Die Frage nach dem wichtigsten Buch der Bibel
Ich weiß nicht, ob du dir schon einmal folgende Frage gestellt hast: Wenn du nur ein einziges Buch aus der ganzen Bibel besitzen dürftest, für welches Buch würdest du dich entscheiden?
Ich frage nicht so einfach, oder? Vielleicht sagst du: „Gut, ich kenne die Bibel noch nicht so gut, ich weiß nicht, für welches Buch ich mich entscheiden würde.“ Oder vielleicht denkst du: „Alle Bücher der Bibel sind doch wichtig, und Gott möchte durch jedes Buch zu uns reden.“ Das stimmt natürlich. Aber für welches Buch würdest du dich nun entscheiden?
Vielleicht findest du die Frage etwas weit hergeholt, weil das Szenario, dass wir nur ein Buch der Bibel besitzen könnten, hier wahrscheinlich nicht zutrifft. Nick Ripken schreibt in seinem Buch „Gottes unfassbare Wege“ von einem Besuch in China bei verfolgten Christen. Dort ist er auf einer geheim gehaltenen Konferenz. Eines Morgens erwacht er und sieht, wie Bibeln zerrissen werden und die Blätter verteilt werden.
Auf seine Nachfrage, was da eigentlich geschieht, sagen die Leute: „Wir haben zu wenig Bibeln, und wir verteilen die Blätter der Bibel, damit jeder zumindest ein Buch hat.“
Jetzt stelle ich die Frage noch einmal: Wenn du dich für ein einziges Buch der Bibel entscheiden müsstest, für welches Buch würdest du dich entscheiden? Es ist eine rhetorische Frage, du musst jetzt nicht laut antworten.
Ich glaube, ich würde mich für den Römerbrief entscheiden. Und wenn ich die Frage weiterdenke: Wenn jede Gemeinde in Deutschland nur ein Buch der Bibel besitzen dürfte, dann würde ich mich gemeinsam mit den anderen Pastoren wahrscheinlich dafür einsetzen, dass unsere Gemeinde den Römerbrief bekommt.
Die Bedeutung des Römerbriefs
Was ist das Besondere am Römerbrief? Vielleicht denkst du gerade, der Römerbrief sei zum Teil schwer zu verstehen. Da verstehen wir Petrus, wenn er sagt: Bei Paulus ist einiges nicht so leicht zu verstehen. Vielleicht hat er dabei den Römerbrief im Blick.
Was ist das Besondere am Römerbrief? Ich möchte hier mit Luther auf diese Frage antworten. Martin Luther schreibt in seinen Vorbemerkungen zum Römerbrief Folgendes:
„Dieser Brief ist das eigentliche Hauptstück des Neuen Testaments und das allerreinste Evangelium. Er ist es wohl würdig und wert, dass ihn ein Christenmensch nicht nur Wort für Wort auswendig wisse, sondern dass er auch täglich damit als mit täglichem Brot der Seele umgehe. Denn er kann niemals zu viel und zu gründlich gelesen oder betrachtet werden. Je mehr er behandelt wird, umso köstlicher wird er und schmeckt er.“
Wenn das so ist, dann sollten wir uns als Gemeinde mehr mit dem Römerbrief befassen.
Hinzu kommt, dass wir als Gemeinde uns – so nehmen wir Pastoren das auch wahr – gerade in einer besonderen Situation befinden. Nicht nur weltweit, sondern auch unsere Gemeinde hier konkret in Ostheim. Es kommen immer mehr Leute, auch in unserem Gottesdienst und im Livestream, die sich noch gar nicht so viel mit dem Glauben beschäftigt haben. Die jetzt aber Interesse haben und Fragen zum Glauben stellen. Ihr seid herzlich willkommen in unserer Mitte.
Die Relevanz des Evangeliums heute
Hinzu kommt, dass wir uns gerade in dieser Zeit wirklich noch einmal auf das besinnen müssen, was der Kern unseres Glaubens ist. Das Evangelium beantwortet so viele Fragen des Lebens. Besonders der Römerbrief gibt auf viele dieser Fragen eine Antwort.
Ich möchte hier nur exemplarisch einige Fragen nennen, die der Römerbrief beantwortet und die wir im Laufe dieser Predigtreihe hoffentlich von der Schrift her verstehen werden. Der Römerbrief beantwortet zum Beispiel die Frage: Was ist das Evangelium? Wer ist Gott? Wer ist der Mensch? Ist der Mensch gut? Was ist die größte Sünde des Menschen? Warum gibt es sexuelle Perversion, Hass und Kriminalität? Wie kann Gott Sünder gerechtsprechen? Was ist eigentlich Gnade? Was ist Glaube? Wie kann ein Mensch echten Frieden und echte Hoffnung bekommen und finden?
Außerdem beantwortet der Römerbrief Fragen wie: Warum ist das christliche Leben manchmal so ein Kampf mit der Sünde? Was wirkt der Heilige Geist in uns? Was sind die Aufgaben des Heiligen Geistes? Wie sicher ist unser Heil? Müssen wir ständig in der Angst leben, dass wir vielleicht doch nicht dabei sind, wenn Jesus kommt? Oder haben wir eine sichere Grundlage, auf die wir bauen können und Heilsgewissheit haben?
Weiterhin geht es um die Frage, wie es mit Israel in der Zukunft aussieht und was das Evangelium für ganz praktische Auswirkungen in meinem Leben hat. All diese Fragen und noch viele mehr werden im Römerbrief beantwortet.
Ich wünsche mir, dass Menschen durch diese Predigtreihe zum Glauben kommen. Dass wir erleben, wie sie das Evangelium annehmen und gerettet werden. Aber ich wünsche mir auch, dass wir Christen, die wir diese Predigten hören, die Schönheit des Evangeliums tiefer verstehen.
Das Evangelium als Lebensquelle
Wisst ihr, was wir uns immer wieder vor Augen führen müssen? Wir brauchen das Evangelium jeden Tag.
Das Evangelium ist nicht nur etwas für das Christwerden, sondern auch für das Christsein. Es ist nicht nur das ABC der Gemeinde, sondern das A bis Z der Gemeinde. Wir leben aus dem Evangelium.
Mein Wunsch und mein Gebet ist es, dass wir durch den Römerbrief das Evangelium in seiner ganzen Tiefe immer besser verstehen. Das Evangelium soll uns anspornen, radikal gegen die Sünde in unserem Leben vorzugehen.
Doch das Evangelium bedeutet auch, dass alle Tendenzen zur Gesetzlichkeit und zum Leistungsdenken, die in uns stecken, ausgemerzt werden. Wir sollen wirklich verstehen, was es heißt, aus Gnade zu leben, aus dem Evangelium zu leben.
Dabei soll uns eine tiefe Freude im Christenleben begleiten. Das ist mein Wunsch für diese Predigtreihe: dass wir durch das Evangelium verändert werden.
Das ist auch das Thema meiner ersten Predigt: verändert durch das Evangelium.
Einführung in den Römerbrief: Identität und Evangelium
Wir schauen uns heute die ersten 17 Verse an. Das ist viel Text, und ich weiß, dass ich nicht auf jedes Detail eingehen kann. Mir geht es jedoch um den roten Faden in diesen Versen.
Der erste Punkt lautet: Deine Identität und das Evangelium.
Stell dir vor, jemand fragt dich: Wer bist du und welchen Platz hast du in dieser Welt? Was würdest du antworten? Diese Frage hängt eng mit deiner Identität zusammen. Doch wie verbindet sich unsere Identität mit dem Evangelium? Genau darüber sprechen schon die ersten Verse im Römerbrief.
Die ersten sieben Verse bilden die Einleitung des Römerbriefs. Der Autor wird genannt: Paulus. Auch der Empfänger wird genannt: die Heiligen in Rom. Außerdem finden wir am Ende dieser Verse den für Paulus typischen Gruß.
Der Unterschied zu anderen Briefanfängen von Paulus ist, dass dieser besonders lang ist. Das liegt daran, dass Paulus die Römer noch nicht persönlich kannte. Er war noch nie in Rom und hat die Gemeinde dort nicht gegründet. Deshalb nutzt er diese Einleitung, um sich besser vorzustellen.
Wer ist er? Was ist das Evangelium? Wie versteht Paulus das Evangelium? Und was ist sein Auftrag? Auf diese Fragen geht Paulus ein.
Eigentlich ist der gesamte Römerbrief ein Vorstellungsschreiben. Paulus schreibt ihn im Jahr 58 vor Christus aus Korinth. Er plant, über Jerusalem nach Rom zu reisen. Mit diesem Brief bereitet er seinen Besuch bei den Römern vor.
Hier könnt ihr sehen, was ich glaube: Das ist das Vorstellungsschreiben. Ich bin so froh und dankbar, dass Paulus in dieser Situation war. Denn diese systematische Ordnung des Evangeliums und die Ausführlichkeit finden wir in keinem anderen Brief. Gott sei Dank, dass wir den Römerbrief haben.
Paulus’ Selbstverständnis und das Evangelium
Paulus geht hier zunächst auf seine Person ein. Ich lese Vers 1: Paulus, Knecht Christi Jesu, berufener Apostel, ausgesondert für das Evangelium Gottes.
Paulus nennt sich „Knecht Christi Jesu“. Im Griechischen steht hier eigentlich das Wort „Sklave“. Ich glaube nicht, dass Paulus das einfach so schreibt. Er hat sich tatsächlich als Sklave verstanden. „Sklave“ ist die passendere Übersetzung.
Er schreibt an die Römer. Diese wussten im Römischen Reich sehr genau, was es mit dem Konzept eines Sklaven auf sich hat. Ein Sklave gehört seinem Herrn. Wenn Paulus hier sagt: „Ich bin Sklave Jesu Christi“, dann bedeutet das, dass er buchstäblich Jesus gehört.
