Begrüßung und Einführung in das Buch Richter
Ich danke für die Einleitung und grüße euch alle herzlich. Es freut mich, hier viele bekannte Gesichter zu sehen.
In diesen Tagen wollen wir besonders den Herrn um Gnade bitten. Vor uns liegt ein Buch, das es in sich hat, wie man sagt. Deshalb brauchen wir die Hilfe des Herrn, wenn wir es in den kommenden Tagen gemeinsam studieren.
Wir steigen jetzt gleich ein, zunächst einleitungsmäßig. Ihr seht bereits eine Folie an der Wand. Das Thema lautet: "Selbstbestimmung oder Gottes Wille – Das Buch des Kampfes, der Niederlage und der Befreiung durch Yahweh". Dieses Buch ist das Buch Richter.
Es ist ein besonderes Buch im Alten Testament und, wie wir bereits gehört haben, sehr aktuell. Es betrifft sowohl den neutestamentlichen Christen als auch den alttestamentlichen Mann Gottes beziehungsweise Menschen Gottes.
Wie wir ebenfalls gelesen haben, liegt der Schlüssel zum Verständnis dieses Buches ganz hinten. Ich habe das auf der Folie dargestellt und hoffe, man kann es gut lesen.
Zuerst möchte ich einige einleitende und allgemeine Gedanken darlegen. Erstens unter Punkt I, "Einleitendes", werden wir einige allgemeine Fragen besprechen. Danach folgt Punkt II, "Gliederung", unterteilt in A, allgemeines, und B, die Gliederung. Anschließend gehen wir zum Text über.
Heute Morgen steht die Einleitung im Mittelpunkt. Unter "Allgemeines" habe ich zuerst den Schlüssel zum Buch aufgeführt. Der Schlüssel zum Haus hängt entweder vorne an der Tür oder hinten an der Hintertür. In diesem Fall ist er an der Hintertür.
Ihr müsst diese Punkte nicht alle abschreiben, denn sie werden mehrfach vorkommen. Wer jetzt nicht alles mitbekommt, braucht sich keine Sorgen zu machen. Ich werde die Folie mehrmals zeigen, damit ihr wisst, wo wir uns gerade befinden.
Der Schlüsselvers und die Betonung der Abwesenheit eines Königs
Also, zuerst der Schlüssel: Wir haben diesen Vers bereits gelesen, den letzten Vers des Buches. Dort heißt es: „In jenen Tagen gab es keinen König in Israel; jeder tat, was recht war in seinen Augen.“
Dieser Satz kommt mehrfach vor. Ich habe die Verse auch hier auf der Folie aufgeschrieben. Zum Beispiel lesen wir in Kapitel 17, Vers 6: „In jenen Tagen gab es keinen König in Israel; jeder tat, was recht war in seinen Augen.“
Ebenso in Kapitel 18, Vers 1 steht: „In jenen Tagen gab es keinen König in Israel.“ Und in Kapitel 19, Vers 1 heißt es: „Und es geschah in jenen Tagen: Einen König gab es nicht in Israel.“
Das zeigt uns, dass der Autor dieses Buches dies offensichtlich betonen will. Er hebt es besonders in den letzten Kapiteln hervor, also in Kapitel 17 bis 21, die wir als ein Nachwort zum Buch der Richter verstehen können.
Es gab keinen König in Israel. Wenn wir das Buch betrachten und seine Rolle oder Stellung im hebräischen Kanon verstehen, wird auch klar, warum betont wird, dass es keinen König gab.
Die Stellung des Buches Richter im hebräischen Kanon
Also, wir wollen jetzt die Stellung im hebräischen Kanon klären. Wo steht eigentlich dieses Buch? Wir wissen ja, wie die Reihenfolge der Bibelbücher in unseren Bibeln ist. Vielleicht wisst ihr das nicht, aber ich sage es jetzt: Die Reihenfolge der Bibelbücher, wie wir sie in unseren Bibeln haben, ist die griechische Reihenfolge. Das heißt, es ist die Reihenfolge der griechischen Übersetzung des Alten Testaments.
Die hebräische Reihenfolge ist jedoch eine andere. Die ursprüngliche Reihenfolge der biblischen Bücher war anders, und das möchte ich jetzt zeigen. Wir werden nämlich gleich feststellen, dass das Buch Richter zwischen Josua und 1. Samuel steht. Kein anderes Buch steht dazwischen, also steht das Buch Ruth nicht dazwischen. Ich zeige das jetzt auf dieser Folie.
Die hebräische Bibel besteht aus drei Teilen. Zuerst das Gesetz, das heißt auf Hebräisch die Tora. Die Tora bedeutet eigentlich „Unterweisung“ oder „Anweisung“. Das Wort „Gesetz“ ist hier nicht ganz exakt, denn es handelt sich nicht um ein Gesetz, sondern um eine Weisung. Das ist schöner formuliert: Gott gibt uns Weisung, Wegweisung, Anweisung und Unterweisung.
Diese fünf Bücher Mose sind die Basis, die Grundlage, das kennt ihr. Bereschit ist das erste Buch Mose, oder am Anfang. Das zweite ist Schemot, das sind die Namen. So beginnt das zweite Buch Mose, und die Hebräer haben einfach den Beginn des Buches genommen und danach das Buch benannt.
Das dritte Buch heißt Wajikra, was „Und der Herr rief“ bedeutet. Das vierte heißt Wajidaber oder Bemitbar, was „Der Herr sprach“ bzw. „in der Wüste“ heißt. Das fünfte Buch heißt Eleh Hadawarim, „Diese sind die Worte“, und es ist die Wiederholung des Gesetzes, die Wiederholung der Zehn Worte, die dort im fünften Buch Mose ausgelegt werden.
Zuerst haben wir also die Tora, die fünf Bücher Mose. Dann folgen die Propheten in der hebräischen Bibel. Dabei gibt es die vorderen Propheten und die hinteren Propheten.
