Liebe Freunde, manchmal ist es wirklich viel, was Gott den Menschen zumutet – einzelnen Menschen und ganzen Völkern. Ein Beispiel dafür sind Mose und das Volk Israel.
In den letzten Predigten habe ich euch erzählt, dass Israel, das auserwählte Volk Gottes, in der Sklaverei in Ägypten war. Mose, der auserwählte Knecht Gottes, war ebenfalls in der Sklaverei in Ägypten. Er hatte einen Ägypter erschlagen und war deshalb in der Wüste untergetaucht.
Nach 40 Jahren holt Gott ihn aus der Versenkung. Er gibt ihm einen Auftrag und sagt zu ihm: „Geh zurück nach Ägypten zum Pharao und verlange von ihm, dass er mein Volk Israel freilässt.“
Gottes Auftrag an Mose und die Rolle des Menschen
Das ist eindeutig ein politischer Auftrag. Manche Leute sagen, die Kirche solle sich um den Himmel kümmern, um die Seelen, um die alten Leute und eventuell noch um die Kranken. Die Pfarrer sollen das reine Evangelium predigen, sich aber um Gottes Willen nicht in die Politik einmischen.
Mose soll sich nach Gottes Willen in die Politik einmischen. Er soll selbst keine Politik machen, sondern Gott will das machen, Gott ganz allein. Mose soll weiter gar nichts tun außer mitmachen. Er soll sich als Werkzeug für Gottes weltpolitische Pläne zur Verfügung stellen.
Selbstverständlich käme Gott auch ohne Mose zurecht. Gott ist doch nicht auf Menschen angewiesen, schon gar nicht auf so einen wie ihn. Auf diesen ehemaligen Mörder könnte Gott allemal verzichten, genauso wie auf dich oder auf mich. Er könnte, aber er will nicht. Gott will, um seinen Willen in dieser Welt durchzusetzen, dich als seinen Mitarbeiter.
Ich weiß nicht, warum das so ist, aber es ist so: Gott braucht dich. Er braucht dich zum Beispiel dazu, deinen Kumpel, deinen Nächsten zu bekehren. Selbstverständlich könnte Gott es auch irgendwie einrichten, dass der andere sich bekehrt, auch ohne dich. Aber nein, Gott tut es nicht ohne dich, er braucht deine Mithilfe.
Und wenn du deinem Kumpel nichts von Gott erzählst, wenn er aus deinem Munde nichts von Gott erfährt, wird er aus Gottes Mund auch nichts erfahren, denn Gott hat keinen Mund. Er hat nur unseren Mund hier auf dieser Erde.
Sicher könnte Gott bloß mit dem Finger schnippen, und schon müsste der Pharao kuschen, und das Volk Israel wäre in der nächsten Sekunde frei. Aber Gott schnippt nicht einfach mit dem Finger wie ein Zirkusdirektor, vor dem alle Männchen machen müssen. Gott will keine Marionetten, er will Mitarbeiter.
Er will verantwortungsbewusste und handelnde Mitarbeiter haben, die mit ganzem Herzen Ja sagen zu Gottes Plänen und mit ganzer Kraft das tun, was Gott will. Deshalb schnippt Gott auch nicht mit dem Finger, bis Mose stramm steht. Mose bekommt nicht einfach einen Befehl hingeknallt, und dann muss er losgehen.
Gott will den Menschen nicht als Marionette, sondern als Mitarbeiter. Deshalb gewährt Gott dem Menschen erstens das Mitspracherecht – Gott lässt mit sich reden – und zweitens das Streikrecht – Gott zwingt niemanden zur Mitarbeit.
Mose streikt erstens, weil er Angst vor dem Pharao hat. Es geht ihm die Muffe, weil er befürchtet, dass er bei dieser Befreiungsaktion seinen eigenen Kopf verlieren könnte.
Mose ringt mit Gottes Auftrag
Der Mose kennt die Brutalität des ägyptischen Unterdrückers sehr genau. Er kennt das Leid des versklavten Volkes Israel und er kennt den Auftrag Gottes, für Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit einzutreten.
Aber mit Politik will er nichts zu tun haben. Deshalb lautet sein Abendgebet: Lieber Gott, mach mich blind, dass ich nicht die Wahrheit finde. Lieber Gott, mach mich taub, dass ich niemandem mehr glaube. Lieber Gott, mach mich stumm, dass ich nicht ins Gefängnis komme.