Wir Christen gehören nicht nur zu Jesus, wir gehören Jesus. Das ist ein feiner, aber wichtiger Unterschied. Paulus sagt: „Ich bin Knecht Christi Jesu, ich bin Sklave.“ Das ist seine Identität.
Vielleicht denkst du jetzt: „Wow, so habe ich das noch nie gesehen, dass ich als Christ Sklave bin. Wir sind doch frei!“ Ja, diesen Punkt werden wir in Kapitel 6 ausführlicher behandeln. Aber schon hier vorab: Paulus – und das macht Gottes Wort auch an anderen Stellen klar – stellt fest, dass der Mensch nie völlig frei ist.
„Einer reitet dich immer“, hat Luther gesagt. Wir leben immer für etwas oder für jemanden. Gerade in Kapitel 6 macht Paulus deutlich, dass wir Sklaven der Sünde waren. Wir haben in der Sünde in absoluter Sklaverei gelebt.
Dann hat uns Jesus herausgerissen, er hat uns befreit, er hat uns erkauft. Aber jetzt gehören wir ihm. Dieses Joch ist sanft und seine Last ist leicht. Ein Christ, der das versteht, ist gerne Sklave Jesu Christi.
Wir sind jetzt Sklaven der Gerechtigkeit. Wir haben die Fähigkeit, durch den Geist Gottes das Gute zu tun. Das steckt hinter dem Konzept „Ich bin Sklave Christi Jesu“. Deshalb nennt Paulus Jesus in diesem Abschnitt auch wiederholt „den Herrn“, den Kyrios.
Paulus ist aber nicht nur Sklave, er ist auch zum Apostel berufen worden. Er sagt weiter: „Ich bin berufener Apostel.“ Das ist natürlich eine sehr besondere Berufung.
In dem Sinne, wie Paulus sie hatte, haben wir sie nicht. Wir sind nicht Apostel im gleichen Sinn, denn ein Apostel musste das Merkmal aufweisen, den Auferstandenen gesehen zu haben. Das trifft auf Paulus zu.
Die Lehre der Propheten und Apostel bildet die Grundlage für die Gemeinde, schreibt Paulus im Epheserbrief. Das heißt: Wenn Paulus sich am Anfang des Römerbriefs Apostel nennt, dann ist dies kein privates Schreiben unter Freunden.
Es ist autoritatives Wort Gottes, apostolisch, und daran hat sich die Gemeinde zu halten.
Weiter sagt Paulus über sich: „Ich bin ausgesondert für das Evangelium Gottes.“ Das bedeutet, Gott hat ihn ganz bewusst in seinen Dienst genommen. Er hat ihn aus seinem bisherigen Umfeld herausgerissen und eingesetzt, um jetzt ganz dem Evangelium zu dienen.
Die Wurzeln und der Inhalt des Evangeliums
Und das Evangelium beschreibt Paulus jetzt in den nächsten Versen. Was für ein Evangelium!
In Vers 2 heißt es, dass er durch seine Propheten in heiligen Schriften vorher verheißt hat. Das Evangelium – ich weiß nicht, ob uns das so bewusst ist – kommt aus dem Alten Testament. Es hat seine Wurzeln in den Schriften, damit meint Paulus hier konkret das Alte Testament. Es wurde vorher verheißt.
Ich weiß nicht, ob du schon einmal das Alte Testament gelesen hast. Wenn man es liest, mit all den Opfern, die für die Sünden gebracht wurden, aber immer wieder gebracht werden mussten, stellt man sich irgendwann die Frage: Wo ist das Lamm? Wo ist das Lamm, das die Sünde wirklich wegnehmen kann?
Dann kommt man zum Neuen Testament, und das Neue Testament beginnt mit den Worten: Da ist das Lamm. Christus wurde im Alten Testament verheißt.
Wisst ihr, das Evangelium ist keine Utopie, die die Jünger nachträglich entworfen haben. Das glauben ja einige liberale Theologen, dass alles erst nach Ostern entstanden sei. Das Evangelium ist nicht nachträglich erfunden worden, es ist vorher verheißt worden.
Lies mal Jesaja 53, den leidenden Knecht – da ist die Rede von Jesus.
Zugleich, und das ist so wichtig, dass wir das annehmen: Das Evangelium hat eine geschichtliche Grundlage, eine heilsgeschichtliche Grundlage.
Warum ist das gerade in unserer heutigen Zeit so wichtig? Weil ich glaube, dass unser Glaube heute sehr stark emotionalisiert ist.
Jakob und ich waren vor einiger Zeit bei einem Pastorentreffen von Kölner Pastoren. Da war alles Mögliche versammelt, und es gab eine ethische Diskussion. Es kommt ja schon mal vor, dass Theologen diskutieren, und da ging es um ethische Themen.
Einer hatte eine sehr liberale Position, und der andere sagte: „Ja, aber in der Bibel steht doch das und das.“
Darauf antwortete der eine: „Ja, ich glaube aber nicht an die Bibel, ich glaube an Jesus.“
Da musste ich erst einmal nachdenken. Moment, ich glaube nicht an die Bibel, aber ich glaube an Jesus?
Die Frage, die sich mir und Jakob immer klarer stellte, ist: An welchen Jesus glaubst du? Woher weißt du, wie Jesus ist? Woher weißt du, wer er ist? Woher weißt du, was er getan hat?
Ihr Lieben, es ist vorher verheißt worden in der Schrift. Wir können Jesus kennenlernen, das Evangelium kennenlernen, weil es in der Schrift bezeugt ist.
Und das finde ich auch so ermutigend: Das, was wahr ist, ist eben nicht nur das, was ich fühle. Denn manchmal fühle ich ganz unterschiedliche Dinge.
Wie gut, dass unser Glaube eine feste Grundlage hat, ganz unabhängig von meinen Emotionen. Denn es steht da: Es wurde vorher verheißt, das Evangelium gründet sich in den Schriften.
Jesus Christus im Zentrum des Evangeliums
Worüber handelt das Evangelium? Wir lesen in den Versen drei und vier von seinem Sohn, der aus der Nachkommenschaft Davids nach dem Fleisch gekommen ist und als Sohn Gottes in Kraft gesetzt wurde. Dies geschah durch den Geist der Heiligkeit aufgrund der Totenauferstehung: Jesus Christus, unser Herr.
Ihr Lieben, im Evangelium geht es um den Sohn – um den Sohn. Es gibt kein Evangelium ohne Jesus Christus. Jedes Evangelium, das sich als solches ausgibt, aber den Menschen in den Mittelpunkt stellt, ist kein echtes Evangelium. Das Evangelium handelt vom Sohn. Er ist die zentrale Figur, die zentrale Person im Evangelium. Ohne ihn gibt es kein Evangelium.
Dieser Sohn ist als Mensch gekommen. Er hat einen Stammbaum; er ist ein Nachkomme Davids. Den Stammbaum finden wir in Matthäus 1. Er ist als Mensch gekommen, doch durch diese Abstammung vom Haus Davids wird zugleich deutlich, dass er der Messias ist. Denn der Messias musste, wie in 2. Samuel 7 beschrieben, ein Nachkomme Davids sein.
So sehen wir: Jesus ist hundert Prozent Mensch und zugleich der Messias. Weiter lesen wir, dass er auch hundert Prozent Gott ist. Durch seinen Sieg über den Tod hat er seinen Anspruch, Gottes Sohn zu sein, ein für alle Mal unter Beweis gestellt. Er hat den Tod besiegt.
Fassen wir zusammen: Jesus ist der Angekündigte, Jesus ist der als Mensch und Messias gekommene, und Jesus ist der, der siegreich über den Tod triumphiert hat. Er ist unser Herr, und um diesen Jesus geht es im Evangelium.
Gott sendet seinen lieben Sohn in die Welt, um für uns Sünder zu sterben. Er ist das Lamm, das die Sünde der Welt trägt. Er hat am Kreuz gelitten, ist gestorben und nach drei Tagen siegreich auferstanden. Das ist unser Herr. An ihn glauben wir, und er ist die zentrale Person im Evangelium.
Paulus’ Auftrag und die Gemeinde in Rom
Dann sagt Paulus weiter in Vers 5: „Durch ihn haben wir Gnade und Apostelamt empfangen, für seinen Namen zum Glaubensgehorsamen unter allen Heiden.“ Er sagt, durch Jesus habe ich Gnade empfangen. Paulus wusste genau, wie viel er in seinem früheren Leben, bevor er Christ wurde, falsch gemacht hat. Er hat Christen verfolgt. Er sagt: Jesus ist mir gnädig gewesen, er hat mir alles vergeben. Das ist das Evangelium. Und ich möchte dir sagen: Er kann dir alles vergeben. Er kann dir alles vergeben.
Paulus sagt: Ich habe Gnade empfangen, aber nicht nur das. Er will mich jetzt auch noch gebrauchen. Er hat mir das Apostelamt verliehen. Er will mich für sein Reich gebrauchen. Und Paulus hat ihn nie als selbstverständlich angesehen. Immer wieder staunt er darüber, dass Gott ausgerechnet mich gebrauchen möchte, mit dem Ziel, Heiden vom Glauben an Jesus zu überzeugen.
Die Heiden, also die Nichtjuden, sollen sich Jesus anvertrauen, aber auch ihm gehorchen. Glaube heißt auch Glaubensgehorsam, weil Jesus ja der Herr ist. Und dann spannt Paulus den Bogen zur Gemeinde in Rom, die offensichtlich größtenteils aus Heidenchristen besteht, aber nicht nur.
