
Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart. Unser Podcast möchte dazu anregen, das Christsein praktisch zu leben und das theologische Denken zu fördern.
Am Mikrofon hören Sie Jörg Lackmann und Thomas Povillait.
Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, stellt immer wieder fest, dass Menschen sich streiten.
Auch in christlichen Kreisen kommt es vor, dass Menschen sich nicht gut verhalten und sich nicht gut verstehen. Dabei entstehen oft überflüssige und zerstörerische Streitigkeiten.
Was sagt die Bibel dazu, wie wir solche destruktiven Streitereien vermeiden oder vielleicht auch lösen können? Die Bibel gibt uns wertvolle Hinweise, wie wir in Konfliktsituationen handeln können. Sie lehrt uns, christlich zu streiten.
In diesem Podcast soll es also ums christliche Streiten gehen. Ist das nicht ein Widerspruch? Sollen Christen nicht jedem Streit aus dem Weg gehen?
Na ja, Jörg, du hast es ja schon in deiner Anmoderation gesagt: Gott will manchmal sogar, dass wir streiten – vor allem dann, wenn es um die Wahrheit geht.
Ich denke da zum Beispiel an 1. Timotheus 6,12. Dort sagt Paulus: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens.“ Natürlich kämpft er auch gegen sich selbst, aber auch gegen die anderen, die Gottes Wort verdrehen.
Oder an Galater 2,5. Dort wollten Leute die Gemeinde mit ihren Zusatzregeln belasten. Paulus sagt dazu: „Wir haben ihnen auch nicht eine Stunde durch Unterwürfigkeit nachgegeben.“ Hier hat er sehr bewusst gestritten – und zwar für die Wahrheit.
Geht es eigentlich immer um die Wahrheit? Manchmal habe ich den Eindruck, Christen geraten wegen ziemlich kleiner Dinge in Streit.
Das stimmt leider, Jörg. Aber mich tröstet, dass es in der Bibel auch schon solche kleinen Konflikte gab. Ich denke an 3. Johannes 9. Dort geht es um Diotrephes, der der Erste sein wollte. Weil er der Erste sein wollte, hat er andere aus der Gemeinde ausgeschlossen – einfach so.
Oder ich denke an 2. Timotheus 2,23. Paulus sagt dort, törichte und ungereimte Streitfragen solle man weise ablehnen. Es geht weiter: Ein Knecht des Herrn soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein, lehrfähig und duldsam.
Die Widersacher sollen in Sanftmut zurechtgewiesen werden. Dabei soll man hoffen, dass Gott ihnen Buße schenkt zur Erkenntnis der Wahrheit. So können sie wieder aus dem Fallstrick des Teufels befreit werden und nüchtern werden, nachdem sie von ihm gefangen waren, um seinen Willen zu erfüllen.
Ich glaube, solche Streitereien gibt es häufig. Dabei geht es oft um den Zeitpunkt der Entrückung oder um die Bewertung politischer Situationen. Ein Knecht seines Herrn soll also nicht streiten. Was bedeutet das nun: streiten oder nicht streiten?
Ich soll nicht streiten, wenn es nur darum geht, in Diskussionen mein Recht durchzusetzen oder andere zu besiegen. So gewinne ich natürlich keine Herzen. Dennoch soll ich dem anderen zeigen, wo er auf dem falschen Weg ist. Das kann natürlich auch Konflikte schaffen, aber diese muss ich aushalten, weil ich das Beste für den anderen suche und nicht für mich.
Für mich kann es bequemer sein, den Mund zu halten, aber das bringt nicht wirklich weiter. Die Bibel ermahnt uns immer wieder, uns gegenseitig zu ermahnen. Natürlich führt das oft zu Konflikten, doch diese helfen mir weiter.
Ich glaube, wir haben verlernt, einen Konflikt in Kauf zu nehmen, um andere weiterzubringen. Auch wenn man zunächst die Stacheln ausfährt und sagt: „Das, was du sagst, trifft bei mir überhaupt nicht zu“, dann weiß ich, wie es dir geht. Mir geht es manchmal so, dass man nachher über sein Verhalten und seine Einstellung nachdenkt und merkt: Na ja, der andere hatte vielleicht doch nicht ganz unrecht.
Ganz wichtig bei schwierigen Gesprächen ist es, dass ich darum bete, dass Gott mir seine Hilfe schenkt und dass ich mein Herz von ihm prüfen lasse.
Wir haben bisher zwei Themenbereiche. Das eine sind eher theologische Fragen. Dabei lässt man unterschiedliche Meinungen in der Gemeinde stehen, da es verschiedene Richtungen gibt. Manche Gemeinden legen sehr genau fest, was erlaubt ist und was nicht. Ich möchte jetzt keine Beispiele nennen, um nicht in ein Fettnäpfchen zu treten.
In manchen Punkten sind wir jedoch etwas freier. Es gibt Situationen, in denen zwei Meinungen nebeneinander in der Gemeinde akzeptiert werden. Andere Gemeinden würden sagen, das geht gar nicht, das ist wieder eine Lehrfrage. Das ist also der theologische Bereich.
Das andere Thema sind eher persönliche Konflikte. Diese können sich manchmal auch mit den theologischen Fragen vermischen. Manchmal wird theologisch etwas vorgeschoben, obwohl es in Wirklichkeit ein persönlicher Konflikt ist.
Konzentrieren wir uns jetzt auf die persönlichen Konflikte. Wie streitet man eigentlich christlich? Oder besser gesagt: Wie löst man Konflikte christlich? Das ist, glaube ich, eine modernere Ausdrucksweise als „streiten“. Denn „streiten“ klingt oft negativ.
Ja, „streiten“ ist ein biblischer Begriff, aber wir können auch von Konflikten sprechen – das ist kein Problem. Ich glaube, ganz wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass man meistens nicht auf das reagiert, was der andere wirklich denkt, sondern auf das, was man selbst denkt, dass der andere denkt.
