Einstimmung und Gebet um Gottes Geist und Frieden
Danke, du treuer Gott und Vater, dass wir jetzt still werden dürfen. Dass du einziehst mit deiner Gottesruhe und doch mit geöffneten Ohren.
Wir danken dir für deinen guten heiligen Geist, mit dem du unseren lieben Bruder ausrüstest, damit das gesagt werden darf, was in dieser Stunde dran ist. Für den Einzelnen, vielleicht nur für einen ganz wichtig.
Wir danken dir, dass du über all dem deine Ruhe ausströmst und deinen Frieden schenkst. Einen Frieden, der nicht ist wie der Friede der Welt, sondern dein Frieden.
Darum schenke es an diesem Morgen, dass wir uns beugen vor deiner Allmacht, deiner Liebe und deiner Barmherzigkeit, mit der du uns umgibst.
Leg deinen ganzen Gottessegen in deinem geliebten Sohn auf diese Stunde. Wir hören und danken dir, dass du uns ein offenes Herz und Ohr schenken willst. Amen!
Einführung in die biblische Geschichte und Kontext
Und nun freue ich mich auch, dass so eine große Zahl hier ist. Jetzt nehmen wir gleich diesen Abschnitt aus 1. Könige 12. Sie kennen die Geschichte, aber es ist wichtig, dass wir einmal genau darauf schauen – von Vers 1 bis Vers 19.
Es geht um die Thronnachfolge des Königs Salomo. Saul, David, Salomo – und nun soll sein Sohn Rehabeam König werden. Bevor er eingesetzt wird, zog Rehabeam nach Sichem, denn ganz Israel war nach Sichem gekommen, um ihn zum König zu machen.
Und Jerobeam – da muss man aufpassen, das ist ein anderer Name – Jerobeam wird vorher beschrieben, im Kapitel 11. In dem ganzen Kapitel wird erzählt, dass er ein Revolutionär war, der Israel zerstören und zerreißen wollte. Er war dann ins Asyl nach Ägypten geflohen.
Dieser Revolutionär Jerobeam, der Sohn Nebats, hörte das, als er noch in Ägypten war, wohin er vor König Salomo geflohen war. Er kehrte aus Ägypten zurück, und da kündigt sich jetzt die Revolution an. Sie sandten hin und ließen ihn rufen.
Jerobeam und die ganze Gemeinde Israel kamen und redeten mit Rehabeam. Sie sprachen: „Dein Vater, also Salomo, hat unser Joch zu hart gemacht. Mache du nun den harten Dienst und das schwere Joch leichter, das er uns aufgelegt hat. So wollen wir dir untertan sein.“
Dabei geht es um die Steuerlasten und alles, was das Volk ertragen muss, um das Königtum zu erhalten. Rehabeam aber sprach: „Geht hin bis zum dritten Tag, dann kommt wieder zu mir.“ Und das Volk ging hin.
Die Beratung des Königs und seine Entscheidung
Und König Rehabeam hielt einen Rat mit den Ältesten, die vor seinem Vater Salomo gestanden hatten, als dieser noch lebte. Er sprach: „Wie ratet ihr, dass wir diesem Volk antworten?“
Sie antworteten ihm: „Wenn du heute diesem Volk einen Dienst erweist, ihnen zu Willen bist, sie erhörst und ihnen gute Worte gibst, dann werden sie dir dein Leben lang untertan sein.“
Rehabeam, der Königssohn Salomos, befolgte jedoch nicht den Rat der Ältesten. Stattdessen hielt er einen Rat mit den Jüngeren, die mit ihm aufgewachsen waren und vor ihm standen. Er fragte sie: „Was ratet ihr, wie wir dem Volk antworten sollen, das zu mir gesagt hat: ‚Mache das Joch leichter, das dein Vater uns auferlegt hat‘?“
Die Jüngeren, die mit Rehabeam aufgewachsen waren, antworteten ihm: „Du sollst dem Volk, das sagt: ‚Dein Vater hat unser Joch zu schwer gemacht, mach es uns leichter‘, antworten: ‚Mein kleiner Finger soll dicker sein als die Lenden meines Vaters. Nun, mein Vater hat euch ein schweres Joch auferlegt, ich aber will es euch noch schwerer machen. Mein Vater hat euch mit Peitschen gezüchtigt, ich aber will euch mit Skorpionen züchtigen.‘“
Als nun die Obersten und das ganze Volk am dritten Tag zu Rehabeam kamen, wie der König es ihnen gesagt hatte: „Komm wieder zu mir am dritten Tag“, gab der König dem Volk eine harte Antwort. Er hielt sich nicht an den Rat der Ältesten, sondern sprach nach dem Rat der Jüngeren: „Mein Vater hat euer Joch schwer gemacht, ich aber will es noch schwerer machen. Mein Vater hat euch mit Peitschen gezüchtigt, ich will euch mit Skorpionen züchtigen.“
So hörte der König nicht auf das Volk. Denn so war es bestimmt von dem Herrn.
Wir wissen daraus, dass die Verantwortung des Einzelnen nicht geringer wird, auch wenn Gott es schon vorherbestimmt hat. Die Schuld bleibt trotzdem bestehen.
Die Spaltung Israels und ihre Folgen
So war es bestimmt vom Herrn, damit er sein Wort wahr machte, das er durch Ahia von Silo zu Jerobeam, dem Sohn Evas, gesprochen hatte. Das steht im vorigen Kapitel elf und kann dort noch einmal nachgelesen werden.
Als aber ganz Israel sah, dass der König sie nicht hören wollte, gab das Volk dem König Antwort und sprach: „Was haben wir für Teil an David oder Erbe am Sohn Isais?“ Isai war ja der Vater von David. „Auf zu deinen Hütten, Israel! Sorge nun du für dein Haus, David!“
Da ging Israel heim, sodass Rehabeam nur noch über die Israeliten regierte, die in den Städten Judas wohnten. Nun sehen wir zum ersten Mal die Spaltung Israels: im Norden das große Nordreich der zehn Stämme und im Süden Juda, die Juden. Dieser Riss wurde nie mehr geheilt bis zu unserem Tag. Es ist ein sehr schweres Gericht Gottes.
