Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Am Donnerstagabend hatten wir hier einen Vortrag der Organisation Open Doors, die sich für verfolgte Christen einsetzt.
Auf meinem Weg hierher, als ich die Treppe zum Gottesdienstsaal hinaufging, um die Moderation des Abends zu übernehmen, wurde ich unten noch kurz von zwei Geschwistern angesprochen. Sie berichteten, dass es vor der Tür Ärger gegeben habe. Einige Geschwister hätten dort auf der Straße evangelisiert. Wir hatten einen Büchertisch, den viele sicher schon vor der Gemeinde gesehen haben. Dabei gab es mit jemandem offenbar Stress.
Sie meinten jedoch, es sei schon in Ordnung, und ich solle mich nicht darum kümmern, da ich andere Aufgaben hätte. Es habe sich bereits erledigt. Also ging ich nach oben, moderierte den Abend und setzte mich hier hin. Die Anwesenden haben es vielleicht mitbekommen, als irgendwann eine liebe Schwester kam und sagte: „Matthias, du musst mal bitte mitkommen, es gibt Ärger.“
Ich folgte ihr und ging nach draußen. Vor der Tür stand ein Mann, den ich kenne, der auch schon öfter hier war und mit dem ich bereits manches Gespräch geführt habe. Er war sehr aufgebracht und schimpfte über unsere Gemeinde. Er meinte, er habe nur versucht, den Leuten etwas zu erklären, was wir unbedingt verstehen müssten: dass wir etwas Falsches glauben.
Seiner Ansicht nach sei Jesus nicht Gott, er sei keine Person des dreieinigen Gottes, und wir würden das immer behaupten. Wir müssten endlich einsehen, dass das falsch sei.
Ich konnte ihn zunächst etwas beruhigen, und dann sprachen wir weiter. Am Ende konnte ich mit ihm beten, dass der Herr uns allen weiterhin Erkenntnis schenke. Danach ging er ganz friedlich.
Die Kontroverse um Jesus' Identität und ihre Bedeutung
Dann kam ich wieder hoch und stellte fest: Die Frage danach, wer Jesus wirklich ist, lässt sich nicht immer so glimpflich klären. Für Geschwister in anderen Ländern ist diese Frage eine von Leben und Tod.
Erkennen wir in Jesus die göttliche Vollmacht und Autorität, dann bekommen wir Probleme. Viele Menschen geraten in Schwierigkeiten mit denen, die das nicht wahrhaben wollen. An Jesus scheiden sich die Geister. Das ist kein neues Phänomen, sondern war schon damals so, als Jesus selbst noch auf Erden wandelte.
In den letzten beiden Wochen haben wir das im Rahmen unserer Predigtreihe durch den letzten Abschnitt des Lukas-Evangeliums bereits gesehen. Vor zwei Wochen sahen wir, wie Jesus nach Jerusalem kam, um sich dort aufzuopfern und stellvertretend für Sünder zu sterben.
Als Jesus gen Jerusalem kam und den Ölberg hinunter zur Stadt ging, jubelten ihm die Menschen zu. Seine Jünger feierten ihn und begrüßten ihn in der Erwartung und Hoffnung, dass er der lange erwartete und im Alten Testament verheißene Messias sein könnte. Ja, sie begrüßten ihn als einen neuen König, der, wie einst Salomo, auf einem Esel daherkam. Sie erwarteten, dass er nun zum König gesalbt werden würde.
Auch letzte Woche haben wir gesehen, wie Menschen ihm zujubelten. Zugleich haben wir aber auch immer gesehen, dass es Feinde gab, die das nicht gut fanden. Schon als die Menschen Jesus zujubelten, sagten andere, die Pharisäer, zu Jesus selbst: „Bring deine Jünger zum Schweigen, das darf nicht sein.“ Sie meinten, die Jünger könnten ihm zujubeln, aber ihn als König, als Messias, als von Gott Gesandten zu feiern, gehe zu weit.
Doch Jesus machte deutlich, dass er sich nicht stoppen lässt. Selbst wenn die Jünger schweigen würden, dann würde die ganze Schöpfung – ja, selbst die Steine – schreien und ihn verkündigen.
So zog er dann in die Stadt ein und auch in den Tempel. Wir haben betrachtet, wie er die Händler aus dem Tempel vertrieb, mit dem Anspruch, dass der Tempel das Haus seines Vaters sei. Er machte den Tempel zu einer Predigtstation. Tagtäglich verkündigte er das Wort Gottes und predigte das Evangelium.
Für die jüdischen Eliten war das ein Affront. Wer war dieser Mann, und was maß er sich an? Er brachte alles durcheinander. Für sie war klar: Jesus ist ein Störenfried, der aus dem Weg geschafft werden muss.
