Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Thomas Powileit und Jörg Lackmann. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Manche sprechen selten über ihn, bei anderen dreht sich fast alles um seine Person und seine Gaben. Die Rede ist vom Heiligen Geist. „Werdet voll Geistes“ – das ist eine Aufforderung in der Bibel.
Auf der anderen Seite warnt Paulus in 2. Korinther 11 die Christen davor, falsche Geister zu empfangen, weil diese die Gläubigen verführen können. Wir schauen uns anhand der Schrift das Wesen und das Wirken des Heiligen Geistes an.
Ausgehend davon sprechen wir über manche Praktiken und Ereignisse, die dem Heiligen Geist zugeschrieben werden. Dabei stellen wir uns die Frage: Wie erkennt man, ob der Heilige Geist wirkt oder ein anderer Geist?
Ja, wir sprechen heute neben dem Wesen und Wirken des Heiligen Geistes natürlich auch über falsche Praktiken.
Jörg, was meinst du? Sollten wir uns nicht lieber auf die positiven Seiten konzentrieren und das Negative beiseitelassen? Denn Dogmen trennen, und die Liebe eint – das ist doch ein Spruch, den ich immer wieder höre und lese. Den müsste man hier vielleicht auch mal anwenden.
Im persönlichen Leben würde ich sagen, sollte man sich auf die Liebe zu Gott und den Menschen konzentrieren. Das sollte das Erste sein. Man sollte nicht immer nur im Negativen forschen und es vielleicht zum persönlichen Hobby machen oder Ähnliches. Das wäre schädlich.
Negatives ganz außen vorzulassen wäre kein Problem, wenn es keine negativen Folgen hätte. Wenn es natürlich schlimme Folgen hätte, wäre das fahrlässig. Die Bibel fordert uns dazu auf, gerade in 2. Korinther 11. Dort heißt es: „Ihr nehmt ein fremdes Evangelium und fremde Geister sehr gerne an und lasst euch verführen durch Satan.“ Das zeigt schon, dass eine gewisse Brisanz dahintersteckt.
Deswegen denke ich, ist es die Aufgabe, zu prüfen. Wie gesagt, persönlich sollte der Fokus auf dem Positiven liegen, aber das Prüfen gehört auch dazu. Johannes fordert uns zum Beispiel ganz klar auf, am Ende seines Lebens im ersten Johannesbrief, Kapitel 4. Er hat schon einiges erlebt, was in den letzten Jahrzehnten durch die Gemeinden an Lehren gegangen ist. Dort sagt er in 1. Johannes 4, Vers 1: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn es sind viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen.“
Das ist eine ganz klare Ansage. Wir sind nicht auf einer Insel, in einem Kokon, in dem uns nichts passieren kann. Wir sollen nicht jedem Geist, der da so kommt, glauben, sondern prüfen. Und prüfen kannst du nur, wenn du einen Maßstab hast und dir das genau ansiehst.
Ich kenne niemanden, der, wenn er sein Auto zum TÜV bringt, sagt: „Ah, Hacker Lackmann, passt, fahren Sie weiter.“ Der wird untersucht. Ich denke, das gehört zum Prüfen dazu. Und man hat dann seine Checkliste beim TÜV oder so. Ja, genau.
Manchmal ist man mit dem Ergebnis einverstanden, manchmal sagt man, das sei ein bisschen kleinlich. Aber insgesamt bin ich sehr froh darum. Ich bin froh, dass der TÜV alles prüft, auch wenn unser geliebter Renault 19 nach 24 Jahren dann von uns scheiden musste. Aber er durfte dann noch Taxi in Ghana werden, so ganz nebenbei. Wir haben ihn verkauft.
Das war eine Prüfung, bei der das Auto nach 24 Jahren durchgefallen ist. Natürlich ist das nicht immer schön, man hätte es gern positiv. Aber letztendlich muss man sagen, es ist schon richtig so. Denn was passiert alles, wenn da mal etwas ausfällt und Ähnliches?