Doch Mose sträubt sich nicht nur aus Angst vor diesem Auftrag, sondern er hat auch vernünftige, realpolitische Einwände. Erstens ist er seit vierzig Jahren Schafhirte. Schafe zu hüten kann er, aber mit einem König in feiner, diplomatischer Sprache zu verhandeln, dafür fehlt ihm die nötige Art.
Zweitens werden Schafhirten von Königen normalerweise gar nicht empfangen. Drittens würden sie ihn spätestens an der Grenze oder beim Betreten des Palastes festnehmen. Viertens kennt er das Volk, das er befreien soll, überhaupt nicht. Er war ja 40 Jahre lang nicht mehr dort. Fünftens kennt das Volk ihn auch nicht. Sechstens hat er keine organisierte Schlägertruppe. Siebtens hat er kein Geld zur Bestechung und so weiter und so fort.
Er hat nichts und er ist nichts – also was soll's?
Genau deswegen sagt Gott: Genau deswegen will ich dich als meinen Mitarbeiter haben. Ich verlange von dir, sagt Gott zu Mose, dass du dich in die Politik einmischst. Aber ich verlange von dir, dass du nicht die üblichen Methoden der Politik benutzt. Du brauchst keine Schlägertruppe, und du brauchst kein Bestechungsgeld.
Bei mir, sagt Gott, brauchst du nur eines: Vertrauen.
Denn ich will mit dir sein. (2. Mose 3,12)
Gottes Zusage und Mose’s Zweifel
Trotz der gewaltigen Zusage Gottes an Mose, „Ich will mit dir sein“, ist Mose nicht begeistert. Es erscheint ihm als Wahnsinn, als Einzelner gegen ein straff organisiertes Staatsgefüge aufzutreten.
Jeder vernünftige Mensch kann von Anfang an sagen, dass das zum Scheitern verurteilt sein muss.
Gottes Geduld mit Mose
Gottes Antwort auf die Zweifel von Mose: Ich werde mit dir sein.
Viermal weigert sich Mose, den Auftrag Gottes anzunehmen. Immer wieder geht Gott auf diesen Menschen ein und redet mit dem sich wehrenden, protestierenden Mann.
Zum Schluss bringt Mose sein Hauptargument vor. Er behauptet, er sei nicht der richtige Mann für den Auftrag, weil er nicht richtig reden könne. Er sagt, er habe eine schwere Zunge und sei Stotterer.
Da wird Gott schon etwas nervös und fragt: Wer hat denn dem Menschen den Mund geschaffen? Habe ich es nicht getan, der Herr? So geh nun hin! Ich will mit deinem Munde sein und dich lehren, was du sagen sollst.
Mose antwortet trotzdem: Herr, sende, wen du willst, bloß nicht mich.
Da schimpft Gott mit Mose und sagt: Ja, denkst du denn, ich habe das nicht alles genau überlegt? Ich kenne deine Sprachschwierigkeiten. Aber du hast doch einen Bruder, den Aaron, und der hat ein flottes Mundwerk. Den habe ich schon bestellt, er ist schon unterwegs. Das ist alles schon eingefädelt. Den wirst du treffen.
Und so heißt es in Vers 15: Er wird zu dir kommen, und ich werde euch lehren, was ihr tun sollt. Er soll für dich zum Volk reden, und er soll dein Mund sein.
Endlich macht sich Mose auf den Weg. Er trifft Aaron, so wie Gott es vorausgesagt hat. Gemeinsam gehen sie zum Pharao.
Sie sagen nun in Kapitel 5, Vers 1 zum Pharao: Lass mein Volk ziehen, damit es mir ein Fest halte in der Wüste.
Die Konfrontation mit dem Pharao und die Folgen
Darauf sagt der Pharao: Da spielt sich überhaupt nichts ab. Erstens erkenne ich keinen Gott Israels, zweitens hat er mir überhaupt nichts zu sagen, und drittens habt ihr wohl nicht alle Tassen im Schrank. Ein Fest wollt ihr feiern?
„Ihr geht es zu gut“, sagt der Pharao. „Ihr habt nicht genug zu tun, das ist alles. Aber da kann ich euch helfen.“
Er erlässt sofort eine Anordnung, in der steht, man solle die Leute mit Arbeit bedrücken, damit sie zu schaffen haben und sich nicht um falsche Reden kümmern. Mit der Freiheit war es also Essig. Stattdessen gibt es jetzt nur Ärger.
