Letztes Mal bei der Doppeldecker-Crew. Willst du denn gar nichts tun? Oh doch, und wie. Aber nichts Unehrliches, dabei bleibt es.
Stellt euch vor, ihr steht wieder mit Fenja auf dem Hügel. In der Ferne seht ihr den Vulkan, aus dem langsam die Lava rinnt.
Ich habe eine kleine Schwester, die bringt mich manchmal wirklich zur Weißglut. Ich kann das gut verstehen. Hast du sie auch schon mal verloren?
Nein. Du redest dauernd von Gott, aber wenn er wirklich da wäre, könnte er dann nicht dafür sorgen, dass die ganze Lava verschwindet und dein Bruder uns von alleine findet? Oder hätte er nicht verhindern können, dass er überhaupt wegläuft?
Ich bin überzeugt, dass er das könnte. Deshalb vertraue ich ihm auch, dass er uns hilft, Aki zu finden – egal, ob das nun leicht oder schwer wird.
Alles klar?
Äh, ja. Alles klar, klar wie Klaus Breer.
Mann, Leute, vielen Dank für eure Hilfe. Dann los! Ich muss weg hier!
Oh oh, ich glaube, ich sehe den Grund.
Wo denn?
Da hinten.
Lasst uns aufteilen. Jonas bleibt bei mir und beobachtet weiter den Vulkan. Marie und Philipp gehen Sammy nach.
Aber, aber die Karte!
Los, verliert keine Zeit.
Und wie finden wir euch wieder?
Brotkümmelweg.
Hä?
Na ja, ich habe, als ihr weg wart, im Stillen zu Gott gebetet, dass er uns hilft, die richtige Richtung einzuschlagen.
Wir könnten es versuchen. Dann nehmen wir der Supernase nach.
Ja, warum bist du stehen geblieben? Schau mal da vorne!
Ich wollte die Geschichte nur noch zu einem guten Punkt bringen. Jetzt kann es losgehen.
Sehr gut, lass uns das schnell hinter uns bringen. Das sieht schon richtig gut aus. Ich hätte nie gedacht, dass wir an einem Nachmittag fast die ganze Wand hochziehen können.
Onkel Mike wird sich bestimmt riesig freuen, dass wir so weit gekommen sind. Fertig ist sie noch nicht. Die Dämmung fehlt noch, ebenso die Lackierung zum Nesteschutz. Trotzdem sind wir weit gekommen.
Boah, ich muss mich erst mal hinsetzen.
Ich bin erschüttert, wirklich erschüttert. Äh, Entschuldigung, das habe ich ja schon gesagt – so drei oder vierzehn Mal.
Hallo Onkel Mike, hallo Gudrun. Hi, hi, unglaublich. Wollt ihr nicht erst mal etwas trinken?
Was? Ja, danke, Marie. Was ist denn passiert? Hat Herr Reinhardt vor Gericht gewonnen? Musst du jetzt viel Geld bezahlen?
Schlimmer als das, viel schlimmer. Sind keine Kekse mehr da? Gibt es denn noch welche drin?
Mann, Jonas, das ist doch jetzt echt nicht wichtig.
Sorry. Aber was ist denn nun los? Können wir irgendwie helfen?
Wohl kaum, jetzt hat es endgültig zu weit getrieben.
Ich habe Onkel Mike noch nie so fertig gesehen. Herr Reinhardt hat genau den Beweis, den ich eigentlich gebraucht hätte – nur ist das, was er sagt, nicht wahr.
Und was ist es? Er hat einen beglaubigten Grundriss seines Grundstücks. Das wusste ich ja schon. Aber eins wusste ich nicht: Die Grundstücksgrenzen sind völlig anders – wirklich völlig anders.
Und wie genau sind sie anders? Wenn man dem Dokument glauben darf, gehört ihm fast ein Drittel meines Gartens. Das Haus steht gerade einmal einen Meter von der Grenze entfernt.
Was? Das ist ja furchtbar!
Das Schlimmste kommt erst noch. Und was ist passiert? Nach diesem Grundriss steht sage und schreibe die halbe Scheune auf Herrn Reinhards Grundstück. Er hat mich darauf verklagt, sie abzureißen, meinen Zaun zu entfernen und will mir die Nutzung seines Grundstücks über fast zwanzig Jahre in Rechnung stellen.
