Ich möchte Sie herzlich in unserem Gottesdienst grüßen und freue mich, dass Sie heute hierher gekommen sind. Wir wollen auf Gottes Wort hören, denn Gott will zu uns sprechen.
„Fürchte dich nicht, ich bin mit dir. Weiche nicht, ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit“, spricht der Herr.
Lasst uns nun gemeinsam das Lied 345 singen. Wir singen zuerst die beiden ersten Verse und anschließend die Verse vier und fünf.
Dankbarkeit für Gottes Fürsorge und Bitte um Reinigung
Du, unser himmlischer Vater, für deine Güte können wir nur dankbar sein. Du gibst uns allen auch heute Morgen aus deiner großen Fülle. Wir dürfen diesen Ruhetag aus deiner göttlichen Hand empfangen. Du hast uns die Kraft zum Leben erhalten. Du gibst uns zum Essen und Trinken und viel mehr, als wir brauchen.
Doch es bedrückt uns, dass wir so wenig bereit sind, uns vor deinem kommenden Gerichtstag zu verantworten. Uns belastet, was aus den vergangenen Tagen mit uns geht: unbereinigte Schuld, Versäumnisse, wo wir so viel nicht gegeben haben an Liebe und Freundlichkeit, und wo wir anderen Unrecht getan haben. Ach Herr, du musst diese Last von uns nehmen.
Wenn wir heute Morgen zu dir kommen, dann musst du uns reinigen, Schuld vergeben und uns freimachen von all dem, was in unserem Leben uns bindet, belastet und von dir trennt. Du kannst uns verändern und verwandeln.
Wir möchten dich bitten, dass du zu jedem von uns redest, dass wir heute alle deine Stimme vernehmen. Dass du in unserem Leben wirken kannst und auch all die Fragen und Nöte löst, die viele von uns beschäftigen. Du weißt, was jeder heute mitgebracht hat an Traurigkeit, Belastung, Verzweiflung und Sorge.
Wir wollen das dir jetzt in der Stille sagen und vor dir hinlegen. Wir beten in der Stille:
„Bei dir, Herr, ist kein Ding unmöglich.“ Amen.
Einführung in die Schriftlesung und Predigt
Schriftlesungen zum Wort von Paulus an die Korinther: Zweiter Korinther 5,17-21, in den ausgelegten Bibeln auf Seite 191 im Neuen Testament.
Im zweiten Korintherbrief, Kapitel 5, Verse 17 bis 21, heißt es:
„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.
Aber das alles kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich selbst versöhnt hat und uns das Amt anvertraut hat, das die Versöhnung predigt.
Denn Gott versöhnte in Christus die Welt mit sich selbst, rechnete ihnen ihre Sünden nicht an und hat unter uns das Wort von der Versöhnung aufgerichtet.
So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns.
So bitten wir nun an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!
Denn er hat den, der ohne Sünde war, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit werden, die vor Gott gilt.“
Wir singen das Lied „Such, wer da will ein anderes Ziel“, Nr. 249, Verse 1 bis 4.
Das tragende Wort Gottes an Jakob als Lebensanker
Ich möchte heute Morgen über ein kurzes Wort predigen. Es steht in der Geschichte Jakobs, als er aus seinem Elternhaus floh, in Bethel war, den geöffneten Himmel im Traum sah und die Himmelsleiter der Engel auf- und herabsteigen sah. Dort ruft Gott diesem Jakob ein Wort zu, das auch in Ihrem Leben zu einem tragenden Wort werden muss: „Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst“ (1. Mose 28,15).
Liebe Schwestern und Brüder, Sie wissen, wie gerne ich Biografien lese. Mich begeistert immer wieder, was Menschen aus ihrem Leben machen. Das irdische Leben ist manchmal kurz, belastet und beschwert mit allen irdischen Sorgen und Nöten. Doch es gibt Menschen, die aus ihrem Leben Großes gemacht haben. Denken Sie an die großen, berühmten Künstler, die Schöpfer von Musikwerken und großen Bildkunstwerken. Denken Sie an die großen Geistesgrößen – was für Menschen waren das?
