Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Rückblick auf die bisherigen Themen und Einführung in den heutigen Fokus
Wir haben in den letzten Wochen anhand des Epheserbriefs gehört, was die Berufung eines jeden Gläubigen ist – also aller Gläubigen als geliebte Kinder Gottes – und wie wir entsprechend leben sollen. Wir haben gesehen, dass dies in allen Bereichen und Beziehungen unseres Lebens eine Auswirkung haben soll.
Letzte Woche haben wir auch gehört, dass das christliche Leben ein Kampf ist. Mit dem Bild eines zum Kampf ausgestatteten Soldaten hat uns Gott durch Paulus ermutigt, gegen alle Angriffe des Bösen standzuhalten. Eine sehr bildhafte Stelle haben wir letzte Woche angeschaut.
Ich glaube, wir können alle zugeben, dass wir uns an der einen oder anderen Stelle immer wieder richtig schwer tun, so zu leben und zu kämpfen, wie Gott, unser liebender Vater, es will. Wenn wir über die Dinge nachdenken, die wir in den letzten Wochen seit dem neuen Jahr gehört haben, sind wir vielleicht an der einen oder anderen Stelle ein bisschen überfordert.
Deshalb wird am Ende des Briefes – und somit unserer Predigtreihe durch die zweite Hälfte des Epheserbriefs – unsere Aufmerksamkeit auf drei Arten von Beistand gelenkt, die Gott uns gibt. Wir werden als Kinder Gottes gestärkt durch das Gebet füreinander (Epheser 6,18-20).
In den Versen 21 bis 22 geht es darum, dass die Kinder Gottes getröstet in der Gemeinschaft miteinander sind. Und in den letzten zwei Versen unseres heutigen Predigttextes und des Buchs lernen wir, dass Kinder Gottes von Gott für ihr Glaubensleben gesegnet werden.
Also drei Punkte, die wir uns heute anschauen: Erstens die Stärkung durch Gebet, zweitens der Trost in der Gemeinschaft und drittens der Segen Gottes für unser Glaubensleben.
Wie gesagt, der Text ist Epheser 6,18-24. Über diese drei Formen des Beistands wollen wir heute nachdenken. Das findet ihr auch in euren Predigtblättern, falls ihr sie am Eingang bekommen habt.
Bevor wir beginnen, möchte ich mit uns beten: Vater, wir danken dir, dass wir dein Wort haben. Wir danken dir, dass du zu uns sprechen willst. Ich bete, dass du heute Morgen zu uns redest, Herr, dass du uns hilfst, uns zu konzentrieren und dass du mir hilfst, dein Wort klar auszulegen. Ich bete, Herr, dass du uns segnest. Amen.
Die Bedeutung des Gebets im Glaubenskampf
Paulus hat die Epheser gerade ermutigt, im Glaubenskampf standzuhalten und nicht nachzugeben. Gott hat uns wertvolle Waffen gegeben, damit sie und wir in der Lage sind, diesen Kampf zu führen. Die Epheser kannten den Kampf des Glaubens sehr gut. Sie lebten in einer Gesellschaft, die andere Götter ehrte, andere Werte vertrat und den Glauben an den einen Gott der Christen stark ablehnte.
Ich weiß nicht, ob euch das bewusst ist, aber die Christen galten im ersten und zweiten Jahrhundert als Atheisten, weil sie nur an einen Gott glaubten und nicht an viele Götter. Das war die Gesellschaft, in der sie lebten. Sie kannten den Kampf des Glaubens. Daher sollte das Wissen um die Dinge, die Gott ihnen gegeben hat – wie die Wahrheit, das Evangelium, das Wort –, sie ermutigen und stärken.