Genauso sagt Johannes hier: „Glaubt nicht allem, prüft die Geister, denn es sind viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen.“ Es sind viele da. Wenn wir das nicht sehen, dann haben wir kein realistisches Bild und gehen vielleicht zu verträumt durch die Welt.
Es gibt viele falsche Propheten, und die muss man durchaus auch prüfen.
Das ist eine ganz wesentliche Feststellung, finde ich, von dir. Normalerweise denkt man ja: Wie soll man in der Gemeinde mit falschen Propheten konfrontiert werden?
Also, Leute schlagen die Bibel auf und lügen in dem, was sie sagen beziehungsweise lesen wahrscheinlich Verse vor, die einfach falsch sind. Manchmal ist es schwierig, den Wolf vom Schaf zu unterscheiden – nicht in Wirklichkeit, sondern im Bild, meinst du. Genau, vom Bild her.
Da gehen wir doch gleich zu Jesus. Er sagt das nämlich in Matthäus 7: „Hütet euch aber vor den falschen Propheten.“ Das hat er einige Jahre vorher gesagt. Jesus warnt schon damals: „Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind.“
Das bedeutet, du erkennst den Wolf nicht auf den ersten Blick. Das Bild soll heißen: Außen sieht alles wie ein Schaf aus. Das ist schon schwierig, und sie täuschen uns. Deswegen sollen wir wachsam sein. „Hütet euch“ bedeutet Wachheit, ein Prüfen, ein gewisses Kritischsein – durchaus auch.
Ich weiß, das ist heutzutage nicht beliebt. Viele scheuen sich davor, weil sie denken: „Oh, ich darf ja nichts Negatives über den anderen sagen.“ Aber Jesus warnt uns ganz eindeutig. Er sagt, es gibt Schafe, die sehen wie Schafe aus, aber nach einer Weile merkst du, dass es reißende Wölfe sind.
Diese reißenden Wölfe richten unter deiner Herde Todesopfer an. Sie sind also nicht ungefährlich. Jesus gibt dann eine Möglichkeit von mehreren, um das zu prüfen. Er sagt zum Beispiel: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“
Man sammelt doch auch keine Trauben von Dornen oder Feigen von Disteln. So bringt jeder gute Baum gute Früchte, der schlechte Baum aber bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte bringen, und ein schlechter Baum kann keine guten Früchte bringen. Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum werdet ihr sie an ihren Früchten erkennen.
Das mit den Früchten ist spannend. Manchmal braucht es einfach seine Zeit. So eine Frucht muss reifen. Das wächst nicht von jetzt auf gleich. Wenn du den Baum nicht erkennst, wirst du nach einer Weile erst merken, ob es eine Feige oder eine Traube ist.
Ich denke, so ist es auch in der Realität. Manche Dinge erkennt man von vornherein nicht, vor allem, da es ja Schafe sind, hat Jesus ja kurz davor gesagt. Aber nach einer Weile wird dieser schlechte Baum entsprechende Früchte bringen – wenigstens nach einer Weile.
Meine Erfahrung ist, das kann manchmal ein halbes Jahr sein, es können aber auch drei Jahre oder sogar zehn Jahre sein. Vielleicht bringt es nachher mal nebenher Früchte. Schauen wir mal, wie die Zeit ist. Da gibt es so viele Geschichten zu dem Ganzen. Das kann eine ganze Weile dauern, aber man kann die Früchte erkennen.
Das Spannende ist, was Jesus jetzt weiter sagt, im Vers 21: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.“
Also das Reden alleine kann sehr schafsmäßig sein. Trotzdem ist bei der Offenbarung auch das Bild dabei: Es sieht aus wie ein Lamm, ist aber ein Drache. Immer ist diese Täuschung dabei. Mit Worten kannst du sehr gut täuschen, aber die Früchte zeigen es irgendwann. Manchmal kann es sehr lange dauern.
Hier, das Reden kann nicht das Kriterium sein, sagt Jesus, sondern ob sie den Willen meines Vaters im Himmel tun. Das würde ich hier mal kurz mit Ethik zusammenfassen – nicht nur, aber unter anderem.
