Dank und Bitte um Segen für das Wort Gottes
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir wollen dir danken für dein heiliges Wort. Wir sind dankbar, dass dein Wort uns gegeben ist, um uns zur Seligkeit und zur Rettung durch den Glauben an Christus Jesus zu führen.
Wir danken dir, dass dein Wort mächtig ist und in uns wirken kann. Es rüstet uns aus zu jedem guten Werk. Herr, deshalb bitten wir dich, dass du auch durch diese vielleicht auf den ersten Blick etwas obskuren Worte zu uns sprichst.
Möge dein Wort auch heute Morgen für uns ganz lebendig und kräftig werden. Segne das Hören auf dein Wort und gib mir die Kraft, nur das zu predigen, was du sagen willst, damit wir nicht meine, sondern deine Stimme hören.
Das bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Die Frage nach der Zukunft und Gottes Plan
Was wird die Zukunft bringen? Diese Frage wird gerade in der heutigen Zeit häufig gestellt. Dabei ist den Menschen heute mehr als zu vielen anderen Zeiten bewusst, dass alle Zukunftsprognosen extrem unsicher sind.
In gewisser Weise ist das gut. Wir lernen ganz neu, dass wir nicht alles im Griff haben. Der kurze Nachsatz „So Gott will“ ist wieder in das Vokabular vieler Menschen zurückgekehrt. Aber wie ist das mit der Zukunft? Ist sie wirklich vollkommen unsicher? Oder hat Gott einen bestimmten Plan, gerade auch für uns Christen?
Und wenn das so ist, welche Rolle spielen dann überhaupt unsere Taten? Hat das, was wir heute hier tun, einen Einfluss auf die Zukunft? Unser heutiger Predigttext gibt uns wirklich Antworten auf diese Fragen. Er zeigt uns den ewig gleichen Gott, wie er handelt.
Wir sehen in unserem Predigttext, dass Taten echte Konsequenzen haben. Gleichzeitig erkennen wir, dass bei Gott Umkehr möglich ist und Vergebung zu finden ist. Schließlich sehen wir, dass Gott einen guten Plan hat, den er ausführt – einen guten Plan für alle seine Kinder.
Einführung in die Predigtserie und Kontext des Textes
Wir setzen unsere Predigt-Serie mit dem ersten Buch der Bibel, dem ersten Buch Mose, fort.
Letzte Woche haben wir gehört, wie Jakob, der auch Israel genannt wird, kurz vor seinem Tod die Söhne Josephs, seine Enkelsöhne Ephraim und Manasse, zu sich ruft und sie segnet. Heute kommen wir zum vorletzten Kapitel dieses langen Buches, zum ersten Buch Mose, Kapitel 49, die ersten 28 Verse.
In diesen Versen sehen wir, und haben gerade gehört, wie Israel seine zwölf Söhne jeweils ganz persönlich anspricht und jedem einen besonderen Segen zuspricht.
Lesen wir gleich in der Einleitung, in den Versen 1 und 2, heißt es:
"Und Jakob rief seine Söhne und sprach: Versammelt euch, dass ich euch verkünde, was euch begegnen wird in künftigen Zeiten. Kommt zuhauf und hört zu, ihr Söhne Jakobs, und hört euren Vater Israel."
Was dann folgt, sind nicht einfach nur die guten Wünsche eines sterbenden Vaters für seine weiterlebenden Söhne. Israel verkündet seinen Söhnen, was aus ihnen einmal werden soll. Ganz offensichtlich hat Israel hier einen tiefen prophetischen Einblick von Gott erhalten. Er spricht als Prophet.
Wir sehen das auch in einer Zusammenfassung ganz am Ende unseres Predigttextes, in Vers 28. Ich weiß nicht, ob Ihnen das eben aufgefallen ist, als der Text gelesen wurde. Dort heißt es:
"Das sind die zwölf Stämme Israels alle. Und das ist, was ihr Vater zu ihnen geredet hat, als er sie segnete, jeden einzelnen mit einem besonderen Segen."
Hier ist plötzlich nicht mehr die Rede von den zwölf Söhnen Israels, sondern von den zwölf Stämmen Israels. Das bedeutet, der Segen, den Israel hier ausspricht, reicht weit in die Zukunft.
Darüber wollen wir im Folgenden etwas näher nachdenken.
Die Konsequenzen vergangener Taten
Das Erste, was wir in den Versen 3 bis 7 sehen, ist, dass die Taten der Vergangenheit echte Konsequenzen haben. Diese Konsequenzen betreffen die Söhne und die aus ihnen stammenden Stämme Israels.
