Abschluss und Gebet zum Einstieg
Wir machen weiter in Kapitel fünf. Wir schließen jetzt, und ich möchte noch zusammen beten.
Lieber Vater, hab Dank wiederum für dieses wunderbare Buch. Danke, Herr, dass wir darin einfach erkennen, wie groß du bist und die universelle Anbetung von Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Danke, Herr Jesus, dass du würdig bist, die Rolle zu übernehmen, die Siegel zu öffnen und damit die Zeit einzuleiten, die uns in die vollständige Gemeinschaft mit dir führt. Danke, Jesus, dass du der Eine bist, der alles bezahlt hat und wir schuldenlos sind.
Danke, dass du die Sünde auf dich genommen hast, damit wir sündlos sind, reingewaschen, heilig, gerechtfertigt und ein für alle Mal vor dem Vater stehen. Danke, dass du den Vorhang zerrissen hast und wir Zugang zum Allerheiligsten haben.
Danke, Herr, für dich, für dein Wort, und mögest du es uns lieb machen.
Johannes' Vision im Himmel und die Suche nach dem Würdigen
Wir haben nun Johannes' Offenbarung, Kapitel 5, betrachtet. Was sieht Johannes im Himmel? Dies ist nun Zettel Nummer acht.
Er sieht Gott auf dem Thron. In seiner Hand hält er ein Buch, das mit sieben Siegeln versiegelt ist. Dann folgt die Suche nach einem Menschen, der würdig ist, das Buch zu öffnen.
Der Älteste stellt schließlich Jesus vor. Er wird beschrieben als der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, und als das Lamm, das geschlachtet wurde.
Warum ist Jesus würdig, die Siegel zu öffnen? – Kolosser 2 als Schlüsseltext
Und dazu möchte ich noch ein paar Dinge sagen: Warum war Jesus würdig – oder ist Jesus würdig –, die Siegel zu öffnen? Schlagt bitte mal Kolosser Kapitel 2 auf.
Dort lesen wir im Vers 13 bis 17:
Kolosser 2,13: „Und euch, die ihr tot wart in den Vergehungen ...“ Übrigens, wisst ihr, was das Problem eines Nichtchristen ist? Das Problem eines Menschen, der Jesus nicht kennt, ist nicht nur seine Sünde. Wenn du zu jemandem, der nicht gläubig ist, sagst: „Warum brauche ich Jesus?“, und du antwortest: „Wegen deiner Sünden“, dann sagt er vielleicht: „Ja, ich habe weniger Sünden als du.“ Und damit hat er wahrscheinlich Recht.
Das Argument ist ein bisschen schwierig, aber sein eigentliches Problem ist nicht, dass er Sünder ist. Sein Problem ist, dass er tot ist. Das Problem des nicht erlösten Menschen ist, dass er tot ist. Du kannst ein netter Toter sein, ein sympathischer Toter oder ein unsympathischer Toter – du bist tot. Und was ein Toter braucht, ist nicht Hilfe. Das Einzige, was ein Toter braucht, ist Leben.
Wir lesen hier: „Ihr, die ihr tot wart in den Vergehungen.“ Wisst ihr, was ich habe, seit ich Jesus kenne? Leben. Ich bin deshalb nicht unbedingt ein besserer Mensch. Ich habe nicht unbedingt weniger Sünden, aber ich habe Leben. Der Unterschied zwischen einem nicht erretteten und einem erretteten Menschen ist Leben.
Es ist ganz wichtig zu verstehen: „Ihr, die ihr tot wart in euren Vergehungen, in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, hat er mit lebendig gemacht – mit ihm.“ Wie hat er das getan? Indem er uns alle Vergehungen vergeben hat, alle. Du hast nicht nur einige Sünden vergeben bekommen, alle Sünden sind dir vergeben – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Manche Christen sagen: „Ja, die Vergangenheit schon, aber die Zukunft – da bin ich mir nicht so sicher.“ Dann frage ich immer: Wo sind deine Sünden vergeben worden? Ich frage jetzt euch: Wo sind deine Sünden vergeben worden? Am Kreuz, richtig? Wie viele deiner Sünden waren damals Zukunft? Alle oder nur ein paar? Alle. Für wie viele Sünden ist Jesus gestorben? Für alle.