Als König Rehabeam den Fronvogt Adoniram hinsandte, warf ihn ganz Israel mit Steinen zu Tode. Daraufhin stieg König Rehabeam eilends auf einen Wagen und floh nach Jerusalem.
So fiel Israel ab vom Haus David bis auf diesen Tag.
Parallelen zur modernen Politik und menschliches Verhalten
Also, es war eine Stunde, was will ich sagen, der großen Weltpolitik. In Jerusalem hingen die Fahnen auf Halbmast, die schwarzen Fahnen hingen da – Staatstrauer. Salomo war tot. Aber das ist ja so: Der König ist tot, es lebe der König, der Nächste kommt. Und das Volk sagt jetzt: Salomo ist tot.
Was uns immer überrascht, ist, dass wir aus der Bibel viele wunderbare Erzählungen von Salomo kennen. Doch Salomo hatte auch eine dunkle Schattenseite seiner Herrschaft. In die Trauer mischt sich große Hoffnung. Die Leute sagen: Jetzt kann es nur noch besser kommen.
Da kommt die Hoffnung mit einem neuen, jungen König. Die Hoffnung: Ach, wer wird jetzt den Thron besteigen? Es muss alles besser werden. Wir machen das ja auch immer so, wenn bei uns Wahlen sind. Dann sagen wir: Es kann nur noch besser kommen. Und dann sind wir furchtbar enttäuscht, weil da immer solche Blender sind.
Wissen Sie, was Blender sind? Das sind die, die da sagen – wie neulich einer unserer großen Kanzler –, in zwei Jahren werde ich die Arbeitslosigkeit halbieren. Und die Leute wählen ihn, glauben ihm. Und am Ende passiert gar nichts, im Gegenteil, die Arbeitslosigkeit verdoppelt sich. Verstehen Sie, wir lassen uns so leicht reinlegen von diesen Blendern.
Vor allem ist es ja bei uns ganz interessant. Ich beobachte das jetzt mit den amerikanischen Wahlen. Wissen Sie, da will ich gar nichts Politisches sagen, ich beobachte das einfach so ganz äußerlich. Da sind zwei Kandidaten. Mir ist auch gar nicht wichtig, welcher der bessere oder welcher der schlechtere ist. Ich kenne das ja alles nicht, und beide kenne ich nicht, ich kenne auch ihre Politik nicht.
Aber bei uns in Deutschland gibt es eine ganz, ganz große Begeisterung für Barack Obama. 75 Prozent der Deutschen sagen: Der Barack Obama, der ist es. Interessant ist, dass die Amerikaner sagen, das, was die Deutschen denken, hat auf sie gar keinen Einfluss.
Warum haben die meisten Deutschen eine solche Begeisterung für Barack Obama? Er benutzt immer ein Wort: Wir schaffen es, wir schaffen es! Wartet mal ab: We can do it, we can, we can! Wir machen es, wir machen es!
Und wissen Sie, dann sagen die Fachleute: Der hat noch gar keine Beratung, er hat keine Erfahrung in Außenpolitik. Aber wir sind ja eine Mediengesellschaft, in der entscheidend ist, wie laut jemand spricht. Und darauf hört man.
Da sagen die Leute: Der sieht so schön aus. Das ist doch gar nicht wichtig, wie schön er aussieht, er muss eine gute Politik machen. Das ist nicht mehr egal, wie dem seine Nase ist. Aber gute Politik muss ja clever sein im Kopf.
Sehen Sie, wir lassen uns immer vom Äußeren blenden in der Politik. Was heute am meisten fasziniert, ist die Jugend. Wenn man dann sagt: Der andere ist jünger. Das mit der Jugend ist heute ein Kult ohne Gleichen.
Gucken Sie sich mal um: Selbst wir Alten – uns kann man ja schmeicheln, wenn man sagt: Du siehst aber noch jung aus! Das geht ganz wunderbar runter. Wir alle wollen gern jung sein. Wir sagen: Das Allertollste ist das Jungsein.
Das ist eine Krankheit unserer Zeit, das ist Zeitgeist. Das hat nichts mit dem Glauben zu tun und nichts mit der Bibel.
Kritik am Jugendwahn und Altersgrenzen in der Gesellschaft
Da möchte ich noch einmal ein Wort zur Altersschwelle von 65 sagen. Diese Altersgrenze ist oft gnadenlos. Menschen werden in den Ruhestand geschickt, obwohl sie noch gerne ein paar Jahre weiterarbeiten würden. Sie haben Tränen in den Augen, weil man ihnen sagt: „Bis 65, und dann ist Schluss.“ Als ob sie ein Verfallsdatum hätten, wie ein Produkt im Supermarkt, das abgelaufen ist.
Wissen Sie, wer diese Regel mit 65 Jahren eingeführt hat? Virchow, der große Arzt der Berliner Charité, der gleichzeitig im Reichstag Parlamentarier war. Er war ein Mann, der nicht viel an Gott glaubte. Er sagte, er habe viele Leichen seziert, aber nie eine Seele gefunden. Eine Seele könne man auch nicht finden, wenn man Leichen aufschneidet.
