No! Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich möchte Sie herzlich begrüßen. Heute ist Weihnachten. Für mich ist es so: Wenn man ganz, ganz herzliche, liebe Freunde ganz überraschend und unangekündigt trifft, dann ist immer Weihnachten.
So herzlich begrüße ich Sie alle. Heute Morgen findet unser Gottesdienst mit Rainer Dick statt. Komm, Rainer! Er ist Landesjugendwart der sächsischen Landeskirche in der DDR und leistet dort eine ganz, ganz wichtige evangelistische Jugendarbeit.
Wir haben viel Verbindung zu ihm und freuen uns sehr, dass er jetzt die Möglichkeit hatte, ein paar Tage hier in der Bundesrepublik zu sein. Deshalb dürfen wir ihn ganz herzlich willkommen heißen. Ruhigen Applaus!
Jetzt wollen wir den Gottesdienst mit dem Lied 430 beginnen.
Lassen Sie sich durch meinen Worten leiten: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Unsere Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Christus Jesus hat dem Tod die Macht genommen und ein unvergängliches Leben ans Licht gebracht durch das Evangelium.
Wir wollen beten, dass wir nun in diesem Licht stehen dürfen. Herr, dafür loben wir Dich, dass wir aufatmen dürfen, weil Du wirklich Vergebung geschaffen hast.
Wir möchten das jetzt neu in Anspruch nehmen. Reinige uns, decke auf, was nicht in Ordnung ist in unserem Leben, und hilf uns, zu einer völligen Neuorientierung auf Dich hinzukommen. Lass uns leben aus Deiner Kraft und nach Deinem Plan.
Wir beten weiter in der Stille.
Danke, Herr, dass Du uns hörst. Amen.
Das schlechte Gewissen des Königs David und die Bundeslade
Der König David hatte ein schlechtes Gewissen. Könige sollten eigentlich immer ein schlechtes Gewissen haben, denn sie haben in der Regel mehr als genug Gründe dazu. Meistens haben sie es jedoch nicht. David aber hatte ein schlechtes Gewissen.
Er wohnte protzig. In einem Palais, das damals mit Zedernholz gebaut war – einem vornehmen Baumaterial. Es war elegant, kultiviert und komfortabel. Sein schlechtes Gewissen rührte jedoch nicht daher, dass seine Untertanen unbequem lebten. Also nicht etwa, weil er im Palast wohnte und sie in Slums. Das war es nicht. Die Leute lebten auch ganz gut, ihnen ging es prima.
David hatte ein schlechtes Gewissen, weil das Unterpfand der Gegenwart Gottes – die Bundeslade – in einem religiösen, obdachlosen Quartier untergebracht war. Sie stand in einem provisorischen Zelt. Die Menschen in Jerusalem waren mit David sehr zufrieden. Sie wollten etwas fürs Auge haben. Sie freuten sich, endlich einen König zu haben, der in so einem prunkvollen Palast wohnte und nicht einfach sein Hauptquartier auf einem Bauernhof im Dorf hatte. So war es nämlich vorher in Israel gewesen.
Sie sagten: „Jetzt sind wir wieder jemand.“ Doch da war die Bundeslade, die in dieser Zeltbehausung stand. Es gab einen unerträglichen Gegensatz zwischen dem protzigen Leben Davids und der notdürftigen Unterbringung der Bundeslade. Bei einem Gespräch mit dem Propheten Nathan kommt das heraus. David merkt, was alle anderen längst gemerkt hatten: Der König spielt inzwischen in Jerusalem die große Rolle, während Gott zum Mitläufer, zum Palastpastor geworden ist. Gott spielt nur noch eine Nebenrolle.
Da bekommt David ein schlechtes Gewissen. Er sagt, das sei die Schicksalsfrage. Wenn hier die Ehre falsch verteilt wird, wenn die Wichtigkeiten in Jerusalem falsch gesetzt sind, dann ist bald alles am Ende. Der Prophet Nathan hatte nichts dagegen, dass David die Idee hatte, endlich ein repräsentatives Quartier für die Bundeslade zu schaffen.
Gottes Baupläne und die Absage an Davids Vorhaben
So weit, so gut. Doch als das schon fast eine beschlossene Sache ist, wirft Gott die Baupläne wieder um. Nachts erhält Nathan eine Regieanweisung: Er soll dem Inselchef sagen, die Pläne nicht umzusetzen, keine Baugenehmigung zu erteilen. Es ist noch nicht an der Zeit.