Ja, also das ist so eine Reaktion. Es gibt da eine klasse Illustration, die zwar nicht christlich ist, aber auch Nichtchristen haben manchmal sehr gute Illustrationen. Eine super Illustration stammt von Paul Watzlawick, und zwar die Geschichte mit dem Hammer.
Vielleicht kurz zum Zitieren: Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, aber nicht den Hammer. Der Nachbar hat einen, also beschließt der Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern hat er mich schon flüchtig gegrüßt. Vielleicht war er in Eile, aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan, der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Warum also er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen, bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht's mir wirklich!
So stürmt unser Freund also hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, und er schreit den Nachbarn an: „Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!“ Ja, das ist, glaube ich, eine Geschichte, wie sie leider sehr, sehr oft passiert.
Ich kann solche Missverständnisse vermeiden, indem ich berücksichtige, was Salomo in Sprüche 18,13 sagt: „Wer antwortet, bevor er zugehört hat, dem ist es eine Torheit und Schande.“ Also: Hören und Nachfragen ist angesagt, damit ich genau verstehe, was der andere meint, und nicht nur, was ich denke, dass er meint.
Ich frage also nach, indem ich in eigenen Worten wiederhole, was der andere gesagt hat, und auch frage, ob er es wirklich so gemeint hat. Nach dem Motto: „Verstehe ich dich richtig, dass du mit mir nicht klarkommst?“ Vielleicht sagt der andere dann: „Na ja, ich komme mit dir schon grundsätzlich klar, aber dass du nicht pünktlich bist, das regt mich auf.“ Dann merke ich: Ah, es geht also nur um meine Pünktlichkeit und nicht darum, dass ich ein rosa Hemd mit weißen Pünktchen trage oder irgendetwas anderes.
Solches Nachfragen kann wirklich sehr helfen, zu begreifen, worum es dem anderen wirklich geht, und eben nicht nur von meiner Interpretation auszugehen.
Ein klassisches Beispiel für mich ist auch Nehemia 2,3. Da steht Nehemia vor dem König und sagt, Jerusalem sei verödet. Der König reagiert nicht direkt, sondern fragt konkret nach: „Nehemia, um was also bittest du?“ Das ist eine konkrete Frage. Nachzufragen und verstehen zu wollen hilft also sehr, um nicht unnötig in Streit zu geraten oder mich mit Dingen zu beschäftigen, die den anderen überhaupt gar nicht interessieren.
Das heißt, wir haben jetzt in den Sprüchen, die ja Weisheit für das alltägliche Leben sind, die Situation, dass man einfach mal hinterfragen soll und nicht gleich Vorurteile haben soll. Und im Nehemia ist auch ein Beispiel, wie das mit Politikern – in dem Fall mit dem König – gemacht wurde.
Jetzt gibt es ja auch Situationen, die sind nicht nur Missverständnisse. Ich bin da ein bisschen empfindlich, muss ich zugeben, von meiner Vergangenheit her. Ich komme aus einem gemeindlichen Umfeld, um es ganz konkret zu sagen, wo es nur Missverständnisse gab. Da gab es nie Sünde, da hatte nie jemand Unrecht, sondern es war immer nur ein Missverständnis, das man ausräumen musste.
Von Schuld oder Verletzung war da nie die Rede. Das klingt erst mal ganz gut. Problematisch ist nur, wenn trotzdem Schuld da ist, dann wird das ja nicht gelöst.
Also Nachfragen finde ich gut, das gehört dazu. Das steht ja auch eindeutig in der Bibel und wurde auch so gemacht. Aber was ist, wenn du Situationen hast, die wirklich tiefer gehen, wo mit einem Missverständnis nichts getan ist, sondern wo mehr da ist? Was kann man da machen?
Ich glaube, dass solche Situationen sehr häufig vorkommen. Dann ist es wichtig, dass ich auch Dinge kläre und Konflikte anspreche. Vielleicht ist es auch eine Krankheit in Gemeinden, dass man versucht, über Konflikte einfach hinwegzugehen und sie nicht anzusprechen.
Da hilft mir zum Beispiel eine Anweisung von Paulus in Philipper 4. Dort gab es zwei Frauen, die richtig Stress miteinander hatten: Syntyche und Euodia. Paulus erinnert sie einfach an verschiedene Dinge oder gibt ihnen Ratschläge, wie sie diesen Konflikt lösen können.
Das kann man ja für sich selbst nachlesen; ich möchte nur einige Dinge herausgreifen, zum Beispiel Vers 4. Das ist so ein Vers, den wir häufig zitieren: „Freut euch im Herrn allezeit!“ Aber das kann ich auch im Kontext von Streit sehen, also dass ich begreife: Hey, wir sind gemeinsam mit Jesus unterwegs, wir sind gemeinsam errettet, wir sind keine Feinde.
Das gibt es oft in der Gemeinde, dass man plötzlich denkt, der andere ist mein Feind, aber der ist doch nicht mein Feind. Wir haben gemeinsam den Blick zu Jesus.
Vielleicht versucht jemand, mich aufgrund seiner Position irgendwie unter Druck zu setzen. Da muss ich auch immer wieder begreifen, was Jesus zu Pilatus gesagt hat: „Du hast keine Macht über mich, ich stehe unter Gottes Schutz.“ Also wenn der andere versucht, mich unter Druck zu setzen.
Dann geht es in Vers 5 um Freundlichkeit. Eben wenn ich allen Grund hätte, ärgerlich zu sein, begegne ich dem anderen bewusst freundlich, weil ich durch mein Verhalten Gott groß machen will. Ich will mich eben nicht von negativen Gefühlen übermannen lassen.