Was? Und der Richter hat ihm das abgekauft? Sieht ganz so aus. Die Sache ist natürlich mehr als ungewöhnlich, wobei das Dokument wasserdicht ist.
Es soll nun bald ein Gutachter hierher kommen. Er soll alles vermessen und überprüfen. Außerdem soll er, falls Herr Reinhard Recht behält, ausrechnen, wie viele Kosten dadurch entstanden sind. Diese Kosten müsste ich dann bezahlen.
Krass, wir haben den ganzen Tag nur sonst geackert.
Nichts für ungut, aber es gibt gerade wirklich größere Probleme als das.
Was wirst du jetzt tun, Mike?
Ich werde meine Bemühungen verstärken, um selbst an einen Grundriss zu kommen. Dass mal ein halber Meter falsch zugeordnet ist, kommt vor, aber so viel erscheint mir wirklich seltsam. Ich möchte überprüfen, ob das wirklich stimmt. Vor allem werde ich aber weiterhin im Gebet bleiben.
Gott kann aus jeder noch so verfahrenen Situation etwas Gutes machen, selbst wenn mein Nachbar wirklich Recht hätte. Gott wird mich damit nicht alleine lassen.
Glaubst du das wirklich?
Es gab sicher schon Tage, an denen mir das leichter gefallen ist als heute. Aber ja, ich glaube das.
Und was machen wir jetzt, Onkel Mike?
Erst mal ruhig bleiben. Ihr kennt vielleicht das Sprichwort: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Ich sehe das andersherum. Es kann immer noch Gutes kommen, und darauf sollten wir hinarbeiten.
Deshalb versucht bitte nicht zu verzweifeln. Ich weiß, dass es schwer ist. Wie wäre es, wenn ich euch die Geschichte noch zu Ende erzähle? Dann könnten wir den Tag mit besseren Gedanken abschließen.
Irgendwie habe ich keine Lust mehr auf die Geschichte.
Ich glaube aber, Mike hat Recht. Wir können im Moment nichts anderes tun, außer abwarten. Da ist es vielleicht wirklich besser, nicht auch noch die Geschichte ungelöst stehen zu lassen.
Ja, verstehe ich.
Okay. Bin dabei.
Okay, stellt euch für diese Geschichte ein letztes Mal vor, dass ihr gerade am Vulkan entlangklettert. Fenja hat eben Aki gesehen und ist auf ihn zugerannt. Lange könnt ihr da oben nicht bleiben, denn es wird bald wieder zischen und brodeln.
Oh, das sieht nicht gut aus. Schnell, hinterher! Ja, genau! Im Laufschritt folgen Marie und Philipp Fenja. Jonas versucht aufzuschließen, ist aber mit seinen Kräften am Ende. Zu lange hat er nichts mehr gegessen oder sich ausgeruht.
Ich bin da, Aki. Alles wird gut. Fenja? Er sieht echt erschöpft aus. Ist er verletzt? Ich fürchte, sein Arm ist unter diesem Geröll eingeklemmt. Seht ihr? Bestimmt ist das vom Berg herabgefallen. Dann ist der Arm vielleicht gebrochen.
Das ist ja furchtbar. Schafft ihr es, die Steine aufzuheben? Ich will hier ganz nah bei ihm bleiben. Na klar, kommt, fasst mit an. Okay. Der hier ist zu groß. Den schaffe ich nicht allein.
Hach, geschafft! Heftig schnaufend schauen Philipp und Jonas einander an. Dann blicken sie zu Fenja und Marie, die sich inzwischen ebenfalls zu Aki gekniet haben und versuchen, ihm etwas Wasser in den Mund zu träufeln.
Hey, er wacht ganz auf! Ja, wirklich? Super, weiter so, Aki! Hallo, kleiner Bruder. Fenja? Ich bin hier, Aki. Nur kurz den Vulkan anschauen, dann schnell wieder zurück, bevor Fenja etwas merkt.
Er schläft wieder ein.