Die wachsende Spannung zwischen Jesus und den religiösen Führern
Nur war das gar nicht so einfach. Lag es daran, dass die Menschen ihm anhingen und begierig auf seine Worte hörten? Genau das haben wir am Ende unseres Predigttextes von letzter Woche gesehen, im Lukas-Evangelium Kapitel 19, Verse 47 und 48. Dort heißt es: „Und er, Jesus, lehrte täglich im Tempel, aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Angesehensten des Volkes trachteten danach, dass sie ihn umbrächten. Sie fanden nicht, wie sie es machen sollten, denn das ganze Volk hing ihm an und hörte ihn.“
Ich glaube, wir können uns die Szenerie gut vorstellen. Damit kommen wir zum Predigttext für heute. Jesus predigt im Tempel, viele Menschen sind vor ihm versammelt und hören begierig auf das, was er zu sagen hat. Zur Seite stehen die Schriftgelehrten, die Ältesten und die Hohenpriester. Sie tuscheln untereinander: „Was sagt der da? Was soll das? Wie werden wir ihn los? Was können wir tun, um ihn loszuwerden?“ Sie beraten sich.
Wir kennen das: Wenn Leute sich in Hinterfluren irgendwo treffen und miteinander tuscheln, ist meist nichts Gutes im Gange. Ich kann mir vorstellen, dass es in den großen Parteizentralen in den letzten Wochen ab und zu mal so gewesen sein könnte. Dort werden Komplotte geschmiedet. Dann kommt ihnen eine Idee: eine Fangfrage, die sie stellen wollen, um Jesus aus dem Weg räumen zu können.
Das bringt uns zu unserem heutigen Predigttext, Lukas Kapitel 20, die ersten acht Verse. Bevor wir uns diesen Versen Stück für Stück zuwenden, möchte ich mit uns beten, dass der Herr uns hilft, aus diesem Text, der einfach eine Situation beschreibt, auch etwas für uns zu lernen.
Himmlischer Vater, wir wollen dich bitten, dass du dein Wort, das lebendig und kräftig ist, auch für uns heute lebendig und kräftig werden lässt. Dazu ist es nötig, dass du mir hilfst, das zu verkündigen, was du sagen möchtest. Und dazu ist es auch nötig, dass du an jedem von uns wirkst, so dass wir Acht haben auf das, was du uns zu sagen hast. Schenk uns Demut zu hören, schenk uns die Bereitschaft, dein Wort an uns heranzulassen und uns durch dein Wort belehren, ermahnen, aber auch ermutigen zu lassen. So wie wir es gerade gesungen haben: „Sprich, o Herr! Wir wollen hören und die Wahrheit erkennen.“ So bitten wir dich um dein Wirken. Amen.
Die Fangfrage nach Jesu Vollmacht
Ich möchte uns zu Beginn die ersten beiden Verse vorlesen. Wir arbeiten uns einfach Stück für Stück durch diesen Text. Ich habe keine besonders ausgeklügelte Struktur für diese Begegnung, aber wir gehen das gemeinsam Schritt für Schritt durch.
Am Anfang sehen wir eine Fangfrage, die Jesus in Bedrängnis bringen soll. Es begab sich eines Tages, als er das Volk im Tempel lehrte und das Evangelium predigte, da traten die Hohenpriester und Schriftgelehrten mit den Ältesten zu ihm und sprachen: „Sage uns, aus welcher Vollmacht tust du das? Oder wer hat dir diese Vollmacht gegeben?“
Die Frage klingt harmlos, doch wir können uns vorstellen, gerade vor dem Hintergrund dessen, was unmittelbar davor beschrieben wurde, mit welchem Zweck diese Frage gestellt wird. Klar ist, niemand konnte leugnen, dass Jesus eine gewisse Vollmacht und Autorität hatte. Er hatte sie in seinem Auftreten deutlich gezeigt. Die Menschen hatten das wahrgenommen. Sie hatten zugesehen, wie Jesus gekommen war und die Menschen ihm zugejubelt hatten. Jesus hatte das zugelassen und sogar gesagt, dass selbst die Steine ihn noch zujubeln würden, wenn die Jünger schweigen würden.
Offensichtlich hatte Jesus eine enorme Autorität in Anspruch genommen, indem er die Händler aus dem Tempel vertrieb und den Tempel zu seiner eigenen Predigtstation machte. Das konnten seine Kritiker nicht leugnen. Sie sahen, dass Jesus eine erstaunliche, strahlende Kraft hatte. Vielleicht dachten sie, er besitze eine natürliche Autorität, so wie manche Menschen sie eben haben.
