No! Hier ist Toni. Und ich bin Philipp. Ich heiße Marie. Ah, und einer darf bei uns auch nicht fehlen: Äh, Sammy. Uhuh, hier bin ich. Die Doppeldecker. Das könnt ihr vergessen.
Wie lange willst du denn noch sauer sein?
Keine Ahnung. Aber dir hat Mike doch auch nie erzählt, dass er ein Bankräuber ist.
War.
Was? Mike war ein Bankräuber?
Er hat gesagt, dass er heute ein anderer ist. Trotzdem, so etwas kann man nicht ungeschehen machen.
Ich habe gesehen, dass es Onkel Mike sehr wehgetan hat, darüber zu sprechen. Ich denke, er hat wirklich gute Gründe dafür, dass er uns nichts sagen wollte.
Ja, geht ruhig zu Mike, wenn ihr wollt. Ich komme nicht mit.
Mensch, Toni!
Komm, Marie, lass uns gehen. Toni, du kannst ja nachkommen, falls du dir noch anders überlegst.
Ja, macht's gut.
Marie und Philipp verlassen Tonis Zuhause und schwingen sich auf ihre Fahrräder. In der Scheune werden sie schon erwartet.
Hey, ihr beiden, kommt rein! Hi, Onkel Mike! Was macht ihr denn hier? Papa wollte, dass wir wieder alle zusammenkommen. Es gibt ja etwas Wichtiges zu besprechen.
Mhm, ich bin da, um eine Geschichte zu hören. Heute sind das sogar zwei Geschichten.
Kommt Toni auch? Ich will nicht ohne ihn anfangen.
Wir haben mit ihm gesprochen, aber er wollte nicht mitkommen.
Das hatte ich befürchtet. Ich habe auch vor kurzem mit ihm gesprochen. Er ist sehr verletzt, weil er nicht weiß, ob du ihn belogen hast und ob es dann überhaupt stimmt, was du ihm über Jesus erzählt hast.
Belogen habe ich ihn nicht, aber ich verstehe, dass es für ihn so aussieht.
Auch für euch war es sicher nicht leicht, heute herzukommen. Danke, dass ihr da seid. Es ist auch echt wichtig.
Hast du die Scheune und das Haus wirklich von Gestullen im Geld gekauft? Ich habe noch so viele Fragen.
Bitte was? Was habe ich verpasst?
Ach, erklären wir dir später.
Ich würde auch erst gern Antworten hören.
Ich weiß, aber um das zu erzählen, will ich wirklich auf Toni warten. Und es gibt noch jemanden, der das hören sollte.
Bin echt gespannt.
Hätte ich dir gar nicht zugetraut, Mike.
Lass gut sein, Jonas, bitte.
Okay, fang doch vielleicht schon mit der Phantasiegeschichte an. Ich rufe solange Toni an und rede mit ihm.
Oh ja, das ist eine gute Idee. Dann gehe ich noch eben einen Kuchen fertig dekorieren.
Na, na gut.
Was ist das denn für eine Geschichte, Onkel Mike? Toni hat zu Recht in Frage gestellt, ob ich mich richtig verhalten habe. Besonders, weil ich ja Jesus ähnlicher werden will. Ich möchte euch deshalb in der Geschichte zeigen, wie das aussehen kann.
Bestimmt geht es wieder nach Island, oder? So ist es. In den Geschichten bin ich schon fast erfroren und wurde fast gegrillt. Ich bin gespannt, was es diesmal wird.
Diesmal sind es nicht die Naturphänomene, die euch herausfordern. Ihr werdet vom ersten Moment an merken, dass euch heute ein etwas anderes Abenteuer erwartet als bisher. Hört mal auf die Geräusche. Ist das laut hier? Als wären hundert Radios aufgedreht.
Bist du dir sicher, dass das Island ist? In ihrer Vorstellung haben Marie, Philipp und Jonas es diesmal in die Stadt verschlagen. Es ist ziemlich überraschend, statt endloser Stille und Windrauschen Stimmengewirr und laute Musik zu hören.
Wir können ja eigentlich nur auf einem Reckerweg sein. Andre Großstätte gibt es in Island nicht. Guckt mal, auf dem Schild steht „Food and Fun Festival“. Englisch für Essen und Spaßfest – das gefällt mir.