Es ist jedoch nicht so, dass Gott den Ephesern und uns nur ein paar Waffen gibt und uns dann allein lässt mit dem Hinweis: „Okay, ihr seid jetzt dran.“ Nein, er will bei uns sein, an der Front mit uns kämpfen und in jeder Situation und jedem Umstand seinen Kindern zur Seite stehen. Deshalb der Aufruf zum Beten in den Versen 18 bis 20. Ich lese sie jetzt vor:
„Betet allezeit mit Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit im Gebet für alle Heiligen und für mich, dass mir das Wort gegeben werde, wenn ich meinen Mund auftue, freimütig das Geheimnis des Evangeliums zu verkündigen, dessen Bote ich bin, in Ketten, dass ich mit Freimut davon rede, wie ich es muss.“
Diese Verse sind unmittelbar mit den vorangehenden Versen verbunden. Genau genommen ist die Aufforderung zum Beten kein neuer, selbständiger Gedanke. Paulus fordert hier die Epheser und auch uns auf, den Kampf des Glaubens mit oder durch Gebet zu begleiten. Das kommt in manchen Übersetzungen nicht so deutlich zum Ausdruck, aber die Schlachter-Übersetzung bringt das gut zum Ausdruck. Ich lese aus der Schlachter-Übersetzung, damit ihr diese Verbindung seht:
„Nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist, indem ihr zu jeder Zeit betet mit allem Gebet und Flehen im Geist.“
Der Punkt ist: Macht das alles, was ich euch gerade gesagt habe, parallel mit Beten. Das soll mit Gebet begleitet werden. Gebet ist also unerlässlich für unser Glaubensleben und soll zu allem, was wir als Christen tun, dazugehören.
Wenn ihr diese Verse betrachtet, also Vers 18, seht ihr viermal das Wort „alle“. In der Luther-Übersetzung finden wir es leider nur dreimal: „allezeit“, „alle Beharrlichkeit“, „für alle Heiligen“. Tatsächlich gibt es ein viertes „alle“ – nämlich vor „Bitten und Flehen“. Diese Superlative zeigen uns, wie allumfassend das Ganze sein soll.
„Allezeit“ bedeutet, dass sie immer, zu jeder Gelegenheit beten sollen. „Mit allen Bitten und Flehen“ heißt, für alle Arten von Nöten und Anliegen. „Mit aller Beharrlichkeit“ und „Flehen wachen“ erinnert uns an die Worte von Jesus, der gesagt hat, wir sollen jederzeit wachsam sein, nicht verschlafen oder passiv, sondern aktiv nach ihm Ausschau halten.
Das ist, was Jesus gesagt hat. Und in diesem Kontext benutzt Paulus dieselben Worte und verfolgt denselben Gedanken: inständiges, beharrliches Beten, dranbleiben, nicht aufgeben, sich aktiv im Gebet einsetzen – und das immer.
Dann das Letzte: „für alle Heiligen“. Das bedeutet, nicht nur um uns selbst zu kreisen – das ist eine Tendenz bei uns –, sondern auch für andere zu beten. Paulus sagt: Ja, ihr dürft auch für euch selbst beten, aber betet auch für alle Heiligen. Nicht nur für uns oder unsere Familie oder unseren engsten Freundeskreis, sondern auch breiter für die Gemeinde vor Ort und weltweit.
Ihr könnt damit anfangen: Das machen wir als Team, indem wir jede Woche für acht Mitglieder beten. Wir gehen durch das Mitgliederheft und beten für jede Woche für acht Mitglieder. Das könnt ihr auch selbst zu Hause mit eurem Mitgliederheft machen. Und natürlich nicht nur für die Gläubigen hier in der Gemeinde, sondern weltweit.
Ich hoffe, ihr seht, wie allumfassend das ist. Es soll für alle Christen in allen Umständen zu jeder Zeit gebetet werden. Gott will, dass seine Kinder füreinander im Gebet eintreten und sich gegenseitig im Gebet unterstützen. So teilt Gott uns seinen Beistand mit. Ja, durch die Gebete von Christen füreinander erleben Christen Gottes Beistand. Deshalb ist es so wichtig, dass wir betende Christen und eine betende Gemeinde sind.
Lasst uns diese Ermutigung ganz persönlich und als Gemeinde hören: Lasst uns allezeit, für alles beständig und für alle beten. Und bedenkt dabei, mit welchem Ziel wir beten. Gott gibt uns hier die Richtung oder Perspektive, die wir beim Gebet füreinander haben sollen.
Es heißt hier in Vers 18: „Betet allezeit mit Bitten und Flehen im Geist.“ Im Geist bedeutet, dass wir in unseren Gebeten vor allem vom Geist und von geistlichen Anliegen geleitet werden sollen. Mit anderen Worten: Wir sollen geistlich beten.
Ich stelle uns eine Frage: Suchen wir in unseren Gebeten vor allem das weltliche Wohl von uns selbst und anderen Menschen, also das diesseitige Wohl? Oder sind wir in unseren Gebeten vor allem auf Geistliches fokussiert? Diese Frage kann jeder von uns mitnehmen.