Haben wir noch irgendetwas, um seinen Kreislauf stabil zu halten? Vielleicht etwas Traubenzucker? Ich habe noch ein bisschen Apfelschorle dabei. Geht das auch für dich? Besser als gar nichts. Gibst du sie mir bitte? Das klappt.
Oh oh, wir müssen hier weg. Was ist los? Der Feuerberg spuckt gleich wieder. Ja, ich kann es auch hören, und ich will hier auch nicht länger bleiben als nötig. Aber zuerst müssen wir dafür sorgen, dass Aki wach bleibt. Es ist wichtig, denn bald regnet es hier wieder Feuertropfen.
Wir sollten auf Sammy hören. Und wie sollen wir das anstellen? Das müssen wir uns jetzt schnell überlegen. Aber heute lag er mit seiner feinen Intuition immer richtig. Nein, der will Kramsicht aus, weg hier! Weißt du was? Ich will hier nicht verbrennen oder verhungern.
Schon gut, Jonas. Das werden wir auch nicht. Ich trage Aki Huckepack. Ist er nicht zu schwer für dich? Ja, vielleicht sollten das lieber Jonas oder ich machen. Ach, ich schaffe das schon. Außerdem ist er ja immer noch nicht richtig wach und erkennt euch nicht. Nicht, dass er zu sehr erschrickt.
Nehmt ihr bitte meinen Rucksack? Und seinen, der liegt bestimmt auch irgendwo hier. Da hinten! Hastig läuft Sammy zu dem kleinen Rucksack, der in der Nähe der eben weggeräumten Steine liegt. Aufgeregt tippelt er von einem Fuß auf den anderen.
Ui, da ist noch Essen drin: Gebäck, Gemüse, Gummibärchen und Nüsse. Ich hol ihn. Jetzt aber schnell weg hier! Mann, ich wollte noch was essen. Keine Zeit, los, komm!
So machen sie sich auf den ganzen Weg zurück.
Erstmal heißt das, wieder auf schmalen Pfaden den Berg hinunterzugehen. Das ist umso schwieriger mit Aki und dem zusätzlichen Gepäck. Aber sie schaffen es unversehrt bis zum Fuß des Vulkans. Finja legt Aki vorsichtig auf den harten Boden.
„Habe ich auch schon überlegt, aber der ist recht weit weg. Wir sind alle müde und können nicht mehr. Und die ganze Fläche ist ja auch immer noch mit Lavaströmen durchzogen, es sind aber nicht mehr so viele. Davon ist in der kurzen Zeit höchstens die Oberfläche abgekühlt. Wenn man da drauftritt, kann darunter trotzdem glühend heiße Lava sein.“
„Gibt’s nicht noch mehr Hügel in der Nähe, auf der anderen Seite des Vulkans?“
„Keine so hohen. Außerdem müssten sie schon ein Stück weit vom Berg weg sein, damit wir dort sicher wären. Ich fürchte, uns bleibt keine andere Wahl.“
Da nimmt sich jeder jetzt noch ein Stück Brot, und weiter geht’s. „Bitte Gott, wir sind so weit gekommen, hilf uns jetzt ein für allemal, in Sicherheit zu gelangen. Amen!“
Der weite Weg vor ihnen und der feuerspeiende Berg hinter ihnen zehren an Kräften und Nerven. Fast eine Stunde dauert es, bis sie den Hügel wieder erreicht haben. Mithilfe von Philipps Karte können sie auch erkaltete Lavaströme umgehen, die sie mit bloßem Auge gar nicht mehr sehen würden.
Als sie endlich die grasbewachsene Anhöhe erreicht haben, sinken alle sechs müde zu Boden. Sammy kuschelt sich in Maries Tasche und schläft sofort ein. Marie und Philipp sitzen schwer atmend auf dem Boden. Jonas liegt flach auf dem Rücken und starrt in den vor lauter Asche ganz dunklen Himmel. Finja kniet neben Aki, den sie behutsam ins Gras gelegt hat. Auch ihr Atem geht schwer nach dieser großen Anstrengung.
Immerhin scheint es Aki etwas besser zu gehen.
Fenja?
Ja, Aki?
Tut mir leid, dass ich weggelaufen bin. Lass uns später darüber reden. Ich bin gerade einfach überglücklich, dass du wieder da bist.