Vers 14: Er hat den Schuldschein gegen uns gelöscht. Gelöscht, nicht halb bezahlt. Er hat den Schuldschein gegen uns gelöscht, den in Satzungen bestehenden, der gegen uns war, und ihn aus unserer Mitte fortgeschafft. Wie hat er das getan? Indem er ihn ans Kreuz nagelte.
Er hat die Gewalten und die Mächte völlig entwaffnet. Völlig, nicht nur halb. Und sie öffentlich zur Schau gestellt. In ihm hat er den Triumph über sie gehalten.
Er hat den Schuldschein gegen uns gelöscht. Was ist ein Schuldschein? Ein Schuldschein ist ein Dokument, das beschreibt: Du bist schuldig.
Zur Zeit Jesu, unter den Römern, war es so: Angenommen, du hast gestohlen oder eine andere kriminelle Tat begangen, wurdest dabei gefasst und kamst ins Gefängnis. Dann wurde ein Schuldschein geschrieben: „Das hat er verbrochen, kostet zwanzig Jahre.“ Dieser Schuldschein wurde dem Gefängniswärter zur Aufbewahrung gegeben.
Wenn der Gefangene die zwanzig Jahre abgesessen hatte, kam er heraus. Der Schuldschein wurde mit einem Siegel versehen – das heißt „Telestai“, „er hat voll bezahlt“. Mit diesem bezahlten Schuldschein konnte der Gefangene dann hinausgehen und jedem zeigen: Meine Schuld habe ich voll bezahlt – der Telestai.
Übrigens, das ist der Grund, warum die Gefängniswärter so große Panik hatten, wenn Gefangene flohen. Denn wenn ein Gefangener entfloh, musste der Gefängniswärter die restlichen Jahre absitzen.
Ihr erinnert euch an Apostelgeschichte 16, wo, ich glaube, es war Paulus oder Silas, die Türen aufgingen und die Gefangenen alle weg waren. Dann lesen wir, dass der Gefängniswärter sich selbst umbringen wollte. Ich habe mich gefragt: Warum? Es wäre ihm egal gewesen, er hätte sich umbringen können.
Dann sagte Paulus: „Tu es nicht.“ Und der Gefängniswärter kam zum Glauben. Die Gefangenen gingen wieder zurück in ihre Zellen, und ihm ist nichts passiert.
Aber wisst ihr, was Jesus am Kreuz gesagt hat? „Es ist vollbracht.“ Voll bezahlt. Der Telestai – voll bezahlt. Der Schuldschein ist gelöscht. Es ist voll bezahlt.
Und wisst ihr, warum Jesus hier das Buch öffnen kann? Weil er voll bezahlt hat. Er ist der Einzige. Darum konnten sie niemanden finden im Himmel, auf Erden oder unter der Erde, der würdig wäre. Nur einer war würdig: der, der voll bezahlt hat.
Er hat den Schuldschein gegen uns weggenommen und die Mächte völlig entwaffnet.
Die drei "Es ist vollbracht" und drei große Anfänge in der Bibel
Es ist interessant: In der Bibel finden wir dreimal – eigentlich sogar viermal – die Aussage „Es ist vollbracht“. Damit ist gemeint, dass etwas vollständig bezahlt, fertiggestellt oder vollendet ist.
Zum ersten Mal lesen wir in Genesis 2,2: „Als Gott mit der Schöpfung fertig war, war alles vollbracht.“ Die Schöpfung ist vollendet, und es heißt, sie sei „sehr gut“. Das ist der erste Abschluss, der erste Vollendungspunkt.
Das zweite Mal finden wir diese Aussage in Johannes 19,30. Jesus hängt am Kreuz und ruft aus: „Es ist vollbracht.“ Damit meint er, dass die Erlösung vollendet ist, alles bezahlt wurde.
