
Also, dann fange ich mit dem Thema an, das ihr ja für heute Nachmittag gelesen habt. Ich hoffe, dass ihr alle, wenn ich fragen würde, wer von euch katholisch ist, auch sagen könnt: Ich. Ich hoffe, dass ihr alle katholisch seid. Ich hoffe auch, dass ihr alle orthodox seid, denn man muss sich ja entscheiden: entweder orthodox oder katholisch. Ich hoffe außerdem, dass ihr alle evangelisch seid. Noch wichtiger ist mir aber, dass ihr alle Jünger Jesu seid. Denn das ist das Allerwichtigste.
Katholisch heißt auf Deutsch nichts anderes als „allgemein“. Wenn du zur katholischen Kirche gehörst, wenn du katholischer Christ bist, dann sagst du damit: Ich gehöre zur allgemeinen Kirche Jesu Christi. Und da würde ich sagen: Ja, ich gehöre zur allgemeinen Kirche Jesu Christi. Denn sie ist weltweit verbreitet und existiert überall dort, wo Menschen Jesus Christus nachfolgen.
Das ist allerdings bei der römisch-katholischen Kirche etwas anders. Hier müssen wir immer aufpassen, dass manche Begriffe von bestimmten Gruppen gefüllt werden – und diese Gruppen meinen oft etwas ganz anderes damit, als der Begriff ursprünglich bezeichnet hat. Manchmal hat sich das auch im Laufe der Geschichte verändert. Das, was vor 2000 Jahren römisch-katholisch war, ist nicht dasselbe wie das, was heute römisch-katholisch ist.
Orthodox kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Gott richtig loben“ oder auch „die richtige Lehre von Gott vertreten“, könnte man sagen. Und ich hoffe, dass ihr das auch tut, dass ihr die richtige Lehre von Gott vertretet.
Evangelisch bedeutet nichts anderes als: Wir wollen Menschen sein, die nach dem Evangelium leben und sich daran ausrichten. Das sollten wir auch.
Insofern können wir sagen: Das eine stimmt, das andere stimmt, und das andere stimmt auch. Aber hier liegt das Problem: Bestimmte Gruppierungen und Organisationen haben diese Begriffe ganz für sich in Anspruch genommen. Sie sagen: Nur wir sind katholisch, nur wir sind orthodox, nur wir sind evangelisch. Daraus entstehen dann einzelne Gruppen, die mit einem Alleinvertretungsanspruch auftreten. Und ihr werdet merken, dass diese Gruppen genau so auftreten.
Wenn man mit überzeugten Katholiken zu tun hat – also nicht mit denen, die eher liberal sind und gar nicht genau wissen, was katholisch bedeutet, sondern mit Menschen, die wirklich fest im katholischen Glauben stehen – dann werden diese eindeutig sagen: Das hat schon der Kirchenvater Cyprian gesagt. Er meinte nämlich, außerhalb der Kirche gibt es kein Heil.
Nach katholischer Auffassung heißt das, außerhalb der katholischen Kirche gibt es kein Heil. Diese Haltung hat die katholische Kirche bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil vertreten. Danach erkannte man, dass diese Sicht nicht mehr ganz zur modernen Zeit passte. Deshalb wurde sie etwas umgedeutet.
Heute sagt man, dass die Katholiken die höchste Wahrheit und die Fülle der Heilsmittel besitzen. Aber alle anderen Menschen seien ebenfalls irgendwie auf dem Weg. Vielleicht habt ihr mitbekommen, dass Papst Franziskus im September in Südostasien, in Singapur, öffentlich erklärte: „Alle Wege führen zu Gott.“
Daraufhin waren manche erschrocken und fragten sich: Was soll das bedeuten? Das sagt doch der katholische Papst! Den müssten wir doch sofort aus der katholischen Kirche ausschließen, weil die katholische Kirche doch sagt, nur ein Weg führt zu Gott – nämlich der katholische.
Allerdings haben viele vergessen, dass die katholische Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil auch sagt: Wenn du in der katholischen Kirche geboren bist und austrittst, ist das eine Todsünde und sehr schlimm. Aber wenn du es nicht besser weißt, weil deine Eltern nicht katholisch waren, dann drückt Gott ein Auge zu. In diesem Fall wirst du auch gerettet.
So sagt es die katholische Kirche, und auch der Papst spricht von den sogenannten anonymen Katholiken. Das heißt, du bist zwar Katholik, weißt es aber nicht einmal. Und dann wirst du trotzdem in gewisser Weise mit eingeschlossen.
Austreten aus der Kirche wird natürlich weiterhin als sehr schlimm angesehen. Insofern kann ich jetzt froh sein, dass ich nie in der katholischen Kirche war – nach katholischer Sicht bin ich also gerettet.
Glücklicherweise kommt es aber nicht darauf an, ob die katholische Kirche die Rettung zuspricht, sondern ob Jesus die Rettung zuspricht. Das ist etwas ganz anderes. Jesus spricht die Rettung nämlich aus ganz anderen Gründen zu als die katholische Kirche.
Im erwachsenen Katechismus der katholischen Kirche, einem umfangreichen und grundlegenden Werk, das die Basis für den heutigen Glauben der katholischen Kirche bildet, findet sich Folgendes deutlich formuliert: Wirst du als Kind getauft, dann bist du vom Tod zum Leben hindurchgedrungen und bist dadurch Kind Gottes geworden. Das ist eine wunderbare Aussage.
Die orthodoxe Kirche besitzt ein ähnliches Werk.
Die Frage stellt sich jedoch: Warum haben die Jünger das nicht so gehandhabt? Damit hätten sie ihre Evangelisation doch viel einfacher gestalten können. Man könnte sich vorstellen, dass Paulus einfach über den Kinderspielplatz geht, allen Kindern etwas Wasser über den Kopf gießt, und zack – alle sind gerettet. Warum musste er sich so viel Ärger machen, bis hin zur Steinigung in Lystra, weil die Leute seine Botschaft nicht hören wollten? So könnte man doch alle retten.
Aus heutiger Sicht könnte man sagen: Wenn du Missionar werden willst, dann werde Kinderkrankenschwester. Du gehst ins Kinderkrankenhaus und kannst nach katholischer Auffassung eine Nottaufe durchführen, egal ob die Eltern zustimmen oder nicht. So wären alle Kinder getauft, alle gerettet und für die Ewigkeit in der Herrlichkeit.
Dann stellt sich die Frage: Was ist, wenn sich diese Kinder später als Atheisten erklären? Sind sie trotzdem gerettet? Und wenn sie sündigen? Sind sie trotzdem gerettet? Oder wenn sie keine Sünden bekennen? Sind sie trotzdem gerettet? Nach katholischer Lehre geht es dann nur noch um die Länge der Fegefeuerstrafe. Du bist dann eben länger im Fegefeuer, aber am Ende kommst du gerettet an.
Diese Botschaft klingt eigentlich sehr positiv, aber leider ist sie falsch. Jesus hat das nie gelehrt. Hat Jesus irgendwo gesagt, dass das Erste, was getan werden muss, die Taufe ist? Jesus selbst hat niemanden getauft. Johannes der Täufer hat getauft, die Jünger haben getauft, aber Jesus selbst nicht.
Dennoch hat Jesus die Menschen zur ewigen Seligkeit geführt – allerdings auf einem ganz anderen Weg.
Und da merken wir, was da drinsteht – und das steht auch noch im katholischen Erwachsenenkatechismus –, dass die Kirche die Heilsinstitution ist. Das heißt, ohne die Kirche kein Heil.
Ihr müsst euch die katholische Kirche vorstellen, ähnlich auch die orthodoxe Kirche. Gott hat aus der Ewigkeit seinen Segen gegeben, aber dieser Segen kann die Menschen nur durch die Kirche erreichen. Denn die Kirche besitzt die volle Anzahl der Sakramente, nämlich sieben an der Zahl. Von diesen kannst du höchstens sechs empfangen, weil eines die Priesterweihe ist und ein anderes die Hochzeit. Beide gelten nach katholischer und orthodoxer Lehre als heilswirksam.
Du kannst aber nicht Priester sein und gleichzeitig verheiratet – zumindest bei den Katholiken nicht. Du kannst also nur eins von beiden haben. Wenn du alle sechs anderen Sakramente empfangen hast, dann super, kannst du dir sicher sein, dass du in die Ewigkeit kommst.
Jetzt könnte man sagen: „Ja und? Was ist, wenn du keine Buße tust?“ Dann tust du halt keine Buße, aber du hast ja die Fülle des Heils, du hast ja die Sakramente. Ja gut, es wäre auch nicht schlecht, zur Beichte zu gehen – katholisch gesehen –, aber wenn du nicht zur Beichte gehst, gehst du nicht verloren. Die Beichte ist eine Empfehlung, so ist es zu tun, aber sie ist nicht notwendig, um die Sünde zu bekennen.
Und was lesen wir im ersten Johannesbrief? Dort steht: „Wenn ihr eure Sünden bekennt, dann ist er treu und gerecht, dass er euch die Sünden vergibt und reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ Steht da, wenn du die Eucharistie empfängst, dann ist er treu und gerecht und vergibt die Sünde? Wenn du als Kind getauft bist, dann ist er treu und gerecht und vergibt die Sünde? Oder wenn du Mitglied der Kirche bist, dann ist er treu und gerecht und vergibt die Sünde?