In Vers 6 heißt es: „Unter denen also, unter den Nationen, auch ihr seid, Berufene Jesu Christi, allen Geliebten Gottes, Berufenen Heiligen in Rom, Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“
Ihr Lieben, wenn wir jetzt noch einmal zusammenfassen, was Paulus über sich selbst, über seine Identität sagt, wie das Evangelium ihn verändert hat, aber auch, wie das Evangelium die Gläubigen in Rom verändert hat und ihnen eine neue Identität gegeben hat, dann können wir Folgendes festhalten. Das kannst du als Christ für dich festhalten. Das möchte ich dir heute auch zusprechen, weil es Gottes Wort ist.
Was sagt das Wort Gottes über deine Identität? Einmal: Du gehörst Jesus. Er hat dich erkauft. Du gehörst ihm, nicht nur zu ihm, du gehörst ihm. Du bist begnadigt, du bist beauftragt, auch mit dem Evangelium. Du bist geliebt, und du bist geheiligt. Und weißt du was? Dafür hast du nichts getan. Dafür hast du nichts getan. Das ist seine Gnade in deinem Leben. Das Evangelium bestimmt unsere Identität.
Wisst ihr, wir haben sechs Hühner im Garten. Das sind alles Legehennen. Wir haben keinen Hahn, wir wollen es uns nicht mit den Nachbarn verscherzen. Und das sind Legehennen, das heißt, ihre Aufgabe ist, sie legen Eier, und das war’s. Und wir können die Eier essen. Und irgendwann – also es sind keine Glucken, da macht man ja den Unterschied zwischen Legehennen und Glucken – Glucken sind die, die die Küken ausbrüten.
Irgendwann muss ich feststellen, eine Henne bleibt immer im Stall. Sie kommt nie raus in die Freiheit wie die anderen, sie bleibt da drin hocken. Und irgendwann bin ich reingegangen und habe geguckt, was sie da macht. Und sie denkt, sie wäre eine Glucke. Sie sitzt die ganze Zeit auf den Eiern, wo keine Küken drin sind, weil es bei uns keinen Hahn gibt. Und sie sitzt da, all die anderen essen den schönen Salat draußen, und diese Henne sitzt im Dunkeln, in der Finsternis, und glaubt, sie ist etwas, was sie nicht ist. Sie ist keine Glucke, sie ist eine Legehenne.
Weißt du was? In Bezug auf Hühner kann das humorvoll sein, aber kann es sein, dass wir uns manchmal nicht unserer Identität bewusst sind, wer wir sind? Und das bestimmt unser Verhalten, weil wir uns nicht sicher sind, wer wir eigentlich in Christus sind oder auch gerade vielleicht, wenn du Jesus noch nicht angenommen hast, was dein Leben für einen Sinn hat, wer du bist und was deine Aufgabe in dieser Welt ist.
Weißt du, ich glaube, wir Menschen kommen immer wieder mal in Identitätskrisen. So ungefähr dreimal im Leben vielleicht: Einmal in der Pubertät, da stellt man sich im Teenageralter häufig die Frage, wer bin ich eigentlich? Man hinterfragt noch einmal alles.
Dann habe ich mir sagen lassen, auch beim Eintritt ins Rentenalter, gerade wenn man sich über die Arbeit definiert hat, ja, wer bin ich? Dann hast du immer mit deiner Berufsbezeichnung geantwortet. Und plötzlich hast du das nicht mehr, und du stellst dir die Frage: Moment, was ist denn jetzt noch mein Platz in dieser Welt? Wer bin ich?
Aber vielleicht auch gerade in den Wechseljahren, so im Alter zwischen 40 und 50, Midlife Crisis genannt, machen viele Menschen in unserem Land eine Identitätskrise durch. Plötzlich muss man sich mit 40 oder 50 neu erfinden. Neuer, anderer Haarschnitt, man zieht mit 50 Teenagerklamotten an, neues Motorrad. Viele Männer entscheiden sich hier für eine neue Frau, die mindestens 20 Jahre jünger ist.
Midlife Crisis, Identitätskrise. Für einige Menschen ist das ganze Leben eigentlich eine Midlife Crisis, ein ständiger Zyklus von sich neu erfinden: Wer bin ich eigentlich? Dahinter steckt eine Identitätskrise, ich verpasse etwas. Und was ist eigentlich mein Auftrag in dieser Welt?
Ich möchte dir heute die Frage stellen: Weißt du, wer du bist? Und weißt du genau, was dein Auftrag in dieser Welt ist? Vielleicht ist das Thema für dich völlig klar, Amen, wunderbar. Aber vielleicht steckst du gerade auch in einer Sinnkrise in deinem Leben, wenn du ehrlich bist. Dir ist nicht mehr klar, wer du bist, du hast Zweifel, dir ist vielleicht nicht mehr klar, was du glaubst, was dein Auftrag ist und was für ein Sinn dein Leben hat.
Wenn du dir diese Frage stellst, möchte ich dir heute morgen eine Frage stellen: Weißt du wirklich, wer Jesus ist? Und weißt du, was das Evangelium ist und was das mit dir zu tun hat? Du kannst diesen Jesus kennenlernen, und er möchte dir wirklich eine neue Identität geben. Mehr dazu später.
Es kann aber auch sein, dass wir Christen das aus den Augen verlieren, wer wir sind. Da fangen wir an, Lügen zu glauben. Wir hören mehr auf unsere Zweifel, auf unsere Emotionen, auf unsere Empfindungen. Wir sind deprimiert über unser Versagen, kommen völlig ins Schleudern und fragen uns: Wer bin ich eigentlich?
Weißt du was? Wenn du wissen willst, wer du bist, schau nicht in den Spiegel, schau aufs Kreuz. Schau nicht in deinen Personalausweis, schau in die Bibel. Da steht, wer du bist als Christ. Wenn du wissen willst, wer du bist, beschäftige dich nicht mit Büchern zur Selbstfindung, beschäftige dich mit dem Evangelium. Beschäftige dich weniger mit Psychologie, beschäftige dich mehr mit Soteriologie, mit Heilslehre: Wer bin ich in Christus?
Wisst ihr, was ich mit dieser Henne gemacht habe, die da die ganze Zeit saß? Ich habe mir Handschuhe angezogen, weil ich Angst hatte, dass sie so um sich pickt, weil sie ja ihre Küken behalten will. Ich habe mir Handschuhe angezogen und habe sie einfach mehr oder weniger gewaltsam genommen und zurückgestellt in die Freiheit. Sie hat dann ganz komische Laute von sich gegeben, war total verwirrt, und irgendwann war sie wieder klar im Kopf.
Weißt du, mein Anliegen ist, dass das mit dieser Predigt passiert. Wenn du nicht mehr weißt als Christ, wo du gerade stehst, dass Gott dich da herausreißt, durch sein Wort dir noch einmal klar vor Augen führt: Wer bist du? Du bist geliebt, du bist beauftragt, Gott hat einen Plan für dich, du bist begnadigt.
Ihr Lieben, das ist die beste Botschaft. Lass den Kopf nicht hängen. Gott hat nur etwas mit dir vor. Schmeiß dich in seine Gnade und geh mit ihm. Zweifle nicht immer wieder neu an deiner Identität.
Die Sache mit unserer Identität ist nicht nur etwas Theoretisches, sie hat auch praktische Auswirkungen. Damit kommen wir zum zweiten Punkt: Deine Identität bestimmt dein Handeln und deine Pläne.
Der zweite Punkt lautet: Deine Pläne und das Evangelium. Ich lese hier mal die Verse 8 bis 15 vor:
„Aufs Erste danke ich meinem Gott durch Jesus Christus euer aller Wegen, dass euer Glaube verkündet wird in der ganzen Welt. Denn Gott ist mein Zeuge, dem ich in meinem Geist an dem Evangelium seines Sohnes diene, wie unablässig ich euch erwähne allezeit in meinen Gebeten, in dem ich flehe, ob es mir wohl durch den Willen Gottes endlich einmal gelingen wird, zu euch zu kommen, denn mich verlangt sehr, euch zu sehen, damit ich euch etwas geistliche Gnadengabe abgebe, um euch zu stärken, um bei euch mitgetröstet zu werden, aneinander durch den Glauben, der in dem anderen ist, sowohl euren als auch meinen.“
Vielleicht erst mal bis dahin.
Paulus dankt hier zunächst einmal für den Glauben der römischen Christen. Der wird in der ganzen Welt bezeugt. Und da nimmt er sie aber auch und uns als Leser in seine Gebete mit hinein. Er sagt: Ich habe ehrlich gesagt schon ganz oft dafür gebetet, dass ich endlich mal zu euch komme nach Rom. Es hat nie funktioniert, da kam immer etwas dazwischen. Aber es ist mein Anliegen, zu euch zu kommen.
Paulus verspricht sich von diesem Besuch in Rom ein geistliches Geben und Nehmen. Und das ist der Kern christlicher Gemeinschaft. Das Evangelium verbindet Christen, und eigentlich ist es ganz natürlich, wenn ein Christ den Wunsch hat, mit anderen Christen geistliche Gemeinschaft zu haben. Das ist natürlich, denn da kann man gegenseitig geben und nehmen, man kann einander austauschen.
Paulus denkt an Beziehungen immer in zwei Richtungen. Einmal möchte er Christen im Glauben stärken, aber Paulus – und daran denkt er auch immer wieder – möchte Nichtchristen, Ungläubige für den Glauben gewinnen.
Und da nimmt er uns hinein in seine früheren Pläne ab Vers 13:
„Ich will aber nicht, dass euch unbekannt sei, Brüder, dass ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen und bis jetzt verhindert worden bin, damit ich auch unter euch einige Frucht haben möchte wie auch unter den übrigen Nationen. Sowohl Griechen als auch Nichtgriechen, sowohl Weisen als auch Unverständigen bin ich ein Schuldner.“
Paulus sagt: Ich wollte, ich wollte so oft nach Rom kommen. Dann sagt er: Damit ich – warum? Was war sein Ziel? Damit ich auch unter euch einige Frucht haben möchte wie unter den übrigen Nationen.
