Ein unerwartetes Zeichen und seine dramatischen Folgen
Am zwanzigsten Dezember neunzehnhundertacht erschien in Messina auf Sizilien in einer Zeitung ein Gedicht. Kurz vor Weihnachten wurde ein Spottgebet auf das Christkind veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung lautet ungefähr so: „O du kleines Kindlein, das nicht wahrer Mensch allein, nein, auch wahrer Gott will sein. Um deines Kreuzes Willen begehren wir, deine Stimme zu hören, bezeuge dich uns, die wir leben, schicke uns ein Erdbeben!“
Kurz nach Weihnachten, am 28. Dezember 1908 um 21 Uhr, wurde die Stadt Messina von einem Erdbeben heimgesucht. Innerhalb von 37 Sekunden wurden fast alle Gebäude der Stadt zerstört. Von den 150 Einwohnern kamen 83 ums Leben. Die gesamte Familie des Verfassers des Gedichts starb. Er selbst überlebte das Erdbeben, wurde jedoch wahnsinnig.
Die Heilige Schrift verrät uns: „Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten.“ Man muss feststellen, dass Gott nicht immer so prompt auf seine Verhöhnung in der Geschichte antwortet. Wir müssen aber eines erkennen: Ob Kinder Gottes oder Geschöpfe Gottes, ob Atheisten oder Christen – Gott redet, ob uns das passt oder nicht.
Meist wollen die Menschen das Reden Gottes jedoch gar nicht hören. Der Mensch führt lieber selbst Gespräche, als das Gespräch mit dem Schöpfer, mit Gott, zu suchen.
Die Gefangenschaft des Menschen und der Ruf des Täufers
Wir sind eingesperrt in unserer Welt – im Gefängnis des Zweifels, in der Zelle der Selbstgerechtigkeit, im Knast unserer Eitelkeiten.
Von einem, der ebenfalls im Gefängnis saß, wird uns in der Heiligen Schrift berichtet. Er predigte anders. Er begann seine Predigt nicht mit „Liebe Gemeinde“, sondern beschimpfte die Leute erst einmal heftig. „Otterngezücht“ und „Schlangenbrut“ nannte er sie. Sein Outfit war ebenfalls ungewöhnlich: Er trug eine Kamelhaarjacke, einen Ledergürtel um den Bauch, und seine Ernährung bestand nicht aus Hamburger und Coca-Cola, sondern aus Heuschrecken und wildem Honig. Sozusagen ein Alternativer – ich meine natürlich ein Alternativer. Und er war ein Grenzgänger.
Wenn du ihn in der Heiligen Schrift einordnen willst, musst du ihn genau zwischen das Alte und das Neue Testament klemmen. Er bereitet den Weg vom Alten zum Neuen Testament. Und du findest ihn nicht im Eine-Welt-Laden, sondern beim Lesen der Bibel – im Gefängnis.
Er sitzt 1120 Meter über dem Toten Meer im Hochsicherheitstrakt, als persönlicher Gefangener des Königs Herodes, mitten in der Wüste in der Festung Machäus. Die Leute haben einen Namen für ihn: Johannes der Täufer.
Johannes ist kein Terrorist, kein Betonkopf und kein Querdenker. Er macht nur eines: Er predigt. Das ist sein Job. Er wurde mundtot gemacht, weil er den Mund nicht hielt. Das ist übrigens zu allen Zeiten so: Wer bei Ungerechtigkeiten nicht schweigt, wer bei Sauereien nicht mitmacht, wird gemobbt, vielleicht entlassen oder landet im Gefängnis.
Johannes nennt „Sünde beim Namen“. Ehebruch ist Sünde, auch wenn das Staatsoberhaupt die Ehe bricht. Dem König sagt er: Es ist Sünde, wenn du zu der Frau deines Bruders ins Bett steigst. Johannes ließ sich den Mund nicht verbieten, weil es um Sünde geht und weil das in der Bibel steht.
Besuche im Gefängnis waren damals erlaubt. Seine Freunde brachten ihm die Tageszeitung mit. Wie das meist so ist, berichteten sie ihm auch von Dingen, die nicht in der Zeitung standen. So war er immer auf dem Laufenden. Ansonsten war er in seiner Gefängniszelle mit seinen Selbstgesprächen allein.
Das unterdrückte Volk draußen hat Johannes inzwischen zum heimlichen Volkshelden erhoben. Seine Karriere vom Prediger in der Wüste zum Gefangenen in der Wüste wurde in vorgehaltener Hand weitererzählt.
Aber die inneren Kämpfe, die Johannes in seiner Zelle hat, die Selbstgespräche, die können wir nicht hören und nicht sehen. Johannes geht es überhaupt nicht darum, seinen Heldenstatus zu erhalten oder seinen heiligen Schein zu polieren. Nein, er gibt zu, dass er auf die wichtigste Frage seines Lebens noch keine Antwort hat.
Deshalb schickt er jetzt seine Freunde zu Jesus und lässt die Frage ausrichten: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?
Inzwischen ist unser Grenzgänger an seine Grenzen gekommen. Er fragt sich: Warum scheint vom Retter nichts in meine Zelle? Warum ist hier drin alles dunkel? Wo bleibt er denn? Wo ist Jesus?
Ich habe mir gedacht: Heute sieht dieses Gefängnis, diese Zelle, bei jedem von uns anders aus. Bei dem einen steht an der Gefängniszellentür „Keine Freunde“. Bei einem anderen steht dort: „Den Partner fürs Leben noch nicht gefunden“ oder „Vielleicht schon verloren“. Bei wieder einem anderen ist es eine Krankheit, wie zum Beispiel die Depression, die Betroffene sagen lässt: Ich komme mir vor wie in einer Gefängniszelle.
In einer Gefängniszelle sitzen wir alle – drin ist unser begrenztes Leben. Da kommen wir nicht selbständig heraus. Und eine Gefängniszelle betrifft uns alle: Es ist die kaputte, die gestörte Beziehung zum Schöpfer, zu Gott.
Die wichtigste Frage, die Johannes jetzt hat, lautet nicht: Wie komme ich aus meiner Situation, aus meiner Gefängniszelle? Sondern: Kommt Jesus in meine Zelle hinein? Ist er der Messias, der Sohn Gottes? Ist es wahr, was in der Bibel steht? Kann ich dem vertrauen, was Jesus gesagt hat oder nicht?
Johannes hat nichts mehr zum Festhalten, keine Sicherheiten. Wisst ihr, so ist das häufig im Leben, wenn die Stärken abgezogen werden. Zu den Stärken gehört, dass wir einigermaßen gesund hierhergekommen sind, dass wir nächste Woche vielleicht unsere Rechnungen noch bezahlen können. Aber uns ist allen klar, dass die Stärken im nächsten Augenblick abgezogen werden können. Dann brechen bei vielen die eigentlichen Fragen auf: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?
Johannes muss warten. Er weiß, die Festung, diese Gefängniszelle, kann er selbst nicht verlassen. Nun kommen die Freunde von Johannes zurück – und jetzt wird es spannend. Sie bringen die Antwort mit.
