Es ist Ferienzeit, und ich habe für euch eine vierteilige Reihe zum Thema Gebet vorbereitet.
Diese Reihe bietet Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, und praktische Impulse für deine Nachfolge. Außerdem erhältst du jeden Tag einen geistlichen Impuls.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Antworten auf Fragen zum Gebet.
Geistliche Verantwortung in der Familie verstehen
Ich wiederhole die Frage noch einmal: Die Frage geht etwas weg vom Thema Gebet und geistliche Verantwortung in der Familie. Wir betonen gerne, dass der Mann als Haupt der Familie die geistliche Verantwortung trägt. Das würde ja bedeuten, dass er auch die geistliche Verantwortung für seine Frau hat.
Frage: Wenn ich Sie richtig verstanden habe, wird der Ehemann von Gott zur Rechenschaft gezogen, wenn die Frau ihr eigenes geistliches Leben vernachlässigt?
Antwort: Ja und Nein. Ja, weil ich als Mann dafür verantwortlich bin, einen Rahmen zu schaffen, in dem meine Frau geistlich gedeihen kann. Das ist mein Job. Ich muss sie nähren und pflegen, so wie ich mit mir selbst umgehe. Ich muss meine eigenen Bedürfnisse erkennen – das hat auch etwas mit Zeit und Input zu tun. Ich muss verstehen, was meine Frau braucht, um geistlich zu wachsen, und ich bin für den Rahmen verantwortlich, den ich dadurch schaffe.
Ich bin jedoch nicht verantwortlich dafür, was meine Frau mit diesem Rahmen anstellt. Ich kann sie ja schlecht durch Druck oder Strafen dazu bringen, mehr zu beten. Versteht ihr? Das würde der ganzen Idee einer persönlichen Beziehung mit Gott völlig widersprechen.
Ich kann einen Rahmen schaffen, in dem meine Frau genug Zeit hat. Als die Kinder sehr klein waren, habe ich extra darauf geachtet, dass meine Frau eine Dreiviertelstunde Zeit hat, um alleine stille Zeit zu machen. So entstand ein Raum, den sie nutzen konnte.
Glücklicherweise habe ich eine Frau, die wirklich eigenständig ihre Bibellese macht. Wir haben auch nie gemeinsam stille Zeit verbracht, nur einmal, und das war dann auch genug. Wir wussten dann, wie unterschiedlich wir stille Zeit gestalten, und das ist einfach so – das gibt es auch.
Ich habe immer darauf geachtet, dass sie diesen Raum hat. Natürlich habe ich als Mann auch die Verantwortung zu beobachten, ob sie diesen Raum nutzt. Wenn ich merke, dass sie sich an irgendeiner Stelle schwer tut oder es ihr helfen würde, bestimmten Input zu bekommen, dann ist es meine Verantwortung, ihr diesen Input zu geben.
Ob dieser Input darin besteht, zu sagen: „Hey, fahr mal auf diese und jene Freizeit“ oder „Ich habe hier ein Buch, das ich toll finde“ oder ob ich das kommunikative Leben unserer Familie so prägen muss, dass wir viel über geistliche Themen sprechen – das ist meine Aufgabe.
Oder wenn ich meiner Frau etwas spiegeln möchte, zum Beispiel: „Schau mal, das sehe ich in deinem Leben, lass uns mal darüber beten, ob das stimmt, weil ich glaube, dass da noch etwas ist, wo du dich verändern könntest“ – dafür bin ich verantwortlich, das muss ich tun.
Aber wenn die Frau sich stur stellt und eine zänkische Haltung zeigt, dann kann ich mich nur zurückziehen und sagen: „Vater im Himmel, die Rache ist dein.“
Gebet und Lebensplanung: Wie finde ich den richtigen Weg?
Wir sind ja auch in der Lage, die Zukunft vor uns zu sehen. Die Frage lautet: Ich bin jung, die Zukunft liegt vor mir – wie soll ich richtig beten?
Diese Frage basiert eigentlich auf einer anderen: Hat Gott einen Plan für mein Leben? Je nachdem, wie du diese Frage beantwortest, wird sich dein Gebet unterschiedlich gestalten.
Wenn du denkst – was ich nicht glaube –, dass Gott einen Plan für dein Leben hat im Sinne von: Ich bin eine Spielfigur auf einem Spielbrett. Es gibt bestimmte Felder, und ich muss herausfinden, auf welches Feld ich als Nächstes springe. Das glaube ich nicht. Aber wenn du das glauben würdest, müsstest du natürlich dafür beten, dass du erkennst, was Gott mit dir vorhat.