Was bedeutet Frucht in diesem Zusammenhang, müssen wir uns fragen. Frucht bedeutet hier erfolgreiche Missionsarbeit. Das heißt, Paulus hatte das Ziel: Ich will nach Rom, damit ich Menschen mit Jesus zusammenbringe. Ich möchte nach Rom, um zu evangelisieren. Ich möchte nach Rom, damit ich dort Menschen für Jesus gewinne.
Und Paulus sagt, das ist eine Last für mich. Ich bin ein Schuldner, und zwar allen Menschen. Nicht nur den Intellektuellen, auch den weniger Intellektuellen, den Griechen, aber auch den Barbaren, den Vornehmen, aber auch den Unverständlichen, den Weisen.
Paulus möchte allen Menschen das Evangelium verkündigen. Und hier sehen wir, wie ihn das Evangelium verändert hat. Seine Pläne leitet er jetzt vom Evangelium ab. Er wollte schon längst nach Rom kommen, um ihnen das Evangelium zu verkündigen. Und daraus folgert er dann in Vers 15:
„Dementsprechend bin ich so viel an mir es willig, auch euch, die ihr in Rom seid, das Evangelium zu verkündigen.“
Hier stellt sich uns plötzlich die Frage, wem genau Paulus jetzt das Evangelium verkündigen möchte, wenn er sagt: „auch euch, die ihr in Rom seid.“ Er schreibt ja eigentlich an Christen. Und ich glaube, die sind auch gemeint. Was meine Behauptung am Anfang ja verstärkt: Wir Christen brauchen auch das Evangelium. Wir leben ja aus dem Evangelium.
Aber ich bin mir sicher, Paulus hat hier natürlich auch die Nichtchristen in Rom im Blick. Und das, was wir hier festhalten können von diesem Abschnitt, den ich jetzt eher überblicksmäßig weitergegeben habe: Paulus möchte mit dem Evangelium in die damalige Welthauptstadt nach Rom. Das sind seine Pläne, und das ist das, was mich an Paulus so fasziniert.
Oder wenn du die Apostelgeschichte gelesen hast: Paulus hat seine Pläne immer vom Evangelium her bestimmen lassen. Er hatte viele Pläne. Er wollte sogar nach Spanien, aber mit dem Evangelium, nicht nur zum Urlaub machen oder gar nicht zum Urlaub machen. Er wollte mit dem Evangelium nach Spanien. Er hat seine Pläne konsequent vom Evangelium abgeleitet.
Ich habe uns hier mal zwei Paar Schuhe mitgebracht, zwei Paar Schuhe, die etwas symbolisieren sollen. Dieses Paar Schuhe stelle ich mal auf den Tisch, auf dem steht „das Evangelium“, und dieses Paar Schuhe stelle ich auf den Tisch, auf dem steht „meine Pläne“.
Wisst ihr, was ich bei mir beobachtet habe und was ihr vielleicht auch bei euch beobachtet? Das sind bei uns tatsächlich manchmal zwei Paar Schuhe. Versteht ihr, was ich meine? Da schlüpfen wir in die Schuhe: Der Straßeneinsatz steht an, jetzt haben wir die Schuhe an und gehen mit dem Evangelium auf die Straße. Aber ansonsten haben wir eigentlich die Schuhe an, meine Pläne: Was mache ich mit meinem Leben? Was will ich noch erreichen? Und wir denken gar nicht in der Kategorie Evangelium. Das sind für uns irgendwie manchmal zwei Paar Schuhe.
Und für Paulus waren das eben nicht zwei Paar Schuhe. Paulus sagt, das geht immer Hand in Hand.
Meine Frage an dich ist: Was hast du noch für Pläne diesen Sommer? Vielleicht steht der Urlaub an. Genieße deinen Urlaub. Erholung hat seinen Platz. Aber wisst ihr, was ich gemerkt habe vor unserem Urlaub jetzt? Ich habe mich wieder so darauf eingestellt: Ach, endlich kommt der Urlaub, ich erhole mich. Und plötzlich ist mir bewusst geworden – das hat der Herr mir auch deutlich gemacht: André, denk jetzt mal nicht so, Hauptsache du kriegst deine Ruhe. Vielleicht hat der Herr etwas im Urlaub für dich vorbereitet. Sei zumindest bereit, immer in der Kategorie des Evangeliums mitzudenken.
Ich möchte dich ermutigen, mal mehr deine Pläne sein zu lassen. Wir machen uns so viele Pläne. Vielleicht wollen wir unsere Wohnung renovieren, unser Haus, wir wollen uns im Sportverein betätigen. Vielleicht sagst du: Ich will mir noch ein Boot kaufen, ich will beruflich weiterkommen, ich will ein weiteres Studium beginnen. Das sind ja an sich nicht unbedingt schlechte Pläne. Aber viel zu häufig haben wir das Evangelium nicht mit drin.
Lasst uns dafür beten. Und mich fasziniert das so sehr an Paulus, wie er getrieben war vom Evangelium. Das Evangelium hat seine Pläne nicht nur beeinflusst, das hat sie bestimmt. Für ihn machte ein Plan nur Sinn, wenn es da irgendwas mit dem Evangelium in Verbindung gab.
Wir machen so viele Pläne, wo das Evangelium gar nicht vorkommt, oder? Ich sage das wirklich in erster Linie zu mir heute, weil ich mich da so ertappt habe, diese beiden Schuhe mal die und mal die anzuhaben. Für Paulus waren das ein Paar Schuhe.
Ich möchte dich ermutigen: Denk deine Pläne für diesen Sommer, aber auch für den Urlaub hinaus, denk deine Pläne mal konsequent vom Evangelium her. Es geht nicht nur um unser Ausruhen, es geht darum, dass Menschen verloren werden. Und es geht darum, dass wir in der Endzeit leben und dass diese Menschen die rettende Botschaft des Evangeliums brauchen.
Was hast du für Pläne? Wo möchtest du noch das Evangelium verkündigen? Welcher Person möchtest du es aus deinem Umfeld verkündigen? Wir haben es in Bezug auf das Festival auf Hope gesagt: Jeder muss sich seine Person suchen, für die er betet.
Unabhängig davon, wann das Festival auf Hope nächstes Jahr stattfindet, mach es doch für dich. Nimm dir eine Person vor, für die du betest, wo du sagst: Das ist mein Plan, ich will mit der Person das Evangelium teilen.
Es müssen nicht nur Reisepläne sein. Wenn du materielle Investitionen tätigst, frage dich, wie du diese Investitionen für das Evangelium nutzen kannst. Vielleicht würdest du dir einen neuen Grill kaufen. Dann stell auch mal die Frage, die Nachbarn mit einzuladen. Die Männer aus der Nachbarschaft, ihr könnt den Grill nutzen fürs Evangelium.
Versteht ihr, was ich meine? Dass wir einfach nicht in der Kategorie „zwei Paar Schuhe“ denken: Das bin ich, und da mache ich mal was fürs Evangelium. Nein, immer Hand in Hand. Wie kann ich das nutzen? Das ist ein Lebensstil, oder? Das ist ein Lebensstil.
Und ich glaube, der Schlüssel, warum das für Paulus nie zwei Paar Schuhe waren, war einfach seine Ergriffenheit vom Evangelium, war seine Ergriffenheit von Jesus Christus. Und natürlich auch sein Bewusstsein, dass er einen Auftrag hat. Denn wir haben diesen Auftrag alle, diesen Auftrag haben wir alle. Und ich möchte uns ermutigen, dass wir konsequent vom Evangelium her denken.
Paulus war ergriffen, und das führt uns zum dritten und letzten Punkt: Deine Haltung zum Evangelium.
Ich lese zunächst einmal nur den Anfang von Vers 16: „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht.“
Paulus möchte das Evangelium nach Rom bringen. Er sagt: Ich will zu euch, weil ich mich nicht schäme für das Evangelium.
Da stellt sich uns die Frage: Warum muss Paulus das überhaupt erwähnen, dass er sich nicht schämt? Ja, offensichtlich, weil er davon ausgeht, dass es Leute gibt, die sich schämen. Oder dass es sogar vielleicht Leute gibt, die denken, er schäme sich.
Ihr Lieben, mit dem Evangelium kann Paulus in Rom nicht punkten. Das Evangelium ist eine Torheit. Lass uns mal die Textstellen aus dem ersten Korintherbrief lesen, 1. Korinther 1,18:
„Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden, uns aber, die wir selig werden, ist es Gotteskraft. Denn die Juden fordern Zeichen, und die Griechen fragen nach Weisheit, wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit.“
Das heißt, wenn ich gerade sagte: Paulus kann mit dem Evangelium in Rom nicht punkten, dann in dem Sinne, wenn es um sein Ansehen geht vor den Menschen. Das Evangelium ist eine Torheit, und Paulus wusste das.
Warum wusste er das? Schaut mal: Er schreibt den Römerbrief aus Korinth. Was ist vor Korinth passiert? Paulus war vorher in Philippi, da saß er für das Evangelium im Gefängnis. Dann ist er geflohen nach Thessalonich, musste Thessalonich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verlassen wegen dem Evangelium. Dann kam er nach Beröa, da konnte er auch nicht lange bleiben, er musste weiterfliehen. Dann kam er nach Athen, das war die kulturelle Welthauptstadt. Und er ist in Athen, er predigt das Evangelium auf dem Areopag, und er wird belächelt, er wird ausgelacht. Die Intellektuellen aus Athen, die Philosophen, belächeln ihn.
Diese Erfahrung hat Paulus jetzt im Hinterkopf: Mit dem Evangelium machst du dir Feinde, das ist gefährlich für dein Leben, und du wirst belächelt. Das ist die Situation von Paulus.
