Einführung und Kontext der Predigt
Die nächsten vier Wochen sind rappelvoll. Deshalb gibt es wieder klein gehackte Vorträge. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ihr hört die Vorträge zum Titusbrief von der Jugendpfingstfreizeit der Allgäuer Gemeinden.
Wir haben diese Zukunft, weil wir gerechtfertigte Menschen sind. Wir haben das Vorrecht, mit einem Geist zu leben, der direkt von Gott kommt, um uns durch dieses Leben hindurchzubringen.
Die Bedeutung guter Werke im christlichen Leben
Deshalb Vers 8: Das Wort ist gewiss, und ich will, dass du auf diesen Dingen festbestehst.
Und jetzt erwartet man an dieser Stelle doch wieder irgendwie hochgeistige Themen, oder? „Ich will, dass du auf diesen Dingen festbestehst.“ Und dann kommt: „damit die, welche Gott geglaubt haben, also wir, Sorge tragen, gute Werke zu betreiben.“
Mann, ist das langweilig – schon wieder gute Werke. Das hört ja nicht auf mit den guten Werken.
Gleichzeitig möchte ich euch die Frage stellen: Ist das in deinem Leben ein Fokus? Setzt du dich wenigstens einmal die Woche hin, und steht das wenigstens an einer Stelle auf irgendeiner deiner Gebetslisten: Wie kann ich mehr gute Werke tun? Ganz praktisch, nicht so dieses Abnicken, „ja, grundsätzlich wäre das für Christen gut, wenn sie gute Werke tun würden.“ Das weiß jeder, aber tust du es?
Wenn ich dich frage: Was sind die guten Werke der letzten Woche, die du einfach neu dazugenommen hast? Oder des letzten Monats oder des letzten halben Jahres? Wo bist du jetzt gerade dran, gute Werke zu tun? Wo überlegst du dir aktiv: Wie kann ich anderen Menschen zum Segen werden?
Dann verspreche ich euch, dass die meisten von euch diesen Gedanken nie gedacht haben. Weil gute Werke unter uns einfach kein Thema sind. Man tut sie entweder mehr oder weniger zufällig, weil man halt mitmacht, was andere machen: Hier ist ein Verteilansatz, da verteile ich mit, hier sind irgendwie Bedürftige, da wird irgendwas gepackt, da wird eine Suppe gekocht. Und auch so mache ich halt mit.
Aber jetzt mal so ganz ehrlich: Was hier steht, ist, dass du auf diesen Dingen festbestehst, damit die, welche Gott geglaubt haben, Sorge tragen – also ein richtiges Anliegen dafür haben. Du sollst sagen: Ich bin Salz der Erde, und man soll Gott in meinem Leben daran erkennen, dass ich gute Werke tue.
Also mal richtig überlegen: Wie kann ich mehr gute Werke tun? Was brauchen die Menschen um mich herum? Wie kann ich ihnen dienen? Das ist das, was hier steht.
Und dann schließt er das ab und sagt: Dies, nämlich diese Sorge um gute Werke, das ist Zentrum von Christsein, nicht Gottesdienst.
Dies ist gut und nützlich für die Menschen. Bitte nehmt das mit: Einmal eins des Glaubens für Gangster und Faulpelze. Und unterm Strich spielt das Thema gute Werke, Besonnenheit und einfach lieb mit Menschen umgehen, das ist dann schon fast alles.
Umgang mit Irrlehrern und Gemeindeordnung
Kommen wir zum Schluss des Titusbriefes. Der Abschluss richtet sich noch einmal an die Irrlehrer.
Wir hatten am Anfang bereits erwähnt, dass Titus die Aufgabe bekommt, Älteste einzusetzen. Warum Älteste? Weil es Irrlehrer gibt. Woher kommen diese Irrlehrer? Sie haben einen stark jüdischen Hintergrund. Das bedeutet, sie vertreten die Idee, dass Christsein sich nicht allein auf Jesus ausrichten darf und dass man nicht einfach nur die Gerechtigkeit aus Glauben suchen kann, ohne jüdisch-kulturelle Vorschriften zu beachten. Diese Irrlehrer verkünden, dass genau das notwendig sei.
Paulus sagt nun: Ihr müsst etwas dagegen tun. Diese jüdischen Irrlehrer haben großen Einfluss und müssen entfernt werden. Dafür braucht man Älteste, die kompetent in Lehrfragen sind, um dem entgegenzuhalten.
Abschließend geht es noch einmal um die Frage: Wie geht man mit Leuten um, die in Gemeinden Schwierigkeiten verursachen? Dieses Thema ist eigentlich eher für Älteste relevant, aber auch für alle anderen wichtig zu wissen. Vor allem solltet ihr wissen, dass, wenn ihr selbst einmal Stress in Gemeinden macht, man so mit euch umgehen wird. Das war ebenfalls eine wichtige Botschaft.
Leitungsaufgabe: Streitfragen und Gemeindeeinheit bewahren
Fangen wir also folgendermaßen an: Vers neun.
„Törichte Streitfragen aber und Geschlechtsregister und Zenkereien und gesetzliche Streitigkeiten vermeide.“
Das ist eine Anweisung an jemanden, der in leitender Verantwortung in der Gemeinde dient – und zwar sogar übergemeindlich. Titus soll schließlich in verschiedenen Gemeinden Älteste einsetzen. Das ist also absolute Leitungspriorität.
Mein Job als Leiter ist es, dafür zu sorgen, dass bestimmte Themen in meiner Gemeinde nicht besprochen werden. Hier steht „vermeide“, und das ist ein Imperativ. „Vermeide“ bedeutet, dass es Themen gibt, über die eine Diskussion in der Gemeinde weder nützlich noch sinnvoll ist.