Doch dass Jesus wirklich mit göttlicher Vollmacht handelte und als Mensch gewordener Gott sprach, konnten sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Letztendlich war ihnen, glaube ich, auch egal, wo Jesu Vollmacht herkam. Sie fragten nicht, weil sie wirklich etwas lernen wollten, sondern weil sie ihn loswerden wollten. Denn was Jesus für sich in Anspruch nahm, ging ihnen zu weit und musste ein Ende haben.
So kommt diese Frage, die wirklich eine Fangfrage ist: „Sag uns, aus welcher Vollmacht tust du das? Oder wer hat dir diese Vollmacht gegeben?“ Sie hatten das gut überlegt. Sie dachten sich nämlich: Wenn Jesus jetzt sagt, dass er das als Sohn Gottes tut, in göttlicher Vollmacht, dann würden sie sagen, das sei Gotteslästerung – und das dürfe er nicht.
In der Hoffnung, dass die Menschen das akzeptieren würden, wäre das natürlich ein guter Grund, Jesus zu verhaften und zu töten. Auf Gotteslästerung stand damals die Todesstrafe. Würde Jesus das nicht wagen und sich einfach auf sich selbst berufen, dann würden seine Feinde deutlich machen: Jesus war kein besonders gut geschulter Schriftgelehrter. Er kam nicht aus einer der renommierten Rabbinerschulen.
Mehr war er schon: ein Wichtigtuer. Das würden hoffentlich auch die Menschen mitbekommen: „Ach, der hat gar keine Ausbildung, der war nicht in der Bibelschule, er hat nicht mal einen Bachelor-Abschluss.“ Na dann müssten sie ihm auch nicht mehr zuhören. Das war die Kalkulation in ihren Köpfen.
Die Bedeutung der Frage nach Jesu Vollmacht heute
Ich möchte deutlich sagen: Die Frage nach Jesu Vollmacht ist eigentlich eine sehr, sehr gute und wichtige Frage. Viele Menschen stellen sie heute, weil sie nicht genau wissen, was sie mit Jesus anfangen sollen.
Viele sagen, er war ein sehr weiser Lehrer und hat gute Dinge gesagt. Selbst in anderen Weltreligionen wird Jesus oft anerkannt als ein Prophet, als ein Mann, der Dinge von Gott verkündigt hat. Selbst Atheisten sagen immer mal wieder, dass das, was wir von Jesus lesen, wirklich weise ist und gute Worte enthält.
Das Problem ist nur, dass Jesus in seinen Worten für sich den Anspruch erhob, der Sohn Gottes zu sein, der Messias, der von Gott Gesandte, der gekommen war, um sein Leben stellvertretend für die Sünden der Menschen zu geben. Er nahm für sich in Anspruch, Sünden vergeben zu können, die gegen Gott begangen worden waren. Das heißt, er beanspruchte, an Gottes Stelle zu treten – Gott selbst zu sein.
Nun frage ich mich: Wenn du heute hier bist und Jesus für einen weisen Lehrer hältst, aber nicht für eine Person des dreieinigen Gottes, was machst du dann mit ihm? War Jesus wirklich so weise? Immerhin war er dann irgendwo auch ein Scharlatan, ein Hochstapler oder ein Gotteslästerer. Oder er war einfach ein bisschen durchgeknallt, ein bisschen verrückt. Es gibt ja heute auch Menschen, die denken, sie seien der Messias. Auf YouTube findet man viele solcher Leute.
Ich würde sogar unterstellen, dass, wenn Jesus heute auftreten würde mit den Predigten, die er gehalten hat, mit den wahren Worten, die er sprach, mit den Gerichtsankündigungen – sogar mit den Worten, die wir letzte Woche über das Ende des Tempels und die völlige Zerstörung desselben betrachtet haben – die meisten Menschen heute sagen würden, er sei verrückt.
Also: Wer ist Jesus? Woher nimmt er seine Vollmacht? Woher nimmt er das Recht, sich als Messias und König feiern und anbeten zu lassen? Mit welchem Recht erhebt er einen Besitzanspruch auf den Tempel Gottes?
Wenn du heute hier bist und dich diese Fragen ernsthaft bewegen, wenn du sie nicht als Fangfragen stellst, um andere zu überführen, sondern wirklich sagen kannst: „Ja, das möchte ich wissen, dem möchte ich weiter nachgehen, ich möchte wirklich verstehen, was es mit diesem Jesus auf sich hat“, dann möchte ich dir sagen: Ich bin so froh, dass du hier bist und dieser wichtigen Frage nachgehst.
Ich möchte dich herzlich einladen zum Kurs „Christen lernen entdecken“, der bereits angekündigt wurde. Ab Dienstag, dem 2. November, an fünf Dienstagen gehen wir genau diesen Fragen nach: Wer ist eigentlich dieser Jesus? Wozu ist er gekommen? Was will er von uns? Gute Fragen – es ist wichtig, zu klären, was es mit diesem Jesus auf sich hat.