Jetzt könnten vielleicht einige denken: Oh, die Klatsche in Athen, das war für Paulus schon krass in der kulturellen Welthauptstadt, jetzt hat er bestimmt Minderwertigkeitskomplexe, der wird niemals in die politische Welthauptstadt nach Rom kommen.
Und wisst ihr was? Das ist die Antwort von Paulus: Er sagt, ich komme, denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, obwohl es viele Nachteile mit sich bringt. Ich komme.
Warum schämen wir uns manchmal für das Evangelium? Ich setze das jetzt mal einfach voraus, vielleicht trifft es auf dich nicht zu, dann fühle ich mich nicht angegriffen. Aber viele von uns, ich glaube, wir schämen uns manchmal, wir sind manchmal nicht mutig genug.
Vielleicht, weil wir religiösen Leuten nicht vor den Kopf stoßen wollen, weil das Evangelium ein Affront gegen alle Religiosität ist. Du sagst einem Menschen, der von sich denkt, er sei gut, weil er dreimal im Jahr in die Kirche geht: Das wird dich nicht retten, die Werke bringen dich in die Hölle. Das ist ein Affront, auch heutzutage noch.
Der andere Grund, warum wir uns heutzutage vielleicht für das Evangelium schämen, ist seine Exklusivität. Das Evangelium sagt: Nur Jesus kann retten, es gibt keinen anderen Weg. Und wir wollen nicht intolerant sein. Deswegen sagen wir lieber nichts. Da schämen wir uns doch, oder?
Vielleicht schämen wir uns einfach davor, belächelt zu werden.
Da ist ein Mädchen im Teenageralter, ich nenne sie mal Sophie. Sie geht ziemlich schlecht mit ihrer Mutter um, und genauer zusammen schämt sie sich wegen ihrer Mutter. Ihre Mutter hat eine große Narbe im Gesicht. Und Sophie schämt sich so sehr für diese Narbe, dass sie nie Freunde zu sich nach Hause einlädt, im Teenageralter.
Irgendwann fällt das der Mutter auf, und sie fragt: „Sag mal Sophie, warum lädst du eigentlich nie Freunde zu uns nach Hause ein?“ Und sie sagt: „Weißt du was, Mama, wenn ich ehrlich bin, ich lasse es jetzt mal raus: Ich schäme mich wegen deiner Narbe. Ich will nicht, dass meine Freunde sehen, dass ich so eine Mutter habe mit so einer Narbe im Gesicht.“
Die Mutter sagt: „Weißt du, Sophie, ich glaube, jetzt ist es mal an der Zeit, dass ich dir die Geschichte hinter dieser Narbe erzähle. Als du ein Baby warst, bin ich einmal kurz aus dem Haus gegangen, während du am Schlafen warst. Als ich zurückkam, sah ich, dass das Haus brannte. Ich rannte sofort rein in dein Zimmer, und in deinem Zimmer brannte es bereits. Ich habe gerade noch geschafft, dich aus der Wiege zu holen, und auf dem Weg zur Tür fiel ein Balken auf mich. Wie es nichts passiert. Aber ich habe seitdem diese Narbe im Gesicht. Sophie, ich habe diese Narbe, weil ich dein Leben gerettet habe.“
Jesus hat Narben, weil er unser Leben gerettet hat. Wie kann es sein, dass wir uns für den schämen, der sein Leben für uns gelassen hat?
Ich möchte, dass wir das neu verstehen, dass wir verstehen, dass die Narben für uns gelitten wurden und dass das Evangelium uns gerettet hat und dass wir darauf antworten, indem wir sagen: Jesus, ich werde mich immer zu dir bekennen.
Es ist doch paradox, dass wir uns für den schämen, der uns am meisten liebt.
Ich möchte dich dazu einladen, zu Jesus zu stehen, bekenne ihn. Vor deinen Arbeitskollegen bekenne ihn, in Gesprächen mit Mitschülern, mit Kommilitonen, stell dich öffentlich zu Jesus.
Weißt du, das machen wir ja auch letztendlich in der Taufe. Die Taufe ist ein öffentliches Bekenntnis: Ich gehöre zu Jesus, und ich zeige es allen.
Vielleicht sitzt du heute hier, du glaubst an Jesus, du hast dich für ihn entschieden, aber du hast deinen Glauben noch nicht in der Taufe bezeugt. Ich möchte dich ermutigen: Schäme dich nicht.
Das ist doch wieder der Punkt. Ich möchte dich ermutigen, heute eine Entscheidung zu treffen.
Am 4. Oktober ist unsere nächste Taufe. Dass du heute sagst: Ich bin dabei. Ich schäme mich nicht des Evangeliums. Ich werde es öffentlich bezeugen, dass ich den liebe, der die Narben trägt, weil er mein Leben gerettet hat.
Wenn du diese Entscheidung treffen möchtest, lade ich dich ein, heute im Anschluss an den Gottesdienst zurückzubleiben. Oft ist es hilfreich, wenn man schon mal ausspricht und jemandem sagt – weil es gibt immer Anfechtungen in Bezug auf die Taufe –, dass du das heute sagst: Ja, ich bin dabei, das ist mein Entschluss. Ich will mich zu Jesus bekennen.
Wir kommen zum letzten Part: Deine Haltung zum Evangelium – nimm es im Glauben an.
Ich lese den Rest von Vers 16 und 17:
„Ist es doch Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen, denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart, aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.“
Ihr Lieben, wir müssen verstehen, das ist die Kernaussage des Römerbriefs. Hier stellt Paulus eine These auf, eine Behauptung, eine Wahrheit, die er dann in den nächsten Kapiteln entfaltet. Aber das hier ist die Kernthese des Römerbriefs.
Und Paulus sagt: Ich schäme mich nicht des Evangeliums, weil es Gottes Kraft ist.
Wisst ihr, was hier im Griechischen für ein Wort steht? Dynamis. Und es ist wirklich so. Wir denken da vielleicht schnell an Dynamit, oder? Und nicht unberechtigt, weil das Wort Dynamit ist von dem griechischen Wort, das hier für Kraft steht, dynamisch, später abgeleitet worden.
Aber es gibt einen ganz entscheidenden Unterschied. Die Gemeinsamkeit besteht darin, dass es Kraft freisetzt – Dynamit und eben auch das Evangelium.
Aber Dynamit setzt zerstörerische Kraft frei, das Evangelium ist eine rettende Kraft. Das Evangelium kann jeden retten, der glaubt, Juden zuerst, sagt Paulus, und ebenso Griechen.
Ja, die Juden haben einen heilsgeschichtlichen Vorsprung. Jesus ist zuerst zu den Schafen Israels gegangen. Paulus ist zuerst in die Synagoge gegangen. Aber die Heiden waren immer im Blick, und das Evangelium ist universal. Es rettet jeden, der glaubt, auch dich.
Wenn du das im Glauben annimmst, rettet dich das Evangelium.
Vielleicht sollten wir aber noch die Frage klären: Inwiefern rettet das Evangelium dich?
Vers 17: „Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart, aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.“
Moment, dieser Satz überrascht im ersten Moment.
Im Evangelium wird offenbart die Gerechtigkeit Gottes.
Wenn hier stehen würde: Im Evangelium wird offenbart die Liebe Gottes, könnten wir das gut verstehen, oder?
Wenn hier stehen würde: Im Evangelium wird offenbart die Gnade Gottes, könnten wir das gut verstehen.
Aber hier steht: Im Evangelium wird offenbart die Gerechtigkeit Gottes.
Das heißt, Gott ist gerecht. Gott ist gerecht. Gott kann kein Auge zudrücken bei Sünde. Dann wäre er kein guter Gott, wenn er das machen würde.
Aber bezieht sich diese Aussage – das ist die entscheidende Frage – nur auf Gottes gerechtes oder richtendes Handeln?
Darauf ist ja in dieser Frage Martin Luther kaputtgegangen.
Ich will euch mal abschließend hier auch in seine Gefühlswelt mitnehmen.
Martin Luther schreibt – das ist übrigens der Vers, durch den er sich bekehrt hat, Römer 1,17:
„Denn ich hasste dieses Wort Gerechtigkeit Gottes, welches sich nach der üblichen Gewohnheit aller Doktoren gelehrt worden war, durch die Gott gerecht ist und Sünder wie Ungerechtes straft.
Ich aber fühlte mich, obwohl ich als Mönch untadelig lebte, vor Gott als Sünder und unruhig in meinem Gewissen und konnte nicht hoffen, dass ich durch meine Genugtuung versöhnt sei.
Ich liebte den gerechten Gott, der Sünder straft, nicht. Ich hasste ihn.
Muss Gott durch das Evangelium Leid auf Leid fügen und uns auch durch das Evangelium seine Gerechtigkeit und seinen Zorn androhen?
So raste ich in meinem verwirrten Gewissen, pochte aber trotzdem ungestüm an dieser Stelle bei Paulus an, indem ich vor Durst brannte, zu wissen, was der heilige Paulus wollte.“
Schaut mal: Luther hat es als Mönch so sehr versucht, Gott zu gefallen. Er war ständig beim Beichten, weil er wieder einen schlechten Gedanken hatte. Sein Gewissen hat ihn geplagt, und der Maßstab Gottes war einfach so hoch. Und er wollte es irgendwie schaffen. Er wollte es so sehr. Er wollte verstehen, wie Gott es meint.
Und dann hat Luther diese entscheidende Entdeckung gemacht.
Wisst ihr was? Hier ist ja immer wieder auch vom Glauben die Rede in Römer 1,17.
Dann hat er festgestellt, Gott hat ihm die Augen geöffnet für den Zusammenhang mit der Gerechtigkeit Gottes.