Nein, genau das steht da eben nicht. Es gibt ganz deutliche Aussagen, immerhin hier von Johannes, einem der engsten Jünger und Begleiter Jesu, der unterm Kreuz stand und mit dabei war. Er hat das genau von Jesus gehört und gibt es weiter.
Und dann sagt aber die Kirche: Nein, so genau geht das nicht. Das geht nur, wenn wir als Heilsvermittlungsanstalt dazwischenstehen.
Viele Menschen, die Mitglieder der katholischen oder der orthodoxen Kirche sind, merken das oft gar nicht. Sie erleben es selten, dass ein Priester zu ihnen kommt und sagt: „Du musst dich bekehren.“ Wie oft hat jemand gesagt: „Du musst umkehren, deine Sünde bereuen, dein Leben Jesus ausliefern, du musst wiedergeboren werden.“
Diese Begriffe stammen alle aus dem Neuen Testament. Was hat Jesus dem Nikodemus gesagt? Nicht: „Du musst Mitglied der orthodoxen oder der katholischen Kirche werden.“ Nein, er sagte: „Du musst von neuem geboren werden.“ Und wie wirst du von neuem geboren? Indem du dein Leben Jesus Christus auslieferst, deine Sünden bekennst, bereust und um Vergebung bittest. Indem der Heilige Geist in dein Leben kommt und dich innerlich neu macht.
Das steht in der Bibel völlig losgelöst von jeder Organisation. Grundsätzlich müssen wir die Frage stellen: Hat Jesus überhaupt eine Organisation als Kirche gegründet? Die Antwort ist ganz klar: Nein. Im ganzen Neuen Testament gibt es keine Kirche als Organisation.
Es gibt im Neuen Testament den griechischen Begriff „Ekklesia“. Das bedeutet „die Herausgerufenen“, also die Gemeinschaft der Christen, die an einem Ort zusammenkommen – zuhause, im Tempel oder an einem anderen Ort. Dort loben sie Jesus Christus und richten sich auf ihn aus. Das ist die Gemeinde im Neuen Testament.
Eine Organisation mit einer Herrschaft gibt es dort nicht. Das sollte uns zum Nachdenken bringen. Wenn du Jesus nachfolgen willst, dann folge ihm genau so, wie er es beschreibt: Werde sein Jünger, werde sein Nachfolger. Alles, was Menschen dann tun, um daraus eine Organisation, eine Institution oder eine Herrschaft zu machen, ist eine ganz andere Ebene.
Nach katholischer Auffassung soll der Papst der Stellvertreter Jesu Christi auf Erden sein. So wird es jedenfalls gesagt. In seinem Papstwappen sieht man zwei überkreuzte Schlüssel. Diese sollen die Schlüssel sein, die Jesus Petrus gegeben hat, als er vor Caesarea Philippi sagte: „Was du binden wirst auf Erden, das wird auch im Himmel gebunden sein; was du lösen wirst auf Erden, das wird auch im Himmel gelöst sein.“ Diesen Anspruch nimmt der Papst für sich in Anspruch.
Ich weiß nicht, ob du schon einmal auf dem Petersplatz warst. Ich war dort, als der Papst seine Generalaudienz gehalten hat. Das ist eine beeindruckende Szene. Der ganze Petersplatz, ein riesiger Platz, ist voll von Menschen. Dann fährt der Papst mit einem Elektrowagen durch die Menge. Die Leute fallen auf die Knie, wollen seine Hände küssen und verehren ihn – fast so, als wäre er Gott.
Er steht dann da, lächelt wie ein Showstar, steigt aus, legt einem Kind die Hand auf den Kopf und betet für das Kind. Dabei lässt er sich von den Menschen verehren. Wir müssen doch sagen: Er soll Stellvertreter Jesu Christi auf Erden sein. Aber wie war das bei Jesus? Wo hat er sich so feiern lassen? Wo hat er sich so verehren lassen wie ein König? Wo hat Jesus in einem Palast gelebt, der Milliarden kostet, wie der Vatikan? Wer hat so im Luxus gelebt?
Lesen wir nicht von Jesus, dass er sagte, die Vögel haben Nester, die Füchse haben Höhlen, aber der Menschensohn hat keinen Platz, wo er sein Haupt legen kann? Jesus hatte nie ein eigenes Haus. Wenn er in Kapernaum war, übernachtete er im Haus des Petrus. Übrigens wird uns ganz nebenbei gesagt, dass er die Schwiegermutter des Petrus geheilt hat. Das ist irgendwie ein doppeltes Wunder, denn nach katholischer Auffassung war Petrus nie verheiratet. Nun müsste man gut erklären, wie jemand eine Schwiegermutter haben kann, wenn er gar keine Frau hatte.
Fragst du ein paar Katholiken, können sie das auch erklären. Sie können sogar erklären, wie die Schwester und Brüder Jesu zu ihm kamen, obwohl Jesus nach katholischer Lehre keine Geschwister gehabt haben soll, weil Maria als ewige Jungfrau gilt. Doch diese Lehre stammt nicht aus dem Neuen Testament. Im Neuen Testament liest man sogar von Jakobus, dem leiblichen Bruder Jesu, der später Mitglied der Gemeinde in Jerusalem wurde.
Dann fragt man sich: Wie geht das, wenn Maria nie andere Kinder gehabt haben soll? Maria hatte eben andere Kinder. Das ist kein Problem, denn es bricht Maria keinen Zacken aus der Krone, andere Kinder zu haben. Es war ja nie verboten, Kinder zu bekommen. In der katholischen Kirche jedoch schon, weil man sagt, wenn Maria Geschlechtlichkeit erfahren hätte, wäre sie nicht mehr sündlos gewesen.
Hier stellt sich die Frage: Wo steht in der Bibel, dass Maria sündlos war? Katholiken verweisen oft auf den Anfang des Lukasevangeliums, wo es heißt: „Gegrüßet seist du unter den Frauen“ und ähnliche Bibeltexte. Das ist durchaus richtig. Aber wo steht dort, dass sie nie mit ihrem Mann geschlafen hat? Oder dass sie sündlos war? Wo steht, dass sie leibhaftig in den Himmel aufgefahren ist? Wo steht, dass sie die Mutter der Kirche ist oder Miterlöserin – alles Titel der katholischen und orthodoxen Kirche? Diese Dinge finden wir nirgends in der Bibel.
Maria wird im Neuen Testament als vorbildliche Frau genannt, vor allem, weil sie bereit war, sich dem Willen Gottes zu unterordnen. Sie sagt zum Engel Gabriel: „Mir geschehe nach deinem Wort.“ Sie stellt sich Gott unter. Oder beim Weinwunder von Kana sagt sie: „Tut, was er euch sagt.“ Sie ordnet sich immer wieder Jesus unter.
Ich frage auch bekannte Katholiken in Deutschland: Warum vertreten Sie solche Lehren? Unter anderem habe ich Johannes Hartl gefragt, der als einer der prominenten Katholiken in Deutschland gilt. Ich habe ihn im Gebetshaus besucht und mit ihm diskutiert. Am Ende sagte er mir: „Da steht nicht in der Bibel, dass Maria sündlos war. Auch dass sie in den Himmel aufgefahren ist, steht nicht in der Bibel. Aber der Heilige Geist hat es dem Papst offenbart.“
Das ist eine interessante neue Lehre. Das heißt, man vertritt Dinge, die nicht in der Bibel stehen – und zwar wichtige Dinge. Die Bibel sagt nämlich, jeder ist ein Sünder. In Römer 3 lesen wir: „Es gibt keinen, der ohne Sünde ist, auch nicht einen.“ Jesus war ja Gott, das war etwas anderes. Aber Maria war Mensch. Und plötzlich sagt die katholische Kirche, Maria sei schon sündlos geboren worden. Eine Bibelstelle dazu gibt es nicht.
Man ist aber verpflichtet, das zu glauben. Denn die katholische und auch die orthodoxe Kirche sagen: Wenn du das nicht glaubst, hast du gegen die Kirche gesündigt und falsch gehandelt. Das geht so nicht.
Ich habe Johannes Hartl weiter gefragt. Er sagte mir: „Herr Kotsch, es kommt gar nicht darauf an, wie Sie die Bibel verstehen und wie ich die Bibel verstehe. Es kommt darauf an, wie der Papst sie auslegt, denn er ist vom Heiligen Geist eingesetzt und versteht es richtig.“
Das finde ich erstaunlich, denn von alledem finden wir weder in der Bibel noch in der Kirchengeschichte eine Spur.
In den letzten Jahren sind einige Menschen, die gläubig waren, plötzlich zurückgekehrt in die katholische Kirche, aus der sie ursprünglich stammen, oder in die orthodoxe Kirche. Das ist schockierend, denn ich würde sagen, sie haben nicht verstanden, was die katholische und orthodoxe Kirche wirklich ist. Diese Kirchen sind nicht die Kirche Jesu Christi, die es seit zweitausend Jahren gibt. Vielmehr handelt es sich um Kirchen, die sich selbst konstruiert haben. Deshalb haben sie viele Lehren entwickelt, um sich zu rechtfertigen, weil sie wissen, dass sie nicht mehr das vertreten, was Jesus gelehrt hat.