Gottes Bundeslade soll bis auf Weiteres in der Notunterkunft bleiben. Nun folgt die merkwürdige Begründung: Erst einmal wird der Bau des Hauses Davids kräftig ausgebaut.
Dann kommt unser Text: 2. Samuel 7,16 – die Zusage Gottes in dieser Situation. Es geht also nicht darum, für Gott zu bauen, sondern um dein Haus. Dein Königtum soll beständig sein in Ewigkeit vor mir, und dein Thron soll ewiglich bestehen.
Darum geht es jetzt. Gott macht Baupläne für die Zukunft, und das ist unser Thema heute: Baupläne für die Zukunft.
Wer baut hier für wen?
Die erste Frage lautet: Wer baut hier für wen? Die Absage Gottes, diese Verweigerung der Baugenehmigung, war für David eine sehr peinliche Angelegenheit.
Es entstand ein Missverständnis, das bereits aufgekommen war: David, der früher ein kleiner Hanswurst war, hatte immer eine große Klappe für Gott riskiert. Doch jetzt, wo er fest im Sattel saß, die Macht in den Händen hielt und selbst die politische Zentralfigur war, schien ihm Gott nicht mehr so wichtig zu sein. Er hatte Geld und Menschen bewegt, um sich selbst erlesene Unterkünfte zu bauen. Gottes Unterpfand, die Bundeslade, lag irgendwo im Abstellraum.
Es war peinlich für David, dass er nicht die Erlaubnis bekam, dieses Missverständnis auszuräumen. Man kann sich immer vorhalten: Du arbeitest doch für deine eigene Ehre. Was ist mit Gottes Ehre? Warum lässt Gottes Licht zu, dass David das Haus baut?
Ich bin hier an einem sehr wichtigen Punkt. Und seit fast 2000 Jahren Christentum haben wir nicht gelernt, diese Lektion zu verstehen. Bis zum heutigen Tag ist die Sache nicht klar: die Lektion, die Gott David hier erteilt und durch David uns.
Der wichtige Punkt ist folgender: Wir meinen immer, Religion, Glaube und Gottesdienst bestünden darin, dass wir Gott etwas bauen. Die einen sagen, der Mann baut Gottes Haus, die anderen sagen, sie bauen das Reich Gottes. Das halten wir für Christentum, das halten wir für Frömmigkeit: dass wir für Gott etwas bauen.
Diese Einstellung ist in allen Religionen gleich. Überall meinen die Menschen, man müsste Gott, Tempel oder Baum besonders schön, besonders groß und besonders teuer bauen, um ihn irgendwie günstig zu stimmen. Bis heute meinen wir, wir müssten unsere Frömmigkeit dadurch nachweisen, dass wir für Gott etwas tun.
David bekommt hier eine peinliche Lektion. Und es hängt viel daran, dass wir uns heute Morgen diese Lektion auch gefallen lassen. Was Gott ihm einbläut, ist: Wir leben davon, dass Gott etwas für uns tut.
Wer baut hier für wen? Nicht David für Gott, sondern Gott baut für David. Und er will, dass wir uns erst einmal gefallen lassen, dass er für uns gründlich etwas baut. Wir sollen nicht gleich wichtigtuerisch in seine Parade fahren und sagen: Natürlich müssen wir jetzt auch etwas tun. Denn, nicht denn? Man muss ja für Gott etwas tun. Christ, du meinst doch, etwas für Gott zu tun. Nein, das heißt es nicht!
Im Unterschied zu allen Religionen und aller selbstgestrickten Religiosität heißt Glaube an Jesus: Gott tut zuerst etwas für mich. Er baut uns ein Haus, er schafft uns Lebensmöglichkeiten.
Er schafft vier Wände, in denen wir zu Hause sein können. Er setzt uns den Tisch, deckt ihn für uns. Er schafft einen Ort, unter dem wir die Füße stellen können und von dem wir essen können. Er bedient uns.
Diese falsche religiöse Dienstbeflissenheit ist weithin nur Imagepflege für uns selbst. Heute sagt man: Man erkennt den Menschen an seinem Engagement. Wenn jemand gefragt wird, ob er Christ ist oder nicht, zählt er gleich auf, wo er sich überall engagiert und was er für Gott tut. Dann steht man stramm und sagt: Donnerwetter!