In Vers 6 geht es um Sorgen, die ich im Gebet zu Gott bringen kann. Da gibt es ja viele Sorgen, wenn es um einen Konflikt geht, dass ich mich zum Beispiel frage: „Was ist jetzt mit dem anderen? Wird er mich schlecht machen? Wie wird er reagieren?“ Und da ist es wichtig, dass ich meine Sorgen im Gebet vor Gott bringe und ihn bitte, mir zu helfen, diesen Konflikt wirklich zu klären.
Ganz besonders herausfordernd ist Vers 8. Da geht es darum, die guten Dinge beim anderen zu sehen, was wahr ist. „Denke darüber nach“, sagt Paulus, „was am anderen ehrbar, liebenswert, tugendhaft ist.“ Mach dich auf die Spurensuche und verweigere dir selbst die bösen Gedanken. Bitte Gott, dir die Augen für die guten Dinge beim anderen zu öffnen.
Das ist ja das, was man im Konflikt oft gar nicht mehr sieht. Dann sehe ich ja nur noch das Negative. Wenn ich aber auf diese guten Dinge achte, dann habe ich das Versprechen von Gott: Der Gott des Friedens wird bei euch sein.
Ich merke, bei mir ist es manchmal nicht so weit her mit dem Frieden, sondern dann regt mich das auf. Deswegen will ich auch das, was Paulus in Philipper 4 sagt, persönlich nehmen, um Konflikte zu lösen.
Philipper 4 kennen wir meistens über das Gebet als Thema, wie wir unsere Sorgen im Gebet zu Gott bringen. Aber du sagst jetzt praktisch: Das ist natürlich das Thema, aber es fängt eigentlich mit einem Konflikt zwischen zwei Frauen in der Gemeinde an.
Paulus ist so „verrückt“, sage ich jetzt mal, sich als außenstehender Pastor da einzumischen. Da gibt es doch in den Sprüchen diesen Vers: „Mische dich nicht in einen Streit ein, damit sie sich nicht gegen dich wenden und dich zerreißen, wie Hunde.“ Würdest du dich als Pastor, der du ja bist, in einen Streit zwischen zwei Frauen solchen Kalibers einmischen oder dann auch noch so einen Brief schreiben? Das ist ja schon heikel.
Das ist eine heikle Situation. Ich würde mich auch nicht in jeden Streit einmischen, aber man sieht, dass Paulus eine Beziehung zu diesen beiden Frauen hatte.
Woran sieht man das? Weil er das im Philipperbrief sagt, dass er mit ihnen unterwegs war. „Die Euodia ermahne ich, und die Syntyche ermahne ich, dieselbe Gesinnung zu haben im Herrn. Ja, ich bitte auch dich, mein rechter Gefährte, stehe ihnen bei, die in dem Evangelium zusammen mit mir gekämpft haben.“
Das heißt, das waren keine Unbekannten für ihn. Und daran zeigt sich für mich auch, dass ihm das nicht egal war, dass sie sich gegenseitig behagten. Sondern er hat seine Freundschaft zu ihnen dadurch ausgedrückt, dass er dachte: Gut, jetzt helfe ich ihnen.
Was er tut, ist, dass er versucht, ihnen einen geistlichen Blick zu vermitteln. Das macht er sehr klassisch hier. Er redet nicht nur über ihren Streit – wo bist du verletzt worden und wo bist du verletzt worden darf man auch tun –, sondern sein Blick geht dahin, das Gute beim anderen zu sehen.
Vor allem sagt er: „Freut euch im Herrn, schaut auf ihn und geht mit ihm weiter.“ Er kümmert sich hier eigentlich nur um die Randsachen, oder? Er erfährt, denke ich, nicht, worum der Streit ging. Nein, das steht hier nicht. Das scheint gar nicht wichtig für ihn zu sein, aber die Haltung verbringt er einige Verse damit, uns das näherzubringen.
Heißt das, dass ich nur jemanden ermahnen oder ansprechen darf, wenn ich eine gute Beziehung zu ihm habe? Darf ich das so sagen?
Nein, nein. Ich muss ja auch Leute ansprechen, zu denen ich keine gute Beziehung habe. Das hat dann aber damit zu tun, dass ich der Pastor der Gemeinde bin und letztlich landet der Konflikt bei mir.
Da ist manchmal die Frage: Bin ich die geeignete Person? Oder hat die Person nicht eine vertrautere Person, von der ich weiß, und die ich darum bitte, die Person anzusprechen und vielleicht auch auf den Konflikt hinzuweisen?
Man muss einfach schauen: Bin ich der Richtige? Ist es der richtige Zeitpunkt? Muss man das jetzt gerade ansprechen?
Sehr gut zusammengefasst. Es muss nicht immer der richtige Zeitpunkt sein, ich muss nicht immer die richtige Person sein. Ich muss mich auch fragen: Was ist meine Herzenshaltung?
Wenn die Person mir sowieso nicht gefällt, dann daraufhin anzusprechen, da muss ich sehr kritisch mit mir selbst sein. Das heißt, erst mal innerlich runterkommen, weil das sonst wahrscheinlich mehr Streit hervorbringt.
Es gibt ja diese berühmten Streitigkeiten in Gemeinden, wo nach zehn Jahren keiner mehr weiß, womit es eigentlich angefangen hat, aber jeder liegt noch im Streit miteinander. Das gibt es leider wirklich, das ist keine Karikatur.
Richtig. Ich muss mich wirklich auch dann fragen, wenn mein Herz dem anderen gegenüber nicht wohlgesonnen ist, wie ich mit dem anderen umgehe. Ich kann sagen: Herr, wie siehst du mich? Und ich muss auch begreifen, dass der andere Gottes geliebtes Kind ist.
Wie gehe ich mit dem geliebten Kind Gottes um? Liebe ist auch, dem anderen zu sagen, dass er Korrektur braucht. Aber in welcher Art ich das sage, ist entscheidend. Ich glaube, das merkt der andere, ob es mir darum geht, ihn wirklich weiterzubringen oder ihn niederzumachen.
Das Zweite ist ein No-Go in der Gemeinde Jesu.