All dies beginnt in Vers 3, wo wir Israels Worte zu seinem erstgeborenen Sohn Ruben hören: „Ruben, mein erster Sohn bist du, meine Kraft und der Erstling meiner Stärke, der Oberste in der Würde und der Oberste in der Macht.“
Das ist zunächst eine Beschreibung. Israel stellt einfach fest, dass Ruben der Erstgeborene ist und deshalb einen besonderen Status hat. Danach spricht Israel etwas an, das sein Sohn vielleicht schon längst vergessen hat. Er erinnert an eine Sünde aus ferner Vergangenheit und macht deutlich, dass diese Sünde ernste Konsequenzen hat.
In Vers 4 heißt es: „Weil du aufwogst wie Wasser, sollst du nicht der Oberste sein, denn du bist auf deines Vaters Lager gestiegen, da hast du mein Bett entweiht, das du bestiegst.“
Was hier angesprochen wird, wurde im ersten Buch Mose Kapitel 35 nur ganz kurz und knapp erwähnt, fast wie eine Nebenbemerkung. Dort heißt es: „Es begab sich, als Israel im Lande wohnte, ging Ruben hin und legte sich zu Bilha, seines Vaters Nebenfrau. Und das kam vor Israel.“
Wir wissen nicht, ob Israel seinen Sohn jemals damit konfrontiert hat. Vielleicht hatte Ruben das für sich abgehakt und gedacht, dass es niemand mitbekommen hat. Diese Sünde liegt inzwischen ungefähr vierzig Jahre zurück. Es ist keine Sünde von gestern. Doch jetzt wird Ruben hier mit dieser Sünde konfrontiert. Israel macht deutlich, dass Ruben wegen dieser Sünde von vor 40 Jahren seine Position als Erstgeborener verlieren wird.
Wir sehen, wie ernst Sünde ist – hier ganz konkret sexuelle Unbeherrschtheit. Die Sünde wurde wahrscheinlich in Ruben geweckt. Er hatte wahrscheinlich diese Magd, die Nebenfrau seines Vaters, immer wieder gesehen. Sie war vermutlich eine attraktive Frau, etwas älter als er. Aus den Blicken wurde Begierde, und diese Begierde wurde nicht kontrolliert. So brach die Sünde Bahn.
Diese Sünde hat Konsequenzen. Das sehen wir auch beim zweiten und dritten Sohn, in den Worten, die Israel zu Simeon und Levi spricht: „Die Brüder Simeon und Levi, ihre Schwerter sind mörderische Waffen. Meine Seele kommt nicht in ihren Rat, und mein Herz sei nicht in ihrer Versammlung, denn in ihrem Zorn haben sie Männer gemordet, und in ihrem Mutwillen haben sie Stiere gelähmt.“
Die Sünde der beiden lag sogar noch weiter zurück. Im ersten Buch Mose Kapitel 34 wird ausführlich beschrieben, wie die beiden Brüder auf heimtückische, hinterlistige und verlogene Art ein Blutbad angerichtet hatten.
Es war in gewisser Weise nachvollziehbar, denn ihre Schwester Dina war missbraucht und vergewaltigt worden. Doch ein gerechter Zorn kann zu sündigem Zorn werden, wenn er nicht kontrolliert wird. Simeon und Levi übten Rache auf brutalste Weise – sie löschten eine ganze Stadt aus.
Ihr Vater hatte das damals schon sehr kritisch angemerkt. Hier macht er nun deutlich, dass es Konsequenzen geben wird. Diese Konsequenzen liegen wiederum in der fernen Zukunft. Mehrere hundert Jahre später sollte das geschehen, was hier angekündigt wird: „Ich will sie versprengen in Jakob und zerstreuen in Israel.“
Ich möchte kurz eine Karte zeigen, auf der zu sehen ist, was aus den Stämmen werden soll. Dort sieht man, dass der Stamm Simeon in das Gebiet von Juda eingeschlossen ist. Das bedeutet, dass Simeon kein eigenes Land haben wird, sondern darin aufgehen und zerstreut werden wird.
Von Levi wissen wir, dass dieser Stamm überhaupt kein eigenes Territorium erhielt. Die Leviten wurden als Priester eingesetzt und bekamen Städte in den Gebieten der anderen Stämme. Das heißt, auch sie werden zerstreut.
