Gut, läuft das? Sehr schön. Also dann, jetzt noch einmal herzlich willkommen nach ein paar Umständen. Wir hatten einige Schwierigkeiten mit der Technik oben im Saal und sind jetzt nach unten gewechselt. Ich hoffe, dass auch zuhause alles funktioniert.
Die Technik für die Leute hier vor Ort sollte hervorragend klappen. Bild und Ton sind für Sie da. Aber zuhause gab es gerade noch Probleme, daher kam es zu einer kleinen Verzögerung. Nun wollen wir gemeinsam starten.
Das Thema dieses Abendvortrags lautet: Einheit und Spaltung in der Gemeinde. Ich freue mich, dass Sie heute Abend mit dabei sind oder vielleicht den Vortrag im Nachgang anhören.
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Mein Name ist Dominik Kramer. Ich bin Dozent für praktische Theologie hier am Bibelstudienkolleg und habe heute das Vorrecht, Sie in dieses spannende Thema „Einheit und Spaltung in der Gemeinde“ mitzunehmen.
Bevor wir starten, möchte ich gerne noch beten: Herr Jesus, ich danke dir für diesen Abend. Danke, dass auch technisch soweit alles funktioniert. Ich bitte dich, Herr, dass du meine Worte führst und leitest und durch dein Wort zu uns sprichst. Amen.
Ich möchte mit zwei Bibelversen beginnen. Jesus betet im hohepriesterlichen Gebet in Johannes 17,20-21: „Ich bete aber nicht nur für sie, sondern auch für die Menschen, die auf ihr Wort hin an mich glauben werden. Ich bete darum, dass sie alle eins sind, wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin. Dann wird die Welt glauben, dass du mich gesandt hast.“
Jesus spricht hier ein ganz konkretes Gebet, das um Einheit bittet – nicht nur unter den Jüngern, sondern ganz konkret auch für diejenigen, die aufgrund ihres Wortes an ihn glauben werden, also auch für die, die später zum Glauben kommen. Er bittet um Einheit unter uns als Geschwister, so wie letztendlich auch der Vater und der Sohn eins sind.
Zunächst ist die Anforderung dieser Einheit schon enorm hoch. Gleichzeitig steht dahinter aber ein wichtiger Satz: „Dann wird die Welt glauben, dass du mich gesandt hast.“ Es besteht also ein Zusammenhang zwischen der Einheit unter Christen und der Frage, ob die Welt, die außerhalb steht, daran glaubt, dass Jesus von Gott gesandt wurde.
Wenn Jesus so ein eindringliches Gebet betet und diesen Zusammenhang herstellt, stellt sich die Frage, wie es dann zu Uneinigkeit und Spaltung unter Christen kommen kann.
Ähnlich sagt Jesus in Johannes 13,34-35: „Ich gebe euch ein neues Gebot: Liebt einander! Ihr sollt einander lieben, wie ich euch geliebt habe. An eurer Liebe zueinander werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid.“
Wir hatten gerade Johannes 17, wo es um das Thema Einheit ging. Dort heißt es, dass die Menschen daran erkennen werden, dass Jesus vom Vater gesandt ist. Hier in Johannes 13 betont Jesus, dass die Menschen an der Liebe untereinander erkennen werden, dass wir seine Jünger sind.
Einheit und Liebe – das ist der klare Auftrag von Jesus.
Im Grunde könnten wir den ganzen Abendvortrag jetzt schon beenden und sagen: Das Thema hat sich doch erledigt, denn biblisch ist es völlig klar, dass wir zur Einheit und zur Liebe aufgerufen sind.
Nur wenn es wirklich so einfach wäre, dann wären Sie heute Abend wahrscheinlich nicht hier. Dann würde wahrscheinlich auch niemand zuschalten, weil es kein großes Thema oder Problem wäre, mit dem wir uns intensiver beschäftigen müssten.
Das Problem liegt wahrscheinlich darin, dass das, was Jesus hier sagt, nicht unbedingt der Realität entspricht oder der Normalfall in vielen Gemeinden ist. Deshalb wollen wir uns heute mit einer Herausforderung beschäftigen – mit der Frage nach der Einheit und der Spaltung in der Gemeinde, die leider immer wieder eine traurige Realität ist.
Ich beginne mit einer These, die ich aufstelle: Letztendlich handelt es sich um zwei Probleme, die wir uns jetzt genauer anschauen wollen. Die Probleme unserer Gemeinden sind, dass Spaltung dort vorkommt, wo Einheit herrschen sollte, und Einheit dort herrscht, wo eine Trennung notwendig wäre.
Genau diese zwei Aspekte wollen wir heute vertieft betrachten, um zu verstehen, was sich dahinter verbirgt. Wenn Sie dazu Fragen haben, können Sie diese auch online gerne im Chat stellen.
Ich gehe dann im Nachgang gerne darauf ein. Am Ende des Vortrags können wir noch einige Fragen stellen und soweit möglich auch beantworten.
Zunächst möchte ich kurz eine Begriffsdefinition vornehmen, um etwas zu unterscheiden, wenn ich bestimmte Wörter verwende. Ich habe hier die ersten drei Begriffe: Trennung, Spaltung und Teilung. Man könnte sagen, das sei alles dasselbe. Im Grunde könnte man sie auch synonym verwenden. Aber meine Verwendung ist folgende:
Wenn ich von Trennung spreche, meine ich einfach ganz wertneutral eine Trennung.
Wenn ich von Spaltung spreche, dann meine ich etwas Negatives. Denn unter Spaltung verstehen wir häufig etwas Negatives. Dabei wird etwas auseinandergerissen, was eigentlich zusammengehört. Eine Spaltung ist also eine Trennung im Streit, eine Trennung im Hader und so weiter.
Wenn ich von Teilung spreche, dann schauen wir uns einmal den Begriff genauer an. Teilung wird immer wieder auch positiv bewertet. Manchmal ist eine Teilung gut – zum Beispiel im Sinne einer Zellteilung, bei der etwas Neues entsteht. Es kann auch eine Gemeindeteilung stattfinden, etwa im Rahmen von Gemeindegründungen und so weiter. Es sind also nicht immer nur negative Gründe, die dazu führen, dass neue Gemeinden entstehen, sondern manchmal auch multiplikatorische Gründe. Oder es kann auch sein, dass eine Teilung beziehungsweise eine Trennung in Liebe stattfinden kann. Darauf komme ich später noch einmal ausführlicher zurück.
Ich versuche, mich im Verlauf des Abends an diese verschiedenen Definitionen zu halten: Trennung ist wertneutral, Spaltung ist negativ, und Teilung ist auch durchaus ein Auseinandergehen in Liebe.
Wenn ich von Einheit spreche, ist mir ebenfalls wichtig, dass es um Einmütigkeit, Liebe und Geschwisterlichkeit geht. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass alle Gemeinden an einem Ort sich immer gleich fusionieren müssen und es nur eine Gemeinde Jesu Christi vor Ort geben darf. Es kann gut und durchaus berechtigterweise verschiedene Gemeinden geben, die in Liebe und Geschwisterlichkeit nebeneinander existieren. Das meine ich hier unter Einheit.
Die Grundprinzipien, die wir heute erarbeiten, beziehen sich in erster Linie auf den Gemeindekontext. Wie gehen wir in der Gemeinde damit um? Ich denke aber, dass sich diese Prinzipien auch auf überkonfessionelle Zusammenarbeit anwenden lassen. Dort, wo Einheit notwendig ist, kann es auch überkonfessionelle Einheit geben. Und dort, wo Trennung notwendig ist, sollte auch überkonfessionell darüber nachgedacht werden, ob man in diesem Maße überhaupt zusammenarbeiten kann oder nicht.
So weit also mal vorweg ein paar Gedanken und Ideen.
Lasst uns nun eine kleine Bestandsaufnahme machen zu dem, was wir in der Bibel finden. Ich habe gerade schon die Verse aus dem Johannesevangelium vorgelesen, in denen der Aufruf zur Einheit und zur Liebe steht. Im Neuen Testament finden wir jedoch noch mehrere weitere Verse zu diesem Thema.