Dann sagt er noch etwas im Vers 22: „Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Wundertaten vollbracht?“
Da waren handfeste Taten da, auch positive Taten, teilweise. Ja, auch in Christi Namen. Sie haben Dämonen ausgetrieben, sie haben Weissagungen gemacht und Wundertaten vollbracht, zum Beispiel Heilungen. Da staunt man nur so. Alles scheint in Ordnung zu sein, und man sagt: „Wow, der offenbart Weisheiten von Gott, er prophezeit, er treibt Dämonen aus, er hat Sieg über die dämonischen Mächte, über Satan, er kann heilen und andere Dinge – das muss doch von Gott sein.“
Und was sagt Jesus? „Ich werde euch nie bezeugen; ich habe euch nie gekannt. Weicht von mir, ihr Gesetzlosen!“ Das waren nicht mal Christen, er hat sie nie gekannt.
Wir haben ja jetzt über Schafe und Wölfe geredet. Wenn wir das Bild weiter verwenden, dann würden wir sagen: Schafe sind auf jeden Fall Christen, also Menschen, die mit Jesus unterwegs sind.
Geht denn das überhaupt, dass jemand Schaf ist und trotzdem ein falscher Prophet sein kann?
Ich würde das gerne einmal anders aufschlüsseln und dafür vielleicht 1. Timotheus 4 heranziehen. Dort sagt Paulus, dass der Geist – also der Heilige Geist, um den es ja auch heute viel gehen soll – ausdrücklich warnt, dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und sich irreführenden Geistern sowie Lehren der Dämonen zuwenden werden. Dies geschieht durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind.
Hier sehe ich drei Ebenen, die man unterscheiden muss. Oft wird angenommen, dass ein Christ beispielsweise nicht Falsches sagen kann oder dass man ihm deswegen vertrauen kann. Die erste Ebene betrifft die Lehre, die dem Ganzen zugrunde liegt. Die falsche Lehre, von der hier die Rede ist, stammt von Dämonen, von Lehren der Dämonen und von irreführenden Geistern. Das bedeutet, es kann tatsächlich sein, dass hinter bestimmten Irrlehren oder Bewegungen, die kritisch betrachtet werden müssen, Dämonen stehen. Auch hinter Religionen können Dämonen stecken – irreführende Geister aus der Geisterwelt, die negativ wirken, ganz klar.
Diese Wirkung erfolgt durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind. Hier würde ich sagen, dass es sich um sogenannte Hardcore-Propheten handelt, die Irrlehren vertreten. Ich tendiere dazu, dass diese Personen keine Christen sind. Heuchelei, Lügenredner und ein gebrandmarktes Gewissen schließen für mich den christlichen Glauben eher aus. Das heißt, sie würden gegen ihr eigenes Gewissen handeln und bewusst Menschen verführen. Es gibt natürlich verschiedene Stufen, aber ein gebrandmarktes Gewissen ist die höchste Stufe. Deshalb neige ich dazu, dass bei solchen Bewegungen wirklich keine Christen dabei sind, sondern Menschen, die von Satan benutzt werden.
Dann aber sagt Paulus, dass auch etliche vom Glauben abfallen werden. Ich denke, dass diese Menschen zwar dabei waren, aber nicht wirklich gläubig sind. Das ist eine andere Diskussion, die man auch anders sehen kann. Über die Endzeit sagt Jesus an einer anderen Stelle, dass falsche Propheten kommen und viele verführen werden (Matthäus 24). Erfolg kann also kein Kriterium sein, wenn man sagt, eine Bewegung habe hunderte Millionen Anhänger. Ganz im Gegenteil: Sie werden viele verführen, gerade das wird über sie in der Endzeit gesagt.