Wiederum wird das, was Israel hier ankündigt, wahr. Er macht deutlich, dass die Sünden der Stammväter Konsequenzen haben, die weit in die Zukunft reichen.
Was wir hier ganz klar erkennen, ist: Gott kennt die Vergangenheit. Er weiß um alles, was wir jemals gedacht, gesagt und getan haben. Zugleich sehen wir, dass Gott die Zukunft kennt und führt.
Wir sollten uns bewusst machen, dass Sünden Konsequenzen haben. Unsere Taten haben echte Folgen. Ich sage das ganz bewusst in einer Gemeinde, in der es relativ viele Geschwister gibt, die tendenziell eher reformiert oder calvinistisch orientiert sind.
Es ist eine falsche Interpretation echter biblischer Lehren, wenn wir daraus schließen, dass das, was wir tun, keine Rolle spielt, nur weil Gott der souveräne Herr über alle Dinge ist und alles in seiner Hand hält.
Unsere Taten spielen eine Rolle und haben Konsequenzen. Das wissen wir im zwischenmenschlichen Bereich sehr genau. Wo wir in der Vergangenheit sexueller Sünde Raum gegeben haben, kann das Zerstörung bringen, die in Familien nicht wieder zu kitten ist.
Das kann Konsequenzen für die gesamte Zukunft haben. Wo wir im Zorn unkontrolliert gehandelt haben, kann das Folgen für alle Ewigkeit haben. Wenn das schon zwischenmenschlich so ist, dann gilt das erst recht für unsere Beziehung zu Gott.
Denn Gott ist im Gegensatz zu allen Menschen, gegen die wir uns versündigen könnten, heilig – vollkommen heilig und vollkommen gerecht. Er sieht alles und weiß alles.
Es kann sein, dass Menschen unsere Sünden gar nicht bemerken, weil wir sie im Verborgenen tun. Doch bei Gott ist nichts verborgen.
Dann reicht es nicht, einfach ein paar gute Werke zu tun oder eine gewisse Frömmigkeit zu zeigen. Ruben, Simeon und Levi zeigen uns, dass es bei Gott kein Vergessen und keine Verjährung von Schuld gibt.
Dabei sollten wir erkennen, dass Gott hier nicht harsch oder ungerecht handelt. Ganz im Gegenteil: Er handelt angemessen und gerecht. Als vollkommen gerechter Gott wird er keine Sünde ungestraft lassen.
Wir Menschen erkennen das manchmal nicht. Möge der Herr unsere Augen und Herzen öffnen, damit wir die Heiligkeit Gottes einerseits und die Sündhaftigkeit der Sünde andererseits immer klarer sehen.
Umkehr und Vergebung bei Gott
Und dann gibt es nur einen Weg: den Weg der Buße, der Umkehr. Das bringt uns zum zweiten Punkt dieser Predigt.
Wir sehen in den Versen 8 bis 12, dass bei Gott Umkehr möglich ist und Vergebung zu finden ist. In diesen Versen spricht Israel seinen vierten Sohn, Juda, an. Uns ist klar: Juda war auch kein Kind von Traurigkeit. Er war im ersten Buch Mose, Kapitel 37, einer der zehn älteren Brüder, die den kleinen Joseph erst töten wollten. Juda wollte ihn dann doch nicht töten, aber er wollte ihn als Sklaven nach Ägypten verkaufen und überzeugte seine Brüder davon. Genau so kam es.
Direkt im Anschluss, in 1. Mose 38, lesen wir, dass Juda seine Brüder und seinen Vater verlassen hat. Er ging zu den Gottlosen, zu den Kanaanitern, und nahm sich dort eine Frau, mit der er drei Söhne zeugte. Dem ältesten Sohn gab er eine fremde Frau, Tama. Der ältere Sohn starb, weil er ein schlimmer Sünder war und Gott ihn richtete. Nach guter Tradition wurde Tama, die noch keine Kinder hatte, dem zweiten Sohn gegeben. Auch der starb aufgrund seiner Sünden.
Juda hatte Sorge und verkannte die Situation. Er sah nicht, dass das Gericht Gottes kam, weil die Brüder sündig waren. Stattdessen vermutete er, dass es etwas mit der Frau zu tun habe, und schickte sie weg. Kinderlos war sie auf sich alleine gestellt.