Ich persönlich glaube das nicht. Ich glaube, dass Gott uns Freiheit im Denken und Wollen schenkt, damit wir ihm aus Freiwilligkeit ein Leben schenken, das uns entspricht. Er schenkt uns in diesem „Ich beschenke Gott mit einem Leben“ ganz viel Freiraum. Freiraum, in dem ich mich selbst sehen darf, wie ich bin. Und an der Stelle, wo ich mich erkenne – und das bedeutet konkret: Wo habe ich Begabungen, wo habe ich Leidenschaft, wo hat Gott mich vielleicht schon vorbereitet für ein bestimmtes Leben –, da darf ich mich erkennen.
Dann wäre die Frage: Okay, ich darf mich entfalten, das soll ich tun. Und was ich dann beten würde, wäre: Vater im Himmel, erstens, dass du mir zeigst, wer ich bin. Dass ich ein Stück weit verstehe, was für ein Typ ich bin, was ich kann, was ich mag und wie das, was ich mir für die Zukunft vorstelle, zu mir passt.
Das wäre ein Gebet, dass Gott dir selbst zeigt, wer du bist. Denn das ist ganz wichtig: Wenn wir einen falschen Blick auf uns haben, wenn wir denken, jemand anders zu sein oder vielleicht jemand sein wollen, der wir gar nicht sind, dann verrennen wir uns völlig. Dann wollen wir ein Leben führen, das nicht zu uns passt.
Deshalb würde ich dafür beten, dass du einen klaren Blick auf dich bekommst: Was macht dir Spaß? Wo bist du gut? Womit hat Gott dich gesegnet? Was sind deine Träume?
Das würde ich dann nehmen und dafür beten, dass Gott dir Weisheit schenkt. Einen Lebensweg zu planen, erfordert Weisheit. Dazu gibt es das Gebet – aber ich möchte noch eine zweite Sache betonen: dass Gott dir gute Ratgeber schenkt.
Die Gemeinde ist dazu da, dass wir einander beraten. Es gibt das Wort der Weisheit. Es gibt Leute, die von Gott in die Gemeinde hineingesetzt sind, um mit dieser Gnadengabe zu dienen. Ich würde mir gute Ratgeber wünschen.
Aus dieser Freiheit heraus würde ich mir dann den nächsten Schritt überlegen: Was ist der nächste Schritt? Welche Ausbildung wäre für mich sinnvoll? Wenn ich das alles zusammennehme – das Gebet um Weisheit, die Ratschläge, die ich bekomme, und das, was ich über mich selbst weiß –, was ist dann der richtige nächste Schritt?
An dieser Stelle kommt Sprüche 16,9 ins Spiel, wo es heißt – ich lese das mal gerade vor, ein toller Vers zum Auswendiglernen:
Sprüche 16,9: Das Herz des Menschen plant seinen Weg, aber der Herr lenkt seinen Schritt.
Achtung, das ist eine Verantwortung, die wir haben. Wir sind dazu berufen, die 1450 Gramm graue Masse zwischen den Ohren zu nutzen, um unseren Weg zu planen. Wir sollen planen, du sollst planen!
Dann heißt es weiter: „Aber der Herr lenkt seinen Schritt.“ Das Wort „lenken“ finde ich in der Übersetzung nicht ganz glücklich. Eigentlich müsste man sagen: Der Herr macht Schritte fest. Das heißt, ich bewege mich einen Schritt nach vorn und schaue, ob das hält. Habe ich richtig geplant?
Wenn du das erlebst und es hält, dann darfst du wissen: Gott ist da, alles ist gut. Dann gehst du den nächsten Schritt. Mach dir einfach keinen großen Kopf, es sei denn, du machst einen Fehler, der tödlich ist.
Das muss dir klar sein: Es gibt einen tödlichen Fehler, den jeder von euch begehen kann. Und dieser Fehler lautet: Du vergisst Matthäus 6,33.
Matthäus 6,33: Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit.
Das darfst du nicht aus den Augen verlieren, bei allem, was du machst. Wenn du plötzlich anfängst zu sagen: Ich lebe für Karriere, ich lebe für Geld, ich lebe für Sport, ich lebe für Anerkennung, dann musst du aufpassen. Das machst du nicht. Dafür betest du auch, dass das nicht passiert.