Sie sagen: Die Antwort von Jesus lautet so: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt.
Wenn man die Bibel oberflächlich liest, könnte man sagen: Das ist doch enttäuschend. Genau wegen dieser Dinge hat Johannes doch erst nachgefragt. Aber für Johannes war das keine enttäuschende Antwort. Weißt du warum? Weil er sich in der Bibel auskannte, weil er die Bibel gelesen hatte.
Jesus schmuggelt hier ein verschlüsseltes Bibelzitat in die Zelle des Johannes hinein. Es stammt aus Jesaja 35. Das Blinde sehen und Lahme gehen – dieses Zitat ist aus der Ankündigung des Messias, des Retters. Jesus wird also schon weit vor seiner Geburt im ersten Teil der Bibel angekündigt.
Und Johannes kapiert das, er versteht es. Er erkennt: Jesus ist wirklich der Retter.
Was macht Jesus? Er verweist Johannes auf die Bibel. „Schau dort rein, was da drinsteht, hab Vertrauen. Die Zeichen, die jetzt geschehen, sind genau die Zeichen, die anzeigen, dass der Retter da ist, dass er kommt.“
Jesus lässt Johannes nicht ausrichten: „Du musst mal deinen Puls fühlen, zur inneren Ruhe finden, Atemübungen machen.“ Nein, sagt Jesus nicht. Er sagt auch nicht: „Sing mal das Lied ›Etwas in mir zeigt mir, dass es dich wirklich gibt‹.“ Wenn ich das Lied höre, frage ich mich immer: Was soll das sein? Etwas in mir? Mein Frühstück oder wie? Ich bin in mich gegangen, habe nichts gefunden.
Nein, mit Bauchgefühl geht es nicht. Das ist Jesus absolut klar. Er schickt auch keine Räucherstäbchen, damit es mal eine kleine Abwechslung zum Gestank in der Gefängniszelle gibt. Er gibt auch keine Drogen seinen Freunden mit, damit die Sinne vernebelt werden und sie die Situation besser aushalten. Und er schickt auch keinen Pizza-Service, damit er mal eine Alternative zum Fressen aus dem Blechnapf hat.
Nein, Jesus schickt sein Wort – und daran hält er bis heute fest. Auch in deine Gefängniszelle schickt Jesus sein Wort hinein. Er kommt persönlich in den Knast durch sein Wort und sagt auch dir heute: Tote stehen auf.
Johannes konnte bisher in seiner Zelle nichts erkennen. Viele Christenmenschen heute sagen: Ich bin in einer ähnlichen Situation, ich kann Jesus nicht sehen. Mir wurde das noch einmal so deutlich von einem Freund berichtet, der zu denen gehört, die sich jetzt freuen, wenn es draußen wieder schneit. Er ist Skifahrer und war in den Alpen. Er berichtete, dass er dort eine Begebenheit hatte, die ihn sehr nachdenklich machte.
Vor ihm am Lift stand eine Frau, die blind war. Er fragte sich die ganze Zeit: Was will die Frau da oben auf dem Gipfel, auf dem Gletscher? Sie kann ja nur die Höhenluft genießen, aber nicht die Aussicht.
Oben bekam er den Schock: Die Frau stellte sich auf die Skier und donnerte die Piste herunter. Ihm wurde erklärt, warum das möglich war: Vor ihr fuhr ein Mann, den sie kannte, und mit dem war sie per Funk verbunden. Er gab ihr Anweisungen, sodass sie gut am Ziel ankam.
Da waren wir uns einig: Unsere Situation ist ähnlich. Auch wenn wir Jesus nicht sehen, wenn du dich auf ihn einlässt, ihm vertraust und sein Wort liest, kommst du gut ans Ziel. Vertrauen und sein Wort – das war das Einzige, was diese Frau hatte, und sie kam am Ziel an.
Nun musst du wissen: Das Wort ist so wichtig, dass Gott nicht zulässt, dass es ruiniert wird. Mein Gott lässt vieles zu. Vielleicht kannst du das in deinem Bekanntenkreis studieren. Er lässt zu, dass Menschen sich ruinieren. Er lässt zu, dass ganze Familien sich ruinieren. Er lässt sogar zu, dass ganze Völker sich ruinieren – das wissen wir aus den Geschichtsbüchern.
Aber eines lässt Gott niemals zu: dass sein Wort ruiniert wird. Das hat mit seiner Liebe zu tun, weil er will, dass du es liest und mit diesem Wort durchs Leben geführt wirst, ins ewige Leben hineingeführt wirst, dass du ans Ziel kommst.
Deshalb lässt er niemals zu, dass sein Wort ruiniert wird.
Die Botschaft der Bibel wird aber zu allen Zeiten – und da sind wir heute in keiner besonderen Situation – von allen Seiten angefeindet. Es gibt eine Intelligenz, die Luther mit „Teufel“ bezeichnete. Sie denkt sich immer wieder alles Mögliche aus, damit der Mensch sich nicht mit diesem wichtigen Wort Gottes beschäftigt.
Wenn du mit Jesus unterwegs bist, ihm vertraust und dich nach seinem Wort richtest, wirst du merken, dass es am Wegrand meckernde Ziegen gibt, die aber keine Milch geben. Sie meckern nur: „So geht das nicht.“
Es passiert, dass du auf diesem Weg, wenn du das Wort Gottes ernst nimmst, plötzlich kläffende Hunde erlebst, die hinterherrennen. Wadenbeißer sind das. Sie wollen dich davon abbringen, dich nach der Botschaft der Bibel auszurichten, Jesus weiter nachzulaufen.
Manchmal sind diese kläffenden Hunde sogar mit Kamera und Mikrofon bewaffnet.
Ich muss sagen: Rückblickend bin ich sehr dankbar für die meckernden Ziegen und für die kläffenden Hunde. Wisst ihr, was sie bei mir bewirkt haben? Dass ich mich noch mehr mit dem Wort Gottes beschäftige. Sie halten uns hellwach und bewahren uns davor, abzuheben.
Aber eines macht mir große Sorgen: die Schlangen auf dem Weg der Nachfolge hinter Jesus. Die falschen Schlangen kommen angekrochen, zischend vor sich hin: „Sollte Gott gesagt haben?“ Sie wissen ganz genau, was die Bibel sagen darf und was nicht. Manche von ihnen haben sogar Theologie studiert.
Der einfache Mann, der einfach nur hinter Jesus herlaufen und ihm gehorchen will, wird von ihnen belehrt. Die einfache Frau, die nur das Wort Gottes ernst nehmen will, wird von ihnen belächelt.
Vicarda besucht eine alte Dame anlässlich ihres achtzigsten Geburtstags und berichtet überschwänglich von ihrem Glauben an Jesus. Zum Beispiel erzählt sie, wie der Text Markus 16 ihr Kraft im Leben gegeben hat und was sie durch diese Bibelstelle erfahren hat.
