Einleitende Gedanken
In einem Interview macht Dan Brown deutlich, dass er mehr als nur einen spannenden und unterhaltsamen Thriller schreiben wollte. Er wurde gefragt: Das Thema dieses Romans könnte als kontrovers betrachtet werden. Haben Sie Angst vor den Auswirkungen? Meine Hoffnung für Sakrileg war – über die reine Unterhaltungsebene hinaus –, dass das Buch dem Leser die Tür öffnen möge, um mit eigenen Nachforschungen anzufangen, und das Interesse an Themen des Glaubens neu zu entfachen. [1]
Eigentlich keine schlechte Mission, die Dan Brown verfolgt. Es ist sehr wünschenswert, wenn populäre Bücher dazu beitragen, dass der Glaube wieder zum Thema wird. Das Problem ist nur, dass Dan Brown die falschen Türen öffnet. Er öffnet Türen zu ausweglosen Labyrinthen. Er führt den Leser auf eine komplett verkehrte Fährte. Das ist, wie wenn ich jemanden nach Amerika schicke, um das Matterhorn zu suchen. Wie soll ein Leser bei diesen verwirrenden und unsachgemässen Behauptungen Nachforschungen anstellen können? Wie soll er z.B. die Dokumente finden, die im Roman erwähnt werden? Was nützt es, wenn man das Interesse am Glauben entfacht, indem man die Fundamente des christlichen Glaubens zerstört?
Das Wort von Jesus über die Pharisäer gilt auch hier. Jesus sagte den Jüngern: „Lasst sie! Sie sind blinde Blindenführer, und wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in die Grube.“ Matthäus 15, 14.
Heute werden wir uns mit einer weiteren zentralen Behauptung des Romans beschäftigen. Es geht um Konstantin und die verfälschten Evangelien. In meinen Augen ist das der Generalangriff auf den christlichen Glauben. Übrigens, müssen Sie weder das Buch lesen, noch den Film ansehen, damit Sie der Predigtreihe folgen können.
I. Sollte Konstantin geschrieben haben?
Konstantin der Grosse, ein römischer Kaiser, lebte von 270 – 337. Am 28. Oktober 312 kam es zur Schlacht an der Milvischen Brücke in Rom gegen Maxentius (um 279 - 312) in der Konstantin seine Herrschaft über den Westen des römischen Reiches sicherstellen wollte. Am Abend vor der Schlacht ereignete sich nach zeitgenössischen Berichten die Vision des Konstantin, in der er das Christusmonogramm sah: "in hoc signo vinces" - "in diesem Zeichen wirst du siegen!" Kostantin liess das Zeichen auf den Standarten anbringen und gewann den Kampf. Er war davon überzeugt, dass ihn der Christengott zum Sieg geführt hat. Ab 312 traf er deshalb Anordnungen, die Christenverfolgungen im Reich einzustellen und enteignetes Kirchengut zurückzugeben. Dieser Umbruch zur Zeit Konstantin – man spricht auch von der konstantinischen Wende – war der Wendepunkt in der Geschichte des Christentums, der bis heute das Christentum prägt.
Offen gesagt bin ich kein Freund der konstantinischen Wende, denn die Kirche schloss damals eines ihrer verhängnisvollen und wesensfremden Bündisse mit der irdischen Macht. Die Kirche erhielt viele Rechte, Privilegien und Vermögen, verpflichtete sich aber dafür, die weltliche Macht zu stützen und damit auch deren teilweise recht zweifelhaften Mittel. Die Kirche nahm auch den Staat zur Bestrafung ihrer eigenen Abweichler in Anspruch. Ich würde Dan Brown auch darin zustimmen, dass Konstantin mit dieser Entwicklung nicht einfach ein geistlichen Anliegen verfolgte, sondern, dass dahinter knallhartes politisches Kalkül steckte. Konstantin ging es um die Einheit im Reich und um Machterhalt.