Wann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, wann muss man in einen Konflikt eingreifen? Einmal hast du ja schon angedeutet: Wenn der Konflikt qua Amt bei dir landet, weil er so aus dem Ruder gelaufen ist, dass man etwas tun muss, sonst geht mehr kaputt. Da braucht man nicht lange zu reden, da muss man eingreifen.
Und wann gibt es noch so Grenzen, kann man das so sagen? Wie?
Wenn ich merke, dass andere diesen Konflikt nicht gelöst bekommen, dann ist es wichtig, auf sie zuzugehen und zu sagen: Ich merke, ihr leidet unter diesem Konflikt, beziehungsweise andere Leute werden mit hineingezogen, weil sie meinen, Stellung beziehen zu müssen.
Dann hast du es ratzfatz in der ganzen Gemeinde.
Dann ist es wichtig, die beiden an einen Tisch zu holen und mit ihnen zu sprechen. Manchmal ist es auch die Unfähigkeit, miteinander zu sprechen. Oder es kocht sofort hoch, und dann ist es gut, dass jemand anders dabei ist und versucht, das auf eine sachliche Ebene herunterzuziehen.
Und möglichst im kleinen Kreis, höre ich auch heraus. Denn diese Stellung beziehenden Konflikte finde ich interessant. Werden da dann teilweise absichtlich Heere formiert? Da sind noch zwei Unterstützer von mir oder so? Oder rutscht man da einfach manchmal rein durch Beziehung oder Ähnliches?
Das ist von beiden Seiten so. Natürlich werden da Heere formiert, dass man denkt: „Hey, der muss ja auf meiner Seite sein.“ Manchmal enttäuscht es, dass er es nicht ist.
Ich habe auch schon Leuten gesagt, gerade wenn es um Streit in der Gemeinde geht: Du musst hier keine Stellung beziehen. Irgendwie hat man den Gedanken, ich muss entweder für A oder für B sein.
Ich sage dann: Lass es einfach so sein, dass du gar keine Stellung beziehen musst. Dann wird sich dieser Streit in der Gemeinde auch nicht so ausbreiten können.
Es muss ja nicht immer Streit sein. Konflikte sind manchmal auch Sachen im Leben, wo man einfach verschiedene Stellungen hat oder etwas Bestimmtes will, das auch ausgedrückt werden muss.
Gibt es Beispiele, wie man damit umgehen kann, sodass man am Ende gut zusammenkommt?
Für mich ist ein super Beispiel Daniel, erstes Kapitel. Er will bestimmte Speisen nicht essen, nicht weil sie ihm nicht gemundet haben, sondern weil er dem Gebot Gottes folgen wollte.
Er war verpflichtet, diese Dinge zu essen. Er war in babylonischer Gefangenschaft, praktisch eine Geisel, und musste sich einem fremden Gott unterwerfen und gegen die Reinheitsvorschriften seiner Religion handeln.
Das kann man sich mal unter dem Aspekt Konfliktlösung anschauen.
Daniel spricht den Konflikt tatsächlich an, und zwar gegenüber der Person, die dafür zuständig ist – also nicht gegenüber allen möglichen Leuten am Hof, sondern direkt.
Was ich bei Daniel genial finde, ist, dass er sich fragt, was eigentlich die Motivation des anderen ist, warum er dem Gebot des Königs folgt.
Er findet heraus, was den anderen motiviert, und ich glaube, das ist ein Schlüssel bei der Konfliktlösung: zu begreifen, was die Motivation des anderen ist.
Der Beamte sagt: Wenn ich es nicht tue und ihr nehmt ab, dann habe ich meinen Kopf beim König verwirkt. Er hat pure Angst.
Als Daniel diese Motivation kapiert, sagt er: Gut, dann lass es uns doch mal versuchen. Er gibt ihm eine Möglichkeit, wie man es anders machen kann, eine Alternative.
Er sagt: Und wenn diese Zeit vorbei ist, dann darfst du entscheiden, wie du weitermachst. Nicht ich, sondern du entscheidest.
Dann war es so, dass sie noch wohlgenährter waren mit ihrer vegetarischen Kost, und der Beamte entschied, dass sie es auch weiterhin bekommen.
Da ist Gott natürlich im Spiel, und Gott schenkt die Lösung. Aber ich finde es für Konfliktlösung ein super Beispiel, eben durch die Frage nach der Motivation.
Manchmal sagen Leute einfach nur „Nein, ich will das nicht“, und dann bleibt man bei diesem Nein stehen und bei der Sache.
Man denkt: Hey, warum? Du sollst es doch machen. Aber man begreift nicht, was ihn wirklich antreibt.
Daniel fragt eben tiefer.
Ich finde es interessant, mich in Daniel hineinzuversetzen. Er war ja ein junger Mann zu der Zeit, nicht mit viel Lebenserfahrung, und hat einen Beamten, der ihm vorgesetzt ist.
Eigentlich kann er nichts machen, ist total ohnmächtig. Wenn der Beamte Nein sagt, ist es Nein.
Und dann bringt Daniel den Mut auf, da etwas zu sagen, und findet, dass der Beamte nicht ohnmächtig ist.
Ich würde in so einer Situation ohnmächtig da sitzen und sagen: Was soll ich jetzt machen? Das geht doch alles gar nicht.
Ich würde mich in Gedanken in einer Spirale drehen und käme nicht darauf, den Beamten zu fragen. Würde ich nicht.
Ich glaube, Gott hat ihm diesen Gedanken geschenkt, und er macht es besser, als man es in Konfliktlösungsbüchern nachlesen kann.
Deshalb ist es wichtig, immer wieder die Bibel zu lesen, auch mit solchen praktischen Fragen. Auch wenn es nicht die Hauptbotschaft des Buchs Daniel ist, kann man sehen, wie er das macht. Das finde ich gut.
Ich werde mir Philipper 4 jetzt noch mal unter diesem Gesichtspunkt durchlesen, mit den beiden Damen, die da gestritten haben, und was das für die innere Haltung bedeutet.