Ja, davon habe ich mal gehört. Normalerweise ist es im Frühling, aber jetzt ist schon Sommer. Das ist doch super, es ist nämlich angenehm warm und bestimmt lange hell. Da gibt es bestimmt auch Nüsse.
Was stehen wir denn hier noch herum? Da hat er Recht. Die drei finden eine Infotafel, auf der alle Restaurants und Stände für das Fest eingezeichnet sind. Am liebsten würde ich alles probieren.
Auf der Karte stehen wir hier bei dem roten Punkt. Dieses Restaurant ist nicht weit weg. Sollen wir zuerst dorthin? „Oh ja, sieht gut aus, bin dabei!“
Vorsicht, lass mich bitte durch! Aua, hey! Tut mir leid, sorry! Was war denn jetzt los? Der hat mich voll angerempelt. Reg dich nicht auf, es ist halt voll hier. Na ja, gehen wir los.
Wenig später reihen sich die drei in einer langen Schlange vor dem ausgesuchten Restaurant ein. Aufmerksam studieren sie die Speisekarte.
Ich kann das ja nicht mal aussprechen. Ich weiß gar nicht, was ich bestellen soll. Hm, ich probier's mit Hartfischger, sicher ist das mit Fisch, na hoffentlich. Ich nehme das auch lieber, was mit Nüssen.
Hungrig und neugierig warten sie auf das bestellte Essen: zweimal Hartfischkeh und einmal Kürzsuppe. Oh ja, endlich, das ist unsere Bestellung. Ja, das ist meins, vielen Dank! Gerne, guten Appetit.
Boah, nicht der schon wieder! Und weg ist er. Er hat einfach unser Essen mitgenommen. Oder er hat dasselbe bestellt, kann doch auch sein. Aber er war doch nicht vor uns in der Schlange. Oder habt ihr ihn gesehen? Nein, so voll wie das hier ist. Ich würde ja hinterher, aber den kriegen wir nicht mehr. Beim Verkäufer können wir auch nicht Bescheid sagen, der ist viel zu beschäftigt. Oh, dann stellen wir uns wohl wieder ganz hinten an.
Die Schlange ist noch länger geworden. Viel Wartezeit später kann Philipp wieder den Tresen sehen, noch während sie in der Schlange stehen.
So, zweimal Hartfischkör und einmal Kürzsupa und, äh, ein Beutel mit Erdnüssen? Warte mal! Uiuiui, das ist unsers! Los, schnell abholen! Hä, okay, dann ist das unsere Bestellung! Vielen Dank! Ja, lasst es euch schmecken! Dankeschön!
Ähm, sicher, dass das unsere Bestellung ist? Also, die drei Hauptgerichte passen, aber die Nüsse? Ich hab die bestellt, hab die nicht mitgekriegt, weil's so laut war, aber der Verkäufer hat's gehört. Dann haben wir uns voll umsonst noch mal angestellt, wir hätten uns zum Warten auch einfach hinsetzen können. Na ja, ist doch jetzt egal. Lass uns einen schönen Platz in der Nähe suchen und dann essen wir.
Superschön hier! Das Kiosksuppa ist meins, glaube ich. Die Kiosksuppa – es scheint eine Suppe zu sein. Ah, okay. Hier, Jonas, wir hatten ja beide das Gleiche.
Oh ja, her damit! Ih, was ist das denn? Na ja, Fisch, oder? Ja, Pappe mit Fischgeschmack. Weiß nicht, was du hast. Ich finde es lecker. Kannst du meins gleich auch haben? Da sage ich nicht nein. Willst du was von meiner Suppe? Die ist echt lecker. Ich habe genug von dem Zeug.
Nach dem Essen fühlen sich Marie, Philipp und Sammy wohler. Jonas ist immer noch hungrig und missmutig. Ich sehe überall nur so komisches Essen. Nur weil dir eine Sache nicht geschmeckt hat, probier doch einfach was anderes. Ich esse lieber etwas, von dem ich weiß, dass es gut ist.
Oh, schaut mal, da drüben! Oh, Vorsicht, nicht so schnell! Schnell hinterher! Die sind super niedlich, endlich sehen wir Islandpferde! Pferde in der Stadt? Oh nein! Was ist denn los? Die Pferde sehen super traurig aus.
