Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode zweihundertdreizehn
Die Herausforderung eines außergewöhnlichen Lebens
Lieben wie Gott liebt. Heute wollen wir das Thema Feindesliebe abschließen.
Als Christen sind wir zu einem außergewöhnlichen Leben berufen. Wir sollen Gott nachahmen – nicht den Zeitgeist oder die Prominenten in den Boulevardblättern. Und Gott liebt auch seine Feinde.
Wir selbst, die wir uns zu ihm bekehren durften, sind dafür das beste Beispiel. Es ist Gottes Liebe und Fürsorge, die uns den Weg zum Glauben geebnet hat. Das war nicht unsere außergewöhnliche Klugheit.
Jeder kann seinen Freund lieben und in der Not für ihn da sein. Das ist nichts Ungewöhnliches.
Die Grenzen gewöhnlicher Liebe
Lukas 6,32
Und wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Dank habt ihr dafür? Denn auch die Sünder lieben diejenigen, die sie lieben.
Manchmal können unsere Motive zu helfen sogar noch banaler sein. Wie oft wird geholfen, weil man sich dazu verpflichtet fühlt oder sich selbst später einen Vorteil erhofft.
Lukas 6,33-34
Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank habt ihr dafür? Auch die Sünder tun dasselbe.
Und wenn ihr denen leiht, von denen ihr hofft, etwas zurückzubekommen, welchen Dank habt ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern, damit sie dasselbe wieder empfangen.
Genau: Eine Hand wäscht die andere. Ich helfe dir, damit du mir hilfst. Und genau das ist in Gottes Augen zu wenig.
Wenn hier dreimal gefragt wird: „Welchen Dank habt ihr?“, dann bedeutet das so viel wie: „Was habt ihr Besonderes getan? Was für eine Art von Belohnung erwartet ihr von Gott dafür, dass ihr auf diese Weise liebt, Gutes tut und leiht?“
Die Herausforderung der Feindesliebe
Matthäus 5,46: Denn wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr dafür? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? Wenn ich nett zu denen bin, die mich mögen, dann bewege ich mich auf dem Niveau der Zöllner. Lukas spricht in diesem Zusammenhang auch davon, dass man die Sünder liebt, die einen lieben.
Matthäus 5,47: Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen, also die Heiden, dasselbe?
Beim Grüßen geht es hier darum, jemandem Schalom zuzusprechen, also Gottes Wohlwollen zu wünschen. Mit diesem Wunsch bringe ich mein Interesse am Leben des anderen zum Ausdruck und zeige ihm, dass ich herzlich mit ihm verbunden bin.
Wenn wir in Wort und Tat nur die lieben, die uns mögen, dann ist das in Gottes Augen nicht genug. Jeder Mafioso und jeder Atheist verhält sich genau so. Meine Kumpels im Blick zu haben, für sie da zu sein und ihnen in der Not beizustehen, ist nichts Besonderes. Meine Freundinnen aus dem Tennisklub im Krankenhaus zu besuchen oder ihnen beim Umzug zu helfen, ist ebenfalls nichts Besonderes.
Aber unser Leben soll besonders sein. Wir sind dazu berufen, nicht einfach nur das zu tun, was alle tun.
Der Anspruch einer überragenden Gerechtigkeit
Bitte erinnern wir uns an Jesu Worte in Matthäus 5,20: „Denn ich sage euch, wenn eure Gerechtigkeit nicht die der Schriftgelehrten und Pharisäer weit übertrifft, werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen.“
Jesus sagt das nicht einfach so dahin. Er meint es ernst. Seine Jünger sollen eine Gerechtigkeit vorleben, die weit über das hinausgeht, was ein Schriftgelehrter sich vorstellen kann. Ein Schriftgelehrter, der in seinem Denken eine Zweiklassengesellschaft kennt, nach dem Prinzip: Du sollst deinen Nächsten lieben, aber deinen Feind hassen.
Genau das gibt es im Denken der Jünger nicht. Sie folgen einem anderen Prinzip.
Noch etwas wird in diesen Versen deutlich: Nicht nur sollen wir unsere Feinde lieben, wir dürfen auch davon ausgehen, dass Gott uns eines Tages für unsere Mühe belohnen wird.