Am Ende stellt sich die Frage: Glaubst du, du wirst gerettet, weil du das glaubst, was der Papst dir sagt, oder weil du das glaubst, was Jesus dir sagt? Wer wird im Himmel bestimmen? Was lesen wir in der Offenbarung? Wer sitzt auf dem großen Thron? Dort steht, dass nur einer würdig ist, die Bücher zu öffnen – das ist das Lamm Gottes, Jesus Christus selbst. Dort sitzt kein Papst, kein Bischof und kein Kardinal. Diese sind genauso arme Sünder wie du und ich. Sie müssen vor dem Thron stehen als Angeklagte, und nur wenn Jesus sie freispricht, werden sie frei ausgehen. Es wird dann nicht gelten, dass jemand Papst, Kardinal oder Bischof gewesen ist.
Die Bibel sagt klar: Alle Menschen sind Sünder. Im 1. Johannes 1 heißt es: Wer sagt, er sei ohne Sünde, macht Gott zum Lügner. Plötzlich wird behauptet, Maria sei ohne Sünde – doch das macht Gott zum Lügner. Am Ende ist die Frage: Glaubst du dem, was Jesus gesagt hat, oder dem, was die Jünger, die mit Jesus unterwegs waren, gesagt haben? Oder glaubst du etwas, das im Laufe der Tradition hinzugekommen ist? Ich vertraue auf Jesus und das, was er gesagt hat. Das gilt seit 2000 Jahren und nicht irgendeiner Organisation.
Dann musst du dich auch entscheiden: Welcher Organisation glaubst du? Der katholischen oder der orthodoxen Kirche? Viele werfen diese in einen Topf, doch sie übersehen, dass sich die katholische und die orthodoxe Kirche, die beide von sich behaupten, die älteste zu sein, widersprechen. Sie sagen nicht dasselbe. Zum Beispiel dürfen Priester in der orthodoxen Kirche heiraten, bei den Katholiken gilt das Zölibat. Wer hat Recht? Hat Gott dem orthodoxen Patriarchen offenbart, dass Priester heiraten dürfen, und dem katholischen Papst, dass sie nicht heiraten dürfen? In der Bibel widerspricht sich Gott nicht. Er ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. Warum sollte er unterschiedlichen Kirchen unterschiedliche Anweisungen in so grundlegenden Fragen geben?
Bei den Katholiken darf nur der Priester den Wein trinken, bei den Orthodoxen darf man auch den Wein trinken, der auf die Oblate oder das Brot geträufelt wird. Was gilt jetzt? Die katholische Kirche sagt, sie sei vom Heiligen Geist inspiriert, ebenso die orthodoxe Kirche. Wenn das eine gilt, warum hat dann die andere nicht Recht? Und selbst innerhalb der orthodoxen Kirchen gibt es Unterschiede: In der griechisch-orthodoxen Kirche hört man anderes als in der syrisch-orthodoxen oder russisch-orthodoxen Kirche. Wer hat Recht? Es gibt auch die Aramäer, Kopten oder Äthiopier – alles Kirchen der frühen Christenheit, doch sie haben unterschiedliche Lehren.
Lasst euch nicht irritieren, wenn jemand sagt, „Wir gehören zur ältesten Kirche, deshalb muss sie wahr sein.“ Was ist mit den Äthiopiern, die auch behaupten, zur ältesten Kirche zu gehören, aber andere Lehren haben? Oder was machst du, wenn du orthodox bist und die Katholiken sagen, sie seien die älteste Kirche? Sie haben andere Lehren. Bei entscheidenden Fragen musst du dich entscheiden. Warum entscheidest du dich für die eine Seite und nicht für die andere? Wenn du sagst, der Papst hat Recht, dann behauptest du, die Patriarchen und Metropoliten der orthodoxen Kirche seien Lügner. Entscheidest du dich für die orthodoxe Kirche, dann sagst du, der Papst sei ein Lügner.
Vielleicht haben manche vergessen, dass sich 1054 die Kirchen getrennt haben: Der Patriarch von Konstantinopel, Oberhaupt der orthodoxen Kirche, hat den Papst als Irrlehrer ausgeschlossen. Gleichzeitig hat der Papst den Patriarchen von Konstantinopel als Irrlehrer ausgeschlossen. Sind dann beide Irrlehrer oder beide nicht? Wenn beide vom Heiligen Geist inspiriert sind, war auch diese Entscheidung vom Heiligen Geist inspiriert. Was stimmt jetzt? Dürfen wir den Orthodoxen noch glauben oder nicht? Oder dürfen wir den Katholiken noch glauben oder nicht? Und warum glaubst du dem einen, aber nicht dem anderen? Nur weil jemand behauptet, vom Heiligen Geist inspiriert zu sein, heißt das nicht, dass er es auch ist.
Wenn ich zu dir käme und sagte, der Heilige Geist habe mir eingegeben, dein Auto gehört mir, würdest du mir dann einfach glauben? Wenn nicht, warum glaubst du dann jemandem, der behauptet, vom Heiligen Geist inspiriert zu sein? Es gibt auch andere, die behaupten, vom Heiligen Geist inspiriert zu sein. Zum Beispiel Mohammed, der sagt, Allah sei ihm durch den Engel Gabriel erschienen. Warum folgst du nicht Mohammed, der auch vom Heiligen Geist inspiriert sein soll? Oder Joseph Smith, Gründer der Mormonen, der sagt, ihm sei der Engel Moroni erschienen und habe ihm zusätzliche Offenbarungen gegeben, die er im Buch Mormon, in der köstlichen Perle und in Lehren und Bündnissen festgehalten hat. Diese Offenbarungen sollen genauso geglaubt werden wie die Bibel und die Lehrentscheidungen der Kirche.
Warum entscheidest du dich nicht für die Mormonen, die dieselbe Behauptung aufstellen? Wonach kannst du festlegen, wer wirklich den Heiligen Geist hat und wem du dich unterordnen musst, obwohl er Lehren vertritt, die eindeutig im Widerspruch zu den Lehren Jesu stehen? Ich habe bisher nie eine vernünftige Antwort darauf gehört. Katholiken sagen, das sei halt der Papst, weil sie es immer so gehört haben und in katholischen Familien aufgewachsen sind. Orthodoxe sagen, das sei halt der Patriarch, weil es bei ihnen schon immer so war. Das ist aber keine gute Überzeugung.
In der Bibel finden wir nichts von einem Papst. Wenn du mit Katholiken oder Orthodoxen darüber sprichst, wirst du feststellen, dass der Begriff „Papst“ eine spätere Erfindung ist. Papst heißt ja nur „Papa“, also Vater. In der Bibel steht, man solle niemanden Vater nennen außer Gott. Das ist ein Problem. Jesus sagte zu Petrus: „Du bist der Felsen, auf den ich meine Gemeinde bauen will.“ Darüber kann man lange streiten, was genau gemeint ist. Sicher ist, Petrus war der Gründer der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem zum Pfingstfest. Gott hat ihn gebraucht. Später war er eine der Säulen der Gemeinde in Jerusalem. Beim Apostelkonzil, als Paulus nach Jerusalem kam, waren Petrus und Jakobus wichtige Leute, die gepredigt und Jesus treu geblieben sind.
Aber wo sagt Jesus, dass Petrus und seine Nachkommen die alleinige Autorität haben? Das steht nirgends in der Bibel. Petrus fühlte sich nicht als Papst, gab keine Neuoffenbarungen weiter, und es gibt keine Bibelstelle, die sagt: „Dir und deinen Nachkommen.“ Wenn das so wäre, müssten wir auch Nachkommen von Mose oder Elija haben, die dieselbe Autorität hätten. Doch in der Bibel hat Gott bestimmte Personen ausgewählt, nicht automatisch alle Nachkommen.
Gott berief Paulus und Petrus, aber nicht alle, die sich später auf sie beriefen. Die Kirchen streiten sich, wer Nachfolger von Petrus und Paulus ist. Was ist mit den anderen Jüngern? Wenn Judas ausgeschlossen wird, bleiben zehn übrig. Gibt es heute jemanden, der sich als rechtmäßiger Nachfolger von Andreas oder Thaddäus sieht? Dann wäre der ja genauso wichtig wie Petrus. Gibt es da einen Unterschied? Nein, in der Bibel sind alle Jünger wichtig. Noch wichtiger wäre, Nachfolger von Johannes zu sein, einem der Lieblingsjünger Jesu. Warum wird nur Petrus herausgenommen und Nachfolger von ihm behauptet?
Das kommt daher, dass es im zweiten Jahrhundert noch keinen Papst gab. Es gab einen Gemeindeleiter in Rom, der sich heute Papst nennt. Weil Rom eine große, wichtige Stadt war, hörten viele auf ihn. Aber genauso wichtig waren die Gemeindeleiter von Antiochien, Jerusalem und Alexandria. Sie waren ebenso bedeutend. Als Muslime diese Orte eroberten, blieb nur Rom übrig.
Wer hat nach katholischer Sicht die Bücher des Neuen Testaments autorisiert? Das war nicht der Papst, sondern Athanasius, Patriarch von Alexandrien, der im Osterbrief die Kanonisierung vertrat. Katholiken berufen sich auf ihn, obwohl er nicht Papst war. Im vierten Jahrhundert gab es den Streit zwischen Arius und Athanasius: Arius lehrte, Jesus sei nicht vollständig Gott, Athanasius, dass alle drei Personen der Dreifaltigkeit gleich sind. Athanasius stellte sich auf die Seite Jesu als ganz Gott. Der Papst hingegen stellte sich hinter Arius und vertrat öffentlich eine Lehre, die heute als Irrlehre gilt.
