Den Vergleich mit Amazon fand ich vorhin interessant. Manchmal nervt es mich ein bisschen, wie oft ich Zwischenmeldungen bekomme: „Dein Paket wurde losgeschickt.“ „Dein Paket kommt in ein paar Tagen.“ „Wo willst du, dass dein Paket abgeliefert wird?“ „Oh, es gibt eine Verspätung am Paket.“ Und dann noch mal eine Nachricht.
Vielleicht ist es für uns gar nicht so schlecht, dass wir uns wirklich immer wieder an die Dinge erinnern – so wie diese Statusmeldungen, die Amazon oft raushaut. Es ist gut, dass wir immer wieder in die Bibel hineinschauen und das für uns annehmen. Das war jetzt so ein bisschen die Methodik.
Gehen wir vielleicht zum Inhaltlichen über: Was sind das für Versprechen, bei denen wir Gott beim Wort nehmen können?
Ja, ganz klassisch zum Beispiel: Jesus sagt, „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Weltende.“ Wenn ich das ernst nehme – und das will ich –, dann weiß ich, dass ich nie allein bin.
Oder Gott sagt: „Gib mir deinen Zehnten, prüfe mich, ich werde dich dafür segnen.“ Das ist auf jeden Fall mein Testwert. Ein kostspieliger Test, aber eben ein Test.
Genau. Oder ich denke an Philipper 4,19: „Mein Gott wird alles, was ihr bedürft, erfüllen nach seinem Reichtum und Herrlichkeit in Christus Jesus.“ Das heißt, Gott gibt mir nicht unbedingt, was ich zu brauchen glaube, aber das, was ich wirklich brauche. Dafür darf ich beten und daran Gott erinnern.
Oder ich denke daran, dass Gott zu mir sagt: Er wird alle meine Tränen abwischen und der Tod wird nicht mehr sein. Das ist eine riesige Hoffnung, die ich da habe.
Oder auch ein sehr bekannter Vers: „Wenn ich meine Sünden bekenne, ist Gott treu und gerecht, dass er sie vergibt.“ Das ist eine unglaubliche Zusage, die darf ich für bare Münze nehmen.
Ja, oder: „Die Augen des Herrn durchlaufen die ganze Erde, um die zu stärken, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist.“ Das ist faszinierend. Es ist wie ein Scan: Gottes Augen scannen die Erde, und wenn ich nach ihm frage, sagt Gott zu mir: „Sei dir sicher, ich stärke dich.“ Ja, ich bin auf der Suche nach dir.
Um das vielleicht abzuschließen: Ich glaube, dass wir Gottes Zusagen viel mehr im Kopf haben sollten und fest damit rechnen können, dass sie mein Thema werden. Da muss ich mich einschließen.
Aber oft ist es so in christlichen Kreisen, dass man von den Verheißungen Gottes redet – du hast vorhin das christliche Wort „Verheißungen Gottes“ verwendet –, aber wenn man fragt: „Was sind denn die fünf Verheißungen, die dich immer wieder beschäftigen, über die du mit Gott sprichst?“, dann herrscht beklemmende Stille. Denn Verheißungen sind nicht so unser Thema, wie wir manchmal vorgeben.
Da muss ich auch sagen: Okay, da tappe ich genauso. Ich würde keine fünf Verheißungen ohne Zögern nennen. Ich bin auch gerade am Überlegen. Die erste war ganz schnell da, das ist so ein Lebensmotto von mir, aber die anderen muss ich jetzt erst finden.
Aber wir sind ja im Gespräch, da kann ich nicht weiterdenken. Es gibt unheimlich viele Verheißungen, und in Gott sind sie auch werthaltig, nicht wie bei Menschen. Du hast jetzt einige inhaltlich mal genannt.
Wie kann das jetzt wirklich ein Thema für uns werden? Das macht ja auch unheimlich froh, sicher und glaubensgewiss. Es beugt Zweifeln vor, wenn man das lernen kann.
Wie kann man das jetzt umsetzen, sodass man diese Verheißung auf die Straße bringt? Das Erste ist natürlich: Ich muss diese Verheißungen lesen. Da gibt es keine Abkürzung. Ich muss mich für sie interessieren.
Vielleicht wähle ich eine bestimmte Farbe. Wenn ich meine Bibel lese, unterstreiche ich zum Beispiel in Grün die Hoffnung. So markiere ich die Verheißungen. Ich könnte mir auch ein Heft anlegen, in dem ich mir die Verheißungen Gottes aufschreibe. Vielleicht schreibe ich auf den Deckel: „Das Wort des Herrn ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss.“ Wenn ich digital unterwegs bin, kann ich sie auch ins Handy schreiben.