Auch andere Stellen, einfach mal, wenn ich lese, auch Nebenthemen – das ist ja nicht das Hauptthema –, achte ich darauf und schaue, was es praktisch fürs Leben bedeuten kann.
Das war der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart.
Wir hoffen, ihr habt einen Impuls für euch mitnehmen können.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und dass ihr es immer besser lernt, mit Konflikten biblisch umzugehen.
Jetzt gibt es ja auch Situationen, die nicht nur auf Missverständnissen beruhen. Ich bin da ein bisschen empfindlich, muss ich zugeben, aufgrund meiner Vergangenheit. Ich komme aus einem gemeindlichen Umfeld, um es ganz konkret zu sagen, in dem es nur Missverständnisse gab.
Dort wurde nie von Sünde gesprochen, nie davon, dass jemand Unrecht hatte. Es war immer nur ein Missverständnis, das man ausräumen musste. Schuld oder Verletzung kamen nicht zur Sprache. Das klingt zunächst einmal ganz gut.
Das Problem ist jedoch, dass, wenn tatsächlich Schuld vorhanden ist, diese nicht gelöst wird. Nachfragen finde ich gut und wichtig – das gehört dazu. Das steht auch eindeutig in der Bibel und wurde so praktiziert.
Aber was ist, wenn du Situationen hast, die wirklich tiefer gehen? Wo das Ausräumen eines Missverständnisses nicht ausreicht, weil mehr dahintersteckt? Was kann man in solchen Fällen tun?
Ja, ich glaube, dass solche Situationen sehr häufig vorkommen können. Dann ist es wichtig, dass ich Dinge kläre und Konflikte anspreche. Vielleicht ist es auch eine Krankheit in Gemeinden, dass man versucht, Konflikte einfach zu ignorieren und nicht anzusprechen.
Da hilft mir zum Beispiel eine Anweisung von Paulus in Philipper 4. Dort gab es zwei Frauen, die richtig Streit miteinander hatten: Syntyche und Euodia. Paulus erinnert sie an verschiedene Dinge und gibt ihnen Ratschläge, wie sie diesen Konflikt lösen können.
Das kann man für sich selbst nachlesen. Ich möchte nur einige Dinge herausgreifen, zum Beispiel Vers 4. Das ist ein Vers, den wir häufig zitieren: „Freut euch im Herrn allezeit.“ Das kann ich auch im Kontext von Streit sehen, nämlich so, dass ich begreife: Wir sind gemeinsam mit Jesus unterwegs, wir sind gemeinsam errettet, wir sind keine Feinde.
Das passiert oft in der Gemeinde, dass man plötzlich denkt, der andere sei mein Feind. Aber das ist er nicht. Wir haben gemeinsam den Blick zu Jesus. Vielleicht versucht jemand mich auch aufgrund seiner Position irgendwie unter Druck zu setzen. Da muss ich immer wieder begreifen, was Jesus zu Pilatus gesagt hat: „Du hast keine Macht über mich, ich stehe unter Gottes Schutz.“ Also, wenn der andere versucht, mich unter Druck zu setzen, hilft mir das.
In Vers 5 geht es um Freundlichkeit. Auch wenn ich allen Grund hätte, ärgerlich zu sein, begegne ich dem anderen bewusst freundlich. Denn durch mein Verhalten will ich Gott groß machen. Ich will mich nicht von negativen Gefühlen überwältigen lassen.
In Vers 6 geht es um Sorgen, die ich im Gebet vor Gott bringen kann. Bei einem Konflikt gibt es viele Sorgen. Ich frage mich zum Beispiel: Was ist jetzt mit dem anderen? Wird er schlecht über mich reden? Wie wird er reagieren?
Es ist wichtig, dass ich meine Sorgen zum Gebet mache, mit Gott darüber spreche und ihn bitte, mir zu helfen, diesen Konflikt wirklich zu klären.
Besonders herausfordernd ist Vers 8. Dort geht es darum, die guten Eigenschaften beim anderen zu sehen, was wahr ist. Paulus sagt: „Denke darüber nach, was am anderen ehrbar, liebenswert und tugendhaft ist.“
Mach dich auf die Spurensuche und verweigere dir selbst böse Gedanken. Bitte Gott, dir die Augen für die guten Dinge beim anderen zu öffnen. Im Konflikt sieht man oft nur das Negative. Wenn ich aber auf die guten Dinge achte, habe ich das Versprechen von Gott: Der Gott des Friedens wird bei euch sein.
Ich merke, dass bei mir manchmal nicht so viel Frieden herrscht. Dann regt mich etwas auf. Deshalb möchte ich das, was Paulus in Philipper 4 sagt, auch persönlich nehmen. Ich will es so verstehen, dass ich es nutzen kann, um Konflikte zu lösen.
Philipper 4 kennen wir meistens im Zusammenhang mit dem Thema Gebet und dem Anliegen, unsere Sorgen im Gebet zu Gott zu bringen. Du sagst jetzt praktisch: Das ist natürlich das Thema. Aber eigentlich beginnt es mit einem Konflikt zwischen zwei Frauen in der Gemeinde.
Paulus ist so verrückt, sage ich jetzt mal, sich als außenstehender Pastor in diesen Streit einzumischen. In den Sprüchen gibt es doch diesen Vers: „Mische dich nicht in einen Streit ein, damit sie sich nicht gegen dich wenden und dich zerreißen“, dort wird als Bild von Hunden gesprochen.
Würdest du dich als Pastor, der du ja bist, in einen Streit zwischen zwei Frauen dieses Kalibers einmischen? Und dann auch noch so einen Brief schreiben? Das ist ja schon eine heikle Situation, oder?