Das heißt nicht, dass wir nicht für alles beten können. Wir können um eine Wohnung bitten, wenn wir keine haben, wir können um eine Förderung bitten – all das ist in Ordnung. Aber es soll das sein, was uns vor allem antreibt in unseren Gebeten.
Worauf Paulus hier hinaus will, ist, dass wir unsere Anliegen, egal welche, mit geistlichen Brillen betrachten und sie vor den Herrn bringen. Zum Beispiel: Kinder – nicht nur, dass sie in der Schule gute Noten bekommen, dafür könnt ihr beten. Aber vor allem betet, dass ihr euren Mitschülern freundlich begegnet und sie behandelt, gerade auch die, die sonst niemand freundlich behandelt. So zeigt ihr euren Mitschülern etwas von Gottes allgemeiner Menschenliebe.
Eltern, betet nicht nur für gute Noten oder einen guten Job für eure Kinder in der Zukunft. Betet auch, dass sie Jesus Christus kennenlernen – sogar vor allem, dass sie Jesus Christus kennenlernen.
Wenn du arbeitest, bete nicht einfach nur darum, dass Gott dir eine bestimmte Stelle schenkt, sondern frage, wie du die Position und die Ressourcen, die du hast, nutzen kannst, um Gottes Wirken durch dich mehr Raum und Möglichkeiten zu geben.
Wenn du krank bist, bete nicht nur, dass Gott die Krankheit wegnimmt – auch wenn ihr das tun dürft. Betet auch, dass Gott dir und anderen in der Krankheit zeigt, dass er fürsorglich ist, dass er genug ist und dir Halt gibt. So viele kranke Menschen haben ein wunderbares Zeugnis davon und strahlen mit ihrem Leben aus, wie real Gottes Präsenz und Gegenwart ist.
Das sind geistliche Anliegen, verbunden mit sonstigen Anliegen.
Paulus liefert uns in den Versen 19 und 20 ein konkretes Beispiel für das, wozu er die Christen in Vers 18 auffordert. Zuerst zeigt er, dass auch er, der Apostel Paulus, auf die Gebete der Glaubensgeschwister angewiesen ist. Auch er braucht diese Gebete. Er will nicht ohne ihren Beistand auskommen. Genauso brauchen wir die Gebete unserer Glaubensgeschwister, und sie brauchen unsere.
Dann nennt Paulus ein konkretes Anliegen: Er ist ja im Gefängnis, wie wir am Anfang von Kapitel 3 oder auch hier erfahren. Er spricht von seinen Ketten. Man könnte erwarten, dass er die Christen bittet, für seine Befreiung zu beten. Sicherlich haben sie das auch getan, und das ist auch in Ordnung.
Aber vor allem sollen sie beten, dass er sich von seinen Ketten nicht einschüchtern lässt, sondern freimütig seinen Mund auftut und das Evangelium verkündigt. Das ist ein Beispiel dafür, wie man für ein Anliegen geistlich, geistgesinnt betet.
Wir finden weitere Beispiele im Epheserbrief, etwa am Ende von Kapitel 1 oder am Ende von Kapitel 3, wo Paulus für die Epheser betet – vor allem für geistliche Anliegen.
Also, ihr Lieben, betet für alles, aber insbesondere für das geistliche Wohl von euch selbst und euren Geschwistern.
Persönliche Herausforderungen und Ermutigung zum Gebet
Nun, ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn ich die Aufforderung höre, zu beten – und so allumfassend, wie es hier steht – kommen mir zwei Gedanken in den Kopf.
Der erste Gedanke ist, wie kläglich ich in meinem Glaubensleben scheitere. Das ist der erste Gedanke, den ich habe. Der zweite Gedanke ist gleich das Gefühl der Überforderung und Last. Vielleicht erlebt ihr das auch? Wenn nicht, ich preise den Herrn. Ich glaube, ihr seid eher die Minderheit. Die meisten von uns hadern und kämpfen in unserem Gebetsleben.
Am Anfang dieser Woche saßen Catherine und ich im Züttel, bei Kaffee und Kuchen. Ich liebe das. Wir haben über ein Thema geredet. Catherine schlug in dem Zug vor, dass wir ein Gebetstreffen bezüglich dieses Themas organisieren, bei uns zu Hause, damit wir dafür beten.
