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15.02.2015Kolosser 4,2-4

Dankbarkeit für die Einladung und Lobpreis

Ja, Tanja, vielen Dank für die liebe Begrüßung. Es war wirklich eine Freude, als du mir die E-Mail geschrieben hast, um alles so freundlich vorab zu organisieren. Da fühlt man sich total eingeladen.

Ich bin auch wirklich froh und dankbar, dass ich heute Morgen hier bei euch sein kann und dass wir gemeinsam diesen Gottesdienst feiern dürfen.

Ganz herzlichen Dank auch – ich weiß nicht, ob ihr das immer absichtlich macht, wenn ich als Musikteam komme, aber ihr spielt immer „Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte“. Ich habe das hier schon so oft gesagt: Das ist absolut mein Lieblingslied. Es beschreibt den großen Blick auf den Kosmos, dann auf unsere Welt und schließlich auf mein Leben.

Dabei entdecke ich in Gottes Wort die großen Gnadentaten, wie du das Volk deines Eigentums gerettet hast. Ja, das können wir in der Bibel lesen und entdecken. Das ist auch so wichtig für uns, dass wir erkennen, wie Gott in diese Welt hineinwirkt. Denn diese Welt, in der wir leben, ist eine dunkle Welt.

Die Realität der Welt und persönliche Fragen

Vielleicht seid ihr gestern Abend ins Bett gegangen. Vielleicht habt ihr eurer Frau noch zugerufen: „Du, da war ein Anschlag in Dänemark.“ Und heute Morgen sagt ihr beim Frühstück wieder: „Du, da war ein Anschlag in Dänemark.“ Dann denkt man: Das hast du doch schon gesagt. Aber nein, es war tatsächlich schon wieder ein Anschlag in Dänemark.

Menschen kommen in dieser Welt ums Leben, Gewalt bricht in unser Leben hinein. Wir können die Dinge dieser Welt nicht im Griff haben – das merken wir immer mehr. Viele von uns fragen sich vielleicht auch heute Morgen: Was ist das eigentlich in dieser Welt?

Vielleicht fragst du das sogar ganz persönlich für dein Leben: Was ist das eigentlich in meinem Leben? Da sind so viele Dinge, da geht so vieles drunter und drüber, da weiß ich oft gar nicht mehr ein und aus. Warum gibt es in dieser Welt so viel Schweres? Warum gibt es in unseren Kreisen, in unseren Familien, in unserem eigenen Herzen so viel Not, Kampf und Schwierigkeit?

Und jetzt spitze ich das mal zu: Warum auch noch bei uns als Christen? Wir sollten doch wenigstens aus dem Schneider sein. Warum ereilen uns diese Dinge auch? Wir werden krank, wir haben Familiensorgen, wir kämpfen mit Süchten, wir kriegen unseren Alltag nicht gebacken. Was ist das eigentlich?

Die Suche nach Gottes Gnadentaten im Leben

Und da haben wir gerade gesungen: „Wenn ich die großen Gnadentaten sehe.“ Aber wo sind die großen Gnadentaten Gottes jetzt in unserem Leben, hier als Gemeinde und in unserem ganz privaten Leben, in unseren Familien? Wo ist denn Gott?

Interessanterweise sollten wir die Dinge nicht überstürzt betrachten. Vielmehr ist es wichtig, den ganz großen Bogen zu erkennen und das auch auf unsere ganz eigene Situation zu übertragen.

Wo sind denn die großen Gnadentaten Gottes in der Bibel? Wir singen ja schön darüber, und das ist oft sehr verdichtet. Verdichtung ist immer gut, denn sie strahlt. Wenn man euch hört und vor Freude bei diesen Liedern springt, ist das wunderbar. Aber wie war das in der Bibel?

Die großen Gnadentaten Gottes: In der Bibel ist das Volk Israel auf der Flucht. Sie kommen in die Wüste, und der Pharao mit seinen ganzen Truppen ist hinter ihnen her. Die Situation ist fast unerträglich. Sie hoffen, Land zu gewinnen, aber auf einmal ist da kein Wasser mehr. Es geht nichts weiter, der Weg ist versperrt, voller Wasser. Große Gnadentaten Gottes!

Mose und das Volk stehen in der Ausweglosigkeit. Ihr Lieben, das müssen wir verstehen: In der Bibel sind die großen Gnadentaten Gottes meist Wege aus der Ausweglosigkeit.

Darum ist Gebet so wichtig. Gott erlaubt es immer wieder, dass unser Leben in die Enge geführt wird. Er erlaubt es, dass uns die Dinge aus der Hand geschlagen sind. Gott erlaubt es immer wieder, dass wir scheinbar vor einer Wand stehen, wie in einer Sackgasse, und keine Idee haben, wie es weitergehen könnte.

Und dann fangen wir an zu beten.

Wir Menschen vergessen Gott oft, wenn uns alles gelingt und alles gut von der Hand läuft. Das ist in meinem Leben so, und wenn es bei dir nicht ganz anders ist, dann ist dir das auch nicht unbekannt.

Und das war beim Volk Israel in der Bibel auch nicht anders.

Gott erlaubt diese enge Führung, diese notvollen Situationen in der Welt, und er nutzt sie, um uns zu zeigen: Wir wissen den Ausweg nicht, aber wir dürfen uns an den großen Gott wenden.

Martin Luthers Gebet als Beispiel des Ringens mit Gott

Vor ungefähr genau 500 Jahren hat ein Mann gebetet: „Ach Gott, ach Gott, oh du mein Gott, du mein Gott, steh du mir bei. Wieder alle Welt, wieder alle Vernunft, wieder alle Weisheit. Tu du es, Gott, du musst es tun, du allein. Es ist doch nicht meine, sondern deine Sache. Ich habe doch für meine Person hier nichts zu tun mit diesen großen Herren der Welt. Wollte ich doch lieber ruhige Tage haben, unbeschwert sein. Aber dein ist die Sache, Herr, die gerecht ist, die ewig ist. Steh du mir bei, du Treue, du ewiger Gott. Ich verlasse mich auf keinen Menschen. Gott, oh Gott, hörst du nicht? Mein Gott, hörst du nicht? Bist du tot? Nein, du kannst nicht sterben, du verbirgst dich. Hast du mich erwählt? Ich frage dich, Gott, Gott, wo bist du, Gott? Steh mir bei, im Namen deines lieben Sohnes Jesus Christus, der mein Schutz und mein Schirm sein soll, ja, meine feste Burg durch Kraft und Stärkung deines Heiligen Geistes. Wo bleibst du, Gott? Gott, hilf mir! Amen!“

Der, der so betet, ist Martin Luther. Da ist es so wie in unserem Lied gerade die großen Gnadentaten – wir kennen das verdichtet. Er stand da, und die Reformation nahm ihren Lauf. Dieser Mann war gebrochen. Dieser Mann war auf dem Reichstag zu Worms, bevor er diese große Rede zu halten hatte. Gebrochen, er hat in Dunkelheit gerungen mit Gott: „Wo bist du?“

Und das ist Gottes Einladung: Wo auch immer du gebrochen bist, wo auch immer in deinem Leben die Dinge aus dem Ruder laufen, da darfst du zu Gott kommen.