Woher weißt du das? Heulen sie etwa oder was? Sie sind an ganz kurzen Stricken angebunden und stehen mitten im Dreck. Guckt mal, der Futterdruck – das eklige Zeug essen die.
Kommt heran, hier gibt es echten isländischen Pferdespaß für Groß und Klein. Jeder darf eine Runde ausreiten.
Eine Runde ausreiten? Wahrscheinlich meint er das Zelt da hinten. Drinnen laufen die Pferde im Kreis.
Oh nein! Du da, junge Dame! Du siehst aus, als hättest du ein Händchen für Pferde. Komm näher und probier’s es aus.
Oh, äh. Nicht so schüchtern. Ich mache sogar einen Sonderpreis für dich: Nur eintausendzweihundert Kronen für die erste Runde.
Das ist, äh, sehr großzügig von Ihnen. Aber vielen Dank, lieber erst mal nicht.
Na, dann mach ein bisschen Platz, damit meine Kunden etwas sehen können. Nur vom Anstarren verdiene ich nichts.
Hey, komm mit, Marie, wir gehen erst mal weg von hier.
Oh, du bist ein ganz gemeines Samy-Hörnchen, du, du Honey-Piesacker!
Wer hat das gesagt? Der sieht echt sauer aus. Lieber weg hier.
Jonas, oh Mann, jetzt müssen wir ihn wieder suchen. Wie kommt er dazu, mich zu beleidigen? Am liebsten würde ich ihm...
Oh, das war doch gar nicht Jonas. Erkennst du kein Streifenhörnchen, wenn es mit dir spricht?
Samy, lass das.
Marie gibt Samy Recht, aber sie fürchtet, dass der Mann schrecklich wütend wird.
Etwas anderes passiert. Sein Gesicht verzieht sich zu einem breiten Grinsen.
Der wird mir eine Menge Geld einbringen.
Hey, Kleine, für wie viel verkaufst du mir das Eichhörnchen?
Streifenhörnchen! Genau, und er ist nicht zu verkaufen.
Wie wäre es denn mit einem Tausch? Du bekommst eins meiner Pferde dafür.
Eigentlich sollten sie die Pferde freilassen und nicht im Dreck stehen lassen oder zwingen, im Kreis zu laufen.
Lass uns einfach gehen, Marie.
Ich mache mit meinen Tieren, was ich will. Wenn dir das nicht passt, kannst du sie ja kaufen.
Wie viel Geld hast du denn?
Gar nichts.
Los, Marie.
Aber ...
Komm einfach.
Hey, Vorsicht, lass mich los!
Was sollte das? So kann er doch nicht mit uns reden.
Aber er hätte doch nicht aufgehört.
Um so finstere Leute macht man am besten einen großen Bogen.
Ha, solchen Eichhörnchen muss man auch mal sagen, wo’s langgeht.
Ich weiß nicht, ich würde den Pferden schon gerne helfen.
Ich weiß, aber wir müssen zuerst Jonas finden.
Hm, vielleicht fällt uns unterwegs was ein.
Aus der Richtung riecht es nach Hot Dogs. Ich wette, ich weiß, wo er ist. Marie und Philipp folgen Sammys Nase. Sie bekommen nicht mit, wie es am Pferdestall weitergeht.
„Magnus, Bjarne, herkommen!“
„Was ist denn, Onkel Einer? Wir haben die Pferde doch schon gefüttert. Kein Grund, sich aufzuregen.“
„Ha, pass bloß auf, du! Ich habe eine Aufgabe für euch.“
„Und was?“
„Eben waren hier ein paar Kinder, die haben etwas, was ich will.“
„Wenn Streifenhörnchen das spricht!“
„Super, das passt zu meinem tanzenden Osterhasen.“
„Ja, was willst du denn mit so einem blöden Spielzeug?“
„Das Vieh ist echt. Und ich warne dich, meine Einschätzung in Frage zu stellen.“
„Schon gut, ich glaub’s ja. Die sind gerade erst weg in diese Richtung. Ich will, dass ihr mir das Tier besorgt und erst wiederkommt, wenn ihr es habt. Sonst lasse ich euch im Pferdestall schlafen.“
„Och ne, nicht schon wieder.“
Oh oh, Marie, Philipp und Sammy ahnen nichts von der drohenden Gefahr. Gerade haben sie Jonas gefunden, der genüsslich seinen vierten Hotdog verschlingt.