Meine Reaktion war – ich muss ehrlich zugeben – „Oh, nicht noch mehr beten.“ Ich musste Buße tun über diese Reaktion, sie war falsch. Aber die Reaktion hat auch offenbart, wie ich Gebet oft empfinde. Es ist für mich oft nicht mehr als eine Pflicht, die man einfach erfüllt.
Lasst uns für einen Augenblick noch einmal vor Augen führen, was für ein Privileg das Beten ist. Kleine Kinder – also wir, kleine Kinder, die über nichts Kontrolle haben, die viele Nöte, Leid, Sorgen und Ängste haben – haben einen Vater, der jederzeit zugänglich ist, der allmächtig ist, der über alles Kontrolle hat und über alle Ressourcen und Mittel des Universums verfügt. Dieser Vater liebt diese kleinen Kinder sehr und will ihnen nichts Gutes vorenthalten.
Dieser Vater sagt seinen Kindern: „Ihr dürft mich jederzeit anrufen. Ich bin für euch da.“ Es ist so ein Privileg, durch Jesus Christus Zugang zu unserem himmlischen Vater zu haben. Lasst uns fröhlich und bereitwillig zu ihm gehen.
Gottes Beistand können wir durch unsere Gebete füreinander erleben. Lasst uns uns also durch das Gebet füreinander stärken.
Bisher habe ich vor allem zu Christen, zu Gottes Kindern gesprochen, die Gott als ihren persönlichen Vater kennen. Aber auch dich möchte ich ansprechen, wenn du Gott noch nicht als deinen Vater kennst. Ich möchte dich ermutigen, dich Gott hinzuwenden.
Es gibt ein Gebet, das er immer gerne hört und das gleichzeitig geistlich ist, egal wer es betet. Das ist das Gebet um Vergebung und Rettung. Denn er hat Jesus in die Welt gesandt als Retter für jeden, der ihn anruft. Jeder, der sich ihm im Glauben zuwendet, macht er zu seinem Kind.
Auch du darfst beten, und ich möchte dich ermutigen, das zu tun, wenn du es noch nicht getan hast. Rede gerne mit der Person, die neben dir sitzt, nach dem Gottesdienst oder mit mir an der Tür da hinten, wenn du mehr wissen möchtest.
Die Kraft der Gemeinschaft als Quelle des Trostes
Das war der erste Punkt, gestärkt durch das Gebet füreinander.
Und dann der zweite Punkt: getröstet in der Gemeinschaft miteinander. Gott sorgt für Beistand bei seinen Kindern, auch durch die Gemeinschaft unter seinen Kindern.
In Vers 21 und 22 heißt es: „Damit aber auch ihr wisst, wie es um mich steht und was ich mache, wird euch Tychikus alles berichten, mein lieber Bruder und treuer Diener in dem Herrn, denn ich eben dazu gesandt habe zu euch, dass ihr erfahrt, wie es um uns steht.“ Und weiter: „Und dass er eure Herzen tröste“ – getröstet in der Gemeinschaft miteinander.
Wir wissen, dass die Epheser Paulus wirklich liebten, also die Geschwister aus Ephesus, und Paulus auch sie. Wenn ihr eine Hausaufgabe für später wollt, lest Apostelgeschichte 20. Dort redet Paulus mit den Ältesten von Ephesus. Er verabschiedet sich von ihnen, und wir lesen, dass alle laut weinen – Paulus eingeschlossen –, weil sie betrübt sind, ihn nicht mehr zu sehen. Sie hatten eine sehr starke Liebe füreinander.
Die Gemeinschaft, die Paulus und die Epheser miteinander hatten, war ihnen so wertvoll. Nun sind sie getrennt, deshalb ist es Paulus sehr wichtig, auch über die Ferne alles zu tun, um diese Gemeinschaft aufrechtzuerhalten. Er tut das durch Briefschreiben und durch Boten wie Tychikus.
Dabei zeigt Paulus, dass die Gemeinschaft mit Geschwistern ihm und den Ephesern eine kostbare Sache ist. Für Paulus sehen wir, wie sehr er durch christliche Gemeinschaft ermutigt wird. Er sagt hier, er schätzt Tychikus wie einen geliebten Bruder, auch weil Tychikus mit ihm dem Herrn treu dient.
Solche Weggefährten waren Paulus immer sehr wichtig. In fast allen seinen Briefen bringt er das zum Ausdruck. Ihr könnt das später auch nachschauen. Seine Mitstreiter und Begleiter waren ihm sehr wichtig.