So war Virchow – und er setzte durch, dass in Deutschland mit 65 Jahren das „Verfallsdatum“ eines Menschen erreicht sei. Dabei ist das sehr unterschiedlich: Manche haben mit 62 keine Kraft mehr, weil sie angeschlagen sind. Andere würden gern noch weitermachen. Es gibt viele, die im Alter noch blühen und arbeiten können. Doch das interessiert oft niemanden mehr. Der Zeitgeist sagt: „Du bist jetzt nichts mehr, tritt zur Seite.“
In der Bibel ist das ganz anders. Der Gott, der uns geschaffen hat, gibt jedem Menschen seinen Wert. Selbst wenn nur noch wenige Stunden in dieser Welt bleiben, hat jeder von Gott einen Auftrag und eine Sendung. Darauf dürfen Sie sich nicht blenden lassen. Sie dürfen sich gebrauchen lassen und sagen: „Der Herr ist mit mir, und er wird mich gebrauchen.“
Natürlich hängen wir nicht an Ämtern. Das wird später in der Geschichte noch deutlich werden. Auch ich habe meine Ämter abgegeben, die letzten mit 68 Jahren. Ich bin zwar noch in verschiedenen Gremien tätig, aber Gott hat mir so viele neue Aufgaben geöffnet, dass ich sagen kann: „Jetzt habe ich endlich Zeit, so viel zu tun und zu wirken.“
Ich bin heute Nacht von einer Reise zurückgekehrt. Wir waren mit 170 Teilnehmenden unterwegs, sind in den Djebber gefahren, dann nach Sewastopol und bis Kiew hinauf. Dort hatten wir wunderschöne und herrliche Bibelarbeiten. Es war eine schöne Zeit auf dem Schiff, wir haben viel erlebt und Lebensbilder erzählt.
Wir sind auf den Spuren der Kolonisten gereist und haben die Entwicklung angesehen, die einst dort bei den Mennonitengemeinden war – auf den Spuren von Jakob Krüger. Im Alter tun sich plötzlich ganz neue Aufgaben auf. Früher hatte ich nie Zeit dafür, aber jetzt kann ich dienen.
Nun müssen Sie nur noch fragen: „Herr, wo brauchst Du mich? Wo brauchst Du mich, und was kann ich tun?“
Jugendlicher Übermut und die Gefahr von Machtmissbrauch
Was an den Jungen begeistert, das verstehe ich. Das ist wie bei Olympia: Sie rennen noch schneller als wir, haben mehr Dampf, mehr Energie, mehr Power und mehr Muskelkraft. Deshalb haben sie natürlich auch etwas Gutes.
Aber jetzt kommt zuerst ein verhängnisvoller Fehler. Junge Leute machen oft verhängnisvolle Fehler. So wie der Königssohn Rehabeam sich vom Volk krönen lassen soll, obwohl es eine Zustimmung gab.
Bei uns in Württemberg war es immer so, dass die Stände zustimmen mussten – auch in der Zeit der absolutistischen Herzöge. Damals in Israel mussten die Volksstämme, die zehn Stämme, den König ausdrücklich bestätigen. Das war ein gutes Gleichgewicht.
Rehabeam hat sich mit diesen Leuten besprochen und gefragt: Habt ihr Wünsche? Das ist sehr gut, wenn die einflussreichen Herren auch die anderen fragen. Gute Leiter müssen gut zuhören können.
Die Leute antworteten: Wir halten die irrsinnige Steuerlast nicht mehr aus. Es ist zu schwer über uns, sie erdrückt uns. Macht die Steuern leichter, die Frohnlasten. Sie mussten ihre Ochsengespanne bringen und für den König arbeiten. Sie schaffen das nicht mehr, es ist zu schwer.
Rehabeam war ein kluger Mann, also nicht dumm. Er sagte: Drei Tage will ich mir überlegen. Es ist immer gut, nicht gleich einen Schnellstart zu machen, sondern erst mal nachzudenken.
Dann befragte er die Ratgeber seines Vaters Salomo. Das waren alte, sehr erfahrene Männer. Sie sagten: Gib dem Volk nach. Dein Vater hat den Bogen überspannt. Es ist wichtig, das zu wissen. Salomo hat das Volk zu hart ausgebeutet. Gib ihnen nach, erlasse Steuern, mach es milder mit dem Volk. Dann wirst du sie gewinnen und sie werden dir gerne dienen. Du wirst eine zufriedene Anhängerschaft im Volk haben.
Das war der Rat der Alten. Warum haben die Alten so geraten? Nicht nur, weil sie alt waren, sondern weil sie Erfahrung hatten. Ich komme später noch einmal darauf zurück, was sie erfahren hatten. Das ist ganz wichtig: Erfahrung.
Darf ich sagen, es gibt auch die Torheit des Alters? Mein Freund Fritz Laubach betet jedes Mal: Herr, bewahre mich vor der Torheit des Alters. Manche Alte machen viel Torheiten in ihrer Lebensführung. Wollen wir aufpassen und uns vor der Torheit des Alters bewahren.
Jetzt fragt Rehabeam die Jungen. Die haben Spaß: Mensch, du bist der König, du bist der King – sagt man heute. Lass die mal spüren, was du bist. Du hast die Macht. Du darfst nicht einknicken, sondern musst jetzt zeigen, wie wir Schwaben sagen, wo der Bartel den Most holt. Du musst den Leuten zeigen, was los ist, wer der Herr im Haus ist.
Und die Jungen schrecken nicht vor drastischen Sprüchen zurück: „Wenn mein Vater euch mit Peitschen gezüchtet hat, ich will euch mit Skorpionen züchtigen.“ Ein ganz gefährliches Insekt mit viel Gift. „Ich werde euch züchtigen!“
Nachher, im Vers 19, flieht er mit seinen Leuten, sagen wir Schwaben, mit seinem Wägelchen nach Jerusalem, um sein Leben zu retten. So ist es mit den großen Sprüchen.
Die Jungen haben noch die großen Sprüche drauf: Wir kennen, wir machen es, wir schaffen es, wir kriegen das alles hin. Da ist nichts von Demut, nichts vom Wissen um Scheitern, Versagen oder Ohnmacht.
Das ist ganz furchtbar schade, dass sie das gar nicht begriffen haben.