„Da seid ihr ja! Kauft euch hier was, das schmeckt viel besser als der ranzige Fisch.“
„Ach, kein Hunger. Ich bin auch noch satt von vorhin. Nüsse sind doch sowieso alles, was man braucht.“
„Na ja, nicht alles. Ich weiß nicht, was wir für die Pferde tun können, Marie.“
„Hä, die an dem Stand? Was willst du für die tun?“
„Am liebsten würde ich sie befreien.“
„Heißt das, mit dir kann man Pferde stehlen?“
„Wir stehlen überhaupt nichts. Aber anscheinend kann man mit den Typen echt nicht reden.“
„Ich weiß auch nicht, was wir machen können.“
Während die drei in sicherer Entfernung sprechen, fragt Magnus: „Sind sie das?“ Die Beschreibung passt. Doch warum ist da noch jemand dabei? „Keine Ahnung“, sagt einer. „Lass uns näher rangehen, um zu sehen, ob sie das Spielzeug dabei haben. Aber nicht zu nah, hier können wir es nicht heimlich klauen.“
„Wir beobachten sie lieber noch eine Weile.“
„Ja, okay, du hast recht. Wie wäre es, wenn wir noch einmal dorthin gehen, einfach um den Stall zu beobachten? Vielleicht fällt uns was ein.“
„Du willst den Typen ausspionieren? Das gefällt mir.“
„Na ja, so in der Art. Was denkst du, Phil?“
„Meinetwegen. Ich würde ja auch gern etwas für die Pferde tun, aber nichts, was uns in Schwierigkeiten bringt.“
„Oh, da ist wohl jemand ein kleines Angsthühnchen.“
„Sehr lustig. Lass uns gehen.“
Die Gruppe macht sich auf den Weg.
„Hast du verstanden, was die gesagt haben?“
„Bei dem Krach hier? Nee, aber ich habe das Vieh in der Tasche von dem Mädchen gesehen. Wir gehen hinterher.“
Marie, Philipp, Jonas und Sammy ahnen immer noch nichts von ihren Verfolgern. Sie sind viel zu beschäftigt damit, selbst unbemerkt zu bleiben. Außerdem sind sie noch in sicherem Abstand zum Stall.
„Na, ich sehe von hier fast nichts.“
„Man hört auch kaum etwas. Näher dran wäre schon besser.“
„Guck mal da hinten, hinter dem Strohballen. Da sind wir ganz nah dran, aber da sieht uns keiner.“
„Gute Idee, kommt mit, schnell!“
Die Strohballen sind als Dekoration aufgestellt, damit es wie ein Bauernhof aussieht. Die Fassade ist nicht besonders gelungen, aber sie bietet ein sicheres Versteck. Außerdem kann man tatsächlich mithören, was vorne am Eingang gesprochen wird.
Unermüdlich ruft der Besitzer seine Einladungen in die Menge. Er wirkt freundlich, weil er Kunden gewinnen will, aber die Crew hat schon gemerkt, dass er auch ganz anders kann.
Die Zeit vergeht. Irgendwie bringt das nichts.
Ich habe mal versucht, mit den Pferden zu sprechen. Aber es war zwecklos, wir reden nicht viel und nur Isländisch. Es sind ja auch Islandpferde – was erwartest du? Tja, ich wollte es halt probieren. Mir wird langweilig. Ich glaube nicht, dass hier noch etwas passiert. Sollen wir gehen?
Wartet noch kurz, den Typen da hinten kennen wir doch. Er redet näher: Für jeden ist ein Pferdchen da. Verpasst nicht die Gelegenheit, um ... nicht du.
Hallo, Einer, hau bloß ab! Du verpestest die Luft, die meine Kunden atmen wollen. Ich will mit dir reden, Einer. Tja, dass du mir schrecklich leid tust, aber ich will nämlich nicht mit dir reden.