Nicht nur das: Paulus will auch, dass seine Leser wissen, wie es ihm geht. Die Epheser sollen wissen, wie es ihm geht, damit sie an ihm und seiner Situation Anteil haben können. Denn auch das ist ihm eine große Ermutigung.
So wissen sie genau, wie sie ihn unterstützen können, zum Beispiel durch Gebet, materielle Unterstützung und so weiter. Dadurch hat Paulus den Eindruck, dass er nicht alleine ist. Das bringt er auch in seinen anderen Briefen zum Ausdruck, nicht nur hier.
In Paulus’ Dienst waren die schwierigsten und herzzerreißendsten Momente die, in denen er von Menschen vergessen oder verlassen wurde. Das waren seine schwersten Zeiten.
Das zeigt, wie sehr Paulus die Gemeinschaft mit anderen Geschwistern schätzt. Aber Paulus will auch, dass die Epheser ermutigt sind. Das sagt er am Ende von Vers 22. Er will die Epheser an sich teilhaben lassen, damit auch ihre Herzen getröstet werden.
Es wird ihnen und ihrem Glauben guttun, über Paulus, seine Aktivitäten, seine Umstände, seine Gemütslage und seine Mitstreiter zu hören. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass Christen in der Gemeinschaft der Gläubigen sind.
Die Gemeinschaft der Gläubigen ist ein wichtiges Mittel, das Gott gebraucht, um seinen Kindern in ihrem Glaubensleben Ermutigung und Trost zu schenken. Es tut uns und unserem Glauben gut, wenn wir uns gegenseitig öffnen, wenn wir andere Geschwister in unser Leben hineinlassen und wir in das Leben der anderen hineingelassen werden.
Das ermutigt und stärkt uns, und wir ermutigen und stärken andere dabei. Ist das bewusst?
In letzter Zeit wurden Catherine und ich von einigen Familien und Freunden aus der Gemeinde eingeladen, und wir hatten auch einige bei uns zu Besuch. Wie immer genieße ich das Essen, das wir haben – es war immer sehr lecker. Aber wenn ich über diese Abende nachdenke, was mich am meisten gefreut hat und was wirklich schön war, war, aus dem Leben dieser Geschwister zu hören.
Zu hören, wie der Glaube so eine sichtbare Auswirkung in ihrem Leben hat – in ihrem Alltag, in ihren Erfahrungen, in ihren Perspektiven, wie sie über Dinge nachdenken, auch in ihren Wünschen. Es war so klar, so schön und so ermutigend zu hören.
Ich bin nicht so der weinende Mensch, aber innerlich und vielleicht auch äußerlich wurde ich an der einen oder anderen Stelle wirklich zu Tränen gerührt. Ich war Gott dankbar nach jedem Abend, und ich war auch in meinem eigenen Glauben ermutigt.
Ich bin dankbar für die Gemeinschaft in dieser Gemeinde. Es ist so ein Segen.
Deshalb möchte ich uns alle ermutigen: Öffnet euch! Ihr wisst gar nicht, welche wertvollen Momente ihr verpasst, wenn ihr das nicht tut.
Ich möchte in Bezug auf diesen Punkt auf zwei Weisen herausfordern. Das eine habe ich eigentlich schon gesagt: Wage es, dich zu öffnen. Seid keine Einzelgänger oder individualistische Christen.
Es gibt viele Gründe, warum wir uns oft nicht öffnen. Manchmal sind wir zu beschäftigt, haben einfach keine Zeit. Wir sind häufig zu sehr mit uns selbst beschäftigt, mit unseren Familien, der Arbeit, dem Studium oder was auch immer. Das rutscht dann nach hinten.
Manchmal haben wir Angst, uns zu öffnen. Wir wollen nicht, dass Menschen uns zu nah kommen, weil sie dann dies oder das über uns sehen, und das wäre ja peinlich.
Bei anderen hat das mit der Persönlichkeit zu tun, und das an sich ist okay. Aber es darf nicht zu einer Ausrede werden. Es darf nicht dazu führen, dass wir uns immer zurückziehen und sagen: „Ja, das ist einfach so, das ist, wie ich bin.“ Das ist nicht gesund.
Wir brauchen vielleicht nicht alle die gleiche Menge an Gemeinschaft, aber wir brauchen alle Gemeinschaft.