Im dritten Fall lesen wir in Offenbarung 16,17. Hier geht es um die letzten Plagen, die sieben Schalen-Gerichte. Offenbarung 16,17 beschreibt: „Und der Siebte goss seine Schale aus in die Luft, und es kam eine laute Stimme aus dem Tempel vom Thron her, die sprach: Es ist geschehen.“ Oder anders gesagt: „Es ist vollbracht.“ Damit sind keine Plagen mehr zu erwarten, alles ist vorbei.
Das vierte Mal finden wir die Aussage in Offenbarung 21,6, wo der neue Himmel und die neue Erde beschrieben werden. Dort heißt es: „Und er sprach zu mir: Es ist geschehen.“ Oder mit anderen Worten: „Es ist vollbracht.“ Weiter sagt er: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst.“ Alles ist vollbracht, alles ist vorbei.
Interessant ist auch, dass es in der Bibel drei große Anfänge gibt, die zu den drei großen Enden passen.
Der erste Anfang steht in Genesis 1,1, dem ersten Vers der Bibel: „Am Anfang schuf Gott.“
Der zweite Anfang findet sich in Johannes 1,1: „Am Anfang war das Wort, das Wort war bei Gott, das Wort war Gott.“
Eine spannende Frage ist: Welcher Anfang ist älter? Johannes 1 oder Genesis 1? Ist Gott älter als die Schöpfung, oder ist die Schöpfung älter als Gott? Johannes 1,1 bezeichnet den Anfang als „Am Anfang war das Wort“, während Genesis 1,1 den Anfang der Schöpfung beschreibt: „Am Anfang schuf Gott.“
Der dritte große Anfang ist im ersten Johannesbrief 1,1 beschrieben. Dort lesen wir: „Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir geschaut haben, was wir mit unseren Händen betastet haben vom Wort des Lebens.“
Worum geht es hier? Was haben die Jünger mit den Augen gesehen und mit den Händen betastet? Sie haben Gott als Mensch erlebt – den Mensch gewordenen Gott. Das ist der dritte Anfang.
Diese drei Anfänge und die drei vollbrachten Dinge sind zentrale Themen, die wir in der Bibel finden.
Das Lamm wie geschlachtet – Symbolik und Bedeutung
Es ist interessant, wenn wir zurück in die Offenbarung, Kapitel 5, schauen. Der Älteste sieht den Löwen, die Wurzel Davids, den Sohn des Königs. Doch dann sieht er im Vers 6: „Und ich sah inmitten des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen wie geschlachtet.“ Ein Lamm, das steht wie geschlachtet.
Dieses Lamm wird bereits im ersten Buch Mose, Kapitel 22, vorgestellt. Wisst ihr noch, als Abraham mit Isaac auf den Berg Moria ging? Isaac, der wahrscheinlich ein Teenager war, sagt zu seinem Vater: „Vater, wir haben das Holz zum Verbrennen, wir haben das Messer, aber wo ist das Lamm?“ Und Abraham antwortet: „Gott selbst wird das Lamm auswählen.“ Es war dann ein Widder, der sich im Dornengestrüpp verfangen hatte.
Später lesen wir in Johannes 1,29, wie Johannes der Täufer auf Jesus Christus hinweist und sagt: „Das ist das Lamm, das von Gott ausgewählt ist, das ist es.“ Im Genesis wird dies vorhergesagt. Es gibt eine Zeichnung von Matthias Grünewald, die vielleicht schon einmal gesehen wurde. Darauf ist Johannes der Täufer abgebildet. Mir gefällt die Symbolik sehr: Johannes hält die Schrift, das Alte Testament, in der Hand und schaut darauf – wahrscheinlich Genesis 22, wo Gott sagt, er werde sich ein Lamm aussuchen. Dann deutet Johannes und sagt: „Das ist das Lamm, das ist es.“
Wenn Johannes sagt „das ist das Lamm“, verwendet er das griechische Wort „Amnos“, was tatsächlich „Lamm“ bedeutet. Hier in Offenbarung Kapitel 5 lesen wir: „Ein Lamm stehen wie geschlachtet.“ Das griechische Wort dafür ist „Arnion“, was „Lämmlein“ oder „kleines Lamm“ heißt.