Im Grunde ist das Himmelspflege. Wir polieren unseren eigenen Stolz. Vor anderen wollen wir darstellen, dass wir nicht einfach nur für uns etwas haben wollen, sondern dass wir etwas tun. Dabei ist es ehrlich gemeint, nicht hitzig, ehrlich im Herzen. Man möchte, dass die Ehre nicht einem selbst, sondern Gott zufällt.
Und Gott nötigt ihn und sagt: Jetzt halt doch mal still, Mensch! Lass dir gefallen, dass ich dir mal etwas baue.
Es ist bis heute schwer, dass wir uns das so gefallen lassen. Es ist keine Geschmacksfrage oder eine Frage des religiösen Benehmens, wer wem was tut. Wir brauchen das. Es geht nicht anders, als dass Gott uns zunächst das Haus baut, unsere Lebensmöglichkeiten schafft.
Wir müssen uns zunächst einmal ganz einfach das gefallen lassen. Nicht ihm gleich ins Handwerk pfuschen und meinen, wir müssten ihm eine Hütte daneben bauen. Das wird alles Bruch. Das taugt nicht, es hilft weder ihm noch uns noch anderen Menschen.
Das ist das Problem: Wir bauen Murks, wenn wir uns nicht gefallen lassen, dass zunächst er unser Lebenshaus baut. Da müssen wir zulassen, dass alles seine Zeit braucht – die Ausschachtungsarbeiten der Vergebung.
Da soll doch etwas Solides gebaut werden in unserem Leben. Gott knallt doch nicht irgendwo eine Baracke in die Gegend. Er schachtet tief aus. Und da haken wir oft schon aus: Die Ausschachtungsarbeiten der Vergebung in unserem Leben uns gefallen zu lassen ist gar nicht so angenehm.
Da wird manches ans Tageslicht geschaufelt, was wir ganz gerne unter dem Rasen lassen würden. Aber anders geht es nicht. Da muss über den Diebstahl geredet werden, der passiert ist. Da muss über Ehebruch, Fremdgehen, Arbeitsmoral, Habgier, Geist und Lüge gesprochen werden. Über die ganz bestimmten Dinge, die da passiert sind, muss geredet werden.
Gott schachtet aus! Nicht weglaufen und sagen: Herr, ich habe jetzt keine Zeit dafür, ich muss dir ein Haus bauen, ich muss mich engagieren für dich.
Das ist doch so: Bleib doch erst mal hier, Mann! Jetzt schachten wir erst mal aus. Zulassen!
Merken Sie, dass es oft viel leichter ist, wegzulaufen, sich zu engagieren und wer weiß was Frommes zu tun, Gottes Häuser zu bauen, anstatt stehen zu bleiben und sich gefallen zu lassen, dass Gott Ausschachtungsarbeiten für den Bau tut?
Dann werden die Mauern hochgezogen, nach den Wegweisungen Gottes, nach seinen Plänen. Dann werden die Fenster eingebaut, damit wir Hoffnungsperspektiven haben. Die Türen müssen rein. Geh jetzt hin!
Es wird alles eingebaut werden, und ein Garten wird angelegt – wirklich ein schöner Garten, in dem die Früchte des Heiligen Geistes gepflanzt werden: Liebe, Freundlichkeit, Reinheit und Sanftmut.
Gott will das pflanzen. Gott will arbeiten – Gottes Geist!
Die Herausforderung der göttlichen Herrschaft und ihre Umsetzung in der Geschichte
Eine peinliche Lektion fällt David gar nicht leicht. Er hätte viel lieber vor dem Volk als jemand dastehen wollen, der Gott etwas baut. Doch David sagt: „Nein, es ist jetzt nötig, dass du stillhältst und ich dir dein Haus baue.“
Die eigentliche, wichtigste Frage heute lautet: Lassen wir zu? Lassen wir zu, dass Gott uns das Haus baut?
Wir müssen noch ein zweites und drittes machen. Jetzt holen wir erst einmal Luft zwischendurch mit Lied 105 in unserer Liedermappe.
Immer wenn ich dein Wort höre, Herr, erkenne ich mich. Die ersten zwei Strophen singen wir, der Refrain ist so einfach, dass Sie gleich wieder mitsingen können. Singt ein bisschen lauter, ihr wisst doch, bei mir ist nie viel zu erwarten.