Die vorderen Propheten sind das Buch Josua, das Buch Richter, die Bücher Samuel und die Bücher Könige. Diese Bücher zählen zu den Propheten, denn Samuel war ein Prophet, und Josua war in gewissem Sinne auch ein Mann Gottes. Er wird bei den Hebräern zu den Propheten gezählt. Auch das Buch Richter wurde wahrscheinlich von einem Propheten geschrieben, dazu kommen wir später noch einmal zurück. Das Buch Könige wurde ebenfalls von einem oder mehreren Propheten verfasst.
Deshalb heißen diese Bücher die vorderen Propheten: Josua, Richter, Samuel und Könige.
Dann gibt es die späteren Propheten, das sind die großen Bücher Jesaja, Jeremia, Hesekiel und das Zwölfprophetenbuch. Also Jesaja, Jeremia, Hesekiel und das Zwölfprophetenbuch.
In der hebräischen Bibel folgt danach der dritte Teil, die Schriften.
Dort kommen zuerst die poetischen Bücher, also Hiob, Psalmen und Sprüche. Diese werden als poetische Bücher bezeichnet.
Dann folgen die Rollen, das sind Bücher, die an den Festtagen der Juden gelesen wurden. Zum Beispiel wurde das Hohelied am Passafest gelesen, das Buch Ruth am Pfingstfest, die Klagelieder am Gedenktag der Zerstörung Jerusalems, das Buch Prediger am Laubhüttenfest und das Buch Esther am Purimfest im Dezember.
Dann gibt es noch einmal Geschichtsbücher, die ebenfalls zu den Schriften gehören. Interessanterweise zählt man Daniel als Geschichtsbuch, ebenso Esra und Nehemia sowie die Chronikbücher, also 1. und 2. Chronik.
Diese Reihenfolge ist ganz anders als die, die wir gewohnt sind, aber sie ist sehr logisch. Die Reihenfolge endet mit den Büchern, die nach der Gefangenschaft Israels geschrieben wurden. Das letzte Buch, das geschrieben wurde, ist wahrscheinlich das Chronikbuch. Natürlich ist Malachi, der zu den kleinen Propheten gehört, auch der Letzte, der dort geschrieben hat.
Von den Geschichtsbüchern wurde das Königsbuch wahrscheinlich von Esra geschrieben. Auch das Buch Esra ist von ihm verfasst worden, ebenso das Buch Nehemia von Nehemia selbst. Daniel wurde ebenfalls nach der Gefangenschaft geschrieben. Die Einteilung der hebräischen Schriften ist also logisch aufgebaut: Gesetz, Propheten und Schriften.
Wir befinden uns jetzt also in der mittleren Spalte, den Propheten. Dort finden wir Josua, Richter, Samuel. Das heißt, das Buch Richter steht zwischen Josua und Samuel.
Theokratie und Monarchie: Gottes Herrschaft im Wandel
Warum ist das wichtig? Im Buch Josua sowie zu Zeiten von Mose und Josua herrschte Theokratie. Dieses Fremdwort müssen wir erklären. Theokratie bedeutet Gottesherrschaft oder Gotteskönigtum. Das heißt, wenn Gott in einem Land oder Volk herrscht, spricht man von einer Theokratie. Theos bedeutet Gott, und Kratain bedeutet Stärke oder Herrschaft. Theokratie heißt also Gottesherrschaft.
Später, nach dem Buch der Richter, wurde die Monarchie eingeführt. Das bedeutet die Einführung des Königtums in Israel. In 1. Samuel 8 kommen die Obersten des Volkes zu Samuel und bitten ihn, ihnen einen König zu geben, so wie es die Heiden haben.
Die Monarchie wurde also eingeführt, und der erste König war Saul, ein schlechter König. Nach ihm kam David. Die Zeit der Theokratie war unter Mose und Josua, die Zeit der Monarchie begann unter dem Propheten Samuel mit Saul und den folgenden Königen.
Was bedeutet das? Theokratie heißt, dass jeder direkt unter der Regierung Gottes steht. Man lebt mit der Freiheit, direkt von Gott regiert zu werden. Das war das Besondere zur Zeit Mose und Josua: Gott herrschte direkt. Mose war kein König, sondern ein Mittler, der Gottes Wort weitergab. Gott war der König. Auch unter Josua war das noch so.
Wenn Gott aber nicht mehr persönlich der König im Leben der Menschen ist, kann es sein, dass äußerlich zwar noch Gott als König anerkannt wird, in Wirklichkeit aber nicht mehr. Genau das finden wir im Buch der Richter. Die Form der Theokratie bleibt erhalten, aber in der Praxis herrscht Anarchie. Theoretisch ist Gott König, praktisch aber nicht.
Anarchie ist ebenfalls ein Fremdwort und bedeutet keine Herrschaft, also gar keine Herrschaft. Jeder tut, was ihm richtig erscheint. Die Form bleibt, aber die Kraft fehlt. Das ist die Situation im Buch der Richter. Gott wird in der Praxis als König verworfen. Dann merken die Menschen, dass sie nicht weiterkommen und in große Probleme geraten.
Sie kehren zu Gott zurück und sagen: „Gott, du sollst König sein.“ Doch dann wenden sie sich wieder ab, kommen erneut in Schwierigkeiten und kehren wieder um. Im Buch der Richter sehen wir einen schrittweisen Verfall, den wir noch aufzeigen werden.
Wenn Gottes übernatürliche Gegenwart und Kraft nicht mehr Realität im Leben sind, bleibt nur Schwachheit. In der Praxis herrscht Anarchie, und jeder tut, was ihm gefällt.
Dann kam die Monarchie. Unter Samuel, in 1. Samuel 8, bat das Volk um einen König. Doch die menschliche Monarchie löst die Probleme auch nicht automatisch. Auch in der Monarchie ist eine persönliche Beziehung zu Gott notwendig.