Gilt das heute? Müssen alle Katholiken plötzlich zum Arianismus übergehen? Nein, später sagte die katholische Kirche, der Papst habe sich geirrt. Was, der Papst irrt sich? Das kann doch nicht sein! Doch, seit dem Ersten Vatikanischen Konzil im 19. Jahrhundert gilt die Lehre der Unfehlbarkeit des Papstes. Das ist eine Lehre, die nicht in der Bibel steht, sondern erst vor weniger als zweihundert Jahren beschlossen wurde. Heute musst du sie glauben.
Katholiken sagen oft, sie seien eine einheitliche Kirche, während Protestanten zerstritten seien. Doch wie funktioniert das? Sie haben eine Meinung, weil sie alle anderen, die anderer Meinung waren, umgebracht haben – das war die Aufgabe der Inquisition. Wer nicht die Meinung der Kirche vertrat, wurde hingerichtet. So entsteht keine echte Einheit, sondern eine erzwungene Einheit durch Gewalt.
Ähnlich argumentieren manche Muslime: In Saudi-Arabien herrscht Einigkeit, weil jeder, der den Islam verlässt, hingerichtet wird. Niemand sagt: „Ich will nicht mehr Muslim sein.“ Niemand sagt: „Ich will nicht mehr Katholik sein.“ Nicht, weil alle überzeugt sind, sondern weil sie dazu gezwungen werden. Das ist keine Einheit, wie wir sie als Christen haben sollten. Es ist eine erzwungene Einheit, die andere entmündigt.
Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil in den 1960er-Jahren durften Katholiken nicht einmal in der Bibel lesen. Und dann spricht man von Einheit? Wer von der Einheit der katholischen oder orthodoxen Kirche redet, kennt sich oft nicht aus. Wer sich im Katholizismus auskennt, weiß, dass es dort Streit gibt. Zum Beispiel gibt es in Deutschland die Bewegung Maria 2.0 mit Millionen Katholiken, die fordern, Frauen als Priesterinnen zuzulassen. Da sind wir nicht alle einig.
Oder erinnert ihr euch, bevor Benedikt XVI. starb? Er sagte, Homosexualität sei verboten. Franziskus hingegen sagte, Gott habe Verständnis für Homosexuelle. Zwei Päpste, die gleichzeitig leben, sagen unterschiedliche Dinge. Wem soll man glauben? Beide sollen vom Heiligen Geist inspiriert sein? Das passt nicht.
Diese Einheit in der Kirche gibt es nicht und gab es nie. Das zeigt sich auch, wenn ein neuer Papst gewählt werden soll: Da kämpfen Liturgiker, Konservative, Modernisten gegeneinander. Verschiedene Orden haben ihre Favoriten. Äußerlich mag es Gleichheit geben, doch innerlich gibt es viele unterschiedliche Auffassungen. Wer nicht mitgeht, wird rausgeworfen.
Das war beim Ersten Vatikanischen Konzil so. Viele europäische Katholiken lehnten die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes ab. Sie wollten an der alten katholischen Tradition festhalten und nannten sich „altkatholische Kirche“. Die katholische Kirche warf sie raus. Bis heute gibt es diese Abspaltung. Das ist nicht die einzige. Immer wieder spalteten sich Leute von der katholischen Kirche ab oder wurden rausgeworfen, weil sie nicht akzeptiert wurden. Manche wurden als Märtyrer getötet, zum Beispiel Jan Hus, der forderte, dass alle in der Gemeinde die Bibel in ihrer Muttersprache lesen dürfen. Er wurde in Konstanz verbrannt.
Solche Einigkeit ist keine echte Einheit, sondern eine Einheit vom Friedhof – erzwungen durch Druck und Gewalt. Heute merken wir in Deutschland, dass viele Katholiken gar nicht mehr glauben, was sie glauben sollten. Eine relativ neue Statistik zeigt: Über die Hälfte der Katholiken glauben nicht, dass der Papst unfehlbar ist, obwohl der Katechismus das fordert. Etwa ein Drittel glaubt nicht an ein Leben nach dem Tod. Also glauben nicht alle dasselbe.
Außerdem gibt es viele Katholiken, die nicht an die Transubstantiationslehre glauben, also dass sich bei der Eucharistie Brot und Wein substantiell in Leib und Blut Christi verwandeln. Etwa sechzig Prozent der deutschen Katholiken glauben das nicht, gehen aber trotzdem zur Messe und nehmen die Eucharistie. Die Idee, alle Katholiken seien einheitlich, stimmt also nicht. Sie sind mindestens ebenso zerstritten wie Protestanten. Bei den Orthodoxen ist es ähnlich.
Lasst euch nicht von Werbeaussagen täuschen. Im zweiten Jahrhundert gab es noch keinen Papst. Der Bischof von Rom sagte, Ostern solle zu einem bestimmten Zeitpunkt gefeiert werden. Der Patriarch von Alexandrien und der von Antiochien widersprachen und hielten andere Termine. Die meisten Gemeinden folgten Antiochien und Alexandrien. Der Bischof von Rom gab nur seine Meinung als Gemeindeleiter ab. Die Christen konnten damals noch selbst entscheiden.
Heute wird oft zurückprojiziert. Katholiken benutzen alte Begriffe und Kirchenväter aus dem zweiten Jahrhundert, doch die hatten damals eine andere Bedeutung als heute. Das wird übernommen, als sei die heutige katholische Bedeutung dieselbe wie damals. Das stimmt nicht.
Beispiel: In der Lutherübersetzung von 1912 wird das Wort „Dirne“ verwendet. Heute versteht man darunter eine Prostituierte, vor hundert Jahren bedeutete es einfach „junges Mädchen“. Wenn man die Stelle liest, denkt man an etwas anderes. Auch „Weib“ bedeutete früher Frau, heute klingt das beleidigend. Man darf nicht annehmen, dass Begriffe vor zweitausend Jahren dieselbe Bedeutung hatten wie heute.
Wenn damals von Abendmahl oder Taufe die Rede war, war oft etwas anderes gemeint. Die Transubstantiationslehre entstand erst tausend Jahre später. Sie verlangt, dass sich bei der Eucharistie Brot und Wein substantiell in Leib und Blut Christi verwandeln. Das wurde in der frühen Kirche nicht so gelehrt. Die Kirche tut heute so, als sei das schon immer so gewesen, obwohl diese Lehre erst im zwölften Jahrhundert dogmatisiert wurde.
Wir müssen aufpassen, nicht einfach in alte Texte das hineinzulesen, was die katholische oder orthodoxe Kirche heute lehrt. Wir müssen verstehen, was damals wirklich gemeint war. Außerdem haben katholische und orthodoxe Kirchen über 2000 Jahre lang nur die Äußerungen überliefert, die zu ihrer Lehre passen. Sie zitieren immer wieder dieselben Kirchenväter, andere Aussagen, die nicht passen, werden weggelassen.
Manche Kirchenväter, die nicht zur katholischen Lehre passen, werden gar nicht zitiert oder als Irrlehrer bezeichnet. So entsteht ein Zirkelschluss: Man sucht nur das heraus, was passt, und behauptet dann, alle hätten so gelehrt. Das ist nicht richtig. Entweder akzeptieren wir alle damals oder keine. Manche Kirchenväter, wie Tertullian im zweiten Jahrhundert, meinten, es sei besser, Kinder erst auf dem Totenbett zu taufen, weil durch die Taufe die Sünde vergeben wird. Das ist aber weder biblisch noch richtig, obwohl es in der frühen Kirche vertreten wurde.
Warum lehrt die katholische Kirche das nicht, obwohl es in der frühen Kirche vorkam? Warum sucht sie nur Stellen aus, die zur eigenen Lehre passen? Das ist ungerecht. Manche argumentieren, weil die frühen Kirchenväter das gesagt haben, müsse es wahr sein. Doch die Gemeinden in Galatien oder Korinth waren noch näher an Paulus und hatten auch Irrlehrer. Paulus musste sie korrigieren.
Schon in der ersten Gemeinde gab es Irrlehren, die nach den Aussagen Jesu korrigiert wurden. Wenn Katholiken sagen, man müsse tun, was die frühen Kirchenväter sagten, frage sie, warum sie nicht so leben wie die Korinther oder Galater, die noch älter sind. Im zweiten Jahrhundert gab es auch Gnostiker, die das Maria-Magdalena-Evangelium, die Pistis Sophia oder das Thomas-Evangelium schrieben. Warum glauben wir ihnen nicht? Weil sie nicht mit dem Alten Testament und den Aussagen Jesu übereinstimmen. Irenaeus argumentierte so gegen die Gnostiker.
Warum argumentiert die katholische Kirche heute nicht genauso, sondern beruft sich auf Kirchenväter, die nie behaupteten, vom Heiligen Geist inspiriert zu sein, wie die Texte des Neuen Testaments? Um das Jahr 100 behaupteten Papias und Justin der Märtyrer, die Briefe des Paulus und die Evangelien seien von Gott inspiriert. Kirchenväter beriefen sich immer auf die Heilige Schrift, nicht auf eigene Offenbarungen.
Liebe katholische Kirche, warum tut ihr das nicht? Die Antwort ist einfach: Weil viele eurer Lehren nicht in der Bibel stehen. Katholiken und Orthodoxe wissen das. Aber sie brauchen eine Begründung, sonst müssten sie sagen: „Das steht nicht in der Bibel.“ Das wollen sie nicht. Deshalb sagen sie, es gibt nicht nur die Bibel, sondern auch die Tradition – die Lehrtradition der katholischen oder orthodoxen Kirche.