Gerechtigkeit Gottes ist nicht nur die Gerechtigkeit Gottes als sein Wesen gemeint, dass er gerecht ist, sondern damit ist auch gemeint, dass Gott gerecht macht, dass Gott den Glaubenden, den Sünder, der glaubt, gerecht spricht, dass er sagt: Ich erkläre dich jetzt per richterlichem Dekret für gerecht.
Wie kann Gott das machen? Wie kann Gott das machen?
Das kann er nur machen, weil sein Sohn auf die Welt gekommen ist. Er hat alle Maßstäbe des Gesetzes erfüllt. Er hat vollkommen gerecht gelebt, ohne Sünde, und ist ans Kreuz gegangen und hat unsere Sünde auf sich genommen.
Und der einzige Schlüssel, durch den wir die Gerechtigkeit Gottes empfangen können, ist, wenn wir voll und ganz auf Jesus setzen.
Er ist unsere Gerechtigkeit. Er hat alles vollbracht. Wir können es nie selbst schaffen. Jesus hat alles getan.
Das ist die wunderbare Nachricht des Evangeliums: Gott spricht Sünder gerecht, wenn sie glauben.
Weißt du was? Vielleicht steckst du in einem ähnlichen Kampf wie Martin Luther. Dein Gewissen macht dich fertig, vielleicht momentan. Du siehst all deine Unzulänglichkeiten. Du weißt, du hast keine saubere Weste. Da ist Schuld in deinem Leben.
Vielleicht ist es eine Abtreibung vor vielen Jahren gewesen, vielleicht ist es ein Ehebruch, vielleicht eine Lebenslüge und sicherlich vieles mehr.
Da häuft sich in unserem Leben so viel Schuld an. Und du stehst hier und bekommst die Maßstäbe Gottes mit und sagst: Ich schaffe es nicht.
Weißt du was? Herzlichen Glückwunsch, das ist schon mal eine sehr gute Erkenntnis: Ich schaffe es nicht.
Aber bleib da nicht stehen, denn das ist ja noch nicht die Lösung, sondern setz völlig auf Christus und sag heute: Ich vertraue mich Christus an, ich glaube ihm. Ich glaube, dass das, was in seinem Wort steht, dass er für meine Sünden gestorben ist und dass seine Gerechtigkeit mir angerechnet wird, wenn ich darauf setze.
Und dazu lade ich dich heute ein.
Weißt du, dann kannst du das Lied mitsingen:
„Mutig komme ich vor den Thron,
freigesprochen durch den Sohn,
dein Blut macht mich rein,
du nennst mich ganz dein,
in deinen Armen darf ich sein.“
Ich lade dich ein, diese Entscheidung heute zu treffen: Komm zu Jesus.
Und Jesus sagt: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.
Ich lade dich ein, nach dem Gottesdienst zurückzubleiben, wenn du diese Entscheidung treffen möchtest.
Wenn du im Livestream dabei bist, dann kannst du sie persönlich einfach in einem Gebet treffen, indem du Jesus deine Sünden bekennst und ihn bittest, in dein Leben zu kommen, deine Sünden zu vergeben, indem du auf seine Gerechtigkeit setzt.
Das ist die Schönheit des Evangeliums. Nimm sie auch für dich an.
Amen.
Die Freiheit in Christus erkennen
Wisst ihr, was ich mit dieser Hand gemacht habe, die da die ganze Zeit saß? Ich habe mir Handschuhe angezogen, weil ich Angst hatte, dass sie sich verletzt. Sie wollte ja ihre Küken behalten. Also habe ich mir Handschuhe angezogen, sie mehr oder weniger gewaltsam genommen und zurück in die Freiheit gesetzt. Dabei hat sie ganz komische Laute von sich gegeben und war total verwirrt. Doch irgendwann war sie wieder klar im Kopf.
Weißt du, mein Anliegen ist, dass genau das mit dieser Predigt passiert. Wenn du als Christ nicht mehr weißt, wo du stehst, dann soll Gott sich durch seine Worte in dein Leben einbringen. Er soll dir noch einmal klar vor Augen führen: Wer bist du? Du bist geliebt, du bist beauftragt, Gott hat einen Plan für dich, du bist begnadigt.
Ihr Lieben, das ist die beste Botschaft. Lass den Kopf nicht hängen! Gott hat nur Gutes mit dir vor. Schmeiß dich in seine Gnade, geh mit ihm und zweifle nicht immer wieder neu an deiner Identität.
Die Sache mit unserer Identität ist nicht nur etwas Theoretisches. Sie hat auch praktische Auswirkungen. Damit kommen wir zum zweiten Punkt: Meine Identität bestimmt auch mein Handeln und meine Pläne.
Deine Pläne und das Evangelium
Der zweite Punkt lautet: Deine Pläne und das Evangelium. Ich lese hier einmal die Verse 8 bis 15 vor. Da heißt es:
„Zunächst danke ich meinem Gott durch Jesus Christus für euch alle, weil euer Glaube in der ganzen Welt verkündet wird. Denn Gott ist mein Zeuge, dem ich in meinem Geist diene, indem ich das Evangelium seines Sohnes verkünde. Unablässig erwähne ich euch allezeit in meinen Gebeten und flehe, ob es mir wohl durch den Willen Gottes endlich einmal gelingen wird, zu euch zu kommen. Denn mich verlangt sehr, euch zu sehen, damit ich euch eine geistliche Gnadengabe gebe, um euch zu stärken und bei euch mitgetröstet zu werden durch den Glauben, der in euch allen ist, ebenso wie in mir.“
Vielleicht erst einmal bis hierhin.
Paulus dankt hier zunächst für den Glauben der römischen Christen, der in der ganzen Welt bezeugt wird. Dabei nimmt er sie, aber auch uns als Leser, in seine Gebete mit hinein. Er sagt, dass er schon oft dafür gebetet hat, endlich einmal nach Rom zu kommen. Es hat bisher nie funktioniert, es kam immer etwas dazwischen. Aber es ist sein Anliegen, zu ihnen zu kommen. Paulus verspricht sich von diesem Besuch in Rom ein geistliches Geben und Nehmen. Das ist der Kern christlicher Gemeinschaft: Das Evangelium verbindet Christen. Es ist ganz natürlich, wenn ein Christ den Wunsch hat, mit anderen Christen geistliche Gemeinschaft zu haben. Dort kann man sich gegenseitig geben und nehmen, sich austauschen.
Paulus denkt Beziehungen immer in zwei Richtungen. Einerseits möchte er Christen im Glauben stärken, andererseits möchte er Nichtchristen, Ungläubige, für den Glauben gewinnen. Und dabei nimmt er uns mit in seine früheren Pläne, ab Vers 13:
„Ich will aber nicht, dass ihr es nicht wisst, Brüder, dass ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen, und bis jetzt verhindert worden bin, damit ich auch unter euch einige Frucht habe, wie auch unter den übrigen Nationen. Sowohl Griechen als auch Nichtgriechen, sowohl Weisen als auch Unverständigen bin ich ein Schuldner.“
Paulus sagt also: Ich wollte so oft nach Rom kommen. Dann sagt er: Warum? Was war sein Ziel? Damit ich auch unter euch einige Frucht habe, wie unter den übrigen Nationen. Was bedeutet „Frucht“ in diesem Zusammenhang? Wir müssen uns fragen: Frucht bedeutet hier erfolgreiche Missionsarbeit. Paulus hatte das Ziel, nach Rom zu kommen, um Menschen mit Jesus zusammenzubringen. Er wollte evangelisieren und Menschen für Jesus gewinnen.
Paulus sagt, das ist eine Last für ihn. Er fühlt sich allen Menschen verpflichtet, nicht nur den Intellektuellen, sondern auch den weniger Intellektuellen, den Griechen, aber auch den Barbaren, den Vornehmen, aber auch den Unverständigen. Paulus möchte allen Menschen das Evangelium verkündigen. Hier sehen wir, wie ihn das Evangelium verändert hat. Seine Pläne leitet er jetzt vom Evangelium ab. Er wollte schon längst nach Rom kommen, um ihnen das Evangelium zu verkündigen. Daraus folgt in Vers 15:
„Dementsprechend bin ich so viel an mir gewillt, auch euch, die ihr in Rom seid, das Evangelium zu verkündigen.“
Hier stellt sich uns plötzlich die Frage: Wem genau möchte Paulus jetzt das Evangelium verkündigen, wenn er sagt „auch euch, die ihr in Rom seid“? Er schreibt ja eigentlich an Christen. Ich glaube, diese sind auch gemeint, was meine Behauptung am Anfang verstärkt: Wir Christen brauchen auch das Evangelium, wir leben ja aus dem Evangelium. Aber ich bin mir sicher, Paulus hat hier natürlich auch die Nichtchristen in Rom im Blick.
Was wir aus diesem Abschnitt festhalten können, den ich jetzt eher überblicksartig weitergegeben habe: Paulus möchte mit dem Evangelium in die damalige Welthauptstadt Rom. Das sind seine Pläne, und das fasziniert mich an Paulus sehr.
Wenn man die Apostelgeschichte gelesen hat, weiß man: Paulus hat seine Pläne immer vom Evangelium her bestimmen lassen. Er hatte viele Pläne, er wollte sogar nach Spanien. Aber nicht nur zum Urlaub machen, sondern mit dem Evangelium. Er hat seine Pläne konsequent vom Evangelium abgeleitet.
Ich habe uns hier zwei Paar Schuhe mitgebracht, die etwas symbolisieren sollen. Dieses Paar Schuhe stelle ich auf den Tisch mit dem Schild „Das Evangelium“, und dieses Paar Schuhe stelle ich auf den Tisch mit dem Schild „Meine Pläne“.