Da sagt Vicarda ganz blass zu ihr: „Wissen Sie denn nicht, dass Markus 16 ein unechtes Jesuswort ist?“
Darauf jubelt die Frau: „Na, das ist doch wunderbar! Wenn schon unechte Jesusworte so eine Wirkung haben, wie viel mehr dann die echten?“
Ja, ich meine, wo wir jetzt darüber schmunzeln, macht das im wirklichen Leben vielen Christen große Sorge.
Jesus warnt eindrücklich davor, dass die Bibel verborgen wird. Wir erkennen das zum Beispiel daran, dass er die Warnung vor Verführung sehr oft zum Thema gemacht hat, etwa in der Endzeitrede. Auch in den Sendschreiben steht diese Warnung ziemlich weit vorn.
Er ist der Meinung, dass Verführung schlimmer ist als Christenverfolgung. Wir hören heute von verfolgten Christen, dass sie für uns in Europa beten, weil sie diese Gefahr erkennen: dass wir verführt werden.
Früher hieß ein Satz – und er hat immer noch Bedeutung: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche.“
Liebe Freunde, diesen Satz kann man aber nicht umfunktionieren und sagen: „Die Verführer, die Irrlehrer sind der Same der Kirche.“ Die machen uns kaputt. Verführung macht Gemeinde kaputt. Deshalb stellt Jesus das immer wieder ganz vorn an und sagt: „Lauf den Verführern nicht nach.“
Man möchte heute fast hinzufügen: auch wenn diese Verführer sich ein frommes Mäntelchen umhängen, vielleicht sogar einen Pfarrtalar tragen oder ein Bischofskreuz.
Von innen wird jedenfalls die Bibel verbogen, werden Kreuz und Christus überflüssig gemacht.
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir heute mehr denn je eine Geistesgabe brauchen, und das ist die Gabe der Geisterunterscheidung. Und weißt du, wie diese Geistesgabe wachsen kann? Indem wir die Bibel lesen – und zwar im Zusammenhang, indem wir uns mit dem Wort Gottes beschäftigen.
Aber leider müssen wir uns heute Sorgen machen, zum Beispiel aus der Kirche, aus der ich komme, der evangelischen Kirche in Deutschland.
Ich möchte ein Beispiel bringen: In den 1990er Jahren hatte ich ein Treffen mit Tina Turner – inzwischen eine Rock-Oma – in Amsterdam. Ich habe ein Foto zu Hause, das mir so wichtig ist, dass ich es aufgehoben habe: Lutz Schäufler neben Tina Turner.
Sie sah äußerlich gut aus, die Maße stimmten auch, aber die Lady hatte damals in den Neunzigern ein Problem. Das Problem war: Wir haben uns im Wachsfigurenkabinett getroffen. Es war kein Leben drin. Kein Leben.
Und daran muss ich immer wieder denken, wenn ich dieses Foto sehe, an viele christliche Gemeinden, in denen kein Leben drin ist. Aus dem einfachen Grund, weil sie ab einem bestimmten Punkt die Bibel sich zurechtgebogen haben.
Jetzt müssen wir mal etwas denken, was wir eigentlich gar nicht denken können: Stell dir vor, Gott würde heute Abend um 22 Uhr sterben.
Ich behaupte, viele Christen würden das nicht einmal bemerken. Denn ab 22 Uhr würde bei vielen Gemeinden alles so weiterlaufen wie bisher. Viele Gottesdienste wären weiterhin so kalt, dass du im Mittelgang Schlittschuh laufen kannst. Die Lebensgestaltung bei manchen Christen würde weiterhin zum Himmel stinken. Und sie würden weiterhin sagen: „Gott ist doch zum Vergeben da, also kann ich leben, wie ich will.“
Viele Gebete blieben weiterhin hohle Worte, magische Zauberformeln, die die eigene Ungewissheit beruhigen sollen.
Gott wäre tot – und sie würden es nicht einmal bemerken, weil ihre Beziehung zu Gott vorher schon tot war. Sie haben Gott nicht zu Wort kommen lassen, sie haben sein Wort nicht gehört und nicht ernst genommen.
Sie betreiben Nabelschau, drehen sich nur um sich selbst und verlieren den Blick auf Gott und damit auch für den Nächsten. Das wird zum Gefängnis.
Ein Gefängnis – das fällt mir auch auf. Ich sage: Ich komme aus der evangelischen Kirche.
Wir haben in Deutschland unter hauptberuflichen kirchlichen Mitarbeitern ein ganz gewaltiges Problem. Es gibt viele, wirklich viele ernstzunehmende Prediger, Pfarrer, Jugendreferenten, die als fromm eingestuft werden und den Willen Gottes erkennen.
Das Problem ist nur: Viele schauen erst auf ihr Gehaltskonto, um dann zu entscheiden, ob sie dem Willen Gottes gehorsam sein können.
Wisst ihr, ob es uns passt oder nicht: Gott hat bis heute eine ganze Kiste voller Möglichkeiten, um zu uns zu reden. An erster Stelle steht die Heilige Schrift, die Bibel.
Aber wir wissen natürlich, dass es noch viele andere Möglichkeiten gibt.
Heute Nachmittag soll es auch noch einmal darum gehen. Wir hören zum Beispiel aus muslimischen Ländern, dass Gott durch Träume dorthin kommt, wo selbst die Bibel verboten ist, und dass Moslems plötzlich Christen werden, kleine Hausgemeinden entstehen.
Wir wissen aber auch, dass er durch die Predigt redet. Es ist übrigens gefährlich, in den Gottesdienst zu gehen – es könnte passieren, dass Jesus mit dir redet. Davon gehen wir ja aus, deshalb beten wir ja vorher im Gottesdienst.
Ich kenne keinen einzigen von euch – also zwei, drei habe ich bisher seit heute früh kennengelernt – aber mein Gebet ist doch vorher, dass ich das vorbereite, damit es den Menschen, die in die Veranstaltung kommen, hilft – zum Leben und zum Sterben.
Das hat Jesus so zu seiner Eigenart gemacht, dass er durch die Predigt hindurch reden will, wenn es um die Bibel geht.
Manchmal redet er auch durch eine innere Stimme, sodass Menschen plötzlich zur Ruhe kommen, zur Besinnung.
Ich las den Roman „Der Zeuge“ von Clifford Irving. Dort war ein Anwalt abends in seiner Wohnung und führte ein Selbstgespräch. Er sagte: „Ich konnte das leise Ticken der Küchenuhr hören. Jedes Leben hat einen Rhythmus, dachte ich, eine Routine, die einen sowohl stützt als auch abstumpfen lässt. Zahllose Augenblicke setzen sich zu einem Ganzen zusammen. Ich war 48 Jahre alt. Nur zu schnell würde alles vorbei sein. Wenn ich den Mut dazu hätte, würde ich am Schluss fragen: Worum ging es eigentlich? Was hast du wirklich getan, was wichtig war? Und was könnte ich dann antworten?“
Bis der auch durch solche Situationen kann, redet Gott, kommen Leute zum Nachdenken.