Danke, dass du mich nicht im Stich gelassen hast. Dir hätte selbst etwas Schlimmes passieren können.
Dank nicht mir, Aki. Danke Gott, der dich und mich heute treu beschützt hat, wie er es versprochen hat. Danke, lieber Gott.
Kann euer Gott uns vielleicht auch noch hier rausholen? Es ist doch ewig weit zu eurem Zuhause, und im Rucksack ist nichts mehr zu essen.
Mhm, das macht mir auch Sorgen.
Da sind sie, oder? Ja, ich glaube auch. Habt ihr das auch gehört? Mhm, das kam von da drüben.
Lass mal sehen: Das sind ja Mama und Papa, hier oben sind wir. Hört ihr uns? Ja, bleibt dort, wir kommen zu euch.
Wenige Momente später liegen sich Eltern und Kinder in den Armen.
„Wir haben uns solche Sorgen um euch gemacht, Fenja. Wir suchen schon seit Stunden nach euch. Ihr seid unversehrt, Gott sei Dank. Wir sind nicht sicher, ob Akis Arm gebrochen ist, aber er kann ihn schon wieder ein bisschen bewegen.“
„Es tut mir leid, dass wir so lange weg waren. Wäre ich zu euch gekommen, wäre es für Aki vielleicht zu spät gewesen.“
„Ja, das müsst ihr uns nachher mal in Ruhe erzählen. Aber es klingt, als hättest du sehr klug und mutig gehandelt, Fenja. Ich bin so stolz auf dich.“
„Wollt ihr nicht zu uns zum Essen kommen und in unserem Haus übernachten? Es gibt genug Platz.“
„Auch Nüsse?“
„Hoppla, was ist denn das?“
„Können wir nachher in Ruhe erklären. Wir würden super gern mitkommen.“
„Essen? Was, haben Sie Essen gesagt?“
„Ja, wir wollen heute Pizza mit Schafsalami backen, da machen wir einfach ein paar mehr.“
„Mein Lieblingsessen, Gott ist wohl doch treu.“
Wie bitte? Der hört dich nicht. So schnell, wie er aufgestanden ist und zum Auto gerannt ist, hat sich Jonas den ganzen Tag noch nicht bewegt. Aber er wollte doch die ganze Zeit von Gott nichts hören. Und jetzt will er gewusst haben, dass Gott treu ist.
Ist er auch. Bloß mit Salamipizza hat das eigentlich nicht so viel zu tun. Zugegeben, vor glühender Lava musste ich auch noch nie Schutz suchen. Aber ich denke, dass Gott mir genauso treu zur Seite steht wie den Geschwistern Aki und Fenja in der Geschichte.
Aber eigentlich mussten wir doch alles selber machen. Was soll Gott da gemacht haben? Stimmt schon, wir hatten ja die Idee mit der Karte und mit dem Brotkrümelpfad. Ihr hattet noch eine Menge mehr. Denkt mal kurz darüber nach.
Wir hatten Sammy und seine Supernase. Irgendwie wusste Elmar genau, was gerade dran ist. Und wir hatten Ackis Lebensmittelvorräte, als wir mit unseren Kräften gerade völlig am Ende waren. Fenja hat immer einen kühlen Kopf bewahrt, egal wie schwierig es für sie war.
Mhm, stimmt. Sie hatte immer zu Gott gebetet, und dann ging es ihr irgendwie besser. Außerdem haben wir gerade zur rechten Zeit den Hügel erreicht, sogar zweimal. Das kann doch auch alles Zufall gewesen sein.
Schon, aber mathematisch betrachtet ist das echt unwahrscheinlich. Es waren schon ziemlich viele Zufälle. Ganz ehrlich, ich glaube nicht an Zufälle, sondern an einen liebenden Gott, der mich auch in der größten Not niemals verlässt.
Und deshalb willst du wegen der Sache mit der Scheune nicht verzweifeln? Genau so ist es. Dann will ich auch versuchen, nicht zu verzweifeln. Und wir bauen noch alles fertig auf.
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Dort findest du außerdem dein Magazin zum Hörspiel sowie ein cooles Staffelposter. Die Adresse lautet www.doppeldecker-crew.de.
Die Crew freut sich auf deinen Besuch.