Der Predigttext und die Einladung zum Gebet

Unser Predigttext heute Morgen steht im Brief des Paulus an die Kolosser, Kapitel 4, Verse 2 bis 4. Ich lese nach der Lutherbibel:

„Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung. Betet zugleich auch für uns, dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir das Geheimnis Christi sagen können, um dessen Willen ich auch in Fesseln bin, damit ich es offenbar mache, wie ich es sagen muss.“

Lieber Herr, mache auch uns jetzt ganz tief im Herzen klar, welche große offene Tür du uns mit dem Gebet gegeben hast. Amen.

Das ist Gottes Einladung: Wir dürfen beten. Wir dürfen für unsere Sorgen beten, wir dürfen für unsere Kinder beten, wir dürfen unsere Freunde und unsere Familien in diesem Gebet immer wieder vor Gott bringen.

Wir dürfen Menschen mit dem Evangelium erreichen, und das können wir nur, wenn wir für unsere Nachbarn, für unsere Kollegen und für die Menschen, denen wir begegnen, beten.

Mit dem Gebet hat Gott uns erlaubt, in sein Handeln einzugreifen. Gott hat gesagt: Ich will Veränderung bewirken, wo ihr mich darum bittet. Das ist schwer zu verstehen. Gott könnte das ja auch alles tun, ohne uns zu fragen. Er könnte es auch tun, ohne dass wir beten. Aber Gott will es mit uns tun.

Das sagt uns sein Wort: Gott will es mit uns tun, immer und immer wieder. Darum werden heute mehr Beter gebraucht als Lindenwiese.

Die Herausforderung und Bedeutung des Gebets im Alltag

Wir wollen unsere Gemeinde ausbauen und Menschen mit dem Evangelium erreichen. Dafür müssen wir beten.

Mich wundert es manchmal an mir selbst, warum mir das Gebet oft so schwerfällt. Für alles andere finde ich Zeit: morgens, um mir einen Kaffee zu machen, zum Beispiel. Doch beim Gebet wird die Zeit immer wieder knapp. Vielleicht geht es euch ja auch so.

Wie kommt es, dass es uns oft so schwerfällt, Ruhe im Gebet zu finden? Auch als Gemeinde erleben wir das manchmal. Wir haben einen Termin, eine Sitzung oder eine Gruppe, und eilen von einem zum anderen.

Bei Jesus war das anders. Er setzte in seiner Arbeit den Schwerpunkt auf das Gebet. Er wusste, dass nur Gott Zugang zu den Herzen der Menschen hat. Nur Gott kann tiefgreifende Veränderung bewirken. Nur Gott kann die Probleme in deinem und meinem Leben lösen.

Die Probleme, die wir mit unseren Kindern sehen, die Schwierigkeiten in unserer Ehe, finanzielle Sorgen – ich weiß nicht, was es bei dir ist. Viele von uns haben heute Morgen viel Not, Angst, Fragen und Sorgen mitgebracht, auch hier in den Gottesdienst.

Aber Gott kann all das lösen. Unser Vater im Himmel kann es lösen.

Vor dem Kreuz dürfen wir niederknien, in unserem Zimmer dürfen wir niederknien, vor dem Thron des ewigen Gottes dürfen wir niederknien. Wir können ihm all unsere ängstlichen und notvollen Sorgen hinlegen.

Herr, jetzt musst du das lösen, jetzt musst du handeln. So wie Martin Luther es trotz seiner Zweifel getan hat.

Bist du der Totgott, der Vater der Reformation? Fünfhundert Jahre sind vergangen, und es klingt, als wäre es gestern gewesen. Da ringt ein Mann mit Gott über die Sorgen und Anfechtungen seines Lebens.

Ihr Lieben, das dürfen wir auch tun: Gott unser Herz ausschütten.

Die Macht und Bedeutung des Gebets

Warum beten wir so wenig?

Ich darf mich beim Gebet dem Herrn aller Herren anvertrauen, und Gott hat verheißen, dass er unser Gebet hören will. Das ist doch unglaublich! Der ewige Gott – es gibt vielleicht sieben Milliarden Menschen – will mein Gebet hören, mein kleines, mickriges Gebet, das mich heute hier so bewegt. Das will Gott hören, das ist ihm nicht gleichgültig.

Der, der Wege hat für Wolken, Luft und Winde, der das alles ordnet, den ganzen Kosmos – er interessiert sich für dich und deine Fragen. Du darfst zu ihm kommen. Das Reden unseres Herzens mit Gott will er hören. Den kleinen Stoßseufzer im Alltag will er hören. Das ist Gottes ausgestreckte Hand in jedem Moment deines Lebens, an jeder Stelle, überall und zu jeder Zeit – da für dich. Du darfst sie ergreifen.

Betet, betet! Gebet ist bei Jesus das Thema, immer und überall. Betet! Und da fallen euch jetzt wahrscheinlich alle möglichen Bibelstellen ein. Wir kennen sie ja alle: "Bittet, so wird euch gegeben." Oder Jesus erzählt eine Geschichte von einem Vater und sagt, wie ihr schon als ungerechte Väter euren Kindern Gutes tut, wie viel mehr wird der Vater im Himmel Gutes tun denen, die ihn darum bitten. Und wir dürfen Gott um seinen Heiligen Geist bitten.

Oder Jesus erzählt von einem ungerechten Richter. Da ist eine Frau, die Recht bekommen will. Sie nervt und nervt diesen ungerechten Richter, der sich eigentlich nicht interessiert. Und irgendwann sagt er: "Gute Güte, ich will endlich wieder schlafen, ich will endlich wieder Ruhe haben. Frau, komm her!" Und dann regelt er, was sie beschäftigt.