Ich behaupte und bin der festen Überzeugung: Auch der härteste Atheist kommt in seinem Leben mal an den Punkt, wo er sich fragt: Was wäre mit meinem Leben, wenn der am Kreuz wirklich Recht hat? Was wäre dann mit meinem Leben?
Viele wollen es nur nicht zu Ende denken, weil sie eine Ahnung davon haben, dass ihr bisheriges Leben dann ein einziges Fragezeichen wäre und mehr nicht.
Natürlich schafft Gott auch Situationen, in die er uns hineinführt, wo er zu uns redet und will, dass wir seinen Willen tun.
Aber es ist nicht so, dass wir sofort erwarten können, dass er immer mit uns redet, wie wir es erwarten.
Man hört manchmal: „Ich habe gebetet, er hat nicht geantwortet, also mache ich jetzt Schluss mit dem Christentum.“
Wisst ihr: Es ist nicht so, dass Jesus sofort zu uns reden muss, wenn wir meinen, jetzt hat er gefälligst mal was zu sagen. Wer sind wir denn?
Das ist genau andersherum als bei einer Schnecke. Die krabbelt auf dem Balkongeländer oben im fünften Stock. Der Besitzer der Wohnung kommt auf seinen Balkon, sieht die Schnecke, schnippt sie herunter. Ein halbes Jahr später klingelt es draußen an der Tür, die Schnecke steht davor und fragt: „Was war das denn eben?“
Klar, die Schnecke ist langsam und hat eine ganz andere Zeitrechnung als du und ich.
Bei Jesus ist es der Gegensatz: Er ist der Sohn Gottes, hat Macht über Himmel und Erde. Deshalb hat Jesus eine völlig andere Zeitrechnung als du und ich. Er kann in jedem Augenblick an jedem Ort in dieser Welt sein. Er muss nicht sofort kommen, er muss nicht sofort handeln.
Aber Christen berichten: Er kommt immer zum rechten Zeitpunkt.
Wenn du denkst, jetzt muss er handeln, dann hat er manchmal noch viel Zeit. Und manchmal ist es umgekehrt: Wenn Menschen denken, sie haben noch Zeit, können noch, wenn sie alt sind, in die Kirche gehen, dann kann das ein Trugschluss sein. Sie werden vielleicht doch nicht so alt, wie sie sich wünschen.
Nun muss ich zum Schluss noch auf eine Frage eingehen: Was ist bei uns Christen, wenn Gott schweigt?
Wenn wir darüber reden, dass Gott spricht, müssen wir auch darüber reden, was ist, wenn er schweigt. Solche Situationen gibt es.
Es ist ja nicht so, dass für Christen der rote Teppich nur ausgerollt wird.
Wir lesen im letzten Buch der Bibel, dass Gott bei seinen Leuten, wenn sie am Himmelstor ankommen, die Tränen abwischen will.
Das heißt im Umkehrschluss: Es gibt bei seinen Leuten jetzt und hier Situationen, in denen die Tränen fließen und wir nicht wissen, was er gerade denkt. Wir sehnen uns so sehr danach, dass er ein Wort sagt.
Es gibt verschiedene Stellen, eine möchte ich als Beispiel nennen: die Sturmstillung am See Genezareth.
„Und siehe, da erhob sich ein gewaltiger Sturm auf dem See, so dass auch das Boot von Wellen zugedeckt wurde, er aber schlief.“
Da hast du Angst, du kämpfst allein, und Jesus schläft. Der Kahn läuft voll, das Herz füllt sich mit Sorgen, die Winde blasen ins Ohr, du denkst: Das schaffe ich nie. Und Jesus schweigt.
Das ist die größte Not, in die ein Christ überhaupt kommen kann: der schweigende Jesus.
Ich kenne solche Situationen, in denen ich nicht weiß, was vorne und hinten ist und nicht weiß, wie es weitergeht.
Aber ich will dir sagen: Der schweigende Jesus ist mir tausendmal lieber als das aufgeregte Getue der Leute und die aufgeregten Ratschläge, die sie mir geben.
Ich halte mich lieber, auch wenn er schweigt, weiter an dem schweigenden Jesus fest, weil ich weiß: Er bringt mich durch die Stürme, er geht nicht um die Stürme herum, sondern mit uns hindurch.
Gibt es eine Idee, die dazwischenfunkt? Vielleicht ist heute jemand hier?
Die Idee heißt: Manchmal bin ich am Absaufen, manchmal könnte ich vor Angst in die Tischkante beißen. Und während du denkst: Das kenne ich, diese Situation, diesen Sturm, dass ich Angst habe, ich gehe unter, denkst du noch: Aber ich kenne den Retter nicht.
Es wäre doch schön, wenn mich einer halten würde. Wie soll das gehen, dass einer die Wellen meines Lebens in den Griff bekommt?
Weißt du, dieser Bericht von der Sturmstillung bleibt nur eine sympathische Darstellung meines Lebens, meiner Krise, meiner Not, wenn ich persönlich den Retter nicht kenne.
Und den hatten die Freunde von Jesus mit im Boot.
Nun steht hier: „Und sie traten zu Jesus, weckten ihn auf und sprachen: Herr, hilf, wir kommen um.“
Das Gebet zu Jesus ist der Weg zum Retter. Das Gebet müssen wir zum Himmel schicken: „Bring mich durch die Stürme hindurch.“
Hier kannst du auch sehen, dass es Mühe kostet, Jesus zu wecken. Beten braucht manchmal Zeit und Kraft, manchmal will Jesus geschüttelt werden.
Und Sie wissen, das ist das Schöne: Sie wissen, wen man wecken muss im Sturm der Zeit.
Wer betet „Herr, hilf!“, der wird erleben, dass Jesus die Hilfe nicht verschläft, dass er immer zum richtigen Zeitpunkt kommt.
Es reicht nicht, wenn wir bei schweren Stürmen nur den Psychiater wecken. Es reicht nicht, wenn wir bei einer Krankheit nur den Arzt anrufen. Wir müssen zugleich auch Jesus anrufen.
So bin ich dankbar, dass wir sein Wort haben, an dem wir uns festhalten können, das wir lesen können – auch wenn wir der Meinung sind, jetzt schweigt er gerade.
Ich möchte zum Schluss eine Begebenheit erzählen, von der ich gelesen habe.
Vor vielen Jahrzehnten lebte eine alte Frau in der Nähe einer Gemeinschaft. Sie war ärmlich und erbärmlich in ihrer kleinen Hütte, ohne eigenes Einkommen, kein Geld, nur etwas Brot, das sie zusammenkratzen konnte.
Sie war ganz auf sich gestellt, hatte aber einen einzigen Verwandten – einen Neffen, der im Übersee lebte.
Eines Tages bekam die alte Dame von ihrem Neffen einen Brief. Darin lag eine Karte mit einem Gruß und ein bunt bedrucktes Stück Papier, das ihr so gut gefiel, dass sie es gleich in einem Bilderrahmen an die Wand hängte und jeden Tag bestaunen konnte.