Es ist interessant: Johannes sieht auf dem Thron – und was sieht er? Ein kleines Lämmlein, das steht wie geschlachtet. Was würden wir erwarten, wenn wir in den Himmel schauen und auf den Thron blicken? Wir würden erwarten, den König, den Herrscher, dort sitzen zu sehen. Aber wisst ihr, was wir sehen? Ein Lämmlein, geschlachtet.
Das ist dasselbe, wie wenn man erwartet, dass der König in die Stadt einreitet, um sich vorzustellen. Man erwartet einen König auf einem schwarzen oder weißen Pferd. Doch worauf kam Jesus? Auf dem Fohlen eines Esels.
Das ist einer der tiefsten Charakterzüge Gottes in Christus: seine Demut. Er ist nicht nur der thronende, herrschende König. Das ist er zwar auch, aber gleichzeitig ist er das Lämmlein, wie geschlachtet.
Der Charakterzug Gottes, der in Christus zur Offenbarung kam – seine Demut, seine Barmherzigkeit, seine Zärtlichkeit – ist es, was Jesus von allen anderen Göttern unterscheidet. Das findet man sonst nirgends. Das ist nur Christus allein.
Jesaja 53 und die Entstellung des leidenden Messias
Und darin klingt natürlich in diesem Lämmlein, das wie geschlachtet dasteht, Jesaja 53 an.
Schlagen wir Jesaja 53 auf, wahrscheinlich eines der bekanntesten Kapitel im Alten Testament. Im Kapitel 52 – die Kapiteleinteilung ist nicht inspiriert und nicht immer optimal platziert, aber sie ist für uns als Hilfe gemacht worden – sollte eigentlich schon in Jesaja 52, Vers 13 begonnen werden.
Jesaja 52,13: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln.“ Erinnert euch an den Knecht, den Ochsen im Markus-Evangelium. „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln, er wird erhoben und erhöht werden und sehr hoch sein.“
Wie wird er erhöht sein? Wie hoch ist er erhoben? Vers 14: „Wie sich viele über dich entsetzt haben, so entstellt war sein Aussehen mehr als das irgendeines Mannes und seine Gestalt mehr als die der Menschenkinder.“
Wisst ihr, was hier tatsächlich steht? Vielleicht könnt ihr es in der Fußnote lesen: Seine Gestalt war so anders als die eines Menschen, dass sein Aussehen nicht mehr das eines Menschen war. Er sah nicht mehr wie ein Mensch aus. Darum ist auch der Film „Passion“ ein sehr guter Film, zumindest was das Aussehen betrifft. Wenn man Jesaja 52 liest, muss man sagen: Ja, das ist hier beschrieben. Das Aussehen war ganz anders als das eines Menschen.
Vers 15: „Ebenso wird er viele Nationen besprengen durch sein Blut. Über ihn werden Könige ihren Mund schließen, denn sie werden sehen, was ihnen nicht erzählt worden war, was sie nicht gehört hatten, werden sie wahrnehmen.“
Das einzige Problem ist Psalm 53, Vers 1: „Wer hat unserer Verkündigung geglaubt?“ Das ist eine gute Frage. Wer glaubt es? An wem ist der Arm des Herrn offenbar geworden?
Und jetzt wird er beschrieben: Er ist wie ein Trieb, vor ihm aufgeschossen, und wie ein Wurzelspross aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt – übrigens ist das die zweite körperliche Beschreibung von Jesus. „Er hatte keine Gestalt und keine Pracht. Und als wir ihn ansahen, da hatte er kein Aussehen, dass wir Gefallen an ihm gefunden hätten.“
Er war verachtet und von den Menschen verlassen, ein Mann, der Schmerzen und mit Leiden vertraut ist. Wie einer, vor dem man das Gesicht verbirgt. Er war verachtet, und wir haben ihn nicht geachtet.