Wisst ihr, was ich bei mir beobachtet habe und vielleicht auch bei euch? Das sind bei uns tatsächlich manchmal zwei Paar Schuhe. Versteht ihr, was ich meine? Da schlüpfen wir in die Schuhe für den Straßeneinsatz, ziehen sie an und gehen mit dem Evangelium auf die Straße. Aber ansonsten tragen wir eigentlich die Schuhe „Meine Pläne“. Wir fragen: Was mache ich mit meinem Leben? Was will ich noch erreichen? Und wir denken gar nicht in der Kategorie Evangelium. Das sind für uns irgendwie manchmal zwei Paar Schuhe.
Für Paulus waren das eben nicht zwei Paar Schuhe. Paulus sagt, das geht immer Hand in Hand.
Meine Frage ist: Was hast du noch für Pläne in diesem Sommer? Vielleicht steht der Urlaub an. Genieße deinen Urlaub, Erholung hat seinen Platz. Aber wisst ihr, was ich vor unserem Urlaub gemerkt habe? Ich habe mich darauf eingestellt: „Endlich kommt der Urlaub, ich erhole mich.“ Und plötzlich wurde mir bewusst, dass der Herr mir das auch deutlich gemacht hat: „André, denk jetzt mal nicht, Hauptsache du kriegst deine Ruhe. Vielleicht hat der Herr etwas im Urlaub für dich vorbereitet.“ Sei zumindest bereit, immer in der Kategorie des Evangeliums mitzudenken.
Ich möchte dich ermutigen, mal mehr deine Pläne sein zu lassen. Wir machen uns so viele Pläne. Vielleicht wollen wir unsere Wohnung renovieren, unser Haus, wir wollen uns im Sportverein betätigen, vielleicht sagst du: Ich will mir noch ein Boot kaufen, ich will beruflich weiterkommen, ich will ein weiteres Studium beginnen. Das sind an sich nicht unbedingt schlechte Pläne, aber viel zu häufig haben wir das Evangelium nicht mit drin.
Lasst uns dafür beten. Mich fasziniert so sehr an Paulus, wie er vom Evangelium getrieben war. Das Evangelium hat seine Pläne nicht nur beeinflusst, es hat sie bestimmt. Für ihn machte ein Plan nur Sinn, wenn er mit dem Evangelium in Verbindung stand.
Wir machen so viele Pläne, in denen das Evangelium gar nicht vorkommt, oder? Ich sage das wirklich in erster Linie zu mir heute, weil ich mich da so ertappt habe, diese beiden Schuhe mal die einen, mal die anderen anzuhaben. Für Paulus war das ein Paar Schuhe.
Ich möchte dich ermutigen: Denk deine Pläne für diesen Sommer, aber auch für den Urlaub hinaus, konsequent vom Evangelium her. Es geht nicht nur um unser Ausruhen, es geht darum, dass Menschen verloren sind. Wir leben in der Endzeit, und diese Menschen brauchen die rettende Botschaft des Evangeliums.
Was hast du für Pläne? Wo möchtest du noch das Evangelium verkündigen? Welcher Person möchtest du es aus deinem Umfeld verkündigen?
Wir haben es in Bezug auf das Festival „Hope“ gesagt: Jeder muss sich seine Person suchen, für die er betet. Unabhängig davon, wann das Festival „Hope“ nächstes Jahr stattfindet, mach es doch für dich. Nimm dir eine Person vor, für die du betest, und sag: Das ist mein Plan, ich will mit dieser Person das Evangelium teilen.
Es müssen nicht nur Reisepläne sein. Wenn du materielle Investitionen tätigst, frage dich, wie du diese Investitionen für das Evangelium nutzen kannst. Vielleicht willst du dir einen neuen Grill kaufen. Dann stell auch mal die Frage, ob du die Nachbarn mit einladen kannst. Die Männer aus der Nachbarschaft, ihr könnt den Grill nutzen fürs Evangelium.
Versteht ihr, was ich meine? Dass wir nicht in der Kategorie „zwei Paar Schuhe“ denken. Das bin ich, und da mache ich mal etwas fürs Evangelium – immer Hand in Hand. Wie kann ich das nutzen? Das ist ein Lebensstil, oder? Das ist ein Lebensstil.
Ich glaube, der Schlüssel, warum das für Paulus nie zwei Paar Schuhe waren, war seine Ergriffenheit vom Evangelium, seine Ergriffenheit von Jesus Christus. Und natürlich auch sein Bewusstsein, dass er einen Auftrag hat. Diesen Auftrag haben wir alle. Diesen Auftrag haben wir alle.
Ich möchte uns ermutigen, konsequent vom Evangelium her zu denken. Paulus war ergriffen, und das führt uns zum dritten und letzten Punkt: Deine Haltung zum Evangelium.
Deine Haltung zum Evangelium
Ich lese zunächst nur den Anfang von Vers sechzehn: Paulus sagt, „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht.“ Paulus möchte das Evangelium nach Rom bringen. Er sagt: „Ich will zu euch, weil ich mich nicht schäme für das Evangelium.“
Da stellt sich uns die Frage: Warum muss Paulus überhaupt erwähnen, dass er sich nicht schämt? Offensichtlich, weil er davon ausgeht, dass es Leute gibt, die sich schämen. Oder vielleicht gibt es sogar Leute, die denken, er schäme sich. Ihr Lieben, mit dem Evangelium kann Paulus in Rom nicht punkten. Das Evangelium ist eine Torheit.
Lass uns mal die Textstelle aus dem ersten Korintherbrief lesen, 1. Korinther 1,18: „Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist es Gotteskraft. Denn die Juden fordern Zeichen und die Griechen fragen nach Weisheit; wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit.“
Das heißt, wenn ich gerade sagte, Paulus kann mit dem Evangelium in Rom nicht punkten, dann in dem Sinne, wenn es um sein Ansehen vor den Menschen geht. Das Evangelium ist eine Torheit – und Paulus wusste das.
Warum wusste er das? Schaut mal: Er schreibt den Römerbrief aus Korinth. Was ist vor Korinth passiert? Paulus war vorher in Philippi. Dort saß er für das Evangelium im Gefängnis. Dann ist er nach Thessalonich geflohen und musste die Stadt in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verlassen – wegen des Evangeliums. Danach kam er nach Beröa, konnte dort aber auch nicht lange bleiben und musste weiterziehen.
Dann kam er nach Athen, das war die kulturelle Welthauptstadt. Dort predigte er das Evangelium auf dem Areopag und wurde belächelt, ausgelacht. Die Intellektuellen aus Athen, die Philosophen, belächelten ihn.
Diese Erfahrung hat Paulus im Hinterkopf: Mit dem Evangelium machst du dir Feinde, das ist gefährlich für dein Leben, und du wirst belächelt. Das ist die Situation von Paulus.
Jetzt könnten vielleicht einige denken: „Oh, die Klatsche in Athen war für Paulus schon krass, in der kulturellen Welthauptstadt. Jetzt hat er bestimmt Minderwertigkeitskomplexe. Der wird niemals in die politische Welthauptstadt Rom kommen.“
Und wisst ihr was? Das ist die Antwort von Paulus: Er sagt, „Ich komme, denn ich schäme mich des Evangeliums nicht.“ Obwohl es viele Nachteile mit sich bringt, kommt er.
Warum schämen wir uns manchmal für das Evangelium? Ich setze das jetzt mal einfach voraus. Vielleicht trifft es auf dich nicht zu, dann fühle dich nicht angegriffen. Aber viele von uns, ich glaube, wir schämen uns manchmal. Wir sind manchmal nicht mutig genug.
Vielleicht, weil wir religiösen Leuten nicht vor den Kopf stoßen wollen. Denn das Evangelium ist ein Affront gegen alle Religiosität. Du sagst einem Menschen, der von sich denkt, er sei gut, weil er dreimal im Jahr in die Kirche geht: Das wird dich nicht retten. Die Werke bringen dich in die Hölle. Das ist ein Affront – auch heutzutage noch.
Der andere Grund, warum wir uns heute vielleicht für das Evangelium schämen, ist seine Exklusivität. Das Evangelium sagt: Nur Jesus kann retten. Es gibt keinen anderen Weg. Und wir wollen nicht intolerant sein. Deshalb sagen wir lieber nichts. Da schämen wir uns doch, oder?
Vielleicht schämen wir uns einfach davor, belächelt zu werden.
Da ist ein Mädchen im Teenageralter, ich nenne sie mal Sophie. Sie geht ziemlich schlecht mit ihrer Mutter um. Genauer gesagt: Sie schämt sich wegen ihrer Mutter. Ihre Mutter hat eine große Narbe im Gesicht. Sophie schämt sich so sehr dafür, dass sie nie Freunde zu sich nach Hause einlädt – und das im Teenageralter.
Irgendwann fällt das der Mutter auf, und sie fragt: „Sag mal, Sophie, warum lädst du eigentlich nie Freunde zu uns nach Hause ein?“ Sophie sagt: „Weißt du was, Mama, wenn ich ehrlich bin, ich lasse es jetzt mal raus: Ich schäme mich wegen deiner Narbe. Ich will nicht, dass meine Freunde sehen, dass ich so eine Mutter habe, mit so einer Narbe im Gesicht.“
Die Mutter sagt: „Weißt du was, Sophie, ich glaube, jetzt ist es mal an der Zeit, dass ich dir die Geschichte hinter dieser Narbe erzähle. Als du ein Baby warst, bin ich einmal kurz aus dem Haus gegangen, während du geschlafen hast. Als ich zurückkam, sah ich, dass das Haus brannte. Ich rannte sofort rein in dein Zimmer, und in deinem Zimmer brannte es bereits. Ich habe gerade noch geschafft, dich aus der Wiege zu holen. Auf dem Weg zur Tür fiel ein Balken auf mich – ich wurde verletzt, aber es ist nichts Schlimmeres passiert. Seitdem habe ich diese Narbe im Gesicht.“
Sophie, ich habe diese Narbe, weil ich dein Leben gerettet habe.