Aber das war nicht die Frage der Hohenpriester, Schriftgelehrten und Ältesten. Sie fragten nicht, weil sie nach Antworten suchten, sondern weil sie einen Vorwand suchten, um Jesus aus dem Weg zu räumen.
Liebe Glaubensgeschwister, das kennen wir heute auch: Fragen, die nicht gestellt werden, weil sie eine Antwort suchen, sondern Fragen, die nur dazu da sind, die Autorität von Jesus und der Bibel in Frage zu stellen, zu diskreditieren oder Verwirrung zu stiften. Fragen, die uns in die Bredouille bringen wollen, statt ernst gemeinte, offene Fragen zu sein.
Jesu Gegenfrage bringt die Kritiker in Bedrängnis
So eine Frage wird Jesus hier gestellt, und er antwortet mit einer Gegenfrage, die nun überraschend seine Feinde, seine Kritiker in Bedrängnis bringt.
Es heißt ab Vers 3: „Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Ich will euch auch eine Sache fragen. Sagt mir, die Taufe des Johannes, war sie vom Himmel oder von Menschen?“
Jesus stellt also eine Gegenfrage, die genau dasselbe Thema aufgreift. Wiederum geht es darum, woher die Autorität, die Vollmacht des Johannes stammt. Mit welchem Recht hat er getauft, mit welchem Recht hat er seinen Dienst versehen?
Darauf sollten die Hohenpriester, Schriftgelehrten und Ältesten antworten, bevor Jesus selbst antworten würde. Er nennt direkt die zwei Antwortoptionen, die auch Jesus nur hatte: Entweder kam diese Autorität vom Himmel, also von Gott, oder Johannes war einfach jemand, der sich zu viel vorgenommen hatte – ein ziemlich durchgeknallter Mensch.
Und tatsächlich wirkte Johannes auf manche sicher so. Johannes war schon ein bisschen speziell, angefangen bei seiner Kleidung. Es heißt, er trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um die Lenden und aß Heuschrecken und wilden Honig.
Auch seine Predigten kamen heute wohl nicht so gut an. Sie waren ein bisschen kompromisslos, ziemlich konfrontativ: „Ihr Schlangengeschlecht, wer hat euch gewiss gemacht, dass ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet?“ So agierte Johannes.
Dann rief er die Menschen zur Buße, das heißt zur Umkehr – zum Abwenden von falschen Wegen hin zu Gott – und sagte als Ausdruck davon, dass sie anerkennen sollten, dass sie böse sind, dass sie Sünder sind: „Lasst euch taufen, lasst euch waschen“, als Zeichen dafür, „Ich bin so schmutzig, dass ich einer Reinigung bedarf.“
Das war sein Dienst. Die Menschen fragten sich: Was ist das für ein Typ? Viele fragten sich, ob er vielleicht der Messias sei. Doch Johannes machte deutlich: „Nein, nein, ich bin nicht der Messias, ich bin nur der Wegbereiter des kommenden Messias.“
Dann endete sein Dienst. Er hatte sich mit Herodes oder Herodias angelegt, wurde verhaftet und später brutal enthauptet. Aber das Volk hatte ihn nicht vergessen. Es verehrte diesen sehr seltsamen Mann nach wie vor.
So spitzten sie nun ihre Ohren. Was würden die Hohenpriester, die Schriftgelehrten, die ach so gelehrten Geistlichen in Jerusalem auf die Frage von Jesus sagen?
Wir lesen ab Vers 5: „Sie aber bedachten es bei sich und sprachen: Sagen wir, vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr ihm nicht geglaubt? Sagen wir aber von Menschen, so wird uns das Volk steinigen.“
Denn sie waren überzeugt, dass Johannes ein Prophet war. Und sie antworteten: „Wir wissen nicht, woher er ist.“
Die Zwickmühle der religiösen Führer und ihre Ausweichstrategie
Interessant, wie Sie die Option durchdenken. Es ist gar nicht die Frage: Woher nahm er eigentlich das Recht? Lassen Sie uns abwägen, überlegen, was er gesagt hat. Wie war das noch mal? Nein, das ist sofort ein kalkuliertes Abwägen.
Ihnen war klar: Viele der Menschen, die hier Jesus zuhören, hatten auch Johannes den Täufer gehört. Sie waren vielleicht zu ihm gegangen, hatten seine Predigten gehört und sich vielleicht von ihm taufen lassen. Vielleicht war ihnen sogar zu Ohren gekommen – diesen Schriftgelehrten, diesen Kritikern –, dass Johannes der Täufer sich als Wegbereiter des Christus bezeichnet hatte. Ja, dass er Jesus, diesen Jesus, der dort predigte, als das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt, verkündigt hatte. Johannes selbst hatte über Jesus gesagt, er sei der Sohn Gottes.