Jedoch – und das müssen wir erkennen – unsere Leiden hat er getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen. Wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt.
Doch er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen. Und die Strafe lag auf ihm zu unserem Frieden, und durch seine Wunden sind wir geheilt.
Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns jeder auf seinen eigenen Weg. Aber der Herr ließ ihn treffen, unser aller Schuld. Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf – wie das Lamm, das zur Schlachtung geführt wird.
Und das ist das Lamm, das Johannes sieht: das Lamm wie geschlachtet.
Jesaja 50 und die Entstellung Jesu im Leidensweg
Wisst ihr, was jetzt interessant ist? Übrigens noch eine Sache: Im Psalm, in Jesaja 50, Vers 6 – auch das ist ein messianisches Kapitel – lesen wir Jesaja 50, Vers 5:
Der Herr, Herr – erinnert euch, Adonai, Yahweh – hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber war nicht widerspenstig und bin nicht zurückgewichen. Ich bot meinen Rücken denen, die mich schlagen, und meine Wangen denen, die mich ausreißen.
Und mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel.
Dieser Ausdruck „Ich verbarg meine Wangen nicht vor den Raufenden“ wird im Englischen so übersetzt: „They pulled out my beard.“ Sie haben mir den Bart ausgerissen. Das bedeutet, dass er nicht mehr wie ein Mensch aussah.
Dass die Menschen ihr Angesicht verbargen, kommt im Film gut zum Ausdruck, wo sie ihre Gesichter von ihm abwenden.
Die Frage ist jetzt: War Jesus Christus als der leidende Messias, als das Lamm, das bereits von Abraham vorausgesagt wird, so entstellt – einen Tag lang oder drei Tage lang? Oder dreitausend Jahre oder ewig? Das ist die Frage.
Die Auferstehung und das veränderte Erkennen des Auferstandenen
Wisst ihr, was mich fasziniert? Am dritten Tag ist Jesus von den Toten auferstanden – das wissen wir, Ostersonntag. Da ist er auferstanden mit seinem Auferstehungsleib, erinnert euch? Etwas mehr als drei Dimensionen, aber trotzdem real.
Interessant ist, dass in den Evangelien, wann immer die Jünger dem Auferstandenen begegnet sind, sie sich erstens erschreckt haben und zweitens ihn nie sofort erkannt haben. Die Frage ist: Warum? Hat er anders ausgesehen als vorher?
In Johannes 20 läuft Maria Magdalena zum Grab. Dort sieht sie den Gärtner und fragt ihn: „Wo ist der Herr?“ Ich habe mir den Auferstehungsleib Jesu immer etwas glorreicher vorgestellt, nicht wie ein dreckiger Gärtner.
Thomas hat das erste Treffen mit den Jüngern verpasst, kam aber zum zweiten. Jesus sagte zu ihm: „Greif in meine Wunde, sieh meine Hände, meine Seite.“ Das heißt, Jesus hatte den Auferstehungsleib, aber es war kein perfekter Leib – er hatte immer noch seine Wunden.
Das kommt auch im Film „Passion“ gut zum Vorschein, besonders in der letzten Szene, wo Jesus aus dem Grab geht und man die durchbohrte Hand sieht.
Ich wünschte mir, dass noch eine zweite Serie kommt und damit beginnt – nämlich mit der Auferstehung Jesu. Das Kreuz ist nämlich nur die Hälfte der Geschichte.
Begegnung am See – Johannes 21 und das stille Erkennen
Schlagt mal auf, Johannes 21, ich möchte euch etwas zeigen. Johannes 21 spielt nach der Auferstehung. Die Jünger sind wieder fischen gegangen.
