Der zweite Timotheusbrief – Vers für Vers
Gottes Wort für dich
Ich brauche eine Auszeit. Deshalb bekommt ihr in den nächsten Wochen eine ganz neue Reihe von mir zum zweiten Timotheusbrief.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Ich wünsche euch beim Zuhören Gottes Segen und viele hilfreiche geistliche Impulse für euer Leben.
Die persönliche Auseinandersetzung mit den geistlichen Gaben
Ich könnte mich vielleicht mehr einbringen. Vielleicht habe ich mich auch ein Stück weit zurückgezogen oder sogar noch gar nicht damit begonnen, darüber nachzudenken, was meine Gaben eigentlich sind.
Es ist ja auch möglich, einfach nur zu kommen und dann für sich die „Gabe des Sesselwärmens“ zu erfinden – und diese dann exzessiv auszuleben. Versteht ihr? So etwas gibt es auch. Diese Gabe findet sich allerdings nicht in der Bibel, um das einmal deutlich zu sagen.
Es gibt viele andere Gaben, auch moderne, die uns der Geist Gottes im einundzwanzigsten Jahrhundert für die Gemeinde des einundzwanzigsten Jahrhunderts gegeben hat. Diese Gaben gilt es zu entdecken. Das gelingt, indem ich mich traue, in der Gemeinde mitzuarbeiten, und schaue, wo mir etwas Spaß macht.
Außerdem ist es wichtig, zu beobachten, wo ich positives Feedback bekomme, wo Leute sagen: „Hey, das hast du gut gemacht.“ In diese Richtung würde ich dann weitergehen. Wenn Leute hingegen sagen: „Das war auch schön“, würde ich dort eher nicht weitermachen.
Es muss ja nicht jeder alles machen. Herzlichen Dank zum Beispiel für das Spiel mit der Geige. Denn es braucht viel Übung, um so gut zu werden. Bis dahin muss man eine ganze Weile nicht vorne stehen, weil es sich einfach noch nicht so gut anhört. Versteht ihr? Es braucht einfach Zeit, bis man diese Qualität erreicht.
Die Bereitschaft zum Dienst in der Gemeinde
Und von daher: Wo stehst du in deiner persönlichen Beziehung zu deiner Gemeinde, wenn du dir die Frage stellst: Bringe ich mich mit den Gaben ein, die ich habe? Habe ich verstanden, was ich habe, wer ich bin und was Gott mir geschenkt hat?
Habe ich das nicht nur verstanden, sondern habe ich diese Gabe auch als Berufung angenommen? Bin ich jemand, der zu gelegener und ungelegener Zeit bereit ist, sich einzubringen und seinen Dienst zu tun – egal, ob ich gerade Lust habe oder weniger, ob die Umstände günstig sind oder weniger?
Und das Ganze natürlich jetzt als Prediger hier mit Langmut und Lehre. Logisch. Wenn du in der Wortverkündigung stehst, musst du diese zwei Aspekte immer im Blick haben: das langmütige Element, also Geduld, Dinge auch nochmal zu erklären und mit anderen Worten zu vermitteln. Du musst damit rechnen, dass der andere es nicht gleich versteht, vielleicht nicht so tief im Text drinsteckt wie du. Trotzdem muss es Lehre bleiben.
Es darf nicht zur Banalität oder Oberflächlichkeit werden. Es dürfen nicht einfach nur populistische Sachen sein, keine Memes, bei denen man mit zwei, drei Schlagworten versucht, komplexe Lehre zu umreißen. Das geht häufig nicht. Beides gehört dazu: Geduld als Lehrer, etwas immer wieder zu erklären, und gleichzeitig die Dinge so zu bringen, wie sie da stehen.
Das gehört bei einem Prediger dazu.
Du kannst jetzt, wenn du Kindermitarbeiter bist, überlegen, was ein Kindermitarbeiter braucht. Wenn du Techniker bist, kannst du überlegen, was ein Techniker braucht. Wenn du sagst, ich bin eher in der Seelsorge tätig, dann sind das die Barmherzigen, die die Gabe der Barmherzigkeit haben, und so weiter.
Ihr macht gerade den 1. Korinther 12, da habt ihr schon viele Gaben kennengelernt, und die anderen werdet ihr auch noch entdecken.
Die Herausforderung der gesunden Lehre in der Gemeinde (Vers 3)
Warum ist es wichtig, dass wir uns nicht davon abbringen lassen, mit den Gaben, die Gott uns gegeben hat, uns in die Gemeinde einzubringen? Ganz einfach: Es wird eine Zeit geben – und diese Zeit ist jetzt, nicht in der Zukunft –, da die Menschen die gesunde Lehre nicht ertragen. Stattdessen werden sie sich nach ihren eigenen Begierden Lehrer aufhäufen, die ihnen das sagen, was sie gerne hören, weil es ihnen in den Ohren kitzelt.