Bisher bekam das Volk Israel für die Ziegelproduktion, die sie zu leisten hatten, Lehm und Stroh zur Verfügung gestellt. Ab sofort muss Israel sich das Stroh selbst beschaffen. Das heißt, die Materiallieferung wird gesperrt, die Norm bleibt jedoch bestehen. Israel geht es schlechter als je zuvor.
Das Volk mault gegen Mose, und Mose mault gegen Gott, so nach dem Motto: „Ich habe es ja gleich gesagt. Alle sind sauer, außer dem Pharao.“
Der Pharao hat die erste Runde gegen Gott gewonnen, aber die letzte Runde entscheidet. Die nächsten neun Runden enden alle unentschieden. Gott schickt nacheinander neun Plagen, vom Hagel bis zu Heuschrecken, die das Land kahl fressen.
Doch der Pharao weigert sich stocksteif, das Volk Israel in die Freiheit zu entlassen.
Die zehnte Plage und das Passahlamm
Und erst bei der zehnten Runde ist der Pharao k.o. So kam es: Gott ließ alle Erstgeburten in Israel sterben, also alle zuerstgeborenen Menschen und Tiere mussten sterben.
Dieses Strafgericht hatte Gott vorher angekündigt. Er sagte, dass das Gericht kommen würde, und erklärte auch, wie man diesem Gericht entkommen kann. Die Israeliten, so spricht Gott zu seinem Volk, sollten ein Lamm schlachten und das Blut des Lammes an die Pfosten ihrer Türen streichen.
Das Blut sollte das Zeichen an den Häusern sein, in denen sie wohnen. Gott sagt: „Wo ich das Blut sehe, will ich an euch vorübergehen, und die Plage soll euch nicht treffen.“
In jener Nacht starben alle zuerstgeborenen Menschen und Tiere Ägyptens. Aber bei Israel wurde kein Haar gekrümmt, denn Israel stand unter dem Schutz des Blutes. Wo Gott das Blut sieht, will er vorübergehen.
Die Bedeutung des Blutes Jesu für die Bekehrung
Was die Menschen damals erlebt haben, werden wir alle auch noch einmal erleben. Gott sagt dir, dass er kommen wird und dass am Ende der Tage das Jüngste Gericht stattfinden wird. Er erklärt dir auch, wie du diesem Gericht entkommen kannst – nämlich durch das Blut von Jesus.
Zur Stunde, als in Jerusalem die Passahnacht gefeiert wurde, ist Christus am Kreuz gestorben. Er hat sein Blut für die Schuld aller Menschen vergossen und wird deshalb als das Lamm Gottes bezeichnet. In der Bibel steht, dass das Blut von Jesus Christus uns frei macht von aller unserer Sünde. Das Blut soll euer Zeichen sein: „Wo ich das Blut sehe, will ich an euch vorübergehen.“
Wenn du dich nicht unter den Schutz des Blutes von Christus stellst, bist du im Gericht verloren. Du stirbst den ewigen Tod. Aber Gott will das nicht. Er will, dass du lebst, dass du ein Leben hast, das dir Freude macht, und dass du dann in Ewigkeit mit ihm leben kannst.
Das steht ausdrücklich in der Bibel: Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Der Pharao wollte nicht. Die Frage an dich, an jeden Menschen ist: Willst du dich bekehren? Pharao wollte nicht. Erst als die Katastrophe kam und die Erstgeburt gestorben war, änderte er seine Meinung. Aber das war keine echte Bekehrung. Er handelte aus Angst vor Gott. Und Angst ist kein gutes Bekehrungsmotiv.
Gott möchte, dass du dich bekehrst – und zwar heute. Aber er will nicht, dass du dich aus Angst bekehrst. Gott hat dich lieb, du bist sein Kind, und du bist ihm davongelaufen. Nun sagt er zu dir: Komm wieder nach Hause.
Bekehrung heißt, du gehst einfach nach Hause. Gott gibt dir die Chance, aus der Sklaverei deiner Sünde herauszukommen. Du brauchst dich nicht mehr kaputtzusaufen, dich nicht mehr zu Tode zu schämen und nicht immer wieder denselben Fehler zu machen. Du kannst heimkommen, dein Leben kann wieder gut werden.
Aus der Nacht des Todes wirst du auferstehen zum ewigen Leben!
Der Auszug aus Ägypten und die Irrfahrt durch die Wüste
Noch in der Nacht, in der die Erstgeburt Ägyptens stirbt, beginnt der große Freiheitsmarsch der Juden. Nach 430 Jahren Sklaverei ziehen 600 Männer, ohne die Frauen und Kinder gerechnet, in die Freiheit.