Vielleicht am allerschönsten sind jene feinen und edlen Charaktere, die in dieser Welt, in der so viel Böses geschieht, einfach durch ihre Güte und Menschlichkeit ein Zeichen für Tausende von Menschen gesetzt haben. Wenn man das liest, ist man begeistert. Doch noch mehr begeistern mich die Gestalten der Bibel.
Das liegt einfach daran, dass diese Menschen, wenn man sie mit den großen Frauen und Männern vergleicht, über die Biografien geschrieben werden, Menschen des Durchschnitts waren. Ganz alltägliche Leute, so wie du und ich. Fast möchte man sagen, nach unten gibt es keine Grenze.
Da wird erzählt von einem Schwarzhändler Matthäus. Da wird von Frauen mit einem schlechten Lebenslauf erzählt. Von Jesusjüngern, die verleugnen und auf die man sich in der entscheidenden Stunde nicht verlassen kann. Und dann wird auch von Jakob erzählt, einem Mann, der seinen Vater wüst betrogen hat.
Manche haben schon gefragt: Warum steht denn so etwas überhaupt in der Bibel? Nicht, weil uns dies als Vorbild hingestellt wird, sondern weil im Leben dieser Menschen bei allem eine Änderung eingetreten war, die unterscheidend ist – stur zwischen einst und jetzt.
Da geht es nicht um die Minute, die man angeben kann, sondern darum, ob das jetzt auch in Ihrem Leben passiert ist. Das möchte ich Sie fragen: Können Sie sagen, in meinem Leben ist eine Wende eingetreten? Ich zähle mein Leben erst richtig von dem Tag an, an dem Gott mir begegnet ist, an dem er in mein Leben hineingerufen hat, an dem er mein Leben neu gemacht und verändert hat.
Davon kann die Bibel dann bei dem Erzählen über all jene Frauen und Männer wirklich etwas sagen: Sie sagt, das war Leben, das begann, als Gott handelte. Die Bibel nennt das neues Leben. „Wenn jemand in Christus ist, dann ist er eine völlig neue Schöpfung“, haben wir vorhin bei der Schriftlesung gehört.
Oder die Bibel kann sagen: Das ist das unbegrenzte Leben, das dann anbricht, das ewige Leben, das Leben, das eigentlich erst kommt, wenn wir durch die Todesschranke hindurchgehen. Doch das ist heute schon da, wo Gott in einem Leben von fehlbaren Menschen handelt.
Was ist denn das Neue, das da passiert? Das Neue liegt einfach darin, dass Gott etwas in dieses Leben hineinlegt. Und wenn Sie fragen, was ist denn das etwas, dann ist das Gott selbst.
Von einem Tag auf den anderen sagen Menschen: Gott wirkt in meinem Leben. Ich habe ihn aufgenommen, er ist mein Herr. Und so werden, sagen wir es noch einmal, fehlbare, sündige Menschen zu einem Gefäß Gottes.
Da klopft Gott an die Tür und sagt: Lass mich doch in dein Leben, ich möchte wirken in dem, was du schaffst, arbeitest, denkst und planst. Das ist die gewaltigste Veränderung, die überhaupt je in einem Menschenleben geschehen kann: dass Menschen den lebendigen Gott in ihr Leben aufnehmen.
Davon redet die Bibel überall, von Anfang bis Ende, dass dieses Wunder geschieht – auch bei einem Matthäus mit seinem schmutzigen Lebenswandel, bei einer Maria von Magdala, bei einem Petrus oder auch bei diesem Jakob.
Und dann ist auf einmal ein solcher Mensch, der einen zerstörten Charakter hat, eine verderbte Seele und mit ganz falschen Maßstäben lebt, plötzlich ein ungewandelter, veränderter, neugemachter Mensch. Ein Mensch, in dem sich Gott verherrlicht, in dem Gott groß wird.