Und Jesus sagt: Wenn denn schon ein ungerechter Richter so handelt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel denen Gutes tun, die ihn darum bitten!

Es liegt doch nicht daran, dass Gott taub wäre. Es liegt auch nicht daran, dass wir ihn erst gewinnen müssten. Es liegt daran, dass wir so wenig beten. Jesus sagt: "Seid allezeit wach und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt."

Ihr Lieben, wie soll Jesus uns das Gebet noch wichtiger machen? Jesus sagt: Betet! Der Apostel sagt: Betet ohne Unterlass! Wer bittet, der empfängt. Was war Jesus in seinem ganzen Leben das Wichtigste? Das Gebet. Eine ganze Nacht hat er im Gebet verbracht.

Was haben die Jünger an Jesus entdeckt, was sie selber nicht hatten? Was haben die Jünger, als sie mit Gott auf dieser Welt unterwegs waren, als Bitte an Jesus gehabt? "Herr, lehre uns beten." Das ist eine Not von uns Menschen, dass wir das Gebet so schlecht lernen.

Und vielleicht schreist du diesen kleinen Satz jetzt in deinem Herzen auch mal zu Gott: "Herr, lehre mich beten." Das dürfen wir sagen. Vielleicht musst du das auch sagen.

Jesus hat seinen Jüngern das Beten gelehrt, und Jesus will uns das Beten lehren. Wir dürfen lernen zu beten. Die Jünger hatten gemerkt: Das ist das Entscheidende bei Jesus – da lernen wir, wie man betet.

Und das ist die Einladung an uns heute Morgen: Betet doch, betet!

Beter werden gebraucht – Paulus und die Kraft des Gebets

Ein paar weitere Gedanken: Beter werden im Reich Gottes dringend gebraucht. Der Apostel Paulus, der diesen Brief schreibt, betont dies ausdrücklich. Vielleicht haben wir Vorbilder in der Bibel wie Mose, David, Paulus oder auch Luther. Diese Männer hatten keine Angst, sie sind ihren Weg mutig gegangen. Paulus schreibt hier an die Kolosser und bittet sie, ihn im Gebet zu unterstützen.

Man könnte sagen: Paulus, du bist doch ein Macher. Du packst selbst an, hast die Dinge in der Hand und scheust kein Hindernis. Erinnern wir uns an die Missionsreise mit Johannes Markus, Paulus und Barnabas. Johannes Markus war ein junger Mann, der bei Widerständen Angst bekam, schwach wurde und dann weglief. Paulus und Barnabas stritten sich später darüber, ob Johannes Markus taugt oder nicht. Der junge Mann war weggerannt, aber Paulus nicht. Paulus sagte: Ich gehe meinen Weg an der Hand Gottes, mich kann nichts erschüttern.

Paulus war ein Mann des Glaubens, ein wahrer Held. In der Synagoge verkündete er, dass Jesus der Messias ist, und es erhob sich großer Widerstand. Später sprach er auf dem Areopag vor gebildeten Griechen und sagte, Jesus sei die Auferstehung. Die lachten ihn aus. Paulus, so ein mutiger Mann, hatte Nerven wie Drahtseile.

Dennoch war Paulus oft angeschlagen, hatte Angst, war kränklich und keine beeindruckende Erscheinung. Er konnte nicht besonders gut reden und sah sich selbst als schwach. Aber er wusste: Meine Heimatgemeinde in Antiochien betet für mich. Das machte ihn stark.

Darum ist die Gemeinde für uns so wichtig. Gerade in den schweren Zeiten deines Lebens, wenn du nicht weiterweißt, möchte ich dich ermutigen: Finde jemanden in der Gemeinde, im Hauskreis oder unter den Pastoren und frage: Betest du für mich? Wir können die Kämpfe in dieser Welt nicht alleine bestehen. Paulus konnte seinen Weg gehen, weil er wusste, dass Beter hinter ihm standen.

Ich hoffe, du hast Menschen, die für dich beten. Falls nicht, nutze die Zeit nach dem Gottesdienst, gehe auf jemanden zu, dem du vertraust, und sag: An dieser Stelle kämpfe ich schon so viele Jahre. Bitte bete für mich.

Beter werden dringend gebraucht. Treue Beter – das war für Paulus eine Ehrenbezeichnung. Die Gemeinde in Antiochien hat ihn getragen. Paulus konnte in der Anfechtung standhalten, weil er vom Gebet der Gemeinde getragen wurde.

Auch wir wollen in dieser Welt nichts aus eigener Kraft wagen. Nicht hier in der Lindenwiese Aufgaben übernehmen, sei es in der Küche, im Garten oder bei verschiedenen Programmen, und sagen: Das schaffen wir schon. Sondern wir wollen alles aus dem Gebet heraus tun. Denn wir wissen: Das, was in dieser Welt wirklich Bedeutung hat, ist das, was Gott tut.

Ich möchte euch heute Morgen diese Aufgabe ans Herz legen: füreinander zu beten. Ich glaube, in der Ewigkeit werden wir uns am meisten darüber wundern, wie wenig wir gebetet haben. Gott sagt: Mein Ohr ist offen, meine Hand ausgestreckt. Und wir versuchen, an den großen Würfeln dieser Zeit selbst zu drehen, die großen Türen selbst aufzudrücken.

In der Ewigkeit werden wir uns ganz sicher wundern, wie wenig wir gebetet haben. Wir brauchen Beter.

Die Notwendigkeit des Gebets im Kampf um das Reich Gottes

In dieser Welt wollen wir das Reich Gottes ausbreiten – einer Welt, die voller Finsternis ist. Ich habe auf die zwei Anschläge gestern und heute hingewiesen.

In der Finsternis dieser Welt tobt ein Kampf. Es ist ein Kampf um das Bekenntnis zu diesem dreieinigen Gott, ein Kampf gegen die Gemeinde Jesu. Dieser Kampf findet nicht nur in den Ländern der Märtyrer statt, sondern zunehmend auch in unserer westlichen Welt.

Dafür werden Beter gebraucht, denn Gott hat eine große Verheißung auf das Gebet gelegt. Gott will wirken – nicht wir. Er will es tun – nicht wir. Er will Herzen verändern.

Wir können sogar so weit gehen, für die Terroristen in dieser Welt zu beten, die scheinbar die Macht haben. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass Paulus auch einer war, der die Gemeinde verfolgt hat. Doch Gott hat sein Leben umgekrempelt, auf den Kopf gestellt und diesen Verfolger zu einem seiner brauchbarsten Zeugen in der ganzen Welt gemacht.