So schreibt Timotheus zum Beispiel in 2. Timotheus 2,23: „Mit törichten Spekulationen hingegen, die nur vom Unverstand zeugen, gib dich nicht ab. Du weißt ja, dass sie zu nichts anderem führen als zu Streitigkeiten.“
Auch Paulus macht diese Haltung deutlich, wenn wir Galater 1,8 betrachten. Dort heißt es: „Doch wer immer euch ein anderes Evangelium bringt, und wäre es einer von uns Aposteln oder sogar ein Engel vom Himmel, wer immer euch eine Botschaft bringt, die dem Evangelium widerspricht, das wir euch verkündet haben, der sei verflucht.“
Das ist eine starke Aussage. Später, in Vers 9, wiederholt Paulus diese Mahnung noch einmal und betont zweimal: „Der sei verflucht.“
Paulus kritisiert auf der einen Seite die Gemeinde, weil sie sich wegen gewisser Themen zerstreitet und daraus ein großes Aufsehen macht. Manche Themen sind also, wie ich sagen möchte, weniger wichtig. Auf der anderen Seite stellt er bei anderen Themen klare Richtlinien auf. Wer davon abweicht, der sei verflucht.
Was stellen wir also fest? Was ist der erste Eindruck dieser Bestandsaufnahme?
Erstens: Wir sind als Christen untereinander zu Liebe und Einheit aufgerufen. Zweitens: Es gibt Lehrthemen, über die wir uns nicht streiten sollen. Das heißt nicht, dass wir nicht darüber sprechen dürfen, aber sie sollen uns nicht entzweien. Und drittens: Es gibt Lehrthemen, die eine Trennung notwendig machen.
Genau auf diese letzten Punkte wollen wir im Weiteren näher eingehen.
Wenn man sich die weiteren Bibelstellen im Neuen Testament anschaut, die Herausforderungen beschreiben, die zu Spaltungen führen, entdeckt man im Grunde drei Hauptprobleme beziehungsweise Hauptstreitpunkte. Das eine sind ethische Verfehlungen, das zweite sind Streitfragen und das dritte sind Irrlehren.
Ich möchte den Schwerpunkt jetzt vor allem auf die letzten beiden Aspekte legen: die Streitfragen und die Irrlehren. Auf die ethischen Verfehlungen gehe ich nur ganz kurz ein. Dieses Thema wäre ein eigener Abend für sich, da es auch mit dem Thema Gemeindezucht und ähnlichem zu tun hat. Dennoch ist es wichtig, es an dieser Stelle kurz zu erwähnen, weil es natürlich auch Spaltungspotenzial hat.
Hilfreich ist an dieser Stelle ein Bibeltext aus 1. Korinther 5,9-13, der uns etwas zu diesem Thema mitgibt. Ich finde, er beantwortet relativ viele Fragen in Bezug auf das Thema. Paulus schreibt dort an die Korinther:
"In meinem früheren Brief habe ich euch vor dem Umgang mit Menschen gewarnt, die ein unmoralisches Leben führen. Dabei dachte ich natürlich nicht an Menschen, mit denen ihr in dieser Welt zu tun habt, die aber Gott nicht kennen."
Er sagt hier also, dass er schon einmal vor Menschen gewarnt hat, die ein unmoralisches Leben führen. Dabei meint er aber nicht die Nichtchristen, sondern die, die sich zur Gemeinde zählen.
Weiter schreibt er: "Wenn ihr den Kontakt mit allen vermeiden wollt, die ein unmoralisches Leben führen, geldgierig sind, andere berauben oder Götzen anbeten, bliebe euch nichts anderes übrig, als die Welt zu verlassen." Man müsste also jeden meiden.
Darum schreibt er jetzt noch einmal unmissverständlich: "Wartet mal, bin ich schon fertig? Nein, vielleicht geht es weiter: mit niemandem etwas zu tun haben, der sich zur Gemeinde zählt und trotzdem ein unmoralisches Leben führt, geldgierig ist, Götzen anbetet, Verleumdungen verbreitet, ein Trinker ist oder andere beraubt. Lasst einen solchen Menschen also auch nicht mehr an euren gemeinsamen Mahlzeiten teilnehmen."
Was ist hier die Aussage? Es geht nicht darum, grundsätzlich mit Menschen, die ein unmoralisches Leben führen, keinen Kontakt mehr zu haben. Vielmehr hat das in der Gemeinde keinen Platz. Man soll darauf achten.
Er sagt dann weiter: "Ist es etwa unsere Aufgabe, über die zu Gericht zu sitzen, die außerhalb der Gemeinde stehen?" Die Antwort ist natürlich nein. "Seid ihr nicht vielmehr verpflichtet, eure eigenen Leute zur Verantwortung zu ziehen?" Über die draußen wird Gott selbst das Urteil sprechen.
"Schließt also den, der Böses tut, aus eurer Gemeinschaft aus."
Hier wird schon deutlich, was ein ethischer Maßstab für die Gemeinde ist: Es geht darum, dass wir als Christen kein unmoralisches Leben führen sollen. Inwieweit wir das jetzt differenzieren, könnten wir in einem eigenen Vortrag ausführlich behandeln. Aber die Hauptbotschaft ist, dass ein unmoralisches Leben in der Gemeinde keinen Platz hat.
Warum? Das Ziel ist, dass wir als Gemeinde eine Kontrastgesellschaft sind, einen Unterschied machen. Dass sich das Wesen Jesu in uns einnistet, uns verändert und dass wir durch den Geist andere Menschen werden.
Natürlich ist uns allen klar, dass das kein Blitzchrist ist und sofort alles perfekt ist. Wir sind Menschen mit Fehlern und Schwächen, das ist völlig logisch. Hier heißt es auch nicht, wer sündigt, wird rausgeschmissen. Die Gemeinde ist nicht die Gemeinschaft der Sündlosen. Das wäre ein falsches Verständnis.
Es geht vielmehr darum, bewusst in Sünde weiterzuleben, sich nicht belehren zu lassen und sich auch nicht von den Geschwistern aus der Gemeinde darauf ansprechen zu lassen.
Das heißt, wir müssen auch überlegen, wie wir unser Christsein leben. Sind wir damit ein Zeugnis in dieser Welt? Wenn es in der Gemeinde offensichtlich wird, dass das nicht der Fall ist, sollte man miteinander ins Gespräch kommen.
Das Ziel ist nicht der Ausschluss, das Rauswerfen oder die Strafe. Das Ziel ist immer, dass man zurückkommt, Buße tut, umkehrt und Einsicht zeigt.
Bei diesen moralischen Fragen muss man viel Weisheit walten lassen. Es gehört dazu, den Einzelfall zu betrachten. Dafür setzt man unter anderem eine Gemeindeleitung ein, die sich mit solchen Fragen beschäftigt und überlegt, wann eine Intervention notwendig ist.
Es ist also nicht so, dass jemand, der einmal einen Fehler gemacht hat, sofort ausgeschlossen wird. Aber grundsätzlich gilt dieses Prinzip: Wir sollen durch unser Leben Zeugnis für Jesus sein. Jesus soll nicht nur durch Worte bezeugt werden, sondern auch durch unser Verhalten.
Dabei geht es nicht nur um die offensichtlichen unmoralischen Dinge, wie zum Beispiel den Umgang mit Sexualität, sondern auch darum, wie wir miteinander umgehen, wie unser Verhältnis zum Geld ist, wie wir mit Geiz und ähnlichen Themen umgehen. Es gibt viele Bereiche, die man im Blick haben sollte.
Zunächst geht es um den Schutz der Einzelperson, um sie letztendlich wieder zu Jesus zurückzuführen. Im zweiten Schritt geht es um den Schutz der Gemeinde. Im Notfall ist eine Trennung notwendig, wenn es nicht anders geht.
Dieses Thema der ethischen Verfehlungen habe ich hier nur kurz angesprochen. Dennoch denke ich, dass es ein wichtiges Thema ist, das wir als Gemeinden im Blick haben sollten.
Ich möchte jetzt vielmehr den Fokus auf das Thema der Streitfragen legen und euch dazu ein bisschen mit hineinnehmen in den Römerbrief, Kapitel 14. Ich denke, es gibt eine ganze Reihe von Fragen, zu denen es durchaus unterschiedliche Meinungen unter Christen gibt. Später werden wir noch klären, wo genau die Grenze zwischen Streitfrage und Urlehre liegt.