Immer wenn ich dein Wort höre, erkenne ich mich neu. Lege dann offen, dass ich versage, Herr, ich brauche dich. Herr, erfahre dich, Herr, erfahre dich, zu meinem Leben zu fliehen. Sei Frieden mir da, zu meinem Leben und zu mir gehen.
Sei Frieden mir da, ich versuche es immer wieder, heute in dieser Zeit, ohne dich den Weg zu gehen. Doch ich komme nicht weit.
Die Geschichte des Königtums und Gottes tiefgründige Vorbereitung
Wie sieht es aus mit den Bauplänen für die Zukunft? Zuerst muss die Frage geklärt werden: Wer baut hier für Wien? Und jetzt muss ich noch einmal zweitens sagen, dass Gott zäh tief ausschachtet – aber in einem anderen Sinne, als ich es vorhin gebraucht habe. Dieses Bild, dass Gott tief ausschachtet, ist wichtig.
Wir haben ja unsere Erfahrungen auch mit Königen gemacht und sind dabei skeptisch geworden. Diese Könige beriefen sich nach ihrer Krönung immer auf Gottes Gnadentum. Es hieß stets, sie seien direkt von Gott eingesetzt. Das war auch ganz klug, denn sie wussten, dass irgendwann ein etwas dekadenter Nachfolger kommen würde. Dann würde es Putschisten geben, die diesen König stürzen, und neue Herrscher würden folgen. Gegen solche Unbilden der Geschichte musste man sich sichern und möglichst fest verankern. Wenn Gott dabei hilft, den Familienvorteil zu sichern, dann ist das natürlich richtig.
So war es also immer. Deshalb war es üblich, dass bei Königskrönungen überall die Hofschranzen riefen: „Der König lebe ewiglich!“, obwohl alle wussten – und die meisten es sich wünschten –, dass der König möglichst bald das Zeitliche segnen möge. Natürlich wusste jeder, dass niemand ewig lebt und auch keine königliche Dynastie ewig bleibt. Gott sei Lob und Dank. Trotzdem wurden solche Worte immer gesprochen.
Aus diesen geschichtlichen Erfahrungen heraus hört man heute mit gemischten Gefühlen die Worte: „Dein Haus und Dein Königtum sollen beständig sein, in Ewigkeit vor mir“, sagt Gott. „Dein Thron soll ewiglich bestehen.“ Wie war das denn beim David? Geschichte eben. Wie war es beim David mit dem ewigen Königtum?
Schon sein Enkel war nicht mehr ganz geistig fit für diesen Job. Der war noch nicht einmal richtig König, da begann schon der Streit. Zehn von zwölf israelitischen Stämmen trennten sich von ihm. Da war der Ofen fast aus. Danach krochen sie noch etwa 350 Jahre dahin, bis im Jahr 587 v. Chr. die Neubabylonier kamen und die Sache in Jerusalem endgültig beendeten. Sie verschleppten den davidischen König, blendeten einen und ließen den anderen im Gefängnis in Babylon verkümmern. Nach dem 70-jährigen Exil kamen die Nachfahren nie mehr richtig zum Zuge. Sie lebten als ein wenig heruntergekommene Adelsfamilie, sozusagen als Privatiers.
Ich weiß nicht, ob Josef in Nazareth an seiner Schreinerei vorne ein Emblem hatte mit der Aufschrift „Königlich Davidische Schreinerei“. Das wäre eine Sache, Herr Fritzemeier, das weiß ich nicht. Bei ihm würde ich es mir wünschen, aber ob er das gemacht hat, weiß ich nicht. Er war jedenfalls Nachkomme des Königs David.
Die Tischlerei ist ein ehrbares Handwerk, aber sie ist doch relativ weit entfernt vom Königtum. Was ist also aus dem ewigen Bestehen dieses Königtums und dieses Throns geworden? Hier sehen wir noch einmal, dass Gott tief ausschachtet, tief ausschachtet. Er bereitet in der Geschichte Israels vor, dass der Davidssohn Jesus dann das ewige Königtum antritt. Dabei wird tief ausgeschachtet.