Salomos Glanz und die Gefahr der Macht
Der Salomo war ein großartiger Mann, ein beeindruckender Herrscher. Ich möchte Ihnen noch einmal aus dem Ersten Buch der Könige vorlesen. Wenn Sie noch einmal nachschlagen wollen: In 1. Könige 5 steht einiges über Salomos Macht und Weisheit.
Salomo musste, so heißt es in Vers 2, täglich zur Speisung dreißig Säcke feinstes Mehl bereitstellen. Ich glaube, das hat nicht einmal hier auf dem Lahö jemand. Dazu kamen sechzig Säcke anderes Mehl, zehn gemästete Rinder, zwanzig Rinder von der Weide und hundert Schafe – ganz zu schweigen von Hirschen und Gazellen.
In Vers 12 wird berichtet, dass Salomo dreitausend Sprüche dichtete und tausendundfünf Lieder. Salomo war wirklich ein begabter Dichterfürst. Er dichtete über die Bäume, von der Zeder auf dem Libanon bis zum Üsop, der aus der Wand wächst. Er schrieb auch über die Tiere des Landes, über Vögel, Gewirr und Fische. Das kann ich alles nicht. Ich kann Ihnen zwar etwas von Jesus erzählen, aber das ist auch schön. Doch Salomo war ein vielseitiger und großartiger Dichter.
Allerdings hat er den Bogen seiner Herrschaft überspannt. Die alten Berater waren sehr weise, und deshalb ist es wichtig, dass wir auch Berater an unserer Seite haben – etwas ganz Wunderbares. Für uns ist die Seelsorge immer auch eine Möglichkeit, erfahrene Christen zu fragen: „Ist das richtig? Soll ich diesen Schritt gehen? Was rätst du mir?“ Es ist wunderbar, wenn man Menschen hat, die einen mit reicher Lebenserfahrung gut beraten können.
Es ist auch schön, dass hier auf der Laahö immer wieder angeboten wird, vertraulich über Dinge zu sprechen. Das ist sehr wichtig für uns, dass wir Beratung bekommen.
Dann sagen die Jungen mit einem frechen Bild: „Mein kleiner Finger soll dicker sein als meines Vaters Lenden.“ Jetzt sage ich es mal auf Schwäbisch: „Mein kleiner Finger soll dicker sein als meines Vaters Bauch.“ Damit sind die Lenden gemeint. Tausende sind die Lenden und meines Vaters Bauch.
Ich kann verstehen, dass Salomo, sicher von seinen vielen Rindern, Schafen und Gazellen, die er gegessen hat, auch gut aussah. Und jetzt sagt er, sein kleiner Finger soll dicker sein als des Vaters Bauch. Nicht die Lieder, die er dichten kann, sind gemeint, sondern die Machtausübung.
Liebe Freunde, in unserer Welt ist die Machtausübung das Allergefährlichste, wissen Sie das? Auf unserer Reise haben wir noch einmal gesehen: Nicht nur Kommunisten haben Christen grausam verfolgt. Wissen Sie, wer Christen verfolgt hat? Der christliche Zar. Er hat 1884 die Stundisten gejagt. Ich habe das auf unserer Reise vorgelesen. Sie wurden in den Kaukasus geschickt, ohne irgendetwas. Dort sind Tausende verhungert, nur weil sie Jesus liebten und sein Wort hielten. Andere wurden in Bergwerke gebracht und erst in der kommunistischen Revolution wieder freigelassen.
Wir wissen, dass es auch bei Christen grausame Verfolgungen gab. Im Mittelalter wurden beispielsweise Mennoniten getötet, nur weil sie eine andere Taufeauffassung hatten. Glaube und Macht sind etwas ganz Gefährliches.
Wir müssen auch aufpassen, dass wir als Eltern und Großeltern unsere Macht nicht missbrauchen. Macht – richtige Macht – muss von Gott legitimiert sein. Richtige Macht darf man nicht so ausüben: „Ich habe das Sagen.“ Ich bin manchmal erschrocken, darf ich das so offen sagen, wie manche Männer Frauen behandeln. Ich habe oft gehört, dass es bei evangelikalen Christen eine große Not gibt, weil Frauen in der Gemeinde nichts gelten. Das wollen wir nicht! Hier gilt: Es gibt kein Mann noch Frau, wir sind alle eins in Christus. Das ist ganz wichtig.
Wir wollen keine Machtausübung, die heißt: „Weil ich Mann bin, bestimme ich.“ Der Mann hat eine wichtige Aufgabe in der Familie und soll das Haupt sein – ganz klar. Auch in der Gemeinde sind Dinge geregelt. Aber wir wollen Macht wirklich von Gott legitimiert haben. Wenn wir das vor Gott sehen, wissen wir, dass wir uns trotz eines Amtes immer in unserer menschlichen Schwäche sehen müssen.
Toll, dass das auch durch das Lied kommt, das sich das Geburtstagskind gewünscht hat: dass wir sündige Menschen sind, nicht nur der Rehabjam, dass wir viel falsch machen. Ich finde es immer wichtig, unseren Kindern und Enkeln zu sagen: Wir haben viele Fehler in unserem Leben gemacht. Aber wir haben einen herrlichen Heiland, der uns die Schuld weggenommen hat. Das ist unser Bekenntnis.
Wir wollen nicht so tun, als ob wir fehlerlos wären. Das Allerwichtigste ist, immer wieder zu sagen: Wir haben in unserem Leben viele Irrtümer gehabt. Und den jungen Leuten sagen wir: Passt auf, passt auf, dass man Macht nicht missbraucht. Macht kann ganz gefährlich sein.
Das hat Rehabjam an seinem Platz nicht bedacht. Er war ja gar nicht mehr jung, er war 41 Jahre alt. In Württemberg sagt man: Mit 40 wird man gescheit. Von wegen! Mit 41 kann man noch die Torheiten der Jugend haben, wie Rehabjam. Er hat nicht begriffen, dass er vorsichtig sein muss mit der Amtsausübung.