Dan Brown schreibt Konstantin aber einen noch ganz anderen, für Fachleute erstaunlichen Verdienst zu. Er hätte das Neue Testament massgeblich zusammengestellt. Er behauptet: „Es gab mehr als achtzig Evangelien, die für das Neue Testament zur Auswahl standen, dennoch kamen nur vier zum Zuge – die Evangelien des Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.“ … „Hier stossen wir auf die grundlegende Ironie des Christentums! Das Neue Testament, wie wir es heute kennen, geht auf den heidnischen römischen Kaiser Konstantin den Grossen zurück.“ [2]
Damit wird der Eindruck erweckt, als ob zur Zeit von Kostantin 80 Evangelien gleichwertig nebeneinader gestanden hätten. Er hätte dann entschieden, welche vier Evangelien anerkannt würden. Das ist einfach nicht wahr. 100 Jahre vor Konstantin schrieb Origenes (185-254) in seiner Homilie zu Lukas 1, 1: Ich kenne ein gewisses Evangelium, das „Evangelium nach Thomas“ heisst, und ein „Evangelium nach Matthias“, und noch viele andere haben wir gelesen – damit wir nicht als Dummköpfe dastehen wegen jener Leute, die sich einbilden, Erkenntnis zu besitzen, wenn sie diese Evangelien kennen. Doch haben wir unter all diesen nur das anerkannt, was auch die Kirche anerkannt hat, nämlich dass nur die vier Evangelien akzeptiert werden sollten. [3] Und in seinem Kommentar zu Matthäus meinte er: „Auf Grund der Überlieferung habe ich bezüglich der vier Evangelien, welche allein ohne Widerspruch in der Kirche Gottes, soweit sie sich unter dem Himmel ausbreitet, angenommen werden…“[4] Die vier Evangelien waren unter den Christen annerkannt und verbreitet, lange bevor Konstantin das Licht der Welt erblickte.
Aber die Behauptungen werden noch viel dreister: „Der Haken an der Sache war, dass Konstantin Jesus erst vier Jahrhunderte nach der Kreuzigung zum Gottessohn erhoben hat.“ [5] Jesus sei wohl ein besonderer Mensch gewesen, aber sonst ein ganz gewöhnlicher, sterblicher Mensch. Kostantin hätte ihn am Konzil von Nizäa (325) per Abstimmung zum Gott gemacht und dies folgendermassen verfestigt. Es existierten bereits Tausende von Niederschriften, in denen Jesus als normaler Sterblicher geschildert wird. Konstantin wusste, dass nur mit einem kühnen Handstreich dagegen anzukommen war – ein Coup, der zur Schicksalsstunde des Christentums wurde.“ [6] „Konstantin gab eine neue Evangeliensammlung in Auftrag, die er obendrein finanzierte. In diese Sammlung durfte keine jener Darstellungen aufgenommen werden, in denen Jesus als Mensch gesehen wurde, während alles, was ihn in ein göttliches Licht rückte, besonders hervorzuheben war. Die früheren Evangelien wurden geächtet, konfisziert und verbrannt.“ [7] Mit anderen Worten, die Evangelien, die wir heute haben, seien erst im 4. Jahrhundert verfasst worden, so habe Konstantin Jesus zum Gott gemacht. Andere Schriften, eben die scheinbar richtigen Evangelien hätte er vernichten lassen. Doch habe man z.B. in Qumran 1950 (es war zwar 1947) einige dieser Schriftrollen entdeckt. Das Pikante an dieser Bemerkung: In Qumarn fand man nur AT Schriften und Schriften die Gemeinschaft der Essener betreffend. Nichts von Jesus, schon gar keine Evangelien.
Es stimmt, dass in den anderen Evangelien Jesus oft nicht als Sohn Gottes dargestellt wird. Deshalb fanden diese Evangelien, die diesen Namen gar nicht verdienen, auch keinen Eingang in die Bibel. Hier einige Beispiele. Jesus sagte: Ich bin das Licht, das über allen ist. Ich bin das All; das All ist aus mir hervorgegangen, und das All ist zu mir gelangt. Spaltet das Holz, ich bin da. Hebt einen Stein auf, und ihr werdet mich dort finden. Thomas Evangelium 77. Und der Herr hätte nicht gesagt: „Mein Vater, der du bist im Himmel“, wenn er nicht noch einen anderen Vater gehabt hätte; sondern er hätte einfach gesagt: „Mein Vater“. Evangelium nach Philippus 17c. Die Welt entstand durch ein Versehen. Denn der, der sie geschaffen hat, wollte sie unvergänglich und unsterblich schaffen. Er scheiterte und erreichte nicht, was er gehofft hatte. Denn es gab keine Unvergänglichkeit der Welt, und es gab keine Unvergänglichkeit dessen, der die Welt geschaffen hat. Evangelium nach Philippus 99a.