Es gibt viele Fragen, die zu Streit führen können, die aber letztendlich Streitfragen einer bestimmten Kategorie sind. Ein Beispiel dafür ist das Thema Götzenopferfleisch, das wir in Römer 14 finden. Diese Streitfragen sollten eigentlich nicht dazu führen, dass wir uns auseinanderdividieren.
Zum einen finden wir viele theologische Streitthemen, etwa zur Endzeit oder Ähnlichem. Aber auch aktuelle Fragen, wie wir sie in den letzten Jahren erlebt haben, zum Beispiel Corona, würde ich in diesen Bereich einordnen. Auch solche Streitfragen dürfen nicht dazu führen, eine Gemeinde zu spalten. Entscheidend sollten andere Themen sein, an denen wir festmachen, wer dazugehört und wer nicht.
Ich möchte das Ganze zunächst am Beispiel vom Götzenopferfleisch durchgehen. Den Übertrag auf andere Themen könnt ihr dann selbst machen. In Römer 14 geht es darum, dass das Götzenopferfleisch in der Gemeinde in Rom ein großes Thema war. Es gab Christen, die kein Problem damit hatten, dieses Fleisch zu essen, und andere, die Gewissensprobleme hatten.
Um das etwas weiter auszuführen: Im Rahmen der Opferkulte wurden Tiere geschlachtet. Nicht alles Fleisch wurde bei den Zeremonien gegessen, sondern kam am nächsten Tag auf den freien Markt. Wenn man zum Metzger ging, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Fleisch in einem Opferkult geschlachtet wurde.
Die einen Christen sagten, das sei kein Problem, es sei ja nur Fleisch, und Götzen gäbe es sowieso nicht. Die anderen hatten Gewissensbisse, weil sie den antigöttlichen Ritus ablehnten und das Fleisch nicht ohne schlechtes Gewissen essen konnten.
Diese Diskussion greift Paulus in Römer 14 auf. Er macht grundsätzlich klar, dass Fleisch Fleisch ist und somit nicht geistlich belastet ist. Wir haben es von Gott empfangen und können es einfach essen, egal unter welchen Umständen es geschlachtet wurde. Das ist seine Grundhaltung, die in diesem Abschnitt deutlich wird.
Paulus betont, dass es nicht darum geht, wer Recht hat und wer Unrecht, sondern legt den Fokus auf drei wesentliche Aspekte, die ich jetzt mit euch anschauen möchte.
Der erste Punkt ist: Ich bin Gott verantwortlich für meine Meinung. Paulus schreibt in Römer 14, Vers 6: "Wenn jemand bestimmte Tage besonders beachtet, tut er das, um den Herrn zu ehren. Genauso ist es bei dem, der alles isst: Er tut das, um den Herrn zu ehren, denn für das, was er isst, dankt er Gott. Auch der, der bestimmte Speisen meidet, tut das, um den Herrn zu ehren; auch er ist nichts ohne Gott dafür zu danken."
Der Punkt ist, dass Paulus hervorhebt, dass die Haltung entscheidend ist: Aus welchem Grund esse ich das Fleisch oder esse ich es nicht? Wenn die Haltung darauf ausgerichtet ist, Gott zu ehren, dann ist sie richtig.
So sagt Paulus auch in 1. Korinther 10, Vers 31: "Ob ihr esst oder trinkt oder was ihr auch tut, tut alles zur Ehre Gottes." Es geht also darum, dass wir in unserem Verhalten, in unserer Meinung und grundsätzlichen Haltung Gott ehren. Das ist das Ziel, das Paulus hier herausstellt.
Es geht also nicht um das Essen oder Nichtessen an sich, sondern um die Frage, warum wir essen oder nicht essen. Letztlich sollen wir in allen Bereichen unseres Lebens Gott die Ehre geben, uns ihm unterordnen und unser Leben auf ihn ausrichten.
Spannend ist dabei auch, dass unsere Erkenntnis offensichtlich unterschiedlich ist. Dennoch ist am Ende nicht das Tun entscheidend, sondern die Haltung dabei.
Was bedeutet das konkret für Streitfragen, in denen wir stehen? Ganz einfach: Die erste Frage lautet: Ehrt meine Grundhaltung Gott? Ist meine Haltung eine, die Gott ehrt? Oder ist sie hochmütig, weil ich es besser weiß als die anderen? Oder ist sie demütig und bereit, sich dem anderen unterzuordnen?
Ist meine Haltung geprägt von Besserwisserei oder von Liebe? Uns muss bewusst sein: Jesus ist Wahrheit, aber Jesus ist auch Liebe. Eine Haltung der Besserwisserei, eine hochmütige Haltung gegenüber dem Bruder oder der Schwester, entspricht nicht dem Geist Jesu.
Das lesen wir ausführlich im 1. Korinther 13. Was nützt mir alle Erkenntnis, wenn ich die Liebe nicht habe? Es kann nicht sein, dass die Liebe zu den Brüdern und Schwestern so stark betont wird, sie aber in unseren Diskussionen und Streitfragen oft kaum eine Rolle spielt. Stattdessen geht es oft nur darum, wer Recht hat.
Spannend ist, dass Paulus sagt: Es ist mir eigentlich egal, wer Recht hat. Er macht zwar deutlich, wer Recht hat, aber er sagt, in vielen Fällen ist unser Zusammenhalt wichtiger.
Der nächste Aspekt ist: Ehrt meine Meinung Gott? Nicht nur die Grundhaltung, sondern auch die konkrete Meinung soll Gott ehren. Ist meine Meinung biblisch? Habe ich sie nach bestem Wissen und Gewissen geprüft? Oder entspringt sie menschlichen Antrieben, vielleicht Sturheit?
Bin ich grundsätzlich dagegen, nur weil ein bestimmter Bruder das sagt? Oder drängen mich andere, diese Position einzunehmen? Oder brauche ich die Freiheit, mich auch dagegen zu entscheiden?
Wie oft sind die Gründe für eine Meinung eher menschlich geprägt als biblisch geprüft? Auch hier gilt die Frage: Was ehrt Gott? Sind wir ehrlich, demütig und zurückhaltend bei der Bildung unserer Meinung?
Zuletzt stellt sich die Frage: Ehrt mein Verhalten Gott? Hier kommen Haltung und Meinung zusammen. Bin ich bereit, mich Entscheidungen zu unterordnen, auch wenn ich persönlich anderer Meinung bin?
Vielleicht bin ich überzeugt von meiner Meinung, aber die Gemeindeleitung hat eine andere, nach bestem Wissen und Gewissen. Wie verhalte ich mich? Zeige ich ständig, dass sie Unrecht haben? Oder bin ich bereit, mich dem zu fügen?
Ein Beispiel: Ein Mann war grundsätzlich gegen den Bau eines neuen Gemeindehauses. Bei Diskussionen und Abstimmungen war er dagegen. Als der Bau beschlossen war, half er jedoch tatkräftig auf der Baustelle mit. Er war zwar anderer Meinung, aber er stand hinter dem Beschluss und trug ihn mit.
Das Beispiel zeigt viel. Wie schnell ziehen wir uns zurück, wenn es nicht unsere Meinung ist? Sollen die anderen es machen, ich mache nicht mehr mit? Ist das eine biblische oder eine menschliche Haltung?
Wir müssen uns immer wieder fragen: Ehrt mein Verhalten Gott? Ist mein Verhalten Jesus gemäß?
Unsere Aufgabe ist es, uns nicht gegenseitig zu richten. Gott wird am Ende über unsere Haltung, unser Verhalten und unseren Umgang miteinander richten. Wir sollen zunächst auf uns selbst schauen.
Es geht um einen Perspektivwechsel: Nicht immer nur sehen, was die anderen falsch machen, sondern, wie Jesus sagt: "Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders und nimmst den Balken in deinem eigenen nicht wahr?" (Matthäus 7,3)
Wir kennen das, doch oft spielt es keine Rolle. Wir sehen meist nur die Fehler der anderen und übersehen unsere eigenen.
Deshalb ist der erste wichtige Aspekt bei Streitfragen: Ich schaue auf mich, prüfe meine Haltung, Meinung und mein Verhalten ehrlich. Nicht nur als Floskel: "Ich habe mich geprüft, jetzt müsst ihr euch ändern." Sondern wirklich ehrlich prüfen, ob meine Motive richtig sind.