Das wurde erst im vierten Jahrhundert entwickelt, als die Kirche zur Staatskirche wurde und Macht erhielt. Deshalb sagt die katholische Kirche bis heute, das Neue Testament sei erst im vierten Jahrhundert entstanden, durch das Konzil von Nicäa und den Osterbrief des Athanasius. Manche Christen glauben das. Wir sagen: Fall nicht darauf herein. Das Neue Testament entstand im ersten Jahrhundert und wurde im zweiten Jahrhundert von der Kirche bestätigt. Dass ein Papst im vierten Jahrhundert das bestätigte, ist schön, aber die meisten Christen wussten das schon im zweiten Jahrhundert.
Die katholische und orthodoxe Kirche wollen ihre Lehre unterbringen und erklären, dass das Neue Testament nur Autorität hat, weil es vom Papst und Patriarchen bestätigt wurde. So wird die Autorität umgedreht: Die Person, die sich für von Gott gesandt hält, bestimmt, was wahr ist. Das ist Selbstüberhebung, im Gegensatz zu dem, was die Jünger und die Gemeinde im zweiten Jahrhundert sagten: Es ist wahr, weil es von Jesus kommt, nicht weil ich es sage.
Lasst euch nicht in diese Diskussion hineinziehen, weil Katholiken und Orthodoxe behaupten, ihre Lehren seien richtig. Am Ende, wenn du vor Gott stehst, zählt nicht, ob du alle Dogmen der katholischen oder orthodoxen Kirche geglaubt hast, sondern ob du Buße getan hast für deine Sünden, wie Jesus es fordert, und Vergebung erhalten hast.
Die katholische und orthodoxe Kirche widersprechen sich heute oft, widersprechen der Geschichte und den Äußerungen vieler Kirchenväter. Sicher gibt es einige Kirchenväter, die eine Sakramentslehre vom Abendmahl und der Taufe im zweiten Jahrhundert hatten. Aber es gab auch Irrlehren, wie die Gnostiker und die Taufe auf dem Totenbett.
Das heißt nicht, dass diese Lehren wahr sind. Wir müssen prüfen, ob Jesus das so gelehrt hat. Katholiken und Orthodoxe argumentieren oft mit der Transubstantiationslehre, die erst tausend Jahre nach Jesus festgelegt wurde. Sie zitieren Jesu Worte: „Das ist mein Leib, das ist mein Blut.“ Doch im 1. Korinther 11 steht, dass das zum Gedächtnis geschehen soll.
Jesus führte das Abendmahl beim Passamahl ein. Das Passamahl erinnerte an die Rettung Israels aus Ägypten durch das Blut des Lammes. Juden damals und heute glauben nicht, dass sie das Blut trinken. Im Alten Testament ist das Trinken von Blut verboten. Niemand der Jünger protestierte, als Jesus sagte, das sei sein Blut. Sie hätten es verboten gefunden. Die Idee, dass es sich um echtes Blut und Fleisch handelt, entstand erst im zweiten bis vierten Jahrhundert, als das Abendmahl zum Sakrament erklärt wurde.
Jesus sagte nie, dass die Sünde durch das Abendmahl vergeben wird. Paulus warnt sogar, dass falsche Teilnahme krank macht oder zum Tod führt. Die katholische und orthodoxe Kirche behaupten, diese Lehre sei schon immer so gewesen. Das stimmt nicht.
Zur Kindertaufe: Jesus sagte, die Kinder sollten zu ihm kommen. Das ist aber keine Taufe, sondern eine Aufforderung, dass Kinder das Wort Gottes hören sollen. In der Apostelgeschichte wird erwähnt, dass jemand und sein Haus getauft wurden. Es steht aber nicht, dass Säuglinge getauft wurden. Das ist Spekulation.
Die Kindertaufe entstand erst im zweiten Jahrhundert, weil man glaubte, Taufe rette und Kinder oft früh starben. Deshalb ließen viele Eltern ihre Kinder taufen, damit sie in den Himmel kommen. Das ist nicht biblisch und nicht von Jesus oder den Jüngern gelehrt. Wenn man Kindertaufe macht, darf man sich nicht auf die Bibel berufen.
Taufe ist im Neuen Testament ein Bekenntnis des eigenen Glaubens, wie beim Kämmerer aus Äthiopien. Er ließ sich taufen, nachdem er erkannte, dass Jesus der Messias ist. So ist es immer im Neuen Testament.
Katholische und orthodoxe Kirchen behaupten, sich auf die erste Christenheit zu beziehen, tun es aber nicht. Sie deuten um, lassen Dinge weg oder verändern Lehren. Vor einigen Jahren wurden Darwin und Galileo Galilei von der katholischen Kirche rehabilitiert. Früher hatte die Kirche sie als Irrlehrer verurteilt. Jetzt passt man sich dem Zeitgeist an. Das wirft Fragen auf.
Im Tridentinischen Konzil im 16. Jahrhundert wurde gesagt: Wer lehrt, der Mensch werde allein durch Gnade gerettet, der sei verflucht. Im Zweiten Vatikanischen Konzil wurde das wiederholt. Die katholische Kirche sagt, die Beschlüsse der Konzilien und Päpste seien ewig gültig. Aber sie widersprechen sich. Was gilt? Das Konzil von Trient oder das Zweite Vatikanische Konzil? Du musst beides glauben, was nicht möglich ist.
Viele Lehren widersprechen sich in der Kirche. Man versucht das mit „fortschreitender Offenbarung“ zu erklären, aber das funktioniert nicht. Wir wollen die katholische und orthodoxe Tradition ernst nehmen, auch die Kirchengeschichte, aber diese hat nicht dieselbe Autorität wie die Bibel als Wort Gottes. Das sind verschiedene Ebenen.
Ich hoffe, ihr bringt viele Fragen mit, sowohl zur katholischen und orthodoxen Tradition als auch zur Bibel. Wir wollen uns damit auseinandersetzen. Es geht nicht darum, etwas zu verteidigen, nur weil wir es so denken. Wenn die Orthodoxie richtig ist, sollten wir alle orthodox werden. Wenn die katholische Kirche richtig ist, sollten wir alle katholisch werden. Wenn die Mormonen richtig sind, sollten wir alle Mormonen werden. Sind sie falsch, sollen wir die Finger davon lassen und Menschen helfen, Jesus nachzufolgen – keinem Patriarchen oder Papst, sondern Jesus, der derselbe ist gestern, heute und in Ewigkeit.
Es geht nicht darum, alle Katholiken oder Orthodoxen schlecht zu machen. Wir finden auch unter ihnen wahrhaft gläubige Nachfolger Jesu. Jesus hat keine einheitliche Organisation gegründet, keine Kirche, zu der man gehören muss. Es gab Christen, die sich versammelten, geleitet von Ältesten, die berufen wurden. Eine Konfession im heutigen Sinne gab es nicht – weder orthodox, katholisch, äthiopisch noch koptisch. Es gab einfach Christen, die Jesus nachfolgten. Das gibt es heute auch.
Wogegen ich mich wende, ist, dass bestimmte Gruppen für sich beanspruchen, nur ihre Sicht sei richtig und ihre Lehre sei das, was Jesus gepredigt hat. Sie nehmen göttliche Autorität für sich in Anspruch. Das ist biblisch heikel. Im Galater 1 heißt es: Selbst wenn ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium predigt, der sei verflucht.
Wenn heute jemand sagt, das Heil komme nicht allein durch Jesus Christus und Vergebung der Sünden, sondern durch Sakramente, dann ist das nicht das Evangelium Jesu. Egal wie begründet, wir müssen als Christen sagen: So geht es nicht.
Das richtet sich nicht gegen einzelne Katholiken oder Orthodoxe. Viele verstehen nicht, was ihre Kirche lehrt. Manche haben die Bibel nie selbst geprüft. Gott wird sie nach dem richten, was sie in ihrem Herzen erkannt haben.
Wenn du die Möglichkeit hast, in der Bibel zu lesen, und der Heilige Geist in dir wohnt, solltest du dich nicht verführen lassen von Leuten, die die Bibel beiseitelassen oder missinterpretieren.
In der katholischen und orthodoxen Kirche wirst du selten aufgefordert, selbst in der Bibel zu lesen. Warum nicht? Sollte es nicht das höchste Ziel sein, die Worte Jesu, Petrus’, Paulus’ und der anderen Apostel zu lesen? Die großen Kirchen haben Angst davor, dass die Menschen in der Bibel lesen, weil sie wissen, dass vieles, was sie lehren und praktizieren, nicht in der Bibel steht.
Über Jahrhunderte war es normalen Christen verboten, die Bibel zu lesen. Das ist absurd, wenn Paulus sagt, seine Briefe sollen herumgereicht und gelesen werden. Heute darfst du lesen, aber im Jugendkatechismus der katholischen Kirche steht: „Lest die Bibel, aber immer zusammen mit dem Katechismus, damit ihr richtig versteht, was in der Bibel steht.“ Wenn es so klar in der Bibel wäre, warum braucht man dann den Katechismus? Warum durftest du früher nur mit einem Priester in der Nähe lesen?