Man könnte sagen, tief ausschachten heißt ja solide Fundamente legen. Aber hier ist doch gar nichts Solides zu sehen. Die Geschichte des Königshauses Davids ist eher fragwürdig. Alles wirkt sehr brüchig und hat wenig Bestand. Doch so verankert Gott in dieser Welt seine Fundamente. Er will uns zeigen, dass Jesus nicht über der Wirklichkeit schwebt, als hätte er nichts mit ihr zu tun. Sein Königtum ist ganz tief in unsere brüchige, zweifelhafte und notvolle Menschengeschichte eingebettet.
Damit jeder das versteht: Wenn der König Jesus kommt, sind wir Menschen gemeint – nicht die Engel oder irgendetwas Höheres Geistiges, sondern wir. Deshalb verankert Gott das ewige Königtum seines Königs Jesus in der Menschengeschichte. Die Vorbereitungsarbeiten dauern lange. Man konnte schon verzweifeln und unterwegs denken, dem Bauherrn sei das Geld ausgegangen und das werde eine Bauruine. Es sah so aus, als kämen sie nie aus dem Fundament heraus. So dachten die Menschen im Laufe der Geschichte, als alles zu bröckeln begann.
Man meinte, die großspurigen Sprüche der Propheten über David seien nur hohle Worte – so wie die Hofprediger aller Zeiten ihren Königen schöne Reden machten. Es sah alles nach einer Bauruine aus. Die Vorbereitungsarbeiten dauerten lange, aber dann setzte Gott seinen ewigen König ein.
Mit der Auferweckung Jesu wurde dieses Königshaus, dieses Königtum erdbebensicher gemacht. Ich habe Ihnen zu Beginn diesen Vers aus dem Römerbrief vorgelesen, wo Paulus schreibt: Das Evangelium von Jesus, der aus dem Geschlecht Davids stammt. Und dann heißt es, er sei der Sohn Gottes in Kraft – und diese Kraft ist durch die Auferweckung von den Toten gegeben.
In der Auferstehung Jesu hat Gott dieses Königtum, dieses Königshaus und diesen König erdbebensicher gemacht. Bei David beginnt Gott langsam und gemächlich damit, die Fundamente zu legen. Sie wachsen aus dem Boden der Geschichte. Dann setzt Gott von oben auf erdbebensicher dein Königtum.
Jesus ist kein Zufall der Geschichte. Er ist nur zu verstehen, wenn man die Baugeschichte von Gottes Königtum im Blick hat. Deshalb ist Jesus nicht verständlich, wenn man die Vorgeschichte Gottes im Alten Testament nicht kennt. Ich möchte an dieser Stelle all denen sagen, die meinen, das Alte Testament sei ein alter Hut, den man nicht mehr braucht: Wer die Baugeschichte des Königtums Gottes nicht kennt, wird letztlich nicht begreifen, worum es in Jesus wirklich geht.
Gott hat tief ausgeschachtet. Wozu? Und das ist das Dritte: Es geht ihm von Anfang an um Herrschaft. Von Anfang an geht es um Herrschaft. Gott gründet mit David keine Religion, sondern ein Königtum. Es geht ihm nicht um fromme Gefühle, sondern um Macht und Herrschaft.
Die Bedeutung der Machtfrage im Glauben an Jesus Christus
Und das passt uns heute eigentlich nicht gut hinein. Unseren Zeitgenossen könnten wir Jesus umso besser anbieten, je weniger Jesus mit Herrschaft und Macht zu tun hat. Denn alle Herrschaft und alle Macht haben bei uns zu Recht einen schlechten Ruf.
Deshalb ist es so, dass, wenn man sagt: Jesus ist der Herr und so, das schon veraltet wirkt. Es wäre uns lieber, wenn wir Jesus als Beruhigungsmittel anbieten könnten, statt als Problemlöser. Drogen sind eben schlecht, Tabletten haben Nachwirkungen und Nebenwirkungen – das versteht jeder als eine Notlösung.
Wenn Gott es bewirken könnte, ohne Nebenwirkungen und Nachwirkungen, wäre das natürlich viel besser. Aber dahinter steckt doch die Erwartung, dass Gott die perfekte Droge, das perfekte Medikament ist. Wir leben, wie wir wollen, machen unsere Pläne und gehen unsere Wege. Und wenn wir in Schwierigkeiten kommen, nehmen wir die Droge Gott.
Gott ist nicht das religiöse Beruhigungsmittel, er ist der Herr. Bei allen wichtigen Fragen – damit es jetzt deutlich wird – tun manche Leute so, als wären Machtfragen unmoralische Fragen. Aber alle wichtigen Fragen unseres Lebens sind Machtfragen. Das muss man sich klar machen.