David war ein König mit einer persönlichen Beziehung zu Gott. Er gab weiter, dass die Menschen eine solche Beziehung brauchen. David ist ein großes, leuchtendes Beispiel dafür, wie ein König sein sollte.
Aber Jesus Christus soll unser König sein. Der Sohn Davids kam und gründete eine wahre Monarchie. Jetzt soll Jesus Christus unser König sein. In der Gemeinde Jesu haben wir wieder eine Theokratie. Jesus Christus ist der König, der Monarch, und er ist Gott.
Deshalb haben wir eine echte Theokratie, in der Gott König im Leben ist. Auch heute gilt: Wenn ein Mensch zu Jesus Christus kommt, muss er ihn persönlich als König annehmen und diese Herrschaft auch leben.
Es darf nicht nur die äußere Form da sein. Leider ist es oft so, dass nur die Form vorhanden ist, aber die Kraft fehlt. Paulus schreibt davon in 2. Timotheus 3,5, dass sich das im Laufe der Zeit wieder verflüchtigen kann. Gott ist dann nur noch äußerlich König. Man hat die Form eines gottesfürchtigen Lebens, aber die Kraft ist nicht mehr da.
Paulus warnt vor solchen Menschen, und die Gemeinde Jesu muss darauf achten, dass das nicht passiert.
Deshalb ist das Buch der Richter so wichtig. Es zeigt uns die Gefahren auf und wie wir leben sollen. Es zeigt uns, wie wir eine praktische, persönliche Theokratie leben können.
Die Situation in Israel und Parallelen zum heutigen Christenleben
In jenen Tagen war kein König in Israel, und jeder tat, was recht war in seinen Augen. Das Volk Gottes lebte also nicht mehr in der Abhängigkeit von dem Herrn. Jeder handelte so, wie es ihm gut dünkte.
Das ist interessant, denn die Parallelen zur heutigen Situation sind frappierend. Im heutigen Christenleben finden wir das oft: Viel Aktivität, viel wird getan, und emsig arbeitet man. Doch jeder macht, was ihm recht erscheint.
Ja, ich mache es halt so und versuche, Gott irgendwie zu dienen. Der andere sagt sich: Ja, ich diene Gott halt so. Aber Gott ist oft nicht mehr wirklich in der Praxis König. Das heißt, man handelt nicht mehr aus dem Gebet heraus, nicht mehr aus dem ganz Persönlichen, was einem Gott von der Schrift her klargemacht hat.
Es fehlt der Gehorsam gegenüber der Schrift und gegenüber seinen Weisungen. Stattdessen tut man irgendetwas, auch heute im Christentum.
Von daher ist es so wichtig für uns, dieses Buch zu haben. Die Abhängigkeit vom Heiligen Geist ist das Entscheidende.
Die Feinde Israels im Buch Richter
Ja, und es gibt Feinde. In diesem Buch sind Feinde vorhanden, und wir wollen uns heute am Anfang noch ein bisschen näher mit diesen Feinden beschäftigen. Es ist wichtig zu wissen, mit wem man es als Feind zu tun hat. Gerade deshalb ist die Theokratie so bedeutend, weil Feinde existieren. Wären keine Feinde da, wäre es kein Problem, doch wir haben viele Feinde.
Fangen wir im Alten Testament an. Im Neuen Testament gibt es weiterhin Feinde, aber wir beginnen im Alten Testament und schauen uns an, welche Feinde dort genannt werden.
Wenn wir das Buch der Richter lesen, merken wir, dass sich ein Muster immer wiederholt: Die Söhne Israels taten, was böse war in den Augen JHWHs, und sie vergaßen JHWH, ihren Gott. Stattdessen dienten sie Baal, also den Baals-Götzen, und den Ascherot, das waren ebenfalls Götzen, Höhengötzen. Schon im Vorwort, in Kapitel 2, Vers 11, steht, dass sie „was Böse war in den Augen des Herrn“ taten. Dieser Satz wiederholt sich im Richterbuch häufig. Das hilft uns auch bei der Gliederung, doch ich brauche es jetzt, um die Feinde zu bestimmen.
In Kapitel 3, Vers 12 lesen wir: „Die Söhne Israels taten wieder, was böse war in den Augen des Herrn.“ Und in Kapitel 4, Vers 1: „Und die Söhne Israels taten wieder, was böse war in den Augen des Herrn.“ Ebenso in Kapitel 6, Vers 1: „Und die Söhne Israels taten, was böse war in den Augen des Herrn.“ Und in Kapitel 10, Vers 6: „Die Söhne Israels taten wieder, was böse war in den Augen des Herrn, und sie dienten den Balim und den Astaroth und den Göttern der Syrer, den Göttern Sidons, den Göttern Moabs, den Göttern der Kinder Ammon und den Göttern der Philister. Sie verließen JHWH und dienten ihm nicht.“ Sogar in Kapitel 13 heißt es wieder: „Und die Söhne Israels taten wieder, was böse war in den Augen des Herrn.“
Dieser Satz wiederholt sich immer wieder, und jeweils danach steht, dass Gott sie in die Hände ihrer Feinde gab. Sie dienten den Götzen, und dann kam die Hingabe Gottes. Er sagte: „Gut, dann lasse ich euch laufen,“ und dann mussten sie den Feinden dienen.
Diese Feinde wollen wir uns jetzt anschauen. Hier haben wir nochmals diese Verse, und jetzt kommen die Feinde dazwischen.
In Kapitel 3, Vers 7 wird beschrieben, dass Israel in die Hand Arams kam, genauer gesagt Arams der zwei Flüsse. Das sind die Mesopotamier. Die Aramäer lebten zwischen den zwei Flüssen Euphrat und Tigris. Das Land heißt Mesopotamien, das Zwischenstromland. Dort waren die Feinde, die Mesopotamier.