Dann liest du in der Bibel von der Schwiegermutter des Petrus, und ein Priester erklärt dir, Petrus habe keine Schwiegermutter, obwohl es dort steht. Du liest, dass Jesus Geschwister hatte, und der Priester sagt, Jesus habe keine Geschwister. Du liest von Petrus, aber nichts vom Papst, und der Priester erklärt, dass trotzdem der Papst gemeint sei. Dafür brauchst du immer den Filter der Kirche.
Dagegen wenden wir uns nicht, weil wir gegen Jesus sind oder gegen die frühe Kirchengeschichte, sondern weil wir gegen eine Missinterpretation von dem, was Jesus wollte, sind. Deshalb sagen wir: Lest die Bibel nach, lest, was darin steht.
Es wird oft gesagt, in der Bibel stehe nicht „sola scriptura“. Natürlich nicht, denn damals sprachen die Menschen Griechisch oder Hebräisch, nicht Latein. Der Begriff musste nicht drinstehen, weil es niemand in Frage stellte. Martin Luther hat sich nie ausdrücklich gegen Homosexualität ausgesprochen, weil damals alle wussten, dass es falsch ist.
Im ersten und zweiten Jahrhundert sagten wenige „sola scriptura“, weil das allen klar war. Die Kirchenväter argumentierten gegen die Gnostiker, weil deren Lehren nicht mit Jesus, Paulus und der Schrift übereinstimmten.
Sie beriefen sich auf die Autorität der Schrift, nämlich die Evangelien und Paulusbriefe, auch wenn das Neue Testament noch nicht als Buch vorlag. Im zweiten Jahrhundert gab es den sogenannten Kanon Moratori, der die meisten Bücher des Neuen Testaments enthielt. Schon damals galt das Prinzip „sola scriptura“, auch wenn der Begriff fehlte.
Wir lesen in der Bibel, dass Gott sich durch die Propheten mitgeteilt hat und am Ende durch seinen Sohn. Warum sollte Gott sich heute durch Päpste offenbaren, wenn er doch am Ende durch Jesus gesprochen hat? Die Jünger haben nur aufgeschrieben, was sie erlebt haben. Das Lukasevangelium sagt, dass alles aufgezeichnet wurde, was glaubwürdige Zeugen berichteten. Der erste Johannesbrief sagt, alles sei, was sie gehört und berührt haben.
Deshalb kann es heute keine Apostel mehr geben, und es kann keinen Papst mehr geben. Der Auftrag der Apostel war, Zeugen dessen zu sein, was sie mit Jesus erlebt haben. Das gibt es heute nicht mehr. Der Papst kann nicht Zeuge dessen sein, was Jesus gesagt und getan hat, weil er damals nicht lebte.
In der Apostelgeschichte überlegten die Jünger, als Judas gestorben war, wie sie einen neuen Apostel bestimmen können. Das Kriterium war, dass derjenige von Anfang an dabei war und Zeuge sein kann. Das gilt bis heute. Das kann kein Papst, kein Bischof, kein Kardinal.
Dennoch beanspruchen Menschen Ämter, obwohl sie die Voraussetzungen nicht erfüllen. Das zeigt, dass Menschen Gott kontrollieren und in ein System pressen wollen. Genau das passiert in der katholischen und orthodoxen Kirche.
Man hat ein Herrschaftssystem des Heiligen entwickelt: Gott ist in der Eucharistie verfügbar, man kann ihn in die Hand nehmen und weitergeben. Aber in der Bibel ist Gott unabhängig von uns. Wir können ihn nicht in die Hand nehmen oder verfügen.
Menschen wollen Gott kontrollieren. Sie wollen etwas Handfestes, an dem sie sich orientieren und das sie verehren können. Aber die Bibel will das nicht.
Viele Orthodoxe und Katholiken rechtfertigen ihre Heiligen- oder Marienverehrung oft mit menschlichen Strategien. Manche, die nicht katholisch oder orthodox sind, sagen dann auch, man dürfe gar nicht mehr über Maria sprechen. Das ist jedoch falsch, denn Maria ist die am häufigsten und am positivsten im Neuen Testament erwähnte Frau. Deshalb dürfen wir Maria loben.
Maria zu loben heißt aber nicht, zu Maria zu beten. Wir können Personen aus der Bibel oder der Kirchengeschichte als Vorbilder nehmen, aber ein Vorbild zu sein bedeutet nicht, dass diese Person ein Heiliger ist. Wenn ihr in der Bibel lest – ich habe das auch schon getan – bekommt ihr meist nur Irritationen. Ihr könntet zu euren orthodoxen Geschwistern oder katholischen Verwandten gehen und fragen: „Bin ich ein Heiliger?“ Wenn ihr gläubig seid, lautet die Antwort: Ja, denn Paulus schreibt an die Heiligen in Ephesus. Doch wer sind diese Heiligen? Es ist die ganze Gemeinde, denn Paulus sagt, wir sind ein Volk von Priestern, also heilig.
Das ist der Unterschied zum Alten Testament: Jetzt haben wir alle direkten Zugang zu Gott. Deshalb brauchen wir keinen Priester mehr, der uns vor Gott vertritt, wie im Alten Testament. Wir können direkt zu Gott kommen. Wir brauchen auch keinen Tempel mehr, wie im Alten Testament, sondern können direkt zu Gott kommen. Deshalb wäre es eigentlich berechtigt, wenn du sagen würdest: „Ich bin jetzt der heilige Gregor“ oder „Ich bin jetzt die heilige Maria.“ Doch damit würdest du auf Missverständnisse stoßen.
Warum? Weil die großen Kirchen den Begriff „heilig“ völlig umdefiniert haben. Heilig ist plötzlich jemand, der so viel geleistet hat, dass er von Gott Anerkennung erhält – quasi eine Auszeichnung im Himmel. Doch genau das finden wir in der Bibel nicht. Dort heißt es, wir sind höchstens Gottes Mitarbeiter, weil wir allein durch Gnade gerettet sind. An uns ist nichts Gutes, sagt die Bibel ganz deutlich. Natürlich sollen wir Gutes tun, aber durch unser Tun werden wir nicht würdiger oder müssen deshalb von Gott akzeptiert werden.
Man kann natürlich sagen, es gibt Personen aus der Kirchengeschichte, die vorbildlich gelebt haben, zum Beispiel Augustinus. Aber hilft uns das, wenn wir zu ihm beten? Wer sich gut auskennt, weiß, dass man ihn nicht anbetet, sondern verehrt. Doch in der Praxis ist das oft dasselbe. Wenn du eine orthodoxe Kirche besuchst, siehst du Leute auf Knien vor Bildern von Augustinus oder Maria. Sie küssen die Bilder, weinen und wenden sich mit Tränen an Maria: „Bitte hilf mir!“
Hier stellt sich die Frage: Was ist der Unterschied zwischen Verehrung und Anbetung? Wenn du die Ikonenwand betrachtest, die den sakralen Bereich von den Priestern trennt, was ist das? Es sind Götterbilder, ähnlich wie in anderen Tempeln, etwa bei den Hindus. Die meisten Menschen, die ich kenne, sehen darin nicht nur ein Vorbild. Sie glauben, diese Personen könnten ihnen helfen, heiliger zu werden oder Zugang zu Gott zu bekommen.
Katholiken und Orthodoxe argumentieren oft so: „Gott ist so heilig, da traue ich mich nicht, mich direkt an ihn zu wenden. Ich bin nur eine kleine Nummer, Gott hört mich nicht.“ Die gute Botschaft der Bibel ist jedoch: Du darfst direkt zum Chef gehen. Stell dir vor, du bist bei einer Firma, und der Chef ist dein Nachbar. Er sagt dir, du kannst jederzeit zu ihm kommen. Es wäre absurd, wenn du dich nicht traust und stattdessen den Pförtner bittest, für dich zu sprechen.
Ist Gott ein böser Herrscher, der dich mit einem bösen Blick straft, wenn du etwas Falsches sagst? Nein. Im Vaterunser, das alle Katholiken und Orthodoxen beten, wendest du dich direkt an Gott. Warum betest du dann nicht „Maria Unser“ oder „Antonius Unser“? Du betest das Vaterunser bei jeder Messe zu Gott, aber im Alltag ist Gott plötzlich nicht mehr da.
Was steht im ersten Petrusbrief? „Alle eure Sorgen werft auf ihn“ – auf Gott, nicht auf Maria oder Antonius. Du musst dich nicht an Maria oder Antonius wenden, denn sie können dir nicht helfen. Auch wenn manche von ihnen vorbildliche Christen waren, können sie dir nicht mehr helfen. Warum? Weil sie nicht mehr auf der Erde leben. Du könntest sagen, sie könnten dir in der Ewigkeit helfen. Lies aber die Bibel: Wie ist es mit dem reichen Mann und dem armen Lazarus? Wo sind sie? Sie sind im Totenreich, nicht in der Gegenwart Gottes.
In Offenbarung 20 steht, dass es eine Auferstehung zum Leben und eine Auferstehung zum Tod geben wird. Diese liegt aber noch in der Zukunft. Das heißt, diese Personen sind noch nicht in der Gegenwart Gottes. Wir alle werden gleichzeitig ihm entgegengerückt. Das Totenreich muss die Toten hergeben, und die Lebenden werden Gott entgegengeführt. Das ist erst noch zu erwarten.