Paulus spricht hier von etlichen, die abfallen werden. Ich glaube, er meint Christen, von denen die meisten Gott bewahrt. Manche haben vielleicht so ein Bauchgefühl, auch wenn sie es nicht verstehen. Das kann man als Bewahrung durch den Heiligen Geist bezeichnen, etwas christlicher ausgedrückt. Solche Menschen können sich schon mal in einer falschen Lehre befinden. Das ist ein bisschen fließend, aber deswegen sind sie nicht gleich nichtgläubig oder falsche Propheten. Sie können verführt sein.
Ich würde die Ebenen daher schon unterscheiden: Die Lehre ist dämonisch, es gibt wirkliche Propheten, die nicht christlich sind und heucheln, und dann gibt es Verführte, die verführt wurden und auch andere weiter verführen, aber dennoch Christen sind. Ich würde das klar trennen. Auf der einen Seite haben wir die Verführer, auf der anderen die Verführten. Die einen handeln vielleicht bewusst, die anderen sind verführt und merken es nicht, geben es aber weiter.
Nur weil jemand eine Irrlehre glaubt, heißt das nicht automatisch, dass er dämonisch beeinflusst ist. Nicht alles ist gleich dämonisch, auch wenn die Ursprungslehre von Dämonen kommt.
Jeremia 14,14 finde ich sehr schön, da er zwei Ebenen miteinander verbindet: die dämonische und die seelische Ebene.
Es gibt ja auch eine offene Diskussion darüber, ob man behaupten kann, dass alles Dämonisches sei. Ich sage: Nein, das muss nicht so sein. Lesen wir einmal den Text: Da sprach der Herr zu mir, zu Jeremia: „Diese Propheten weissagen Lügen in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt, ihnen nichts befohlen und nichts zu ihnen geredet.“
Nun folgt die Unterscheidung der zwei Ebenen: „Sie weissagen euch Lügengesichte und Wahrsagerei.“ Wahrsagerei ist okkult. Dann heißt es weiter: „Hirngespinste und Einbildung ihres eigenen Herzens.“ Das würde ich so verstehen, dass die Einbildung ihres eigenen Herzens seelischer Natur ist.
Solche Phänomene gibt es auch in manchen Bewegungen, in denen viel Gruppendynamik und Psychologie wirkt – also seelische Prozesse, aber nicht unbedingt Dämonisches.
Hier aber ist beides vorhanden, und es handelt sich eindeutig um falsche Propheten. Selbst bei ihnen ist es nicht immer eindeutig. Wenn man mit solchen Bewegungen konfrontiert wird, stellt sich die Frage: Was ist vom Heiligen Geist gewirkt, und was nicht?
Das ist natürlich eine große Frage. Hast du dazu hilfreiche Tipps?
Ich habe den Podcast eigentlich genau deshalb gemacht beziehungsweise mache ihn gerade. Ich kam darauf, weil das Problem ist, dass sich die meisten scheuen, etwas Negatives über eine Bewegung zu sagen. Sie denken: „Dann verurteile ich sie, das darf ich nicht.“ Und oft hören einem die Leute auch gar nicht zu, wenn man etwas Negatives sagt. Das habe ich oft erlebt.
Wenn du anfängst, wie in einer Zeitung, mit einer Überschrift wie „Das ist schlecht“, ist das Gespräch meist sofort beendet. Die Zuhörer hören dann gar nicht mehr weiter zu. Das würde an dieser Stelle auch zu weit führen, denn man könnte jede einzelne Praxis im Detail untersuchen – dafür bräuchte man Stunden.
Was ich aber festgestellt habe: Mir sind in letzter Zeit ein paar Muster aufgefallen, die man relativ einfach erkennen kann, wenn man halbwegs gut gelehrt ist. Der Gedanke dahinter ist folgender: Die Bibel offenbart, wie der Heilige Geist ist. Und der Heilige Geist wird nicht gegen sein in der Bibel offenbartes Wesen handeln. Das ist logisch.
Drittens: Wenn der Geist etwas tut, das dem Wort widerspricht, kann es nicht der Geist sein. Das ist ein typischer logischer Dreisatz.