Interessant sind diese Feinde, die Aramäer. Das war die Heimat Abrahams, denn Abraham stammt von dort. Sie hatten eine große Stadt namens Ur in Chaldäa, also in Mesopotamien. Dort gab es eine große Bibliothek, die man ausgegraben hat.
Diese Leute vergötterten den Regen, ihre eigenen Triebe und die Fruchtbarkeit. Ihr Fruchtbarkeitsgott hieß Baal. Dieses Volk stellt also den ersten Feind Gottes dar.
Der zweite Feind waren die Moabiter. In Kapitel 3, Vers 12 heißt es: „Die Söhne Israels taten wieder, was böse war, und Gott gab sie in die Hände der Moabiter.“ Die Moabiter sind ganz besondere Feinde. Sie entstanden durch Inzucht. Wisst ihr, woher die Moabiter kommen? Ihr Vater war Lot. Lot zeugte sie durch Inzucht mit seinen eigenen Töchtern.
Die Moabiter waren wirklich unzüchtig, genusssüchtig und hochmütig. Sie sind ein Bild für die Lust des Fleisches. Diese Moabiter werden noch für ihr Verhalten bestraft.
Die nächsten Feinde sind die Kanaaniter. In Kapitel 4, Vers 1 heißt es: „Die Kinder Israels taten wieder, was böse war, und wurden in die Hände der Kanaaniter gegeben.“ Die Kanaaniter waren hauptsächlich Händler. Das Wort „Kanaaniter“ kommt von Händler.
Sie waren sehr egoistische Leute, unabhängig von Gott, aber sehr klug. Die Kanaaniter waren die Wissenschaftlichen unter allen Feinden Israels, hochgebildet und hochwissenschaftlich. Das Denken war für sie wichtig. Sie stehen für das Denken des Fleisches. Darauf werden wir später noch zurückkommen.
Die nächsten Feinde sind die Midianiter, in Kapitel 6, Vers 1. Sie werden auch Ismailiter genannt und sind mit den Ismaeliten verwandt. Ismael wird als „wilder Esel“ beschrieben, wild und ungestüm. In 1. Mose 16, Vers 12 heißt es: „Seine Hand gegen alle und aller Hand gegen ihn.“ Diese Leute waren wild und habgierig. Sie nahmen den Israeliten alles weg und ließen ihnen nichts mehr zu essen übrig.
In Kapitel 10, Vers 6 werden die Ammoniter als fünfte Feinde genannt. Sie waren die Geschwister der Moabiter, denn Ammon und Moab waren Brüder, beide durch Inzucht von den Töchtern Lots entstanden. Die Ammoniter wohnten jenseits des Jordans, also im Ostjordanland. Sie waren streitsüchtige Leute.
Die letzten Feinde waren die Philister. In Kapitel 13 heißt es: „Die Söhne Israels taten wieder, was böse war, und Gott gab sie in die Hand der Philister.“ Die Philister waren hartnäckige Feinde. Im Buch der Richter steht nicht, dass Gott die Israeliten von den Philistern befreit hat. Nein, die Philisterherrschaft blieb.
Wie lange blieb die Philisterherrschaft? Wer hat die Philister besiegt? David hat die Philister besiegt. Von Simson bis David waren die Philister die Herren im Land.
Die Philister werden in der Bibel „die Unbeschnittenen“ genannt. Natürlich waren auch andere Völker unbeschnitten, aber die Philister wurden so bezeichnet.
Was bedeutet „unbeschnitten“? Es heißt, dass sie auf das Fleisch, auf das eigene Fleisch vertrauen. Die Beschneidung stand symbolisch für das Abschneiden des Fleisches. Das Fleisch ist die eigene Kraft, die eigene Weisheit, die eigene Religion.
Die Philister waren sehr religiöse Leute, ein Bild für die fleischliche, eigene Religion des Menschen. Sie vertrauten auf ihre großen Leute, denn sie hatten beeindruckende Persönlichkeiten. Auch auf ihre Weisheit vertrauten sie.
Deshalb war Simson für die Philister ein Problem. Woher hatte Simson seine Kraft und seine Weisheit? Simson hatte zwei Geheimnisse. Er stellte ein Rätsel und sagte: „Ich sage es euch nicht, aber ihr müsst es herausfinden.“ Die Philister versuchten, das Geheimnis zu lösen.
Die Kraft – woher kam sie? Simson sagte: „Ich sage es euch nicht, ihr müsst es herausfinden.“ Das ärgerte die Philister sehr.
Das sind die Feinde.
Charakterisierung der Feinde und ihre Bedeutung
Wenn wir die Feinde, also die Aramäer oder Mesopotamier, noch einmal etwas genauer definieren wollen, fällt auf: Sie waren sehr stark in weltlichen Dingen, wie Fruchtbarkeit, Bibliotheken und Götzendienst. Das ist ein klarer Verstoß gegen das erste Gebot. Sie stehen symbolisch für die Welt – für die triebhafte Welt, die nach ihren eigenen Lüsten lebt, für die Weltlichkeit.
Der Feind, der durch Inzucht entstanden ist, steht für Genusssucht und die Lust des Fleisches. Denken wir an den fetten Eglon, den moabitischen König. Wohin bekam er den Dolch? Genau dorthin, wo er hingehört. Wir lachen darüber, aber wir haben dieselben Probleme. Wir haben dieselben Feinde.
Die Kanaaniter repräsentieren das verdorbene Denken des Fleisches. Sie waren hochwissenschaftliche Händler, aber unabhängig von Gott. Sie verfügten über eiserne Wagen, die damals den Israeliten weit überlegen waren. Die Kanaaniter hatten große Erfindungen und waren technologisch sehr fortschrittlich.
Die Midianiter stehen für Wildheit und Habsucht, wie bereits erwähnt. Die Ammoniter symbolisieren Streitsucht und Hochmut. Die Philister wiederum stehen für das religiöse Fleisch, die Unbeschnittenen, die auf ihre eigene Kraft und Weise vertrauen.