Wer hat das Sagen? Wer bestimmt in unserem Leben, was gut und was falsch, was gut und was böse ist? Wem geben wir dieses Recht? Anderen Menschen? Der Clique? Unserer eigenen Vorstellung? Damit wird eine Machtfrage beantwortet. Wer das Sagen hat und die Richtung vorgibt, übt Macht aus.
Jeder von uns muss diese Machtfrage beantworten. Denn in jedem Augenblick geht die Zeit weiter, und wir müssen etwas tun. Wir werden gar nicht gefragt. Und wenn man einfach sitzen bleibt, tut man auch etwas. Die Zeit geht weiter. Wer bestimmt, was wir tun, wie wir denken, reden und handeln?
Die Kernfrage ist die Machtfrage. Jesus ist ans Kreuz gegangen, um die Schuldfrage zu lösen. Nicht damit wir einfach beruhigt sind und keine Gewissensbeunruhigung mehr wegen vergangener Dinge haben, sondern er tut es, um uns zu befreien. Das ist ein Machtproblem.
Er will, dass wir aus Bindungen an die Vergangenheit herauskommen, damit wir etwas Schöpferisches bewirken können – die Vergebung der Schuld. Das Kreuz Jesu, das, was er tut, ist ein Machtproblem. Er spricht ein Machtwort: „Hier sind deine Sünden vergeben!“ Und damit ist man wirklich frei am Auferstehungsmorgen.
Es ist eine Machtfrage, als er dem Tod das Genick bricht. Ein Kraftakt ist das. Und als sein Heiliger Geist kommt – der Heilige Geist ist doch nicht der blasierte religiöse Firlefanz in Person –, sondern der Töpfergeist Gottes, der unserem Leben Licht aufleuchten lässt und die Energie Gottes hineinströmen lässt.
So wird unser Leben aus der Lüge in die Wahrheit verändert, aus dem Ich-Krampf in die Selbstlosigkeit entlassen und befreit. Der Heilige Geist, der in uns hineingehen will, wird zum Sprengsatz, zur göttlichen Dynamik in uns.
Es geht hier um Machtfragen: Jesus ist der Herr. Und in der Mission, im Weitersagen der Nachricht von Jesus, im Einladen und in der Beteiligung anderer geht es um Macht. Es geht um die Verwirklichung der Herrschaft Jesu Christi in jedem einzelnen Leben, in jeder einzelnen Familie. Es geht ihm immer um die Herrschaft.
Das wird besonders deutlich, wenn er wiederkommt als der Herr aller Welt, als Herr und Richter aller Welt. Dann werden wir vor ihm stehen und entdecken, dass Gott nicht das religiöse Mittel für unsere menschlichen Zwecke ist, sondern dass er der Herr ist, der über unser Leben entscheidet.
Das hat Gott von den ersten Vorbereitungen an, tausend Jahre bevor Jesus kam, klargemacht. Tausend Jahre vorher hat er mit seiner Verheißung des ewigen Königtums eingestielt, was er will: die Machtfrage klären.
Und die Christen antworten von Anfang an mit dem Bekenntnis darauf: „Herr ist Jesus!“ Das ist Bekehrung, und ohne Bekehrung gibt es kein Leben mit Gott. Bekehrung bedeutet, die endgültige Entscheidung zu treffen: Herr ist Jesus, ihm gehörig mit allen Zutaten meines Lebens, ohne Einschränkung und für alle Zeit.
Das ist Bekehrung, Herr ist Jesus. Nicht, ob man besonders intensive religiöse Gefühle dabei hat, das ist alles sekundär. Diese klare Entscheidung, Herr ist Jesus, bedeutet zu begreifen, was Gott seit langen Vorzeiten vorbereitet hat: dass er die Herrschaft will.
Nach diesem Herrschaftswechsel in der Bekehrung geht es ein Leben lang darum, dass er seine Herrschaft in alle Bereiche unseres Lebens wohlwollend und umgestaltend auslebt. Lassen wir das bitte zu.
Wir wollen beten: Vergib uns, Herr, wo wir dich missbraucht haben als Mittel zum Zweck. Stell uns vor dein Angesicht, nimm uns ganz in Beschlag, sei du der Herr.