In Johannes 21, Vers 6 lesen wir: „Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus.“ Das hatten sie schon früher einmal gehört, vor etwa drei Jahren. Sie warfen das Netz aus und konnten es vor lauter Fischen kaum noch einholen.
Da sagte jener Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: „Es ist der Herr.“ Simon Petrus nun, als er hörte, dass es der Herr sei, gürte das Obergewand um, denn er war nackt, und warf sich in den See. Die anderen Jünger aber blieben im Boot, denn sie waren nicht weit vom Land entfernt, etwa zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen nach.
In Vers 10 spricht Jesus zu ihnen: „Bringt her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt.“ Das tun sie dann. In Vers 12 sagt Jesus: „Kommt her und frühstückt.“
Und jetzt kommt ein interessanter Satz: Keiner aber von den Jüngern wagte ihn zu fragen: „Wer bist du?“ Denn sie wussten, dass es der Herr war.
Das ist ein spannender Satz. Sie saßen alle beim Frühstück am Lagerfeuer – übrigens eine Begebenheit, bei der ich gerne dabei gewesen wäre. Wenn du mich fragst, wo ich gerne dabei gewesen wäre, dann an diesem Frühstück mit Jesus.
Und keiner von ihnen wagte zu fragen: „Wer bist du überhaupt?“ Denn irgendwie wussten sie, dass es der Herr war. Hat er vielleicht anders ausgesehen?
Johannes’ Vision des Lammes im Himmel – ein entstelltes Bild der Herrlichkeit
Wenn man zur Offenbarung geht, beginnt die Zukunft ab Kapitel vier. Ab diesem Punkt sieht Johannes in den Himmel – nicht auf die Erde, sondern in den Himmel, wo wir jetzt sind.
Was sieht Johannes, als er in den Himmel schaut? Er sieht den Thron, und dort sieht er ein Lamm, das aussieht, als wäre es geschlachtet. Hast du schon einmal ein geschlachtetes Lamm gesehen? Ich habe schon einige gesehen, weil ich selbst schon einige geschlachtet habe. Es ist kein besonders schönes Bild.
Interessant ist bei der Zeichnung von Matthias Grünewald, dass das Lamm zu seinen Füßen liegt und das Blut herausfließt. Ich möchte euch eine Herausforderung mitgeben: Denkt einmal darüber nach. Es kann sein, dass wir, wenn wir bei Jesus sind, einen ganz anderen Jesus sehen, als den, den wir erwarten.
Er ist wahrscheinlich nicht wunderbar hübsch, mit langen blonden Haaren und blauen Augen. Es kann sein, dass er ein entstellter Mann ist – und zwar wegen des Preises, den er bezahlt hat. Vielleicht muss er deshalb all unsere Tränen abwischen, wenn wir ihn sehen.
Johannes sieht in den Himmel und sieht Jesus zwar als den Löwen, aber er sieht auch Jesus als das Lämmlein, das wie geschlachtet ist. Es kann sein, dass ein Aspekt von Jesus Christus entstellt bleibt – wegen deiner und meiner Sünde. Dieses Symbol der Demütigung könnte sein Symbol der Herrlichkeit sein und bleiben.
Die Bedeutung des Leidenspreises Jesu und die Herausforderung der Nachfolge
Wisst ihr, was ich mir im Frühjahr manchmal als Teenager gedacht habe? Das denken sich viele, aber nur die wenigsten sagen es laut. Sie sagen: Ja, Jesus Christus ist am Karfreitag für mich gestorben, das schätze ich schon. Ja, das ist auch super, da hat er allerhand auf sich genommen. Ich weiß zwar nicht genau, was, aber allerhand.
Aber wisst ihr was? Nach drei Tagen ist er auferstanden. Also, was ist wirklich das Große daran? Warum ist es so einzigartig? Er wusste ja, nach drei Tagen ist alles vorbei.