Der ist ja richtig bösartig. Ich wette, die kennen sich. Judah, der redet mit allen so. Einmal Eichhörnchen, immer Eichhörnchen. Lasst uns zuhören.
Ich habe dir schon mal gesagt, dass das ein Missverständnis war. Meine Schwester wollte die Pferde nicht verkaufen.
Ach, die Leier kannst du mir so oft erzählen, wie du willst. Gekauft ist gekauft. Wenn sie die Viecher wiederhaben will, dann sollte sie sie gefälligst auch kaufen. Das hat sie dir bereits angeboten.
Ja, zum selben Preis. Ich hatte seitdem aber Kosten. Du glaubst doch nicht, dass ich draufzahle.
Ich bin mir sicher, dass es eine Lösung gibt.
Jetzt hör mal zu, du Schmeißfliege, ich will dich hier nicht mehr sehen.
Das klingt ja gefährlich.
Wenn du dich hier noch einmal blicken lässt, wird es dir leidtun. Dann könntest du eines Morgens aufwachen und böse überrascht sein.
Heute kommen wir wohl nicht weiter. Vielleicht kann ich dich morgen überzeugen.
Hörst du schlecht?
Nein, keineswegs. Ich denke einfach, dass du das Zeug dazu hättest, anderen ein Vorbild zu sein.
Hau ab!
Ich habe das ernst gemeint, Einer. Ich wünsche dir einen gesegneten Tag. Bis bald.
Mir doch egal.
Ähm, Entschuldigung, wir warten schon ziemlich lange auf ein Ticket fürs Pump.
Was? Ach so, ja, ja, hier.
Das war ja schräg. Allerdings, der Typ ist noch fieser, als ich dachte. Aber der andere scheint echt in Ordnung zu sein. Da hatte ich ihn wohl falsch eingeschätzt.
In Ordnung, ich fand den mega komisch.
Er ist die ganze Zeit freundlich geblieben. Mir kam es vor, als wäre das ehrlich gewesen.
Mir auch. Ich verstehe es bloß nicht.
Aber hättest du es geschafft, so ruhig zu bleiben?
Nee, ich hätte dem anderen wahrscheinlich voll ins Gesicht gebrüllt, wenn er so mit mir redet.
Wenn ihr nicht gefunden werden wollt, empfehle ich euch ein besseres Versteck. Oh, äh, also ... Wir wollten nur ... Vielleicht haben wir uns ja gar nicht versteckt. Ruhig bleiben, ich verpetze euch nicht. Aber ihr solltet aufpassen, dass euch hier niemand entdeckt.
Lasst uns ein Stück weitergehen. Er ist ein fieses Eichhörnchen. Wir haben eben zugehört, wie sie mit ihm gesprochen haben. Das war echt mutig von ihm. Sie? Ihr seid nicht von hier, oder? N-n, wieso? Hier in Island spricht sich eigentlich fast jeder mit Du an.
Ich bin Johann und ihr seid? Marie. Das sind Philipp, Jonas und Sammy. Hallo Pferdemann, du bist wirklich mutig. Meint ihr, weil ich nicht weggegangen bin, als einer mich dazu aufgefordert hat? Aufgefordert ist gut. Er hat dir gedroht. Ich glaube, ich hätte an deiner Stelle richtig Angst gehabt. Aber wisst ihr, ich fürchte mich nicht vor einem.
So viel stärker als er siehst du jetzt aber auch nicht aus. Jonas! Ist auch so. Ich denke nicht, dass ich im Kampf gegen ihn gewinnen könnte. Und ich hoffe auch, dass es nicht so weit kommen wird. Aber mir ist die Sache mit den Pferden wichtig. Das kann ich ja verstehen.
Aber musstest du dich dafür noch extra freundlich verabschieden? War das nötig? Warst du überhaupt ernst gemeint oder ist das ein Trick, um ihn einzulullen? Oh Mann, Jonas! Hey, hebt euch den Streit lieber für etwas Ernsteres auf oder lasst es gleich ganz. Klar habe ich das ernst gemeint.
Also hast du keine Angst und bist auch noch freundlich, obwohl er so auftritt? Das habe ich von Jesus gelernt. Dachte ich es mir doch. Jesus hat gesagt, dass ich diejenigen segnen soll, die sich mir gegenüber falsch verhalten, also ihnen Gutes von Gott wünschen, statt mich zu rächen.