Seltsamerweise führt der Weg nicht direkt in das verheißene Land Kanaan. Stattdessen geht es zunächst in eine Sackgasse. Denn statt nach Norden, wo man eigentlich hinwollte, führt Mose das Volk auf Befehl Gottes erst nach Osten. Dann folgt ein neuer Befehl: Abschwenken nach Süden, also in die entgegengesetzte Richtung, in der die Freiheit liegt.
Alle fragen sich: Ist Mose eigentlich verrückt geworden? Die Ägypter, die ihre Beobachtungsposten hinterhergeschickt haben, sehen den Zickzackkurs des Volkes Israel in der Wüste mit großer Befriedigung. Sie melden dem Pharao zu Hause: Israel ist so dämlich, den Weg zu finden. Sie torkeln durch die Wüste wie Betrunkene, ihre Religion hat sie verblödet.
Daraufhin ruft der Pharao aus: "Auf die Pferde, Kameraden, wir holen Israel wieder zurück!" Damit sind die Israeliten in großer Gefahr.
Man muss sich die Situation vorstellen: Vor ihnen liegt die glühende Wüste. Wenn sie hineingehen, drohen Hunger und Durst. Links liegt das Schilfmeer, in dem sie ertrinken müssten. Rechts erhebt sich ein großes Gebirge. Selbst wenn sie es überqueren könnten, wäre auf der anderen Seite nur wieder Ägypten – und hinter ihnen die ägyptische Armee.
Mit anderen Worten: Israel sitzt in einer klassischen Falle.
Gottes Führung in ausweglosen Situationen
Und was ist das nun eigentlich für ein Gott, der sein eigenes Volk in so eine Situation führt? Es ist jedenfalls nicht der liebe Gott, der nur dafür sorgt, dass unser Leben reibungslos verläuft. Gott trägt seine Kinder nicht auf Schlaraffen-Matratzen ins Paradies.
Wenn du an Gott glaubst, wirst du in Situationen kommen, in denen Gott dich in Schwierigkeiten führt, aus denen du keinen Ausweg siehst. Für Israel gibt es keinen Ausweg, und das Volk gerät in Panik. Die Volksmassen protestieren gegen Mose mit lauten Stimmen. Sie treten vor ihn und sagen: „Warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast? Haben wir dir nicht schon in Ägypten gesagt: Lass uns in Ruhe? Wir wollen in Ägypten dienen. Es wäre besser für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben.“
In solchen Fällen könnte man ja zum Menschenvereichter werden. Mose reißt sich ein Bein aus, um dieses Volk in die Freiheit zu führen, und plötzlich tun sie so, als ob ihnen die Sklaverei schon immer lieber gewesen wäre als die Freiheit.
Mose geht auf diese törichten Reden überhaupt nicht ein. Er versteht, dass sie durchdrehen. Sie sind erst ein paar Tage in der Freiheit, und nun scheint alles schon wieder vorbei zu sein. Denn jetzt, wo die geballte Macht der Ägypter anrückt, ist alles verloren – das sieht sogar ein Blinder.
So ist es schon immer gewesen: Der Blick auf die Gewalt vernebelt den Blick auf Gott. Dann schrumpft der Glaube, und was übrig bleibt, ist Angst. In einer solchen Situation ist jedes Argumentieren sinnlos. Mose argumentiert nicht, er predigt.
Glaubensgewissheit in der Bedrängnis
2. Mose 14,13-14: Er sagt: „Fürchtet euch nicht! Steht fest und seht zu, wie der Herr euch heute helfen wird. Denn wie ihr die Ägypter heute seht, werdet ihr sie niemals wiedersehen. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.“
Nach meinem Urteil gehören diese Sätze zu den schönsten, die in der Bibel stehen. Ich wünsche euch, dass ihr solche Sätze auswendig könnt, damit ihr sie euch vorsagen könnt, wenn ihr einmal nicht weiterwisst.
„Fürchtet euch nicht! Steht fest und seht zu, wie der Herr euch heute helfen wird. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.“ Das ist Glaubensgewissheit.
Mose sieht auch noch keine Lösung. Er weiß noch nicht, wie es weitergehen soll. Er weiß nur eines: Gott ist der Herr über jede Situation – über jede.
Weißt du, es gibt Situationen, da kannst du nichts mehr machen. Und da sollst du auch nichts mehr machen. Dann lass Gott machen, lass dich in seine Hände fallen. Lass das Jammern, lass das Protestieren. Hör auf, dich mit Gott zu streiten. Sei still und sieh zu, was Gott aus deiner Situation macht.
Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein. Ihr werdet staunen.
Gottes Wunder am Schilfmeer
Schon kommt der nächste Befehl Gottes an Mose: Sag den Kindern Israel, dass sie weitermarschieren sollen.
Manchmal gibt Gott Befehle, die auf den ersten Blick sinnlos erscheinen. Angesichts der Realität wirkt das Gotteswort fast wie eine Illusion. Was heißt hier „weitermarschieren“? Du lieber Gott, wohin denn? Vielleicht ins Wasser?
„Genau“, sagt Gott. Er sagte zu Mose: „Hebe deinen Stab und recke deine Hand über das Meer.“
Als Mose seine Hand über das Meer reckte, ließ der Herr das Wasser durch einen starken Ostwind die ganze Nacht zurückweichen. Das Meer wurde trocken, und die Wasser teilten sich. Die Kinder Israel gingen mitten ins Meer hinein auf dem trockenen Grund. Das Wasser bildete ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken.
Die Ägypter, die hinterherjagen wollten, steckten mit ihren schweren, gepanzerten Wagenrädern im Schlamm fest. Dann flutete das Wasser zurück, und die gesamte Armee wurde vernichtet.
Vers 30: So errettete der Herr an jenem Tag Israel aus der Hand der Ägypter, und sie sahen die Ägypter tot am Ufer des Meeres liegen.
So erlebte Israel die mächtige Hand, mit der der Herr an den Ägyptern gehandelt hatte. Das Volk fürchtete Gott, und sie glaubten ihm.
Zweifel und Glaube im Angesicht des Wunders
Natürlich kommen jetzt wieder alle Klugscheißer, die uns etwas einreden wollen. Sie behaupten, das wäre gar kein Wunder gewesen, sondern alles ganz natürlich zu erklären. Erstens durch den Ostwind, der die ganze Nacht wehte, und zweitens hat die Forschung festgestellt, dass sich der Wasserstand im Roten Meer manchmal um 3,3 Meter verringert – und so weiter und so fort.
Das sind genau die gleichen Leute, die zwölf Stunden vorher noch geschworen hätten, dass hier weder Gott noch Mose helfen können. Wir wollen uns von diesen kleingläubigen Mäklern genauso wenig beeindrucken lassen wie von jenen Jesus-People, die auf der Parkbank saßen und diesen Bibeltext lasen.
Als sie bei der Stelle angekommen sind, wie Israel durch das Meer zieht, rufen sie dauernd: Halleluja, preist den Herrn, ein Wunder! Da kommt ein moderner Theologe vorbei. Einer von den Verkniffenen, die beim Lesen der Bibel immer solche Falten auf der Stirn haben, weil sie nur Probleme in der Bibel sehen. Sie haben noch nie beim Lesen von Gottes Wort gejubelt und verstehen deshalb gar nicht, warum andere Menschen mal jubeln.
Unser Theologe bleibt stehen und fragt diese jungen Menschen, was das Halleluja-Geplärr soll. „Na, Mann“, sagen die, „stell dir mal vor, ein ganzes Volk marschiert durch das Wasser, links und rechts stets wie eine Mauer, trocken hindurch – ist das nicht ein Wunder?“ Der Theologe lächelt mitleidig und sagt: „Liebe junge Freunde, die Wissenschaft hat festgestellt, dass das Schilfmeer zur Zeit der Ebbe 25 Zentimeter tief ist. Also wenn das Volk Israel da durchgelaufen ist, dann war das kein Wunder, sondern ein Fußbad. Ihr könnt euer Halleluja-Getöse also einstellen.“
Ganz eingeschüchtert durch diese schweren wissenschaftlichen Argumente beugen sich nun die Jesus-People über ihre Bibel und lesen weiter. Der Theologe ist noch keine zwei Meter gelaufen, da recken sie ihre Köpfe hoch – und es geht schon wieder los: „Halleluja, ein Wunder, preist den Herrn!“
Der Theologe kommt zurück und sagt: „Was gibt es denn hier schon wieder zu preisen? Habt ihr es denn immer noch nicht kapiert? Fünfundzwanzig Zentimeter Wasser – wo ist da das Wunder?“ „Ja, das ist es ja gerade“, sagen sie. „Schau mal in die Bibel, hier gleich in den nächsten Versen steht es ja schon geschrieben: Da steht, dass eine ganze Armee offen in 25 Zentimeter Wasser stand. Halleluja, ein Wunder!“