Einige Jahre später war er auf dem Weg und sah eine attraktive Frau, die er für eine Prostituierte hielt. Er schlief mit ihr. Kurz danach kam zu ihm das Wort, dass seine Schwiegertochter Tama außerehelich schwanger geworden war. Er war ganz erbost. Wie könnte man denn überhaupt nur außerehelich Sex haben? Das ist Sünde! Er wollte sie dafür richten; sie sollte getötet werden.
Aber dann wurde er damit konfrontiert, dass er derjenige war, der sie geschwängert hatte. In diesem Moment wurde aus diesem Sünder, aus diesem Heuchler, aus diesem Mann, der in die Gottlosigkeit gegangen war, ein Mann, der zur Buße kam. Er bekannte seine Schuld, kehrte um und änderte sein Leben.
Von da an erleben wir, dass Juda eine ganz andere Person ist. Später kehrt er zu seiner Familie zurück und wird zum Sprecher seiner Familie. Er wird derjenige, der bereit ist, für seinen kleinen Bruder Benjamin in Ägypten einzutreten. Als Benjamin mit Sklaverei bedroht ist, sagt er: „Ich bin bereit, mich für ihn zu opfern, nehmt mich!“ Ein vollkommen veränderter Mensch, der Buße getan hatte und von seinen falschen Wegen umgekehrt war – zurück in die Familie Gottes, zurück zu Gott.
So hören wir dann ab Vers 8, dass Israel seinen Sohn Juda nicht mit seinen Sünden der Vergangenheit konfrontiert, sondern ihm Segen zuspricht: „Juda, du bist, dich werden deine Brüder preisen. Deine Hand wird deinen Feinden auf dem Nacken sein, vor dir werden deines Vaters Söhne sich verneigen. Juda ist ein junger Löwe, du bist hochgekommen, mein Sohn. Vom Raube, wie ein Löwe hat er sich hingestreckt und wie eine Löwin sich gelagert. Wer will ihn aufstören? Es wird das Zepter von Juda nicht weichen, noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis der Held komme, und ihm werden die Völker anhangen.“
Wir sehen hier in all diesen Worten viel poetische Sprache, auch viele Wortspielereien im Hebräischen, die sich gar nicht übersetzen lassen. Aber eines ist sofort klar: Hier wird der Sohn Juda nicht angeklagt, sondern ihm werden große Dinge zugesagt.
Seht ihr, was für eine Gnade das ist? Diese Worte, die wir hier lesen, sind voller Gnade. Sie zeigen uns eine Seite Gottes, die wir bei den ersten drei Brüdern, die in ihren Sünden verharrten und keine Buße getan hatten, bisher nicht erkennen konnten. Gott ist ein Gott großer Gnade.
Weil Juda umgekehrt ist und nun so lebt, wie es Gott gefällt, sagt Gott ihm durch seinen Vater Israel zu, dass er groß und mächtig werden wird. Und tatsächlich wird Juda der größte Stamm in Israel werden. Das Zepter wird er innehaben, er wird herrschen.
Und genau so kam es: Nach dem Fehlstart durch den Benjaminiterkönig Saul wurde David König. David kommt aus dem Stamm Juda, und nach ihm kamen König über König aus dem Stamm Juda – das Herrschergeschlecht. Aus diesem Herrschergeschlecht würde eines Tages ein noch größerer König kommen, nicht nur über Israel, sondern ein König, dem, wie es hier heißt, alle Völker anhangen werden – ein Held, ein Verheißener.
So sehen wir schon hier in diesen Worten über Juda, dass er nicht nur der Sohn ist, der nach seiner Umkehr Gnade finden würde. Er war es auch, von dem einer abstammen würde, bei dem alle Menschen Gnade finden können, die, wie Juda einst, von ihren falschen Wegen umkehren.
Denn ich hoffe, uns ist klar, dass dieser Löwe aus Juda, von dem hier die Rede ist, Jesus Christus ist. Im Buch der Offenbarung, im letzten Buch der Bibel, werden diese Worte aufgegriffen. Da wird beschrieben, der Löwe aus Juda. Und dieser Löwe ruft die Menschen zu sich.
Es ist der Ruf, den wir von Jesus hören. Er ruft die Menschen zu: Tut Buße, kehrt um von euren falschen Wegen, setzt euer Vertrauen auf Gott, glaubt an die gute Nachricht – in Griechisch das Evangelion –, glaubt an diese gute Nachricht, dass bei Gott Gnade zu finden ist für Sünder.
