Einführung in die verschiedenen Facetten des Reiches Gottes
Diese Folie dürfte den meisten von uns inzwischen schon gut vertraut sein. Es geht heute Abend noch einmal um das Reich Gottes. Dabei wollen wir uns besonders mit einer Facette oder einem Aggregatzustand des Reiches Gottes beschäftigen: dem messianischen Reich, auch Friedensreich genannt.
Jesus Christus hat diesem Reich verschiedene Bezeichnungen gegeben. Heute Abend werden wir auch das ewige Reich Gottes betrachten, das alles überspannt. Das geistliche Reich existiert, solange es Menschen gibt, die hineingeboren werden können.
Am vergangenen Sonntag haben wir darüber gesprochen, wie Jesus im Gespräch mit Nikodemus klargemacht hat, wie man in dieses geistliche Reich hineinkommen kann – durch Wiedergeburt.
Es gab einmal ein sichtbares, theokratisches Reich Gottes auf dieser Erde. Dort kam man nicht durch Wiedergeburt, sondern durch Geburt hinein. Man musste eine jüdische Mutter haben, um Jude zu werden. War der Vater ebenfalls Jude, war das natürlich gut, aber die jüdische Mutter genügte, um hineingeboren zu sein in dieses Reich, solange es auf der Erde existierte.
Wir haben gesehen, dass dieses Reich sein Ende hatte. Danach gab es ein verborgenes, vermischtes Reich, in dem wir uns heute noch befinden. Heilsgeschichtlich sind wir immer noch in dieser Zeit. Vielleicht liegt sie irgendwo in der Ferne, das wissen wir nicht genau.
Irgendwann wird das messianische, tausendjährige Reich anbrechen. Darüber wollen wir heute Abend sprechen: wann es beginnt, was dieses Reich ausmacht und warum es noch kommen muss.
Alttestamentliche Verankerung und prophetische Perspektive
Zunächst einmal möchte ich zu Beginn sagen, dass das Reich der Tausend Jahre bereits im Alten Testament verankert ist.
Schon im Alten Testament gibt es viele Bibelstellen, die prophetisch in die Zukunft weisen. Wir erinnern uns vielleicht daran, dass die alttestamentlichen Propheten eine Art Berggipfelperspektive hatten. Wenn man in den Bergen war – beispielsweise in den Alpen oder in der Schweiz – und auf einem Dreitausender oder gar Viertausender stand, konnte man über das Berggipfelpanorama hinweg das nächste Tal sehen. Dahinter lag wieder eine weitere Bergspitze, und darüber sah man nur noch weitere Gipfel. Die Täler, die weiter hinten lagen, konnte man nicht mehr erkennen. So entsteht der Eindruck, dass ein Gipfel höchstens zehn Kilometer entfernt ist, obwohl er tatsächlich dreißig oder vierzig Kilometer entfernt sein kann.
Diese Berggipfelperspektive lässt sich gut auf die Propheten des Alten Testaments übertragen. Sie sahen lauter solche Berggipfel. Zum Beispiel sahen sie einen Gipfel: das erste Kommen Jesu Christi auf diese Erde in Armut und Niedrigkeit, in Bethlehem. Dann sahen sie als nächstes den nächsten Gipfel: Jesus in Macht und Herrlichkeit triumphierend. Diese beiden Ereignisse wuchsen in ihrer Schau über die Berggipfel fast zu einem zusammen.
Sie sahen jedoch nicht, dass dazwischen ein Tal von inzwischen fast zweitausend Jahren Kirchengeschichte liegt – die Geschichte der Gemeinde Jesu Christi. Das konnten sie nicht sehen. Keiner der alttestamentlichen Propheten wusste von der Gemeinde Jesu Christi. Die Bibel sagt sogar, dass sie es gerne gesehen hätten und es begehrten, aber es war ihnen verborgen im Alten Testament.
Erst dem Apostel Paulus wurde dieses Geheimnis der Gemeinde so richtig offenbart. Für uns sind diese Dinge selbstverständlich, doch die alttestamentlichen Propheten haben sie nicht gesehen, selbst so große Seher wie Jesaja oder Daniel nicht. Sie wussten nichts von der Zeit der Gemeinde, in der wir jetzt leben, und dass Christus einen Leib mit Gliedern aus allen Nationen haben würde – aus dem jüdischen Volk und aus allen Nationen. Das wussten sie nicht.
Das Alte Testament spricht also prophetisch weit in die Zukunft hinein, auch in eine Zeit, die heute noch in der Zukunft liegt. Viele dieser alttestamentlichen Propheten beziehen sich auf das tausendjährige Reich.
Lassen wir uns zwei klassische Stellen anschauen, damit wir nicht nur theoretisch darüber sprechen. So können wir gleich sehen, wie eine solche Stelle aussieht und wie wir sie erkennen können, wenn wir das Alte Testament lesen. So können wir selbst entdecken, wo der Prophet vom tausendjährigen Reich spricht, auch wenn der Ausdruck „tausendjähriges Reich“ nicht ausdrücklich erwähnt wird.
Prophetische Verheißungen im Alten Testament
Psalm 72 ist ein Psalm von Salomo, der das zweite Psalmbuch abschließt. Die Psalmen sind ja in fünf Bücher eingeteilt, und Psalm 72 steht am Ende des zweiten Buches.
Ab Vers 1 lesen wir: Salomo bittet: „Gott, gib dem König deine Rechtssprüche und deine Gerechtigkeit dem Königssohn.“ Dann in Vers 7 heißt es: „In seinen Tagen wird der Gerechte blühen, und Fülle von Heil wird sein, bis der Mond nicht mehr ist.“
Weiter heißt es: „Er möge herrschen von Meer zu Meer und vom Strom bis an die Enden der Erde. Vor ihm sollen sich beugen die Bewohner der Wüste, und seine Feinde sollen den Staub lecken. Die Könige von Tarsis und den Inseln sollen Geschenke bringen und Tribute entrichten, die Könige von Sheba und Saba. Alle Könige sollen vor ihm niederfallen.“
Vor wem? Vor dem König aller Könige, vor dem Messiaskönig. Alle Könige sollen vor ihm niederfallen, und alle Nationen sollen ihm dienen. Denn rettend wird er den Armen helfen, der um Hilfe ruft, den Elenden und den, der keinen Helfer hat.
Er wird sich erbarmen des Geringen und des Armen, und das Leben der Armen wird er retten. Aus Bedrückung und Gewalttat wird er ihr Leben erlösen, denn ihr Blut ist kostbar in seinen Augen. Er soll leben, und von dem Gold des Sheba wird man ihm geben. Man soll beständig für ihn beten und ihn den ganzen Tag segnen.
Zum Schluss, in den Versen 17 und 18, heißt es: „Sein Name soll ewig sein, von der Sonne soll sein Name aufsprossen. In ihm wird man sich segnen, alle Nationen sollen ihn glücklich preisen. Gepriesen sei der Gott, der Herr, der Gott Israels. Er tut Wunder, er allein.“
Das mag für den einen oder anderen jetzt fremd sein. Ihr kommt gerade aus dem Alltag, aus dem Büro oder aus dem Haushalt mit den Kindern hierher, und auf einmal lesen wir Psalm 72 und machen einen Sprung 3000 Jahre zurück in der Geschichte. Da muss man erst mal mitkommen.
Vielleicht habt ihr dennoch gemerkt: Hier spricht Salomo in die Zukunft. Diese Aussagen, die er hier macht, haben sich weder in seiner Lebenszeit noch in der irgendeines weiteren Königs von Israel erfüllt. Sie liegen heute noch in der Zukunft und werden sich im vollen Sinn im messianischen Reich erfüllen.
Jesajas Vision des messianischen Friedensreiches
Eine Stelle, die das Thema noch deutlicher macht und vielleicht die klassische Stelle für das tausendjährige Reich überhaupt ist Jesaja Kapitel 11.
Der Prophet Jesaja sagt schon in Kapitel 9, dass eine Jungfrau schwanger werden wird. Er hat eine ganz gewaltige Christusoffenbarung. Wenn man den Propheten Jesaja liest und darauf achtet, was dort von Christus gesagt wird, wie das Bild immer klarer und deutlicher wird, bis hin zu Jesaja 53, wo er ihn am Kreuz sieht, als hätte er unter dem Kreuz gestanden.