Das ist wichtig, wenn man ein Amt hat – in der Gemeinde, in der Familie und so weiter. Mit Macht erreicht man gar nichts. Bei den eigenen Kindern kann man mit Schimpfen und Drohen nichts erreichen.
Deshalb war es ein verhängnisvoller Fehler von ihm zu glauben, er könne sagen: „Wer Herr im Haus ist, der bestimmt.“ Jetzt greifen wir wirklich durch, und so schaffen wir Ordnung. Das war mein erster Punkt: ein verhängnisvoller Fehler.
Weisheit und Erfahrung als entscheidende Faktoren
Jetzt kommt mein zweiter Punkt: Ist das wirklich eine Altersfrage? Ich möchte sagen, es hängt eigentlich gar nicht vom Alter ab, sondern davon, ob man wirklich weise wird. Wenn der Geist Gottes einen weise macht, auch in den Dingen des Lebens, denn der Heilige Geist gibt uns Weisheit und Einsicht in die Lebensbereiche.
Das ist eigentlich ganz wichtig, wie wir das erkennen können. Wissen Sie, was Rehabeam als junger Königsprinz vor seiner Krönung falsch gemacht hat? Das ist der Fehler, den alle vor ihm genauso gemacht haben. Wenn Sie einmal Ihr Leben anschauen, dann können Sie feststellen, dass Sie die gleichen Fehler Ihrer Eltern noch einmal machen.
Wenn Sie noch einmal hören könnten, was Sie an Ihren Eltern kritisiert haben, machen Sie meist mit großer Genauigkeit noch einmal genau dasselbe.
Nun schauen wir auf die Bibel. Ist Salomo in den Fußstapfen Davids gewandelt? Er ist nicht in den Fußstapfen Davids gewandelt. David war ein Hirtenjunge, als Gott ihn berufen hat. Ein junger Mann, der nichts hatte außer seiner Schleuder, weil es gegen Goliath ging. Die Zusage Gottes lautete: „Ich bin mit dir, du kommst zu mir mit Schwert, Speer und Schild, ich komme zu dir im Namen des Herrn.“
Wahre Vollmacht kommt nicht aus Kraft, Amt oder Erscheinung, sondern aus einer inneren geistlichen Berufung.
Salomo hat sich mit viel Glanz umgeben. Er hat ja die Pferde eingeführt. Ich weiß gar nicht, wie viele Tausend Pferde er gehabt hat. Das kann man ja heute noch als Tourist in Megiddo besuchen und dort die Stallungen sehen. Aber Gott hat immer nicht die Rosse Ägyptens gewollt. Mensch, Salomo, warum machst du das? Durch Stille sein und Hoffen würde er stark sein, sagt später der Prophet.
Es soll nicht durch Heere der Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist.
Die Gemeinde Jesu braucht nie Macht, sie braucht auch nie Geld. Ich bin erschüttert, wenn so viele Reich-Gottes-Werke immer sagen, die schlimmste Not seien die Finanzen. Nein, die schlimmste Not ist, wenn der Geist Gottes fehlt – die fehlende Vollmacht, die Gott gibt. Das ist ganz schlimm.
Wir haben so viele machtvolle Kirchenkörper, auch in Deutschland, mit Kirchenverwaltungen, Gebäuden und Missionszentralen. Und dann fragen wir wirklich: Wirkt der Herr noch?
Das ist doch noch leerstehende Macht. Das ist ganz ernst.
Der Vorgänger von David, Saul, war ein toller Mann. Haben Sie seine Olympiade gesehen? Ich habe jetzt zehn Tage kein Fernsehen gesehen, ich weiß gar nicht, was bei Olympia läuft. Das ist Dirk Nowitzki, der Basketballspieler, der ist zwei Meter elf groß. So ein ganz großer Mann, so war Saul einer: ein Kopf größer als das ganze Volk, ein richtiger Sporttyp.
Das Volk war begeistert von Saul, und der Herr hat ihn berufen. Doch Saul ist gefallen, weil er ungehorsam war. Am Ende ist er gescheitert. Er ging sogar zur Hexe von Endor, um eine Totenbeschwörung zu holen. Am Ende hat er sich selbst das Leben genommen.
Der Geist Gottes war von ihm gewichen.
Das wollen wir erbitten, dass bis ins hohe Alter hinein der Geist Gottes bei uns bleibt. „Herr, nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir“, so hat David gebetet. David hatte viele Fehler, aber er sagte: „Nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir, weise mich, Herr, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit.“
Das brauchen wir.
„Herr, rüste mich aus, Herr, gib mir die Weisheit auch fürs Alter, bleib bei mir!“ Auch gerade in den schweren Altersjahren.
Psalm 71 ist ja ein schöner Alterspsalm. Kennen Sie Psalm 71? Schlagen Sie ihn mal auf. Das liebe ich immer: die Bitte um Gottes Hilfe im Alter!
„Herr, ich traue auf dich, lass mich nimmermehr zu Schanden werden.“ Wenn die Angst kommt: „Ich will doch kein Pflegefall werden. Aber Herr, ich traue auf dich!“
„Du hast mich aus dem Mutterleib gezogen, jetzt will ich auf dich trauen.“ Im Alter will ich es ganz fest noch einmal sagen: Du bist meine Zuversicht (Vers 5), meine Hoffnung von meiner Jugend an.
Da heißt es: „Auf dich habe ich mich verlassen von Mutterleib an, du hast mich aus dem Mutterleib gezogen. Verwirf mich nicht in meinem Alter, verlasse mich nicht, wenn ich schwach werde, wenn ich wieder wie ein Kind Windeln brauche. Herr, verlasse mich nicht!“
Und: „Verlasse mich nicht, damit ich deinen Ruhm verkündige.“ Ein ganz wunderbarer Psalm.
Ich gehe einher in der Kraft des Herrn – das ist gar keine Frage des Alters.