Seid beharrlich im Gebet – mit Danksagung und Freude. Denn Gott müssen wir nicht erst überreden.

Die Wirkung des Gebets – Ein Bild von Ole Halsby

Was ist eigentlich die Macht des Gebets? Was geschieht dabei wirklich?

Vielleicht kennt ihr das uralte Buch von Ole Halsby. Falls nicht, kann man es bestimmt noch gebraucht auf Amazon oder ähnlichen Plattformen finden. Ole Halsby war ein norwegischer Theologe, der sich intensiv mit dem Beten beschäftigt hat. Das Buch ist toll, umfasst nur etwa hundert Seiten und ist wahrscheinlich nur noch gebraucht erhältlich.

Ole Halsby beschreibt in einem ganz einfachen Bild, was beim Gebet geschieht. Dieses Bild hat mich tief berührt, und ich habe es nie wieder vergessen. Er bezieht sich auf eine kleine Geschichte im Buch der Offenbarung, Kapitel 3, Vers 20. Dort spricht Jesus: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“

Viele von uns kennen diesen Vers, Offenbarung 3,20, und oft hören wir ihn im Zusammenhang mit Evangelisationen: „Lade Jesus in dein Leben ein.“ Jesus klopft an deine Lebenstür – das ist richtig. Aber das Bild drückt noch mehr aus, als nur das.

Ole Halsby erklärt in seinem Buch über das Beten, dass dieses Bild eigentlich ein Symbol für das Gebet ist. Was tue ich beim Beten anderes, als die Tür zu den Nöten meines Lebens zu öffnen und zu sagen: „Herr Jesus, du musst jetzt hier rein, du musst das lösen.“ Wenn du das nicht tust, dann passiert hier gar nichts. So ist Beten: Wir bitten Jesus, in die dunklen Abgründe und schwierigen Umstände unseres Lebens einzutreten.

Wir sagen: „Herr, verändere jetzt diese Situation.“ Wir lassen Gott, Jesus, in unsere Ehe, in unsere Erziehung der Kinder, an unseren Arbeitsplatz, vielleicht auch an die schwierigen Stellen in unserer Gemeinde, wo es Reibungen gibt, hinein. „Jetzt komm du doch, Jesus, und bring Ordnung hinein.“

Wir warten darauf, was Jesus tun wird, denn nur er kann unsere Familie wieder auf die Füße stellen. Wir wollen erleben, was seine Wunder sind und wie seine Verheißungen in unserer Not Wirklichkeit werden.

Das dürfen wir auch in diesem Gottesdienst bitten. Du kannst das jetzt auch in deinem Herzen tun: „Herr, jetzt, jetzt, jetzt, komm doch bitte in mein Herz. Komm in meine Zweifel, in meine Anfechtungen und in meine Fragen. Jesus, räum doch bitte bei mir auf.“

So können wir beten. Und so können wir auch für unsere Nachbarn beten. Jesus hat gesagt: „Bittet, so wird euch gegeben.“ Wir verfügen nicht über das Evangelium, aber dort, wo Gott wirkt, werden die Herzen der Menschen geöffnet.

Erfahrungen aus der Mission und das Vertrauen auf Gebet

Mich bewegt besonders eine Geschichte aus der Missionsgeschichte. Meine Frau und ich waren selbst sieben beziehungsweise sechs Jahre als Missionare in Mosambik tätig. Dort haben wir erlebt, wie sehr es uns getragen hat, dass Gemeinden und Christen für uns gebetet haben.

Es hat uns immer interessiert, wie es anderen Missionaren ergangen ist. So gibt es zum Beispiel einen Missionar aus Korntal, Ludwig Krapff, den hier in Deutschland kaum jemand kennt. Ich kenne ihn wahrscheinlich nur, weil ich im Bengelhaus in Tübingen studiert habe, das liegt in der Ludwig-Krapff-Straße.

Ludwig Krapff hat sein ganzes Leben als Missionar in Ostafrika verbracht und dort das Evangelium verkündet. Er erlebte, wie seine Frau starb und auch seine Kinder, die er beerdigen musste. Am Ende seines Dienstes, als er nach Deutschland zurückkehrte, musste er bekennen: „Mein ganzer Dienst hat nichts gebracht.“ Er glaubte, nur ein oder zwei Personen zum Glauben an Jesus geführt zu haben. Ein ganzes Leben investiert in Ostafrika, und doch schien es nichts gebracht zu haben.

Dann fragte ihn jemand etwas spöttisch: „Dann war wohl deine ganze Missionsarbeit umsonst.“ Doch Ludwig Krapff strahlte und antwortete: „Nein, natürlich nicht.“ Der Mann schaute ihn verblüfft an und fragte: „Warum denn nicht?“ Darauf sagte Krapff: „Weil ich weiß, dass mein Gott Gebet erhört. Die vierzig Jahre waren nicht vergeblich, weil ich an jedem einzelnen Tag für Ostafrika gebetet habe.“

Dieser Mann starb, ohne die Frucht seines Lebens zu erleben. So ist es oft im Reich Gottes, so ist es oft in der Kirchengeschichte. Die ganz großen Geschichten – daran habe ich gerade erst wieder zu Weihnachten gedacht – wie derjenige, der das Lied „Stille Nacht“ geschrieben hat, wusste nie, dass es Millionen von Menschen auf der ganzen Welt zur Ermutigung werden würde.

Ludwig Krapff wusste nichts von der Frucht seines Dienstes. Aber er vertraute darauf, dass Gott Gebet erhört. Als er gestorben war, brach in Ostafrika eine Erweckung aus. Es entstand eine riesige Kirche, die größte Kirche Afrikas, die Wortgottes-Gemeinde.

Ich weiß, dass Gott Gebet erhört. Das ist meine Frage an dich heute Morgen: Weißt du das auch noch? Weißt du ganz gewiss, dass Gott dein Gebet hört? Das müssen wir als Christen wissen.

Das Geheimnis Christi und die Öffnung der Herzen

Wir wollen in dieser Welt viel erreichen, wir streben nach Erfolg und große, eindrückliche Aktionen als Gemeinde. Doch all das brauchen wir nicht unbedingt. Viel wichtiger ist, dass wir treu an dem Platz bleiben, wo Gott uns hingestellt hat. Ebenso sollen wir treu im Gebet sein, denn wir wissen: Gott wirkt.