Was lesen wir in der Geschichte, die Jesus erzählt, vom reichen Mann und armen Lazarus? Sie bekommen nicht mehr mit, was auf der Erde passiert. Es gibt kein Fenster im Totenreich, durch das sie sehen könnten, was unten geschieht. Und es gibt keine Möglichkeit einzugreifen. Der reiche Mann bittet Abraham, jemanden zu schicken, um seine Brüder zu warnen. Abraham antwortet, sie haben Mose und die Propheten. Wenn sie auf diese nicht hören, ist es zu spät. Es gibt keine Sondererlaubnis oder Rückkehr aus dem Totenreich, weder im Alten noch im Neuen Testament.
Seht euch Saul an, der zum Samuel sprechen will. Nach katholischer Sicht wäre Samuel auch ein Heiliger. Saul geht zur Hexe von Endor, um mit Samuel zu sprechen, einem verstorbenen Heiligen. Doch das war falsch, denn wir sollen uns nicht an Verstorbene wenden, egal wie heilig sie waren. Das gilt sowohl im Alten als auch im Neuen Testament.
Wenn du mal in orthodoxen oder katholischen Kirchen bist, musst du ehrlich sagen: Die Leute beten mehr zu den Heiligen und zu Maria als zu Jesus und zu Gott. Meine Frau kommt aus Frankreich. Wenn wir dort sind, gehe ich oft in katholische Kirchen, um sie anzuschauen, weil sie oft prächtig sind. Aber jedes Mal komme ich heraus und sage: Nein, ich bin nicht katholisch. Zum Beispiel gibt es in der Wallfahrtskirche von Therese von Lisieux, einer bekannten Heiligen in Frankreich, eine ganze Wand voller Votivtafeln. Dort steht: „Therese hat geholfen“, „Therese hat mich gesund gemacht“, „Therese hat auf meine Gebete geantwortet.“
Da frage ich mich ehrlich: Wo im Neuen Testament steht so etwas? Hat Paulus zum Beispiel zum heiligen Stephanus gebetet, der schon gestorben war? Hätte Paulus sagen können: „Heiliger Stephanus, hilf mir auf meinen Reisen“? Kein Wort davon. Heute sollst du das aber tun. Nie wird das erwähnt. Warum? Weil diese Leute uns weder hören noch eingreifen können. Im Gegenteil, die Bibel sagt deutlich, dass sie uns nicht hören und nicht eingreifen können.
Du hast die Möglichkeit, direkt zum Chef zu kommen. Wenn du Ehrfurcht vor Gott hast, ist das gut. Du merkst, Gott ist heilig, und wir sollten nicht mit ihm umgehen wie mit einem Nachbarn. Er ist heilig, und der Umgang mit Sündern ist eine ernste Angelegenheit. Aber wir dürfen zu ihm kommen, und er stößt uns nicht weg. Er ist allgegenwärtig, was für Maria und die Heiligen nicht gilt.
Die Heiligen könnten Probleme haben, wenn sich Millionen Katholiken an sie wenden. Wenn sie allgegenwärtig wären, wären sie Gott – das geht nicht. Der heilige Antonius hätte den ganzen Tag zu tun, weil sich täglich eine Million Menschen an ihn wenden. Wie sollte er alle verstehen und beantworten? Das geht nicht.
Gott hingegen ist allgegenwärtig. Er kann jederzeit zuhören. Überall, wo du bist, ist er auch. Er ist viel, viel besser.
Warum glauben viele trotzdem an solche Erklärungen? Weil wir gerne etwas Menschliches, etwas Anfassbares wollen. Wir möchten, dass etwas auf uns abfärbt, wenn wir mit diesen Personen zu tun haben. Deshalb gehen Katholiken und Orthodoxe zu Wallfahrtsorten, an das Grab eines Heiligen, wollen dessen Gebeine anfassen.
Wenn du mal im Vatikan in Rom warst, in der Peterskirche, dann siehst du dort Reliquien von Päpsten, die als Heilige verehrt werden. Wenn du vor ihnen betest, heißt es, du hast direkten Zugang zu Gott. Wo in der Bibel gibt es so einen Kult für Verstorbene? Genau: gar nicht.
Was hat man mit Verstorbenen gemacht? Man hat sie beerdigt und an sie gedacht, aber nie kam man auf die Idee, ihre Überreste als Reliquien aufzubewahren. Das kam erst viel später. Reliquien bedeuten, dass ein Knochen übrig geblieben ist und Gott irgendwie darin wohnt – eine magische Vorstellung.
Dabei sagt Gott der Frau am Jakobsbrunnen: Ihr werdet bald nicht mehr zum Tempel nach Jerusalem gehen müssen, denn jederzeit und an jedem Ort, wo ihr euch Gott zuwendet, ist er gegenwärtig.
Die Reliquienverehrung hat zu absurden Dingen geführt. Als Elisabeth von Thüringen starb – sie führte ein vorbildliches Leben, kümmerte sich hingebungsvoll um Arme und Kranke und starb schon mit Ende zwanzig – da war sie noch nicht einmal kalt, da schnitten die Leute ihre Finger, Nase und Haare ab, um Reliquien zu haben.
Was für ein Aberglaube! Ich hoffe, dass das mit deinem Körper nicht passiert, wenn du stirbst. Kommen die Angehörigen und schneiden dir Nase oder Ohren ab, um sie aufzubewahren? Was für eine seltsame Vorstellung! Es ist doch nur der Körper.
Was sagt die Bibel? Der Körper wird zu Staub. Die Seele ist das Entscheidende, und die kannst du nicht in ein Kästchen packen.
Wir sollen Gott verehren und uns an ihn wenden, wenn wir Hilfe brauchen. Wir dürfen uns auch an Jesus wenden, denn er ist Gott. Aber wir sollen keine Menschen verehren, so wie es in der orthodoxen und katholischen Kirche oft geschieht.
Wir dürfen Vorbilder bei Menschen haben. Das wird in der Bibel erwähnt, zum Beispiel im Hebräerbrief Kapitel 11, wo uns die Vorbilder des Alten Testaments genannt werden – alles Menschen, auch fehlerhafte.
Wenn du siehst, wird Abraham als Vorbild des Glaubens genannt. Aber wir wissen auch, dass Abraham in manchen Situationen ungläubig war, etwa bei der Geburt seines Sohnes. Er gab seine Frau als seine Schwester aus, weil er Angst hatte, dass es Probleme geben könnte. David wird uns ebenfalls gelobt, aber nicht wegen seines Ehebruchs, sondern wegen seines Vertrauens auf Gott. All diese Personen hatten Schwächen.
Genauso ist es mit den Menschen der Kirchengeschichte. Dort gibt es hervorragende Persönlichkeiten, die uns ein echtes Vorbild sein können. Aber sie sind keine Heiligen im Sinne von Sündlosigkeit oder als Helfer, die uns näher zu Gott bringen können. Sie können uns ein Vorbild sein, wie man ein gottgegebenes Leben führen kann. Manchmal sind sie hilfreich, weil sie so im Beten auf Gott vertraut haben oder mutig missionarisch tätig waren. Sie können uns motivieren, ebenso wie heute lebende Menschen.
Insofern sollten wir auch in der katholischen und orthodoxen Lehre sagen: Das machen wir nicht so, wir kopieren das nicht einfach, wie es die katholische Kirche tut. Wir haben eine viel befreiendere Botschaft. Auch in der katholischen und orthodoxen Kirche werdet ihr merken, dass sie eigentlich noch im Alten Testament leben. Vieles, was dort gemacht wird, stammt aus dem Alten Testament. Sie haben das Neue Testament noch nicht wirklich erlebt, und das ist schade.
Das merkt ihr schon daran, wie der Geistliche in der orthodoxen Kirche heißt: Es ist nicht der Älteste, sondern der Priester. Wo könnt ihr im ganzen Neuen Testament etwas von Priestern in der Gemeinde lesen? Außer dass wir alle Priester sind – ja, gar nicht. Warum? Im Alten Testament gab es Priester, deren Hauptauftrag es war, im Tempel Gott zu dienen und Opfer zu bringen. Deshalb heißen sie Priester.
Habt ihr euch schon mal überlegt, warum es in der katholischen und auch manchmal in der orthodoxen Kirche einen Altar gibt? In jeder katholischen Kirche gibt es einen Altar. Wo steht im Neuen Testament etwas vom Altar in der Gemeinde? Natürlich nicht. Im Neuen Testament wird uns gerade im Hebräerbrief gesagt, dass Jesus das Opfer ein für allemal war. Es braucht keine weiteren Opfer mehr, außer das eine Opfer Jesu.
Aber in der katholischen und orthodoxen Kirche sagt man, das stimmt nicht. Was in der Bibel steht, sei falsch. Denn wir müssen jedes Mal, wenn wir Gottesdienst feiern, neu opfern. Hier merkt man, das ist wie im Alten Testament, wie im Tempel: Es muss immer wieder neues Blut fließen. Katholiken und Orthodoxe sagen, bei jeder Messe wird Jesus unblutig erneut geopfert – jede Woche, immer wieder. Und wer macht das? Der Priester.
Und dann weiß man, das ist ja vollkommen unbiblisch. Jesus ist ein für alle Mal für unsere Sünden gestorben. Er muss nicht immer wieder neu geopfert werden. Er ist einmal geopfert worden und einmal gestorben. Er sitzt zur Rechten Gottes im Himmel. Er ist nicht im Brot oder im Wein enthalten – das hat er auch nie behauptet. Und es ist auch nicht so, dass der Priester das Opfer immer wieder neu vollziehen kann. Das dient nur dazu, Macht an sich zu ziehen: "Ich bin der Einzige, der Jesus noch mal opfern kann."