Egal, was der Grund ist: Die Gefahr ist real, dass wir den Trost und die Ermutigung verpassen, die Gott uns durch die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen schenken will.
Also wage es, dich zu öffnen, mach es zu einer Priorität. Seid keine Einzelgänger oder individualistische Christen.
Und zweitens: Öffnet eure Augen für solche, die wenig oder keine Gemeinschaft genießen.
Ich freue mich, dass es hier in der Gemeinde so viele gute Freundschaften gibt. Es ist wirklich eine Freude zu sehen, wie ihr euch gegenseitig liebt und füreinander da seid. Davon bekomme ich durch die unterschiedlichsten Freundeskreise viel mit.
Aber es ist leicht zu vergessen, dass es hier auch einige Geschwister gibt, die am Rand stehen. Sei es, weil sie neu sind oder weil sie sozial vielleicht nicht so kompetent sind.
Auch sie brauchen diese tröstende, diese stärkende Gemeinschaft.
Ich möchte uns ermutigen, offen dafür zu sein, neue Leute in unsere Gemeinschaft hineinzunehmen.
Nach dem Gottesdienst schau, ob jemand in deiner Nähe sitzt, der noch kaum Anschluss gefunden hat. Und falls jemand, der dich kennt, zu schnell ist und dich zuerst anspricht, dann fragt ihn, ob ihr zu zweit die neue Person begrüßen könnt.
Dann hat die neue Person gleich zwei neue Freunde.
So habe ich es erlebt, als ich hier in der Gemeinde angekommen bin. Gleich am ersten Abend habe ich so viele Leute kennengelernt.
Ich hoffe und bete, dass jeder, der hierher kommt, diese Erfahrung macht.
Halte vor allem Ausschau nach solchen, die sich grundsätzlich mit Kontaktknüpfen schwer tun. Sie brauchen das am meisten.
Ich weiß, dass einige das tun und das sogar sehr gut machen. Sie haben ein Auge für solche Menschen, und ich freue mich darüber.
Aber, ihr Lieben, es ist nicht nur die Aufgabe von ein paar Leuten. Jeder darf sich berufen fühlen und sich von Gott gebrauchen lassen, um andere zu stärken.
Das sind meine zwei Herausforderungen für uns: Wage es, dich zu öffnen, und öffnet eure Augen für solche, die wenig oder keine Gemeinschaft genießen.
Wir sind ja Glaubensgeschwister, und Gott will uns durch die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen stärken. Er will auch andere durch die Gemeinschaft mit uns stärken.
Lasst uns als Gemeinde von Gott gebrauchen lassen, damit die Gemeinschaft zur Stärkung und zum Trost von uns allen dient.
So wird Gottes Beistand in unserem Leben immer realer – durch die Gemeinschaft miteinander, getröstet in der Gemeinschaft miteinander.
Gottes Segen als Grundlage für das Glaubensleben
Jetzt kommen wir zu den letzten Punkten, gesegnet von Gott für das Glaubensleben.
Verse 23 und 24: „Friede sei mit den Brüdern und Liebe mit Glauben von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Die Gnade sei mit allen, die liebhaben unseren Herrn Jesus Christus in Unvergänglichkeit.“
Es ist einfach, die Segensworte am Ende eines Briefes schnell zu lesen, ohne über sie nachzudenken. Wir behandeln sie oft wie ein „Liebe Grüße“ oder „Freundliche Grüße“ am Ende unserer E-Mails – einfach als eine Formel, die dazugehört. Sonst wäre das Ende des Briefes etwas komisch.
Ich glaube aber nicht, dass die Epheser die Worte so gelesen hätten. Auch deswegen nicht, weil Paulus nicht immer den gleichen Segen am Ende seiner Briefe ausspricht. Das allein zeigt uns, dass es keine bloße Formel oder Floskel ist, die er benutzt.
Aber auch darüber hinaus haben die Epheser diese Segensworte bestimmt sehr geschätzt. Für sie ist es gut möglich, dass diese Worte als eine Rückbesinnung wirkten auf das, was Paulus ihnen am Anfang des Briefes geschrieben hat, um sie zu ermutigen. Jene Dinge, von denen er sprach, will Paulus ihnen noch einmal zusprechen.
Wir schauen uns das im Detail an. Zuerst aber meine Frage an uns: Ist uns bewusst, wie kostbar diese Segensworte für unser Glaubensleben sind – und grundsätzlich jedes Segenswort in der Bibel?