Wenn wir hier lesen, wie der Löwe ruft, und an einen brüllenden Löwen denken, dann ist mir klar, dass das Erste, was uns wahrscheinlich in den Sinn kommt, die Flucht ist. Wenn mir klar ist, wie sündig ich wirklich bin und wie heilig Gott ist, dann ist der erste Instinkt vieler Menschen, zu flüchten, zu fliehen vor diesem gerecht richtenden Gott, der alles sieht und alles weiß.
Aber dieser Versuch ist zum Scheitern verurteilt. Es gibt kein Entkommen. Es gibt nur einen Weg: den Weg der Umkehr zu ihm hin. Wer diesen Weg wählt, wird erleben, dass dieser brüllende Löwe zu unserem besten Freund wird – ein mächtiger Herrscher, der uns liebevoll annimmt. Jeden, der sich ihm im Glauben zuwendet.
Im Buch der Offenbarung, wo uns Jesus als dieser Löwe von Juda beschrieben wird, geht es weiter. Nur wenige Verse später, in Offenbarung 5, sieht Johannes, der die Offenbarung niederschreibt, plötzlich, wo das Brüllen des Löwen herkam, ein Lamm, das aussieht, als sei es geschlachtet worden.
Und genau das ist Jesus: Er ist der mächtige König und zugleich das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt trägt. Denn dafür ist dieser Nachkomme Judas gekommen, von dem Israel hier schon sagt, dass er kommen wird, um in seinem Tod die gerechte Strafe des gerecht richtenden Gottes auf sich zu nehmen. Unsere Schuld zu sühnen, damit Menschen wie du und ich und wie Ruben, Simeon, Levi und Juda, wenn sie zu ihm umkehren, Vergebung ihrer Schuld finden können.
Eine große Wahrheit über Gott, die wir in der Bibel immer wieder lesen, ist, dass Gott zugleich vollkommen gerecht richtet und keine Sünde ungestraft lässt. Zugleich ist er barmherzig, gnädig, geduldig und von großer Gnade und Treue. Er bewahrt Tausenden Gnade und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde.
Diese Worte, die oft als das Rätsel des Alten Testaments beschrieben werden, finden ihre Erfüllung in diesem Nachkommen Judas. In ihm kommen Gottes Gerechtigkeit und seine Gnade zusammen. Um der Gerechtigkeit Genüge zu tun, nimmt er alle Strafe auf sich, bezahlt sie und erweist gerade so denen Gnade, die zu ihm umkehren, ihm ihre Sünden bekennen und anfangen, unter seiner guten Herrschaft zu leben.
Nachdem Jesus sein Leben gegeben hat, stellvertretend für Sünder, ist er auferstanden. Jesus ist der lebendige Herr, der ewige König, der das Zepter hält und die Macht nie abgeben wird. Er ist der König, der Menschen aus allen Völkern in sein Reich hineinruft, so wie Israel es hier verkündigt.
Die Frage ist: Bist du unter seine Herrschaft gekommen? Bist du geflohen von deiner eigenen Sünde hin zu dem Richter, der zugleich der gnädige Retter ist?
Wenn du heute hier bist oder zuhause sitzt und denkst, dass du das nicht brauchst, dass du Jesus nicht brauchst, dann hoffe ich von Herzen, dass Ruben, Simeon und Levi dir eine Warnung sind. Die meinten wahrscheinlich auch, dass alles mit ihnen in Ordnung sei, dass sie genug Gutes getan haben und dass die Sünden der Vergangenheit sicher längst vergessen sind.
Dann mussten sie erschrocken feststellen, dass Gott die Sünden der Vergangenheit nicht vergessen hatte, dass er gerecht richtet. Eines Tages werden auch wir alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen.
Aber der Herr lädt dich ein. Er lädt dich ein, mit aller deiner Schuld der Vergangenheit zu ihm zu kommen, dich ihm anzuvertrauen und Vergebung zu finden. Auch wenn du das noch nicht getan hast, wähle den Weg Judas. Zögere nicht, wende dich im Glauben Jesus zu, bekenne ihm deine Schuld und erlebe, was er damit tut.
Er wirft deine Schuld ins tiefste Meer. Deine Schuld ist gesühnt, sie ist weg, du bist frei. Das ist die großartige Wahrheit.
Ich weiß nicht, ob euch das aufgefallen ist: Israel erwähnt nicht einmal mehr die Sünden Judas. Sie kommen hier gar nicht mehr zur Sprache. Bist du zu Jesus gekommen und hast bei ihm Vergebung gesucht und gefunden, dann darf ich dir hier sagen, mit der Autorität von Gottes Wort: Lass dich nicht mehr plagen durch deine Sünden der Vergangenheit, du bist frei!