Jetzt können wir einfach mal verschiedene Möglichkeiten anschauen. Wir können bestimmte Lehren untersuchen und fragen: Entspricht das dem Geist? Oft brauchen wir gar nicht lange zu diskutieren. Wenn man kurz darüber nachdenkt, merkt man: Nein. So kommt man, glaube ich, weiter, ohne überall zu sehr in die Tiefe gehen zu müssen.
Genau, machen wir es mal konkret.
Ich meine, wir versuchen jetzt etwas zu formulieren, das zunächst etwas allgemeiner ist. Trotzdem, wenn du sagst, der Geist widerspricht sich ja nicht selbst – das ist tatsächlich so – aber welche konkreten Dinge haben wir, an denen wir erkennen können, dass etwas wirklich vom Geist ist und was nicht?
Wir könnten mit den Früchten anfangen. Das ist vielleicht nicht das Interessanteste, aber wohl das, was man am schnellsten erkennen kann. Fangen wir einfach mal mit den Früchten der Bäume an. Wir haben jetzt etwas, das eigentlich nicht vom Geist ist. Dann überlege ich, wo ich die Früchte des Geistes finde, und komme auf Galater 5.
Dort lesen wir im Text, Galater 5,16: Paulus sagt: „Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lust des Fleisches nicht vollbringen. Denn das Fleisch gelüstet gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch, und diese widerstreben einander, so dass ihr nicht das tut, was ihr wollt.“
Wenn ihr aber vom Geist geleitet werdet, so seid ihr nicht unter dem Gesetz. Offenbar sind die Werke des Fleisches, welche sind das? Und nun kommen die negativen Früchte, auf die man achten soll: Ehebruch, Unzucht, Unreinheit, Zügellosigkeit – also sexuelle Sünden –, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, Zwietracht, Parteiungen, Neid, Mord, zwischenmenschliche Sünden, Untrunkenheit, Gelage und dergleichen.
Das ist Ausschweifung oder Ähnliches, von dem Paulus voraussagt, wie er schon zuvor gesagt hat, dass diejenigen, die solche Dinge tun, das Reich Gottes nicht erben werden.
Die Frucht des Geistes aber ist – und hier haben wir die guten Früchte vom guten Baum: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.
Was ich jetzt festgestellt habe: Bei manchen Bewegungen kommen diese Kategorien der bösen Früchte tatsächlich vor, zum Beispiel Unmoral. Ich denke da an die Kansas-City-Propheten aus den 90er Jahren. Das war eine charismatische Bewegung, die sogenannte dritte Welle. Sie machten große Prophezeiungen und wurden zehn Jahre lang begeistert begleitet von vielen Leuten, bis dann teilweise herauskam, dass sie sexuelle Affären hatten, in Homosexualität lebten und andere Dinge taten.
Da war Unmoral vorhanden, und das ist die Frucht eines falschen Geistes. Das wurde erst nach zehn Jahren erkannt. Viele andere hatten von Anfang an gesagt, das sei nicht biblisch. Aber viele sahen es erst an den Früchten. Das finde ich spannend. Ich kenne einige, die aus solchen kritischen Bewegungen herausgekommen sind. Sie haben die Wurzel nicht verstanden, aber die Früchte gesehen und sich deshalb abgewandt.
Unmoral wäre also eine Sache. Erster Thessalonicher 4 sagt zum Beispiel: „Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern zur Heiligung. Wer dies verwirft, verwirft nicht Menschen, sondern Gott, der uns seinen heiligen Geist gegeben hat.“
Es ist also keine harmlose Sache. Wenn jemand so handelt, dann ist das die Frucht eines falschen Geistes. Es kann auch normale Unmoral sein, aber eine falsche Bewegung bringt oft solche Früchte hervor, auch unmoralische.
Ich denke jetzt an die Gemeinde hier vor Ort. Ich weiß nicht, ob sie das noch macht, aber früher hatten sie einen sogenannten Tücherdienst, weil dort Leute im Gottesdienst umgefallen sind – angeblich vom Geist. Sie lagen dann teilweise so obszön da, dass andere Schwestern kommen mussten, um ihnen über den Rock etwas drüberzulegen, damit es nicht sichtbar ist.