Das ist eine heikle Situation. Ich würde mich auch nicht in jeden Streit einmischen, aber man sieht, dass Paulus eine Beziehung zu diesen beiden Frauen hatte. Woran erkennt man das? Weil er im Philipperbrief sagt, dass er mit ihnen unterwegs war: „Die Euodike ermahne ich und die Sintiche ermahne ich, dieselbe Gesinnung zu haben im Herrn. Ja, ich bitte auch dich, mein rechter Gefährte, stehe ihnen bei, die in dem Evangelium zusammen mit mir gekämpft haben.“
Das heißt, das waren keine Unbekannten für ihn. Für mich zeigt sich daran auch, dass es ihm nicht egal war, dass sie sich gegenseitig behindert haben. Stattdessen hat er seine Freundschaft zu ihnen dadurch ausgedrückt, dass er ihnen helfen wollte. Was er tut, ist, dass er versucht, ihnen einen geistlichen Blick zu vermitteln.
Das macht er sehr klassisch hier: Er redet nicht nur über ihren Streit und fragt, wo sie verletzt wurden – das darf man auch tun –, sondern sein Blick geht darüber hinaus. Er fordert sie auf, das Gute am anderen zu sehen, sich im Herrn zu freuen und mit ihm weiterzugehen.
Er kümmert sich hier eigentlich nur um die Randerscheinungen, oder? Er erfährt, denke ich, nicht, worum der Streit ging. Nein, das steht hier nicht. Das scheint ihm gar nicht wichtig zu sein. Aber die Haltung, die sie einnehmen sollen, ist ihm wichtig. Deshalb verbringt er einige Zeit mit den Versen, um uns das näherzubringen.
Heißt das, dass ich nur jemanden ermahnen oder ansprechen darf, wenn ich eine gute Beziehung zu ihm habe? Darf ich das so sagen? Nein, nein. Ich muss auch Leute ansprechen, zu denen ich keine gute Beziehung habe. Das hat dann aber damit zu tun, dass ich der Pastor der Gemeinde bin und letztendlich der Konflikt bei mir landet.
Da stellt sich manchmal die Frage: Bin ich die geeignete Person? Oder gibt es nicht eine vertrautere Person, von der ich weiß, dass sie die betreffende Person ansprechen kann? Vielleicht sollte ich diese Person darum bitten, den Konflikt anzusprechen. Wichtig ist, zu überlegen: Bin ich der Richtige? Ist es der richtige Zeitpunkt? Muss man das jetzt gerade ansprechen?
Sehr gut zusammengefasst: Es muss nicht immer der richtige Zeitpunkt sein, und ich muss nicht immer die richtige Person sein. Ich muss mich auch fragen: Was ist meine Herzenshaltung? Wenn mir die Person sowieso nicht gefällt und ich sie darauf ansprechen will, muss ich sehr kritisch mit mir selbst sein.
Das heißt, erst einmal innerlich runterkommen, denn sonst bringt das wahrscheinlich mehr Streit hervor. Es gibt ja diese berühmten Streitigkeiten in Gemeinden, bei denen nach zehn Jahren keiner mehr weiß, worum es eigentlich ging, aber jeder noch im Streit miteinander liegt. Das gibt es leider wirklich, das ist keine Karikatur.
Richtig. Ich muss mich wirklich fragen, wenn mein Herz dem anderen gegenüber nicht wohlgesonnen ist: Wie sieht Gott mich? Und ich muss begreifen, dass der andere Gottes geliebtes Kind ist. Wie gehe ich mit dem geliebten Kind Gottes um? Liebe bedeutet auch, dem anderen zu sagen, dass er Korrektur braucht – aber in welcher Art sage ich das?
Ich glaube, das merkt der andere, ob es mir darum geht, ihn wirklich weiterzubringen, oder ob ich ihn niederzumachen versuche. Letzteres ist ein No-Go in der Gemeinde Jesu.
Wann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, in einen Konflikt einzugreifen? Du hast schon angedeutet, dass es qua Amt manchmal notwendig ist, weil der Konflikt so aus dem Ruder gelaufen ist, dass man eingreifen muss, bevor noch mehr kaputtgeht.
Ich glaube, da braucht man nicht lange zu diskutieren: Da muss man handeln. Gibt es noch andere Grenzen, kann man das so sagen?
Wenn ich merke, dass andere diesen Konflikt nicht lösen können, ist es wichtig, auf sie zuzugehen und zu sagen: Ich merke, ihr leidet unter diesem Konflikt. Oder andere Leute werden hineingezogen, weil sie Stellung beziehen wollen. Dann hast du den Konflikt schnell in der ganzen Gemeinde.
In solchen Fällen ist es wichtig, die beiden an einen Tisch zu holen und mit ihnen zu sprechen. Manchmal liegt das Problem auch in der Unfähigkeit, miteinander zu reden. Wenn es sofort hochkocht, ist es gut, wenn jemand anderes dabei sitzt und versucht, die Situation auf eine sachliche Ebene zu bringen.
Ich höre auch heraus, dass das möglichst im kleinen Kreis geschehen sollte. Diese Stellungnahmen finde ich interessant: Werden da absichtlich Heere gebildet? Sind es zwei Unterstützer von mir oder so? Oder rutscht man da einfach manchmal durch Beziehungen oder Ähnliches rein?
Das kommt von beiden Seiten. Natürlich werden da Heere gebildet, damit man denkt: Der muss auf meiner Seite sein. Manchmal ist man dann enttäuscht, wenn das nicht so ist. Ich habe auch schon Leuten gesagt, gerade bei Streit in der Gemeinde: Du musst keine Stellung beziehen.
Man hat oft den Gedanken: Ich muss für A oder B sein. Ich sage dann: Lass es einfach so sein, dass du keine Stellung beziehst. Dann kann sich der Streit in der Gemeinde nicht so ausbreiten.
Es muss ja nicht immer Streit sein. Manchmal sind es Situationen im Leben, in denen man einfach unterschiedliche Meinungen hat oder etwas Bestimmtes ausdrücken will. Gibt es Beispiele, wie man damit gut umgehen kann, sodass man am Ende gut zusammenkommt?