Also, was sollten sie nun tun? Wie sollten sie auf diese Frage antworten? Ihnen war klar: Wenn wir sagen, ja, ja, das war vom Himmel, dann haben sie ein Riesenproblem. Denn dann würden sie ja eigentlich deutlich machen, dass sie, obwohl Johannes vom Himmel war, es zuließen, dass er von Herodes und seinen Leuten inhaftiert und getötet wurde – und noch viel schlimmer. Wenn sie zugeben würden, Johannes’ Autorität zu taufen käme wirklich vom Himmel, dann müssten sie doch eigentlich auch den Worten des Johannes Glauben schenken und anerkennen, woher Jesu Autorität kam. Aber das konnten und wollten sie nicht.
Also war das keine Option, anzuerkennen, dass seine Taufe vom Himmel war. Die andere Option war auch brandgefährlich: zu sagen, es wäre nur von Menschen. Das hätte bedeutet, dass die Menschenmassen, die dort waren und Johannes verehrten, sagen würden: Was seid ihr denn für Leute? Erst lasst ihr zu, dass dieser Herodes ihn tötet, und jetzt sagt ihr auch noch, ja, das war nur irgendeiner. Und sie liebten und verehrten den Johannes.
Die Hohenpriester und Schriftgelehrten mussten befürchten, dass genau das geschehen würde, was in der damaligen Zeit häufiger geschah: Es könnte zu einem Aufruhr kommen, der für sie lebensbedrohlich werden konnte, wenn sie sagen würden, Johannes hätte keine göttliche Vollmacht.
So waren sie in einer Zwickmühle. Nach dem Abwägen ihrer Optionen blieb ihnen am Ende nichts anderes übrig, als diesem ach so hochgebildeten Theologen – Jesus – vor dem ganzen Volk zu sagen, dass sie es nicht wüssten.
Nun, das ist natürlich immer eine ganz praktische Antwort, nicht? Hast du schon mal diese Strategie probiert? Ja, wenn du irgendwas vermasselt hast und es auch weißt, aber zugeben ist zu peinlich: einfach Unwissenheit plädieren. „Ah, das hast du wirklich gesagt? Ich glaube nicht, dass du das gesagt hast. Hast du vielleicht gemeint, aber bestimmt nicht gesagt. Ich weiß, davon weiß ich nichts.“ In deinen schlechteren Momenten schon mal so etwas getan? Das ist eine sehr beliebte Strategie, oder?
Das ist ja ganz praktisch: Man widerspricht niemandem so richtig und weiß gerade auch nicht so genau. Das war die Strategie, die sie wählten. Und es ist interessant: Sie wollten gar nicht wissen, wie es wirklich war. Warum? Weil sie sich nicht positionieren wollten. Deswegen ist alles, was sie sagen, einfach nur ein politisches Kalkül. Ihr einziges Interesse ist eben nicht, eine wirkliche Antwort zu finden. Sie wollen einfach nicht unter Druck geraten.
Das erleben wir heute so oft. Gerade wenn es um Glaubensfragen geht, wollen viele Menschen sich nicht klar positionieren. Ich glaube, das nimmt noch weiter zu. Ich glaube, dieser Predigttext kann uns zurüsten für die Zeiten, die uns bevorstehen.
Es wird politisch immer inkorrekter, christliche Positionen klar zu beziehen. Ihr Schüler wisst das am besten. Ihr erlebt das in der Schule: Wenn ihr euch klar zu christlichen Positionen bekennt, haben eure Klassenkameraden und -kameradinnen keinen großen Respekt für euch. Ihr seid sofort Außenseiter.
Für die Älteren unter uns ist es vielleicht noch etwas leichter. Aber das ist die Zeit, die kommt – mehr und mehr. Sich klar zu positionieren bringt Widerstand.
Jesu Autorität anzuerkennen heißt letztendlich, die biblische Autorität anzuerkennen. Manchmal wird dann eine Autorität von einem Jesus anerkannt, die aber eben nicht mehr klar aus der Bibel kommt. Das heißt, man kann sich Jesus so machen, wie man will. Das ist natürlich dann wirklich keine Autorität, die man anerkennt.
Nein, Jesus selbst hat deutlich gemacht: Die ganze Schrift zeugt von ihm. Er hat klar gesagt, die ganze Schrift ist die Wahrheit. Das heißt, wenn wir seine Autorität anerkennen, müssen wir die biblische Autorität anerkennen.