Dazu würde ich ganz keck behaupten: Das ist nicht der Heilige Geist, denn „die Liebe benimmt sich nicht unanständig“, sagt Erster Korinther 13. Und hier ist die Frucht des Geistes – die erste – Liebe.
Wenn also etwas sexuell Falsches herauskommt, dann ist das keine Wirkung des Geistes. Einige, die weiterdenken, merken: Oh, das ist eine harte Aussage. Aber für mich ist das wirklich eine Folge – so handelt der Geist einfach nicht. Daran kann man es erkennen, wenn so etwas herauskommt.
Man kann doch kein großer Prophet sein – falls es die überhaupt noch gibt, über Prophetie diskutieren wir hier nicht – und gleichzeitig jahrelang in sexueller Unmoral leben. Das haben manche aber getan und es war teilweise bekannt. Dann wird ihnen schnell vergeben und sie dürfen gleich wieder weitermachen. Amerikanische Fernsehprediger machen das oft so.
Das ist ein wichtiger Punkt. Man muss vielleicht differenzieren. Es gibt natürlich auch Leute, die persönlich in Unmoral fallen, wie zum Beispiel Ravi Zacharias. Da würde man sagen, deswegen war die Bewegung nicht kritisch. Aber er hat durch seinen persönlichen Lebensstil viel Negatives auf die Bewegung gebracht.
Das hatte ich vorhin nur im Nebensatz erwähnt, aber darauf sollten wir näher eingehen, weil man das wirklich unterscheiden muss.
Ich habe gesagt: Es kann auch normale Unmoral sein. Paulus sagt ja, schaut euch die Früchte an: Von einem guten Baum kommen gute Früchte. Wir sind aber noch Sünder oder von der Stellung her nicht vollkommen, und sündigen immer noch. Dann kann natürlich auch Unmoral vorkommen.
Aber aus einem schlechten Geist kommen diese Früchte automatisch dazu – das ist zwangsläufig. Solche Bewegungen funktionieren praktisch nicht, ohne dass das passiert, vor allem je extremer sie sind. Wenn du gemäßigt in solchen Bewegungen bist, kann das anders aussehen. Aber das ist fast zwangsläufig die Folge.
Gehen wir die anderen Dinge mal durch, und wenn wir dann alles zusammenfinden bei einer Bewegung, dann denke ich, sagt das schon etwas aus.
Jetzt kommen wir zu Götzendienst und Zauberei. Das hatte Ravi Zacharias meines Wissens nach nicht. Wo findet man das? Hm, schwierig. Sagen wir mal so: Wer 5. Mose 18 nachliest, dem wird zum Beispiel klar, dass man Geister nicht bannen oder befragen soll.
Heutzutage gibt es eine Bewegung, und jetzt kann man langsam den Namen nennen: die pfingstkarismatische Bewegung. Ohne einzelne Geschwister zu verurteilen – denn da gibt es große Unterschiede, und man darf nicht alle über einen Kamm scheren – gibt es in bestimmten Kreisen, vor allem unter den Karismatikern, aber eher nicht bei den klassischen Pfingstlern, die Praxis des Geisterbannens.
Was ist Geisterbannen? Man sagt zum Beispiel, eine Region wird von einem Dämon beherrscht. Dann muss man den Namen dieses Dämons herausfinden und eine Proklamation gegen diesen Namen aussprechen, damit die Region gereinigt wird und das Evangelium wirken kann. Das ist Geisterbannen.
Du bannst diesen Geist – und das ist nach der Bibel Zauberei. Heute wird das geistliche Kampfführung genannt. Das Interessante ist: Die Bibel kennt das so nicht. Wenn du im Neuen Testament nachliest, etwa in Epheser 6, wo es heißt, wir sollen dem Bösen widerstehen, dann ist das ein Abwehrkampf, kein Angriffskampf. Einen Angriff, wie er in der geistlichen Kampfführung praktiziert wird, gibt es so nicht.
