Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 302: Wenn Verlorenheit berührt.
Einführung in das Thema Evangelisation
Kommen wir mit dieser Episode zu einem ganz anderen, neuen Thema: Evangelisation beziehungsweise Mission.
Bevor wir uns in den nächsten Episoden anschauen, was Jesus seine Jünger in puncto Evangelisation alles lehrt, möchte ich zuerst mit euch einen Blick in das Herz des Messias werfen.
Matthäus 9,35-38: Jesus zog umher durch alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, predigte das Evangelium des Reiches und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen.
Als er die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Dann spricht er zu seinen Jüngern: „Die Ernte zwar ist groß, die Arbeiter aber sind wenige. Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussendet in seine Ernte!“
Jesu Dienst und seine innere Betroffenheit
Jesus ist wieder unterwegs. Er lehrt in den Synagogen, predigt das Evangelium vom Reich Gottes und heilt. Dabei heilt er genau genommen jede Krankheit und jedes Gebrechen. Eigentlich klingt das sehr gut.
Dennoch ist Jesus alles andere als zufrieden. Sein Dienst nimmt Fahrt auf, und menschlich betrachtet hat er Erfolg. Doch er sieht noch etwas anderes. Was er sieht, macht ihn traurig.
In Matthäus 9,36 heißt es: „Als er aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren, wie Schafe, die keinen Hirten haben.“
Jesus ist hier „innerlich bewegt“ über die Volksmengen. Dabei geht es ihm nicht nur um die Kranken oder Besessenen. Es sind alle Menschen, die ihn betroffen machen – auch die Gesunden, die Reichen und die Erfolgreichen.
Die besondere Bedeutung von „innerlich bewegt“
Das Besondere an dem Wort, das hier mit „innerlich bewegt“ übersetzt wird, ist Folgendes: Außer in zwei Gleichnissen, in denen damit Gottes Mitgefühl illustriert wird, wird dieses Wort ausschließlich benutzt, um die Bestürzung des Herrn Jesus zu beschreiben.
Zehnmal lesen wir in den Evangelien vom innerlichen Bewegtsein des Herrn Jesus. Hier zwei Beispiele:
Markus 8,1-2: „Als in jenen Tagen wieder eine große Volksmenge da war und nichts zu essen hatte, rief er seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Ich bin innerlich bewegt über die Volksmenge, denn schon drei Tage harren sie bei mir aus und haben nichts zu essen.“
Lukas 7,12-13: „Und wir kennen den Text schon: Als er sich aber dem Tor der Stadt näherte, siehe, da wurde ein Toter herausgetragen, der einzige Sohn seiner Mutter, und sie war eine Witwe. Eine zahlreiche Volksmenge aus der Stadt war mit ihr. Als der Herr sie sah, wurde er innerlich bewegt über sie und sprach zu ihr: Weine nicht!“
Innerlich bewegt bedeutet hier, dass jemand erschüttert ist, weil er mitbekommt, wie es anderen Menschen geht. Hier trifft der Schöpfer in der Gestalt eines Menschen auf Menschen, die er als Sein Ebenbild geschaffen hat, und ist tief erschüttert darüber, was aus ihnen geworden ist und in was für schlimmen Umständen sie leben.
Die messianische Betroffenheit als Vorbild
Ich hoffe, wir Männer erkennen, dass der Messias über eine reife Emotionalität verfügt, an der wir uns gern ein Vorbild nehmen dürfen. Betroffenheit ist zutiefst messianisch.
Wenn wir auf echte Not stoßen, dürfen wir uns im Innersten von ihr berühren lassen. Oder darf ich es noch deutlicher sagen? Wenn uns die Verlorenheit anderer Menschen nicht mehr tief bewegt, sollten wir uns dringend fragen, woran das liegt, wie das sein kann und was mit uns nicht stimmt.
Achtung: Ich bin nicht der Meinung, dass alle Probleme automatisch meine Probleme sind. Das war nicht die Haltung des Herrn Jesus. Er war kein Opfer seines Helfer-Syndroms, aber er war innerlich bewegt und erschüttert.
Die Ursache der inneren Bewegung Jesu
Und was hat ihn so bewegt?
Matthäus 9,36: Als er aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren, wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Die Frage war: Was hat ihn so bewegt? Die Antwort lautet: der geistliche Zustand der Menschen.