In Kapitel 9 hat er bereits gesagt, dass der Messias von einer Jungfrau geboren werden wird. Kapitel 7 ist die Ankündigung, Kapitel 9 Vers 5 die konkrete Aussage. Jetzt spricht er in Kapitel 11 wieder vom Messias, aber auf einem anderen Berggipfel.
In Kapitel 7 spricht er von der Jungfrauengeburt. Nun macht er einen Sprung zum nächsten Berggipfel und sieht Christus im tausendjährigen Reich. Jesaja wusste nicht, dass zwischen diesen Ereignissen zweitausend Jahre liegen würden. Er konnte es nicht wissen.
In Jesaja 11 heißt es: „Und ein Spross wird hervorgehen aus dem Stumpf Isais, und ein Schössling aus seinen Wurzeln wird Frucht bringen.“ Damit ist Jesus Christus gemeint, der aus dem Stamm Davids stammt, dessen Vater Isai war.
Dann wird beschrieben, welche Geistfülle auf ihm sein würde. Ab Vers 5 heißt es: „Und er wird den Gewalttätigen schlagen mit dem Stab seines Mundes und mit dem Hauch seiner Lippen den Gottlosen töten. Gerechtigkeit wird der Schurz seiner Hüften sein und Treue der Schurz seiner Lenden.“ Hier spricht Jesaja von einem triumphierenden Messias.
Anschließend folgen die klassischen Verse über den Zustand dieses Reiches: „Der Wolf wird beim Lamm weilen, und der Leopard wird beim Böckchen lagern. Das Kalb und der Junglöwe und das Mastvieh werden zusammen sein, und ein kleiner Junge wird sie treiben. Kuh und Bärin werden miteinander weiden, ihre Jungen werden zusammenlagern, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. Und der Säugling wird spielen an dem Loch der Otter.“
Die Übersetzer haben hier Schwierigkeiten, denn im Hebräischen steht ein Wort, das eine gefährliche Giftschlange beschreibt – die Otter. Ich weiß nicht, was die gefährlichste Giftschlange ist, vielleicht eine Anaconda oder eine andere, aber die gefährlichste Giftschlange ist gemeint. Dennoch wird ein Säugling an ihrem Loch spielen, und das entwöhnte Kind wird seine Hand ausstrecken nach der Höhle der Otter.
Weiter heißt es: „Man wird nichts Böses tun noch verderblich handeln auf meinem ganzen heiligen Berg, denn das Land wird voll von der Erkenntnis des Herrn sein, wie von Wasser, die das Meer bedecken.“
Diese Beschreibung fällt auf und sticht heraus. So etwas gab es weder in der Zeit des Alten Testaments, noch zur Zeit Jesu oder in den letzten zweitausend Jahren. Es ist überhaupt unbekannt. Man müsste bis zum Paradies zurückgehen, um eine solche Beschreibung zu finden.
Wir sehen, dass diese Verheißung noch in der Zukunft liegt und sich genau so erfüllen wird, wie hier beschrieben.
Überblick über die prophetischen Schriften und deren Auslegung
Also, das waren zwei Stellen stellvertretend: Psalm 72 und Jesaja 11. Ich wiederhole noch einmal: Es gibt Hunderte von Stellen im Alten Testament.
Unser Freund Arnold Fruchtenbaum hat in seinem Standardwerk Handbuch der biblischen Prophetie einen Abschnitt über das tausendjährige Reich von 300 Seiten. Darin behandelt er alle wesentlichen Stellen. Das können wir heute Abend natürlich nicht leisten. Aber wer sich vertiefen will, findet in diesem Buch eine Fundgrube. Es ist ein Klassiker.
Arnold Fruchtenbaum sagt in diesem Buch – jetzt habe ich es zu früh überlegt –, dass die Offenbarung des Johannes, die er hier auslegt, nicht viel Wesentliches Neues bringt. Vielmehr bringt die Offenbarung des Johannes, das letzte Buch der Bibel, nur die Chronologie, die Abfolge, die Reihenfolge.
Im Alten Testament gibt es viele Stellen, die verstreut sind, kreuz und quer über das ganze Alte Testament verteilt. Aber die Offenbarung des Johannes ordnet diese Stellen zeitlich, wenn man sie einordnen kann. Und da ist jemand, dem Gott wirklich Licht gegeben hat, diese Dinge einzuordnen. Nicht nur ihm allein, aber er hat natürlich auch von vielen anderen profitiert.
Ich gebe ihm wirklich Recht. Ich habe das Buch von vorne bis hinten durchstudiert, und ich gebe ihm Recht: Die Offenbarung des Johannes bringt die Chronologie. Nicht den Fahrplan mit genauen Jahreszahlen. Wir wissen nicht, wann genau die Entrückung ist und wann genau das Jahr kommt. Das meint er nicht, und ich auch nicht. Aber einfach so können wir es einordnen.
Die Wiederkunft Jesu Christi und die Entrückung der Gemeinde
Kommen wir zum Beginn und zur Dauer des messianischen Reiches. Zunächst müssen wir über die Wiederkunft Jesu Christi auf dieser Erde sprechen.
Der Herr Jesus lebte auf dieser Erde, er hat die Erlösung vollbracht, ist zum Himmel zurückgegangen und hat seinen Geist gesandt. Seit fast zweitausend Jahren baut er die Gemeinde. Die Bibel sagt aber auch ganz klar, dass er wiederkommen wird.
Nun spricht die Bibel von einem zweifachen Kommen Jesu, das in der Zukunft liegt. Das eine Kommen meint das Kommen zur Entrückung der Gemeinde. Dabei wird er nur bis in die Wolken kommen. Die Welt wird ihn nicht sehen, nur die Gläubigen werden ihn sehen. Sie werden in einem Augenblick zu ihm hingerückt und verwandelt werden, sagt die Bibel.
Er wird die toten Christen aus den Gräbern rufen, auch ihre Leiber werden verwandelt. So wird der ganze Leib Christi mit ihm, dem Haupt, vereinigt sein. Das ist das Kommen, bei dem er die Gemeinde holt.
Diesem Kommen steht überhaupt nichts mehr im Weg. Heilsgeschichtlich muss nichts mehr passieren, bevor dieses Kommen sein kann. Es muss kein Tempel in Jerusalem gebaut werden. Die Welt muss auch nicht noch viel schlimmer werden, als sie ohnehin schon ist.
Dieses Kommen Jesu zur Entrückung seiner Gemeinde kann jederzeit stattfinden. Heute Nacht, in fünfzig Jahren oder in zweihundert Jahren – das weiß kein Mensch. Aber dieses Kommen kann jederzeit geschehen.
Dann spricht die Bibel vom sichtbaren Kommen Jesu. Dabei wird er nicht nur bis in die Wolken kommen, sondern seine Füße werden diese Erde betreten – den Ölberg und andere Stellen.
Er wird kommen, und sein Volk Israel wird ihn erkennen, den, in den sie gestochen haben. Den Mann mit den fünf Wunden. Der Überrest Israels, der dann lebt, wenn Christus kommt, wird sich zu ihm bekehren und ihn als Messias bekennen und erkennen.
Eine solche Volksbekehrung hat es nie vorher und wird es nie nachher geben. Sie wird so sein wie in der Stunde der Bekehrung des Apostels Paulus. Dann wird Israel wie Schuppen von den Augen fallen, und sie werden ihn erkennen, den sie abgelehnt haben.
Davon spricht die Bibel.
Unterschiedliche Arten des Kommens Jesu
Und damit wir das ein bisschen auseinanderhalten können, möchte ich anhand dieser Folie zeigen, dass das zwei ganz verschiedene Paar Stiefel sind.
Wir haben schon lange nicht mehr über die Entrückung in der Gemeinde gesprochen. Deshalb darf ich noch einmal diese Folie zeigen, die aus dem Jahr 1993 stammt. So ein gutes Gedächtnis hat keiner von uns, denke ich mal.
Die Bibel spricht von zwei Arten des Kommens. Das Kommen Jesu zur Entrückung der Gemeinde wird in der Bibel mit der Entrückung Henochs im Alten Testament verglichen. Henoch war der erste, der entrückt wurde, ohne jede Vorankündigung. Er lebte zur gleichen Zeit wie Noah und wurde von der Erde weggenommen. Seine Entrückung geschah völlig unangekündigt. Es gab keinerlei Zeichen, die vorher eintreten mussten. Gott nahm ihn hinweg, weil er mit ihm wandelte.