Wenn wir das getan haben, können wir auch Dinge ansprechen. Es geht nicht darum, um des Friedens willen den Mund zu halten. Diskussionen sind erlaubt, aber immer mit der Frage: Was ist meine Motivation?
Das gilt auch bei moralischen Themen, wenn wir einen Bruder oder eine Schwester ansprechen wollen. Prüfe ich, ob meine Motivation Liebe ist, den anderen zurück auf den richtigen Weg zu bringen? Oder will ich nur zeigen, wie falsch er lebt?
Das ist der erste Punkt: Ich bin Gott verantwortlich.
Der zweite Punkt, den wir in Römer 14 lesen, ist: Lasst uns nach dem streben, was dem Frieden dient.
Hier stellt sich sofort die Frage: Hauptsache Frieden? Hauptsache Liebe in der Gemeinde? Sollen wir nicht über Themen diskutieren oder streiten?
Das meint Paulus nicht. Es gibt durchaus Themen, die zu einer Trennung führen müssen. Es gibt Themen, die nicht unbesprochen bleiben dürfen. Und es gibt Themen, die biblisch klar sind, sodass man die Prinzipien aus Römer 14 nicht auf alle theologischen Fragen übertragen kann.
Dennoch gibt es viele Fragen, auf die diese Prinzipien gut passen.
Römer 14, Vers 19 sagt: "Darum wollen wir uns mit allen Kräften um das bemühen, was zum Frieden beiträgt und wodurch wir uns gegenseitig im Glauben fördern."
Was sollen wir tun? Wir sollen das tun, was dem Frieden dient.
Was dient dem Frieden? Der weitere Text zeigt, dass wir kein Ärgernis sein sollen.
Bleiben wir beim Götzenopferfleisch: Wenn ich weiß, dass jemand damit Schwierigkeiten hat, sollte ich mich nicht demonstrativ vor ihn stellen und Götzenopferfleisch essen, nur weil ich die Freiheit dazu habe, er aber nicht.
Das zeigt eine überhebliche, hochmütige und lieblose Haltung. Es geht nicht um Demonstration der Freiheit, sondern um Rücksichtnahme auf den anderen.
Dem Frieden dient, dem anderen keinen Anstoß zu geben.
Es bedeutet auch, den anderen nicht zu richten oder zu verachten.
Natürlich können wir unterschiedlicher Meinung sein. Jesus hat keine Gemeinde zusammengestellt aus lauter Gleichausgerichteten, die in allem gleich denken. Manchmal wäre es leichter, aber es ist fraglich, ob das wirklich schöner wäre.
Gott verherrlicht, dass wir in unserer Unterschiedlichkeit zusammenkommen, mit unterschiedlichen Meinungen und Ansichten.
Ich kann anderer Meinung sein, aber das gibt mir nicht das Recht, mich innerlich über den anderen zu erheben.
Das heißt nicht, dass ich nichts ansprechen darf. Das wäre ein Totschlagargument: "Ich darf ja nichts sagen, weil ich selbst nicht besser bin."
Es geht um die innere Haltung und daraus resultierendes Handeln: In Liebe aufeinander zuzugehen, den Frieden zu suchen.
Wenn ein Konflikt da ist, geht es nicht darum, meine Meinung durchzusetzen, sondern manchmal den schwierigeren Weg zu gehen und demütig mich zurückzunehmen.
Heißt das, wir sollen manche Streitfragen gar nicht thematisieren, wenn sie dem Frieden dienen?
Ich denke, es ist wichtig, Streit nicht einfach zu ignorieren. Themen müssen geklärt werden, damit Beziehungen wachsen können.
Die Frage ist: Wie finde ich den angemessenen Rahmen, um Streitfragen gut anzusprechen?
Eine Predigt ist nicht immer der richtige Ort, um in kurzer Zeit alle anderen zu überzeugen. Manchmal braucht es einen längeren Prozess, den man gemeinsam geht, um tief verwurzelte Streitigkeiten anzugehen.
Auch hier geht es wieder um die grundsätzliche Haltung: Sich nach dem Frieden zu strecken.
Der dritte Punkt, den ich in diesem Text spannend finde, ist: Wenn ich gegen mein Gewissen handle, ist das Sünde.
Was ist Sünde? Allgemein kann man sagen: Sünde ist, wenn wir gegen Gottes Willen handeln, nicht nach seinen Geboten leben.
Jesus erweitert das: Schon Gedanken sind Sünde.
Jakobus geht noch weiter: Auch das Gute nicht zu tun, ist Sünde (Jakobus 4,17).
Paulus sagt in Römer 14, Verse 20-23:
"Zerstöre nicht das Werk Gottes wegen einer Frage, die das Essen betrifft. Zwar ist vor Gott alles rein, verwerflich ist es jedoch, wenn jemand durch das, was er isst, einen anderen zu Fall bringt. Deshalb ist es am besten, du isst kein Fleisch und trinkst keinen Wein und vermeidest auch sonst alles, was deinen Bruder oder deine Schwester zu Fall bringen könnte. Behandle deine Überzeugungen in diesen Dingen als eine Angelegenheit zwischen dir und Gott. Glücklich zu nennen ist der, der sich in Fragen der persönlichen Überzeugung so verhält, dass er sich nicht selbst anzuklagen braucht. Wer jedoch etwas isst, obwohl er Bedenken hat, ob er es überhaupt essen darf, der ist damit verurteilt, denn er handelt nicht aus Glauben, und alles, was nicht aus dem Glauben kommt, ist Sünde."
Das bedeutet konkret: Wenn jemand, der kein Problem mit Götzenopferfleisch hat, den anderen drängt, obwohl dieser es aus Gewissensgründen nicht essen kann, bringt er ihn dadurch in Schuld vor Gott.
Sünde definiert sich nicht nur nach der Tat oder objektiven Richtlinien, sondern auch nach subjektivem Empfinden.
Wenn ich gegen mein Gewissen handle, obwohl ich überzeugt bin, dass es Gottes Willen widerspricht, ist das Sünde.
Dieses Prinzip lässt sich nicht umdrehen: Nur weil ich ein reines Gewissen habe, heißt das nicht automatisch, dass alles erlaubt ist. Zum Beispiel kann Gott mir nicht erlauben, mehrere Frauen zu haben, nur weil ich das für richtig halte.
Es geht hier um legitime Dinge, bei denen der eine ein engeres Gewissen hat als der andere.
Paulus betont, dass es beim Miteinander darum geht, was dem anderen dient und hilft. Nicht: Was darf ich alles? Welche Rechte habe ich?
Das erfordert, dass die Starken im Glauben Rücksicht auf die Schwachen nehmen. Gleichzeitig dürfen die Schwachen nicht die Regeln bestimmen.
Paulus macht auch deutlich, wer in dieser Frage Recht hat.
In Streitfragen ist die Hauptfrage die grundsätzliche Haltung gegenüber dem anderen: Wie gehe ich mit anderen Meinungen um? Kann ich sie akzeptieren, wenn jemand nach bestem Wissen und Gewissen anders entscheidet? Wie kann ich in Liebe mit dem anderen umgehen?
Paulus sagt in 1. Korinther 9, Verse 4-6, dass er auf viele Rechte verzichtet, um das Evangelium zu fördern. Er könnte sich eine Frau nehmen, von Spenden leben und vieles mehr, tut es aber nicht, um des Evangeliums willen.
Wo sind wir bereit, auf Rechte zu verzichten, um des Evangeliums willen? Oder beharren wir auf unserem Recht, auch wenn es zu Streit, Uneinigkeit und Spaltung führt?
Das Problem vieler Streitigkeiten, wo Einheit herrschen sollte, liegt tief in unseren Herzen. Dort müssen wir ansetzen.
Wir müssen immer wieder ins Gebet zurückkehren, wie David in Psalm 51, Vers 12 betet: "Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen beständigen Geist."
Auch Psalm 139, Verse 23-24 sagt: "Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich und erkenne, wie ich es meine, und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf deinem Wege."
Es geht also darum, Haltung, Handeln und Motivation im Gebet zu prüfen und Gott darum zu bitten, unsere Motive zu prüfen.