Nun, es kann sein, dass der Preis länger ist als drei Tage. Es gibt eine Geschichte, die ich öfter erzähle: Vater und Sohn fliegen mit einem Ufo durchs Universum. Der Vater schaut auf einen Planeten hinunter, und der Sohn schaut ebenfalls hinunter. Der Sohn sagt: „Vater, es ist aber ein komischer Planet, den du da geschaffen hast. Auf diesem Planeten gibt es Tausende Dackel. Und diese Dackel kämpfen andauernd miteinander, bringen sich gegenseitig um und sind unfair zueinander.“
Dann sagt der Vater: „Ja, Sohn, ich weiß, aber ich habe diese Dackel geschaffen. Übrigens, Sohn, ich liebe diese Dackel.“ Der Sohn antwortet: „Okay.“ Dann sagt der Vater: „Übrigens, mein Sohn, ich habe einen Plan. Ich möchte gerne, dass du diesen Dackeln sagst, wie sehr ich sie liebe.“ Der Sohn sagt: „Okay, Vater, wenn du das möchtest, werde ich es tun.“
Der Vater sagt: „Es gibt nur ein Problem. Damit sie dich verstehen, musst du ein Dackel werden, du musst einer von ihnen werden.“ Der Sohn antwortet: „Okay, wenn das dein Wille ist, Vater.“
Dann sagt der Vater noch etwas: „Mein Sohn, wenn du runtergehst und ihnen sagst, dass ich sie liebe, werden einige es annehmen. Aber es wird auch einige geben, die es nicht annehmen. Es wird sogar so sein, dass sie dich töten werden. Aber mein Sohn, ich werde dich nach drei Tagen wieder zum Leben auferwecken.“
Der Sohn sagt: „Vater, das klingt ziemlich schwer, aber wenn das dein Wille ist, dann will ich es tun.“
Und dann sagt der Vater noch ein letztes Mal: „Mein Sohn, wenn du das tust, wirst du diesen Planeten retten. Nur eine Sache: Du wirst ein Dackel bleiben für den Rest der Ewigkeit.“
Und wisst ihr, was das große Wunder heute ist? Wisst ihr, wer am Thron Gottes sitzt? Der Mensch – Jesus Christus, der Sohn Gottes, der Menschensohn. Hat das Daniel gesehen? Hat Johannes das gesehen? Das heißt, der Preis, den Jesus bezahlt hat, ist wahrscheinlich viel, viel größer, als wir uns jemals vorstellen können.
Die Geschichte der entstellten Mutter – Bild für Jesu Opfer
Ich habe euch eine Geschichte kopiert, das Blatt neun, und lese sie euch vor. Sie hat mir ein bisschen geholfen, die Konsequenzen des Kreuzestodes besser zu verstehen.
Das Haus steht bereits lichterloh in Flammen. In einem kleinen Hinterzimmer wütet das Feuer und hat beinahe die Wiege erreicht, in der das Baby liegt. Das Feuer droht, das kleine Leben zu zerstören.
Da kommt die Mutter rennend durch die Flammen. Sie wirft sich auf das Feuer und löscht damit das todbringende Feuer mit ihrem eigenen Leib. Sie nimmt das Kind, hält es unter ihrem Mantel und läuft durch das Feuer nach draußen. Das Kind ist gerettet.
Aber die Flammen haben das Gesicht der Mutter für den Rest ihres Lebens total entstellt. Achtzehn Jahre sind seitdem vergangen. Das kleine Mädchen ist inzwischen zu einer attraktiven Frau mit blonden Haaren und blauen Augen herangewachsen. Das Gesicht der Mutter ist nach wie vor durch die Narben entstellt.
Sie befinden sich auf einer Schiffsreise nach Amerika. Ein Mann fragt scherzhaft das junge, attraktive Mädchen: „Wer ist dieses hässliche Monster da drüben?“ Er zeigt dabei auf die entstellte Frau auf der anderen Seite des Schiffs.