Das muss ich Ihnen vorneweg einfach sagen: Gott denkt so groß von Ihrem irdischen Leben, viel größer, als Sie es je ahnen. Was kann Gott aus Ihrem Leben machen – ob Sie jetzt schon über die Achtzig hinaus sind oder ein junger Mensch sind.
Ganz gleich: Gott hat so große Pläne. Und wenn Sie sagen, ich bin intelligent und clever und mache meine Lebensaufgaben gut, für Gott ist das noch zu wenig.
Wenn Sie künstlerisch begabt sind, ist das schön, freuen Sie sich Ihrer Gaben. Aber Gott will noch viel mehr aus Ihrem Leben machen. Ihr Leben soll von Gottes Gegenwart geprägt, geleitet und geführt sein, so dass heute schon das neue Leben der Ewigkeit bei Ihnen anbricht.
In Ihren ganz alltäglichen Gesprächen, Berufsaufgaben und Arbeiten soll man die Spur Gottes in Ihrem Leben erkennen können.
Gottes Begleitung in schwierigen Lebensphasen
Das ist mein Predigtthema heute: Wie unser Leben bedeutend und wichtig wird. Mein erster Punkt lautet: Gott ist hinter uns her.
Wir haben ja die Wüste erlebt in jenen Tagen, wenn auch mit großen und starken Regengüssen, wie sie in den letzten 50 Jahren in Israel nicht mehr vorgekommen sein sollen. Aber wir können uns ein wenig vorstellen, wie das war, als dieser Jakob dort in der Wüste lag.
Die Wüste ist immer grausam und unheimlich, nicht nur wegen der schrecklichen Hitze und der Dürre, sondern auch wegen der erbarmungslosen Kälte in der Nacht. Man weiß nicht, wo zwischen den Felsritzen ein Skorpion zischelt und wo die Gefahr lauert. Und dieser Jakob liegt da nachts in der Wüste, kein Kissen unter seinem Kopf, keine Decke, mit der er sich zudecken kann.
Vorher wird in der Erzählung von Jakob beschrieben, dass er ein gesitteter Mann war, ein Kulturmensch. Er konnte nicht ohne Zahnputzen ins Bett gehen, verstehen Sie? Das war so einer, der musste. Auch wenn er Beduine war, war er in der Kultur aufgewachsen, er wohnte gern in Zelten. Er hing noch ein wenig am Rockzipfel seiner Mutter, obwohl er schon erwachsen war. Er war so ein häuslicher Typ. Und jetzt war er plötzlich hinausgeschleudert und lag draußen in der Wüste.
Dann auf einmal spricht Gott zu ihm – in dem Augenblick, als ihm der Boden weggezogen war, als er nicht mehr wusste, wie alles weitergeht. Es gibt solche Augenblicke im Leben eines jeden Menschen, in denen man plötzlich aus der gewohnten Bahn geworfen wird, in denen das Dunkel uns umgibt und wir nicht mehr wissen, was morgen kommen mag. Man lebt ratlos und voller Sorgen weiter, und dann plötzlich redet Gott.
Warum redet Gott überhaupt? Warum interessiert er sich für diesen Jakob? Wenn Sie Fragen in der Bibel stellen wollen und sagen, ich habe Zweifel am Glauben, darf ich Ihnen sagen: Das ist die Frage, die ich nie beantworten kann. Warum interessiert sich Gott überhaupt für Sie und mich? Ich verstehe das nicht. Was sucht Gott bei uns?
Es gibt nur einen Grund: Seine unbegreifliche Liebe, dass er diesem Jakob überhaupt nachgeht. Wie oft haben wir doch schon bei diesem Werben Gottes, bei diesem Rufen Gottes ihn so abblitzen lassen. Wir haben uns das mit Stolz erfüllt, wenn wir sagen: „Ach Gott, ich brauche dich doch nicht, ich brauche doch niemanden, der mich behütet. Lass mich doch mal in Ruhe, ich will doch mein Leben selber gestalten.“ Wer hat denn von uns nicht so gesprochen und hat Gott von sich abgeschüttelt wie eine lästige Fessel?