Nur wenn wir das tun, wenn wir uns klar positionieren, dann wird das – mehr und mehr, das ist der kulturelle Trend, den wir hier erleben – dazu führen, dass wir Widerstand und Geringschätzung empfangen werden. Das ist absehbar.
Sorry, dass ich euch jetzt den Sonntag verderbe, aber das ist absehbar. Es ist noch nicht so lange her, da war das Vertreten von christlichen Positionen etwas, das Menschen vielleicht nicht gut fanden, aber man gehörte damit eigentlich zu den Guten.
Also, wenn ich in der Sexualethik gesagt habe, was die Bibel sagt, dann haben zwar manche das nicht gut gefunden, aber allgemein wurde anerkannt: Ja, das ist schon eigentlich richtig, aber man kann es halt auch ein bisschen anders machen.
Wenn du heute öffentlich in der Sexualethik Positionen vertrittst, die die Bibel vertritt – nehmen wir nur die LGBTQI und was für Buchstaben noch –, und du vertrittst biblische Themen, dann bist du intolerant, du bist nicht mehr gut. Auch wenn man das vielleicht nicht gut findet, bist du auf einmal böse.
Das kulturelle Klima dreht sich, und das heißt: Sich klar zu positionieren führt zu Widerstand.
So erleben wir heute mehr und mehr genau das Gleiche, gerade auch bei den hoch anerkannten und gut gebildeten Theologen, was wir hier sehen bei den Hohenpriestern und Schriftgelehrten. Die weichen aus, sie sagen: „Oh ja, das ist eine komplizierte Frage.“ Und dann akzeptiert man halt doch so ein paar historisch-kritische Themen und legt sich lieber nicht ganz fest.
Man will nicht ganz liberal sein, man will das nicht verwerfen, aber man kann sich auch nicht klar dazu bekennen. „Ja, ich weiß es nicht.“ Genauso kühl kalkuliert, politisch geantwortet.
Das finden wir heute bei Pastoren, die sich auf ihren Kanzeln scheuen, zu bestimmten Fragen noch klar Position zu beziehen.
Wer weiß, mir wurde gerade letzte Woche wieder gesagt: „Ihr müsst aufpassen, eure Predigten stehen ja auf YouTube.“ Stimmt, hallo.
Ich weiß aber, wer Autorität hat und wem ich letztendlich Rechenschaft schuldig bin. Und es sind nicht nur die anderen – das möchte ich auch deutlich sagen –, es sind nicht nur die anderen, die sich darum drücken, sich klar zu positionieren und dem Druck vielleicht irgendwie nachgeben.
Ich denke, das darf uns ganz persönlich herausfordern. Das darf dich ganz persönlich herausfordern: Bist du bereit, klar Position zu beziehen in deiner Nachbarschaft, im Büro, in der Schule? Da, wo es um Wahrheitsfragen geht, um biblische Fragen?
Und euch Eltern, nicht nur euch, allen Eltern hier im Raum, kann ich nur sagen: Wir sind gut beraten, unseren Kindern die biblischen Wahrheiten nahezubringen und ihnen zu helfen, sich zu positionieren.
Unsere Kinder werden das nicht tun, wenn wir das nicht tun, wenn wir ihnen das nicht vorleben. Können wir das von unseren Kindern nicht erwarten.
Wir müssen diejenigen sein, die mutig auch bereit sind, Konsequenzen zu ertragen, weil wir uns positionieren. Wenn unsere Kinder das an uns sehen und sehen, wie wir die Autorität unseres Herrn hochachten, dann sind die Chancen besser, dass sie uns darin folgen.
Wir müssen ihr Rückgrat stärken für eine Zeit, die nicht leichter wird – indem wir es ihnen vorleben und indem wir es ihnen nahebringen.
Die praktische Konsequenz der Anerkennung von Jesu Autorität
Ein Weg, wie wir das vorleben können, ist nicht nur, dass wir nicht schweigen, sondern auch, dass wir die Autorität Jesu nicht nur theoretisch anerkennen. Wir erkennen sie dadurch an, dass wir tun, was er sagt. Das kann sogar noch herausfordernder sein.
Eine ganz konkrete Frage lautet: Vertraust du der Autorität der Bibel? Jesus hat das getan. Er leitet seine eigene Existenz immer auf die Bibel zurück. Er sagt, die Bibel ist wahr. Wenn Jesus Autorität hat und Vollmacht besitzt, dann hat die Bibel Autorität, weil Jesus sagt, die Bibel hat Autorität. Macht das Sinn? Können wir dem folgen?
Lebst du nach der Bibel? Bist du bereit, dem Wort Gottes mehr zu vertrauen als zum Beispiel deinen eigenen Gefühlen oder deinem eigenen Intellekt? Ich glaube, da wird es für viele von uns kritisch. Ganz ehrlich: Wenn das, was ich mir gerade zusammenreimen kann, nicht ganz zu dem passt, was die Bibel sagt, wem vertraue ich dann? Meinem Denken oder dem, was die Bibel sagt?