Eines Tages starb die arme Frau. Der Neffe kam zur Beerdigung aus dem Ausland, sah sich die ärmliche Hütte seiner Verwandten an und entdeckte an der Wand das bunt bedruckte Papier im Bilderrahmen.
Er bekam einen Schock: Es war ein Wertpapier. Sie hätte mit diesem Papier nur zur Bank gehen und es gegen Geld eintauschen müssen. Sie hätte alles gehabt, was sie zum Leben braucht.
Als ich davon hörte, dachte ich: Leider ist es mit vielen Zeitgenossen heute genauso. Sie sehnen sich nach Halt im Leben und nach Hoffnung für ihre Zukunft, wissen aber nicht, wo sie das alles herbekommen können.
Aber sie haben das Wertpapier an der Wand im Regal stehen – ein Buch, von der ersten bis zur letzten Seite nichts weiter als ein Wertpapier.
Doch sie haben das Buch nie aufgeklappt, nicht gelesen, nicht eingelöst, nicht ausprobiert und nicht gelebt.
Das Alte und das Neue Testament, dieses Wertpapier, ist die Garantie dafür, dass Gott zu uns redet. Wie gut, dass er zu uns redet.
Amen.
Die innere Zerrissenheit des Täufers und seine Zweifel
Das unterdrückte Volk draußen hat Johannes inzwischen zum heimlichen Volkshelden erhoben. Seine Karriere – vom Prediger in der Wüste zum Gefangenen in der Wüste – wurde natürlich im Flüsterton weitererzählt.
Doch die inneren Kämpfe, die Johannes in seiner Zelle führt, die Selbstgespräche, die können Sie nicht hören und nicht sehen. Johannes geht es überhaupt nicht darum, seinen Heldenstatus zu erhalten oder seinen heiligen Schein zu polieren. Nein, er gibt jetzt zu, dass er auf die wichtigste Frage seines Lebens noch keine Antwort hat.
Deshalb schickt er nun seine Freunde zu Jesus und lässt die Frage ausrichten: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten? Inzwischen ist unser Grenzgänger an seine Grenzen gekommen. Er fragt sich: Warum scheint vom Retter nichts in meine Zelle? Warum ist hier drin alles dunkel? Wo bleibt er denn? Wo ist Jesus?
Das Gefängnis des Lebens und die zentrale Frage der Hoffnung
Ich habe mir gedacht, dass dieses Gefängnis Mareus bei jedem von uns anders aussieht. Bei dem einen steht an der Gefängniszellentür: keine Freunde. Bei einem anderen steht dort: den Partner fürs Leben noch nicht gefunden oder vielleicht schon verloren. Bei wieder einem anderen ist es eine Krankheit, wie zum Beispiel die Depression, die das betrifft. Diese Menschen sagen: „Ich komme mir vor wie in einer Gefängniszelle.“
In einer Gefängniszelle sitzen wir alle. Darin ist unser begrenztes Leben eingeschlossen. Wir können nicht aus dieser Zelle selbständig herauskommen. Eine Gefängniszelle betrifft uns alle, nämlich die kaputte, die gestörte Beziehung zum Schöpfer, zu Gott.
Die wichtigste Frage, die Johannes jetzt hier hat, ist nicht: Wie komme ich aus meiner Situation, aus meiner Gefängniszelle heraus? Sondern: Kommt Jesus in meine Zelle hinein? Ist er der Messias, ist er der Sohn Gottes? Ist es wahr, was in der Bibel steht? Kann ich dem vertrauen, was Jesus gesagt hat, oder nicht?
Johannes hat nichts mehr zum Festhalten, keine Sicherheiten. Wisst ihr, so ist das häufig im Leben, wenn die Stärken im Leben abgezogen werden. Zu den Stärken gehört, dass wir einigermaßen mehr oder weniger gesund heute hier reingewackelt sind, dass wir nächste Woche vielleicht unsere Rechnungen noch bezahlen können.
Aber uns ist allen klar, dass die Stärken im nächsten Augenblick auch abgezogen werden können. Dann brechen bei vielen die eigentlichen Fragen auf: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?
Die Antwort Jesu und die Bedeutung der Schrift
Der Johannes muss warten. Er weiß, die Festung, diese Gefängniszelle, kann er selbst nicht verlassen. Nun kommen die Freunde von Johannes zurück, und jetzt wird es spannend: Sie bringen auch die Antwort mit.
Sie sagen, die Antwort von Jesus lautet so: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt. Wenn man die Bibel hier oberflächlich liest, könnte man sagen, das ist doch enttäuschend. Genau wegen dieser Dinge, die Jesus hier aufzählt, hat Johannes doch erst nachgefragt.
Aber für Johannes war das keine enttäuschende Antwort. Weißt du warum? Weil er sich in der Bibel auskannte, weil er die Bibel gelesen hatte. Jesus schmuggelt hier ein verschlüsseltes Bibelzitat in die Zelle des Johannes hinein. Es ist aus Jesaja 35 entnommen.
Das „Blinde sehen“ und „Lahme gehen“ – dieses Zitat stammt aus der Ankündigung für den Messias, für den Retter. Jesus wird also schon weit vorher, im ersten Teil der Bibel, vor seiner Geburt angekündigt. Und Johannes kapiert das, er versteht es. Er heißt es. Jesus ist wirklich der Retter, er kann es erkennen.
Was macht Jesus? Er verweist Johannes auf die Bibel. „Schau dort hinein, was da drinsteht. Hab Vertrauen! Die Zeichen, die jetzt geschehen, sind genau die, die anzeigen, dass der Retter da ist, dass er kommt.“
Jesus lässt Johannes nicht ausrichten, in seiner Zelle solle er mal seinen Puls fühlen, um seinen derzeitigen Zustand zu überprüfen. Er solle zur inneren Ruhe finden oder Atemübungen machen. Nein, sagt Jesus das nicht.
Er sagt auch nicht: „Sing mal das Lied ‚Etwas in mir zeigt mir, dass es dich wirklich gibt‘.“ Wenn ich das Lied höre, frage ich mich immer: Was soll das sein? Etwas in mir? Mein Frühstück oder wie? Ich bin in mich gegangen und habe nichts gefunden.
Nein, mit Bauchgefühl geht es auch nicht. Das ist Jesus absolut klar. Er schickt auch keine Räucherstäbchen, um eine kleine Abwechslung zum Gestank in der Gefängniszelle zu schaffen. Er gibt auch keine Drogen seinen Freunden mit, damit die Sinne vernebelt werden und sie die Situation besser aushalten.
Und er schickt auch keinen Pizza-Service, damit Johannes mal eine Alternative zum Frass aus dem Blechnapf hat. Nein, Jesus schickt sein Wort, und daran hat er bis heute festgehalten.
Auch in deine Gefängniszelle schickt Jesus sein Wort hinein. Er kommt persönlich in den Knast durch sein Wort, und er sagt auch dir heute: Tote stehen auf.