Und dann geht Gott diesem Jakob nach. Nicht dass Gott uns nur in der dunklen Stunde anspricht. Gott spricht uns ja auch an den Tagen an, an denen es uns gut geht, aber wir hören nicht darauf. Wir haben ja die Ohren zugestopft! Und dann, wenn alle anderen von uns abrücken und niemand mehr da ist, keine Beschäftigung uns mehr die Zeit raubt – das kann auf einem Krankenlager sein, in einer Krise, wo das ganze Geschäft zusammenbricht und wo Menschen gegen uns stehen – vielleicht hört man es jetzt zum ersten Mal, dass Gott sagt: „Siehe, hier bin ich!“
Und Gott hat da überhaupt keine Rückversicherung eingebaut und sagt zu Jakob: „Wenn du dich um mich bemühst, Jakob, wenn du ein Treuer bist ...“ Das fängt Gott gar nicht erst an, weil er weiß, das ist bei uns sowieso nicht gegeben. Er kennt uns viel besser, als wir uns selbst kennen. Darum geht Gott einfach mit dieser unbegreiflich schenkenden, erbarmenden Güte auf diesen Jakob zu. Er ruft ihn dort in dieser Nacht, wo er draußen liegt, ohne Dach über dem Kopf, ohne Ziel, wohin er gehen kann, und bindet sich an diesen fehlsamen Menschen, an diesen Mann, der so offensichtliche Fehler vorzuweisen hat. Und Gott bindet sich an solche Menschen.
Verstehen Sie das Geheimnis, um das es heute Morgen geht: Dass Gott Sie sucht und sich in Ihrem Leben anbinden will? Sagen Sie bitte nicht, wie man so oft sagt: „Ach, warum geht es mir so schlecht? Und das sind alles Fragen, womit habe ich das verdient?“ Jakob hat verdient, was geschah. Es war Schuld. Es war mehr als verletzte Bruderliebe, als er seinen Bruder Esau mit einem schäbigen Trick ausgeschaltet hat, als er seinen Vater ins Gesicht hinein anlog.
Und wenn er nun aus dem Elternhaus hinausflieht, dann war es Schuld. Wir sollten gar nicht so oft Gott die Mühsal und Last unseres Lebens vorhalten in der Anklage. Vielleicht begreifen wir, dass so manches, was in unserem Leben schwerläuft, die Last unserer eigenen Sünde, unseres eigenen Ungehorsams ist. Und das zieht sich durch das ganze Menschengeschlecht hindurch wie ein Keim über diese Welt.
Nachdem er seinen Bruder totgeschlagen hat und sagt: „Ich muss mit dieser Schuld leben, sie ist größer, als dass sie mir vergeben werden könnte“, erinnert das schon an die ersten Menschen. Sie tragen die Last und wollen damit fertigwerden, können damit aber gar nicht fertigwerden, weil kein Mensch mit der Mühsal und Last seines Lebens fertig wird.
Dass wir Menschen Staub und Asche sind – und Sie spüren das oft, wie Ihr Leib zerbricht – das ist ein Zeichen, wie wir von Gott gefallen sind. Sterbliche Menschen sind wir, die den Tod mit sich tragen. Ein Adam geht über diese Welt und reißt sich die Fingerwunde an den Disteln, wenn er den Acker bestellt, weil er mit seiner Schuld leben muss. Und weil er auf Schritt und Tritt an seine Schuld gemahnt wird.
An Jakob wird an seine Schuld gemahnt. Wir brauchen Gott nicht vor den Richterstuhl zu ziehen und mit dem Finger anklagend auf ihn zu weisen. Gott kommt zu uns und sagt: „Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten.“ Wo du hinsiehst, ist lauter Güte.
Mit einem schuldigen Menschen stehen wir jetzt mitten in der Passionszeit. Und das soll doch durch all die Tage dieser Passionswoche nur vor uns groß werden: Dass Jesus uns das enthüllt hat, was schon bei den Vätern Abraham, Isaak und Jakob galt. Wir leben nur von einer unbegreiflichen Vergebung, von der Gnade und Güte Gottes.