Warnung vor Gleichgültigkeit im Alter am Beispiel Elis
Wir haben in der Bibel ein weiteres Beispiel eines Mannes, der ein sehr hohes Amt innehatte: Eli, der hohe Priester in der Stiftshütte. Eli war alt geworden, und dabei zeigt sich auch eine Eigenart des Alters. Es ist nicht nur so, dass er ein wenig vertrottelt war oder unkonzentriert – was im Alter ja oft vorkommt –, sondern das Schlimmste war seine Gleichgültigkeit.
Seine beiden Söhne, Hofni und Pinhas, verhielten sich sehr schlecht. Sie plünderten das Heiligtum Gottes bei den Opfern und griffen mit ihren Gabeln hinein, um sich das Beste herauszuholen. Diese beiden waren richtige Feinschmecker, die sich das Beste gönnten.
Da sagte Gott: „Halt mal!“ Doch die Leute sagten: „Das ist nicht gut, was sie tun.“ Darauf antworteten die Söhne: „Halt deinen Mund, wir sind Priester!“ Gott aber wusste, dass sie sich schändlich verhielten, doch er gewährte ihnen keine Gnade.
So wollen wir im Alter nicht vertrottelt oder gleichgültig werden. Wir wollen für unsere Kinder und Enkel beten und für sie schreien. Das ist etwas ganz Wunderbares. Ich weiß, wie viele oft weinen, aber ich sage Ihnen: Ihre Gebete sind nicht verloren. Schreien Sie zu Gott für Ihre Kinder und Enkel: „Herr, lass sie nicht verloren gehen!“
Wir haben sie geboren und uns gefreut, als sie geboren wurden. Doch wir bitten den Herrn: „Lass sie nicht umkommen!“ Wir wollen wissen, dass es nur einen eindeutigen Weg der Nachfolge gibt. Nur der Name Jesus kann uns das Heil bringen. Es gibt kein anderes Heil als im Namen von Jesus.
Und auch im Alter wollen wir nicht so werden wie Eli. Am Ende ist alles zurückgekippt, als die Nachricht kam, dass die Lade bei den Philistern gelandet war. Aber wir wollen wache Menschen sein, auch wenn wir nur die Kraft der Jugend haben. Wir wollen Menschen mit klarem Urteil sein – und das ist ganz wichtig.
Über Autorität und den Wert der Erfahrung
Wissen Sie, das Wort „Autorität“ ist auch heute ein wichtiges Thema. Aber was bedeutet eigentlich „Autorität“? Die jungen Leute haben völlig recht, wenn sie sagen, dass es nicht um äußere Autorität geht. Die äußere Autorität wurde ja schon in der 68er-Revolution von den jungen Leuten infrage gestellt. Sie haben damals gesagt: „Weg mit dem Muff von tausend Jahren!“ – auch an den Universitäten, mit Titeln und Ehren.
Doch es ist ganz wunderbar: Heute gibt es wieder eine junge Generation, die mir sehr gefällt. Das sind ganz liebe junge Menschen. Bei den jungen Leuten findet man keinen Revoluzzer mehr. Sie sind sehr freundlich. Wenn wir unsere Jugendkonferenz und Weltmission veranstalten, gibt es kaum Musik, sondern nur Bibelarbeiten. Dreimal anderthalb Stunden sitzen die jungen Leute da und hören Bibelbotschaften, die Botschaft von Jesus.
Nutzen Sie diese Gelegenheit und erzählen Sie den jungen Menschen viel von Ihrem Leben. Gestern, als wir noch auf dem Schiff waren und auf unseren Flug warteten, haben wir zwei Stunden miteinander gesprochen. Die Teilnehmer sollten ein wenig erzählen. Da waren einige ältere Soldaten dabei, die wie Schlosshunde geweint haben, weil sie von den Ukrainern mit Salz und Brot empfangen wurden.
Sie berichteten, dass 26 Dörfer im kalten Winter von deutschen Truppen niedergebrannt wurden, als diese sich zurückzogen. Viele Zehntausende Ukrainer sind nur deshalb erfroren, weil ihre Häuser abgebrannt wurden – nur um den Russen den Vormarsch zu erschweren. Was für ein Unrecht das war! Es gab Menschen, die sagten: „Ich kann nur Frieden finden und Vergebung durch Jesus.“
Erzählen Sie das den jungen Leuten, das müssen sie wissen! Im Leben hat man eine Kette von Schuld, und diese kann man nirgendwo anders loswerden als bei Jesus. Erzählen Sie von Ihrem Leben – nicht nur von den guten Dingen. Sagen Sie nicht nur: „Ich bin der Beste“, sondern sprechen Sie auch über Ihre Fehler und Versäumnisse. Das wollen junge Menschen hören, damit sie lernen und die großen Taten Gottes erkennen können.
Junge Leute hören heute besonders gern Geschichten. Deshalb sollten wir auch in der Predigt viel mehr erzählen, damit sie nachvollziehen können, was Gott in unserem Leben getan hat, und daraus lernen. So werden wir eine glaubwürdige Autorität für die jungen Leute.
Dann spielt es keine Rolle mehr, ob uns schon die Haare ausfallen, ob wir die dritten Zähne haben oder welche Schwächen wir haben. Die jungen Leute achten darauf. Und ich kann das sagen, obwohl ich das nie erwartet hätte: Ich habe 23 Enkelkinder. Vier Töchter haben gute Arbeit geleistet. Es ist so schön, wenn die Enkel kommen und mit großer Begeisterung sagen: „Ah, Opa!“ und „Cool!“ Das ist das größte Lob, das junge Leute geben können.
Dabei bin ich gar nicht cool. Aber wissen Sie, wenn die jungen Leute kommen, erzählen sie uns doch etwas von früher. Sie wollen wissen, wie es bei den Bombenangriffen war, wo wir Zuflucht gesucht haben, wo wir krank waren und keine Hoffnung mehr hatten, wo wir zu Gott geschrien haben, weil alles hoffnungslos schien.