Vertrauen trotz Unsichtbarkeit – eine Lebensgeschichte als Gleichnis
Johannes konnte bisher jedenfalls in seiner Zelle nichts erkennen. Viele Christen heute sagen: „Ich bin in einer ähnlichen Situation, ich kann Jesus nicht sehen.“
Mir wurde das noch einmal so deutlich, als ein Freund mir berichtete, der zu denen gehört, die sich jetzt freuen, wenn es draußen wieder schneit. Demnächst ist er Skifahrer. Er war in den Alpen und erzählte von einer Begebenheit, die ihn sehr nachdenklich machte.
Vor ihm am Lift stand eine Frau, die blind war. Er fragte sich die ganze Zeit: Was will die Frau da oben auf dem Gipfel, auf dem Gletscher? Sie kann ja nur die Höhenluft genießen, aber die Aussicht nicht sehen.
Oben bekam er den Schock: Die Frau stellte sich auf die Skier und fuhr die Piste hinunter. Ihm wurde erklärt, warum das möglich war. Vor ihr fuhr ein Mann, den sie kannte, und mit dem war sie per Funk verbunden. Er gab ihr Anweisungen, sodass sie gut am Ziel ankam.
Da waren wir uns einig, dass unsere Situation ähnlich ist. Auch wenn wir Jesus nicht sehen, wenn du dich auf ihn einlässt, ihm vertraust und sein Wort liest, kommst du gut am Ziel an. Vertrauen und sein Wort – das war das Einzige, was diese Frau hatte, und sie kam am Ziel an.
Die Unzerstörbarkeit des Wortes Gottes
Nun musst du wissen: Das Wort ist so wichtig, dass Gott nicht zulässt, dass es ruiniert wird. Mein Gott lässt vieles zu. Er lässt zu – vielleicht kannst du das in deinem Bekanntenkreis beobachten – dass Menschen sich ruinieren.
Gott lässt es sogar zu, dass ganze Familien sich ruinieren. Auch das kann man sehen. Und Gott lässt es sogar zu – das wissen wir aus den Geschichtsbüchern – dass ganze Völker sich ruinieren.
Aber eines können wir auch feststellen: Gott lässt eines niemals zu, nämlich dass sein Wort ruiniert wird. Das hat mit seiner Liebe zu tun, denn er will, dass du es liest und dass du mit diesem Wort durchs Leben geführt wirst und ins ewige Leben hineingeführt wirst, dass du ans Ziel kommst. Deshalb lässt er niemals zu, dass sein Wort ruiniert wird.
Die Botschaft der Bibel wird aber zu allen Zeiten – und wir sind heute in keiner besonderen Situation – von allen Seiten angefeindet. Denn es gibt eine Intelligenz, die Luther in seiner Übersetzung mit „Teufel“ bezeichnet. Diese Intelligenz erfindet immer wieder alles Mögliche, damit der Mensch sich nicht mit diesem wichtigen Wort Gottes beschäftigt.
Widerstand auf dem Weg des Glaubens
Und wenn du mit Jesus unterwegs bist, ihm vertraust und dich nach seinem Wort richtest, wirst du merken, dass es am Wegrand meckernde Ziegen gibt. Diese Ziegen geben keine Milch, sie meckern nur und sagen: So geht das nicht.
Es passiert, dass du auf diesem Weg, wenn du das Wort Gottes ernst nimmst, plötzlich kläffende Hunde erlebst, die hinterherrennen. Das sind Wadenbeißer. Sie wollen dich davon abbringen, dich nach der Botschaft der Bibel auszurichten und Jesus weiter nachzulaufen. Manchmal sind diese kläffenden Hunde sogar mit Kamera und Mikrofon bewaffnet.
Ich muss sagen, ich bin heute rückblickend sehr dankbar für die meckernden Ziegen und für die kläffenden Hunde. Wisst ihr, was sie bei mir bewirkt haben? Dass ich mich noch mehr mit dem Wort Gottes beschäftige. Sie halten uns hellwach und bewahren uns davor, abzuheben.
Aber eines macht mir große Sorgen: das sind die Schlangen auf dem Weg der Nachfolge hinter Jesus her. Die falschen Schlangen kommen angekrochen und zischen vor sich hin: Sollte Gott gesagt haben... Sie wissen ganz genau, was die Bibel sagen darf und was nicht. Manche von ihnen haben sogar Theologie studiert.
Der einfache Mann, der einfach nur hinter Jesus herlaufen und ihm gehorchen will, wird von ihnen belehrt. Die einfache Frau, die das Wort Gottes ernst nehmen möchte, wird von ihnen belächelt.
Die Gefahr der Verfälschung und die Notwendigkeit der Geisterunterscheidung
Vicarda besucht eine alte Dame anlässlich ihres achtzigsten Geburtstags. Überschwänglich berichtet sie der Frau von ihrem Glauben an Jesus. Dabei erzählt sie, wie sie den Text aus Markus 16 gelesen hat und wie wunderbar dieser Text ihr Kraft in ihrem Leben gegeben hat. Sie schildert, was sie durch diese Bibelstelle erfahren hat.
Daraufhin sagt Vicarda ganz blass zu ihr: „Wissen Sie denn nicht, dass Markus 16 ein unechtes Jesuswort ist?“ Die Frau jubelt daraufhin: „Na, das ist doch wunderbar! Wenn schon unechte Jesusworte so eine Wirkung haben, wie viel mehr dann die echten?“
Ja, wir mögen darüber schmunzeln. Im wirklichen Leben macht das jedoch vielen Christen große Sorge. Jesus warnt eindrücklich davor, dass die Bibel verborgen wird. Wir erkennen das daran, dass er die Warnung vor der Verführung sehr oft zum Thema gemacht hat – zum Beispiel in der Endzeitrede. Auch in den Sendschreiben steht diese Warnung ziemlich weit vorn.
Jesus ist sogar der Meinung, dass Verführung schlimmer ist als Christenverfolgung. Heute hören wir von verfolgten Christen, dass sie für uns in Europa beten, weil sie diese Gefahr erkennen – nämlich dass wir verführt werden.
Früher hieß ein Satz – und er hat auch heute noch Bedeutung: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche.“ Diesen Satz kann man aber nicht umfunktionieren und sagen: „Die Verführer, die Irrlehrer, sind der Same der Kirche.“ Denn sie machen uns kaputt. Verführung zerstört die Gemeinde.
Deshalb stellt Jesus die Warnung vor Verführern immer wieder ganz vorn an und sagt: „Lauft den Verführern nicht nach.“ Man möchte heute fast hinzufügen, auch wenn diese Verführer sich ein frommes Mäntelchen umhängen, vielleicht sogar einen Pfarrtalar tragen oder sich ein Bischofskreuz umhängen.
Von innen wird jedenfalls die Bibel verbogen. Kreuz und Christus werden überflüssig gemacht. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir heute mehr denn je eine Geistesgabe brauchen. Und das ist die Gabe der Geisterunterscheidung.
Weißt du, wie diese Geistesgabe wachsen kann? Indem wir die Bibel lesen – und zwar im Zusammenhang, indem wir uns mit dem Wort Gottes beschäftigen.