Und wenn Jesus für uns den Weg ans Kreuz ging, dann doch deshalb, weil er die Schuld tragen will. Weil er in unserem Leben wirksam sein will, darum will er das Alte, Belassene abtragen. Gib’s doch ihm, leg’s doch bei ihm ab! Er vergibt, er heilt, er räumt aus.
Man kann das überhaupt nicht verstehen, dass das Gott wichtig ist, doch damit wir Frieden hätten, damit wir in dieser Welt endlich zur Ruhe kommen. Gott erbarmt sich eines Jakob, so wie er sich über dich erbarmt. Er ruft es in diese Welt hinein: „Ich will mit dir sein, ich will mit dir sein!“
Und wenn die dunklen Dinge ihres Lebens über ihren Kopf gehen und sie schon lange die Last nicht mehr tragen können, dann wissen sie, dass es noch nie ein Mensch hat tragen können. Sondern es gibt nur eine Stätte, wo man Lasten ablegen kann: das ist am Kreuz, wo Jesus sich an Menschen bindet, an all die, die gar nie anders waren, sondern alle nur dadurch Christus erkannt haben über den Versäumnissen und der Schuld ihres Lebens.
So ging es einem Jakob, und so ging es einem Petrus, und so ging es einer Maria von Magdala. Sie standen vor Jesus und sagen: „Herr, ich kann nur deine Güte und Gnade und deine Liebe annehmen und dir dafür danken.“ „Bei dir bin ich“, sagt er, „ich will mit dir sein.“
Die klare Trennungslinie des Glaubens
Und dann wird eine Trennungslinie gezogen – das ist das Zweite. Eine Trennungslinie wird gezogen.
Bei Jakob war ja alles dunkel in dieser Nacht. Die Zukunft war unsicher, es war nicht klar, wie auch nur eine Stunde seines Lebens weitergehen kann. Es war nicht klar, welche schweren Ereignisse eintreten sollen und wie er überhaupt noch existieren soll.
Und dann ist doch auf einmal Schluss mit dem Verzagtsein. Es gibt ja nur einen Grund, warum wir Glaubende fröhlich sind – nicht weil wir besser sind als andere Menschen. Wenn jemand von Ihnen glaubt, er sei besser, dann betrügt er sich. Wenn Sie meinen, es sei irgendetwas anderes, was uns ausmacht, dann ist es das doch nicht. Sondern nur das eine kann es sein: Ich, der lebendige Gott, will mit dir sein. Dass Gott sich an uns bindet, dass Christus Tag und Nacht bei uns ist – das ist es doch. Das ist unser Glaubensgrund und Fundament, nichts anderes.
Und so bindet sich Gott an diesen Jakob und sagt: Schluss jetzt mit dem Verzagtsein, Schluss mit den Sorgen, Schluss mit der Angst! Jakob, ich bin doch da, ich nehme dein Leben in meine Hand.
Jakob ist ja nach diesem Traum erschreckt aufgewacht. So geht es immer Menschen, wenn sie die Nähe Gottes erkennen. Sie denken gar nicht, dass Gott so nah ist. Sie meinen immer, das sei vielleicht nur eine Rede von ein paar fromm überspannten Menschen. Aber wenn Sie entdecken, Gott ist wirklich in meinem Leben da, erkennt mich, dann erschrecken Sie.
Jakob wachte auf und sagte: Hier ist es, Herr, ich wusste es bloß nicht. Es ist ihm unheimlich, dass er mit all den dunklen Dingen seines Lebens so im Lichte Gottes steht. Das, was von Jakob steht, ist ja in der Bibel immer gemeint für uns alle.
Der Prophet Hosea hat ausdrücklich noch einmal daran erinnert, dass die Art, wie Jakob gelebt hat, eigentlich ein typisches Verhalten aller Leute ist, die Gott dienen wollen. Jakob hat es ja recht gemeint, er wollte den Segen Gottes haben, er hatte ein großes, leuchtendes Ziel. Aber er hat versucht, das mit seinen Ellbogen, mit seinen Tricks, mit seiner Schlaumeierart sich zu ergaunern. So wie Menschen meinen, man könnte sich das Himmelreich mit seinen frommen Taten erkaufen – und das kann man nicht.