Ich höre immer wieder Christen, die noch mit Dingen ringen, die sie mal getan haben, und meinen, dass Gott sie deshalb nicht lieben oder ihnen nicht vergeben kann. Ich sage dir mit der Autorität Gottes, mit der Autorität seines heiligen Wortes: Es gibt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Du bist frei, deine Schuld ist bezahlt. Halleluja!
Das ist der zweite Punkt, den wir hier sehen.
Gottes Verheissungen für seine Kinder
Und dann kommen wir zum dritten Punkt: Wir sehen, dass Gott nicht nur Sündern vergibt, sondern auch großartige Verheißungen für alle seine Kinder hat. Das zeigt sich im weiteren Verlauf seiner Worte an die anderen Söhne. Denn wiederum spricht er prophetisch. Er sagt den Söhnen etwas, das sich letztendlich in den Stämmen Israels erfüllen soll.
Die Sprache ist sehr bildhaft. Ich kann mir vorstellen, dass wir beim ersten Lesen dieser Worte vielleicht einfach darüber hinweglesen und sie als irrelevant empfinden. Vielleicht habt ihr es vorher gelesen und euch gefragt, was Matthias daraus predigen will. Doch wenn wir innehalten, erkennen wir, dass das, was hier angekündigt wird, tatsächlich wahr wird.
Ich möchte nur ein paar Beispiele geben. Vielleicht schaut ihr nochmal auf die Karte: Sebulon wird am Gestade des Meeres wohnen, am Gestade der Schiffe, und reich besiedelt sein. Tatsächlich fiel das Los für Sebulon, als die Stämme in das gelobte Land kamen und die Regionen verteilt wurden, auf eine Region im Norden, im Nordwesten. Es ist die Verbindung zwischen dem Mittelmeer und dem See Genezareth.
Der Stamm hatte nicht immer Zugang zu beiden Gewässern, doch was er immer hatte, war, dass durch sein Territorium die Haupthandelsstraße verlief. Das, was selbst aus dem phönizischen Sidon gebracht wurde, ging durch diese Region. Sebulon war also immer gut versorgt.
Gad würde später das Gebiet östlich des Jordans erhalten. Ihr seht das grüne Gebiet von Gad eigentlich außerhalb des gelobten Landes. Immer wenn Feinde aus dem Osten kamen – die Assyrer oder die Babylonier – war der erste Stamm, mit dem die Kriege stattfanden, Gad. Das Schlachtfeld lag immer in seinem Gebiet.
Und genau das lesen wir hier: Gad wird gedrängt werden von Kriegshaufen, er aber drängt ihnen nach auf der Ferse.
Asser sehen wir am Mittelmeer liegen, oben im Norden, das dunkelgrüne Land. Dieses Gebiet ist das fruchtbarste im Norden. Auch das verkündigt Israel über 500 Jahre, bevor sie das Land bekommen: Assers Brot wird fett sein, und er wird leckere Speise geben, ja, Speise wie für Könige.
Am Ende hören wir den besonderen Segen, den Joseph bekommt. Wir haben letzte Woche darüber nachgedacht, wie Joseph ein Territorium erhält, das aus zwei Teilen besteht, weil seine Söhne Manasse und Ephraim die Erben sein werden. Damit wird Joseph zum einflussreichsten Stamm neben Juda. Manasse und Ephraim liegen im Zentrum des späteren Nordreichs.
Die Worte Israels über die Zukunft der zwölf Stämme zeigen uns also, dass Gott für jeden Sohn eine ganz klare Zukunft hat. Er lenkt die Zukunft eines jeden Sohnes. Er verkündigt sie hier, und sorgt dann dafür, dass knapp 500 Jahre später die Lose genau so fallen.
Ich möchte kurz diejenigen ansprechen, die vielleicht noch skeptisch sind, ob es Gott wirklich gibt, oder die an der Vertrauenswürdigkeit der Bibel zweifeln. Ich möchte nur eine Frage stellen: Was macht ihr mit solchen Prophetien? Wie erklärt ihr euch das? Diese Dinge wurden niedergeschrieben, bevor sie stattgefunden haben – das wissen wir mit Sicherheit. Das gilt besonders für das Kommen des Löwen von Juda und die Herrschergeschlechter.
Wie erklärt ihr euch das?