Es ist interessant, diese Feinde genauer zu betrachten. Die ersten Feinde waren die Aramäer – aus dem Land, aus dem Abraham ausgezogen war. Abraham war aus der Welt herausgezogen in das Land der Verheißung. Nun aber gingen die Israeliten anderen Göttern nach und verstießen gegen das erste Gebot. Deshalb schickte Gott sie unter genau dieses Volk oder diese Feinde, die so stark in der Übertretung des ersten Gebotes waren und die Weltlichkeit symbolisierten.
Die Moabiter – wir werden das noch in Kapitel 3 lesen – kamen und nahmen Jericho ein. Zuerst war Josua dort, und was war seine erste Tat? Jericho wurde eingenommen, der große Sieg. Jericho wurde zerstört. Doch dann kamen die Moabiter zurück, eroberten die Palmenstadt Jericho und errichteten dort wieder eine Regierung.
Die Kanaaniter unterdrückten Israel mit Gewalt, ähnlich wie der Pharao es damals in Ägypten getan hatte. Die Midianiter kamen in das Land, das von Milch und Honig floss, und nahmen den Israeliten die Milch, den Honig, den Weizen, die Gerste und alles andere weg. Das Land von Milch und Honig war kein Land von Milch und Honig mehr.
Die Ammoniter wollten den Israeliten das Erbe streitig machen. Sie kamen und sagten: „Das ist unser Erbland.“ Die Israeliten antworteten: „Nein, das ist unser Erbe.“ Es ging um das Erbe, um die Frage, wem das Land gehört. Darüber gab es eine lange Diskussion mit Jephtha – dazu kommen wir noch zurück.
Die Philister, die Unbeschnittenen, wurden Herrscher über die Beschnittenen. Selbst Simson schaffte es nicht, Israel von den Philistern zu befreien.
Die Richter und ihre Aufgaben
Ich habe mir das mal so aufgeschrieben. Ich weiß nicht, ob man es genau so sagen kann, aber die Triebhaftigkeit der weltlichen Aramäer war der erste Feind. Der Bauch der genusssüchtigen Moabiter war der zweite Feind. Das verdrehte Hirn der hochentwickelten Kanaaniter war der dritte Feind. Die Nahrungsentzugstechnik oder Aushungerungstaktik der habgierigen Midianiter war der vierte Feind. Die Streitsucht der hochmütigen Ammoniter war der fünfte, und das religiöse Fleisch der unbeschnittenen Philister war der sechste. Also haben wir hier sechs Feinde Israels.
Ihnen gegenüber steht jeweils ein Mann Gottes, der genau dort, wo diese Feinde waren, hineingeschlagen hat. Der erste Richter, der uns beschrieben wird, stand gegen die Triebhaftigkeit der weltlichen Aramäer auf. Das war Othniel. Was war besonders an Othniel? Seine Frau. Die Frauen sollen aufbrechen, junge wie ältere Frauen. Seine Ehe war ganz besonders, wir werden das sehen. Im Gegensatz zu den triebhaften Aramäern und im Gegensatz zu dem Volk, das leider in die Hurerei gefallen ist und mit den Götzen gehurt hat, wurde Othniel erweckt gegen die Aramäer und gegen die Moabiter.
Dann gibt es den Ehud. Ehud kommt mit dem Dolch gegen den Bauch der Moabiter. Und bei den Kanaanitern, dem dritten Feind, wie war das? Da kamen die gescheiten Kanaaniter, und da war der Feldherr Sisera. Was geschah mit Sisera? Eine Frau hat etwas gemacht. Was hat sie ihm zertrümmert? Das Denken. Sie hat ihm das ausgetrieben – mit einem großen Nagel, einem Z-Flock. Das verdrehte Hirn der Kanaaniter wurde so besiegt.
Bei den Midianitern, die mit der Aushungerungstaktik sehr weise und clever waren, hat Gideon etwas Besseres gemacht. Was hat er gemacht, als die Midianiter kamen? Im Versteck hat er Weizen gedroschen. Er wusste, wenn sie uns aushungern wollen, ist das Wichtigste, dass wir genug Nahrung haben. Also mussten sie halt in der Kälte, in der Grube, den Weizen austreschen. Gideon kämpfte gegen die Midianiter, und da gab es einen Traum. Gideon musste gegen die Feinde, gegen die Midianiter, kämpfen und war schon ein bisschen verzagt. Dann schlichen sie sich ins Lager der Midianiter. Dort erzählte ein Midianiter dem anderen einen Traum. Wovon haben sie geträumt? Von einem riesengroßen Brot! Dieses Brot wälzt alle Midianiter zusammen. Es geht um Nahrung. Gegen die Aushungerungstaktik der Midianiter kam also ein großes Brot.
Bei den Ammonitern, den streitsüchtigen Ammonitern, hatten wir Jefta, der mit seiner Diplomatie gearbeitet hat. Doch man wollte ihn nicht annehmen, und dann kämpfte er gegen sie. Jefta war gut mit dem Mund, allerdings kann die Stärke des Mundes auch die eigene Schwäche sein. Man muss aufpassen, dass man sich nicht vorschnell ein Gelübde ablegt, das einem später leid tut.
Bei den Philistern, gegen das religiöse Fleisch, war ein anderer Mann: Simson. Er war stark, aber gleichzeitig leider sehr schwach. Er hat die Philister nicht besiegt. Da braucht man eher einen Besseren als Simson. Man braucht einen David, der mit Gott kämpft und auf Gott vertraut.
Das sind die Feinde. Nun schauen wir uns die Richter an. Was waren das für Leute? Sie hatten eine Aufgabe. Die Richter waren keine Könige. Sie waren teils militärisch begabte Leiter, aber nicht nur militärisch, auch geistlich. Denken wir an Samuel, der wohl der geistlichste von allen Richtern war. Richter Samuel kommt zwar erst nach dem Richterbuch, aber er war auch ein Richter.