Man kann es nur geschenkt bekommen, aus Gnade, unverdient. Und es erreicht keiner die Ewigkeit ohne diese unverdiente Gnade.
Ein Jakob blieb auch der Alte. Es hat ihm sicher Not gemacht, dass er an seiner alten Menschenart immer wieder sich gestoßen hat. Er war ja kein Engel später. Auch mit seinem Glauben hat er noch manche Nöte gehabt. Er hat in seinem Leben immer wieder versucht, das richtig zu entdecken.
Merkwürdig, dass wir so lange dazu brauchen. Wir können es heute im Gottesdienst hören, wir können es wissen und uns daran erinnern, dass wir es schon so oft gehört und gelesen haben. Aber wir können es so schlecht umsetzen. Wir wollen es dann immer wieder selber ergreifen.
Und bei Jakob ging es ja erst viele Jahre hindurch. Erst später, als er wieder seinem Bruder Esau begegnet, und in der Nacht wälzt er sich auf seinem Lager und kann nicht schlafen. Er sagt: Herr, ich meistere die Situation nicht.
Dann geht er hinaus an den Jabokfluss. Dort ringt ein Unbekannter mit ihm. Jakob packt ihn und sagt: Herr, ich lasse dich nicht los, du segnest mich denn. Und er weiß genau: Nur Gott, nur Gott kann mich durchtragen, ich doch nicht.
Dann geht er hinkend von diesem merkwürdigen Ringen weg. Und er behielt sein Leben lang sein Hinken doch. Es war für ihn eine Erinnerung daran, dass er mit seinem Schritt so ein wenig einknickte, dass er irgendwo gebrochen war in seinem Stolz.
Daran soll man uns Christen erkennen, dass wir nicht mehr so vollmundig reden können vom guten Herzen des Menschen und sagen, ich will das Gute tun. Sondern dass auf unseren Lippen das Wort ist von der großen, erbarmenden Güte Jesu, die wir erfahren haben in vielen dunklen Stunden über viel Versäumnis.
Das sollen die jungen Leute hier wissen und die Konfirmanten, wenn heute in vielen Orten konfirmiert wird: Dass das uns allein festmacht – die Gnade Gottes, die man unverdient und unverlangt empfangen hat über den vielen Versäumnissen.
Was waren wir doch für stolze, eigensinnige Leute! Wie haben wir gemeint, ohne Gott unser Leben gestalten zu können. Und dann haben wir die Gnade ergriffen, die Vergebung empfangen, die unser Leben neu gemacht hat.
Eine Trennungslinie wird gezogen, eine ganz starke und klare Trennungslinie. Gott sagt: Jetzt bin ich mit dir, lass du mich in dein Leben ein. Dann beginnt das Neue.
Und es mag wohl sein, dass Sie sich stoßen an Menschen, die über ihre Bekehrung reden, weil sie sagen: Da sieht man gar nichts davon. Vielleicht ist das auch nach der Bekehrung manchmal noch ein harter Kampf, bis der Sieg der Kraft Gottes in unserem Leben wirklich durchbrechen kann. Der allein hat das Sagen und bestimmt.
Und Sie sollen wissen, dass Sie überhaupt kein Stück Ihres Lebens selber machen und hinkriegen, obwohl ein Jakob vorher so stolz war auf seinen Trick mit seinen Fellen.
Sie können im Leben es weit gebracht haben, bis Sie dann erkennen: Nur das ist das Einzige, was mich trägt und hält – der Herr, der sich an mich bindet und mit mir sein will.
Siehe: „Ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst.“
Jakobs letzter Wunsch und Gottes Begleitung auf dem Lebensweg
Als Jakob starb, waren seine letzten Worte auf dem Sterbebett keine Aufzählung seiner großen Taten. Er forderte seine Söhne nicht auf, einig zu sein – obwohl das bei seinen zwölf Söhnen, die viel Streit miteinander hatten, wichtig gewesen wäre. Stattdessen sagte er: „Herr, ich warte auf dein Heil!“
Alles, was er sah, konnte ihn nicht zufriedenstellen. Er wollte mehr von Gott entdecken. „Herr, ich warte auf deine Taten!“ So ging er hinüber in die Herrlichkeit.