Der Herr Jesus vergleicht die Volksmengen mit Schafen – aber nicht mit gesunden Schafen, die einen Hirten haben, der ihnen vorangeht und sich um sie kümmert, sondern mit Schafen, die keinen Hirten haben.
Ich denke, es ist klar, dass es bei dem Bild vom Hirten um Gott geht. Es gibt genügend Stellen im Alten Testament, die diesen Bezug herstellen.
Psalm 23,1: Ein Psalm von David: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Oder Hesekiel 34,15: Ich selbst – und hier spricht Gott – ich selbst will meine Schafe weiden und ich selbst will sie lagern, spricht der Herr.
Die Not der Menschen ohne guten Hirten
Jesus sieht Menschen, die ihr Leben ohne die Leitung und Fürsorge des guten Hirten führen. Und wie das bei Schafen nun einmal ist: Schafe kommen alleine nicht zurecht. Ziegen dagegen schon, aber Schafe nicht. Deshalb beschreibt Jesus sie als erschöpft und verschmachtet.
Er sieht die Menschen und erkennt, wie sie ihr Leben ohne Gott führen. Sie bemühen sich zwar, doch am Ende gehen sie ohne Gott zugrunde. Für ein gelungenes Leben braucht der Mensch eine Beziehung zu Gott.
Diese Botschaft spricht Jesus in der Bibel aus. Oder wie Petrus es über die Bekehrung von Heiden sagt: "Denn ihr gingt in die Irre wie Schafe, aber ihr seid zurückgekehrt zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen" (1. Petrus 2,25).
Die Gefahr und Hoffnung für Menschen ohne Hirten
Das sind wir, Zurückgekehrte: Wie Schafe ohne Hirten sind wir leichte Beute für Raubtiere. Wir verlaufen uns, verheddern uns im Gestrüpp und verletzen uns. So ergeht es Menschen ohne Gott. Sie sind orientierungslos und leichtes Ziel für die Tricks des Teufels, die Lügen des Zeitgeistes oder die bösen Begierden, mit denen die Sünde sie lockt.
Gibt es Hoffnung für verlorene Menschen? Die Antwort ist sonnenklar: Natürlich gibt es Hoffnung, denn es gibt das Evangelium.
Die Herausforderung der Evangelisation heute
Aber dann lesen wir Matthäus Kapitel 9, Vers 37: Da spricht Jesus zu seinen Jüngern: „Die Ernte ist groß, aber die Arbeiter sind wenige.“
Bis heute gibt es nicht genug Arbeiter. Das sind Menschen, die anderen Menschen das Evangelium predigen und mit ihrem Leben auf Gott hinweisen.
Ich vermute, dass der Grund dafür darin liegt, dass viele Christen zwar die Verlorenheit anderer Menschen begreifen, aber in ihrem Innersten nicht tief genug davon ergriffen sind. Wie leicht sehen wir die Verlorenheit, doch zucken nur mit den Achseln.
Ich merke jedenfalls, dass es da einen riesigen Unterschied zwischen mir und Jesus gibt. Und ich ahne, dass das geistlich nicht gesund ist.
Das Gebet um Arbeiter in der Ernte
Und das Mindeste, was ich tun kann, hört sich so an.
Matthäus Kapitel 9, Vers 38: „Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussendet in seine Ernte.“
Das ist das Mindeste, was ich tun kann: dass ich bete, bete, dass Gott Arbeiter in seine Ernte aussendet. Eine Ernte, von der unser Herr Jesus sagt, dass sie groß ist.
Und wenn sie damals groß war, obwohl viele Juden diesen Rabbi aus Nazaret ablehnten und sich faktisch gar nicht so viele Juden bekehrt haben, dann blickt Jesus hier wahrscheinlich über Israel hinaus. Er hat all die Menschen im Blick, die sich einmal bekehren werden.
Die Ernte ist groß, die Arbeiter sind wenige. Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussendet in seine Ernte.
Schlussgedanken und Einladung zum Gebet
Das kann, wie wir sehen werden, ein gefährliches Gebet sein. Gefährlich deshalb, weil Gott manchmal genau den sendet, der gerade um mehr Arbeiter bittet.
Was könntest du jetzt tun? Ganz einfach: Bitte um mehr Evangelisten, mehr Missionare und mehr Christen mit guten Ideen, um das Evangelium unter die Leute zu bringen.
Das war's für heute. Bete gern für meinen Dienst, damit er vielen Menschen zum Segen wird.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und schenke dir seinen Frieden. Amen.