Sie waren Führer. Im Buch der Richter waren sie allesamt Führer im Krieg gegen den Feind, militärische Führer, also begabte Leiter. Von Gott wurden sie besonders begabt, charismatisch – im richtigen Sinn des Wortes. Charismatisch bedeutet hier: von Gott begabte Leiter und Führer im Krieg. Da war sogar eine Frau dabei, Deborah (Kapitel 4). Wenn die Männer fehlen, muss Gott sich eben die Frauen holen.
Sie waren auch Lehrer in der Kunst der Kriegsführung. Sie sollten das Volk den Krieg lehren und es führen, wie man Krieg richtig führt. Das werden wir im Buch der Richter noch sehen.
Wir haben zwölf Richter im Richterbuch. Interessant ist, dass einige Richter sehr ausführlich beschrieben werden, während andere nur kurz in einem Satz erwähnt sind. Ich nenne sie jetzt die großen und die kleinen Richter. Man kann nicht unbedingt sagen, dass die kleinen Richter unbedeutend sind, aber die Anzahl der Wörter, die im Richterbuch für sie verwendet wird, ist gering.
Othniel, Ehud, Deborah, Gideon, Jephtha und Simson sind die großen Richter, also die, die ausführlich beschrieben werden. Nach diesen sechs Richtern wird auch das Richterbuch eingeteilt, das werden wir gleich sehen. Es gibt also sechs große Richter.
Dazwischen, zum Beispiel zwischen Ehud und Deborah, wird in einem Vers Shamgar erwähnt. Zwischen Gideon und Jephtha werden in ein paar Versen Tola und Jair genannt. Und zwischen Jephtha und Simson werden in einigen Versen Ibzan, Elon und Abdon erwähnt. Das sind sechs Richter, die nur ganz kurz berichtet werden. Das heißt aber nicht, dass sie nur kurz lebten oder regierten. Einige regierten sehr lange, doch sie werden nicht näher betrachtet.
Wenn wir das Richterbuch betrachten, wollen wir uns natürlich auf die konzentrieren, über die viel geschrieben steht. Das ganze Buch der Richter wird auch nach diesen sechs großen Richtern eingeteilt. Shamgar, Tola, Jair, Ibzan, Elon und Abdon sind die kleinen, die weniger bedeutenden Richter – jedenfalls die nicht ausführlich beschriebenen. Ob sie tatsächlich unbedeutend sind, kann man nicht sagen.
Dann haben wir noch zwei weitere Richter, die nicht im Richterbuch vorkommen, sondern im ersten Buch Samuel. Diese waren geistliche Führer. Da war Eli als Priester, der gleichzeitig ein Richter war, allerdings kein gutes Vorbild – jedenfalls nicht in allem. Und dann war Samuel, der Richter, Priester und Prophet zugleich war und ein gutes Vorbild darstellte.
Insgesamt haben wir also 14 Richter, nicht nur zwölf. Und nach ihnen kamen die Könige.
Die Rolle der Richter als Rechtsprecher
Ja, also hier noch einmal: Habt ihr das alle, die zwölf? Ja, bitte. Nein, das war auch der Richter.
Bei Deborah liest man im Richterbuch, Kapitel 4, die ersten Verse, dass die Leute zu ihr kamen, um sich Recht sprechen zu lassen. Wenn sie Fragen hatten oder es um richterliche Angelegenheiten ging, kamen sie zu Deborah.
Sonst heißt es nur, dass der Richter Israel richtete. Damit ist hier auch das Rechtswesen gemeint. Der Richter war einerseits militärischer Führer, aber auch Rechtsprecher.
Ja, danke für den Hinweis. Gut, dann weiter.
Die sechs ausführlichen Richter und ihre Bedeutung
Jetzt schauen wir uns die sechs ausführlichen Richter etwas genauer an. Hier sind ihre Namen.
Namen haben immer eine Bedeutung. Gott kennt uns bei unserem Namen, und unsere Namen sind bedeutungsvoll. Besonders biblische Namen tragen eine wichtige Bedeutung.
Otniel bedeutet „Meine Stärke ist Gott“ oder „ist in Gott“. Im Namen steckt das Wort „El“, was „Gott“ oder „Elohim“ bedeutet. Otni heißt „meine Stärke ist in Gott“.
Ehud enthält das Wort „Judah“ (Yehud, Yehuda). Ehud bedeutet „der Lobende“ oder „der Bekennende“. Er ist jemand, der Gott Lob bekennt, oder auch „der Tatkräftige“ Ehud.
Deborah heißt „die Fleißige“ oder „die Biene“. Sie war tatsächlich fleißig wie eine Biene.
Gideon bedeutet „der Umhauer“. Das passt sehr gut, denn er hat die Götzenbilder umgehauen.
Jewtach heißt eigentlich Jiftach. Deshalb schreibe ich ihn mit einem „h“ am Ende. Im Hebräischen heißt er Jiftach. Der Name bedeutet „der Öffner“ oder „der Auftuende“, abgeleitet von „Patach“ – öffnen, eröffnen.
Simson bedeutet „der Sonnengleiche“. Das heißt so viel wie „so stark wie die Sonne“, „der Glänzende“ oder „der Starke“.
Diese sechs Richter sind also die ausführlichen. Falls ich zu schnell bin oder die Folie zu schnell wechselt, einfach Bescheid geben. Dann gehe ich gerne noch einmal zurück, damit alles klar ist.
Die Erwähnung der Richter im Neuen Testament
Einige Richter werden im Neuen Testament erwähnt. Die Erwähnung der Richter im Neuen Testament ist daher ein interessantes Thema. Welche Richter werden dort genannt?