Das Letzte, das Jakob sagte, zeigt: Dieses Leben führt in die Weite. Gott sagt zu Jakob: „Ich will dich behüten, wo du hinziehst.“ Gerade das hatte ihn beunruhigt – die Wüste voller Gefahren und Nöte. Keiner von uns kann sich vorstellen, was diese Wüste bedeutete, durch die Jakob zog, auf dem Weg nach Mesopotamien: Wochen ohne Wasser, ohne Schatten. Doch Gott sagt: „Geh, ich gehe mit!“ Und dann wird es möglich.
Oft denke ich an Menschen in unseren Gottesdiensten, die mutlos sind. Jemand muss morgen ins Krankenhaus, junge Leute gehen zum Militär und haben Angst, weil sie allein sind und ihre Freunde verlassen. Andere stehen vor schwierigen Berufsentscheidungen. Auch im Dienst für Gott erleben wir solche Situationen. Gott stellt uns vor die schwierigsten Aufgaben – und das tut er gern, weil er sagt: „Ich bin doch da. Was bekümmert dich? Warum hast du Angst?“
Was soll uns in der Todesstunde trösten, wenn nicht die Gnade Jesu, die uns hält? Dass wir in die offenen Hände Jesu fallen dürfen. Dieses Leben führt uns in die Weite.
Sollten wir unsere Gesundheit schonen? Sicher, wir müssen auf unseren Körper achten und verantwortungsvoll handeln. Aber leben Sie Ihr Leben mutig! Ziehen Sie sich nicht vor schwierigen Aufgaben zurück. Christen können kühn Dinge wagen, vor denen sie früher zurückgeschreckt sind – selbst kleine Dienste, Besuche oder andere Menschen zu Jesus führen. „Wie soll ich das können?“ fragen viele. Sie können es nicht aus eigener Kraft, aber Jesus geht mit: „Ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hingehst.“
Wir werden bis ins hohe Alter vor Herausforderungen gestellt, die unser Vermögen übersteigen. Gerade die Älteren unter uns müssen durch Durststrecken gehen, die man nie vorher einüben konnte. Doch der Herr sagt: „Ich gehe mit dir, ich will dich behüten und bewahren zur Seligkeit.“ Er will die Müden erquicken und die Zerbrochenen aufrichten und stärken.
Das tut er mit Menschen, die schwach sind, die versagen und andere enttäuschen. Wo andere sagen: „Den kennen wir schon“, gibt Gott nicht auf. Er sagt das ohne jede Rückversicherung. Ganz frei spricht er so zu Jakob und zu uns allen: „Ich will mit dir sein.“
Weiß Gott überhaupt, wen er vor sich hat? Ja, gerade deshalb gilt seine Zusage uns allen, nicht nur Jakob: „Ich will mit dir sein, ich will dich behüten, wo du hinziehst.“ Nur wer alles mit Gott wagt, gewinnt das Leben.
Schlusslied und Gebet um Gottes Führung und Frieden
Nun singen wir noch 511 „Weicht ihr Berge, fallt ihr Hügel“, Verse 1 bis 3 und 5.
Du treuer und liebender Herr, du musst selbst unsere trägen und erstarrten Herzen bewegen, damit wir auch in diesen Tagen deines Leidens richtig verstehen, wie du uns nachgehst und jeden suchst. Uns, die wir stöhnen unter den Lasten und Beschwerden der Tage.
Aber du trägst die ganze Last unserer Gottesferne und unseres eigenen Starrsinns. Du willst uns festmachen durch deine große Güte und Vergebung. Herr, gib doch, dass wir dies jetzt erkennen und aufnehmen, dass wir uns bergen und behüten lassen.