Das ist für mich Zauberei, wenn man das tief durchdenkt. Viele, die sich damit auskennen, erkennen das auch nach einer Weile. Da könnten wir jetzt lange darüber sprechen, machen wir aber nicht.
Das war die zweite Frucht: Unmoral, Götzendienst. Die dritte Frucht: Spaltung, Streiterei usw. Das findet man auch in konservativen Gemeinden – da brauchen wir wirklich nichts zu beschönigen. Aber wenn man sich die Geschichte anschaut, habe ich in den letzten zwei Wochen mal etwas intensiver recherchiert: Eine Spaltung nach der anderen in dieser Bewegung, vor allem zu Anfang, ist wirklich haarsträubend.
Die große Erweckung 1906 in der Azusa Street: Dreieinhalb Jahre lang jeden Tag Gottesdienst von zehn Uhr morgens bis Mitternacht. Nach diesen dreieinhalb Jahren hatte William Seymour nur noch etwa zwanzig Anhänger, obwohl die Bewegung die ganze Welt erfasst hatte. So oft gespalten, dass am Ende nur noch zwanzig Leute übrig waren. Das kann die Frucht sein.
Manche werden jetzt vielleicht schon zu widerstandsfähig, aber ich habe noch nichts begründet, es ist ein bisschen zu früh. Oder Ausschweifungen, zum Beispiel Trunkenheit. Da sagt man ja: Wer ist denn betrunken? Bei der Pensacola-Erweckung und dem Toronto-Segen wurde behauptet, Menschen seien „drunk in the Spirit“, also „betrunken im Heiligen Geist“. Das bedeutet, dass man nicht mehr Herr seiner Sinne sei und wie ein Betrunkener torkele.
Da muss ich sagen: Wie kann man das als Wirkung des Geistes ansehen? Epheser 5 sagt ganz klar: „Berauscht euch nicht mit Wein, sondern werdet voll Geist!“ Das ist ja geradezu Hohn, das als Geisteswirkung zu bezeichnen.
In der ganzen Bibel steht: Alkohol ist in Ordnung, aber man muss ihn maßvoll trinken und keinen Rausch bekommen. Hier würde der Heilige Geist gegen sein Wesen verstoßen. Das kann gar nicht sein.
Bei der Pensacola-Erweckung, wenn ich mich richtig erinnere – ich habe es nicht extra nochmal nachgeschlagen – hat der Führende nach einigen Monaten zugegeben, dass er wirklich betrunken war und zudem eine außereheliche Affäre hatte. Da kommen diese Dinge zusammen.
Ich denke, der Geist ist ein Geist der Selbstkontrolle, wie wir als Frucht gelesen haben. Enthaltsamkeit gehört dazu. Und hier wird plötzlich behauptet, das Gegenteil sei Geisteswirkung.
Viele klassische Pfingstler haben gesagt, dass das nicht vom Geist sei, was einige in der sogenannten dritten Welle, also nach den Charismatikern ab den 1980er-Jahren, etwa bei John Wimber, erlebt haben. Intern wurde das sehr wohl auch so gesehen. Aber es gab andere, die sagten: Halleluja, ganz toll!
Ich habe das selbst in Toronto erlebt. Wir hatten dort eine internationale Konferenz. 1996, als die Bewegung schon am Abebben war, bin ich zu einem Gottesdienst gegangen. Die Halle tobte. Das, was ich als „betrunken sein“ bezeichnet hätte, war nicht da. Es gab nur „Slain in the Spirit“, also das Erschlagen vom Geist, bei dem Menschen nach hinten umfallen.
Vorne verbreitete der Prediger Irrlehren, wie ich sie in meinem ganzen Leben noch nicht gehört habe. Er kam aus Südamerika und erzählte lange und breit, wie er Menschen vom Tod auferweckt habe – ohne Beweise. Er behauptete, in seinem Leben schon 200 Menschen vom Tod auferweckt zu haben. Die ganze Halle tobte, alle jubelten und priesen Gott.