Wenn ich mich für Verheißungen nicht interessiere, dann werden sie logischerweise auch nicht Teil meines Denkens und meines Betens. Deshalb sollte ich mich dafür interessieren.
Es gibt Kalender mit Verheißungen. Es gibt das bekannte Buch „Kleinode göttlicher Verheißungen“ von Spurgeon. Für jeden Tag ist das übrigens – ja, ich finde das toll. Oder es gibt eine Verheißungskonkordanz. Wenn man in christliche Buchshops hineinschaut, findet man so etwas.
Packen wir das in die Shownotes? Ja, das könnte ich nochmal prüfen. Ich habe die Arbeit jetzt hier besorgt, gell? Ich war letztes Jahr auf einem Seminar, und dort war jemand von einem Verlag, der eine neue Bibel vorgestellt hat. Ich glaube, es war eine Elberfelder Bibel, total super Einband – samtweich.
Worauf ich eigentlich hinaus will: Das war eine Verheißungsbibel. Dort waren alle Verheißungen blau angestrichen. Ich war nah dran, sie zu kaufen, habe mich dann aber erinnert, wie viele Bibeln ich schon habe. Obwohl, ich habe letztens auch schon mal wieder überlegt: Es wäre vielleicht doch nicht das Schlechteste, so eine Bibel zu haben, in der speziell die Verheißungen hervorgehoben sind. Dann übersieht man sie nämlich nicht.
Ich bin überzeugt, bei manchen hätte ich beim ersten Blick gesagt: Was? Das ist eine Verheißung? Und dann denke ich: Ja, natürlich! Es gibt schon tolle Hilfsmittel. Das ist super.
Ich habe so eine Bibel vor längerer Zeit mal in der Hand gehabt, ging mir aber ähnlich: Ich dachte, da steht schon eine ganze Menge drin. Aber sie war auch toll gemacht. Ich war schon allein vom Aufwand beeindruckt. Mir gefällt so etwas, wenn ein Buch gut gemacht ist. Der Verlag war auch sehr engagiert, die Verheißungen hervorzuheben.
Ich werde mich bemühen, diese Informationen in die Shownotes zu packen. Das sollte möglich sein.
Das Prinzip ist einfach: Ich muss mich für die Verheißungen interessieren. Ich muss sie lesen und auswendig lernen. Denn was ich auswendig lerne, wird Teil meines Denkens. Und da gibt es keine Abkürzung.
Ich habe den Wunsch, mit diesen Verheißungen Gottes viel stärker umzugehen. Sie sollen nicht nur in der Bibel stehen, sondern ich möchte wissen, dass es Zusagen an mich sind.
Ich überlege mir, ein kleines Heft dafür zu benutzen. Zum Mitschreiben im Gottesdienst habe ich solche DIN-A6-Hefte. Kleine, aber schöne, keine einfachen Notizhefte. Zum Beispiel in Blau mit Samtbezug. In meinem Fall ist es Rot, aber auch schön gemacht, wirklich toll.
Ich suche mir schon welche aus, weil die nicht so schnell verbraucht sind. Früher hatte ich ganz normale Hefte, aber jetzt möchte ich etwas Wertiges, weil den Predigern, denen ich zuhöre, das auch gebührt.
Okay, die Schleimerei hier. Aber so kann man das genauso für Verheißungen in die Bibel hinten rein schreiben. Das ist der Vorteil dieser kleinen Hefte.
Sonst benutze ich auch gerne mal „Diener 4“ oder „Diener 5“, aber die kriege ich nicht in meine Bibel rein. „Diener 6“ passt locker hinten in den Buchdeckel. Dort kann man die Verheißungen notieren, die man selbst in Anspruch nehmen will.
Wenn ich mir vorstelle, wie ich dann bete – ich bete ganz anders, wenn ich weiß, dass ich auf heiligem Grund stehe. Das sind nicht meine Gedanken, sondern Gottes Gedanken, die er mir zusagt.
Das ist eine ganz andere Vollmacht oder Gewissheit, die man dadurch haben kann.
Wir sind dabei, das Versprechen von Gott für mich zu einem persönlichen Versprechen zu machen. Richtig, genau.
Ja, du sagst, jedes Versprechen von Gott für mich zu machen, also zu meinem eigenen Versprechen zu machen, erfordert natürlich Vorsicht. Man kann nicht jedes Versprechen, das Gott gegeben hat, automatisch auf sich selbst beziehen.