Gott ist der Herr der Geschichte. Er ist nicht nur ein allwissender Beobachter aller Dinge oder ein überlegener Schachspieler, der immer den nächsten Zug hinbekommt. Er ist der Herr, der alles lenkt und seinen ewigen Plan ausführt.
So kam auch die Erfüllung von Gottes guten Plänen mit Jesus Christus genau so, wie Gott es durch die Schriften des Alten Testaments verheißen hat. Und so werden auch zukünftige Ankündigungen wahr werden – die großen Verheißungen, die Gott denen gibt, die sich nun dem Herrn Jesus Christus zuwenden und ihn als ihren König und Herrn anerkennen.
Wir dürfen wissen, dass Gott einen guten Plan für alle seine Kinder hat.
Gottes Plan ist nicht grundsätzlich gut für alle Menschen – ich hoffe, das haben wir gemerkt und gehört. Aber für alle, die durch den Glauben Teil der Familie Gottes werden, die Gott als ihren himmlischen Vater anerkennen und Jesus als ihren Herrn, die werden als Kinder Gottes eingepflanzt in das Volk Gottes. Dieses Volk wird aus Menschen aus allen Völkern bestehen.
Das sehen wir auch in der Geschichte von Israel. Hier spricht der Vater seine zwölf Söhne an. Damals bestand dieses Volk Gottes gerade mal aus siebzig Männern und einigen Frauen und Kindern. Doch gut 400 Jahre später, als dieses Volk loszog, war aus dieser großen Familie ein großes Volk geworden – genau so, wie Gott es zuvor verheißen hatte.
Aus den Nachkommen Abrahams sollte ein großes Volk werden. Sie kamen in das gelobte Land, das Gott Abraham schon verheißen hatte.
So wie Gott hier deutlich macht, dass er für jeden Sohn einen guten Plan hat – einen Ort, wo er ihn hinstellt, eine sichere Zukunft –, so sagt uns Gottes Wort auch, dass Gott für jeden, der Jesus Christus als seinen Retter und Herrn anerkennt, ebenfalls einen guten Plan hat. Er hat einen Ort und einen Weg, wo er uns hinstellt.
Gott liebt alle seine Kinder. Er hat seinen eingeborenen Sohn für uns gegeben – so sehr liebt er die Menschen. Und er wird die, die sich zu ihm wenden und auf ihn vertrauen, sicher in seine Herrlichkeit bringen.
Gott hat mit jedem seiner Kinder einen guten Plan.
Die Bedeutung des Textes für die ersten Zuhörer und für uns heute
Noch ein letzter Gedanke: Warum haben wir diesen Text hier? Was bewirkt dieser Text? Was war die Bedeutung von 1. Mose 49 für die ersten Zuhörer? Welche Rolle spielte es für die Söhne, diese Verheißung zu erhalten, obwohl sie längst tot waren, als all das wahr wurde?
Der Grund ist: Gott weiß, was den Nachkommen der zwölf Söhne bevorsteht. Er will ihnen eine sichere Hoffnung und einen klaren Fokus geben.
Die zwölf Söhne waren in Ägypten angekommen. Anfangs waren sie dort herzlich willkommen und gut versorgt. Doch später sollte sich das Blatt wenden. Zu Beginn des zweiten Buches Mose lesen wir, dass in den folgenden Jahren das, was durch Joseph geschehen war, in Vergessenheit geriet. Die Israeliten wurden in Ägypten versklavt, brutal ausgebeutet und bekämpft.
Dank Gottes Eingreifen konnten sie fliehen und kamen in die Wüste. Auch diese Zeit war alles andere als einfach. Als dann die Zeit kam, das Land einzunehmen, sahen sie sich übermächtigen Feinden gegenüber.
Gott hatte seinem Volk, den zwölf Stammvätern, diese Verheißung gegeben, um seinem Volk Orientierung und Gewissheit zu geben, wohin der Weg führt. Wir wissen, dass das Volk diese Verheißung immer wieder vergessen hat. Es ging oft falsche Wege und begann erneut, an Gott zu zweifeln.
Doch es gab Leiter und treue Menschen im Volk Gottes, die immer wieder daran erinnerten, wer Gott ist und wie vertrauenswürdig er ist. So kehrte das Volk immer wieder von seinen Fehlwegen um und konnte den richtigen Weg gehen. Dadurch erlebten sie, wie sie letztendlich von Gott gesegnet wurden.