Wir sollen Streitigkeiten in der Gemeinde an der Stelle beenden, wo wir beteiligt sind.
Wie gesagt, wir sollen nicht schweigen. Paulus spricht das Streitthema an, zeigt, wer Recht hat, aber auch, dass die anderen in ihrer Haltung Recht haben können.
Entscheidend ist, wie wir miteinander umgehen.
Der dritte wesentliche Aspekt ist: Das eigene Gewissen und das Gewissen der anderen müssen in meinem Verhalten berücksichtigt werden.
Natürlich bleiben Fragen offen. Zum Beispiel: Wo genau sind Streitfragen, und wo ist die rote Linie überschritten, sodass es um elementare, heilsentscheidende Fragen geht? Das werden wir später noch besprechen.
Eine weitere Frage ist: Wie gehen wir konkret in der Gemeinde mit Konflikten über Streitfragen um? Wir haben gesagt, dass wir unsere Haltung prüfen müssen. Aber was tun wir dann?
Ich glaube, es ist wichtig, dass wir als Gemeinde uns der drei genannten Aspekte bewusst werden. Wir nehmen sie gemeinsam ins Gebet und verinnerlichen sie.
Wir sollten zuerst den Balken aus unserem eigenen Auge entfernen, bevor wir den Splitter im Auge des anderen sehen.
Wenn das jeder tut, können viele Probleme schnell gelöst werden. Natürlich ist die Umsetzung oft schwierig, aber dieser Weg ist wichtig.
Zweitens sollten wir als Gemeinde solche Themen ins Gebet bringen. Es fällt uns oft schwer, schlecht über andere zu reden, wenn wir mit Gott sprechen. Im Gebet merken wir, dass Gott uns kennt und wir nicht einseitig klagen können.
Das Gebet deckt oft unser eigenes Fehlverhalten auf, mehr als die Fehler der anderen.
Das hilft, die Situation vor Gott zu bringen. Das heißt nicht, dass das Verhalten der anderen immer richtig ist, aber es zeigt unseren eigenen Anteil.
Wenn wir als Gemeinde diesen Weg gehen, ist der erste Schritt getan.
Ein zweiter wichtiger Schritt ist Schuldbekenntnis und Vergebung.
Wie weit sind wir fähig, Schuld vor dem anderen zu bekennen, auch wenn der andere vielleicht noch mehr Schuld hat?
Wie weit sind wir bereit, um Entschuldigung zu bitten und zu vergeben?
Das sind elementare Themen des Christseins, die uns als Zeugnis in der Welt dienen sollen.
Es passt nicht zusammen, Vergebung zu predigen, aber nicht im Miteinander zu leben.
Was, wenn ich dem anderen nicht vergeben kann? Wenn die Situation so vertrackt ist, dass es unmöglich erscheint?
Dann kann ich dir nur gratulieren, wenn du an den Punkt der Kapitulation gekommen bist – die Einsicht, dass wir es nicht aus eigener Kraft schaffen.
Wir denken oft, wir müssten es können, uns anstrengen für Einheit. Aber Probleme gab es immer.
Wir müssen unsere Unfähigkeit anerkennen, kapitulieren und den Herrn bitten, die Situation aus seiner Sicht zu sehen.
Dann erkennen wir: Wenn Jesus den anderen annehmen kann, kann er auch mich dazu befähigen.
Der Beweis ist, dass Jesus mich mit all meinen Fehlern angenommen hat.
Gott gibt uns alles, um Konflikte in der Gemeinde zu lösen.
Trotzdem ist es ein schwieriger und herausfordernder Weg.
Was tun wir, wenn trotz bester Bemühungen kein Frieden entsteht?
Hier müssen wir unterscheiden: Gibt es einzelne Unruhestifter, die die Gemeinde spalten? Dann ist es zum Schutz der Gemeinde notwendig, diese Personen auszuschließen.
Oder gibt es zwei Lager, die unversöhnlich sind, die sich eigentlich vertragen sollten?
Manchmal ist es aus Liebe und Zeugnisgründen besser, sich zu trennen, um in Liebe auseinanderzugehen, statt einen unheilbaren Streit zu führen.
Das ist ähnlich wie beim Thema Scheidung: Nicht Gottes Ideal, aber manchmal der bessere Weg, bevor alles zerstört wird.
Es soll nie der einfache Weg oder eine Ausrede sein, einfach zu entfliehen.
Manchmal ist die Trennung der gesündere Weg, um andere zu schützen.
Das Problem ist, und hier komme ich zurück zu meiner These: Die meisten Spaltungen entstehen durch Streitfragen, fehlende Vergebung, Stolz und Uneinsichtigkeit.
Das soll nicht so sein.
Wir brauchen das Wirken Gottes in unseren Herzen, damit sich etwas verändert.
In Bezug auf Streitfragen geht es darum, sie in Liebe zu lösen, uns zu prüfen und das Problem unserem Herrn anzuvertrauen.
Wenn wir meinen, wir könnten es allein lösen, wird es scheitern.
Nur er kann Heilung schenken, auch wenn die Gräben tief sind.
Vielleicht kennt ihr solche Situationen in eurer Gemeinde.
Manchmal sind Streitigkeiten nur oberflächlich, während der Riss viel tiefer liegt, manchmal Generationen zurück.
Das Schöne ist: Jesus kann selbst die tiefsten Wunden heilen – auch in der Gemeinde.
Dazu müssen wir ihm Raum geben.
So viel zum Thema Streitfragen.
Jetzt möchte ich einen Schwenk machen. Ihr habt in meinen Thesen anfangs schon gesehen, dass ich die ganze Zeit für Einheit plädiert habe. Nun möchte ich das Ganze ein wenig drehen, wenn es nämlich um das Thema der Irrlehren geht.
Auch hier möchte ich zunächst wieder ein paar Bibelstellen mit uns lesen, um einen Eindruck davon zu gewinnen, was die Bibel über das Thema der Lehren sagt. Anschließend werden wir definieren, was darunter zu verstehen ist.
Jesus sagt in Matthäus 7,15-16: „Hütet euch vor den falschen Propheten! Sie kommen in Schafskleidern zu euch, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Dieses Bild kann ich noch einmal etwas weiter ausformulieren von vorhin.
Galater 1,6-9: Paulus schreibt dort an die Galater: „Ich wundere mich, wie schnell ihr euch von dem abwendet, der euch zum Glauben gerufen hat. Durch Christus hat er euch seine Gnade erwiesen, und ihr kehrt ihm den Rücken und wendet euch einem anderen Evangelium zu. Dabei gibt es doch überhaupt kein anderes Evangelium. Es ist nur so, dass gewisse Leute euch in Verwirrung stürzen, weil sie versuchen, das Evangelium von Christus auf den Kopf zu stellen. Doch wer immer euch ein anderes Evangelium bringt, und wäre es einer von uns Aposteln oder sogar ein Engel vom Himmel, wer immer euch eine Botschaft bringt, die dem Evangelium widerspricht, das wir euch verkündet haben, der sei verflucht. Wir haben euch das bereits früher gesagt, und ich sage es hiermit noch einmal: Wenn euch jemand ein Evangelium verkündet, das im Widerspruch zu dem Evangelium steht, das ihr angenommen habt, sei er verflucht.“
Das sind ganz klare Worte, klarer geht es ja nicht. Diese zweimalige Betonung, wer ein anderes Evangelium predigt – und noch einmal die Betonung, dass es kein anderes Evangelium gibt –, will sagen: Es gibt nicht zwei frohe Botschaften, die beide zum gleichen Ziel führen, sondern es gibt die eine frohe Botschaft, das eine Evangelium, das rettet und selig macht. Alles andere, was diesem Evangelium widerspricht, führt letztendlich in den Tod. Deshalb auch diese krassen Aussagen: „Der sei verflucht!“ Warum? Weil er Menschen vom Leben zum Tod verführt. Dieser Tragweite müssen wir uns bewusst sein, wenn wir uns mit dem Thema weiter auseinandersetzen.