Aber ansonsten hast du Freiheit. Genieße die Freiheit, die Gott dir gibt. Bitte genieße sie und lebe für Gott ein Leben, bei dem du sagen kannst: Das ist mein persönliches Geschenk für Gott. Nicht, weil ich irgendetwas nachgelebt habe, das Gott vorgezeichnet hat, sondern weil ich mein ganzes Leben Gott auf den Altar gelegt habe und gesagt habe: Hier bin ich, mach was mit mir.
In diese Richtung würde ich denken.
Der Heilige Geist als Helfer in Gebetszeiten der Schwäche
Ich glaube, ich habe die Frage. Die Frage lautet: Römer 8. Ich lese die beiden Verse noch einmal vor, Vers 26 und 27:
„Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an, denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt; aber der Geist selbst verwendet sich für uns in unaussprechlichen Seufzern. Wer aber die Herzen erforscht, weiß, was der Sinn des Geistes ist, denn er verwendet sich für Heilige Gott gemäß.“
Das ist die Frage: Wie passt dieser Vers zu all dem, was wir jetzt gesagt haben? Gut, der Vers passt folgendermaßen. Er geht von einem Moment der Schwäche aus. Hier steht ja, dass der Geist sich unserer Schwachheit annimmt.
Ich muss also einen Moment der Schwäche beschreiben, der im Umfeld von Gebet stattfindet. Wo habe ich im Gebet einen Moment der Schwäche? Ich habe ihn dann, wie heißt das hier, wenn wir nicht wissen, was wir bitten sollen. Wenn ich bete – und ihr habt vorhin das Positive erlebt – jauchzen. Jauchzen ist eine Form von „Ich weiß nicht mehr, was ich sagen soll“ und ich bin so hemmungslos begeistert, dass ich jetzt einfach nur noch „Ja“ sage.
Und da geht es über das hinaus. Und was es nach oben als Ausschlag gibt – Jauchzen – gibt es leider auch nach unten. Da stehe ich mit Sorgen beladen vor Gott, schüttle den Kopf, weil Menschen einen Weg gehen, den ich einfach nicht mehr begreife. Da kann ich nicht mehr sagen: „Mann, was soll ich denn jetzt noch beten?“ Ich weiß nicht, ob ihr das kennt.
Man redet mit Leuten, vielleicht auch seelsorgerlich begleitet man sie, hilft ihnen, macht und tut. Und die machen einfach weiter, es passiert einfach nichts. Also nicht nur manchmal passiert nichts, sondern sie gehen noch einmal zwei Schritte zurück und denken: „Hallo?“ Und dann stehst du vor Gott und denkst dir: „Was soll das? Warum habe ich mich da investiert? Das ist doch Quatsch gewesen. Die Zeit hätte ich mit meiner Frau anders verbringen können.“
Und das sind so Momente, wo du ein Stück verzweifelt vor Gott bist, wo du da stehst und dir eigentlich die Worte fehlen. Du weißt nicht mehr, was du beten sollst, weil du schon alles gebetet hast. Es ist nicht so, dass dir noch ein Gebet einfällt. Du weißt einfach nicht mehr weiter.
Was machst du in so einem Moment? Die Antwort ist: gar nichts. Warum? Weil der Geist Gottes, der in dir wohnt, diesen Schmerz sieht, den du nicht mehr in Worte fassen kannst. Und dieser Schmerz wird vor Gott verbalisiert.
Das heißt, wo du nur noch sagst: „Ich weiß nicht mehr“, „Ich fühle mich einfach nur noch hilflos“, vielleicht auch ein Stückchen verraten, überfordert, es ist einfach nur noch Schmerz da und die Angst, dass der andere komplett den Bach runtergeht.
Wenn du das hast, dann lass das zu vor Gott und glaube, dass in diesem Moment Gott, der Geist, den menschlichen Geist kennt. Wie heißt es hier? „Wer aber die Herzen erforscht, weiß, was der Sinn des Geistes ist.“ Der Geist Gottes in dir weiß, was dein menschlicher Sinn in diesem Moment spürt und ist in der Lage, sich vor Gott für dich auf eine angemessene Weise zu verwenden.
Das ist, denke ich, was dieser Vers sagt.
Das war’s für heute. Die Predigt wird in der nächsten Episode fortgesetzt. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.