Dabei lesen wir in der Bibel ganz deutlich: Das Opfer ist einmalig. Wir können es nicht wiederholen. Einmal ist er für unsere Sünden gestorben, es kommt nicht noch mal.
Vielleicht wundert ihr euch auch, warum in den Kirchen alles so prächtig gestaltet ist – mit Gold, Silber, Kerzen und so weiter. Dann lest doch mal im Alten Testament, wie der Tempel gebaut wurde, dann merkt ihr genau den Grund. Im Neuen Testament steht nirgends, dass Christen prächtige Tempel gebaut haben, wenn sie zusammenkamen. Ihr könnt das ganze Neue Testament durchgehen und sehen, dass sich die Urgemeinde im ersten und zweiten Jahrhundert manchmal draußen an der Wasserstelle traf, manchmal in Häusern. Paulus mietete die Schule des Tyrannus, also eine öffentliche Schule, wo sie Gottesdienst hielten. Die ersten Christen brauchten keine prächtigen Räume wie den Tempel.
Warum? Weil Gott nicht in Gebäuden wohnt. Im Alten Testament sagte man, im Allerheiligsten mit der Bundeslade und der Menora wohnt Gott, deshalb sollte alles prächtig sein – der beste Palast für Gott. Die katholische und orthodoxe Kirche lebt heute noch im Alten Testament und baut ihre Kirchen so glorreich, weil Gott dort wohnen und verherrlicht werden soll.
Im Neuen Testament lesen wir aber ganz deutlich: Jesus sagt, wenn ich komme, dann wird die Zeit sein, da werdet ihr nicht mehr in Jerusalem oder Samaria anbeten, sondern überall, weil Gott in einem Tempel wohnt, der nicht aus Steinen gebaut ist, sondern aus Fleisch – das seid ihr als Christen. Jesus wohnt in euch, wenn ihr zu ihm gehört. In der Gemeinde wohnt er, nicht im Gebäude.
Hier merken wir ein völlig falsches Verständnis. Deshalb haben viele Orthodoxe und Katholiken den Eindruck, sobald du in die Kirche kommst, musst du still und andächtig sein, niederknien, weil du jetzt weißt, Gott ist da. Im Grunde genommen bedeutet das, du gehst davon aus, dass Gott nicht so da ist, wenn keine Ikone vor dir steht, sondern weiter entfernt ist. Manche ziehen sogar eine Gardine vor ihr Ikonbild, wenn sie fluchen, damit der Heilige das nicht hört – was natürlich absurd ist.
Wenn Gott allgegenwärtig ist, was wir alle glauben und was in der Bibel deutlich steht, dann hört er dich auch, wenn du zuhause fluchst. Und du solltest genauso darauf verzichten. Wenn du die Ehe brichst, und das nicht in der Kirche, sondern irgendwo anders, ist es genauso schlimm, weil Gott das auch sieht. Und wenn du zu ihm rufst und betest, hört Gott das ebenfalls.
Wir müssen nicht mehr an einen heiligen Ort gehen, weil Gott nicht mehr nur im Tempel wohnt, wie im Alten Testament. Im Neuen Testament heißt es, als Jesus stirbt, reißt der Vorhang im Tempel auseinander, und jetzt kann jeder ins Allerheiligste gehen. Das war ein symbolisches Ereignis, das zeigt, dass wir im Neuen Testament nicht mehr die Vermittlung eines Priesters oder eines Opfers brauchen. Wir brauchen keinen Tempel mehr, um Gott zu begegnen, sondern können Gott überall begegnen.
Die katholische und orthodoxe Kirche sagt jedoch: Nein, das stimmt nicht. Gott ist nur hier in der Kirche gegenwärtig, und wir brauchen die Vermittlung eines Priesters, sonst können wir nicht direkt zu Gott kommen.
Hier musst du dir die Frage stellen: Wem vertraust du mehr? Der Lehre von Menschen, die in einer Kirche von sich behaupten, das so festlegen zu können? Oder vertraust du Jesus und seinen Jüngern?
Am Ende ist es entscheidend: Bist du ein Nachfolger der Kirche oder ein Nachfolger Jesu? In der Bibel werden wir ganz klar aufgefordert, nicht Menschen zu folgen. Paulus sagt: Du bist nicht ein Nachfolger von Apollos oder Petrus, sondern wir alle folgen Jesus nach. So sollte es sein, so solltest du es auch halten.
Wenn Menschen wieder anfangen, Menschen zu verehren – egal, ob sie sich Kardinal, Papst oder Patriarch nennen – sind es doch Menschen. Manche sind vorbildlich und gut, aber alle brauchen Erlösung durch Jesus. Dann machen wir genau das, wovor Paulus und Jesus warnen. Davon sollten wir die Finger lassen, weil wir sonst zurück ins Alte Testament gehen.
Warum siehst du die prächtigen Kleider, die viele Priester oder der Papst tragen? Das kommt auch aus dem Alten Testament. Dort wurde genau beschrieben, dass Priester besondere Kleidung tragen sollten. Schmuck, Kerzenleuchter und Weihrauch stammen ebenfalls aus dem Tempel.
Ist Weihrauch deshalb böse? Nein, Weihrauch ist nicht böse, aber er bringt dich nicht näher zu Gott. Das alles stammt aus dem Tempel. Du bleibst im Alten Testament, obwohl wir das Neue Testament haben, wo wir sehen, dass du direkten Zugang zu Gott hast. Du brauchst keine Vermittlung mehr, auch keine Organisation.
Hier erkennen wir etwas ganz Neues. Wir sollten nicht zur katholischen oder orthodoxen Kirche zurückkehren, die uns nicht das bietet, was Jesus gesagt hat und nicht einmal das, was die frühe Kirche praktizierte – wenn wir mit "frühe Kirche" die ganz frühe Kirche meinen, wie sie in der Apostelgeschichte und im ersten Jahrhundert beschrieben wird. Nicht ausgewählte Kirchenlehrer aus späterer Zeit, die nur nach dem ausgewählt werden, was heute mit der Lehre der orthodoxen oder katholischen Kirche übereinstimmt.
Das ist eine Auswahl, die oft künstlich erscheint. Wir müssen alles betrachten. Dann merken wir, dass auch die Kirchenväter schon viele Irrlehren hatten. Deren Irrlehren wollen wir nicht folgen. Wir wollen sagen: Auch die Kirchenväter des ersten Jahrhunderts müssen sich nach den Maßstäben des Neuen Testaments beurteilen lassen. Sie müssen sich nach dem beurteilen lassen, was Jesus selbst gesagt hat.
Mehrfach habe ich euch darauf hingewiesen: Viele tun das auch, indem sie wie Tertullian, Irenäus oder Justin der Märtyrer sich immer wieder darauf beziehen. Sie sagen: Das hat Jesus gesagt, so steht es bei Paulus, deshalb stimmt das. Ihr könnt nicht einfach eure eigenen Ideen hineinbringen.
Genauso sollten wir heute als Christen argumentieren: Weil Jesus es gesagt hat, ist es wahr – nicht weil die Kirche es bestätigt hat oder weil es in Konzilien oder vom Papst bestätigt wurde. Das sind zwei vollkommen verschiedene Ebenen, und die sollten wir voneinander trennen.
Ja, es wurde angekündigt, dass wir noch auf Fragen und Rückmeldungen eingehen. Dafür gibt es die Möglichkeit, dass ihr ein Mikrofon bekommt. Das ist gut, damit alle anderen auch hören, was ihr sagt.
Wenn ich dazu etwas sagen möchte, werde ich das tun. Wenn du einfach ein Statement gibst, zum Beispiel: „Ja, ich bin froh, dass ich Jesus nachfolgen darf“, dann sage ich einfach nur „Amen“. Da brauche ich nichts mehr hinzuzufügen. Oder wenn du sagst: „Ja, ich bete auch immer zu Jesus und nicht zu den Heiligen“, dann sage ich „Alles in Ordnung“ und finde das super. Solche Aussagen können wir uns gegenseitig zusprechen.
Wenn du aber Fragen hast zu dem einen oder anderen, was du gehört hast, oder vielleicht mit Leuten aus der orthodoxen oder katholischen Kirche diskutiert hast und unsicher bist, wie du damit umgehen sollst, dann kann ich dir vielleicht bei der einen oder anderen Frage eine Antwort oder Hilfestellung geben. Das mache ich gerne.
Wir haben jetzt ein Mikrofon, und wenn du die Hand hebst, wird es dir gebracht. Es ist schön, wenn sich einige beteiligen. Du kannst einfach sagen: „Das sehe ich auch so“, oder „Das finde ich super“. Auch wenn du noch ein gutes Argument kennst, darfst du das gern sagen.
Ich habe ja nicht alle Argumente aufgezählt. Vielleicht denkst du: „Michael, da hast du noch etwas Wichtiges vergessen“ oder „Da gibt es doch noch eine wichtige Bibelstelle“ oder „Eine wichtige Erkenntnis aus der Bibel“. Dann nenne sie ruhig. Das kann unsere gemeinsame Bereicherung sein, dass wir uns gegenseitig ergänzen und unterstützen.
Wenn du eine Frage hast, kannst du die natürlich auch stellen.