1. Timotheus 6,3-5: „Wenn jemand von der gesunden Botschaft unseres Herrn Jesus Christus nichts wissen will und sich nicht an die Lehre hält, auf die sich unser Glaube gründet, sondern Dinge lehrt, die ihm widersprechen, dann ist er von Hochmut verblendet und weiß in Wirklichkeit überhaupt nichts. Solche Menschen haben eine krankhafte Vorliebe für Streitfragen und Wortgefechte, und das führt zu Neid und Streit, zu Verleumdungen, bösen Verdächtigungen und endlosen Auseinandersetzungen. Das Denken dieser Menschen ist durch und durch verdorben, sie haben sich so weit von der Wahrheit entfernt, dass sie meinen, Frömmigkeit sei ein Mittel, sich zu bereichern.“
Hier geht es also auch wieder darum, die Botschaft zu verdrehen. Am Ende wird deutlich, dass manche das zum Anlass nehmen, sich selbst zu bereichern. Wir sehen, es gibt verschiedene Anlässe, wie das Evangelium verdreht wird: Beim einen geht es einfach nur um den eigenen Profit, beim anderen darum, sich von der gesetzlichen Entscheidung des Herrn und Herrschers loszusagen, der sich zum Eigentum erkauft hat. Auf diese Weise zieht man sich selbst ein schnelles Verderben zu. Auch hier wieder der Hinweis, dass falsche Lehrer auftreten werden.
Zu guter Letzt noch 1. Johannes 4,1-3: Johannes schreibt: „Liebe Freunde, glaubt nicht jedem, der behauptet, seine Botschaft sei ihm von Gottes Geist eingegeben, sondern prüft, ob das, was er sagt, wirklich von Gott kommt. Denn in dieser Welt verbreiten zahlreiche Lügenpropheten ihre falschen Lehren. An folgendem könnt ihr erkennen, ob sich jemand zu Recht auf Gottes Geist beruft: Wer sich zu Jesus Christus bekennt, der ein Mensch von Fleisch und Blut geworden ist, hat den Geist, der von Gott kommt. Wer sich nicht zu Jesus bekennt, hat nicht den Geist, der von Gott kommt. Aus ihm spricht vielmehr der Geist des Antichrists. Ihr habt ja gehört, dass dieser Lügengeist in die Welt kommen wird, und inzwischen ist er bereits da.“
Auch hier noch einmal dieser klare Hinweis und der Hinweis darauf, woran wir es erkennen können. Johannes geht ganz konkret auf die Person Jesu ein.
Ich habe jetzt anhand der verschiedenen Aussagen und Bibelstellen versucht, zusammenzufassen, wie sich Irrlehren definieren: im Antasten der Person Jesu und im Antasten des Evangeliums. Wenn wir uns das genauer anschauen, merken wir, dass das nicht zwei verschiedene Punkte sind, sondern zusammenhängen. Denn das Evangelium ist die frohe Botschaft von Jesus Christus.
Ich möchte trotzdem mit der Person Jesu beginnen. Zunächst haben wir ganz klassisch die Grundaussage, die wir auch nach den altkirchlichen Bekenntnissen gemeinsam vertreten: Sie basiert auf biblischem Fundament und lautet, dass Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich ist.
Wir haben gerade schon das Thema der Menschheit Jesu gehört. Da hat Jesus gesagt, wer bekennt, dass Jesus ins Fleisch gekommen ist. Johannes grenzt hier gegen eine damals vorherrschende Meinung ab, dass Jesus nur einen Scheinleib hatte, nicht wirklich Mensch war, sondern nur wahrer Gott. Deshalb sei er auch nur scheinbar am Kreuz gestorben, aber nicht wirklich.
Heute ist der Angriff vielleicht eher von der anderen Seite: Man sagt, Jesus war nur ein Mensch, ein guter Lehrer, ein tolles Vorbild, ein Weltverbesserer. Mit Jesus können doch die meisten von uns gut etwas anfangen. Gegen den kann man eigentlich nichts haben – wenn da nicht der Anspruch wäre, dass er Gott ist. Das ist der Knackpunkt.
Jesus ist Gott und gleichzeitig Mensch. Das Problem, wenn Jesus nur ein Mensch wäre: Dann wäre am Kreuz ein unvollkommener Mensch gestorben, und das hätte nichts gebracht. Das Problem, wenn Jesus nur Gott wäre und nicht Mensch geworden wäre: Dann wäre am Kreuz ja niemand gestorben, denn Gott kann nicht sterben, und auch das hätte nichts gebracht.
So sind wir letztendlich auch wieder beim Antasten des Evangeliums. Es geht aber nicht nur darum, ob man an Jesus glaubt oder nicht, sondern auch darum, an welchen Jesus man glaubt: an den, den die Bibel offenbart, oder an den, den man sich selbst zusammengebastelt hat, weil er ins eigene Denken passt? Diesen Jesus gibt es aber einfach nicht. Man glaubt dann an den falschen Jesus.
Paulus macht das deutlich, wenn er sagt, es gibt kein anderes Evangelium. Es gibt nur dieses eine, das eng mit der Person Jesu zusammenhängt.
Ich finde es spannend, wenn man Galater 1 und Philipper 1 miteinander vergleicht. In Galater 1 haben wir gerade gelesen, dass Paulus ganz klar sagt: Wer ein anderes Evangelium verkündet, der sei verflucht. In Philipper 1 lesen wir, dass Paulus im Gefängnis ist und einige aus der Gemeinde aus eigennützigen Motiven anfangen, Jesus zu verkündigen. Paulus kritisiert ihre Motivation, dass sie seine Gefangenschaft ausnutzen, um ihre Stellung in der Gemeinde zu verbessern. Aber er kommt zum Schluss: Solange Jesus verkündigt wird, sei es ihm recht.
Was zeigt uns das? Entscheidend ist, welche Botschaft verkündet wird. Wenn jemand aus falscher Motivation die richtige Botschaft verkündet, ist das letztlich nur ein Problem für die, die es aus falscher Motivation tun. Die Gemeinde bekommt trotzdem die richtige Botschaft. Wenn aber das Evangelium verdreht wird, führt das zu einem Problem. Es hat gravierende Folgen, weil es um die Grundlagen der Errettung geht: um Leben und Tod, um die Frage, wer ewiges Leben bei Gott hat und wer in die Verdammnis kommt.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns darüber im Klaren sind, was das Evangelium ist und von welchen Seiten es angegriffen wird. Im Wesentlichen lässt sich das grob zusammenfassen: Wir haben einen Angriff von zwei Seiten.
Die eine Seite kommt aus dem Bereich der Gesetzlichkeit, wie wir es im Galaterbrief intensiv sehen. Dort heißt es in Galater 3: „Ach, ihr unverständlichen Galater, in wessen Bann seid ihr nur geraten? Jesus Christus, der gekreuzigt wurde, wurde euch doch mit aller Deutlichkeit vor Augen gestellt. Lasst mich nur eines wissen: Habt ihr den Geist Gottes bekommen, weil ihr die Vorschriften des Gesetzes befolgt habt, oder weil ihr die Botschaft, die euch verkündigt wurde, im Glauben angenommen habt? In der Kraft des Heiligen Geistes habt ihr begonnen, und jetzt wollt ihr aus eigener Kraft das Ziel erreichen. Seid ihr wirklich so unverständlich?“
Hier wird nicht das Evangelium infrage gestellt, sondern gesagt: Ja, Jesus ist am Kreuz gestorben, aber das reicht nicht. Du musst noch ein ordentliches Leben führen, noch dies und das tun. Allein Jesus reicht nicht. Du musst das, was Jesus begonnen hat, mit eigener Kraft durch das Halten des Gesetzes vollenden.
Das ist das Hauptthema der Reformation, gegen das Luther sich gewehrt hat: Allein aus Gnade, allein durch Christus, allein durch Glauben.
Das ist die eine Seite. Die andere Seite kommt eher von der liberalen Richtung. Dort wird nicht das Gesetz überbetont, sondern ein falsches Verständnis der Liebe. Nach dem Motto: Gott ist ein Gott der Liebe, warum müsste jemand für ihn am Kreuz sterben? Gott kann auch einfach so vergeben, er ist die Liebe in Person.
Dazu habe ich einen Beitrag von Markus Till zum Thema Postevangelikale gehört. Er nennt vier Grundfragen des christlichen Glaubens, an denen sich Evangelikale und Postevangelikale unterscheiden. Falls der Begriff unbekannt ist: Postevangelikale sind Leute, die aus dem evangelikalen Bereich kommen und sagen, sie hätten das jetzt überwunden und besser verstanden, was Glauben bedeutet.