So ist es auch heute noch. Warum bekommen wir die Verheißung in Gottes Wort? Weil auch unsere Zukunft nicht immer leicht sein wird. Ganz ehrlich: Bei allem Klagen, das wir gut beherrschen, klagen wir hier eigentlich auf sehr hohem Niveau. Wir leben in großem Wohlstand und genießen Religionsfreiheit in diesem Land.
Ich weiß, Corona-Maßnahmen hin oder her, aber wer hier von Christenverfolgung spricht, dem wünsche ich mal eine Dienstreise nach Korea oder Nordkorea. Wir haben hier viele Freiheiten, unser Leben ist vergleichsweise leicht.
In gewisser Weise kann es uns so ergehen wie den zwölf Söhnen in Ägypten. Man richtet sich gemütlich ein, sagt sich: „Das reicht mir eigentlich, das ist gut genug.“ Man gibt sich zufrieden, verliert den Fokus und ist nicht mehr bereit zu kämpfen.
Christen wissen, dass das Beste noch vor ihnen liegt. Deshalb sind sie bereit, den manchmal nicht einfachen Weg des Glaubens zu gehen, keine Abkürzungen zu nehmen, weil sie wissen, dass es sich lohnt.
Manchmal vergessen wir das. Ich hoffe, dass ich heute einen Dienst erweisen konnte, indem ich daran erinnere: Geht den Weg weiter, den Gott uns gezeigt hat, hin zu dem Ziel, das Gott für uns hat.
Natürlich gibt es auch Zeiten, in denen der Weg sehr schwer wird – so wie bei Israel nach 400 Jahren in Ägypten. Vielleicht ist das gerade deine Erfahrung, vielleicht ist dein Weg gerade schwer.
Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Aber Gott verspricht uns nicht, dass wir Christen immer ein leichtes Leben haben werden.
Ihr Lieben, ich wünsche uns von Herzen, dass wir für die schweren Zeiten diesen Fokus und diese sichere Hoffnung haben. Dass wir uns an die Verheißung klammern können, die Gott uns gegeben hat.
Ich möchte fragen: Was würde dich befähigen, in schweren Zeiten deine Hoffnung nicht zu verlieren und deinen Glaubensweg weiterzugehen? Sind es nicht die Verheißungen, die Gott uns gegeben hat?
Das ist keine billige Vertröstung auf die Zukunft, sondern ein sicheres Versprechen für eine herrliche Ewigkeit.
Als Christen dürfen wir wissen, dass das, was Gott uns versprochen hat, kommen wird: eine Zeit, in der alle Tränen, alles Leiden, alle Schmerzen – ja, selbst der Tod – ein Ende haben wird.
Ihr Lieben, ich möchte uns Mut machen, diesen Weg zu gehen. Lasst uns von dem lernen, was Gott in der Geschichte getan hat.
Lasst uns das einerseits als Warnung und andererseits als Ermutigung nehmen. Lasst uns unseren Gott erkennen, der gerecht richtet und zugleich gnädig ist, jedem, der sich ihm zuwendet.
Er hat einen guten Plan für jeden, der ihm vertraut, und bringt uns sicher an unsere ewige Bestimmung.
Das Gebet Israels als Ausdruck der Hoffnung
Ich weiß nicht, ob euch das aufgefallen ist: Mitten im Vorlesen all dieser Söhne und was aus ihnen werden wird, steht ein ungewöhnlicher Satz. In Vers 18 erscheint ein Gebet. Israel spricht Sohn nach Sohn an, und zwischendrin wendet er sich plötzlich Gott zu – in einem ganz kurzen Gebet.
In Vers 18 betet Israel: „Herr, ich warte auf dein Heil.“ Ist das auch dein Gebet?
Lasst uns beten – in guten Zeiten, damit wir uns nicht mit dem zufrieden geben, was wir im Hier und Jetzt haben. Und in schlechten Zeiten, damit wir die Hoffnung nicht verlieren, sondern den Weg des Glaubens weitergehen.
Herr, ich warte auf dein Heil. Herr, wir warten auf dein Heil.
Himmlischer Vater, das hat Israel einst gebetet – mit und für seine Söhne, um ihnen Orientierung zu geben. Herr, und das beten wir hier und heute: Herr, wir warten auf dein Heil.
Wir beten mit dem letzten Gebet der Bibel: Amen, ja, komm, Herr Jesus!
Wir vertrauen darauf, dass die Gnade des Herrn Jesus mit uns allen ist. So stärke unseren Glauben für den Weg hinein in eine letztendlich nicht unsichere Zukunft.
Amen.