Und außerdem weiß ich, dass ich mich immer auf Gott verlassen kann. Er begleitet mich in allen brenzligen Situationen. Ich muss mich nicht fürchten, weil ich weiß, dass er da ist. Das klingt so einfach, wenn du das sagst. Na ja, einfach ist das nicht, aber es ist es wert.
Oh, es ist spät geworden. Ich muss mich langsam auf den Heimweg machen. Warte, sagst du uns noch, was du mit den Pferden zu tun hast? Ich finde es ganz schlimm, zu sehen, wie es ihnen geht.
Ja, ich auch. Du würdest sie gern befreien, oder? Das ist ja auch mein Ziel. Ein paar davon haben früher meiner Schwester gehört. Einer hat sie ihr abgekauft – eigentlich hat er sie dazu gedrängt und überredet. Und jetzt verhandle ich mit ihm.
Ich begreife das einfach nicht. Muss man zu so jemandem wirklich freundlich sein?
Man muss nicht, aber besser ist es auf jeden Fall. Wollen wir uns morgen noch mal treffen? Dann können wir weiterreden.
Für euch wird sicher auch Zeit sein, in euer Hotel oder in eure Herberge zu gehen. Wir haben noch gar keinen Platz zum Übernachten. Ich bin gerade mit dem Handy am Gucken, was es hier in der Nähe gibt. Das können wir uns niemals leisten.
Ja, heißt das, wir müssen draußen schlafen? Toll, daran hatte ich überhaupt noch nicht gedacht.
Draußen schlafen? Nee, das ist bestimmt nicht lustig. Es ist mitten im Sommer, da bleibt es fast die ganze Nacht hell.
Ich denke, ich kann euch helfen.
Und wie?
Das erfahrt ihr, während ihr euch mit Johann auf den Weg macht. Eine gute Freundin von ihm leitet eine Jugendherberge am Stadtrand.
Habt ihr aber Glück gehabt! Zwei Zimmer sind noch frei, weil die Gäste, die dort einziehen wollten, ihren Flieger verpasst haben. Sie schaffen es nicht zum Fest.
Schade, aber wunderbar für meine neuen Freunde. Und du musst nicht auf den Kosten sitzen bleiben.
Ähm, was kostet die Übernachtung? Wir haben echt nicht viel Geld dabei.
Macht euch keine Sorgen. Gebt ihnen bitte alles, was sie brauchen, Eva, und schickt mir dann die Rechnung.
Danke, ja, danke, Mann.
Mhm, du bist echt so gut für die Welt, Johann.
Ach Eva, das ist doch nur eine Kleinigkeit. Wirklich gut ist Gott allein.
Ich treffe euch dann morgen früh wieder hier.
Gerne, vielleicht können wir zusammen den Pferden helfen.
Lasst es uns herausfinden. Gute Nacht!
Gute Nacht, Pferdemann!
Herbergsleiterin Eva zeigt allen ihre Zimmer. Jonas und Philipp bekommen ein schönes Dreibettzimmer. Für Marie und Sammy gibt es ein Zimmer mit Stockbett.
„Ich schlafe oben.“
„Nein, ich will oben schlafen.“
„Das müsst ihr unter euch ausmachen.“
Ab zweiundzwanzig Uhr ist Nachtruhe. Seid dann bitte leise. Frühstück gibt es vorne im großen Saal.
„Vielen Dank.“
„Ja, danke, Eva.“
„Sehr gerne. Und gute Nacht.“
Eine Weile lang sitzen alle noch zusammen im Zimmer der Jungs und reden. Marie ist sehr frustriert wegen der Pferde. Sie weiß auch nicht wirklich, wie Johann helfen kann. Heute war er ja selbst erfolglos.
Marie bleibt später noch lange auf. Spät nachts zieht sie die dicke Gardine zu und legt sich ins Bett. Sammy ist schon lange eingeschlafen. Beide bekommen nicht mit, was draußen passiert.
Einbrechen wäre irgendwie leichter, wenn es dunkel wäre. Es ist halt nicht Winter, aber jetzt trotzdem die beste Gelegenheit.