Die Belohnung für uneigennützige Feindesliebe
Es gibt keinen Lohn für „eine Hand wäscht die andere“, aber es gibt Lohn für „liebet eure Feinde“ (Lukas 6,35).
Doch liebt eure Feinde, tut Gutes und leiht, ohne etwas dafür zu erwarten. Euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein. Denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
Feinde zu lieben, ihnen Gutes zu tun und ihnen in ihrer Not das zu leihen, was sie zum Überleben brauchen – und das uneigennützig – das ist unser Auftrag als Christen. So hat es Gott selbst und der Herr Jesus vorgemacht. Wir als die Söhne des Höchsten eifern diesem Vorbild nach.
Wenn unser Gott gütig gegen die Undankbaren und Bösen ist – und das jeden Tag aufs Neue, weil er Raum für Einsicht und Umkehr schafft – dann sollen wir ihm in genau dieser Haltung nacheifern. Nicht nach dem Prinzip „eine Hand wäscht die andere“, sondern mit einer Liebe zu den Feinden, die sich an der Liebe Gottes zu mir orientiert.
Eine Liebe, die ans Kreuz gegangen ist. Eine Liebe, die uneigennützig war. Eine Liebe, die mich eingeladen hat, Gott in seiner Liebe zu erkennen.
Und euer Lohn wird groß sein. Gott liebt mich in seiner Großzügigkeit bereits, auch wenn ich noch Feind bin. Nachdem seine Liebe meinen Widerstand überwunden hat, nimmt er mich als Kind in seine Familie auf. Er zeigt mir, wie man als Sohn Gottes lebt, und gibt mir für diesen Lebensstil seinen Geist.
Wenn ich dann aus der Kraft und Weisheit, die mir Gott schenkt, im Auftrag Gottes meine Feinde liebe – also eigentlich nur das tue, was ich selbst erfahren habe – werde ich auch noch von ihm dafür belohnt, dass ich gehorsam war.
Wisst ihr, das ist eine Geschichte, die fast zu schön ist, um wahr zu sein.
Der Ruf zur Vollkommenheit
Aber lasst uns zum Schluss einen Blick auf diese Berufung werfen.
Matthäus 5,48: "Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist." Immer wenn ich diesen Vers beim Bibellesen wiederhole, denke ich, wie verrückt das klingt, was der Herr Jesus hier sagt: "Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist."
Auf der einen Seite ist es dasselbe, was wir auch im Alten Testament lesen, wenn Gott sagt: "Seid heilig, denn ich bin heilig." Doch mit diesem Anspruch werden drei Dinge deutlich.
Erstens: Ich bin auf einem Weg. Der Anspruch Gottes an mein Leben ist so hoch, dass ich ihn in diesem Leben nicht erreichen kann. Hanna hat völlig Recht, wenn sie in 1. Samuel sagt: "Keiner ist heilig wie der Herr." Stimmt! Gott in seiner Heiligkeit will mein Ziel sein, aber erreichen werde ich dieses Ziel erst in der Ewigkeit, wenn Gott selbst noch einmal Hand anlegt und mich verherrlicht.
Zweitens: Ich darf und soll der Heiligung nachjagen. Diese Haltung ist ein Kennzeichen einer echten Bekehrung. Wir haben es hier mit einem Gebot zu tun: "Ihr nun sollt vollkommen sein." Wie euer himmlischer Vater vollkommen ist – das ist kein Vorschlag, wie man auch leben könnte, sondern der Auftrag des Königs.
Drittens: Matthäus 5,48 ist das Ende aller Vorstellungen davon, dass ich mich selbst erlösen kann. Wenn Gottes Anspruch an mich seine eigene Herrlichkeit und Vollkommenheit ist, dann ist Rettung niemals durch gute Werke möglich. Dann ist Rettung entweder unmöglich oder man findet sie auf ganz andere Weise.
Deshalb heißt es bei Paulus in Römer 3,23-24: "Denn alle haben gesündigt und ermangeln der Herrlichkeit Gottes und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist."
Einladung zur Nachfolge und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dich heute neu Gott weihen. Versprich ihm, seinen Weg der Heiligkeit Schritt für Schritt, jeden Tag, zu Ende gehen zu wollen.
Das war es für heute. Ein Dankeschön an alle, die für meinen Computer gebetet haben – das Problem ist gelöst.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.