Ein weiterer Gedanke: Paulus spricht hier vom Geheimnis Christi. Das ist ein beeindruckender Ausdruck – das Geheimnis Christi. Im Glauben haben wir es tatsächlich mit einem Geheimnis zu tun. Natürlich können wir von unserem Glauben Zeugnis ablegen, einiges erklären, das Glaubensbekenntnis aufsagen und vieles beschreiben. Doch im Kern bleibt unser Glaube ein Geheimnis.

Wir haben es mit einem unsichtbaren Gott zu tun. Wir haben es mit einem Herrn zu tun, den wir nicht einfach vor die Gemeinde stellen und sagen können: Das ist Jesus, so sieht er aus, stell dich mal kurz vor. Das ist das Geheimnis, das Geheimnis Christi.

Wenn dieses Geheimnis Menschen klar werden soll – wir verstehen es ja im Glauben –, aber wenn wir wollen, dass andere es auch verstehen, dann muss der Herr Jesus die Augen öffnen. Denn die Bibel sagt, dass der Geist dieser Welt, der Fürst dieser Welt, die Augen der Menschen verblendet hat. Gott muss selbst die Augen öffnen, er muss die Augen öffnen für die Wunder seines Wortes, damit Menschen das Geheimnis Christi erkennen.

Auch deshalb müssen wir beten. Der König aller Könige, der Herr aller Herren, der Gott der Bibel, Jesus Christus, baut sein Reich mit schwachen, schwierigen Menschen wie du und ich. Er baut sein Reich allen Katastrophen dieser Welt zum Trotz. Und er baut sein Reich auch durch unser Gebet.

Beispiele aus Syrien und Iran – Gebet inmitten von Not und Gefangenschaft

Ich habe gerade Informationen aus Syrien erhalten, mitten in den schrecklichen Unruhen mit den IS-Terroristen, dem Bürgerkrieg und all dem, was dort geschieht. Dort gibt es eine Gemeinde, die einmal in der Woche einen Gottesdienst feiert. Zu diesem Gottesdienst kamen etwa zweihundert Leute.

Die Gemeinde begann zu beten: „Herr, tu doch etwas Neues in Syrien.“ Doch es kam ihnen so vor, als würde Gott einen Spaß mit ihnen treiben. Das Neue, das in Syrien passierte, war der IS, der Terrorismus, die Bomben, die Anschläge, der Bürgerkrieg, die Unruhe und die Flüchtlinge. All das geschah. Und sie fragten sich: Wo ist Gott jetzt?

Dann erzählte eine Pastorenfrau weiter: Diese Gemeinde feiert jetzt jeden Tag zwei Gottesdienste, und es kommen jede Woche mehr als vier neue Leute hinzu. Gott baut sein Reich mitten im Chaos dieser Welt und auch mitten in der Not deines Lebens. Warum? Weil er der Herr ist, weil er der Sieger ist und weil er die Fäden in seiner Hand hält.

Auch Paulus, der den Brief an die Kolosser schrieb, war ein gebundener Mensch, er trug Fesseln. Was wollte Paulus? Hat er die Gemeinde gebeten, eine Petition an die Autoritäten zu schreiben, damit er bald freigelassen wird? Oder hat er zu einer Demo aufgerufen? Nein. Paulus sagte: Betet, dass ich hier im Gefängnis Zeuge sein kann für das Geheimnis Jesu.

Das beeindruckt mich sehr und stellt mich in Frage. Wisst ihr, wenn ich mich in den Finger schneide oder mein Ohr weh tut – ich bin ja so wehleidig – dann denke ich: Herr, mach, dass der Schmerz schnell aufhört. Das kann ich kaum ertragen. Ich möchte, dass Jesus mich auf Wattebäuschen einen wunderschönen, goldenen Weg führt, und dass alles nur harmonisch ist. Das ist ja menschlich verständlich, und vielleicht seid ihr ja nicht anders.

Paulus hat gelernt, sich in der Nachfolge Jesu genügen zu lassen. Er hat verstanden, dass das, was in dieser Welt passiert, nicht das Entscheidende ist. Das Entscheidende ist, dass in dieser dunklen Welt Menschen zu Jesus finden – nicht unbedingt, dass ich meine Freiheit finde.

Paulus bat die Gemeinde nicht darum, für ihn zu intervenieren, damit er freikommt. Er bat sie, mit ihm zu beten, dass Menschen zum Glauben kommen.

Wir haben einen Brief aus dem Iran erhalten von Pastor Said Abedini, der amerikanischer Staatsbürger ist und dort im Gefängnis sitzt. Er schrieb seiner Tochter Rebecca Grace zu ihrem achten Geburtstag. Vielleicht haben einige von euch diesen Brief gelesen. Er schreibt seiner Tochter: „Ich möchte, dass du weißt, der Herr hat die Kontrolle.“ Sie ist in Amerika in der Freiheit, und ihr Vater sitzt im Gefängnis im Iran. Gott hat die Kontrolle und weiß besser als jeder andere, was er mit unserem Leben vorhat.

„Wenn Gott will, dann kann er mich aus diesem feurigen Ofen erlösen. Und wenn er nicht will, dann, liebe Tochter, sollst du dennoch wissen, dass ich vor diesen Götzen nicht einknicken werde.“

Dann schreibt er weiter: „Meine liebe Tochter Rebecca Grace, ich bete, dass Gott mich bald nach Hause bringt. Aber wenn nicht, dann wollen wir trotzdem miteinander das Halleluja singen – du in Amerika und ich hier im Gefängnis im Iran. Wir wollen es singen, solange wir getrennt sind oder wenn wir wieder zusammenkommen.“

Und weiter: „Liebe Rebecca Grace, ich, dein Vater, möchte dein Halleluja jetzt bis hierher hören im Iran. Geehrt sei Gott für immer, Amen. Küsse und Grüße, dein Vater!“

So schreibt dieser Pastor aus dem Gefängnis an seine Tochter Rebecca Grace zum achten Geburtstag. Wie kann man so etwas schreiben? Das kann man nur so schreiben, wenn man weiß, dass das Leben getragen wird durch das Gebet der Gemeinde – selbst in dieser notvollen Situation im Gefängnis im Iran.