Wenn das, was die Bibel sagt, nicht zu dem passt, was sich irgendwie gut und richtig anfühlt, vertraue ich dann meinen Gefühlen oder der Autorität von Gottes Wort? Ganz ehrlich: Als Pastor muss ich eingestehen, dass ich immer wieder – und zwar jedes Mal, wenn ich sündige – meinen Gedanken, meinen Gefühlen und meinem Verlangen mehr glaube als Gott. Das ist die Natur der Sünde. Jede Sünde ist eine Misstrauenserklärung gegenüber Gott.
Ich möchte uns Mut machen, Jesu Autorität wirklich zu vertrauen, indem wir Position beziehen und danach leben.
Wir haben alle gelernt, dass Autorität nicht immer gut ist und es nicht immer richtig ist, jeder Autorität zu vertrauen. Die Geschichte unseres Landes lehrt uns das sehr deutlich. Deswegen ist die alles entscheidende Frage, ob die Autorität von Jesus eine gute Autorität ist, die es verdient, dass wir ihr vertrauen.
Gute Autorität kommt immer im Paket mit Liebe, Güte und Weisheit. Das ist das, was wir bei Jesus sehen. Es ist eine vollkommene Autorität, aber eine Autorität, die gepaart ist mit Güte, Liebe und Weisheit. Das ist eine Autorität, der man wirklich vertrauen kann. Das sehen wir im ganzen Leben von Jesus.
Deswegen kam Gott selbst überhaupt zu uns Menschen in Jesus Christus – aus Liebe. Voller Barmherzigkeit hat er uns Menschen in unserer Verlorenheit gesehen. Johannes der Täufer hatte Recht, als er sagte, dass wir Buße tun und uns taufen lassen müssen, um anzuerkennen, dass wir Sünder sind und Reinigung brauchen. Aber das kann die Taufe nicht leisten. Du kannst dich noch so oft baden, du wirst die Sünde nicht los.
Deswegen kam Gott zu uns Menschen. Da, wo wir nicht zu ihm konnten und nicht zu ihm wollten, kam Gott zu uns in Jesus Christus. Er allein lebte so, wie wir alle hätten leben sollen. Dabei war er voller Liebe, Barmherzigkeit und Güte. Er erwies seine Autorität nicht nur darin, dass er vollmächtig verkündete, sondern auch darin, dass er Dinge voller Liebe und Barmherzigkeit tat: Er heilte die Kranken, war da für die Schwachen und Geplagten und gab den Mühseligen Ruhe bei sich.
So ist Jesu Autorität.
Und dann ging er den Weg. Er war gerade auf dem Weg, in der Stadt, wenige Tage vor seiner Kreuzigung. Er ging diesen Weg sehr bewusst. Diese Schriftgelehrten, Hohenpriester und Ältesten, die ihn töten wollten, hatten keine Autorität über ihn. Sie konnten ihm sein Leben nicht nehmen. Nein, er würde es freiwillig geben, genau dann, wenn die Zeit dafür gekommen war.
Jesus hatte Autorität über sein eigenes Leben und über sein eigenes Sterben. Und seine Macht ging so weit, dass er selbst dort noch Macht hatte, wo der Tod eingegriffen hatte. So stand er am dritten Tag von den Toten auf.
Er ist der lebendige Herr, der wiederkommen wird.
Ihr Lieben, ich hoffe, wir sehen, dass Jesu Vollmacht gerade deshalb so gut ist, dass seine Autorität so gut ist und es richtig ist, ihr zu vertrauen und ihr zu folgen, weil sie gepaart ist mit vollkommener Liebe.
Liebevolle Autorität als Vorbild für Erziehung und Leben
Noch einmal ein Wort an die Eltern unter uns: So sieht gute Autorität aus.
Eine Kindererziehung, die nur Autorität verkündet, aber keine Liebe, keine Güte und keine Sanftmut zeigt, ist nicht gut. Sie wird auch zu nichts führen. Unsere Kinder können wir eine Zeit lang noch so unter Kontrolle haben, aber sie werden uns nicht mehr folgen.
Dort, wo Autorität mit Liebe, Sanftmut und Barmherzigkeit verbunden ist, werden Menschen uns folgen. Das wünsche ich uns Eltern: dass wir mehr und mehr so leben. Das wünsche ich uns allen: dass wir mehr und mehr so leben.
Vor allem wünsche ich uns, dass wir immer wieder erkennen, wo wir das perfekte Vorbild dafür finden – in Jesus Christus, der voller Autorität, Gnade und Liebe ist.
Die Hohenpriester und Schriftgelehrten wollten Jesu Autorität nicht anerkennen. Deshalb stellten sie ihm Fangfragen und drückten sich um klare Antworten. Doch ihr strategisches Getue würde verheerende Konsequenzen haben.
Jesu abschließende Antwort und die Konsequenzen der Verweigerung
Das bringt uns zum letzten Vers. Hier lesen wir, wie Jesus auf die ausweichende Antwort seiner Kritiker reagiert – mit einer Antwort, die zugleich sehr ehrlich, aber in letzter Konsequenz verheerend ist. Jesus spricht zu ihnen: „So sage ich euch auch nicht, aus welcher Vollmacht ich das tue.“
Jesus drückt sich nicht aus, als ob er sagen würde: „Ah, weiß nicht, kann ich dir jetzt auch gerade nicht sagen.“ Er sagt offen: „Ich sag’s euch nicht.“ Das macht deutlich: Er weiß genau, warum sie fragen. Weil ihr nicht wissen wollt, will ich es euch auch nicht sagen.
Jesus weiß, dass die Fragesteller keine wirklichen Fragen hatten. Sie haben nicht ehrlich nach Antworten gesucht. Deshalb sind sie seiner Antwort nicht würdig. So lässt er sie dumm dastehen. Ihr ach so klug ausgedachter Plan scheitert.
Aber das ist nicht das Schlimmste, was die Hohenpriester, Schriftgelehrten und Ältesten hier erleben. Das Schlimmste ist, dass der Herr ihnen nichts mehr zu sagen hat. Es kann Menschen nichts Schlimmeres passieren, solange Jesus sie noch gewarnt hat und das Gericht angekündigt hat. Das war in gewisser Weise noch Gnadenzeit.
Ja, das waren harte Worte, das waren konfrontative Worte, das waren Worte, die man vielleicht nicht hören will. Aber es waren Worte, die gleichzeitig einen Ausweg öffneten: nämlich umzukehren, Buße zu tun, zu ihm zurückzukehren und sich ihm anzuvertrauen.
Aber da, wo Jesus nichts mehr zu sagen hat, da ist selbst diese Chance zur Umkehr nicht mehr da. Das, was Sie hier sehen, ist dramatisch. Er überlässt seine Kritiker sich selbst. Sie haben ihre Herzen so sehr verhärtet, dass Jesus ihnen nichts mehr zu sagen hat.
Sie wollen Jesus nicht anerkennen. Sie meinen, Spielchen mit ihm spielen zu können – scheinheilige Fragen und kühl kalkulierte Antworten. Bei all dem verpassen sie die Chance, wirklich die Wahrheit zu erkennen und der Wahrheit auf den Grund zu gehen.
Jesus ist gekommen als der ewige Sohn Gottes, damit Sünder gerettet werden können, wenn sie nur ihre Sünde erkennen und sich ihm zuwenden – im Glauben an ihn als den Retter und Herrn, den wir alle brauchen.
Einladung zur persönlichen Entscheidung und Gebet
So möchte ich dich am Ende dieser Predigt fragen: Tust du das? Bekennst du dich klar zu Jesus? Darf er dir mit seiner göttlichen Autorität in dein Leben sprechen?
Das ist mehr als einfach nur zu sagen: Ja, Jesus ist mein Herr. Es ist die Frage, ob er wirklich dein Herr ist. Diese Frage möchte ich dir mitgeben. Dabei möchte ich dir Mut machen, deine Antwort entsprechend zu leben – zu seiner Ehre, zu deinem Besten und zum Wohl der Menschen um dich herum.
Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, wir wollen dir danken für dein heiliges Wort. Du hast uns heute durch dein Wort in eine sehr konfrontative Situation mit hineingenommen – einen Streit. Aber dein Wort ist lebendig und kräftig, und so vertrauen wir darauf, dass auch dieser Dialog, dieser Streit, uns etwas zu sagen hat.
Herr, wir bitten dich, dass du unsere Herzen bereit machst, dir wirklich zu vertrauen. Dass wir keine Spielchen mit dir spielen, sondern uns klar zu dir bekennen. Denn was würde es dem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne, aber sein Leben für alle Ewigkeit verlöre?
Ja, bei dir ist ewiges Leben. Du bist der Herr über Leben und Tod, du bist der Allmächtige. So bitten wir dich, dass du uns hilfst, dir mehr zu vertrauen und uns deiner guten und liebevollen Autorität voll und ganz anzuvertrauen.
Ich bete für die unter uns, die das bisher noch nicht getan haben. Herr, ich bete, dass du ihre Herzen zu dir hin bewegst. Öffne du immer mehr unsere Augen, dass wir dich erkennen in deiner ganzen Macht und Herrlichkeit.
Amen.