Das können nicht die wahren Evangelien sein. Hier werden die grundlegendsten Überzeugungen geleugnet. In der Bibel erkennen wir schon, dass die Gemeinde mit Schriften, die Irrlehren verbreiteten, konfrontiert waren. Paulus schrieb den Thessalonichern: Lasst euch in euren Gedanken nicht so schnell wankend machen noch erschrecken - weder durch eine Weissagung noch durch ein Wort oder einen Brief, die von uns sein sollen -, als sei der Tag des Herrn schon da. (2. Thessalonicher 2, 2)Es gab Schriften, die unter den Namen der Apostel kursierten, um dem Inhalt Autorität zu verleihen. Paulus schrieb zum Schluss des Briefes, woran die Gemeinde erkennen kann, dass er von ihm gesandt wurde. Zum Schluss mein persönlicher Gruss! Ich, Paulus, schreibe ihn mit eigener Hand. Dies ist meine Handschrift. Daran sind alle meine Briefe zu erkennen. (2. Thessalonicher 3, 17)Die Evangelien, die in den Augen Dan Brown unverfälscht sind, sind in Wahrheit die falschen und zwar nachweislich falschen Evangelien. Was er dann über die anscheinend neu verfassten Evangelien sagt, kann nur jemand schreiben, der von den vier Evangelien keine Ahnung hat.
In diese Sammlung durfte keine jener Darstellungen aufgenommen werden, in denen Jesus als Mensch gesehen wurde, während alles, was ihn in ein göttliches Licht rückte, besonders hervorzuheben war.“ [8]
Wäre Jesus in göttlichen Licht erschienen, wie konnte es dann sein, dass er in einem Stall, von einer in sehr bescheidenen Verhältnissen lebenden Frau, geboren wurde? Warum schreiben sie dann, wie Jesus verachtet und schlussendlich mit dem Urteil der Gotteslästerung hingerichtet wurde, wenn er in göttlichem Licht erscheinen sollte? Nein, das kann nur jemand behaupten, der keine Ahnung von den Evangelien hat. Das können nur Menschen glauben, die die Evangelien nicht kennen, leider sind das viele Menschen. Paulus sagte wie es ist: Wir verkünden Christus, den gekreuzigten Messias. Für die Juden ist diese Botschaft eine Gotteslästerung und für die anderen Völker völliger Unsinn. 1. Korinther 1, 23. Nein – Konstantin hat die Evangelien nicht neu schreiben lassen. Er hatte den Auftrag erteilt, man solle auf Staatskosten 50 Exemplare der Heiligen Schrift anfertigen, denn während der Christenverfolgung wurden sehr viele Schriften vernichtet.
Bibelstellen zum Nachschlagen:1. Korinther 1, 23; 2. Thessalonicher 2, 2; 2. Thessalonicher 3, 17; 1. Timotheus 3, 16
II. Sollte Gott gesagt haben?
Diese Behauptungen von Dan Brown sind nichts anderes, als der zentralste und direkteste Angriff gegen die Wahrheit. Diese Art des Angriffs ist so alt wie die Menschheit. Es ist der Angriff auf das Wort Gottes. Wer ein Haus zum einstürzen bringen will, der verteilt das Dynamit nicht auf dem Dachstock, sondern befestigt es unten an den tragenden Elementen. Wer den Glauben zerstören will, geht genauso vor. Er kritisiert nicht zuerst die Christen und was sie alles falsch machen. Wenn der Glaube nachhaltig zerstört werden soll, dann muss man das Wort Gottes zerstören, denn unser Glaube basiert auf diesem Wort, wie Petrus schrieb: Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da bleibt. (1. Petrus 1, 23)Denn alles Fleisch ist wie Gras und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt und die Blume abgefallen; aber des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit. Das ist aber das Wort, welches unter euch verkündigt ist. (1. Petrus 1, 24-25)
Wer die Fundamente des Glaubens zerstören will, der muss das Wort zerstören. Der Teufel ist auf diese Art des Kampfes spezialisiert. Bei Eva hatte er seinen ersten Erfolg, als er Ihr sagte: Ja, sollte Gott gesagt haben: ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten? (1. Mose 3, 1)Und er schreckte nicht davor zurück, Gott als Lügner hinzustellen: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiss: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist. (1. Mose 3, 4-5)Diese Lügen sind weit verbreitet! Dan Brown sagt eigentlich nichts anderes, als das, was an den meisten theologischen Hochschulen gelehrt wird. Die Heilige Schrift ist keine Schöpfung Gottes, sondern der Menschen. Sie ist nicht auf wundersame Weise irgendwann einmal fertig vom Himmel gefallen. … Die Heilige Schrift hat sich angesichts zahlloser Hinzufügungen, Korrekturen und Neuübersetzungen verändert und fortentwickelt. Es hat nie eine endgültige Version des Buchs der Bücher gegeben. [9] Die Zerstörung des Fundaments unseres Glaubens hat schon Jahrhunderte vor Dan Brown begonnen. Sie zieht sich durch die ganze Geschichte hindurch: Sollte Gott gesagt haben? Das ist die Generalattacke auf die Wahrheit. Die in verschiedener Weise in Erscheinung tritt. Die Theologen lernen an den Universitäten, dass die Bibel zuerst einmal Menschenwerk ist und man darin göttliche Gedanken finden kann. Jesus, den wir in den Evangelien vorfänden, sei kein Abbild von Jesus, der damals wirklich lebte. Jesus, der uns in den Evangelien begegnet sei eine Interpretation der ersten Christen. Es sei nicht wichtig, dass wir glauben würden, dass Jesus leiblich auferstanden sei usw. Sind wir uns dessen bewusst, dass viele offizielle Kirchen diese Überzeugungen dulden oder man muss sogar sagen vertreten? Ganz offen gesagt, ist Dan Brown im Vergleich mit dem, was die Universitäten und Kirchen mit dem Wort Gottes machen ein kleiner – ein sehr kleiner Fisch!