Noah, der zur gleichen Zeit lebte, wurde nicht entrückt. Er wurde durch die Sintflut hindurch bewahrt, musste aber das Gericht der Sintflut erleben. Die Sintflut war lange zuvor angekündigt worden. Gott hat zu Noah gesprochen und ihm gesagt, er solle eine Arche bauen. Noah hat hundert Jahre lang gebaut – das war wirklich ein Jahrhundertwerk, die Arche.
So wusste Noah, dass das Gericht der Sintflut nicht kommen würde, bevor die Arche ganz komplett war und alle darin waren, die Gott haben wollte. Als die Arche im Rohbau stand, halbfertig, wusste er, dass jetzt noch kein Gericht kommen würde. Gott hatte gesagt: Bau die Arche, dann geht ihr rein, zusammen mit den Tieren, und dann kommt das Gericht.
Noah und seine Zeitgenossen hatten also sichtbare Anhaltspunkte. Die Arche musste fertig sein, alle Tiere mussten drin sein. Sie hatten Zeichen und konnten nicht von jetzt auf gleich überrascht werden. Es war ein längerer Prozess.
Wichtig ist jetzt zu sehen, dass im Neuen Testament die Entrückung der Gemeinde immer mit Henoch in Verbindung gebracht wird. Die Gemeinde wird völlig unangekündigt entrückt, ohne Vorwarnung oder Vorzeichen. Den Zeitpunkt der Entrückung kennt allein Gott.
Das sichtbare Wiederkommen zur Errettung Israels, von dem wir eben gesprochen haben, also das zweite sichtbare Wiederkommen Jesu, ist an sichtbare Zeichen geknüpft. Noah erfuhr die Frist der hundertzwanzig Jahre nicht. Über den Zeitpunkt des sichtbaren Wiederkommens weiß allein Gott. Aber Noah hatte Zeichen: Solange die Arche nicht fertig ist und nicht alle drin sind, die Gott drin haben will, wird das Gericht noch nicht kommen.
Die Beschreibung der Entrückung in 1. Thessalonicher 4 und 1. Korinther 15 ist mit der Entrückung Henochs vergleichbar. Wie gesagt, es gibt keinerlei Zeichen oder Anhaltspunkte.
Wenn der Herr Jesus von der Errettung des jüdischen Überrests spricht, nimmt er immer Noah und die Flut zum Vorbild. Es wird sein wie zu den Tagen Noahs. Wenn ihr von den Tagen Noahs lest, wisst ihr immer, es geht um das sichtbare Kommen Jesu zu dem Volk Israel. Das Volk wird durch das Gericht der großen Trübsal bewahrt bis zu dem sichtbaren Kommen Jesu und dann errettet.
Den Heiligen der Jetztzeit, also uns, sind keine sichtbaren Zeichen gegeben. Wir warten auf den Bräutigam, der jederzeit eintreffen kann. Dem Überrest Israels sind sichtbare Zeichen gegeben, die erst eintreten müssen.
Vorher zu behaupten, die Zeit sei nahe, bezeichnet der Herr als verfehlt. In der Endzeitrede nennt Jesus ganz klare Zeichen, die eintreten werden, bevor das passieren kann. Er sagt, es wird Kriege und Kriegsgeschrei auf der ganzen Erde geben. Ein Volk wird sich gegen das andere erheben. Jesus sprach dabei vom Ersten und Zweiten Weltkrieg, die historisch gesehen nur ein Krieg waren, da der Zweite nur die Fortsetzung des Ersten war. Das war ein Zeichen, das erfüllt sein musste für das sichtbare Wiederkommen Jesu.
Aber die Entrückung hätte theoretisch vor dem Ersten Weltkrieg sein können. Theoretisch. Die Entrückung kann jeden Augenblick sein. Der Herr Jesus kann aber jetzt nicht sichtbar für Israel kommen, weil die Bibel ganz klar sagt, dass er vorherkommen und die Gemeinde wegrufen wird.
Und das geschieht ohne Ankündigung oder Zeichen. Man kann das nicht messen, man hat keinen Zeitfahrplan. Deshalb sollen wir wachen.
Es war mir wichtig, an dieser Stelle einzufügen, dass die Bibel vom sichtbaren Wiederkommen Jesu spricht, aber auch vom unsichtbaren Kommen zur Entrückung der Gemeinde.
Heilsgeschichtlicher Überblick und Zeitplan
Jetzt kehren wir zurück zum sichtbaren Kommen Jesu. Ich muss dafür eine andere Folie auflegen. Ich hoffe, das ist in Ordnung.
Hier seht ihr ganz grob noch einmal die Weltgeschichte und das Reich Gottes. Der Sündenfall liegt hier, ebenso die Berufung Abrahams. Dann folgt das theokratische Reich, die israelische Theokratie – der Gottesstaat auf dieser Erde unter Mose und der Gesetzgebung am Sinai.
Nachdem Israel in die babylonische Gefangenschaft ging und der Tempel zerstört wurde, begann die Zeit der Nationen. Ihr erinnert euch an den Propheten Daniel: Es folgen die Weltreiche – das babylonische, das medopersische, das griechische und das römische Weltreich. Hier stehen sie, die vier.
Wir befinden uns jetzt ungefähr in der Zeit der Gemeinde, nach dem Kreuz Jesu. Diese Zeit der Gemeinde wird mit der Entrückung enden.
Danach beginnt eine Zeit, die die Bibel „große Trübsal“ oder „große Drangsal“ nennt. Sie dauert etwa sieben Jahre. Die erste Hälfte, also die ersten dreieinhalb Jahre, nennt man Trübsal, die zweite Hälfte große Trübsal. Diese Begriffe stehen so in der Bibel.
Nach dieser Zeit wird der Herr Jesus Christus sichtbar kommen. Hier ist die sichtbare Wiederkunft, im Gegensatz zur unsichtbaren Entrückung. Die sichtbare Wiederkunft geschieht mit der Aufrichtung des messianischen Friedensreiches, auch tausendjähriges Reich genannt.
Ich hoffe, das ist jetzt deutlich geworden, damit ihr den Überblick habt und alles einordnen könnt, wenn ständig Begriffe wie Entrückung oder Wiederkunft Jesu fallen.
Jesus kommt sichtbar. Israel wird ihn erkennen. Er wird die Völker richten und sein messianisches Reich auf dieser Erde aufrichten.
Beginn und Charakter des tausendjährigen Reiches
Lasst uns dazu Offenbarung 20 lesen. Ihr könnt gern ein Lesezeichen oder einen Finger darin lassen, denn dieses Kapitel werden wir heute Abend noch zweimal brauchen.
Wir lesen nur die ersten Verse. Johannes sieht in seiner gewaltigen Schau auf der Insel Patmos bis zur Vollendung hinein. Doch zunächst Kapitel 20: „Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herabkommen, der den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in seiner Hand hatte. Er ergriff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist, und band ihn tausend Jahre. Dann warf er ihn in den Abgrund, verschloss ihn und versiegelte ihn, damit er die Nationen nicht mehr verführen konnte, bis die tausend Jahre vollendet sind.“
So weit erst einmal. Hier sehen wir also, dass Christus sein Reich aufrichtet, das tausend Jahre dauern wird. Viele Ausleger sehen darin eine Analogie zur Schöpfungswoche: Als Gott am Anfang die Erde schuf, arbeitete er sechs Tage und ruhte am siebten. Viele Ausleger sagen, dass die sechstausend Jahre Menschheitsgeschichte von Adam bis ungefähr in unsere Zeit reichen. Danach folgt ein Jahr der Ruhe, ein Reich des Friedens – das tausendjährige Reich.
Demnach wären es sechstausend Jahre Menschheitsgeschichte unter Sünde, Blut, Tränen und Gewalt, so wie die Welt eben aussieht. Danach folgt das tausendjährige Reich der Gerechtigkeit und des Friedens. Es macht Sinn, so an diese Analogie zu denken. Aber niemand weiß, ob es wirklich genau so ist. Vor allem weiß niemand, wann genau die sechstausend Jahre zu Ende sein würden, falls diese Deutung zutrifft.
Wesentliche Merkmale des messianischen Reiches
Kommen wir zum tausendjährigen Reich, zum messianischen Reich selbst, und beschäftigen uns jetzt in der nächsten halben Stunde damit. Wie wird der Charakter dieses Reiches sein, dieses tausendjährige Friedensreich?