Zum Beispiel gibt es eine Frau, die sich auf die Aussage Gottes an den Gefängniswärter in Philippi beruft: „Du und dein Haus, also deine Verwandten, werden gerettet werden.“ Sie hat dies dann für sich persönlich genommen. Dabei bin ich zwiegespalten. Ich finde es gut, dass sie Gottes Verheißung ernst genommen hat, grundsätzlich also Gottes Verheißungen ernst nimmt. Aber ich finde es nicht so gut, dass sie diesen Bibeltext aus dem Zusammenhang gerissen hat.
Wenn es heißt: „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst gerettet werden, du und dein Haus“, dann ist das kein Automatismus. Wenn der Gefängniswärter glaubt, wird er gerettet. Wenn seine Verwandten ebenfalls glauben, werden sie auch gerettet. Aber die Verwandten werden nicht automatisch durch den Glauben des Gefängniswärters gerettet. Hier darf man Gott kein Versprechen in den Mund legen, das er so nie gegeben hat.
Du hast auch gesagt, man sollte genau hinschauen, ob eine Verheißung für einen selbst gilt und ob man sie so übernehmen kann. Natürlich, wenn Gott seinem Volk Israel einen irdischen Segen verspricht, zum Beispiel ein bestimmtes Land, dann kann ich das nicht eins zu eins auf mein Leben übertragen. Es sei denn, es handelt sich um einen geistlichen Segen, den Gott verspricht. Solche geistlichen Segnungen kann ich übertragen.
Die Bibel sagt ja, dass auch ich zu Gottes Volk gehöre. Ich denke da an 1. Petrus 2, wo es heißt, dass wir eine heilige Nation sind; wir sind jetzt Gottes Volk. Deshalb kann ich geistliche Segnungen auch auf mich beziehen.
Ein gutes Beispiel dafür ist Hebräer 8. Der Schreiber zitiert dort eine Stelle, die eindeutig dem neuen Bund für Israel zugeordnet ist. Dann überträgt er dieses Versprechen Gottes auf einen besseren Bund, den neuen Bund, den wir als Christen leben. Das kann ich übertragen.
Bei irdischen Verheißungen jedoch rate ich zur Vorsicht. Geistliche Verheißungen kann ich in der Regel auf mich übertragen, vor allem wenn das Neue Testament es selbst so macht. Wenn ich also sehe, dass etwas tatsächlich so in der Bibel steht, dann ist das ein guter Anhaltspunkt.
Es gibt Verheißungen, die bedingungslos sind, und andere, die an Bedingungen geknüpft sind. Wie gehst du damit um? Oder wie ist das?
Das finde ich eine gute Frage. Manche Verheißungen sind tatsächlich an Bedingungen gebunden, wie du sagst. Das erkennt man oft, wenn man ein paar Verse davor oder danach liest.
Ein typisches Beispiel ist Psalm 50,15: „Ich will dich retten, und du wirst mich verherrlichen.“ Das klingt natürlich toll und man könnte es sich als Wandspruch irgendwo aufhängen. Aber in Vers 14 heißt es: „Opfere Gott Dank! Erfülle dem Höchsten deine Gelübde!“ Also halte das, was du Gott versprochen hast. Das ist die Bedingung, um zu erleben, dass Gott einen rettet.
Das Gelübde wird hier zwar nicht näher beschrieben, aber es war offensichtlich die Voraussetzung, um die Verheißung zu erleben. Deshalb ist es wichtig, die Augen offen zu halten und zu prüfen, ob es eine Bedingung gibt.
Die wichtigste Bedingung, um Gottes Verheißungen zu erleben, ist natürlich, Gottes Kind zu sein. Nur dann kann ich die Verheißung meines himmlischen Vaters für mich persönlich annehmen.
Das macht mich froh, denn ich bin Gottes Kind. Deshalb gehören viele Verheißungen wirklich in mein Leben hinein. Ich kann also froh und gelassen sein als sein Kind. Gleichzeitig sollte ich ruhig mal ein paar Verse davor oder danach lesen, damit ich die Verheißung nicht zu eng auslege oder Gott Dinge in den Mund lege, die er eigentlich nicht gemeint hat. Denn der Kontext erklärt oft ganz klar, was gemeint ist.
Man kann ja nicht in jedem Gespräch einfach einen Satz herausreißen, ohne dass sich dadurch der Sinn des Ganzen verändert – so in der Art.
Jetzt gibt es viele Verheißungen. Die genaue Zahl habe ich gerade nicht im Kopf, aber ich habe irgendwann mal gelesen, dass es eine hohe Anzahl an Verheißungen gibt. Gibt es für dich Verheißungen, die dich stärker beschäftigen, oder sind alle gleich wichtig? Muss man da eine Balance halten, oder darf man wirklich mal sagen: „Nein, jetzt ist für eine Phase in meinem Leben oder generell in meinem Leben das sind so Top drei zum Beispiel“?