Segensworte gründen sich in Gottes Verheißungen an die Menschen, für die die Segensworte bestimmt sind. Das heißt: alle Gläubigen. Denn in Jesus sind alle Verheißungen „Ja und Amen“, sagt die Bibel.
Ein Segenswort, also ein Segen zuzusprechen, bedeutet, die Verheißungen Gottes, die er seinen Kindern gibt, auf sie herbeizurufen. Es heißt nicht nur: „Ich wünsche dir diese Sachen“, wie wenn man jemandem sagt: „Einen schönen Tag wünsche ich dir“ oder „Gute Besserung wünsche ich dir“. Das ist nur ein Wunsch. Ein Segenswort ist viel mehr als das.
Ein Segenswort kommuniziert Folgendes: Gott hat das dir versprochen, daher spreche ich es dir zu.
Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht leichtfertig mit Segensworten umgehen. Und wir können das auf zwei Weisen tun:
Erstens, indem wir Menschen zusprechen, was Gott ihnen nie verheißen hat.
Aber oft, glaube ich, ist bei uns die andere Gefahr größer: die Segensworte nicht zu glauben oder uns nicht durch sie ermutigen zu lassen. Wir hören sie dann eher wie einen Wunsch.
Daher lasst euch ermutigen durch diesen Segen, denn er gilt uns auch als Kinder Gottes.
Konkret spricht Paulus uns, den Glaubensgeschwistern, vier Dinge zu, die wir von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus haben: Friede, Liebe, Glauben und Gnade.
Lasst uns kurz über diese vier Dinge nachdenken. Wir müssen nicht länger nach jeder Bedeutung suchen, denn Paulus hat sie, wie ich schon gesagt habe, im ersten Teil des Briefes schon wunderbar behandelt.
Wenn er Friede wünscht, können wir daran denken, wie Paulus in Kapitel 2 sagt, dass wir mit Gott versöhnt sind.
Es gibt absolut keine Mauer mehr, keine Trennung mehr zwischen uns und Gott – wie Epheser 2 uns gelehrt hat. Dort lesen wir, dass Jesus unser Friede ist. Er hat das Gesetz, das in Gebote gefasst war, abgetan, damit er in sich selbst Frieden macht und uns versöhnt mit Gott in einem Leib durch das Kreuz, indem er die Feindschaft durch sich selbst tötete.
Durch ihn haben wir alle, die an ihn glauben, in einem Geist den Zugang zum Vater. Wir haben Frieden mit Gott. Er ist nicht mehr gegen uns, sondern für uns.
Sündenlasten und Schuldgefühle müssen uns nicht mehr belasten oder von Gott fernhalten. Wir haben fröhlichen, friedlichen Zugang zu ihm. Er freut sich über uns.
Du musst als Christ nichts mehr fürchten – keinen Zorn, keine kalte Schulter von Gott. Da herrscht vollkommener Friede zwischen Gott und uns, und dieser Friede wird den Ephesern und uns zugesprochen.
Friede, Liebe – Gott liebt uns mit einer ewigen Liebe, die unseren menschlichen Verstand übersteigt.
Das haben wir an verschiedenen Stellen gehört. In Epheser 1 lesen wir: „Ehe der Welt war, hat er uns in seiner Liebe dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens.“
Nichts, was wir getan haben, hat dazu geführt, dass er uns geliebt hat. Er hat uns geliebt, bevor wir überhaupt da waren.
In Kapitel 3 lesen wir, dass Christus durch den Glauben in unsere Herzen wohne. Das ist ein Gebet von Paulus. Er betet, dass Christus durch den Glauben in unsere Herzen wohnt und wir in der Liebe eingewurzelt und gegründet sind.
So sollen wir begreifen, welche Breite, Länge, Höhe und Tiefe die Liebe Christi hat – eine Liebe, die alle Erkenntnis übertrifft. Damit wir erfüllt werden mit der ganzen Gottesfülle.
Paulus sagt in diesem Gebet: Wir begreifen nicht einmal, wie sehr Gott liebt. Er will beten, dass wir mehr und mehr begreifen, wie sehr uns Gott liebt.
Eltern lieben ihre Kinder und tun nach ihren Fähigkeiten alles, damit es ihnen gut geht. Wie viel mehr Gott, der alles tun kann und genau weiß, was gut für uns ist!