Dass dies von uns allen wieder umgesetzt wird in die Tageswirklichkeit. Dass wir in den Stunden der Nacht, wenn wir nicht schlafen können, uns deiner Nähe freuen und unsere Danklieder singen. Dass wir mitten in den engsten Nöten und Spannungen der Welt auf dich blicken und mutig werden.
Herr, zeige uns die Aufgaben, die wir in deinem Namen angehen und wagen können, und wo du uns deine Nähe erfahren lässt.
Wir wollen dir heute auch danken, dass du uns in unserem Volk Freiheit schenkst und dass wir die Möglichkeit der Wahl haben. Wir möchten dich bitten, dass durch diese Wahl Frauen und Männer berufen werden, die nicht das Ihre suchen, sondern der Gerechtigkeit dienen und sich von deinem Geist leiten lassen.
Wir wollen für die ganze Welt bitten, in der so viel Unfrieden herrscht, in der so viele Menschen ungerecht behandelt werden und leiden müssen, in der in so vielen Ländern die einfachsten Menschenrechte vorenthalten sind. Erbarme dich dieser Welt!
Und tröste du die, die leiden müssen, und zeige uns, wie wir dienen können, wie wir Zeichen deiner Gerechtigkeit und deiner Liebe aufrichten dürfen in einer Welt, die aus tausend Wunden blutet.
Wir danken dir, dass du diese Welt nicht loslässt, sondern dass du sie lieb hast und allen Umkehr und Rettung anbietest.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Bekanntgaben und Dank für den Dienst
Wenn Sie noch einmal Platz nehmen, möchte ich Folgendes bekanntgeben: Für die Kirchengemeinderäte – wir haben morgen eine Kirchengemeinderatssitzung, auch wenn jetzt keine Einladung mehr hinausging.
Heute Abend trifft sich die Mannschaft um 19 Uhr bei mir.
Hinten liegen wieder einige Schriften aus. Darunter ist das neue Blatt vom Missionsbund „Licht im Osten“ mit Informationen zur Arbeit an den Christen in Osteuropa. Außerdem möchte ich auf die Konferenz am Wochenende nach Ostern hinweisen. Das Programm dazu liegt ebenfalls hinten aus.
Es liegt auch ein neuer Brief von Dr. Kilgus aus Pakistan vor. Er ist erschütternd, denn er erzählt, wie dort in Pakistan ihre Arbeit immer schwieriger wird. Sie stehen vor der Frage, was sie angesichts der Radikalisierung der islamischen Mullahs dort überhaupt noch an christlichem Zeugnis sagen dürfen.
Dr. Kilgus schreibt außerdem, dass jetzt das Landwirtschaftsprojekt bei der Regierung eingereicht wurde. Dieses große Landwirtschaftsprojekt wollen wir mit christlichen Fachkräften international beginnen, mit mehreren Mitarbeitern.
Kohistan war ja immer eine Provinz in Pakistan, die bisher noch gar nicht zugänglich war. Nur durch die medizinische Arbeit von Dr. Kilgus, der einem Scheich geholfen hat, der krank war, und der ihm dadurch Vertrauen schenkte, wurde der Zugang zu diesem Gebiet ermöglicht. So war es überhaupt erst möglich, eine solche Arbeit zu planen.
Wenn wir heute unser Opfer für diese Arbeit unserer christlichen Fachkräfte wiedergeben können, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Sie wissen, wie wir über dreißig Leute draußen haben, auch in den Spannungsgebieten.
Mich hat Israel immer bewegt. Dort ist keine Gefahr, dort lebt man sicher. Aber wie viele unserer Entwicklungshelfer leben in Gebieten, wo Terroristen wüten – in Peru, in Uganda oder auch in der politisch unsicheren Lage in Äthiopien.
Sie hören auch unsere Predigt mit. Auch Ihnen gilt das Wort: „Siehe, ich will mit dir sein und will dich behüten, wo du hinsiehst.“ Vielen Dank, dass Sie diesen Dienst auch durch Ihre Gaben möglich machen.
Segensbitte zum Abschluss
Wir wollen nun um den Segen Gottes bitten.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.