Für mich ist ein super Beispiel Daniel im ersten Kapitel. Er will bestimmte Speisen nicht essen, nicht weil sie ihm nicht schmecken, sondern weil er Gottes Gebot folgen will. Er war in babylonischer Gefangenschaft, als Geisel, und musste sich einem fremden Gott unterwerfen. Das widersprach den Reinheitsvorschriften seiner Religion.
Das kann man sich unter dem Aspekt Konfliktlösung anschauen. Daniel spricht den Konflikt direkt an, und zwar gegenüber der Person, die dafür zuständig ist – nicht gegenüber vielen Leuten am Hof. Er regt sich nicht über eine Gruppe auf, sondern kommt direkt auf die zuständige Person zu.
Was ich bei Daniel genial finde, ist, dass er sich fragt, was die Motivation des anderen ist, dem Gebot des Königs zu folgen. Er findet heraus, was den anderen antreibt. Ich glaube, das ist ein Schlüssel bei der Konfliktlösung: zu verstehen, was die Motivation des anderen ist.
Der Beamte sagt, wenn er das nicht tut und sie abnehmen, verliert er seinen Kopf beim König. Er hat also pure Angst. Als Daniel das versteht, sagt er: „Gut, dann lass es uns mal versuchen.“ Er bietet eine Alternative an.
Er sagt auch: „Wenn diese Zeit vorbei ist, darfst du entscheiden, wie du weitermachst. Nicht ich, sondern du entscheidest.“ Am Ende waren sie wohlgenährter mit ihrer vegetarischen Kost, und der Beamte entschied, dass sie so weitermachen dürfen.
Natürlich ist Gott im Spiel, und er schenkt die Lösung. Aber ich finde, das ist ein super Beispiel für Konfliktlösung – durch die Frage nach der Motivation.
Manchmal sagen Leute einfach nur „Nein, ich will das nicht“, und dann bleibt man bei diesem Nein stehen. Man denkt: „Hey, du sollst das doch machen“, aber man versteht nicht, was den anderen wirklich antreibt. Daniel fragt tiefer.
Ich finde es interessant, mich in Daniel hineinzuversetzen. Er war zu der Zeit ein junger Mann, also ohne viel Lebenserfahrung. Er hatte einen Beamten über sich, dem er eigentlich nichts entgegensetzen konnte. Er war total ohnmächtig.
Wenn der Beamte Nein gesagt hätte, wäre das Nein gewesen. Daniel hat den Mut aufgebracht, trotzdem etwas zu sagen. Er hat erkannt, dass er nicht ohnmächtig ist.
Ich würde in so einer Situation wahrscheinlich ohnmächtig dasitzen und denken: „Was soll ich jetzt machen? Das geht doch alles gar nicht.“ Ich würde mich in Gedanken im Kreis drehen und nie darauf kommen, den Beamten zu fragen.
Ich glaube, Gott hat ihm diesen Gedanken geschenkt. Daniel hat es besser gemacht, als man es in Konfliktlösungsbüchern nachlesen kann. Deshalb ist es wichtig, die Bibel immer wieder zu lesen – auch mit praktischen Fragen.
Auch wenn das nicht die Hauptbotschaft des Buchs Daniel ist, kann man lernen, wie er mit Konflikten umgeht. Das finde ich gut.
Ich werde mir Philipper 4 jetzt noch einmal unter dem Gesichtspunkt der beiden Damen, die da gestritten haben, durchlesen. Dabei achte ich auf die innere Haltung und auch auf andere Stellen, die Nebenthemen behandeln.
Das ist ja nicht das Hauptthema, aber es lohnt sich, auch Nebenthemen zu beachten und zu schauen, was das praktisch für das Leben bedeutet.
Das war der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, ihr konntet einen Impuls für euch mitnehmen.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und dass ihr immer besser lernt, mit Konflikten biblisch umzugehen.
Es gibt diese berühmten Streitigkeiten in Gemeinden, bei denen nach zehn Jahren niemand mehr weiß, wie alles eigentlich angefangen hat. Trotzdem liegen die Menschen weiterhin im Streit miteinander. Das gibt es leider wirklich; es ist keine Karikatur.
Richtig ist, dass ich mich auch dann fragen muss, wenn mein Herz dem anderen gegenüber nicht wohlgesonnen ist: Wie sieht Gott mich in dieser Situation? Außerdem ist es wichtig zu begreifen, dass der andere ein von Gott geliebtes Kind ist. Wie gehe ich also mit diesem geliebten Kind Gottes um?
Liebe zeigt sich auch darin, dem anderen zu sagen, dass er Korrektur braucht. Aber entscheidend ist, in welcher Art ich das sage. Ich glaube, der andere merkt, ob es mir wirklich darum geht, ihn weiterzubringen, oder ob ich ihn niederzumachen will.
Das Zweite ist ein No-Go in der Gemeinde Jesu.
Wann ist der richtige Zeitpunkt, um in einen Konflikt einzugreifen? Wann muss man aktiv werden?
Du hast ja schon angedeutet, dass es bei dir qua Amt oft so ist, dass ein Konflikt so aus dem Ruder läuft, dass man eingreifen muss. Sonst geht viel mehr kaputt. Ich glaube, darüber braucht man nicht zu diskutieren – da muss man einfach handeln.
Aber wann gibt es noch Grenzen? Kann man das so sagen?
Wenn ich merke, dass andere den Konflikt nicht lösen können, dann ist es wichtig, auf sie zuzugehen. Man sollte sagen: Ich sehe, ihr leidet unter diesem Konflikt. Oder: Andere werden hineingezogen, weil sie meinen, Stellung beziehen zu müssen. Dann hat man den Konflikt schnell in der ganzen Gemeinde.