Das Erste, was wir gerade in Offenbarung 20 gelesen haben, ist entscheidend: Satan wird gebunden sein. Das ist der Grund, warum die Welt in den letzten sechstausend Jahren so aussieht, wie sie aussieht. Auch in unseren Gemeinden und in unserem Leben ist manches in Unordnung, weil Satan noch nicht gebunden ist. Er ist der Gott dieser Welt und versucht, die Ziele Gottes zu verhindern und zu zerstören.
Am ersten Abend haben wir darüber nachgedacht: Gott baut sein Reich, aber Satan baut sein Gegenreich. Satan versucht, die Ziele Gottes zu verhindern und zu zerstören. Damit das messianische Reich ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit sein kann, muss Satan gebunden werden. Deshalb sieht Johannes hier, dass der Teufel tausend Jahre lang gebunden wird. Ich wünsche mir, dass diese Zeit bald kommt, denn wenn der Teufel gebunden ist, wäre das wirklich ein großer Einschnitt in der Menschheitsgeschichte.
Zweitens: Die Erde wird wieder einen paradiesischen Zustand bekommen. Was hat diese Erde in den letzten Jahrhunderten, besonders in diesem Jahrhundert, gelitten! Doch sie wird wieder einen paradiesischen Zustand erhalten.
Wo steht das? Jesaja 65, Verse 17 und 18. Das sollten wir lesen, denn es ist gewaltig und mutmachend für alle, die unter dem Zustand dieser Erde leiden.
Jesaja 65, ungefähr in der Mitte der Bibel, Verse 17 und 18, möchte ich vorlesen. Jesaja sieht in seiner Schau bis hin in dieses tausendjährige Reich und sagt:
„Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde, und an das Frühere wird man nicht mehr denken, und es wird nicht mehr in den Sinn kommen. Vielmehr freut euch und jubelt allezeit über das, was ich schaffe: einen neuen Himmel und eine neue Erde.“
Wann wird es geschehen, dass Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schafft? Vermutlich zu Beginn des tausendjährigen Reiches, vielleicht sogar unmittelbar davor. Denn die Propheten des Alten Testaments weissagten, dass vor dem messianischen Königreich ein Feuergericht kommen wird, das diese Erde reinigen wird.
Zum Beispiel der Prophet Joel. Die Stelle brauchen wir jetzt nicht aufzuschlagen, aber ich lese euch vor, was er sagt: „Ich werde Wunder geben im Himmel und auf der Erde, Blut und Feuer und Rauchsäulen. Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare.“
Joel spricht also von Blut und Feuer, bevor der Tag des Herrn kommt. Der Tag des Herrn meint das, was wir hier sehen. Auch der Hebräerbrief spricht an anderer Stelle davon, dass Gott noch einmal die Himmel bewegen wird.
Was ist damit gemeint? Ernst Mayr, unser heimgegangener Bruder, legt das so aus: Dann wird Gott die Erde und den Himmel wieder so verändern und erneuern, wie sie vor dem Sündenfall und vor der Sintflut waren. Denn beim Sündenfall hat sich diese Erde verändert; sie ist seitdem unter dem Fluch Gottes.
Bei der Sintflut hat sich auch der Himmel verändert. Richard Wiskin hat im Mai dieses Jahres eine Wasserschicht beschrieben, einen Wassergürtel, der in der Atmosphäre war. Von der Schöpfung an hat es geregnet. Seit der Sintflut kann die UV-Strahlung aus der Atmosphäre viel ungeschützter an uns herankommen. Deshalb werden wir heute nicht mehr 900 Jahre alt wie die ersten Menschen damals, die 800 Jahre und mehr alt wurden. Wir altern viel schneller, und das hängt mit der UV-Strahlung zusammen.
Die Bibel gibt uns so klare und vernünftige Erklärungen für den Zustand unserer Welt. Das findet man in keinem anderen Buch der Weltliteratur, auch in keinem religiösen Buch.
Ja, die Bibel spricht von einer wiederhergestellten Erde während des messianischen Reiches. Diese Wiederherstellung der Erde muss deshalb vor dem Beginn des tausendjährigen Reiches stattfinden.
Ich gebe Ernst Mayr und Arnold Fruchtenbaum Recht, wenn sie sagen, dass die Stelle aus Jesaja 65, die wir gerade gelesen haben, wo Gott sagt: „Ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde“, am Anfang des tausendjährigen Reiches steht. Dort wird Gott diese Erde wieder in einen paradiesischen Zustand verwandeln und auch den Himmel erneuern, der nicht mehr so ist wie am Anfang.
Diese Stelle spricht aber noch nicht von dem neuen Himmel und der neuen Erde in der Vollendung, wie es in Offenbarung 21 beschrieben wird. Diese Stelle hier spricht davon, dass die Erde zu Beginn des tausendjährigen Reiches erneuert wird, nicht nur die Erde, sondern auch der Himmel, weil beide nicht mehr so sind wie am Anfang.
Um ein volles messianisches Friedens- und Gerechtigkeitsreich auf dieser Erde herzustellen, muss Gott die Erde und den Himmel erneuern.
Auch das Neue Testament spricht von einem Feuergericht am Anfang des tausendjährigen Reiches. Das finden wir in einer Stelle bei Paulus, 2. Thessalonicher 1, und in einer Stelle bei Petrus. Die Stelle bei Petrus wollen wir jetzt aufschlagen, da sie sehr wichtig und entscheidend ist: 2. Petrus 3, die Verse 10 bis 14.
Das Feuergericht und die Erneuerung von Himmel und Erde
2. Petrus 3,10-14.
Lesen wir vielleicht schon ab Vers 8? Der Zusammenhang ist folgender: Petrus sagt voraus, dass Spötter kommen werden, die die Wiederkunft Jesu ins Lächerliche ziehen. Sie sagen etwa: „Kommt, ihr wartet doch auf den Sanktnimmerleinstag“ und Ähnliches. Dann sagt Petrus, dass die Spötter damals zur Zeit Noas auch so gesprochen haben. Sie behaupteten, es komme kein Gericht. Doch dann kam das Gericht.
Genauso wird am Ende wieder ein Gericht kommen. Diesmal jedoch kein Gericht durch eine Sintflut wie zu Noas Zeit, sondern ein Feuergericht. Gott hatte damals bei der Sintflut versprochen, die Erde nie mehr mit Wasser zu vernichten. Aber ein Feuergericht wird kommen, und davon lesen wir hier in Vers 7:
„Die jetzigen Himmel und die jetzige Erde aber sind durch dasselbe Wort aufbewahrt, für das Feuer aufgehoben zum Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen.“
Dies aber sei euch nicht verborgen, Geliebte, dass beim Herrn ein Tag wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag. Das heißt, Gott ist der Herr der Zeit. Bei ihm ist Zeit relativ. Für uns läuft Zeit abgemessen in Sekunden, Minuten, Jahren usw. Gott kennt diesen Zeitbegriff nicht, weil er nicht an das Raum-Zeit-Kontinuum gebunden ist, in dem wir leben.
Angesichts der Vergänglichkeit dieser sichtbaren Welt sind bei Gott tausend Jahre wie ein Tag und umgekehrt. In Vers 9 heißt es: „Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten, sondern er ist langmütig, er ist geduldig euch gegenüber, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen.“
Das will Gott: Er will noch Menschen zur Umkehr führen und retten. Es wird aber der Tag des Herrn kommen, wie ein Dieb. An ihm werden die Himmel mit gewaltigem Geräusch vergehen, die Elemente aber werden im Brand aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr im Gericht erfunden werden.
Er spricht vom Tag des Herrn, und dieser Tag ist die Zeit, in der die große Trübsal über diese Erde geht. Am Ende der großen Trübsal wird offensichtlich Gott dieses Feuergericht geben. Dann wird die Erde, die wirklich völlig gerichtsreif war, vernichtet und erneuert werden. Auch der Himmel wird erneuert zu dieser Erde, in der Form, wie sie im tausendjährigen Reich sein wird.