Es wird immer wieder so sein, dass Menschen mit der gesunden Lehre konfrontiert werden. Diese Lehre ist gesund, weil sie uns in eine lebendige, rettende Beziehung mit Gott führt. Doch gesunde Lehre ist für Menschen immer mit einer Herausforderung verbunden.
In uns gibt es etwas, das man das Fleisch nennen kann. Es ist ein Rest unseres alten Lebens – nicht unser wahres Ich, aber dennoch ein Teil, der in unserem Körper steckt. Deshalb nennt die Bibel es Fleisch. Dieser Rest in uns wird von guter Bibellehre erst einmal zurückschrecken und sagen: „Lieber nicht.“
Dieser Teil möchte uns einreden, sobald wir nach Hause kommen, dass alles, was wir gehört haben, zwar gut und schön war, wir aber jetzt wieder zum Alltag übergehen sollten. Er hält uns davon ab, die nächste gute Gewohnheit aufzuschreiben, anzufangen und jemanden als Rechenschaftspartner zu suchen, damit wir die kleinen Schritte wirklich gehen.
Es gibt etwas in uns, das sagt: „Komm, das wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Jetzt lass mal gut sein. Der Prediger ist auch wieder in Berlin und weit weg.“ Diese Stimme in uns führt dazu, dass bei vielen Christen und Gemeinden, wenn gesunde Lehre gepredigt wird, ein innerer Abstand entsteht. Sie wollen es nicht hören, weil die gesunde Lehre sie herausfordert und unangenehm ist.
Hier trifft die eigene Eigenwilligkeit auf den Anspruch Gottes, dass wir uns verändern müssen. In dieser Spannung haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder wir überwinden den inneren Schweinehund und tun, was Gott sagt, oder wir hören auf die Stimmen in uns.
Was dann passiert, ist Folgendes: Die innere Stimme sagt uns, wir sollen doch mal auf YouTube schauen, ob es dort nicht Prediger gibt, die entspannter sind und es nicht so eng sehen. Vielleicht kann man das auch ganz anders auslegen. Vielleicht gibt es sogar Auslegungen, die das, was uns unangenehm ist, gar nicht mehr so sehen.
In 2. Timotheus 4,3 heißt es: „Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden.“ Merkt ihr, was das Auswahlkriterium für diese Lehrer ist? Es sind die eigenen Begierden. Man sucht sich Leute, die einem sagen, was man hören will.
Am Anfang steht die Begierde. Dann kommt der Wunsch: „Ich möchte eigentlich keine Korrektur, keine gesunde Lehre in meinem Leben haben.“ Und dann sucht man sich passende Lehrer, die einem das sagen, was man hören möchte. Und davon ganz viele. Aus Qualität wird Quantität – statt eines guten Lehrers viele, die in die Richtung gehen, wie man es gerne hätte.
Doch am Anfang steht nicht der Wunsch nach Wahrheit, sondern das Ausleben der eigenen Begierde und Lust. Das ist eine große Gefahr in jedem Leben. Wenn man das zu Ende lebt, bleibt am Ende kein Glaube übrig.
Leute, die sich Lehrer aufhäufen, tun dies, weil es ihnen in den Ohren kitzelt. Das Bild des „Kitzelns in den Ohren“ steht für den Wunsch, immer Neues zu hören, neugierig zu sein, immer mehr und anderes zu wollen – aber nicht das Gute, Alte, das man eigentlich braucht.
Nehmt diese Warnung mit: Entweder engagieren wir uns in Gemeinden, bringen uns mit unseren Gaben ein und werden Teil einer Gemeinschaft, auf die wir uns einlassen, in der wir dienen und vor allem mit guter Lehre versorgt werden. Oder wir ziehen uns aus der Gemeinschaft zurück und hören auf Lehrer, die das predigen, was wir gerne hören möchten.
Und wohin das führt, kann man sich vorstellen. 2. Timotheus 4,3-4
Die Folgen des Abkehrens von der Wahrheit (Vers 4)
Und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren. Das führt dich nicht tiefer ins Wort, nicht tiefer in die Wahrheit und auch nicht tiefer in die Gotteserkenntnis. Demzufolge wächst auch deine Gottesbeziehung nicht.
Stattdessen bekommst du einen religiösen Anstrich. Du hast dann vielleicht noch Floskeln, aber das Wesentliche ist verloren gegangen. Das geschieht, weil diese anderen Lehrer, die dir erzählen, was du gerne hören möchtest, ihr Fundament nicht im Wort haben. Hier steht: „und sich zu den Fabeln hinwenden“. Das ist das Fundament von Irrlehrern.
Das war's für heute. In der nächsten Episode wird diese Reihe fortgesetzt. Mit dem regulären Podcast geht es am 14. November 2022 weiter. Viele alte Episoden findest du auch in der App und in den meisten Podcast-Playern.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.