Mir scheint es wirklich so zu sein, dass Gott manchmal – was ich durchlebe – eine innere Gewissheit gibt, dass Er etwas in meinem Leben erfüllen wird. Deswegen habe ich zu den Verheißungen, bei denen ich diese innere Gewissheit habe, einen tieferen Bezug, wenn ich es mal so ausdrücken darf, als zu anderen Verheißungen.
Für mich ist Paulus ein Vorbild im Sturm. Er war auf dem Mittelmeer, der Wind pfiff ihm um die Nase, und dann steht ein Engel Gottes bei ihm. Er weiß, dass sie gerettet werden. Das sagt er dann auch so: „Der Gott, dem ich diene, hat seinen Engel gesandt, und wir werden alle gerettet werden.“ Das heißt, es war eine Verheißung Gottes, die er festhielt. Er wusste, dass sie sich erfüllen wird.
Bei anderen Dingen in seinem Leben war es ähnlich. Er nahm sie als Verheißung, weil sie in der Bibel standen, aber er hatte nicht immer eine ganz tiefe innere Gewissheit, dass Gott es gerade in seinem Leben erfüllen wird. Vielleicht kann man sagen: Mein Herz brennt für manche Sachen, und da weiß ich, Gott wird es erfüllen. Das Wann ist die Frage, nicht das Ob.
Aber ich muss auch korrigierbar bleiben. Ich hatte dieses Gefühl, das ich jetzt beschreibe, zum Beispiel auch mal im Blick darauf, dass ich meinte zu wissen, Gott wird mich nach meiner Bibelschulzeit als Missionar nach Indonesien bringen. Das hat mich sehr begeistert und erfreut, aber es war Fake News meines Herzens. Bei mir war es der Orient.
Wenn man so denkt, muss man sich auch selbst gegenüber kritisch sein. Aber das war ja deine Frage: Gibt es Verheißungen, die stärker sind für dich? Ja, die gibt es. Aber man muss es ein Stück weit so erlebt haben, dass man weiß: Ja, das ist wirklich eine Verheißung, an der ich sehr festhalte.
Festhalten – du hast eben Apostelgeschichte 27 erwähnt, das müsste das sein mit dem Sturm von Paulus. Das war natürlich eine gewaltige Sache, aber sie trat relativ schnell ein. Jetzt gibt es aber Verheißungen, wie wir sie bei Abraham sehen, bei denen man zehn, zwanzig Jahre oder länger wartet. Das ist natürlich noch mal eine andere Sache, wie man damit umgeht, wenn sich das so lange hinzieht.
Ich glaube, bei der Verheißung ist das die größte Herausforderung. Deswegen ist mir Hebräer 6,12 ein wichtiger Vers. Dort heißt es: „Armt die nach, die durch Glauben und Ausharren die Verheißung erben.“ Beides ist wichtig: Auf der einen Seite das Vertrauen, dass Gott kann und Gott wird, und auf der anderen Seite der lange Atem, den ich mir von Gott schenken lassen muss – nicht nur einmal, sondern immer wieder.
Wir leben eben nicht im Schauen, sondern im Vertrauen auf Gottes Versprechen. Gottes Versprechen sind wie Gutscheinkarten, die du an der Kasse bekommst, zum Beispiel von bestimmten Sendern, wo man Podcasts hören kann, Spotify oder so. Da hat jemand schon für mich bezahlt, wenn er mir so einen Gutschein gibt.
Ich kann mir dann diese Verheißungskarte im Grunde genommen nehmen. Es nützt mir aber nichts, wenn ich den Code, den ich mit dieser Karte bekomme, nicht in ein entsprechendes Programm irgendwo eintippe. Erst dann wird diese Verheißung, dass ich zum Beispiel einen Monat das Angebot nutzen darf, Wirklichkeit für mich.
Deshalb sollten wir diese Gutscheinkarten – das sind die Verheißungen, die in der Bibel stehen – nicht einfach nur so herumliegen lassen. Wir sollten sie nehmen, in Anspruch nehmen und ernst nehmen. Ich glaube, das ist ganz entscheidend wichtig.
Das war der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart mit dem Thema „Nimm Gottes Versprechen ernst“. Wir hoffen, ihr konntet einen Impuls für euch mitnehmen und freut euch an Gottes Versprechen. Vor allem wünschen wir euch, dass ihr erlebt, dass Gott zu seinen Versprechen steht. Ihr könnt Gott beim Wort nehmen.
Wie immer, wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen – vielleicht vertiefend zu dem Thema oder anderen –, oder wenn ihr Anmerkungen zum Podcast habt, positiv oder konstruktiv, schreibt uns gerne an podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und viele Erlebnisse mit Gottes Versprechen.