Im Hebräerbrief Kapitel 11 lesen wir von einigen Richtern, die erwähnt werden. Das ist auch für uns interessant. In Hebräer 11,31 heißt es: „Was sage ich noch? Denn die Zeit würde mir nicht reichen beim Erzählen von Gideon, Barak, Simson und Jephtha.“
Barak war zwar kein Richter, aber er war zur Zeit der Richterin Deborah ein Heerführer. Von den sechs ausführlichen Richtern werden hier also drei genannt: Gideon, Simson und Jephtha. Für Deborah steht Barak als ihr Heerführer. Damit sind vier der sechs ausführlichen Richter erwähnt. Das ist schon bemerkenswert.
Ich habe mich gefragt, welches Buch der Bibel eigentlich ermutigender für Christen ist: das Buch Josua oder das Buch Richter? Das Buch Josua ist das Buch des Sieges, das Buch Richter das Buch der Niederlagen. Doch mich hat das Buch der Niederlagen viel mehr ermutigt als das Buch des Sieges.
Wenn man sich Josua ansieht, denkt man: „Mit dem kann ich mich nicht vergleichen, er zieht von Sieg zu Sieg.“ Aber beim Buch der Richter sieht man die einzelnen Richter mit ihren großen Mängeln und Fehlern. So kann man sich eher mit ihnen vergleichen.
Interessant ist, dass Gott diese Richter unter den Glaubenshelden oder Glaubensbeispielen aufführt, obwohl sie nicht in allen Dingen heldenhaft waren. Gideon zum Beispiel wird von Gott als „streitbarer Held“ oder „kräftiger Held“ bezeichnet. Doch auch er hatte große Fehler gemacht. Am Ende seines Lebens legte er die Basis für neuen Götzendienst.
Einerseits hatte Gideon die Israeliten vom Götzendienst befreit. Am Ende seines Lebens aber errichtete er ein Ephod, ein goldenes Stück, das er von den Feinden erhalten hatte. Daraus entstand wieder Götzenkult in Israel. Gideon war also einerseits ein Sieger, andererseits ein Versager in manchen Punkten. Dennoch wird er erwähnt.
Barak hingegen wird als „Feigling“ bezeichnet, weil er gesagt hatte, ohne Deborah, die Frau, ziehe er nicht in den Krieg. Trotzdem wird er hier als Glaubensheld erwähnt, durch den Gott etwas bewirken konnte.
Simson wirft die Frage auf, warum er überhaupt in Hebräer 11 genannt wird. Doch sein Ende war eine große Glaubenstat. Gott hat sich das gemerkt und notiert, weshalb Simson hier noch einmal erwähnt wird.
Jephtha, der gegen die eigenen Brüder kämpfte – zuerst gegen den Feind, dann gegen seine Brüder – wird ebenfalls genannt.
Für mich ist das sehr ermutigend, besonders wenn man Simson betrachtet. Er war ein Mann, der viele geistliche Feuerwerke zündete, hinter denen wenig Substanz war. Doch am Ende seines Lebens tötete er dreitausend Philister. Das war ein großer Sieg über die Philister. Zwar kein endgültiger Sieg, aber immerhin ein Teilsieg.
So einen Gott brauchen wir: einen Gott, der unsere dunklen Seiten übersieht, aber unsere Glaubenstaten notiert. Das ist ein ermutigender Gott.
Wenn ich mein Leben betrachte, sehe ich viele Dinge, in denen ich versagt habe. Doch der Herr hat mir Gnade geschenkt. Eines Tages wird er sagen: „Komm, wir übergehen die dunklen Tage.“
Dann wird er hervorheben, was er durch Jesus tun konnte. Das ist wirklich ermutigend. Wenn Gott gerade unseren Lebensbericht schreibt, wollen wir darum beten, dass er gnädig ist, die dunklen Tage vergisst oder übersieht und die guten Dinge hervorhebt.
Wenn wir Buße tun, vergibt der Herr und bringt die Sünden nicht mehr hervor. Simson hat Buße getan. Das zeigt, wie wunderbar Gott ist.
Er sucht mit der Lupe nach einem Körnchen Glauben. Wenn er eines findet, vergrößert er es, hebt es hervor und hilft uns weiter.
Das ist nur nebenbei erwähnt, aber es ist eine große Ermutigung.
Der eigentliche Held des Richterbuches: Yahweh
Wer ist der eigentliche Held des Richterbuches? Der Held ist nicht Gideon, nicht Othniel und schon gar nicht Simson. Der Held ist Yahweh. Yahweh schreibt Geschichte. Auf Englisch sagt man dazu „History“. History is his story – Geschichte ist seine Geschichte. Geschichtsschreibung ist seine Geschichte, oder? Historie ist seine Geschichte. Es geht um Gottesgeschichte.
Obwohl das Richterbuch ein düsteres Buch ist, kommt der Herr darin stark zum Tragen. Es ist der Herr, der die Israeliten in die Hand ihrer Feinde gibt, und es ist der Herr, der sie befreit. Ja, es kann sein, dass wir in unserem Leben, besonders im geistlichen Leben, kalt werden und unsere Liebe zum Herrn abkühlt. Was macht der Herr dann? Er bringt uns Schwierigkeiten.
In solcher Not schreien wir wieder zum Herrn und erleben erneut die Gnade Gottes. Wenn wir Buße tun, kommt der Herr wieder zum Zug. Das zeigt sich im Richterbuch sehr deutlich. Möge uns dieses Buch immer wieder daran erinnern, wenn unsere Liebe zum Herrn abkühlt und wir Probleme bekommen, wenn Feinde uns überwältigen und versklaven.
Dann soll der Herr wieder unser Helfer sein. Dann wollen wir zu ihm rufen, und dann werden wir ihn auch wieder erleben.
Chronologie des Richterbuches
Das nächste Thema ist die Chronologie, das heißt: Wie müssen wir die zeitliche Abfolge verstehen?