Das klingt vielleicht merkwürdig, weil wir in Gemeinden leben, die so demokratisch geprägt sind, dass jeder noch so unbedeutende Mensch irgendeine Frage aufwerfen darf. Das ist aber nicht biblisch. Es gibt Themen, die in einem gemeindlichen Kontext nichts verloren haben. Sie sind, wie es hier heißt, unnütz und wertlos.
Das heißt: Im gemeindlichen Miteinander muss ich als Leiter mir die Frage stellen, ob das, was gerade unter uns diskutiert wird – vielleicht ein Thema, das einzelne Leute in die Gemeinde hineingebracht haben – wirklich wichtig ist. Es sind ja meistens einzelne Personen, die sagen: „Ich habe da ein neues Thema, darüber müssen wir unbedingt als Gemeinde reden, das ist ganz, ganz wichtig. Ich habe da ein YouTube-Video gesehen, das hat mich völlig überzeugt, und jetzt müssen wir mal ganz grundsätzlich darüber sprechen.“
Solche Themen kommen oft in kleinen Gruppen, hauskreisartig, auf. Dann merkt man als Ältester schon: Was ist denn da los? Wer macht sich da in der Gemeinde breit?
Deshalb müssen wir uns zuerst einmal klarmachen: Älteste haben das Recht zu sagen, womit wir uns in der Gemeinde nicht beschäftigen wollen.
Ich weiß, das klingt sehr autoritär, und dieses Recht kann sicher auch falsch ausgeübt werden. Aber zunächst einmal ist dieses Recht da.
Beispiele für unerwünschte Diskussionsthemen
Was sind das für Dinge? Zum Beispiel törichte Streitfragen. Es gibt Diskussionen, die einfach dumm sind. Das muss man auch so sagen: Das, was hier diskutiert werden soll, ist einfach dumm.
Wir denken oft, dass es keine dummen Fragen gibt. Doch es gibt sogar dumme Themen. Manche Themen sind so wertlos, dass wir in Gemeinden nicht darüber sprechen sollten.
Törichte Streitfragen und Geschlechtsregister sind solche Themen. Beim Begriff Geschlechtsregister merkt man schon, dass es sich um Spitzfindigkeiten handelt. Ich suche dann zwischen den Zeilen von Namenslisten, um vielleicht noch etwas Theologie herauszuholen.
Man muss wissen, dass der Begriff Geschlechtsregister durchaus auch von Juden breiter verwendet wurde. Dabei können auch Teile des Alten Testaments, zum Beispiel die Genesis, gemeint sein.
Wichtig ist nur: Es gibt biblische Themen, die so pillepalle sind, dass man einfach sagt, darüber sprechen wir nicht. Ich verschwende meine Zeit nicht, und wir verschwenden als Gemeinde unsere Zeit nicht damit.
Dann gibt es Themen, die nicht inhaltlich schwierig sind, sondern schwierig, weil sie in die Gemeinde etwas hineinbringen, was ich nicht hineinbringen will: nämlich Zankereien und gesetzliche Streitigkeiten.
Priorität der Einheit in der Gemeinde
Wenn ein Thema Streit in meine Gemeinde bringt, muss ich mir überlegen, was mein höchstes Schutzziel ist. Als Leiter ist es meine Aufgabe, diese Entscheidung zu treffen.
Ist mein höchstes Schutzziel, Epheser 4,3 zu leben, also die Einheit zu bewahren, die Gott geschenkt hat? Oder ist es mein Ziel, jedes Thema bis zum Schluss durchzudiskutieren – egal, welche Spannungen, Streitigkeiten und Verwerfungen dadurch in die Gemeinde kommen?
Wenn ich merke, dass ein Thema Zank in der Gemeinde verursacht, habe ich als Leiter das Recht zu sagen: Dieses Thema kommt jetzt auf die Blacklist. Über dieses Thema werden wir nicht mehr reden. Warum? Weil es uns nicht gut tut.
Man könnte es auch anders formulieren: Wir sind als Gemeinde einfach gerade nicht reif genug, um über so ein Thema zu sprechen. Versteht ihr? Ich habe als Leiter das Recht, so zu entscheiden.
Das gilt besonders bei gesetzlichen Streitigkeiten. Das heißt, wenn Leute aus dem Alten Testament irgendein Thema herausnehmen, das meiner Meinung nach niemandem wirklich gut tut.
Ich habe hier Menschen in der Gemeinde, die durch einen jüdischen Hintergrund eine starke Fixierung auf Gesetze und Geschlechtsregister haben. Das gilt aber grundsätzlich auch für moderne Themen. Wenn jemand kommt und ich merke, dass das nur Streit und Zank in meine Gemeinde bringt oder niemandem gut tut, dann muss ich einfach sagen: Darüber reden wir nicht. Das vermeide ich.
Ich kann euch als junge Christen nur ganz grundsätzlich raten: Vermeidet solche Themen. Du musst dich nicht mit Dingen auseinandersetzen, die seit, ich weiß nicht, 1500 Jahren in der Kirchengeschichte kontrovers diskutiert werden.
Meinst du wirklich, dass du jetzt die Lösung findest? Meinst du wirklich, dass an dieser Stelle dein persönlicher Durchbruch im Heiligungsleben liegt? Wahrscheinlich eher nicht. Glaub mir, wahrscheinlich eher nicht.
Abschluss und Ausblick
Das war's für heute. Mein Tipp: Lies das Kapitel im Titusbrief, das heute dran war, noch einmal in Ruhe durch. Lass dich von Gottes Geist inspirieren.
In der nächsten Episode geht es mit dem Titusbrief weiter. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.