Lassen wir uns noch weiterlesen, Vers 11 bis 14:
„Da dies alles so aufgelöst wird, hier die Materie, ja die Elemente, was für Leute müsst ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit, indem ihr die Ankunft des Tages Gottes erwartet und beschleunigt, um dessen Willen die Himmel in Feuer geraten und aufgelöst und die Elemente im Brand zerschmelzen werden. Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt. Deshalb, Geliebte, da ihr dies erwartet, befleißigt euch, unbefleckt und tadellos vor ihm im Frieden erfunden zu werden. Und achtet die Langmut unseres Herrn zur Errettung!“
Ihr merkt in diesem Zusammenhang: Es geht hier nicht um die Entrückung. Es geht um die sichtbare Wiederkunft des Herrn im Zusammenhang mit dem Tag des Herrn in der großen Trübsalszeit vor dem Beginn des tausendjährigen Reiches. Er spricht wieder von Feuer, von einem Feuergericht, das da vorangehen wird.
Also, wir sagten zunächst einmal: Am Anfang dieses Reiches, vorher oder direkt zu Beginn, erneuert Gott den gegenwärtigen Himmel und die gegenwärtige Erde. Dann nimmt Gott den Fluch des Sündenfalls weg. Den gibt es während des tausendjährigen Reiches nicht mehr.
Darum können auch die Tiere wieder miteinander verkehren, ohne Raubtiergelüste. Es wird keine Raubtiere mehr geben, Tiere werden Vegetarier sein, sie werden Gras und dergleichen fressen und nicht mehr übereinander herfallen, wie es jetzt leider ist. Denn auch die Tierwelt und die ganze Schöpfung ist mit in den Fall des Menschen hineingezogen worden.
Es ist nicht nur so, dass Adam und Eva aus dem Paradies hinausgeworfen wurden. Die ganze Erde hat sich verändert, alles ist in Mitleidenschaft gezogen worden, sogar bis in die Himmelswelt hinein. Denn die Dämonen hatten Zutritt bis in die Himmelswelt.
Darum muss Gott die Erde erneuern, und er muss auch den Himmel erneuern, wenn er sein Reich, sein messianisches Reich, in dem er durch Christus regiert, aufrichten will.
Die Herrschaft Christi im tausendjährigen Reich
Damit komme ich zum entscheidenden Punkt.
Im Tausendjährigen Reich – wir nennen es die ganze Zeit das messianische Reich, das messianische Friedensreich – wird das Zentrum, die Hauptperson dieses Reiches natürlich der Messias selbst sein: Jesus Christus. Dem Messias wurde ja schon im Alten Testament ein ewiges Königreich versprochen. Als Sohn Davids wurde er dazu bestimmt, im Tausendjährigen Reich zu regieren. Das steht in 2. Samuel 7.
Und der Herr Jesus beanspruchte diese Verheißungen für sich, als er hier auf dieser Erde war. Eine Stelle dazu finden wir in Lukas 1. Jetzt kommen wir heute Abend auch noch in die Weihnachtsgeschichte, denn Weihnachten steht ja ohnehin vor der Tür. In Lukas 1, Verse 31 bis 33, wird die Geburt Jesu angekündigt, als der Engel Gabriel zu Maria kommt. Er sagt in Vers 31: „Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm seinen Namen Jesus nennen. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden, und der Herr Gott wird ihm den Thron seines Vaters David geben.“
Frage: Hat Jesus in den 33 Jahren seines Erdenlebens den Thron Davids bestiegen? Denkt an das Leben Jesu! Dreißig Jahre in Nazareth als Zimmermann, Bauhandwerker – saß er da auf dem Thron Davids? Dann seine drei Jahre öffentliche Wirksamkeit: Ist er nach Jerusalem eingeritten auf einem weißen Pferd mit einem Heer hinter sich, um den Thron in Jerusalem zu besteigen? Nein, er ritt auf einem Esel ein und wurde dann ans Kreuz geschlagen. Er hat den Thron Davids nicht bestiegen. Aber hier steht es: Das wird passieren. Und das wird sich noch erfüllen, genauso wie sich alle Aussagen zu seinem ersten Kommen erfüllt haben.
Vers 33 sagt noch: „Und er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit, und seines Königtums wird kein Ende sein.“ Hat Jesus die Herrschaft über Israel angetreten? Herrscht er seitdem sichtbar ewig über Israel? Unsichtbar natürlich schon. Aber dieses Reich, von dem hier die Rede ist, und dieser Thron sind noch nicht aufgerichtet und bestiegen. Aber das wird kommen.
Jesus gehören diese Verheißungen. Allein in diesen Versen, die Gabriel Maria ankündigt, sind eine ganze Reihe alttestamentlicher Prophezeiungen gebündelt auf Jesus. Gabriel sagt: In Jesus, in deinem Sohn, Maria, wird sich das noch erfüllen. Nur sagt er nicht: Jetzt zu Lebzeiten, in den nächsten 33 Jahren. Er sagt nicht, wann sich das erfüllen wird. Und wir wissen, wann das sein wird.
Jesus selbst wird während des messianischen Reiches auf dem irdischen Thron seines Vaters David sichtbar in Jerusalem sitzen und regieren. David hatte den Thron in Israel aufgerichtet. Auf diesem saß auch Salomo, und auf ihm saßen die Könige Israels in dieser Zeit. Aber dann war es vorbei mit der Herrschaft Israels. Die Römer und andere Nationen regierten über Israel, und der Thron stand in Rom, Philippi oder anderswo.
In dieser Zeit aber wird der Thron Davids in Jerusalem stehen, und Christus wird sichtbar auf diesem Thron regieren – über Israel und die ganze Welt. Und nicht nur sein Thron wird dort stehen. Die Bibel spricht davon, dass dort zwölf weitere Throne stehen werden, nämlich die Throne der zwölf Jünger. Habt ihr das schon einmal bewusst gelesen?
Gehen wir bitte gemeinsam in Matthäus 19, Vers 28. Dort finden wir eine ganz köstliche Aussage. Die Jünger waren ja genauso wie wir auch sind. Wir sind kein Deut besser als sie, aber auch nicht schlechter, denke ich. Und da haben die Jünger mal wieder gefragt: „Was springt denn raus bei der ganzen Sache, wenn wir jetzt hier alles verlassen und dir nachfolgen und schief angeschaut werden? Was wird uns nun werden?“ fragt Petrus in Vers 27.
Jetzt antwortet der Herr Jesus in Vers 28: „Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, auch ihr werdet in der Wiedergeburt, wenn der Sohn des Menschen auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen wird, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten.“
Gott wirkt der Herzenserneuerung. Aber hier ist eine Stelle in der Bibel, wo „Wiedergeburt“ noch in einem anderen Sinn verwendet wird. Hier spricht er von der Wiedergeburt der Erde. Wenn die Erde sterben muss, durch Feuer gerichtet wird und wieder auferstehen wird zu einer neuen, erneuerten Erde für das Tausendjährige Reich, dann wird Christus auf dem Thron seines Vaters David sichtbar in Jerusalem sitzen. Die Jünger werden auf zwölf Thronen sitzen.
Ich bin gespannt, wer auf dem zwölften Thron sitzen wird. Judas nicht. Ist es Matthias, den sie als Ersatz gewählt haben, oder wird es der Apostel Paulus sein? Ich bin gespannt, wer auf dem zwölften Thron sitzt. Die Bibel lässt das offen. Aber es werden zwölf Throne sein, und diese zwölf werden die zwölf Stämme Israels richten. Sie werden Kompetenzen und Autorität über Israel haben.
Ihr Lieben, da seht ihr mal, dass in den Evangelien viele Aussagen sind, in denen von Lohn und Belohnung die Rede ist – zum Beispiel auch die Geschichte von den Talenten. Die Bibel spricht gerade in den Evangelien davon, dass der Herr die treuen Knechte über fünf Städte oder über zehn Städte setzen wird. Wann wird das sein? War das vor zweitausend Jahren? Haben die Jünger damals über Städte regiert? Nein. Aber das wird kommen – hier in diesem Reich.
Es gibt so viele Aussagen im Alten Testament und auch in den Evangelien, die sich bisher nicht erfüllt haben. Wir können diese nicht einfach unter den Tisch fallen lassen und sagen: „Naja, das dürfen wir nicht so genau nehmen“ oder „Das müssen wir irgendwie vergeistlichen“, wie das manche Theologen und Ausleger machen. Das ist nicht legitim.
Das wird sich buchstäblich erfüllen – und zwar dann in diesem Reich der tausend Jahre hier auf dieser Erde. Das wird kommen. Sonst hätte Gott viele Versprechen nicht eingelöst, und alles käme ins Wanken.