Ich dachte mir: Einen Beweis hätte ich gern – einfach mal einen Zeitungsausschnitt an die Wand oder Ähnliches. Aber es wurde nichts geprüft. Jesus sagt: Es werden viele verführt werden, es werden viele falsche Propheten kommen. Johannes sagt: Prüft die Geister, glaubt nicht jedem Geist.
Man kann also anhand der Früchte prüfen. Wenn man alles zusammennimmt, kommen Spaltungen, Ausschweifungen, Trunkenheit, Götzendienst und Unmoral heraus. Das kann ein Zeichen sein.
Missbrauch gibt es bei diesen Spaltungen ebenfalls. Viele verlassen bestimmte Gemeinden, weil sie nicht erkannt haben, dass der Pastor etwas Falsches getan hat. Nach einem Jahr sagen sie dann: Na ja, der missbraucht seine Macht. Das gibt es auch in konservativen Kreisen.
Aber es war wichtig, was du gesagt hast: Wir müssen Dinge auch zusammen betrachten und nicht nur einzelne Aspekte herausgreifen.
Nun waren wir bei den Früchten, die wir uns gerade angeschaut haben – die negativen Früchte. Normalerweise liest man ja Galater 5,22, aber es ist auch wichtig, vorher einmal genauer hinzuschauen, so wie du es jetzt getan hast.
Was würdest du denn als die Wurzel des Baumes ansehen, dessen Früchte wir uns gerade angeschaut haben?
Das finde ich die spannendere Frage, denn diese Früchte können wirklich überall vereinzelt vorkommen. Mir ist am Ende des Podcasts wichtig, eine Gesamtschau zu geben. Es soll zum Nachdenken anregen und dazu, sich zu hinterfragen: Passt das zum Wesen des Geistes? Kann das alles so stimmen?
Zum Beispiel sagt Jesus im Johannes 16, dass der Heilige Geist ihn verherrlichen wird: „Denn von meinem wird er nehmen und euch verkündigen.“ Und in Johannes 15,26 heißt es: „Wenn der Geist gekommen ist, den ich vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, so wird er von mir Zeugen.“
Der Heilige Geist verherrlicht also Jesus und zeugt von ihm.
Wenn du jetzt in einer Gemeindebewegung bist, in der immer nur die Betonung auf den Heiligen Geist und seine Gaben gelegt wird – sagen wir mal zu 95 Prozent – und darauf, was wir alles in der Welt bewirken und wie wir Jesu Königreich aufrichten, während Jesus und sein Kreuz totgedrängt werden, dann ist das nicht der Heilige Geist. Denn der Heilige Geist verherrlicht Jesus.
Das kann man prüfen. Es ist keine einfache Checkliste, aber ich glaube, wenn du irgendwo dabei bist – und das kann uns auch in normalen Gemeinden passieren –, dann wird, wenn es wirklich der Geist ist, er Jesus verherrlichen. Das ist so.
Ein Bild, das mir geholfen hat: Wenn du einen Scheinwerfer hast, der eine Kirche anstrahlt, dann sagen die Leute nicht: „Hey, das ist ein cooler Scheinwerfer, schau mal, wie viel Leistung der hat!“ Stattdessen staunen sie über die Kirche – über das Gemäuer, die Architektur oder Ähnliches.
Und genau das ist es: Der Heilige Geist macht Jesus groß im Grunde genommen.
Ja, wir könnten den Podcast jetzt natürlich noch fortsetzen und würden ganz sicher auf eine Stunde kommen.
Deshalb unterbrechen wir den Podcast an dieser Stelle. Die Fortsetzung hört ihr dann in 14 Tagen. Dort werden wir direkt mit unserem Gespräch weitermachen.
Bis dahin wünschen wir euch wirklich Gottes Segen. Bleibt sensibel für das Reden des Heiligen Geistes auch in eurem Leben. Lasst euch nicht von Jesus wegführen.