Die offene Tür und die Kraft des Gebets in der Gemeinde

Letzter Gedanke

Es gibt eine offene Tür. Darum betet Paulus, dass Türen aufgehen, damit er das Geheimnis Jesu bekannt machen kann. Wir können Gutes tun und in dieser Welt zeichenhaft wirken. Doch die Tür zu den Herzen der Menschen können wir nicht öffnen.

Aus der Apostelgeschichte, in den Berichten über Lydia, wissen wir: Die Tür zu den Herzen der Menschen kann allein Gott öffnen. Gott tut Türen auf, Gott wirkt.

Weil wir wissen, dass nur Gott das tun kann, ist all unser Bemühen als Gemeinde und unser Zeugnis in der Welt hier am Bodenseekreis nur dann möglich und sinnvoll, wenn es getragen ist von unserem Gebet: Herr, jetzt tu du Türen auf. Fang bei mir an, tu meine Herzenstür auf. Unsere eigenen Türen des Herzens sind doch oft verschlossen. Dann tu du um mich herum die Türen auf.

Lasst uns dafür beten, dass Gott uns offene Türen schenkt, damit auch wir dieses Geheimnis Jesu bezeugen können. Wir dürfen beten in Geduld. Bekennen wollen wir natürlich auch diesen Herrn Jesus.

Und da wollen wir beten und Gott bitten: Herr, jetzt lass mich wach sein, wach sein, nicht drängeln, aber wach sein. Wo ich spüre, du hast jemanden vorbereitet, dann lass mich doch von dir erzählen.

Dann wollen wir auch nicht kneifen, dann wollen wir das Evangelium erklären, aber wir wollen klug sein. Das passt ja auch nicht immer. Manchmal wirkt das ja auch aufgesetzt oder komisch. Aber wir wollen wach sein und bitten, dass Gott uns erkennen lässt, wo die Türen geöffnet sind.

Gott wirkt. Betet, wachet im Gebet mit Danksagung, weil wir wissen: Gott wirkt, weil wir wissen, er will es tun.

Schlussgebet und Segenswünsche

Ich möchte schließen mit einem Gebet und euch einladen, mitzubeten – für uns, für unsere Gemeinde und für unser Land.

Lieber Herr, wir danken dir, dass dein Herz offen ist für uns, dass wir zu dir kommen dürfen und dass wir wissen dürfen: Du hörst uns. Herr, du weißt um das Notvolle in unserem Leben. Herr Jesus, da wollen wir dich jetzt einladen: Komm in die Dunkelheiten unseres eigenen Lebens, räume auf, bringe zurecht, schaffe Ordnung und mache das, was kaputt ist, wieder heil.

Herr, wir wollen dich bitten für das Zeugnis unserer Gemeinde. Danke für die vielen offenen Türen. Oh Herr, schenke, dass Menschen dich erkennen als das Geheimnis ihres Lebens. Herr, lüfte dein Geheimnis in ihren Augen, öffne ihre Augen. Lass uns erkennen, wann wir was sagen dürfen und können. Und dann mach uns mutig und stark, diese Gelegenheiten zu nutzen.

Herr, wir wollen dich bitten für unser Land – für dieses schwierige Land. Wir bitten dich, Herr, dass du deinen Geist ausgießt auf unser Land, auf Deutschland, dass du noch einmal Hören schenkst auf dein Wort, dass dein Geist Menschenherzen erneuert.

Herr, wir brauchen in unserem Land Wiederherstellung – in unseren Familien, in unseren Ehen, in unseren Beziehungen, in unseren Gemeinden. Herr, wir brauchen Veränderung und Reformation, so wie Luther das damals erlebt hat, an allen Ecken und Enden. Wir wissen, Herr, nur du kannst es tun. Darum liegen wir vor dir mit unserem Gebet.

Wir vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit. Amen!

Bericht aus dem Sudan – Verfolgung und Gebetsbedarf

Jetzt gibt es einen kleinen Bruch, und ich möchte euch ganz kurz anhand eines Beispiels erzählen, wie es im Sudan aussieht. Haben wir jemanden aus dem Sudan hier? Okay.

Was ihr gleich als Erstes seht, ist eine ganz tolle Weltkarte, die einige Kinder im Sudan gemalt haben. Auf dieser Weltkarte könnte ich euch zeigen, wo die Christen besonders bedrängt und verfolgt werden. Ihr wisst das selbst: etwa zwischen dem zehnten und vierzigsten Breitengrad, von Amerika über Mexiko, Kuba, Kolumbien, dann durch Nordafrika, den Nahen Osten bis nach Asien. Das sind muslimische Länder, kommunistische Länder, aber auch Indien, die größte Demokratie. Dort gibt es an vielen Stellen dunkle hinduistische radikale Vorstellungen, und gerade in letzter Zeit werden Christen dort wieder sehr bedrängt und verfolgt.

Ein Land, das besonders heraussticht, ist der Sudan. Dort hat die Gemeinde Jesu an vielen Stellen große Schwierigkeiten. Der Sudan ist zu 99,9 Prozent muslimisch. Dort wird die Gemeinde Jesu stark bedrängt. Es gibt viele kleine und große Dinge, die einfach getan werden, um die Gemeinde zu ärgern und letztlich ihr Zeugnis zum Schweigen zu bringen. Das geht eigentlich gar nicht, oder?

Vorhin hat es noch funktioniert. Also, das nächste Bild zeigt euch Mariam Ibrahim. Vielleicht kennt ihr sie noch aus den Nachrichten des letzten Jahres. Mariam Ibrahim war diese Frau, die im Sudan zum Tode verurteilt wurde, weil sie angeblich vom Islam abgefallen war. Dabei ist sie in einer christlichen Familie groß geworden. Man warf ihr auch vor, Ehebruch begangen zu haben. Sie erwartete ihr zweites Kind mit ihrem Ehemann Daniel.

Mariam Ibrahim wurde zum Tode verurteilt, einfach nur deshalb, weil ihr Vater, der die Familie verlassen hatte, als sie sechs Jahre alt war, Muslim war. Nach muslimischem Recht war sie deshalb eine Abtrünnige, obwohl sie das gar nicht wusste. Nach muslimischem Recht war ihre Ehe nicht anerkannt, denn sie war als Christin getraut worden. Deshalb galten beide Kinder mit ihrem Mann als unehelich. Wegen angeblichen Ehebruchs sollte sie hundertmal geschlagen und dann hingerichtet werden. Das war die große Diskussion im letzten Jahr.