Jesus hat Narben, weil er unser Leben gerettet hat. Wie kann es sein, dass wir uns für den schämen, der sein Leben für uns gelassen hat?
Ich möchte, dass wir das neu verstehen: Dass wir verstehen, dass die Narben für uns gelitten wurden und dass das Evangelium uns gerettet hat. Und dass wir darauf antworten, indem wir sagen: „Jesus, ich werde mich immer zu dir bekennen.“
Es ist doch paradox, dass wir uns für den schämen, der uns am meisten liebt.
Ich möchte dich dazu einladen, zu Jesus zu stehen. Bekenne ihn vor deinen Arbeitskollegen, in Gesprächen mit Mitschülern, mit Kommilitonen. Stell dich öffentlich zu Jesus.
Weißt du, das machen wir ja auch letztendlich in der Taufe. Die Taufe ist ein öffentliches Bekenntnis: „Ich gehöre zu Jesus, und ich zeige es allen.“
Vielleicht sitzt du heute hier, du glaubst an Jesus, hast dich für ihn entschieden, aber hast deinen Glauben noch nicht in der Taufe bezeugt. Ich möchte dich ermutigen: Schäm dich nicht.
Das ist doch wieder der Punkt. Ich möchte dich ermutigen, heute eine Entscheidung zu treffen.
Am 4. Oktober ist unsere nächste Taufe. Sage heute: „Ich bin dabei. Ich schäme mich nicht des Evangeliums. Ich werde es öffentlich bezeugen, dass ich den liebe, der die Narben trägt, weil er mein Leben gerettet hat.“
Wenn du diese Entscheidung treffen möchtest, lade ich dich ein, heute im Anschluss an den Gottesdienst zurückzubleiben. Oft ist es hilfreich, wenn man es schon mal ausspricht und jemandem sagt, weil es immer Anfechtungen in Bezug auf die Taufe gibt. Sage heute: „Ja, ich bin dabei. Das ist mein Entschluss. Ich will mich zu Jesus bekennen.“
Wir kommen zum letzten Teil: Deine Haltung zum Evangelium – nimm es im Glauben an.
Deine Haltung zum Evangelium: Nimm es im Glauben an
Ich lese den Rest von Vers sechzehn und siebzehn: "Ist es doch Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen; denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart, aus Glauben zu glauben, wie geschrieben steht: Der Gerechte aber wird aus Glauben leben."
Ihr Lieben, wir müssen verstehen: Das ist die Kernaussage des Römerbriefs. Hier stellt Paulus eine These auf, eine Behauptung, eine Wahrheit, die er dann in den nächsten Kapiteln entfaltet. Das werden wir bei den nächsten Predigten sehen. Aber das hier ist die Kernthese des Römerbriefs.
Paulus sagt: "Ich schäme mich nicht des Evangeliums, weil es Gottes Kraft ist." Wisst ihr, was hier im Griechischen für ein Wort steht? Dynamis. Und es ist wirklich so: Wir denken da vielleicht schnell an Dynamit, oder? Und nicht unberechtigt, denn das Wort Dynamit ist von dem griechischen Wort abgeleitet, das hier für Kraft steht, dynamisch.
Aber es gibt einen ganz entscheidenden Unterschied. Die Gemeinsamkeit besteht darin, dass es Kraft freisetzt – Dynamit und eben auch das Evangelium. Aber Dynamit setzt zerstörerische Kraft frei, das Evangelium ist eine rettende Kraft. Das Evangelium kann jeden retten, der glaubt, Juden zuerst, sagt Paulus, und ebenso Griechen.
Ja, die Juden haben einen heilsgeschichtlichen Vorsprung. Jesus ist zuerst zu den Schafen Israels gegangen, Paulus ist zuerst in die Synagoge gegangen. Aber die Heiden waren immer im Blick, und das Evangelium ist universal. Es rettet jeden, der glaubt – auch dich. Wenn du das im Glauben annimmst, rettet dich das Evangelium.
Vielleicht sollten wir aber noch die Frage klären: Inwiefern rettet das Evangelium dich?
Vers 17: "Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart, aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: Der Gerechte aber wird aus Glauben leben."
Moment, dieser Satz überrascht im ersten Moment. Im Evangelium wird offenbart die Gerechtigkeit Gottes. Wenn da stehen würde: "Im Evangelium wird offenbart die Liebe Gottes", könnten wir das gut verstehen, oder? Wenn da stehen würde: "Im Evangelium wird offenbart die Gnade Gottes", könnten wir das ebenfalls gut verstehen. Aber hier steht: "Im Evangelium wird offenbart die Gerechtigkeit Gottes."
Das heißt: Gott ist gerecht. Gott kann kein Auge zudrücken bei Sünde. Dann wäre er kein guter Gott, wenn er das machen würde. Aber bezieht sich diese Aussage – das ist die entscheidende Frage – nur auf Gottes gerechtes oder damit ja auch richtendes Handeln? In dieser Frage ist Martin Luther kaputtgegangen.
Ich will euch mal abschließend hier auch in seine Gefühlswelt mitnehmen. Martin Luther schreibt – das ist übrigens der Vers, durch den er sich bekehrt hat, Römer 1,17:
"Ich hasste dieses Wort 'Gerechtigkeit Gottes', welches sich nach der üblichen Gewohnheit aller Doktoren gelehrt worden war, nämlich dass Gott gerecht ist und Sünder wie Ungerechte straft. Ich aber fühlte mich, obwohl ich als Mönch untadelig lebte, vor Gott als Sünder und unruhig in meinem Gewissen und konnte nicht hoffen, dass ich durch meine Genugtuung versöhnt sei. Ich liebte den gerechten Gott, der Sünder straft, nicht; ich hasste ihn. Muss Gott durch das Evangelium Leid auf Leid fügen und uns auch durch das Evangelium seine Gerechtigkeit und seinen Zorn androhen? So raste ich in meinem verwirrten Gewissen, pochte aber trotzdem ungestüm an dieser Stelle bei Paulus an, indem ich vor Durst brannte, zu wissen, was der heilige Paulus wollte."
Schaut mal: Luther hat es als Mönch so sehr versucht, Gott zu gefallen. Er war ständig beichten, weil er wieder einen schlechten Gedanken hatte. Sein Gewissen hat ihn geplagt, und der Maßstab Gottes war einfach so hoch. Er wollte es irgendwie schaffen, er wollte es so sehr. Er wollte verstehen, wie Gott es meint.
Und dann hat Luther diese entscheidende Entdeckung gemacht. Wisst ihr was? Hier ist ja immer wieder auch vom Glauben die Rede in Römer 1,17. Dann hat er festgestellt: Gott hat ihm die Augen geöffnet für den Zusammenhang mit der Gerechtigkeit Gottes. Es ist nicht nur die Gerechtigkeit Gottes als sein Wesen gemeint, dass er gerecht ist, sondern damit ist auch gemeint, dass Gott gerecht macht, dass Gott den Glaubenden, den Sünder, gerecht spricht. Dass er sagt: Ich erkläre dich jetzt per richterlichem Dekret für gerecht.
Wie kann Gott das machen? Wie kann Gott das machen? Das kann er nur machen, weil sein Sohn auf die Welt gekommen ist. Er hat alle Maßstäbe des Gesetzes erfüllt, er hat vollkommen gerecht gelebt, ohne Sünde, und ist ans Kreuz gegangen und hat unsere Sünde auf sich genommen. Und der einzige Schlüssel, durch den wir die Gerechtigkeit Gottes empfangen können, ist, wenn wir voll und ganz auf Jesus setzen.
Er ist unsere Gerechtigkeit. Er hat alles vollbracht. Wir können es nie selbst schaffen. Jesus hat alles getan. Das ist die wunderbare Nachricht des Evangeliums: Gott spricht Sünder gerecht, wenn sie glauben.
Weißt du was? Vielleicht steckst du in einem ähnlichen Kampf wie Martin Luther. Dein Gewissen macht dich fertig, vielleicht momentan. Du siehst all deine Unzulänglichkeiten. Du weißt, du hast keine saubere Weste. Da ist Schuld in deinem Leben. Vielleicht ist es eine Abtreibung vor vielen Jahren gewesen, vielleicht ist es ein Ehebruch, vielleicht eine Lebenslüge und sicherlich vieles mehr.
Da häuft sich in unserem Leben so viel Schuld an. Und du stehst hier und bekommst die Maßstäbe Gottes mit und sagst: Ich schaffe es nicht. Weißt du was? Herzlichen Glückwunsch, das ist schon mal eine sehr gute Erkenntnis: Ich schaffe es nicht.
Aber bleib da nicht stehen, denn das ist ja noch nicht die Lösung. Sondern setz völlig auf Christus und sag heute: Ich vertraue mich Christus an, ich glaube ihm. Ich glaube, dass das, was in seinem Wort steht, wahr ist – dass er für meine Sünden gestorben ist und dass seine Gerechtigkeit mir angerechnet wird, wenn ich darauf setze.
Und dazu lade ich dich heute ein.
Weißt du, dann kannst du das Lied mitsingen: "Mutig komme ich vor den Thron, freigesprochen durch den Sohn, dein Blut macht mich rein, du nennst mich ganz dein, in deinen Armen darf ich sein."
Ich lade dich ein, diese Entscheidung heute zu treffen: Komm zu Jesus. Und Jesus sagt: "Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen."
Ich lade dich ein, nach dem Gottesdienst zurückzubleiben, wenn du diese Entscheidung treffen möchtest. Wenn du im Livestream dabei bist, dann kannst du sie persönlich einfach in einem Gebet treffen. Bekenne Jesus deine Sünden und bitte ihn, in dein Leben zu kommen, deine Sünden zu vergeben, indem du auf seine Gerechtigkeit setzt.
Das ist die Schönheit des Evangeliums. Nimm sie auch für dich an. Amen.