Die Gefahr der Verflachung im Glauben und die Bedeutung der lebendigen Bibel
Leider ist es heute so, dass wir uns Sorgen machen müssen – zum Beispiel um die Kirche, aus der ich komme, die evangelische Kirche in Deutschland. Ich möchte ein Beispiel geben: In den 90er Jahren hatte ich ein Treffen mit Tina Turner, die inzwischen so etwas wie eine Rock-Oma ist, in Amsterdam. Ich habe ein Foto zu Hause, das mir sehr wichtig ist. Darauf sieht man Lutz Schäufler neben Tina Turner.
Äußerlich sah sie gut aus, die Maße stimmten auch. Doch die Lady hatte damals, in den Neunzigerjahren, ein Problem. Wir trafen uns im Wachsfigurenkabinett, und es war kein Leben darin. Es war wirklich kein Leben drin.
An dieses Erlebnis muss ich oft denken, wenn ich an viele christliche Gemeinden denke. Dort fehlt das Leben aus einem einfachen Grund: Sie haben irgendwann begonnen, die Bibel sich zurechtzubiegen.
Nun möchte ich etwas denken, das eigentlich unvorstellbar ist: Stell dir vor, Gott würde heute Abend um 22:00 Uhr sterben. Ich behaupte, viele Christen würden das nicht einmal bemerken. Denn ab 22 Uhr würde in vielen Gemeinden alles genauso weiterlaufen wie bisher.
Viele Gottesdienste wären weiterhin so kalt, dass man im Mittelgang Schlittschuh laufen könnte. Die Lebensgestaltung mancher Christen würde weiterhin zum Himmel stinken. Sie würden weiterhin sagen: „Gott ist doch zum Vergeben da, also kann ich leben, wie ich will.“
Viele Gebete blieben weiterhin hohle Worte, magische Zauberformeln, die die eigene Ungewissheit beruhigen sollen.
Gott wäre tot, und sie würden es nicht einmal bemerken, weil ihre Beziehung zu Gott schon vorher tot war. Sie haben Gott nicht zu Wort kommen lassen, sie haben sein Wort nicht angehört und auch nicht ernst genommen.
Sie betreiben Nabelschau, drehen sich nur um sich selbst und verlieren den Blick auf Gott – und damit auch für den Nächsten. Das wird zum Gefängnis.
Herausforderungen in der Kirche und die Priorität des Gehorsams
Ein Gefängnis – das fällt mir auch auf. Ich sage, ich komme aus der evangelischen Kirche. Wir haben in Deutschland unter hauptberuflichen kirchlichen Mitarbeitern ein ganz gewaltiges Problem.
Da gibt es viele, wirklich viele ernstzunehmende Prediger, Pfarrer und Jugendreferenten, die als fromm eingestuft werden und den Willen Gottes erkennen. Das Problem ist nur: Viele schauen zuerst auf ihr Gehaltskonto, um dann zu entscheiden, ob sie dem Willen Gottes auch gehorsam sein können.
Wisst ihr, ob es uns passt oder nicht? Gott hat bis heute eine ganze Kiste voller Möglichkeiten, um zu uns zu reden. An erster Stelle steht die Heilige Schrift, die Bibel. Aber wir wissen natürlich, dass es noch viele andere Möglichkeiten gibt.
Heute Nachmittag soll es auch noch einmal darum gehen. Wir hören zum Beispiel aus muslimischen Ländern, dass Gott durch Träume dorthin kommt, wo selbst die Bibel verboten ist. Dort werden Moslems plötzlich Christen, und kleine Hausgemeinden entstehen.
Wir wissen aber auch, dass Gott durch die Predigt redet. Es ist übrigens gefährlich, in den Gottesdienst zu gehen – es könnte passieren, dass Jesus mit euch redet. Davon gehen wir ja aus, deshalb beten wir ja vorher für den Gottesdienst.
Ich kenne keinen einzigen von euch – also zwei, drei habe ich bisher seit heute früh kennengelernt – aber mein Gebet ist doch vorher, dass ich das vorbereite, damit es den Menschen, die in die Veranstaltung kommen, hilft, nämlich zum Leben und zum Sterben.
Gottes Reden in verschiedenen Formen und die Herausforderung des Wartens
Und das hat er sich so zur Gewohnheit gemacht, dass er während der Predigt sprechen will, wenn es um die Bibel geht. Manchmal geschieht es auch, dass er durch eine innere Stimme redet, sodass Menschen plötzlich zur Ruhe kommen und zur Besinnung gelangen.
Ich las den Roman Der Zeuge von Clifford Irving. Darin war ein Anwalt abends in seiner Wohnung und führte ein Selbstgespräch. Er sagte: „Ich konnte das leise Ticken der Küchenuhr hören. Jedes Leben hat einen Rhythmus“, dachte ich, „eine Routine, die einen sowohl stützt als auch abstumpfen lässt. Zahlreiche Augenblicke fügen sich zu einem Ganzen zusammen. Ich war 48 Jahre alt. Nur zu schnell würde alles vorbei sein. Wenn ich den Mut dazu hätte, würde ich am Schluss fragen: Worum ging es eigentlich? Was hast du wirklich getan, was wichtig war?“ Und was könnte ich dann antworten?
Auch Menschen, die durch solche Situationen gehen, erleben, dass Gott zu ihnen redet und sie zum Nachdenken bringt. Ich behaupte und bin fest überzeugt: Selbst der härteste Atheist kommt im Leben irgendwann an den Punkt, an dem er sich fragt: „Was wäre mit meinem Leben, wenn der am Kreuz wirklich Recht hat? Was wäre dann mit meinem Leben?“ Viele wollen diese Frage nur nicht zu Ende denken, weil sie eine Ahnung davon haben. Denn wenn er Recht hat, wäre das bisherige Leben ein einziges Fragezeichen – und mehr nicht.
Natürlich schafft Gott auch Situationen, in die er uns hineinführt, in denen er zu uns spricht und will, dass wir seinen Willen tun. Aber es ist nicht so, dass wir sofort erwarten können, dass er immer zu uns spricht, so wie wir es uns vorstellen.
Man hört manchmal: „Ich habe gebetet, aber er hat nicht geantwortet. Also mache ich jetzt Schluss mit dem Christentum.“ Das ist nicht richtig. Jesus muss nicht sofort zu uns sprechen, nur weil wir meinen, er müsste jetzt gefälligst etwas sagen. Wer sind wir denn?
Das ist genau anders als bei einer Schnecke. Die krabbelt auf dem Balkongeländer im fünften Stock einer Wohnung. Der Besitzer dieser Wohnung kommt auf seinen Balkon, sieht die Schnecke und schnippt sie herunter. Ein halbes Jahr später klingelt es an der Tür, und die Schnecke steht davor und fragt: „Was war das denn eben?“ Klar, die Schnecke ist langsam und hat deshalb eine ganz andere Zeitrechnung als du und ich.