Mariam Ibrahim saß im Frauengefängnis in Khartum, wie ihr auf dem nächsten Bild seht. Dort wartete sie, acht Monate schwanger, auf die Hinrichtung. Während dieser Zeit habe ich den Sudan besucht. Wir sind um das Frauengefängnis herumgefahren, das ihr dort seht. Wir durften aber nicht zu ihr hinein, da das für die Familie zu gefährlich gewesen wäre.

Das hat mich sehr beschäftigt. Wir waren dann, wie auf dem nächsten Bild, vor einem Hausblock, der zum Gefängnis gehört. Das ist das Frauengefängnis, und wir sind dort herumgefahren. Es war ein bedrückendes Gefühl zu wissen, dass diese Frau nur 30 bis 50 Meter entfernt hochschwanger, total allein, angekettet wie Paulus, auf die Entbindung und auf die Hinrichtung wartete. Und alles, was wir tun konnten, war für sie zu beten. Nur beten, das sagen wir ja oft.

Wenig später wurde Mariam Ibrahim freigelassen. Sie kam nach Italien, traf den Papst und ist jetzt in Sicherheit in Amerika.

Ihr Lieben, wenn wir sagen, „nur beten“, dann ist das großer Unsinn. Gott, der alles gemacht hat und alle Macht im Himmel und auf Erden hat, will gebeten werden. Wenn wir Gott mit unserem Gebet bestürmen, will er etwas tun. Im Himmel werden wir uns manchmal wundern, denke ich, dass all das, wo wir dachten, wir hätten große Dinge bewirkt, vielleicht gar nicht so wichtig war – wie die Momente, in denen wir dachten, wir könnten nur beten.

Mich hat während meines Aufenthalts im Sudan interessiert, wie die Gemeinde dort reagiert, während Mariam Ibrahim im Gefängnis war. Ich habe einen jungen Christen getroffen. Für ihn traf vieles zu, was für Mariam eigentlich nicht galt. Er war Moslem, hat sich bekehrt und ist jetzt ein brennendes Kind Jesu.

Ich habe diesen jungen Mann gefragt: „Mariam Ibrahim sitzt im Gefängnis und wartet auf die Hinrichtung. Wofür kann ich beten?“ Er sagte mir, ich solle für seinen Mut beten. Ich fragte: „Warum willst du mutig sein?“ Er antwortete: „Damit ich es ihnen sagen kann.“ Ich fragte weiter: „Was willst du wem sagen?“ Er sagte: „Den Muslimen, dass sie Jesus brauchen.“

Dieser junge Mann, der genau wegen dem, was er mich bittet, Mariam Ibrahim im Gefängnis sitzen sieht, sagt nicht: „Das ist nett, dass du aus Deutschland kommst. Kannst du mich irgendwie hier rausholen? Oder mir einen Fernseher geben? Oder mir in der Ausbildung helfen?“ Nein, er bittet: „Betet, dass ich mutig werde.“

Ich habe gesagt, ich gebe das gerne weiter: Betet für diesen jungen Mann, dass er mutig ist. Aber ich habe ihm auch gesagt, er solle für uns beten, denn wir brauchen den Mut, den er aus meiner Sicht schon hat. Wir dürfen uns in diesem Leben nicht nur um kleine Dinge drehen, wie den Kauf eines neuen Fernsehers. Wir müssen verstehen, dass es eine größere Aufgabe gibt.

Wir wollen den Menschen um uns herum das Evangelium verkündigen – auch hier in Deutschland. Und dazu müssen wir auch uns selbst mutig machen.

Bedrängung der Gemeinde im Sudan und Eritrea

Die Gemeinde im Sudan wird stark bedrängt, und zwar oft durch scheinbar kleine, lächerliche Kleinigkeiten, die dennoch große Auswirkungen haben.

Das ist das Grundstück einer Bibelschule. Vielleicht kann man in der Mitte, im Hintergrund, das Minarett einer Moschee erkennen. Dort wird systematisch immer wieder direkt neben Kirchen, Bibelschulen, christlichen Schulen oder Kindergärten eine Moschee gebaut.

Das wirkt zunächst harmlos, man denkt, das sei nicht so schlimm. Doch ganz harmlos ist das nicht. Nach dem Freitagsgebet kommt es immer wieder zu Übergriffen auf die Gemeinde oder die Bibelschule. Wenn es sich um eine Schule oder einen Kindergarten handelt, ist es zudem sehr belastend, im Tagesablauf direkt von nebenan fünfmal zum muslimischen Gebet gerufen zu werden.

Und das ist nur eine schwache Form der Bedrängung im Sudan. Nach den Freitagsgebeten kommt es zu Übergriffen. Man versucht, das Gelände zu stürmen oder die Gebäude zu zerstören oder zu verbrennen. Hier sieht man eine Tür, die man versucht hat aufzubrechen – ein Ausdruck großen Hasses.

Dabei sind 99,9 Prozent der Bevölkerung Muslime, nur 0,01 Prozent Christen – und trotzdem gibt es diesen Hass.

Bei meiner Reise habe ich einen Mann aus Eritrea getroffen. Er erzählte mir, was dort passiert: In Eritrea müssen junge Leute mindestens drei Jahre Militärdienst leisten. Wenn man im Militär erwischt wird, dass man die Bibel liest, hat das Konsequenzen. Männer und Frauen im Militär dürfen nicht in der Bibel lesen, nicht singen und nicht beten.

Wird man beim Bibellesen erwischt, muss man sich – das ist ein gestelltes Bild – auf den Bauch legen, die Füße nach hinten klappen und die Arme nach hinten strecken. So wird man gefesselt und tagelang liegen gelassen.

Ich fragte ihn, ob er wirklich erwischt worden sei. Er schaute mich an, lächelte und sagte: "Was einmal, immer wieder."

Ich dachte darüber nach und fragte mich, wie es sein kann, dass Christen in Eritrea unter so großer Gefahr ihre Bibel lesen, während ich manchmal denke, keine Zeit dafür zu haben. Das kann uns zum Nachdenken bringen.

Als wir unser Gespräch beendeten, lachte er noch einmal und sagte: "Du bist jetzt so interessiert gewesen an diesem Hinlegen. Das war ja nur das Harmloseste, was wir machen mussten, wenn sie uns bestraft haben. Tagelang so liegen – das war harmlos, für den Schatz des Wortes Gottes."