Was ist ihre Antwort? Sagt sie: „Das ist meine Mutter, und ich könnte jede ihrer Narben hundertmal küssen, denn sie wurde entstellt, als sie mich in ihrer unendlichen Liebe zu mir rettete“? Nein, sie sagt: „Diese Frau mit dem entstellten Gesicht? Nein, ich kenne sie nicht.“
Zufällig bläst der Wind so, dass die wohlbekannte Stimme des Mädchens die Ohren der Mutter erreicht. Die verachtenden Worte des Mädchens erreichen jedoch nicht nur die Ohren der entstellten Mutter, sondern auch ihr Herz.
Dann hört man etwas zerbrechen, so wie wenn die Seite einer Gitarre in zwei reißt. Aber das war nur ein Mutterherz, das in zwei brach.
Seht ihr, in unserer Welt heute wird Jesus Christus andauernd entstellt. Es gibt Jesus-Witze, Fluchworte – Jesus wird ständig entstellt. Und die Tatsache ist: Wahrscheinlich ist er entstellt. Aber wisst ihr warum? Wegen dir und mir.
Das Ausmaß, der Grund, warum ich das sage, ist nicht, um eine Theologie zu lehren – das kann so sein und muss nicht so sein, ich weiß es nicht. Ich sehe nur diese Verse und kann mir ein Bild machen.
Aber warum ich das tue, ist das Ausmaß der Vergebung, den Preis, den Jesus zahlte. Wir wissen nur einen Bruchteil davon, und wir werden eine Ewigkeit brauchen, um dankbar zu sein für das, was Jesus getan hat.
Universale Anbetung des Lammes und Gottes des Vaters – Offenbarung 5,8-14
Und dann gehen wir zurück zur Offenbarung, Kapitel 5. Dort lesen wir von Vers 8 bis 14 die universale Anbetung Gottes und seines Lammes.
Übrigens, es gibt dort noch ein Lied. Ich weiß nicht, ob ihr es kennt. Kennt ihr das Lied „The nails in your hands“? Falls nicht, es ist ein schönes Lied. Es ist interessant, denn darin lesen wir: „The nails in your feet, they tell me how much you love me. The thorns on your brow, they tell me how you bore so much shame to love me.“
Dann singen wir: „When the heavens pass away, all your scars will still remain.“ Das heißt, wenn die Himmel auch vergehen, werden deine Narben bleiben. Als Auferstandener hatte er sie und erschien mit seinem Auferstehungsleib – das wissen wir aus der Schrift.
Kehren wir zurück zur Offenbarung 5,8-14. Lesen wir diese Stelle schnell durch:
Offenbarung 5,8: „Und als das Lamm das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm. Jeder von ihnen hatte eine Harfe und goldene Schalen voller Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen. Sie sangen ein neues Lied und sprachen: ‚Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen, denn du bist geschlachtet worden und hast durch dein Blut für Gott erkauft Menschen aus jedem Stamm, jeder Sprache, jedem Volk und jeder Nation. Du hast sie unserem Gott zu einem Königtum und zu Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen.‘“
„Und ich sah und hörte eine Stimme vieler Engel rings um den Thron, um die lebendigen Wesen und die Ältesten. Ihre Zahl war Zehntausende mal Zehntausende und Tausende mal Tausende. Sie sprachen mit lauter Stimme: ‚Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen Macht, Reichtum, Weisheit, Stärke, Ehre, Herrlichkeit und Lobpreis!‘“
„Und jedes Geschöpf, das im Himmel, auf der Erde, unter der Erde und auf dem Meer ist, und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: ‚Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebührt Lobpreis, Ehre, Herrlichkeit und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!‘“
„Und die vier lebendigen Wesen sprachen: ‚Amen!‘, und die Ältesten fielen nieder und beteten an.“
Das ist die universale Anbetung des Lammes und Gottes, des Vaters.
Die Erhöhung Jesu und die Anbetung aller Knie – Bezug zu Philipper 2
Das erinnert uns an den Philipperbrief Kapitel 2. Siehe auch Philipper 2,9-11:
Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen verliehen, der über jeden Namen ist. Damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge – der himmlischen, der irdischen und der unterirdischen – und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist.