Einführung in das Thema Körper, Seele und Geist am Tauernhof
Das Motto vom Tauernhof lautet seit vielen Jahrzehnten „Körper, Seele und Geist“ – oder auf Englisch „Spirit, Soul, Body“ beziehungsweise „Body, Soul, Spirit“.
Nächstes Jahr, Ende Juni, feiern wir 50 Jahre Tauernhof. Wer Lust und Freude daran hat, ist herzlich eingeladen. Sicherlich bekommt ihr dazu noch Informationen zugesandt.
Wenn man über Körper, Seele und Geist spricht oder nachdenkt, stellt sich die Frage: Wo kommt das eigentlich her?
Falls ihr eine Bibel dabei habt, könnt ihr gerne mit mir in 1. Thessalonicher 5,23 nachschlagen. Das ist ein Brief im Neuen Testament. Ich weiß nicht, wer von euch die Bibel liest oder sich darin auskennt. Wenn nicht, ist das überhaupt nicht schlimm. Fragt einfach euren Nachbarn oder hört einfach zu.
Die biblische Dreiteilung des Menschen
Wenn du gerne mit aufschlagen möchtest, nenne ich dazu die Stelle 1. Thessalonicher 5,23. Dort schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Thessaloniki in Griechenland. Er sagt: „Der Gott des Friedens heilige euch völlig und vollständig. Mögen euer Geist, eure Seele und euer Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.“
Das bedeutet, Paulus betet für die Gemeinde und bittet darum, dass Geist, Seele und Leib untadelig bewahrt werden. Er wünscht, dass sie geheiligt, also heil oder ganz werden.
Nun stellt sich die Frage: Existiert diese Dreiteilung wirklich, wie sie in der Bibel vorkommt? Was sagen Psychologen dazu?
Ich möchte jetzt ganz kurz auf diese drei Bereiche eingehen, die die Bibel nennt und die den Menschen ausmachen.
Der Leib als materielle Grundlage
Das Erste ist der Leib. Dass wir aus Leib bestehen, ist ziemlich offensichtlich. Manche von euch spüren ihn heute Abend noch von den letzten zwei Tagen. Oder du musst deinen Nachbarn zwicken, und dann schreit er. Damit hast du seine Leiblichkeit bewiesen.
Dass wir aus Leib bestehen, ist ziemlich eindeutig. Darüber brauchen wir nicht viel zu reden. Das Material, aus dem du bestehst, findest du im Prinzip in der Erde.
Jemand hat sich einmal die Mühe gemacht, das Material eines Menschen zu studieren. Er hat festgestellt, dass der Mensch rein materiell, also dein Körper, egal wie alt du bist – das kommt ein bisschen auf das Gewicht an – aus verschiedenen Stoffen besteht. Der Mensch besteht aus Fett, genug, um sieben Stück Seife herzustellen, aus Eisen, woraus du einen Hunderternagel machen kannst, für die Zimmerer unter uns.
Wir bestehen aus Zucker, genug, um eine Zuckerdose am Frühstückstisch zu füllen, aus Phosphor, mit dem man 2200 Zündholzköpfe bestücken kann, aus Magnesium, Schwefel, Wasser und noch einigen anderen Dingen.
Der Mann hat es sich ausgerechnet und gesagt: Das ganze Material, woraus der Mensch besteht, kannst du beim Baufreund für circa zwanzig Euro kaufen. Und er hat Recht. Das, was hier sitzt, das, was hier steht – dieses Stück Haut, Fleisch, Wasser, Blut, was immer es ist – das kannst du ungefähr für zwanzig Euro kaufen. Das ist es, was wir materiell wert sind.
Eines Tages wird auch irgendein Pfarrer wahrscheinlich über dich sagen: Erde zu Erde und Staub zu Staub. So wirst du wieder. Alles, was von uns übrig bleibt, von diesem Material, ist ein bisschen Erde – nicht so imposant.
Jetzt könnte man meinen, dass deshalb der Leib unwichtig ist. Aber darüber werden wir noch sprechen.
Die Seele als Ausdruck des Lebens und der Bedürfnisse
Das Zweite: Was ist die Seele? Bei der Seele wird es jetzt schon etwas schwieriger. Es gibt Menschen, zum Beispiel Atheisten, die sagen, die Seele existiert nicht. Sie meinen, das sei nur unsere Einbildung. Nicht die Seele sei es, sondern unser Denken. Dieses Denken sei ein Teil unserer Materie.
Ein Arzt hat beispielsweise einen Leichnam seziert, der auf dem Tisch lag. Er hat den Leichnam in viele kleine Stücke zerlegt – tausende Stückchen. Er sagte: „Ich finde Materie, Materie, Materie, aber keine Seele.“ Die Schlussfolgerung daraus: Es gibt keine Seele. Das erscheint irgendwie logisch.
Man könnte jedoch eine andere Frage stellen. Wir hatten einmal einen Gast bei unseren Freizeiten, der Orgelbauer war. Das ist faszinierend, denn solche Berufe gibt es heute kaum noch. Er baut und repariert Orgeln. Ein Orgelbauer könnte eine Orgel in tausende Einzelteile zerlegen. Orgeln sind sehr komplexe Instrumente mit vielen kleinen Hämmerchen, Schrauben, Pfeifen und allem, was dazugehört.
Er würde sagen: „Ich finde viele Pfeifen, Hämmerchen, aber ich finde keine Musik.“ Die Schlussfolgerung wäre: Es gibt keine Musik. Doch genau dafür ist die Orgel gebaut – um Musik hervorzubringen.
Genauso ist unser Körper dazu da, damit die Seele in ihm leben kann. Die Seele ist nicht Materie, und dennoch ist sie absolut real. So real wie Musik, auch wenn du sie nie anfassen kannst.
Unser Körper drückt aus, was deine Seele sagt. Heute beim Klettersteigen haben wir zum Beispiel eine sehr deutliche Gesichtssprache. Du schaust jemandem ins Gesicht und weißt genau, wie es ihm geht. Dein Körper zeigt, was innerlich in dir vorgeht. Das ist so. Darin sind wir alle gleich, wir sitzen alle im selben Boot. So funktioniert das einfach.
Die Seele beschreibt unsere Art und unsere Wünsche. In unserer Seele haben wir Sehnsüchte. In unserer Seele haben wir Bedürfnisse. In unserer Seele hoffen wir, glauben wir und denken wir.
Die biblische Herkunft der Seele
In 1. Mose 2,7 lesen wir: „Da bildete Gott der Herr den Menschen aus dem Staub vom Erdboden, das ist unsere Materie, und hauchte in seine Nase den Atem des Lebens. So wurde der Mensch eine lebende Seele.“
Das bedeutet, dass Gott dem Menschen seinen Geist, seinen Atem eingehaucht hat. In diesem Moment wurde die Materie des Menschen zu einer lebenden Seele. Übrigens ist das Bild des Einhauchen sehr schön: Man kann es sich vorstellen wie den ersten Kuss, der in diesem Universum stattfand. Das zeigt die Intimität zwischen Gott und Mensch, der im Ebenbild Gottes geschaffen wurde.
Dabei ist wichtig zu wissen, dass nicht nur der Mann im Ebenbild Gottes geschaffen wurde, sondern Mann und Frau. Gott schuf Mann und Frau, und sie waren das Ebenbild Gottes.
Im Alten Testament wird die Seele oft synonym für das Leben selbst verwendet. Die Seele ist unser Leben.
Ich habe schon viele Begräbnisse besucht, was wohl eine Alterserscheinung ist – ich bin ja auch schon einundfünfzig. Je älter man wird, desto öfter geht man zu Beerdigungen. Dabei stand ich oft am offenen Sarg, und wenn ich den Leichnam sehe, denke ich jedes Mal: Das ist nicht mehr die Person, mit der ich gelebt habe. Denn der Mensch ist nur noch die Materie, aber die Person ist nicht mehr da.
Das ist genau das, was die Bibel mit der Seele beschreibt.
Deshalb schreiben wir auch bei Bergnot „SOS“ – das heißt „Save Our Soul“. Dabei ruft man nicht nach dem Pfarrer, sondern nach dem Bergrettungsdienst. Man will seine Seele retten, also sein Leben, denn die Seele steht für das Leben.
Das Verhältnis von Körper, Seele und Geist im griechischen Denken und in der Bibel
Nun, und darauf möchte ich jetzt ein wenig eingehen, weil es bis heute in vielen Kreisen und in unserem christlichen Denken ein Missverständnis gibt.
Wir sind alle vom griechischen Denken geprägt, ob wir das wollen oder nicht. Man hat keine Wahl, und es ist auch nicht unsere Schuld. Dieses Denken beeinflusst uns alle.
Im griechischen Denken werden Körper und Seele als zwei unterschiedliche Substanzen betrachtet. Das nennt man Dualismus. „Dual“ bedeutet „zwei“. Im religiösen griechischen Denken gilt der Leib als minderwertig, böse und irdisch. Die Seele und vielleicht auch der Geist dagegen gelten als göttlich, hoch, unsterblich und himmlisch.
Man spricht dabei von Substanzontologie. Das ist nur eine Nebenbemerkung und nicht so wichtig. Aber so wie man die Musik einer Orgel nicht als Substanz fassen kann, kann man auch die Seele des Menschen nicht als Substanz fassen. Die Seele ist keine Substanz.
Deshalb teilt die Bibel, und das ist mir heute Abend wichtig, den Menschen nicht nach Substanzen auf. In der Bibel wird der Mensch immer als Ganzes gesehen: Körper, Seele und Geist zusammen ergeben den Menschen.
Vor allem aber wird der Mensch in seinen Beziehungen gesehen, nicht in seinen Substanzen.
Die Bedeutung des Geistes für die Beziehungsfähigkeit
Und damit kommen wir zum dritten Punkt: Was ist nun Geist, Körper, Seele, Geist?
Der Geist im Menschen beschreibt unsere Beziehungsfähigkeit. Ich sage immer, es ist die vertikale Beziehung zu Gott und die horizontalen Beziehungen zu anderen Menschen. Der Geist in uns Menschen macht uns zum Gegenüber Gottes. Wir können im Geist mit Gott reden.
Die Bibel sagt auch, der irdische Mensch kann Gott nicht verstehen und kann mit Gott auch nicht reden. Im Geist kommunizieren wir ausschließlich mit Gott. Der Geist befähigt den Menschen zur Beziehung mit Gott, und das ist das Ebenbild.
Nur nebenbei: Das fasziniert mich immer. Ich liebe es, Psychologie zu lesen oder zumindest manchmal etwas anzuhören und zu lernen. Zum Beispiel in der modernen Medizin – gibt es übrigens einen Arzt hier? Niemand von euch Arzt? Interessant. Haben wir meistens welche? Krankenschwestern gibt es sicher, oder? Das wäre ja sehr ungewöhnlich.
In der modernen Medizin sind wir sehr dankbar für körperliche Heilung, für das Soma, die Somatik. Das heißt, wenn du dir ein Band reißt oder Ähnliches, gibt es Gott sei Dank die Somatik. Das kann geheilt werden und es kann wieder halbwegs gut werden. Wir sind froh, dass der Körper Heilung erfährt durch unsere Medizin.
Aber man hat in der Medizin schon lange festgestellt, dass es bei vielen Menschen nicht genügt, nur den Körper zu heilen, weil die Seele krank ist. Darum gibt es die Psychosomatik. Die Psyche muss geheilt werden – ebenso wie der Leib.
In den letzten Jahrzehnten hat man auch erkannt, dass es manchmal nicht ausreicht, den Körper und die Psyche zu heilen, weil der Mensch in seinen Beziehungen krank ist. Deshalb gibt es heute die Pneumapsychosomatik.
Das fasziniert mich in der modernen Medizin, denn das steht in der Bibel schon seit Tausenden von Jahren. Alles, was gut und richtig ist, findest du im Wort Gottes – zumindest, was den Menschen anbelangt. Das fasziniert mich.
Genau: Der Pneuma ist Geist. Und der Pneuma in der Bibel beschreibt unsere Beziehungsfähigkeit zu Gott sowie zu Menschen. Das macht den Menschen einzigartig.
Die Seele ist unsere Bedürftigkeit, unsere Sehnsüchte und Wünsche. Das kann man zum Beispiel in Psalm 42,6 am leichtesten erkennen. Ich habe leider, weil ich ein paar Dinge sagen will, nicht Zeit, jetzt die ganzen Bibelverse aufzuschlagen, aber diesen finde ich so super.
Der Psalmist betet zwar zu Gott, aber dann spricht er nicht mehr zu Gott, sondern mit sich selbst. Er sagt hier: „Was bist du so aufgelöst, meine Seele, und warum stöhnst du in mir?“ Das heißt, der Psalmist redet zu sich selbst und fragt: „Meine Seele, was bist du so aufgelöst? Warum stöhnst du? Wonach sehnst du dich?“
Das ist der Mensch in seiner Seele, in seinen Sehnsüchten und seiner Bedürftigkeit.
Übrigens: Man kann gerne unterbrechen und fragen – das ist überhaupt kein Problem.
Erkenntnisse der Psychologie und ihre Verbindung zur Bibel
Was mich noch fasziniert: In der Psychologie hat man genau dasselbe entdeckt.
Vor ungefähr hundert Jahren – ich glaube, es war ein Franzose namens Binet – hat er den sogenannten Intelligenzquotienten nicht erfunden, denn den gab es schon immer, aber er hat ihn systematisiert. Damals herrschte die Meinung, ein Mensch sei umso erfolgreicher, je höher sein Intelligenzquotient ist.
Doch bald stellte Binet fest, dass das im Alltag nicht so ist. Es gibt nämlich hochintelligente Menschen, die ein sehr unkluges Leben führen. Sie zerstören sich selbst und andere – es gibt hochintelligente Toren. Andererseits gibt es Menschen mit einem niedrigeren Intelligenzquotienten, die einfache Menschen sind und dennoch ein sehr glückliches Leben führen.
Deshalb hat man bereits vor etwa fünfzig Jahren festgestellt, dass es nicht nur den IQ gibt, sondern auch den EQ, den emotionalen Quotienten. Das bedeutet: Wenn ich von Erfolg spreche, meine ich nicht nur Karriere, sondern Erfolg im allgemeinen Sinn – im Leben als sozialer Mensch, im Familienleben und so weiter. Ein wirklich erfolgreicher Mensch braucht nicht unbedingt einen hohen Intelligenzquotienten, sondern der emotionale Quotient ist viel ausschlaggebender.
Kannst du barmherzig sein? Kannst du auf andere Menschen eingehen? Das ist viel wichtiger.
Vor ungefähr zwanzig Jahren erschienen dann Bücher über den SQ, den spirituellen Quotienten. Auch dieser ist entscheidend, denn der spirituelle Quotient fragt nach dem Sinn des Lebens und nach Beziehungen.
Alles, was die moderne Psychologie und Medizin herausfinden, steht bereits in der Bibel. Ich bin sehr froh über diese Bücher, denn ich muss ehrlich sagen: Ich habe die Dinge in der Bibel gelesen, aber nie richtig gesehen. Erst durch die Bücher wurde mir klar: Hier steht es tatsächlich.
Darum ist das Lesen von Büchern eine großartige Sache. Lest Bücher, lest Bücher – das ist wirklich wertvoll.
Warnung vor der unsterblichen Irrlehre: Gnosis und Dualismus
Ich möchte jetzt noch über ein Missverständnis sprechen, das Körper, Seele und Geist betrifft. Ich nenne es die unsterbliche Irrlehre innerhalb der Kirche. Diese Irrlehre nennt das Neue Testament der Bibel Gnosis.
Wer eine Bibel hat, kann einmal 1. Timotheus 6,20 aufschlagen. Dort wird diese Lehre erwähnt. Sie kommt relativ oft vor, auch in den Johannesbriefen. In 1. Timotheus 6,20 warnt Paulus vor falschen Lehren. Er schreibt: „O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, indem du die unheiligen, leeren Reden und Einwände der fälschlich so genannten Erkenntnis meidest.“
Das Wort „Erkenntnis“ ist das griechische Wort Gnosis, was Erkenntnis bedeutet. Es gab Lehrer, die behaupteten, eine besondere Erkenntnis zu besitzen. Paulus hat vor diesen Lehrern gewarnt. Nun stellt sich die Frage, was der Inhalt dieser Gnosis war, denn wir wollen bei unserem Thema bleiben.
Die Inhalte waren verschieden. Ich möchte jetzt auf einen eingehen: Diese Lehrer, die sogenannten Gnostiker, propagierten einen radikalen Dualismus. Dieser besagte, dass Körper und Seele zwei verschiedene Dinge sind. Der Leib, also unser Körper, ist das Minderwertige, das Böse und Irdische. Die Seele hingegen ist das Hochwertige, Himmlische und Göttliche.
Diese Vorstellung führte zu zwei ganz extremen oder konträren Lebensstilen. In Korinth gab es Christen, die so glaubten und sagten: „Okay, mein Körper ist böse und ungöttlich, aber meine Seele ist mit Jesus im Einklang. Also kann ich mit meinem Körper tun und lassen, was ich will. Er hat mit der Seele nichts zu tun, es sind zwei verschiedene Dinge.“
So konnte man am Samstag zur Prostituierten gehen und am Sonntag feierlich Gottesdienst besuchen. Denn den Gottesdienst macht man ja mit seinem Geist, und bei der Prostituierten ist man nur mit dem Leib. Das hat miteinander nichts zu tun. Das ist eine Konsequenz dieses Dualismus.
Der andere Lebensstil, der sich eher in der Kirche verbreitet hat, war folgender: Der Leib ist das, was zur Sünde verführt. Deshalb begann man, den Leib zu knechten. Ein Beispiel dafür ist Martin Luther als katholischer Priester, der sich selbst auspeitschte, weil der Leib sündigt und begehrt. Die Askese, also die strenge Selbstdisziplin und Enthaltsamkeit, wurde praktiziert.
Übrigens: Das Wort „Askese“ bedeutet wörtlich „Käse“.
Die Kritik an asketischen Lehren
Was beinhaltete diese Askese? Ich lese es vor aus dem ersten Timotheusbrief, Kapitel 4, Verse 1 bis 4. Dort bekommen wir einen kleinen Einblick. Paulus schreibt hier ziemlich deutlich und mit starken Worten.
Im ersten Timotheus 4,1 heißt es: Der Geist sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden. Sie werden auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen achten. Dies geschieht durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind.
Was war ihr Inhalt? Das erfahren wir jetzt in Vers 3: Sie verbieten zu heiraten und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung für die, die glauben und die Wahrheit erkennen.
Hier sind zwei Dinge zu beachten: Sie verbieten das Heiraten, also den Geschlechtsverkehr. Das ist ungöttlich; man soll sich enthalten. Außerdem verbieten sie bestimmte Speisen. Nicht alle Speisen, sondern nur gewisse Dinge. So meint man, Erleuchtung zu erlangen.
Paulus sagt, das ist eine dämonische Lehre. Die Menschen, die das lehren, sind in ihrem Gewissen krank. Es sind Irrlehrer.
Man nennt diese Haltung die hellenistische Leibverachtung. Sie ist absolut nicht biblisch. Interessanterweise hat sich dieses Denken bis heute in unserer Kirche eingeprägt.
Die richtige Haltung zum Körper und zur Welt im christlichen Glauben
Wenn wir heute oft über Glauben sprechen, habt ihr es sicher schon gehört: „Ich weiß nicht, aus welcher Kirche du kommst, aber in charismatischen Kreisen hört man häufig, dass man nur genug glauben muss, um gesund zu werden.“ Jesus Christus hat gesagt: „Dein Glaube hat dich gesund gemacht.“ Das heißt, wir reden über Glauben, und ein Mensch, der glaubt, wird gesünder. Das hat schon seine Richtigkeit, aber ich habe auch das Gegenteil beobachtet.
Manche Menschen werden krank, gerade weil sie glauben. In der Psychologie nennt man das religiöse Neurosen, eine religiöse Krankheit, die entsteht, wenn man einer Lüge glaubt. Christen, die einer Irrlehre anhängen, werden nicht gesünder, sondern immer kränker. Du kannst also wegen deines Glaubens krank werden.
Darum kannst du selbst einmal die Briefe an Timotheus und Titus durchstudieren. Dort sagt Paulus einiges dazu. Ich zeige euch einen Vers: Geht zu Titus, das ist gleich nach den Timotheusbriefen. Paulus schreibt an Titus, und in Titus 1,13 spricht er über falsche Lehrer. Was will er damit sagen?
Im Vers 13 heißt es: „Dieses Zeugnis ist wahr. Darum weise die falschen Lehrer streng zurecht, damit sie im Glauben gesund werden.“ Seht ihr? Manchmal ist es nicht so, dass der Glaube dich gesund macht. Bei manchen Menschen muss der Glaube erst gesund werden, weil er krank ist.
Ein kranker Glaube ist die Trennung von Leib und Seele. Das ist nicht biblisch. Das Problem ist, dass ich immer wieder Menschen treffe, die sagen: „Der Körper ist unwichtig, das ist irrelevant.“ Diese Menschen kümmern sich auch nicht um die Gesundheit ihres Körpers, weil sie denken, der Körper sei nicht entscheidend.
Dann zitieren sie Bibelstellen, die diesen Gedanken stützen sollen. Ich zeige euch jetzt die zwei stärksten Bibelstellen, die von Christen verwendet werden, die sagen, der Körper sei eher unwichtig.
Schlagt mal auf 1. Johannes 2,15-17 auf. Ich lese euch zwei Stellen daraus vor, dann wisst ihr genau, was ich meine.
1. Johannes 2,15: „Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches, die Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht samt ihrer Begierde. Wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“
Manche sagen: „Schau, hier steht, die Welt sollst du nicht lieben. Wenn du sie liebst, dann hast du die Liebe des Vaters nicht in dir.“ Jetzt zeige ich euch noch eine zweite Stelle.
Geht zu Jakobus 4,1-4. Das ist, glaube ich, die stärkste Stelle für diejenigen, die so denken oder es sagen.
Jakobus 4,1-4: „Woher kommen Kriege und Streitigkeiten unter euch? Kommt das nicht daher aus euren Lüsten, die in euren Gliedern streiten? Ihr begehrt und habt nichts, ihr tötet und neidet und könnt nichts erlangen. Ihr streitet und führt Krieg. Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden. Ihr Ehebrecherinnen, wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun ein Freund der Welt sein will, der weist sich als Feind Gottes.“
Wenn man das so schnell liest, denkt man: „Ja, das stimmt. Als Christ soll ich alles, was in der Welt ist, gering achten, einschließlich meines irdischen Leibes, und nur das Göttliche hochachten.“
Vor einiger Zeit war ich in Deutschland auf Reisedienst, wie ich es oft bin, und besuchte eine bestimmte christliche Gemeinschaft. Ein Mädchen kam auf mich zu, das hatte ein wahnsinnig schlechtes Gewissen und weinte darüber. Sie erzählte mir, dass sie mit einem Jungen aus der Gemeinde befreundet sei und wie geistlich ihr Freund sei, während sie selbst ungeistlich sei. Darüber war sie sehr traurig.
Ich fragte sie, warum sie glaube, dass ihr Freund geistlich sei und sie ungeistlich. Sie antwortete: „Weißt du, ich gehe gern mit Freunden abends aus, mein Freund bleibt zuhause und studiert die Bibel. Ich fahre gern Skifahren im Winter, mein Freund bleibt zuhause und geht in die Gemeinschaft. Ich gehe abends oft tanzen, so etwas würde mein Freund nie tun. Er ist so geistlich, und ich bin so ungeistlich.“
Für dieses Mädchen bedeutete Geistlichkeit, sich von allen irdischen Freuden zu enthalten. Sich in diese irdischen Freuden einzulassen, das war für sie ungeistlich. Das war ihr Bild von Geistlichkeit.
Und wisst ihr, was hier das Problem ist? Die Verwechslung von irdisch und fleischlich.
Die biblische Sicht auf Genuss und irdische Freuden
Schlag es noch einmal auf, 1. Timotheus 4. Wir wollen schauen, was die Bibel darüber sagt.
1. Timotheus 4 haben wir gerade vorhin gelesen, und es geht um falsche Lehrer. Ich lese jetzt nur die Verse 3 und 4 vor:
Sie verbieten zu heiraten und gebieten, sich von Speisen zu enthalten. Doch sie verbieten sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat, zur Annahme mit Danksagung für die, welche glauben und die Wahrheit erkennen. Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut, und nichts ist verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird.
Gott sagt hier, dass du alles genießen kannst, was diese Welt dir bietet, wenn du es dankbar annimmst. Dann kannst du dich daran freuen. Wenn du Skifahren gehst, dann danke Gott, dass du das tun darfst. Wenn du Canyoning oder Klettern gehst, dann sage Gott Danke für die gewaltige Schöpfung, für die Gesundheit deines Körpers und für die Freude, die du dabei vielleicht verspürst.
Interessant ist auch 1. Timotheus 6,17. Dort schreibt Paulus den Reichen in der gegenwärtigen Zeit: "Gebietet ihnen nicht, hochmütig zu sein, noch auf die Ungewissheit des Reichtums Hoffnung zu setzen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich gibt zum Genuss."
Der Christ soll die Dinge genießen, die Gott dir in dieser Welt schenkt. Übrigens, Geld ist nicht schlecht. Paulus hat nie gegen reiche Menschen etwas gesagt. Er sagte nur: Setze deine Hoffnung nicht auf das Geld, das wäre falsch. Wenn du Geld hast, kannst du ein großer Segen sein, aber deine Hoffnung darf nicht darin liegen. Die setze in Gott.
Wovor wir uns enthalten sollen, das sind die fleischlichen Dinge, die dem Willen Gottes widersprechen. Nicht aber von den irdischen Dingen, die Gott uns zum Genuss geschenkt hat.
Die richtige Interpretation von Jakobus 4 und 1. Johannes 2
Und jetzt lesen wir noch einmal Jakobus 4. Vielleicht ist euch das schon einmal aufgefallen, aber mir sind dabei regelrecht Kronleuchter aufgegangen. Man muss nämlich immer genau lesen, was da steht. Manchmal liest man sehr ungenau.
Jakobus 4, ich lese noch einmal dieselbe Passage: Jakobus 4,1: "Woher kommen Kriege und woher Streitigkeiten unter euch? Kommen sie nicht daher, dass eure Lüste in euren Gliedern streiten? Ihr begehrt und habt nicht, ihr tötet und neidet, und ihr könnt nichts erlangen. Ihr streitet und führt Krieg. Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden. Ihr Ehebrecherinnen, wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist?"
Worüber spricht Jakobus hier? Er spricht über Streitigkeiten, über Krieg, über Gier, über Neid, über Ehebruch, über übles und berechnendes Bitten. Er sagt, wer diese Dinge liebt, wer gerne andere Menschen umbringt, Krieg führt, dauernd streitet, gierig oder neidisch ist, Ehebruch verübt, das ist nicht der Wille Gottes. Das ist keine Freundschaft mit Gott.
Das hat aber nichts mit Skifahren, Tanzen, einem Glas Wein oder dem Kauf eines schönen Kleides zu tun. Als Christ kannst du dich darüber freuen, ein schönes Kleid zu kaufen, in den Urlaub zu fahren und die Dinge zu genießen, die Gott dir schenkt. Das verwechseln manche Christen.
Oder gehen wir zur zweiten Passage, die wir gelesen haben: Johannes 2,1. Ich lese es euch noch einmal vor: "Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt ist, das ist die Begierde des Fleisches, die Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens."
Worüber redet hier Johannes? Über Gier und Stolz. Wenn ein Mensch gierig und stolz ist, sagt Gott: "Nein, das bin nicht ich, ich bin demütig und liebevoll." Das hat aber nichts mit irdischen Dingen zu tun, sondern mit dem Fleisch, also unserem alten Menschen, der gierig, neidisch, arrogant und stolz ist. Gott sagt: Wer diese Dinge liebt, kann nicht sein Freund sein. Das ist der Punkt.
Ich habe festgestellt, dass Christen, die das missverstehen, oft Schwierigkeiten haben, die Dinge des Lebens zu genießen. Manche würden sogar den Dauernhof und das, was wir tun, im Bereich fleischlicher Lüste ansiedeln, weil wir uns ja an Sport erfreuen, an der Natur, an einem Glas Wein – nicht im Dauernhof, aber außerhalb.
Es gibt auch Christen, die Sport für unwichtig oder sogar unbiblisch halten, weil der Körper ja unwichtig sei und ein Hindernis, das zur Sünde verführt. Das ist aber nicht korrekt.
Ich zeige euch den Vers, den sie verwenden, aber man muss immer zu Ende lesen: 1. Timotheus 4,8: "Denn die leibliche Übung ist zu wenig nütze." Hier steht es, die leibliche Übung ist zu wenig nütze – das ist der Beweis. Aber wir müssen immer fertig lesen, warum das so ist.
Warum ist die Gottseligkeit besser als die Leiblichkeit? Weil die Gottseligkeit die Verheißung dieses Lebens hat, des jetzigen und des zukünftigen. Warum ist der Geist wichtiger als der Leib? Weil ich diesen Leib einmal abgebe. Aber solange ich diesen Leib habe, ist er genauso wichtig wie meine Seele und mein Geist.
Seht ihr, wenn ich jetzt tot umfalle, vielleicht weil ich mich dauernd überfresse, dann kann ich mir geistlich überhaupt nichts mehr geben. Jemand hat es einmal gut formuliert: Er sagte, Gott hat ihm eine Botschaft und ein Pferd gegeben. Er hat das Pferd zu Tode geritten und jetzt hat er keine Botschaft mehr. Wir müssen auf das Pferd achten.
Darum sind wir auch bei unseren Bibelschulen. Im Herbst, in ein paar Wochen, beginnt wieder die Bibelschule. Dort sind 80 Bibelschüler, meistens aus zehn verschiedenen Ländern. Sie sind drei Monate da, haben jeden Tag vier Stunden Unterricht, machen viele Einsätze, gehen ins Altersheim, ins Krankenhaus und vor allem in die Schulen zum Religionsunterricht.
Aber sie müssen jede Woche viermal eine Stunde trainieren. Sie müssen viermal schwitzen, denn auch der Körper soll gesund sein. Das ist wichtig.
Allerdings liegt hier manchmal eine falsche Interpretation vor. Übrigens, für einen Juden ist es völlig fremd, das Irdische oder Leibliche zu missachten. Ein gläubiger Jude erfreut sich an Wein, an Sex mit seiner Frau, an Festen, an Tanzen und ausgelassenem Feiern – denn das ist biblisches, hebräisches Denken.
Es gibt eine rabbinische Aussage, in der ein jüdischer Rabbiner sagt, Gott wird uns einmal zur Verantwortung ziehen für alle guten Dinge, die er für uns gemacht hat und die wir abgelehnt haben. Gott hat so viele gute Dinge für uns gemacht.
Wir glauben manchmal, besonders heilig zu sein, und sagen: "Na, lehne ich ab." Aber du darfst es genießen – mit Danksagung. Das ist biblisches Leben.
Luther hat auch einen guten Satz geprägt: "Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang." Luther war ein kluger Mensch.
Augustinus hat einmal gesagt: "Erfreue dich an Christus und gebrauche die Welt." Leider machen wir es oft umgekehrt. Wir sollten uns an Jesus erfreuen und die Welt gebrauchen. Leider tun wir es oft so, dass wir Jesus gebrauchen, wenn wir ihn brauchen, und uns an der Welt erfreuen.
Erfreue dich an Christus und gebrauche die Welt. Was wir vermeiden sollten, sind die Dinge dieser Welt wie Gier, Neid, Hass, Stolz und ähnliches. Johannes sagt: "Wer diese Dinge liebt, der kennt Gott nicht."
Drei Bekehrungen nach Graf Ludwig von Zinzendorf
Graf Ludwig von Zinzendorf hat wichtige Dinge gesagt. Er betonte zum Beispiel, dass jeder Christ drei Bekehrungen braucht.
Die erste Bekehrung, die ein Mensch braucht, ist die Bekehrung zu Jesus Christus. Bekehren heißt übrigens, dein Denken zu ändern – Metanoia, dein Denken zu ändern. Du sagst zu Gott: Bis heute habe ich ohne dich gelebt, ab heute lebe ich mit dir. Ich ändere mein Denken, ich kehre um. Das ist das Bekehren oder Umkehren, das ist damit gemeint. Jeder Mensch braucht eine Bekehrung zu Christus.
Zweitens braucht jeder Christ eine Bekehrung zur Gemeinde Jesu, zur Kirche. Das ist extrem wichtig. Ich kenne Christen, die durchaus eine Entscheidung für Jesus getroffen haben, aber jede Gemeinschaft meiden. Diese Menschen werden fast ohne Ausnahme eigenbrötlerisch und dickköpfig, weil niemand da ist, der sie korrigiert. Du brauchst eine Bekehrung zur Gemeinde Jesu. Wir brauchen einander, Freunde, wir brauchen Gemeinschaft. Wir müssen uns gegenseitig korrigieren, sonst werden wir unmögliche Menschen.
Manche Christen nennen sich zwar Christen, sind aber genauso gierig wie früher. Nur haben sie jetzt ein bisschen religiöse Sprache dabei, sonst gar nichts. Deshalb brauchst du eine Bekehrung zur Gemeinde.
Drittens hat Zinzendorf gesagt: Jeder Christ braucht eine Bekehrung zur Welt. Es gibt nämlich Christen, die sich zu Jesus bekehrt haben und auch treu in die Gemeinde gehen. Aber sie kennen keinen einzigen Ungläubigen mehr und gehen nicht mehr in die Welt hinaus. Wir müssen hinausgehen in die Welt, dorthin, wo die Menschen wohnen, die Jesus noch nicht kennen. Das kann in Bars, Sportklubs oder bei der Feuerwehr sein.
„Geh hin, sei Teil und sei ein Zeugnis für Jesus Christus.“ Zinzendorf hat das schon klar formuliert: drei Bekehrungen.
Warnung vor Götzendienst und die richtige Priorität im Leben
Und dann noch ein letztes Thema, bevor ich schließen möchte: Ein Problem, das ich sehe, ist die Verwechslung von irdisch und fleischlich.
Das zweite Problem, und dafür brauche ich nur noch drei Minuten, ist folgendes: Wenn irgendetwas in dieser Welt zum Ersatz für Gott wird, nennt die Bibel das Götzendienst.
Früher, wenn ich Götzendienst gelesen habe, dachte ich an ein Monument auf einem Hügel. Ich stellte mir vor, wie jemand vor diesem Monument kniet – das war für mich Götzendienst. Das mag damals so gestimmt haben.
Götzendienst bedeutet aber grundsätzlich, dass etwas Irdisches die Stelle von Gott einnimmt. Das kann auch deine Frau sein. Dann ist sie dein Götze. Man sagt ja auch: „Er betet sie an.“ Das klingt zwar nett, aber anbeten sollten wir eigentlich Gott.
Du kannst deine Frau auch anbeten, das ist nicht schlecht. Aber sie kann nicht der Ersatz für Gott sein. Dasselbe gilt für deine Kinder. Sie können kein Ersatz für Gott sein. Wenn sie es sind, dann sind sie dein Götze.
Götzendienst kann auch Materialismus sein, also das, was du dir geschaffen hast. Wenn das dein Ersatz für Gott geworden ist, dann ist das dein Götze. Es kann auch deine Gesundheit sein, wenn du sagst: „Gott kann alles haben, aber nicht meine Gesundheit.“ Dann ist die Gesundheit dein Götze.
Dieser Götzendienst, den wir in der Bibel immer wieder finden, wird von Gott so beschrieben: Ihr könnt nicht irgendetwas Irdisches nehmen und mich damit ersetzen, denn ihr werdet nie zufrieden sein. Ihr könnt nie erfüllt sein.
Auch wenn du gewaltig in deine Kinder investierst – Kinder sind ein Geschenk – unsere drei Kinder hauen jetzt langsam alle ab, weil sie alt genug sind. Gott sei Dank hauen sie ab, das ist wunderbar.
Hannelore und ich haben uns immer gesagt: Erste Priorität sind nie unsere Kinder, sondern immer wir zwei. Denn die Kinder hauen ab, aber du bleibst hoffentlich.
Wenn die Kinder zum Götzen werden – was für Frauen manchmal noch gefährlicher ist – dann erlebst du diese Tragik. In der Psychologie nennt man das das Empty Nest Syndrom, das leere Nest Syndrom.
Du kommst dann schwer oder gar nicht mehr zurecht, weil dein Götze, dein Gott, weg ist. Da, wo du alles investiert hast, ist weg. Und das ist unheimlich schwer.
Du kannst mit nichts Irdischem Gott ersetzen. Das hat auch einen ganz einfachen Grund: Im Alten Testament, im Buch Prediger 3,11, sagt uns der Prediger, warum dich nichts Irdisches letztlich erfüllen kann.
Gott hat die Ewigkeit in unser Herz gelegt. In deinem Herzen ist etwas, das nach Ewigkeit schreit. Du willst etwas, das ewig ist. Gott sagt: Du kannst dieses ewige Vakuum nicht mit etwas Irdischem füllen.
Darum brauchst du mich, sagt Gott. Das ist keine Drohung, sondern eine Einladung.
Wenn Gott sagt, bete keine Götzen an, bedroht er dich nicht. Er lädt dich ein und sagt: Wenn du das tust, wirst du extrem enttäuscht werden. Denn nichts Irdisches kann die Ewigkeit in deinem Herzen erfüllen. Das vermag nur ich, der ewige Gott.
Darum lädt er uns ein, zu ihm zu kommen und mit ihm leben zu lernen.
Deshalb tue ich, was ich tue, und deshalb lebe ich so gern, auch in diesem Leben. Ich weiß, dieses Leben ist nicht alles.
Gerade heute war etwas ganz Tragisches: Mein Sohn Lukas ist jetzt 22 und hat vor ein paar Jahren auf einer Berghütte gearbeitet, als er 15 oder 16 war. Immer im Sommer in den Ferien auf der Hans-Wödel-Hütte.
Da war ein Zweiter mit ihm, der jetzt auch 22 ist. Heute ist dieser junge Mann tödlich verunglückt – Baggerfahrer, Unfall hier in der Gemeinde. Er ist tot.
Das ist extrem tragisch, weil der Verlust tragisch ist. Es zeigt uns auch: Wir können nicht auf das Irdische bauen. Es geht nicht.
Es ist immer ein Kurzschluss, egal wie schön es im Moment aussieht.
Es gilt, alles Gott hinzulegen und es als Geschenk zu empfangen. Danke Gott, dass du mir dieses Kind geschenkt hast. Ich will es segnen, ich will investieren, ich will helfen. Aber es ist nicht mein Gott – das bist du.
Das tut weh, aber so bleibst du frei. Sonst wirst du ein Gefangener.
Und das ist die Freiheit des Evangeliums.
Darum liebe ich es, Christ zu sein, weil ich gerne frei bin und weil ich einen ewigen Gott habe.