Aktuelle Bedrohungen und Meinungsfreiheit in Deutschland

Die Übergriffe sind jetzt schon geschehen. Das habe ich gerade noch hinzugefügt. Die Übergriffe kommen auch bei uns immer näher. Das Bild ist nur ein bisschen unscharf, Entschuldigung. Das sollte die Tagungsstätte sein, in der gestern in Kopenhagen das Treffen stattfand, bei dem es um das Thema Meinungsfreiheit ging.

Gestern in Kopenhagen wurden zwischen 50 und 200 Schüsse auf diese Versammlung abgegeben. Nach dem, was ich weiß, ist mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Es war eine Veranstaltung zum Thema Meinungsfreiheit.

Meinungsfreiheit ist jetzt nicht unbedingt unser Hauptthema, aber indirekt auch das Thema Religionsfreiheit, und da kommen wir auch noch hin. Meinungsfreiheit könnte für Christen vielleicht ein Thema werden, denn ein Pastor in Bremen hat vor einigen Wochen, im Januar, in der St. Martinikirche im Stadtzentrum von Bremen über eine Geschichte aus dem Alten Testament gepredigt.

In dieser Geschichte ging es um das erste Gebot. Er sagte, dass wir als Christen keine Religionsvermischung mitmachen können. Dieser Pastor Latzel ist sein Name. Er konnte am letzten Sonntag in Bremen, also vor acht Tagen, nur unter Polizeischutz predigen.

Ich sage das nicht, um uns Angst zu machen – überhaupt nicht. Wir haben hier in Deutschland alle Freiheiten. Aber wir spüren, dass es Widerspruch gegen den Kern unserer Botschaft gibt: Jesus Christus ist der Herr, und er möchte unser Leben und unsere Herzen bestimmen. Er möchte unseren Weg führen.

Diese Botschaft wird auch in Deutschland widersprochen.

Ermutigung zum Gebet trotz Verfolgung

Und das letzte Bild hat mich sehr getröstet. Damit sind wir wieder bei unserem Thema: dem Beten.

Mich hat es sehr getröstet, dass in dieser Bibelschule im Sudan, die total zerstört worden war, an der Wand in der Bibliothek etwas geschrieben stand. Die Bücher waren verbrannt, alles war voller Russ, aber die Schrift an der Wand konnte man noch lesen.

Wer Arabisch kann, erkennt dort die Worte, die auf Deutsch übersetzt lauten: Betet ohne Unterlass.

Die Welt kann uns bedrängen. Die Welt kann uns verfolgen. Vielleicht kann die Welt uns in Deutschland eines Tages sogar alle Möglichkeiten aus der Hand schlagen. Aber eines kann die Welt niemals verhindern: dass Gott ein offenes Herz für unsere Nöte hat und dass wir immer, immer zu ihm kommen dürfen, ganz gleich, was uns bewegt.

Betet ohne Unterlass!

Ganz herzlichen Dank für eure Aufmerksamkeit!

Informationen und Einladung zum Gebet

Noch ganz kurz: Draußen habe ich einen kleinen Infotisch. Das ist mir immer sehr wichtig – dieses Zettelchen zum Weitergeben, um zum Bibellesen einzuladen. Vielleicht schaut ihr es euch an, vielleicht ist es für euch nützlich, und vielleicht gebt ihr es an jemanden weiter, der noch nicht regelmäßig in der Bibel liest.

Wir wollen beten. Hier gibt es Informationen zum Gebet für jedes Land, in dem Christen bedrängt werden – ganz neu. Außerdem haben wir einen Gast mitgebracht: Maggie Gobran. Es gibt jetzt ihre neue Biografie. Wer daran interessiert ist, kann sie dort bekommen.

Vielen Dank! Ja, vielen Dank dir, mein Fred. Jetzt wollen wir natürlich beten. Ich würde sagen, wir beten zuerst für den Sudan und für die verfolgten Christen dort. Bildet euch gerne Vierer-, Fünfer- oder Sechsergruppen, wie es euch passt. Betet miteinander, schaut über euren Tellerrand hinaus und betet Gottes Gnade hinein. Betet auch dafür, dass wir offene Augen dafür haben.

Nach dem Lobpreis habe ich daran gedacht, dass Manfred gesagt hat, wir sollen auch mit unseren Anliegen kommen. Dafür soll noch Platz sein. Wenn ihr merkt, dass ihr jemanden braucht, dem ihr vertraut und der für euch betet, dann schnappt euch jemanden hier und geht einfach ins Gebetszelt oder in eine ruhige Ecke. Lasst euch für euch beten. Das ist manchmal besser, als es aufzuschieben und später beim Mittagessen darüber zu reden.

Wenn ihr gespürt habt, dass ihr jemanden braucht, der für euch betet, dann schaut euch um, wem ihr vertraut, und nehmt diese Person mit. Seid gewarnt: Ihr könnt auch geschnappt werden!

Jetzt möchte ich euch bitten, euch zusammenzutun. Ich mache dann den Abschluss. Genau, ihr hört einen Auftrag: Zu viert oder zu fünft betet für den Sudan. Betet, dass Gott dort großen Schutz aufbaut, den Menschen Mut gibt und Bewahrung schenkt. Betet für alles, was euch sonst noch einfällt.

Vater, ich danke dir jetzt für deine Gegenwart und dein Wirken. Danke, dass du Gebete erhörst. Es berührt mich sehr, hier zu hören, wie viele Gebete zu dir aufsteigen. Wir wollen jetzt glauben, hoffen und beten, dass keine dieser Bitten verloren geht, sondern dass sie bei dir ankommen und du Wirkung schenkst.

Vater, ich bete für uns hier in Deutschland, die wir in Sicherheit leben. Schenke uns viel von dieser Leidenschaft und Nähe zu dir, damit auch wir mutig werden. Hilf uns, wirklich alles stehen und liegen lassen zu können für dich und dein Reich, für deine Liebe, weil du schon alles gegeben hast.

Ich danke dir dafür. Amen!

Vielen Dank euch für das Gebet! Manfred, dir habe ich auch noch ein ganz kleines Dankeschön! Vielen Dank!

Segensworte zum Abschluss

So sind wir jetzt am Ende des Gottesdienstes angekommen. Die Abkündigung gab es ja bereits vorher.

Ich möchte euch gerne noch den Segen mitgeben und euch den Namen Jesu noch einmal zusprechen.

Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen. Der Herr sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich vor Gefahr zu schützen.

Der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst. Und der Herr sei mit dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist.

So segne dich Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag. Bis nächste Woche.