Er lenkt alles so, dass es für seine Kinder zum Besten dient. Ja, er hat uns in seinem Sohn Jesus schon das Beste gegeben. Wie wird er dann nicht alles Geringere geben, wenn es für uns gut ist?
Ihr Lieben, ich hoffe, diese Worte überzeugen euch: Ihr seid geliebte Kinder, und diese Liebe wird uns zugesprochen.
Glauben – das ist hier mit der Liebe verbunden, wenn Paulus sagt „Liebe mit Glauben“. Ich glaube, das ist eine kurze Wiederholung des Gebets am Ende von Kapitel 3, das ich gerade zusammengefasst habe.
Paulus betet dort und spricht es hier den Gläubigen zu, dass die Christen diese Liebe immer mehr begreifen können. Anders gesagt: Dass sie immer mehr glauben, dass Gott sie wirklich liebt und in welchem Ausmaß er sie liebt.
Gott schenkt gerne Glauben. In Epheser 2, Vers 8 lesen wir, dass wir aus Gnade gerettet sind durch Glauben.
Und das nicht aus uns selbst, sondern Gottes Gabe ist es. Auch der Glaube, den wir haben, ist Gottes Geschenk, und er will mehr davon geben.
Nicht nur unsere Errettung kommt von Gott, sondern auch die Fähigkeit, diese anzunehmen.
Gott will Glauben schenken, damit wir noch mehr verstehen und annehmen, wie sehr er für uns ist. Und dieser Glaube wird uns zugesprochen. Er will uns das geben.
Und dann am Ende: Gnade – Gnade allen, die den Herrn lieben, also allen, die Christus vertrauen.
Mit Gnade hat dieser Brief begonnen, und sie umgibt alles, was Gott für uns getan und tut.
Gnade ist Gottes unverdientes Wohlwollen und seine Gunst uns gegenüber, die durch Christi Tod für alle Glaubenden erworben wurde.
Aufgrund seiner Gnade hat er uns vor Grundlegung der Welt erwählt und vorherbestimmt, seine Kinder zu werden.
Aufgrund seiner Gnade hat er uns erlöst und unsere Sünden vergeben. Aufgrund seiner Gnade hat er uns zu seinen Erben gemacht. Aufgrund seiner Gnade hat er uns mit seinem Geist versiegelt, der die Garantie ist, dass er uns niemals loslassen wird.
Deshalb schreibt Paulus den kleinen Nachsatz ganz am Ende: „in Unvergänglichkeit“, das heißt ewig, es vergeht nie.
Dieser Gnade wird dir, lieber Christ, zugesprochen.
Das sind die Segensworte, die Paulus für die Epheser und für uns hat.
Dies sind keine Wünsche, sondern Gottes Verheißungen an uns. Wir dürfen sie gerne hören und uns dadurch ermutigen lassen.
Sei durch den sehr realen Beistand Gottes, durch Gebet, durch die tröstende Gemeinschaft mit deinen Glaubensgeschwistern und durch seine kostbaren, konkreten, mutmachenden Segen gestärkt und ermutigt.
Schlussgebet
Dafür möchte ich auch beten.
Vater, wir danken dir für diesen wunderbaren Atem, den du uns geschenkt hast. Wir danken dir, dass du deinen Beistand real und konkret in unserem Leben erfahrbar machen willst. Ich bete, Herr, dass du uns hilfst, das mehr zu schätzen. Lass uns das Gebet wirklich als das wunderbare Privileg sehen, das es ist.
Hilf uns, die Gemeinschaft mit den Gläubigen wirklich zu schätzen. Lass uns den Segen und den Trost, die damit verbunden sind, nicht verpassen.
Vater, wir beten auch, dass wir deine Verheißungen in der Schrift ernst nehmen und sie uns zu Herzen gehen. Lass uns diese Segnungen wirklich annehmen, Herr, und dadurch ermutigt werden. Denn wir wissen, dass du uns diese Dinge nicht nur wünschst, sondern dass du sie uns tatsächlich gibst.
Bitte lass diese Wahrheiten tief in unserem Herzen Wurzeln schlagen, Herr. So werden wir mutig und sicher in deinem Beistand in unserem Leben. Hilf uns, zu kämpfen und weiterhin nach deinem Willen zu leben, zu deiner Ehre.
Das bete ich in Jesu Namen. Amen.