Das Ende des tausendjährigen Reiches und das letzte Gericht
Das messianische Reich wird noch einmal ganz spektakulär sein. Tausend Jahre lang regiert Christus, der Teufel ist gebunden, die Sünde eingedämmt. Auf seinem heiligen Berg wird niemand Böses tun. Gerechtigkeit und Frieden herrschen, die Tierwelt ist wieder in Ordnung, es gibt keine Raubtiere mehr und keine Zerstörung.
Da braucht es keine Partei der Grünen, denn Ökologie und alles andere sind im tausendjährigen Reich in bester Ordnung. Doch dann endet das Ganze noch einmal mit einem jähen Absturz.
Habt ihr noch den Finger drin oder das Lesezeichen bei Offenbarung 20? Geübte Bibelforscher unter uns wissen natürlich jetzt, was hier kommt, aber vielleicht ist das für manche von uns neu: Offenbarung 20, Vers 7: „Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden.“
Nicht, weil er besonders schlau war und sich mit einem Pfeil losgesägt hat, nein, wir wissen, dass Gott nichts entgleitet. Das ist Teil von Gottes Plan und hat einen tieferen Sinn. Gott lässt den Teufel am Ende dieses tausendjährigen Reiches noch einmal los. Er wird ausgehen, um die Nationen zu verführen, die an den vier Ecken der Erde sind – den Gog und den Magog – und sie zum Krieg versammeln. Ihre Zahl ist wie der Sand des Meeres.
Sie ziehen herauf auf die Breite der Erde und umzingeln das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Doch Feuer kommt aus dem Himmel herab und verschlingt sie.
Was geht hier vor? Was bedeutet das? Warum darf der Teufel am Ende dieses tausendjährigen Reiches noch einmal die Menschen verführen, sodass sie sogar gegen den sichtbar regierenden Christus in Jerusalem anmarschieren?
Ich habe nur eine Erklärung, die ich jetzt nur als meine persönliche Sicht darlegen kann. Ich kann sie nicht mit einer bestimmten Bibelstelle belegen, aber es muss einen Sinn haben.
Es hat immer wieder Menschen gegeben, durch alle Jahrhunderte und Jahrtausende, die gesagt haben: Der Mensch ist gut, er hat ein gutes Herz, einen guten Kern. Nur die Umwelt, die Erziehung, die Politik, die Gesellschaft oder die Religion seien schlecht. Die Umwelt macht den Menschen schlecht. Viele denken heute so.
Hier aber hat der Mensch tausend Jahre lang die besten Umweltbedingungen, der Teufel ist gebunden, Frieden und Gerechtigkeit herrschen in Hülle und Fülle, Segen ohne Ende. Doch Gott lässt dem Teufel eine Handbreit Freiraum, er lässt ihn noch einmal für einen kurzen Moment los. Und im Handumdrehen verführt er die Menschen wieder.
Damit beweist Gott, dass sich das Herz des Menschen nicht verbessert oder veredelt, auch wenn die Umstände tausend Jahre lang paradiesisch sind. Das Herz des Menschen ist böse, es ist gefallen. Hier erbringt Gott den letzten Beweis dafür. Er zeigt, dass der Mensch, der nicht wiedergeboren ist und nicht wirklich unter Gottes Herrschaft lebt, zu allem fähig bleibt – auch in diesem Reich, wo die Umstände so gut sein werden.
Erst dann macht Gott Schluss mit dieser Menschheitsgeschichte. Er richtet sein vollkommenes, ewiges, atomsicheres, krebssicheres, unzerstörbares Reich auf, in dem es keine Sünde mehr gibt und der Teufel niemanden mehr verführen kann.
Das ist meine vorläufige Erklärung. Ich bin gerne bereit, bessere und plausiblere Erklärungen von euch zu hören. Sagt sie mir, dann lasse ich mich gerne belehren und nehme vielleicht etwas Neues an. Ich habe viel darüber gelesen, aber keine bessere Erklärung gefunden. Doch wir werden es eines Tages sehen. Es wird ein Tag kommen, an dem wir keine Fragen mehr haben, auch darüber nicht. Dann wird uns Gott alles offenbaren.
Noch kurz zum Zusammenhang: Offenbarung 20, Vers 10 sagt: „Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier als auch der falsche Prophet sind. Und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden in alle Ewigkeit.“
Hier ist jetzt endgültig Schluss. Gott hat keine weitere Geduld mehr. Der Teufel bekommt seinen verdienten Lohn, ebenso der Antichrist – das Tier ist der Antichrist – und der falsche Prophet. Diese unselige Dreieinigkeit: Teufel, Antichrist und falscher Prophet.
Danach spricht die Bibel von der zweiten Auferstehung und dem Weltgericht. Die Bibel kennt zwei Auferstehungen: Die erste Auferstehung, von der hier auch in Offenbarung 20 die Rede ist, ist immer eine Auferstehung zur Seligkeit. Die erste Auferstehung meint die Gemeinde Jesu Christi, die Heiligen des Alten Testaments und auch die Märtyrer aus der Zeit der großen Trübsal. Alle gehören zur ersten Auferstehung. Die geht exakt bis zu diesem Punkt. Sie werden alle auferstehen zur Seligkeit.
Die zweite Auferstehung ist zum Gericht. Darum sagt die Bibel: Selig und heilig ist, wer an der ersten Auferstehung teilhat. Aber verflucht sind alle, die an der zweiten Auferstehung teilhaben werden.
Das wird hier sehr eindrücklich beschrieben. Für mich sind es die erschütterndsten Verse der Bibel: Offenbarung 20, Verse 11-15. Dort werden die Bücher aufgetan, die Filme ablaufen – modern gesagt – und das Buch des Lebens wird geöffnet. Es heißt, wer nicht im Buch des Lebens gefunden wurde, wird in den Feuersee geworfen.
Ich verstehe das so: Gott zeigt die Seiten und sagt: „Schau mal hier, da hätte dein Name stehen können, da war Platz für dich, aber du hast nicht gewollt.“ Vor dem großen weißen Thron Gottes gibt es keine Gnade mehr, hier ist kein Blut, hier ist nicht mehr das Blut Jesu.
Es gibt den Gnadenthron Gottes, der jetzt frei steht. Dort findet jeder Sünder Gnade, er muss nur als Sünder kommen. Und es gibt den Gerichtsthron, den weißen Thron. Dort gibt es keine Gnade, kein Blut, keine Vergebung mehr, nur Gericht. Und die Verlorenen werden ebenfalls in den Feuersee geworfen.
Es ist nicht korrekt zu sagen, die Menschen werden in der Hölle sein. Die Menschen werden nicht in der Hölle sein. Die Hölle ist nur ein Zwischenzustand bis zu diesem Augenblick, wo der große weiße Thron steht, das Endgericht, der Jüngste Tag oder wie wir es nennen wollen. Danach werden die Verlorenen im Feuersee sein.
Die Hölle meint eigentlich nur dieses harte Gefängnis, wo die Menschen im Untersuchungsgericht warten bis zu ihrer Aburteilung vor dem großen weißen Thron. Aber danach, nach diesem schrecklichen, wirklich fürchterlichen Bild, das uns hier gezeigt wird, kommt der große Schlussakkord, das wunderschöne, farbenprächtige Bild aus Offenbarung 21.
Johannes sieht einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Das ist jetzt der neue Himmel und die neue Erde der Ewigkeit, der Vollendung.
Das ist nicht mehr ein neuer Himmel und eine neue Erde aus Materie, so wie hier, sondern ein neuer Himmel und eine neue Erde in ewiger Form. Das muss eine andere Qualität von Himmel und Erde sein. Es wird nicht mehr aus Atomen und Molekülen bestehen, sondern ewig sein.
Die Bibel sagt: Alles, was sichtbar ist, ist zeitlich und vergänglich. Was unsichtbar ist, ist ewig. Dieser neue Himmel und die neue Erde der Vollendung werden von ganz anderer Qualität sein.