Geben Sie das weiter! Sie sind eine Autorität. Dann ist es nicht mehr wichtig, welche Ämter wir innehaben, sondern dass wir diese Erfahrungen weitergeben.
Ermutigung zur Seelsorge und geistlichem Dienst im Alter
Heute Morgen hat uns der liebe Bruder Wörtsch die Losung aus dem Buch Daniel vorgelesen. Kann man das nicht schöner ausdrücken? Daniel war ein vom Krieg gezeichneter Mann, und dennoch hat Gott ihm Weisheit geschenkt.
Ich wünsche Ihnen nicht nur, dass Sie Ihr Staatsamt begleiten und der zweite Mann in Babel werden. Ich bin überzeugt, dass Gott Sie auch in der Gemeinde gebrauchen wird. Mein Wunsch ist, dass Sie für die jungen Mitarbeiter zu einem Seelsorger werden, zu dem sie immer wieder sagen: „Komm mal zu mir, erzähl mir von deinen Jungschauen, ich bete für dich.“ Fragen Sie nach: Wie geht es dir? Du hast ja auch schwierige junge Leute, dann beten wir gemeinsam.
Ich glaube, viele junge Menschen haben niemanden, der sie väterlich oder mütterlich betreut. Gleichzeitig gibt es viele Seelsorgefälle. Oft habe ich den Eindruck, dass viele, die im Glauben an Jesus treu waren, im Alter ganz weit wegkommen. Vielleicht können sie sich nicht mehr richtig konzentrieren, um die Bibel zu lesen. Aber gerade dann sollten sie besucht werden, um im Glauben aufgerichtet zu werden – bis zur Sterbestunde, bis zum Abschied, wenn es heimgeht zur Herrlichkeit. So darf die flackernde Flamme des Glaubens nicht verlöschen.
Wir haben ein Amt, das Gott uns gegeben hat und wofür wir gebraucht werden. Ich behaupte, es ist das schönste Amt. In meinen 40 Jahren Fahrdienst war das Schönste für mich, Hausbesuche zu machen. Das ist das wichtigste Amt. Es braucht nicht lange zu dauern; bei langen Besuchen werden die Kranken oft strapaziert und schwitzen.
Ein kurzer Besuch, ein gutes Wort, mit einem Kranken beten, einem alten Menschen Mut zusprechen – das ist wertvoll. Vor ein paar Wochen war ich bei unserem alten Diakon im Pflegeheim. Es war schwierig, da wir uns kaum unterhalten konnten. Neben uns saß eine Frau, die total dement war und immer wieder schrie. Das dauerte etwa eine halbe Minute und wiederholte sich ständig. Wir sagten, wir könnten uns gar nicht richtig unterhalten. Da meinte meine Frau: „Jetzt singen wir noch.“
Ich sagte zu meiner Frau: „Lass doch, ich bin ein alter Mann, meine Stimme tut ihm nicht gut.“ Aber meine Frau war entschlossen – sie sagte, es wird gesungen, und Jesus geht voran. Wir sangen drei Verse, einer davon ist nicht so bekannt: „Rühret Aigner Schmerz Irgen…“ – den ließen wir weg. Doch dann begann die demente Frau plötzlich mitzusingen: „Sie haben einen Vers vergessen, und den singe ich jetzt: Rühret Aigner Schmerz Irgen.“
Das zeigt: Es ist noch geistliches Leben da. Knüpfen Sie daran an und sagen Sie nicht schnell, jemand könne nicht mehr. Ich habe es erlebt bei sterbenden Menschen. Der Arzt sagte: „Er liegt im Koma.“ Und ich betete wieder: „Jesus, geh voran.“ Plötzlich bewegten sich die Hände des Mannes unter der Decke und legten sich übereinander. Der Mann im Koma konnte das noch aufnehmen. Das ahnen wir oft nicht.
Tun Sie diesen Dienst an Jungen und Alten. Ich habe es Ihnen gezeigt, denn das ist unsere Aufgabe. Wie Gott Josef als Häftling im Gefängnis gebrauchte, so wird er uns als Alte gebrauchen.
Zeugnisse von Glauben und die Bedeutung des Alters
Ich würde Ihnen am liebsten erzählen, was Gott im Lauf seiner Geschichte durch alte Menschen alles gewirkt hat und wie viel Segen er gegeben hat. Meine Frau hat ihre Großeltern nie erlebt, denn sie sind alle früh gestorben. Ich hatte eine Oma, die für mich ein und alles war – mehr als Eltern. Bis ins hohe Alter hat sie uns mit ihrer ungeheuren Liebe so viel gegeben. Sie war sehr schwerhörig, und es war nicht ganz leicht, sich mit ihr zu unterhalten. Sie benutzte ein Hörrohr, war aber eine Frau, die wirklich voll des Heiligen Geistes und voller unendlicher Liebe war. Geben Sie das weiter!
Lassen Sie die anderen vom Jugendwahn reden – ich spreche wirklich vom Jugendwahn. Es geht um viel, viel mehr: um die Autorität, die Gott gibt. Der einzig verheißungsvolle Weg führt genau dorthin. Hier möchte ich noch einmal auf Hiob 12,12 verweisen. Bei Gott ist Weisheit. In Hiob 12,12 heißt es: „Bei den Großvätern soll Weisheit sein, und Verstand nur bei den Alten.“ In Israel wurden die Alten aufgrund der klaren Sprache der Bibel sehr geehrt. Wissen Sie das? In der Bibel waren die Alten so geehrt, dass Hiob sagen konnte, dass eigentlich nur die Alten Weisheit haben.