Ich habe dazu noch eine Folie, beziehungsweise ein Kopierblatt, das ich euch nach der nächsten Pause oder heute Nachmittag austeilen werde. Darauf habt ihr einen Überblick über die Chronologie des Richterbuches.
Für uns ist es wichtig zu sehen, dass es immer Zeiten von Ruhe und Zeiten von Unterdrückung gibt. Meistens folgt auf eine Unterdrückung eine Zeit der Ruhe. Zum Beispiel bei Othniel: Acht Jahre Unterdrückung und anschließend vierzig Jahre Ruhe.
Der zweite Richter war Ehud, zusammen mit Schamgar. Unter ihnen gab es achtzehn Jahre Unterdrückung und danach achtzig Jahre Ruhe. Dann folgen Deborah und Barak, unter denen die Kanaaniter zwanzig Jahre unterdrückten, gefolgt von vierzig Jahren Ruhe.
Gideon erlebt sieben Jahre Unterdrückung und dann vierzig Jahre Ruhe. Tola und Jair bringen zusammen fünfundvierzig Jahre Ruhe. Jephtha erlebt achtzehn Jahre Unterdrückung, regiert danach aber noch einunddreißig Jahre.
Simson wiederum erlebt vierzig Jahre Unterdrückung. Allerdings gibt es keine Ruhezeit. Er richtete zwanzig Jahre lang, aber während seiner Zeit gab es keine Ruhe für Israel.
Wenn man all diese Zeiten zusammenzählt, kommt man auf insgesamt 410 Jahre. Das ist jedoch zu viel. Man muss erkennen, dass sich einige Jahre überschneiden.
Die zwanzig Richterjahre Simsons und die vierzig Jahre der Philister überschneiden sich sicher, da die Philister während Simsons Richterzeit ständig präsent waren.
Auch bei den anderen Richtern gibt es Überschneidungen. Schamgar war wahrscheinlich zeitgleich mit Ehud aktiv. Abimelech, der Tyrann, regierte drei Jahre, während Tola und Jair bereits Richter waren, allerdings in einem anderen Gebiet Israels.
Die Richter waren nicht immer für das gesamte Gebiet der zwölf Stämme zuständig. Sie hatten oft nur eine begrenzte Region. Gideon war beispielsweise Richter in den Stämmen Manasse und Ephraim.
Die 410 Jahre sind mit Sicherheit eher 390 Jahre, wenn man zumindest die 20 Jahre Überschneidung berücksichtigt. Außerdem muss man bedenken, dass die Zeit von Samuel nicht nur 40 Jahre betrug.
Eli und Samuel richteten Israel gemeinsam, bis sie alt waren. Das bedeutet, dass wir hier noch eine gewisse Zeitspanne von vielleicht 80 Jahren oder mehr dazurechnen müssen.
Das führt zu Schwierigkeiten, denn nach Simson gab es noch Eli, und nach Eli kam Samuel. Samuel war jung, als er zu Eli kam, und alt, als er abtrat. Einige Jahre verlaufen also parallel, und das betrifft wahrscheinlich mehr als vierzig Jahre.
Auch wenn von vierzig Jahren bei Samuel die Rede ist, war er ja schon als kleiner Junge bei Eli und somit auch an dessen Richteramt beteiligt. Zusammen genommen waren es ganz sicher mindestens achtzig Jahre, wenn man Eli und Samuel zusammenrechnet.
Wenn wir zu den 390 Jahren die 80 Jahre dazuzählen, kommen wir auf 470 Jahre. Nehmen wir dann noch etwa 20 Jahre Überschneidungen an, sind wir bei ungefähr 450 Jahren.
Von daher müssen wir einige Überschneidungen annehmen – nicht mehr und nicht weniger.
Gerne gebe ich euch später noch das Blatt mit der Chronologie. Dort ist das Ganze auch grafisch dargestellt und etwas übersichtlicher.
Das Thema Chronologie bleibt vorerst so stehen. Gut.
Entstehungszeit und Verfasserschaft des Buches Richter
Zum Schluss noch zur Entstehungszeit und Verfasserschaft, also zur Zeit der Abfassung und zum Verfasser selbst: Wann wurde dieses Buch geschrieben?
Zu einem Zeitpunkt, als die Lade Gottes noch in Silo war. Das steht in Richter 18,31: Die Lade Gottes war noch in Silo, also noch nicht in Jerusalem. Die Lade Gottes wurde erst durch David nach Jerusalem überführt. Somit entstand das Richterbuch vor der Überführung der Lade durch David, also zu dieser Zeit.
In Kapitel 1, Vers 21 lesen wir, dass Jerusalem noch von den Jebusitern bewohnt war: „Die Söhne Benjamins vertrieben die Jebusiter nicht, und die Jebusiter haben bei den Söhnen Benjamins in Jerusalem gewohnt bis auf diesen Tag.“ Das bedeutet, dass zur Zeit des Schreibers die Jebusiter immer noch in Jerusalem lebten. Wir wissen aber, dass die Jebusiter erst durch David aus Jerusalem vertrieben wurden.
Daraus können wir schließen, dass das Buch nicht in den späteren Jahren Davids geschrieben wurde, sondern entweder in den frühen Jahren Davids oder sogar noch vor David, also in der Zeit Samuels.
Die Juden glauben, dass Samuel das Buch geschrieben hat. Im jüdischen Talmud, einer Erklärung der Bibel auf jüdische Art und Weise, steht in der Bababatra, dass Samuel der Verfasser des Richterbuches ist. Das ist gut möglich.
So weit dazu. Nun weiß ich nicht, wie viel Zeit wir noch haben. Wann ist es um zwölf Uhr? Ist das Mittagessen? Habt ihr noch ein bisschen Kraft, oder ist schon das Limit erreicht? Wir machen noch ein bisschen weiter, das ist nicht schwierig, weil wir nur noch die Gliederung ein wenig betrachten.