In so einem Fall ist es wichtig, die beiden Konfliktparteien an einen Tisch zu holen und mit ihnen zu sprechen. Manchmal liegt das Problem auch darin, dass sie nicht miteinander reden können. Oder es kocht sofort hoch. Dann ist es gut, wenn jemand anders dabei ist, der versucht, die Situation auf eine sachliche Ebene zu bringen.
Und möglichst im kleinen Kreis, das höre ich auch heraus. Denn dieses „Stellung beziehen“ finde ich interessant. Da werden teilweise absichtlich „Heere“ formiert. Es gibt dann noch zwei Unterstützer von mir oder so. Oder rutscht man da manchmal einfach durch Beziehungen oder Ähnliches hinein?
Das passiert von beiden Seiten. Natürlich werden Heere gebildet, damit man denkt: „Der muss auf meiner Seite sein.“ Manchmal enttäuscht es dann, wenn das nicht so ist.
Ich habe auch schon Leuten gesagt, gerade wenn es um Streit in der Gemeinde geht: Du musst hier keine Stellung beziehen. Oft denkt man, man müsse sich entscheiden – entweder für A oder für B. Aber ich sage: Lass es einfach so sein, dass du gar keine Stellung beziehen musst. Dann kann sich dieser Streit in der Gemeinde auch nicht so stark ausbreiten.
Es muss ja nicht immer Streit sein, wenn es um Konflikte geht. Manchmal handelt es sich auch einfach um Situationen im Leben, in denen man unterschiedliche Positionen hat oder etwas Bestimmtes möchte und das auch ausdrücken muss. Gibt es Beispiele, wie man damit auf eine gute Art umgehen kann, sodass man am Ende gut zusammenkommt?
Ein Beispiel, das ich sehr gut finde, ist Daniel im ersten Kapitel. Er will bestimmte Speisen nicht essen – nicht, weil sie ihm nicht schmecken, sondern weil er dem Gebot Gottes folgen möchte. Gleichzeitig ist er aber verpflichtet, diese Dinge zu essen. Daniel befindet sich in babylonischer Gefangenschaft und ist praktisch als Geisel bei Fremden. Er muss sich einem fremden Gott unterwerfen und gegen die Reinheitsvorschriften seiner eigenen Religion verstoßen.
Das kann man wirklich mal unter dem Aspekt der Konfliktlösung betrachten. Daniel spricht den Konflikt direkt an – und zwar gegenüber der Person, die dafür zuständig ist. Er regt sich nicht über viele Leute am Hof auf, sondern wendet sich direkt an die verantwortliche Person.
Was ich an Daniel besonders genial finde, ist, dass er sich fragt: Was ist eigentlich die Motivation des anderen? Warum folgt er dem Gebot des Königs? Er versucht herauszufinden, was den anderen antreibt. Ich glaube, das ist ein Schlüssel bei der Konfliktlösung: die Motivation des anderen zu verstehen.
Der Beamte sagt, dass er seinen Kopf beim König verlieren würde, wenn Daniel und seine Freunde abnehmen. Er hat also große Angst. Als Daniel diese Motivation versteht, sagt er: „Gut, dann lass es uns doch mal versuchen.“ Er bietet eine Alternative an.
Außerdem sagt Daniel: „Wenn diese Zeit vorbei ist, darfst du entscheiden, wie du weitermachst.“ Nicht er, sondern der Beamte entscheidet am Ende.
Es stellt sich heraus, dass Daniel und seine Freunde sogar besser genährt sind mit ihrer vegetarischen Kost. Daraufhin entscheidet der Beamte, dass sie weiterhin so essen dürfen. Natürlich ist Gott hier im Spiel und schenkt die Lösung. Aber ich finde, das ist ein hervorragendes Beispiel für Konfliktlösung – gerade durch die Frage nach der Motivation.
Manchmal sagen Leute einfach nur „Nein, ich will das nicht“. Dann bleibt man bei diesem Nein stehen und denkt: „Hey, warum? Du sollst es doch machen!“ Aber man versteht nicht, was den anderen wirklich antreibt. Daniel fragt tiefer nach.
Ich finde es auch interessant, mich in Daniel hineinzuversetzen. Er war ja ein junger Mann zu der Zeit, also mit nicht viel Lebenserfahrung. Und er hat einen Beamten über sich, dem er eigentlich nichts entgegensetzen kann. Er ist total ohnmächtig. Wenn der Beamte „Nein“ sagt, dann ist es „Nein“. Trotzdem bringt Daniel den Mut auf, etwas zu sagen – und erkennt, dass der Beamte nicht ohnmächtig ist.
Ich selbst würde mich in so einer Situation ohnmächtig fühlen. Ich würde denken: „Was soll ich jetzt machen? Das geht doch alles gar nicht!“ Ich würde mich in Gedanken im Kreis drehen und nicht auf die Idee kommen, den Beamten einfach mal zu fragen. Ich glaube, dass Gott Daniel diesen Gedanken geschenkt hat. Daniel handelt besser, als man es wahrscheinlich in vielen Konfliktlösungsbüchern nachlesen kann.
Deshalb ist es wichtig, immer wieder die Bibel zu lesen – auch mit praktischen Fragen im Blick. Auch wenn es nicht die Hauptbotschaft des Buchs Daniel ist, kann man viel daraus lernen, wenn man sieht, wie Daniel mit solchen Situationen umgeht.
Das finde ich gut. Ich werde mir Philippa 4 jetzt noch einmal unter dem Gesichtspunkt der beiden Damen, die dort gestritten haben, durchlesen. Dabei möchte ich besonders darauf achten, was das für die innere Haltung bedeutet.
Außerdem werde ich beim Lesen auch auf Nebenthemen achten. Diese sind zwar nicht das Hauptthema, aber es kann hilfreich sein, zu sehen, was sie praktisch fürs Leben bedeuten können.
Das war der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, ihr konntet einen Impuls für euch mitnehmen.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und dass ihr immer besser lernt, mit Konflikten biblisch umzugehen.