„Hm, ich wette, das Vieh ist bei dem Mädchen. War sie ja den Tag über auch.“
„Sie ist in dem Zimmer. Ich habe gesehen, wie sie die Gardine zugezogen hat. Das ist sogar im Erdgeschoss. Und sie hat das Fenster aufgelassen.“
„Stimmt, da müssen wir nur aufpassen, dass sie noch schläft, bis wir uns aus dem Staub gemacht haben.“
„Hast du das gehört? Das war Marie. Wir müssen zu ihr!“
„Warte! Was ist?“
„Vielleicht ist jemand bei ihr eingebrochen. Wir dürfen nicht unbewaffnet gehen.“
„Da, die können wir als Knüppel nehmen.“
Mit vollen Wasserflaschen bewaffnet schleichen die beiden Jungs durch den Flur. Hier gibt es keine Fenster, deshalb ist es ziemlich dunkel. Vorsichtig tasten sie sich voran und öffnen langsam die Tür zu Maries Zimmer.
„Marie, alles in Ordnung? Ist da noch jemand?“
„Nein, nur ich. Kommt rein.“
„Da bin ich aber erleichtert.“
„Ich bin überhaupt nicht erleichtert. Sammy ist weg. Ich bin wach geworden, weil er so laut gebrüllt hat – aber von draußen. Dann bin ich schnell ans Fenster und habe nur noch zwei Gestalten mit ihm wegrennen sehen.“
„Hast du erkannt, wer das war?“
„Nein, aber ich habe eine starke Vermutung.“
„Wenn du ihn wiederhaben willst, sollten wir hinterher.“
„Natürlich will ich ihn wiederhaben. Es sollte auch jemand hierbleiben, falls er wiederkommt oder falls wir unterwegs in Gefahr geraten.“
„Würdest du hierbleiben, Phil?“
„Ja, und wir gehen auf Verbrecherjagd.“
„Sieht ganz so aus.“
„Wartet, nicht ohne mich anfangen!“
„Toni! Schön, dass du hier bist.“
„Na ja, wir haben einiges zu klären. Ich gehe kurz auf die Toilette.“
„Soll ich von drinnen was mitbringen?“
„Ja, bringst du noch mal eine Kanne Früchtetee mit?“
„Alles klar.“
„Es freut mich riesig, dass du da bist, Toni. Eigentlich wollte ich nicht, aber dann hat Amy angerufen. Sie hat erklärt, dass sie dir alles verzeiht, obwohl sie noch gar nicht weiß, was genau passiert ist. Ich dachte, es wäre gut, wenn ich das auch mache.“
„Heißt das, du hast Onkel Mike alles verziehen?“
„Ich habe versucht, aber so richtig habe ich das nun nicht geschafft. Ich weiß einfach nicht, was stimmt und was nicht.“
„Hast du mich belogen, Mike? Was ist denn nun damals passiert?“
„Ich habe große Fehler gemacht, aber belogen habe ich dich nicht.“
„Boah, ich glaube, ich brauche noch eine Weile. Das ist alles so verwirrend. Ich dachte, wenn man mit Jesus lebt, wird alles einfacher. Aber irgendwie ist es eher komplizierter.“
„Das Gefühl kenne ich nur zu gut.“
„Echt?“
„Definitiv. Jesus lässt uns alles aus einem anderen Blickwinkel sehen. Wir meinen manchmal, wir könnten schwere Dinge verdrängen oder ignorieren. Er zeigt uns dann, dass das gar nicht geht.“
„Weiß ich nicht. Vielleicht kannst du deine Gedanken besser ordnen, wenn du mit uns Mikes Geschichte anhörst. War jedenfalls schon öfter so.“
„Das ist eine gute Sache.“
„Okay, wir können in Island auf jeden Fall deine Hilfe gebrauchen. Sammy wurde entführt.“
„Oh, das klingt nicht gut.“
„Zum Glück ist er in echt noch hier.“
„Hm, lass die noch ruhig aus dem Stall.“
„Super gern. Dann wiederhole ich noch mal kurz das Wichtigste: Sobald Jonas wieder da ist, machen wir weiter.“
Können Marie und Jonas Sammy befreien? Was wird aus Einas Pferden? Hör dir den zweiten Teil von Vom Pferd erzählt an, um es herauszufinden.
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