Markus Till nennt diese vier Fragen:
Diese Fragen beantworten Evangelikale und Christen aus der Kirchengeschichte mit einem klaren Ja. Postevangelikale hingegen antworten hier zurückhaltend oder verneinend.
Ich möchte kurz auf diese Fragen eingehen.
Zur ersten Frage: Greift Gott übernatürlich in die Weltgeschichte ein? Gibt es Wunder oder nicht? Ich glaube daran, dass Gott Wunder tut. Es gibt unterschiedliche Definitionen von Wundern. Eine sagt, ein Wunder ist, wenn Gott auf übernatürliche Weise in das menschliche Geschehen eingreift. Die andere sagt, es ist, wenn Gott auf natürliche Weise eingreift.
Grundsätzlich ist die Frage, ob wir daran glauben, dass Gott Wunder tun kann. Ist das Wasserlaufen Jesu über das Wasser eine Fabel oder Realität? Kann Gott heute noch heilen? Greift Gott in meinem Leben aktiv ein oder ist er nur eine positive Kraft in meinem Denken? Diese Frage ist ernst zu nehmen.
Zur zweiten Frage: Ist Jesus leiblich auferstanden? Die Bibel berichtet darüber, aber es gibt auch die Deutung, dass das Auferstehen Jesu ein Gleichnis dafür ist, dass Jesus in unseren Herzen auferstanden ist.
Paulus gibt eine klare Antwort: „Wenn Christus nicht auferstanden ist, ist es sinnlos, dass wir das Evangelium verkünden, und sinnlos, dass ihr daran glaubt.“ (1. Korinther 15,14). Ohne die leibliche Auferstehung Jesu ist unser Glaube sinnlos.
Zur dritten Frage: Wurde Gott durch den stellvertretenden Tod Jesu am Kreuz versöhnt? Das ist der Kern der Debatte, vor allem mit Postevangelikalen. War der Tod Jesu ein notwendiger Sühnetod? Musste Jesus für uns sterben?
Ich möchte Zitate von Dr. Thomas Breuer aus einem Vortrag anführen: „Ein Gott, der Menschenopfer braucht, ist nicht der gütige Vater. Es ist nicht Jahwe, es ist der Gott Moloch, es ist kein Gott, dem man vertrauen kann. Jesu Tod an sich ist sinnlos, erlösend ist nicht der Tod am Kreuz, erlösend ist allein die Liebe Gottes.“
Diese Vorstellung begegnet man häufiger: Die Idee, dass Gott keinen Opfertod braucht und wir einfach aus Liebe gerettet werden können. Aber haben diese Menschen verstanden, wer Jesus ist? Es geht nicht darum, dass ein Vater seinen Sohn opfert, sondern dass Gott selbst Mensch wird und sich selbst opfert.
Man kann Vater und Sohn nicht so auseinanderreißen, dass hier ein Kinderopfer dargebracht wird. Es ist auch kein Menschenopfer im herkömmlichen Sinn, sondern Gott selbst geht ans Kreuz.
Diese Ansicht findet man nicht nur bei Thomas Breuer, sondern auch bei anderen, etwa Anselm Grün. Deshalb ist es wichtig, genau zu prüfen, von wem man Glaubenslehren liest.
Diese Verdrehung der Botschaft vom Kreuz ist weit verbreitet und dringt immer mehr auch in evangelikale Bereiche ein.
Alle diese ersten drei Fragen hängen grundlegend mit der vierten Frage zusammen: Ist der Bibeltext eine fehlerfreie göttliche Offenbarung?
Wir können die ersten drei Fragen nur mit der Bibel beantworten, wenn wir sagen, dass die Bibel die göttliche, fehlerfreie Offenbarung ist. Wenn ich sage, es ist nur das Zeugnis von Menschen, die Erfahrungen mit Gott gemacht haben, verliert das Ganze seine Autorität.
Dann wird darüber diskutiert, ob die Berichte zuverlässig sind, aber nicht das Wort Gottes. Dann hat das Ganze letztlich keine verbindliche Aussage.
Die Frage ist: Was hat das Ganze dann überhaupt noch zu sagen?
Ist der Bibeltext eine fehlerfreie göttliche Offenbarung? Das ist keine zweitrangige Frage, sondern eine ganz entscheidende.
Niemand sagt, die Bibel sei Gott selbst. Sie offenbart uns Gott. Gott ist viel größer als die Bibel. Aber die Bibel ist die Art und Weise, wie er mit uns kommuniziert hat, neben der vollkommenen Offenbarung in Jesus Christus und der Tatsache, dass er durch seinen Geist in uns lebt.
Die Bibel wird durch die ganze Schrift hindurch als verbindlich dargestellt. Gott wirft die Bibel nicht über den Haufen oder macht sie hinfällig. Wort und Geist gehören zusammen. Das Wort ist vom Geist eingegeben und wird vom Geist entschlüsselt. Wort und Geist gehen Hand in Hand.
Sie auseinanderzudividieren ist gefährlich, auch wenn es andere Gründe geben mag. Wenn wir hier ansetzen, führt das zwangsläufig zu Problemen.
Markus Till benennt vier Punkte, die auf dem Spiel stehen:
Ich würde sogar sagen: Im Grunde steht alles auf dem Spiel. Es geht nicht um eine theologische Streitfrage unter Christen, sondern um die Frage, wer Christ ist und wer nicht.
Es geht nicht um unterschiedliche Ansichten von Brüdern und Schwestern, sondern um das Wesen des Glaubens.
Versteht mich nicht falsch: Ich will niemandem den Glauben absprechen. Aber wer die grundlegenden Fragen des christlichen Glaubens verneint, spricht sich selbst den Glauben ab. Er sagt: „Ich glaube gar nicht.“
Wie kann ich so jemanden als Christ bezeichnen? Wie kann ich von Streitigkeiten unter Christen sprechen, wenn hier die Trennlinie verläuft zwischen dem, der an das Evangelium glaubt, und dem, der es verdreht?
Wer sich Christ nennt, aber die grundlegenden Aspekte des Glaubens nicht nur nicht glaubt, sondern sogar verdreht, der ist kein Christ. So einfach ist es.
Wenn wir wieder das Bild von vorhin mit den Schafen anschauen: Wenn jemand sagt, er sei ein Schaf, aber in Wirklichkeit etwas anderes ist, dann ist er ein Wolf. Er kann sich noch so sehr als Schaf verkleiden. Es sind Wölfe in Schafspelzen.
Besonders an der Stelle, wo das Evangelium angegriffen wird, wie bei der Strömung des Postevangelikalismus, kann ich nicht sagen, das sei nur eine theologische Meinung unter vielen. Das ist für mich nichts anderes als das, was die Bibel an diesen Stellen sagt: Wölfe in Schafspelzen.
Hier wird das Evangelium verdreht, ein anderes Evangelium verkündigt. Hier wird nicht an den gekreuzigten und auferstandenen Jesus geglaubt. Und wer dieses andere Evangelium verkündet, sagt Paulus, nicht ich, sondern das Wort Gottes, der sei verflucht. Das müssen wir ernst nehmen.
Wir müssen an dieser Stelle aufpassen. Es ist enorm wichtig, dass wir daran festhalten, sonst holen wir uns etwas in unsere Gemeinde, das uns zerstört.
Der Wolf ist nicht harmlos. Er beißt und richtet Schaden an.
Wie gehen wir als Gemeinde mit so etwas um? Ich möchte das Bild von Schafen und Wolf noch einmal weiter ausreizen.
Die Bibel sagt uns: Als Schafe sollen wir uns untereinander nicht entzweien. Das ist unser klarer Auftrag. Schafe sollen in Liebe Einheit haben.
Aber wo ein Wolf unter die Schafe kommt, hat er nichts verloren. Da muss Trennung stattfinden.
Deshalb hat jemand, der solche Dinge lehrt, keinen Platz in der Gemeinde. Er darf keinen Platz zum Lehren haben, keine Leitung übernehmen, weil er Menschen kaputt macht.