Bei Jesus verhält es sich genau umgekehrt. Er ist der Sohn Gottes, hat Macht über Himmel und Erde. Deshalb hat Jesus eine völlig andere Zeitrechnung als wir. Er kann in jedem Augenblick an jedem Ort dieser Welt sein. Er muss nicht sofort kommen oder handeln.
Christen können jedoch berichten, dass er immer zum rechten Zeitpunkt kommt. Wenn du denkst, jetzt muss er handeln, dann hat er manchmal noch viel Zeit. Und manchmal ist es umgekehrt: Menschen denken, sie hätten noch Zeit, sie könnten später in die Kirche gehen oder glauben. Das kann ein Trugschluss sein, denn man wird vielleicht nicht so alt, wie man sich das wünscht.
Wenn Gott schweigt: Die Herausforderung des Glaubens in der Not
Nun muss ich am Schluss noch auf eine wichtige Frage eingehen: Was ist mit uns Christen, wenn Gott schweigt? Wenn wir davon sprechen, dass Gott spricht, müssen wir auch darüber reden, was passiert, wenn er schweigt. Solche Situationen gibt es nämlich. Es ist nicht so, dass für Christen immer nur der rote Teppich ausgerollt wird.
Im letzten Buch der Bibel lesen wir, dass Gott bei seinen Leuten, wenn sie am Himmelstor ankommen, die Tränen abwischen will. Das heißt im Umkehrschluss, es gibt hier und jetzt Situationen bei seinen Leuten, in denen die Tränen fließen. Situationen, in denen wir nicht wissen, was Gott gerade denkt, und in denen wir uns so sehr danach sehnen, dass er ein Wort spricht.
Es gibt verschiedene Stellen in der Bibel, die das zeigen. Ein Beispiel ist die Sturmstillung am See Genezareth: „Und siehe, da erhob sich ein gewaltiger Sturm auf dem See, so dass auch das Boot von Wellen zugedeckt wurde, er aber schlief.“ (Markus 4,37-38). Da hast du Angst, du kämpfst allein, und Jesus schläft. Das Boot läuft voll, das Herz ist voller Sorgen, die Winde blasen dir ins Ohr, und du denkst: Das schaffst du nie. Doch Jesus schweigt.
Das ist die größte Not, in die ein Christ überhaupt geraten kann: der schweigende Jesus. Ich kenne solche Situationen, in denen ich nicht weiß, was vorn und hinten ist und nicht weiß, wie es weitergeht. Aber ich will dir sagen: Der schweigende Jesus ist mir tausendmal lieber als das aufgeregte Getue der Leute und die hektischen Ratschläge, die sie mir geben.
Ich halte mich lieber, auch wenn er schweigt, weiter an dem schweigenden Jesus fest. Denn ich weiß: Er bringt mich durch die Stürme hindurch. Er geht nicht mit uns um die Stürme herum, sondern mit uns durch die Stürme des Lebens hindurch.
Die Kraft des Gebets in der Not
Und gibt es eine Idee, die dazwischenfunkt? Vielleicht ist heute jemand hier?
Die Idee heißt: Manchmal bin ich am Absaufen, manchmal könnte ich vor Angst in die Tischkante beißen. Und während du denkst, das kenne ich – diese Situation, diesen Sturm, dass ich Angst habe, ich gehe unter – denkst du noch: Aber ich kenne den Retter nicht.
Es wäre doch schön, wenn mich einer halten würde. Wie soll das gehen, dass einer die Wellen meines Lebens in den Griff bekommt? Wisse, dieser Bericht von der Sturmstillung bleibt nur eine ganz sympathische Darstellung meines Lebens, meiner Krise, meiner Not, wenn ich persönlich den Retter nicht kenne.
Den Retter hatten aber die Freunde von Jesus mit im Boot. Nun steht hier: „Und sie traten zu Jesus, weckten ihn auf und sprachen: Herr, hilf, wir kommen um.“ Das Gebet zu Jesus ist der Weg zum Retter. Das heißt, das Gebet müssen wir zum Himmel schicken, damit es uns durch die Stürme hindurchbringt.
Hier kannst du auch sehen, dass es Mühe kostet, Jesus zu wecken. Beten braucht manchmal Zeit und Kraft. Manchmal will Jesus geschüttelt werden. Und wissen Sie, das ist das Schöne: Sie wissen, wen man wecken muss im Sturm der Zeit.
Wer betet: „Herr, hilf!“, der wird erleben, dass Jesus die Hilfe nicht verschläft, dass er immer zum richtigen Zeitpunkt kommt. Es reicht nicht, wenn wir bei seelischen Stürmen nur den Psychiater wecken. Es reicht nicht, wenn wir bei einer Krankheit nur beim Arzt anrufen. Wir müssen zugleich auch Jesus anrufen.
Die Bedeutung des Wortes Gottes als Lebensgarantie
Ich bin dankbar, dass wir sein Wort haben, an dem wir uns festhalten können. Wir können sein Wort lesen, auch wenn wir manchmal das Gefühl haben, dass er gerade schweigt.
Zum Schluss möchte ich eine Begebenheit erzählen, von der ich gelesen habe. Es war vor vielen Jahren, vor vielen Jahrzehnten. Eine alte Frau, die in der Nähe einer Gemeinschaft lebte, war arm und erbärmlich. Sie wohnte in einer kleinen Hütte, hatte kein eigenes Einkommen und kein Geld. Sie konnte nur etwas Brot zusammenkratzen. Sie war ganz auf sich allein gestellt.
Sie hatte nur einen einzigen Verwandten, einen Neffen, der im Übersee lebte. Eines Tages bekam die alte Dame von ihrem Neffen einen Brief. Darin lag eine Karte mit einem Gruß und ein bunt bedrucktes Stück Papier. Dieses Papier gefiel ihr so gut, dass sie es gleich in einen Bilderrahmen steckte und an die Wand hing. Jeden Tag konnte sie es dort bestaunen.
Eines Tages starb die arme Frau, und der Neffe kam zur Beerdigung aus dem Ausland. Dabei sah er sich auch die ärmliche Hütte seiner Verwandten an. An der Wand entdeckte er das bunt bedruckte Papier im Bilderrahmen. Er bekam einen Schock, denn es war ein Wertpapier. Die Frau hätte mit diesem Papier nur zur Bank gehen müssen, um es gegen Geld einzutauschen. Sie hätte alles gehabt, was sie zum Leben brauchte.
Als ich davon gehört habe, dachte ich: Leider ist es mit vielen Zeitgenossen heute genauso. Sie sehnen sich nach Halt im Leben und nach Hoffnung für ihre Zukunft. Doch sie wissen nicht, wo sie das alles herbekommen können.
Dabei haben sie das Wertpapier an der Wand stehen – ein Buch, von der ersten bis zur letzten Seite, nichts anderes als ein Wertpapier. Aber sie haben das Buch nie aufgeklappt, es nicht gelesen, nicht eingelöst, nicht ausprobiert und nicht gelebt.
Das Alte und das Neue Testament – dieses Wertpapier – ist die Garantie dafür, dass Gott zu uns redet. Wie gut, dass er zu uns redet! Amen.