Lesen wir gerade, weil das so mutmachend und erbauend ist, noch die Verse 3 bis 5 aus Offenbarung 21:
„Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her sagen: Siehe, das Zelt oder die Hütte Gottes bei den Menschen! Jetzt ist das Endziel Gottes wieder erreicht. Gott wohnt wieder so unter seinen erlösten Menschen, wie er mit Adam und Eva im Paradies Gemeinschaft hatte. Der Sündenfall und seine Folgen sind überwunden, jetzt hat Gott sein Ziel erreicht. Das Reich Gottes kommt in seine letzte entscheidende Phase. Und sie werden sein Volk sein, und Gott wird bei ihnen sein, und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen.“
Ihr Lieben, wir werden vielleicht mit Tränen in die Ewigkeit kommen, ob es nun Tränen der Verfolgung sind oder Tränen der Krankheitsnöte oder des Leidens. Wir werden mit Tränen in die Ewigkeit kommen. Doch er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.
Der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein, denn das Erste ist vergangen. Das Erste meint das Sichtbare, Zeitliche, Vergängliche, Diesseitige ist vergangen.
Und der, welcher auf dem Thron saß, sprach: „Siehe, ich mache alles neu!“
Jetzt heißt es: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, ein Neues ist geworden.“ Es ist noch nicht alles neu in unserem Leben, leider auch bei mir nicht. Ich habe es schmerzlich erfahren müssen, auch gerade jetzt wieder in diesen Tagen.
Es ist noch nicht alles neu, weder innen noch außen, geschweige denn an unserem Körper oder in dieser Welt. Es gibt unnüchterne Leute, wirkliche Schwärmer, die meinen, es werde bald die Zeit kommen, in der sich diese Erde in einen paradiesischen Zustand verwandelt – jetzt schon, hier, wo wir sind. Nein, die Bibel sagt, dass erst ein Gericht über diese Erde gehen muss, ein gewaltiges Gericht.
Doch dann kommt diese Zeit, und erst ganz am Ende wird alles neu sein. Das ist der Realismus der Bibel.
Verschiedene theologische Lehrmeinungen zum tausendjährigen Reich
Ich komme schon fast zum Schluss, ein letzter Teil vor dem Abschluss. Ich habe hier noch eine Folie vorbereitet.
Wir haben jetzt über das Tausendjährige Reich gesprochen. Dabei gibt es unter den Theologen drei Hauptlehren über das Tausendjährige Reich. Man muss sich manchmal auch ein wenig mit den Theologen und ihren mehr oder weniger glanzvollen Ausführungen beschäftigen. Es gibt solche und solche Theologen. Wir dürfen nicht pauschalisieren und sie alle in denselben Sack stecken. Es gibt ganz großartige Theologen, wie zum Beispiel Professor Charles Ryrie aus Dallas, von dem diese Ausführungen stammen, die ich jetzt weitergebe.
Der Postmillennialismus – ach so, jetzt muss ich erst einmal dieses schreckliche Fremdwort erklären: Millennium. Alle, die schon in Italien waren, wissen, dass "mille" tausend bedeutet. Millennium ist das tausendjährige Reich in der Theologensprache. Noch geschwollener ausgedrückt heißt das Chiliasmus. Aber bleiben wir mal beim Postmillennialismus. Das ist eine Lehre, die die Wiederkunft Christi nach dem Tausendjährigen Reich lehrt.
Es gibt bibeltreue Theologen, die vom Grundsatz her lehren, dass die Wiederkunft Jesu erst nach dem Tausendjährigen Reich stattfinden wird. Das ist also jene Lehre, nach welcher sich das Reich Gottes jetzt zwar durch die Predigt des Evangeliums und das Erlösungswerk des Heiligen Geistes im Herzen der Menschen in dieser Welt ausbreitet – verborgen in den Herzen der Menschen – und nach welcher die Welt letzten Endes für Christus gewonnen wird. Die Wiederkunft Christi soll am Ende einer langen Epoche der Gerechtigkeit und des Friedens stattfinden, also nach dem Tausendjährigen Reich.
Diese Leute meinen, dass sich das Reich Gottes jetzt immer mehr ausbreitet, immer mehr, bis die ganze Welt gewonnen wird. Das ist auch wieder eine falsche Auslegung des Gleichnisses vom Senfkorn und vom Sauerteig. Jetzt durchdringt das Evangelium wie ein Sauerteig die ganze Welt. Eine große Welterweckung wird kommen, und das Reich Gottes wird sich schon so sichtbar ausbreiten, dass Christus erst am Ende kommen muss, um seine ganzen Früchte einzusammeln. So wird es nicht sein.
Dann gibt es die Lehre, die man mit dem Fremdwort Amillennialismus nennt. Das bedeutet einfach: Es gibt kein Tausendjähriges Reich vor dem Ende der Welt. Das ist nur ein Bild, das man vergeistlichen muss. Es ist nicht wörtlich zu nehmen, dass es wirklich ein Tausendjähriges Reich mit Christus hier auf dieser Erde gibt. Das ist die verbreitetste Lehre. Achtet mal genau hierauf, ihr werdet gleich sehen: Diese Lehre ist in den beiden großen Kirchen in unserem Land vertreten. Beide großen Kirchen lehren nicht die Lehre vom Tausendjährigen Reich, wie wir sie heute Abend gehört haben. Das werde ich gleich noch deutlicher sagen.
Aber vorher will ich noch den dritten aufdecken: Der Prämillennialismus ist ja klar – Post heißt nach, Prä heißt vor. Diese Lehre lehrt, dass die Wiederkunft Christi vor dem Tausendjährigen Reich stattfinden wird. Das habe ich heute Abend gelehrt. Ja, das glaube ich mit felsenfester Überzeugung ist die Lehre der Bibel: Vor dem Tausendjährigen Reich kommt Christus wieder, um das Reich aufzurichten, natürlich.
Jetzt gehen wir noch einmal zurück zum Amillennialismus. Ich sagte, der ist in den beiden großen Kirchen vertreten. Wie kam er in die katholische Kirche? In der katholischen Kirche war ein Kirchenvater im vierten Jahrhundert ganz entscheidend, und das war Augustin. Er war ein prächtiger Mann, ein wiedergeborener Mann, den wir im Himmel wiedersehen werden. Über ihn wollen wir jetzt keinen Stab brechen und auch keinen Stein auf ihn werfen. Aber der liebe Augustin, unser Bruder Augustin, hat sich an dieser Stelle, so muss ich befürchten, geirrt.
Er meinte, damals sei das Reich Gottes mit der Gemeinde Jesu Christi absolut identisch, also dass das Reich Gottes gleich der Gemeinde sei. Er nahm die tausend Jahre wörtlich, rechnete aber die tausend Jahre, das Tausendjährige Reich, vom Tag der Himmelfahrt an. Wenn die Himmelfahrt im Jahr 33 nach Christus war, meinte Augustin, dass im Jahr 1033 das Tausendjährige Reich vorbei sei und dann Christus zur Entrückung der Gemeinde kommen würde.
Die katholische Kirche hat das tatsächlich bis dahin geglaubt. Dann kam das Jahr 1033 – aber Christus kam nicht. Danach kann man heute zeigen, und in der Theologie ist das nicht phantasiert, was ich jetzt sage, dass die katholische Theologie umgeschwenkt hat. Sie lehrte, dass Christus nicht kam, also das Tausendjährige Reich da nicht endete. Man müsse diese tausend Jahre nicht ganz wörtlich nehmen, sondern nur als eine Chiffre, einfach für einen längeren Zeitraum.
Somit dauert das Tausendjährige Reich bis heute, obwohl es jetzt schon fast zweitausend Jahre dauert. Aber man bleibt dabei, dass man sagt: Das Tausendjährige Reich ist schon gewesen und wird nicht erst nach der sichtbaren Wiederkunft Jesu Christi kommen. Somit ist es Amillennialismus: Es wird in der Zukunft kein solches Reich mit Christus wirklich sichtbar hier auf dieser Erde geben.
Die evangelische Theologie ist maßgeblich geprägt durch die großen Reformatoren Luther und Calvin. Zwingli hatte weniger Einfluss. Leider hatten auch diese beiden großen Männer, Bruder Martin und Bruder Johannes Calvin, in ihrer Zeit an diesem Punkt nicht mehr Licht. Dafür hatten sie in vielen anderen Dingen mehr Licht als wir heute zusammen. Aber an dieser Stelle hatten sie nicht mehr Licht.
Luther bekannte sich zur Lehre von der großen Drangsal, an die er glaubte. Das war für ihn klar: Sie kommt. Er glaubte auch an die leibliche Wiederkunft Christi. Aber er meinte, das sechste Jahrtausend habe schon 1056 begonnen, als das Papsttum in eine besondere Form überging. Mit dem Papsttum stand Luther ein bisschen auf Kriegsfuß. Er meinte sogar, der damalige Papst sei der Antichrist, der zu seiner Zeit lebte.