Jesus sagt selbst: „Wer einen dieser Kleinsten, dieser Geringsten zum Abfall verführt, dem wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde.“
Das sagt Jesus nicht einfach so, sondern aus gutem Grund. Es geht um Leben und Tod, um das ewige Leben, um die unverfälschte Botschaft des Evangeliums.
Unsere Aufgabe als Gemeinde und Gemeindeleitung ist es, die Schafe vor Wölfen zu schützen. Darauf zu achten, dass die Botschaft des Evangeliums nicht verdreht wird, nur weil jemand kommt und fragt: „Sollte Gott gesagt haben?“
Denn genau dieses Wesen steckt hinter der Verdrehung des Evangeliums.
Mir ist wichtig, das noch einmal zu betonen: Wir sprechen hier nicht über Fragen wie Kindertaufe oder Glaubenstaufe, nicht über das buchstäbliche oder geistliche tausendjährige Reich, nicht über das Verständnis des Abendmahls, oder ob es heute noch das Sprachengebet gibt oder nicht.
Wir sprechen über die Grundfragen: Ist Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott? Ist Jesus für unsere Schuld am Kreuz stellvertretend gestorben? Ist Jesus tatsächlich von den Toten auferstanden?
Es geht um die heilsentscheidenden Fragen, die das Christsein ausmachen.
Ein zu lascher Umgang mit diesen Fragen ist kein Zeichen von christlicher Nächstenliebe, sondern extrem fahrlässig.
Deshalb müssen wir darauf achten.
Wir können das Thema heute so zusammenfassen: Während die Bibel in Streitfragen zur Einheit mahnt, sind wir in heilsentscheidenden Fragen zur Trennung aufgerufen.
Deshalb betone ich noch einmal meine These vom Anfang: Die zwei Probleme unserer Gemeinden sind, dass Spaltung dort vorkommt, wo Einheit herrschen sollte, und gleichzeitig Einheit oft herrscht, wo Trennung notwendig wäre.
Wir spalten uns über Themen, die uns nicht zerreißen sollten, und gleichzeitig akzeptieren wir, dass an manchen Stellen das Evangelium verdreht wird, wo das nicht passieren darf.
Das heißt nicht, dass das in jeder Gemeinde der Fall ist, aber die Gefahr besteht.
Jetzt könnte man sagen, so einfach ist das Thema Einheit und Spaltung. Wir haben klare Regeln: Da gibt es die heilsentscheidenden Fragen und die Streitfragen.
Aber eine entscheidende Frage bleibt offen: Wo ist die rote Linie? Welche Themen sind so wichtig, dass wir keine Kompromisse eingehen dürfen? Und bei welchen Themen können unterschiedliche Meinungen akzeptiert werden?
Ich kann hier keine klare Antwort geben, wo genau diese Grenze verläuft.
Im Unterricht in Konfessionskunde, wo ich verschiedene christliche Denominationen mit ihren Lehren vorstelle, schreibe ich oft zehn Themen an die Tafel und lasse die Studenten für sich die rote Linie ziehen: Was ist heilsentscheidend, was nicht?
Das Ergebnis ist jedes Jahr unterschiedlich.
Es gibt klare heilsentscheidende Fragen, wie die, die wir angesprochen haben, und andere Fragen, die klar nicht heilsentscheidend sind.
Aber dazwischen gibt es viele Fragen, die eher ethischer Natur sind, die mit dem Bibelverständnis zusammenhängen: Ist die Bibel wirklich Wort Gottes oder nicht?
Dann wird es schwierig.
Ich glaube, wir müssen uns an der Bibel orientieren. Die einzige Richtschnur in dieser Frage ist die Bibel.
Auch wenn ich keine klare Antwort geben kann, ist der Versuch, eine Position zu finden, wichtig: Ich nehme die Bibel als Wort Gottes ernst, habe sie nach bestem Wissen und Gewissen geprüft.
Es gibt viele theologische Fragen, bei denen Brüder und Schwestern auf beiden Seiten stehen und zu unterschiedlichen Erkenntnissen kommen.
Aber wo das nicht der Fall ist, wo nicht geprüft wird und die Bibel nicht im Zentrum steht, wird es schwierig.
Ich glaube, die wesentlichen Punkte sind klar. Andere Punkte sind klar auf der anderen Seite.
Doch auch in den Zwischenbereichen sind wir darauf angewiesen, dass Gott uns Weisheit schenkt, dass wir demütig sind und Gott darum bitten, uns zu zeigen, welcher Geist hinter einer Lehre steht.
Das ist wichtig.
Was ich gesagt habe, bezieht sich nicht nur auf den Umgang miteinander in der Gemeinde, sondern auch auf die Frage: Mit welchen anderen Gemeinden kann ich zusammenarbeiten?
Wird dort das biblische Evangelium verkündet, auch wenn manche Glaubenspraxen anders sind? Oder wird das Evangelium dort ganz anders verstanden?
Wo kann ich evangelistisch tätig sein?
Auch hier zeigt sich in der Praxis, dass sich an der Frage, was das Evangelium überhaupt ist, oft die Gemeinde spaltet.
Viele sagen, natürlich sind wir evangelistisch tätig, und das Evangelium ist wichtig. Aber sie füllen das Evangelium mit ganz anderen Inhalten. Das eine ist das biblische Evangelium, das andere hat leider oft nicht mehr viel damit zu tun.
Fazit für heute, für diesen Abend:
Wenn Streitigkeiten in der Gemeinde auftreten, sollten wir uns intensiv mit dem Textauszug 14 auseinandersetzen. Dabei ist es wichtig, darauf zu achten, dass wir die Trennung an den richtigen Stellen vornehmen und nicht dort, wo Einheit bestehen sollte.
Dort, wo Gräben entstanden sind, sollten wir versuchen, durch das Wirken Gottes und durch seinen Geist diese Gräben wieder zu heilen. Lasst uns danach streben, miteinander in Liebe und Einheit zu leben, damit wir ein Zeugnis in dieser Welt sind.
Auf der anderen Seite müssen wir aber auch darauf achten, wo Jesus in Frage gestellt wird und wo sein Evangelium angezweifelt wird. An diesen Stellen ist es notwendig, eine klare Trennungslinie zu ziehen.
Zum Abschluss möchte ich noch beten:
Herr Jesus, ich danke dir für diesen Abend. Du weißt, dass die Themen, die wir besprochen haben, sehr herausfordernd sind. Ich bitte dich, dass du uns viel Weisheit im Umgang damit schenkst. Gib uns Liebe füreinander, aber auch Weisheit, wenn es darum geht, die Gemeinde zu schützen, besonders dort, wo die Gefahr besteht, dass dein Evangelium verdreht wird.
Zeige uns, wo wir Einheit und Liebe leben sollen und wo eine Trennung notwendig ist. Schenke uns Klarheit, Weisheit, Führung und Leitung durch dich. Hilf uns, immer bei uns selbst anzufangen, nach deinem Willen zu fragen und uns selbst zu prüfen – auch mithilfe deines Wortes.
Danke, dass du dich uns in deinem Wort offenbart hast. Danke, dass du durch deinen Geist lebendig in uns bist, dass du real da bist. Wir dürfen fest darauf vertrauen und das ewige Leben in dir haben. Dafür danken wir dir. Amen.
Gibt es an dieser Stelle noch Fragen?
Das Thema Corona hat in mancher Gemeinde viel Unfrieden gebracht. Wir hatten eine Gemeinde, die sich ganz gut angepasst hat, aber es entstanden viele Bitterkeiten, weil eine Person sehr streng vorging. Er maßregelte alle anhand von Vorschriften, wie man mit Corona umgehen sollte, und verlor dabei die Liebe zu den Gemeindemitgliedern.
Die Ältesten in der Gemeinde erkannten die Situation und hätten ihn eigentlich zurechtweisen müssen. Doch das geschah nicht.
Bei uns in der Gemeinde gibt es einen Beleuchtungstechniker, der für die gesamte Elektronik und das Licht zuständig ist. Er stellt alles, was wir dort brauchen, zur Verfügung und hat über Jahrzehnte hinweg in der Gemeinde mitgearbeitet. Er war ein lieber und netter Mensch. Aber bei Corona gab es für ihn kein Verständnis. Er übte starken Druck aus und war sehr strikt.