Heute ist es umgekehrt. Heute meinen wir, nur die Jugend zählt. Doch wir sollten wieder lernen und sagen: Halt mal, uns ist der Zeitgeist völlig egal. Noch ein Beispiel aus Russland: Siebzig Jahre lang wütete der Kommunismus, und alle Kirchen wurden umfunktioniert. Unglaublich, was jetzt alles wieder aufgebaut wurde in Kiew, an wunderbaren Kathedralen. Wer hat den Glauben lebendig erhalten? Die uralten Babuschkas. Die Babuschkas haben den Glauben weitergetragen, trotz aller Staatsmacht, die versucht hat, sie mit Spott, Lästerung und Hohn zu vernichten.
Ein chinesischer Christ erzählte, wie er im ersten Jahr der Kulturrevolution zusammen mit zehntausend Mitgliedern der jungen Garde einen alten Prediger vor zehntausend Menschen verhöhnt hat. Sie verspotteten ihn, schlugen ihn blutig, traten ihn. Doch der alte Mann raffte sich auf und sagte: „Vater, ich bete für diese Leute, dass sie dich erkennen.“ Dieser Chinese berichtete, dass er ein Jahr später zum Glauben an Christus kam, weil ein alter, geschlagener Jesuszeuge für ihn betete.
Dann wissen wir, was Autorität und Vollmacht sind. Dann wird unser Alter wieder brauchbar. Die Alten können zurückgehen und andere aufrichten. Das ist so wunderbar!
Die Herkunft Rehabiams und der Einfluss der Eltern
Ich muss noch sagen, der Rehabilitator ist auch noch wichtig. Das steht im Kapitel 14, 1. Könige 14. Dort findet man die Information, dass Rehabeam Sohn einer Ammoniterin war. Salomo hatte ja tausend Frauen, das ist nicht nachzuahmen. Es war sein Verhängnis. Toll, dass die Bibel das immer so klar darstellt, da braucht man gar nicht lange zu diskutieren.
Gestern stand vor mir bei der Passkontrolle ein Araber mit vier Frauen. Der arme Mann! Einehe ist etwas, das Sinn macht – wenn überhaupt. Es steht also geschrieben, dass Rehabeam Sohn einer Ammoniterin war. Schon bei dem Kronprinzen Rehabeam floss viel Ungöttliches ein.
Es ist wunderbar, wenn die Eltern einem den wahren Gottesglauben mitgeben können. Bei Salomo und seinem geistlichen Zeugnis war das schon gebremst. Bei den Ammonitern gab es Tempelhuren und allerlei unheiligen Einfluss. Dort wirkte falscher Einfluss.
Wir wollen ganz bewusst in der Spur der Verheißung und des Glaubens bleiben. Es ist ganz wichtig, dass wir beim Herrn bleiben und ihm allein dienen – egal an welchem Platz er uns braucht und wo wir ihm dienen können.
Aufruf zur verantwortungsvollen Gemeindeleitung
Ich habe mir hier noch eine Stelle aufgeschrieben: 1. Petrus 5,2.
"Weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist; achtet auf sie nicht gezwungen, sondern freiwillig, wie es Gott gefällt; nicht um schändlichen Gewinnwillen, sondern von Herzensgrund."
Wenn Sie heute ein wenig Ihre Gemeinden anschauen, gibt es ein ganz gefährliches Wort, das mich immer sehr unruhig macht. Es wird immer sehr viel von Leadership gesprochen. Dieses Wort kommt aus Amerika, aus dem Englischen "Leadership". Dort heißt es, einen Leiter darf man gar nicht kritisieren, das sei unbiblisch.
Einen Leiter muss man jedoch kritisieren können. In der Gemeinde muss offen gesprochen werden dürfen. Wir brauchen Leiter, die auch sagen: "Sagt mir, wo ich Fehler mache, sonst hat das gar keinen Wert."
Wir brauchen auch Gremien, in denen man hinterfragen darf. Wir haben ja keine Herrgöttlein in unseren Gemeinden, sondern wir wollen Menschen haben, die sich wirklich vor dem Herrn beugen.
Nur wenn unser Herz sich vor Gott demütigt, klein und armselig wird, kann der Herr uns gebrauchen. Andernfalls werden wir aufmüpfig, stolz, frech und sicher.
Vor Gott demütige Menschen – das wollen wir auch im Alter mit aller Lebensleistung sein. Wir sagen: Wir haben viel erlebt, Gott hat uns reich beschenkt, aber wir sehen auch viele unserer Fehler. Wenn ich allein nur an 40 Jahre Gemeindetätigkeit denke, dann denke ich: Mensch, was hast du verschäumt!
Da hast du viele Besuche versäumt und wen hast du vor den Kopf gestoßen? Das dürfen wir alles sagen. Aber der Herr gebraucht uns trotz unserer Fehler, weil seine Gnade mächtig wirkt. Dazu segne und gebrauche sie der Herr.
Schlussgebet um Bewahrung und Leitung
Wir wollen noch beten. Lieber Herr, wir danken dir, dass du uns bis zu diesem Zeitpunkt erhalten hast und unser Leben geführt hast. Du hast uns durch unsägliche Not hindurchgeführt. Oft waren wir schon in ausweglosen Stunden, doch deine Güte und deine Macht haben uns getragen.
Jetzt wollen wir von dir weitersagen, besonders einer jungen Generation. Wir sehen so viele Irrwege. Herr, wir wollen in Liebe zurechtweisen und mit großer Liebe auch schwierige, irregeleitete junge Menschen führen.
Herr, gib uns Einfluss, auch in der Gemeinde, wenn wir können. Nicht mit starken Worten der Macht, sondern mit Liebe und mit der Vollmacht, die du gibst. Gebrauche uns, Herr.
Hier legen wir ganz besonders die jungen Menschen hin, die uns auf der Seele liegen. Die fern von dir sind, auch Bekannte und Freunde aus der Familie und in der Nachbarschaft. Herr, wirke du noch einmal.
Wir danken dir auch für diesen herrlichen Sonnentag, den du uns schenkst. Amen.