So dachte er, dass das Tausendjährige Reich auch vergeistlicht sei und lehrte nicht, dass ein Tausendjähriges Reich in der Zukunft kommen würde – mit Israel sichtbar als Bundesvolk auf dieser Erde und mit Christus auf dem Thron. Er meinte auch, die Juden würden sich bekehren, nachdem er das Evangelium entdeckt hatte und auf den Leuchter gestellt hatte. Zunächst war er sehr judenfreundlich.
Dann merkte er, dass die Juden ihm nichts von seinem Evangelium annahmen. Daraufhin schlug seine Liebe zu den Juden in entsetzlichen Hass um. Die letzten Jahre seines Lebens waren leider geprägt von fürchterlichem Hass auf die Juden. Das kann man zwar verstehen angesichts seiner enttäuschten Erwartung. Er hatte viel in die Juden der damaligen Zeit investiert, und dann schlug das um.
Das war Luther. Auch Calvin vergeistlichte das Tausendjährige Reich und schrieb sogar eine Hetzschrift gegen alle, die am Tausendjährigen Reich festhielten. Damals gab es schon die Täuferbewegung, die daran festhielt. Gegen sie verfasste er diese Schrift. Da hat er daneben gegriffen. Das schmälert nicht sein Gesamtwerk, das ganz gewaltig ist, aber an dieser Stelle hatten sie damals nicht mehr Licht.
Eine letzte Bemerkung: Die Zeugen Jehovas und andere Sekten lehnen fast alle dieses Tausendjährige Reich ab und sind also auch Amillennialisten, wenn man so will. Sie lehnen es ab, weil sie sagen, sie seien das geistliche Israel. Es gibt so eine Stelle im Galaterbrief, die sich gut eignet, um das in dieser Hinsicht zu missbrauchen.
Da spricht Paulus vom geistlichen Israel. Fast alle Sekten – die Zeugen Jehovas, mit einer kleinen Einschränkung die Siebenten-Tags-Adventisten, die ich nicht auf die gleiche Stufe stellen möchte wie die Zeugen Jehovas – aber auch sie lehren eindeutig, dass sie das geistliche Israel sind. Ebenso die Mormonen, nicht aber die Neuapostolischen. Die drei lehren alle, dass sie das geistliche Israel sind.
Wenn sie das geistliche Israel sind, braucht es natürlich kein Tausendjähriges Reich mehr. Dann erfüllen sich die Verheißungen alle in ihrer Gruppe, in ihrer religiösen Gemeinschaft. Die Flüche lässt man Israel, immer nach dem gleichen Muster, und die Segensverheißungen nimmt man für sich und die eigene religiöse Gruppe.
Abschluss und Ermutigung zum Leben im Reich Gottes
So, jetzt muss ich wirklich zum Schluss kommen. Kurt Tucholsky hat einmal gesagt, dass ein guter Redner seinen Schluss immer dreimal ankündigt. Ja, und das ist jetzt aber wirklich der Schluss.
Ich habe eine letzte Bibelstelle für euch, die ich mir aufgehoben habe. Eigentlich hätte ich sie gerne jeden Abend in den vergangenen vier Abenden gelesen, aber ich habe sie mir für den Schlussakkord aufgehoben. Es ist 2. Petrus 1,11.
Ich glaube, wir können diese Serie über das Reich Gottes gar nicht besser schließen, als indem wir diese Verse lesen und sie mitnehmen in unser Herz. Petrus hat hier einen ganz langen Satz gemacht. Von Vers 3 bis Vers 10 ist im Griechischen alles ein Zusammenhang, ein Satz. Er spricht von dem, was uns geschenkt ist. In Vers 3 heißt es, dass uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt ist (2. Petrus 1,3).
Nun schreibt er, was die Gnade in unserem Leben bewirken will, wie sie uns verändern möchte, auch unseren Charakter. Sie will uns immer mehr zu Teilhabern der göttlichen Natur machen und uns einen christlichen Charakter schenken.
Ab Vers 5 nennt er dann einige Eigenschaften: Erkenntnis, Tugend, Ausharren, Bruderliebe, Liebe und so weiter. Wenn diese Dinge bei euch vorhanden sind und wachsen, lassen sie euch im Hinblick auf die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus weder träge noch fruchtleer sein.
Denn bei wem diese Dinge nicht vorhanden sind, der ist blind, kurzsichtig und hat die Reinigung von seinen früheren Sünden vergessen. Darum, Brüder, befleißigt euch umso mehr, eure Berufung und Erwählung festzumachen.
Unsere Erwählung war vor Grundlegung der Welt. Unsere Berufung war, als wir das Evangelium hörten, den Ruf Jesu zu hören und zu antworten. Wir haben uns herausrufen lassen aus dieser Verlorenheit und Sünde.
Doch wir erfahren das hier in unserem Leben in umgekehrter Reihenfolge: Wir erfahren zuerst die Berufung und erkennen dann, dass wir schon vor Grundlegung der Welt erwählt waren. Darum bringt Petrus es hier in der Reihenfolge: Eure Berufung und Erwählung festzumachen.
Denn wenn ihr diese Dinge tut, werdet ihr niemals straucheln. Und jetzt kommt der Satz, auf den es mir ankommt: Denn so wird euch reichlich gewährt werden der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus.
Petrus spricht hier vom Reich Gottes. Ihr seht, welche Facette, welche Form des Reiches Gottes Petrus hier meint. Er spricht vom Eingang in das ewige Reich Gottes. Er meint nicht das geistliche Reich, in das die Briefempfänger bereits eingegangen waren. Sie waren ja Christen, hatten die Wiedergeburt erlebt und waren im geistlichen Reich.
Hier sehen wir wieder einen Punkt, wie das unterschieden wird und warum es wirklich berechtigt ist, das Geistliche vom universellen, ewigen Reich zu unterscheiden. Er schreibt an Christen, die bereits im geistlichen Reich Gottes sind, und sagt ihnen, dass sie eingehen werden in das ewige, universelle Reich Gottes.
Er wünscht ihnen einen reichlichen Eingang in das ewige Reich Gottes. Jeder Christ wird in das ewige Reich Gottes eingehen. Jeder hat den gleichen Eingang, weil Christus uns den Weg dorthin bereitet hat.
Aber es wird Unterschiede geben im Blick auf die Frucht unseres Lebens und auf die Belohnung, die der Herr für unseren kümmerlichen Dienst noch bereit hält. Er will auch das belohnen, was wir zusammen stottern.
Petrus spricht davon, dass euch reichlich gewährt werden wird der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn Jesus Christus. Im Griechischen steht das Wort „reichlich“ sogar ganz vorne. Das will er hier besonders betonen. Er will sagen: Reichlich wird euch gegeben werden der Eingang in das ewige Reich Gottes.
Und das ist mein Gebet, mein Wunsch für diese Abende, die wir in den vergangenen Wochen hatten, und für heute, dass all das dazu dienen möge, dass die Beschäftigung mit dem Reich Gottes nicht nur unseren theoretischen, theologischen Wissensschatz vergrößert.
Sondern dass das Wissen, die Information, die Erkenntnis uns näher zu dem Herrn bringt. Dass unsere Motivation, nach seinem Reich zu trachten, jetzt hier in unserem Leben ganz konkret, stärker und brennender wird.
Damit wir eines Tages reichlich eingehen können in das ewige Reich unseres Gottes. Das wünscht Petrus seinen Briefschreibern.
Zu diesem reichlichen Eingang gehört auch die Charakterveränderung, die dazu gehört, wenn wir in unserem Charakter verändert werden und mehr und mehr Teilhaber der göttlichen Natur werden.
Ich weiß, da fehlt es noch. Ja, auch bei mir fehlt es noch viel. Das weiß ich ganz gewiss. Deswegen schließe ich mich da voll mit ein, wenn Petrus das hier schreibt: Lasst uns unsere Berufung und Erwählung festmachen.
Dann werden wir nicht straucheln wie andere, von denen der Brief später noch schreiben wird. Stattdessen wird etwas anderes passieren: Wir werden einen reichlichen Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus haben.
Das möchte uns der Herr wirklich allen schenken.