Bei Dan Brown ist es halt Konstantin, der die Evangelien nach seinen Anweisungen schreiben liess. Bei den Gelehrten sind es Menschen, die ihre ganz persönliche Sicht der Dinge niedergeschrieben haben. Wenn Johannes z.B. das Wort von Jesus überliefert: „Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben. Zum Vater kommt man nur durch mich.“ Johannes 14, 6. Dann ist das für einen, an der Universität geschulten Theologen, nicht zuerst einmal ein Wort von Jesus. Es ist zuerst einmal ein Wort des Johannes. Sein Verständnis von Jesus, seine Theologie. Von Dan Brown und von Sakrileg wird in einem halben Jahr oder Jahr niemand mehr sprechen. Aber die Zerstörung des Wortes Gottes wird weitergehen. Leider vorwiegend von unseren Kirchen unterstützt. Wir müssen lernen am Wort Gottes, an der Bibel festzuhalten. Wir müssen auch wieder den Mut haben Blödsinn als Blödsinn zu bezeichnen und nicht jede Lüge, die uns verkauft werden will, als etwas Interessantes anzusehen. Die Apostel duldeten keine Abweichungen vom der Wahrheit. Paulus schrieb den Galatern: Aber nicht einmal ich selbst oder ein Engel vom Himmel darf euch eine Gute Nachricht bringen, die der widerspricht, die ich euch gebracht habe. Wer es tut, soll verflucht sein, dem Gericht Gottes übergeben! (Galater 1, 8)Unsere Antwort sollte immer zugunsten von Gottes Wort ausfallen. Wenn man uns fragt: Sollte Gott gesagt haben? Antworten wir – selbst wenn sie uns verlachen und als Menschen einfältigen Geistes betrachten: Jawohl – das hat Gott gesagt!
Bibelstellen zum Nachschlagen:1. Mose 3, 1+4-5; Johannes 14, 6; Galater 1, 8; 1. Petrus 1, 23-25
Schlussgedanke
Lassen wir uns von den Schriften die neben der Bibel existieren nicht irritieren. Es gibt gute, sehr gute Gründe, warum sie keinen Eingang in die Bibel fanden. Freuen wir uns darüber, dass uns Gott ein zuverlässiges Buch geschenkt hat. Diesem Wort können wir vertrauen, auf diesem Wort können wir unser Leben aufbauen. Machen wir es wie Jesus, als ihn der Teufel zu Fall bringen wollte. Jesus diskutierte nicht mit ihm. Er sagte einfach: „Es heisst in der Schrift: ‚Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten; ihm allein sollst du dienen.’“ Lukas 4, 8.
Bibelstellen zum Nachschlagen:Lukas 4, 1-13Amen
[1] Dan Brown: Sakrileg, THE DA VINCI CODE, S. 614.
[2] Dan Brown: Sakrileg, THE DA VINCI CODE, S. 320.
[3] Darrell L. Bock: Die Sakrileg Verschwörung, S.106.
[4] Eusebius von Caesarea: Kirchengeschichte, VI, 25.
[5] Dan Brown: Sakrileg, THE DA VINCI CODE, S. 324.
[6] Dan Brown: Sakrileg, THE DA VINCI CODE, S. 324.
[7] Dan Brown: Sakrileg, THE DA VINCI CODE, S. 324.
[8] Dan Brown: Sakrileg, THE DA VINCI CODE, S. 324.
[9] Dan Brown: Sakrileg, THE DA VINCI CODE, S. 319-320.