Einleitung
Ein Junge in den Südstaaten klaute. Als er sich vor Gericht zu rechtfertigen hatte, fragte ihn der Richter, ob er das gestohlen habe. Er beharrte, dass er es nicht war. Der Richter fragte ihn: "Wer hat es dann getan." Er antwortete: "Mein alter Mensch hat es getan." Bei der Urteilsverkündigung sprach der Richter: "Fünfzehn Tage bekommt der alte Mensch für den Diebstahl, der neue Mensch bekommt ebenfalls 15 Tage wegen Komplizenschaft. Ja, mit Schuld und Sünde kann man verschieden umgehen. Johannes zeigt uns das richtige Verhältnis zur Sünde. Text lesen: 1. Joh. 1,10 - 2,2
I. Das falsche Verständnis der Sünde (1,10)
Ich war mir nicht ganz schlüssig, wo ich diesen Vers zuordnen sollte. Erst wollte ich ihn zum letzten Abschnitt hinzunehmen, weil er den Gedanken von Kp.1,8 nochmals vertieft und in gewisser Hinsicht verschärft. Dann entschloss ich mich diesen Vers trotzdem zum heutigen Abschnitt hinzuzunehmen, weil er zum Verständnis unseres heutigen Abschnittes wichtig ist. Also Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt... Das ist eine der hartnäckigsten Überzeugung, die die Irrlehrer vertraten. Sie meinten ihre höhere Erleuchtung mache sie unfähig zu sündigen. Ja sie bildeten sich gar ein, nicht gesündigt zu haben. Vorher heisst es ja, dass Gott von aller Ungerechtigkeit reinigt und somit gerecht macht. Die Antwort dieser Leute hätte nun so aussehen können: Das ist ja schön, wenn ihr von Eurer Sünde gerecht geworden seid, aber wir brauchen dies nicht, denn wir haben nicht gesündigt. d.h. wir haben nie eine Sünde begangen, die uns in Widerspruch zu unserem Gott bringt.
Vielleicht vertraten sie eine ähnliche Überzeugung wie der römische Kaiser Marc Aurel (121-180 n.Chr.). Er schrieb in seinen Selbstbetrachtungen: Alles, was sich ereignet, geschieht gerecht. (1) Alles, was dir widerfährt, war dir von Anfang an nach dem Lauf der Weltgesetze so bestimmt und zugeordnet. (2)
Wenn alles Gerecht ist und alles sich nach Bestimmung und Zuordnung sich ereignet, dann trifft den Menschen eben keine persönliche Schuld. Marc Aurel war kein Atheist, sondern einer, der die Götter verehrte, aber er vertrat, dass alles gerecht geschieht. So könnten diese Leute auch gedacht haben, sie sprachen von Jesus, aber sie waren der Überzeugung, dass sie sich vor Gott nicht zu verantworten bräuchten, denn alles was sich ereignet ist ja gerecht und von Gott bestimmt. Das Urteil über diese Leute ist deutlich, es heisst nun nicht nur, dass sie sich selbst täuschen wie in Kp.1,8, sondern so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns. Wer das behauptet erzählt also nicht nur Lügen, sondern er macht dadurch sogar Gott zum Lügner. Wer also behauptet er hätte nie gesündigt, der sagt, dass z.B. folgende Aussagen Gottes falsch sind: Denn es ist kein Mensch so gerecht auf Erden, daß er nur Gutes tue und nicht sündige. Pred.7,20. wie geschrieben steht: "Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer." Rö.3,10. Wer sich gegen die Aussagen Gottes stellt, macht ihn zum Lügner und sein Wort kann demzufolge nicht in ihm sein. Nochmals macht Johannes in seinem Brief diesen Sachverhalt deutlich: Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat dieses Zeugnis in sich. Wer Gott nicht glaubt, der macht ihn zum Lügner; denn er glaubt nicht dem Zeugnis, das Gott gegeben hat von seinem Sohn. 1.Joh.5,10.
Man kann sich so fromm und religiös ausdrücken wie man will, wenn wir die Tatsache, dass der Mensch ein Sünder ist und sich vor Gott verantworten muss, wer diese Tatsache ablehnt, der macht Gott zum Lügner. Es gibt viele theologische Systeme, die sehr einleuchtend und oft sogar genial erscheinen, wenn sie aber vom guten und gerechten Menschen ausgehen, dann sind sie am Ziel vorbeigeschossen und sie machen Gott zum Lügner.
II. Das richtige Verhältnis zur Sünde (2,1)
Sündigt nicht
Nun macht Johannes deutlich, warum er dies alles schreibt. Er spricht die Leser an, indem er sagt: Meine Kinder Dies zeigt sein Verhältnis zur seinen Lesern. Johannes war bereits ein alter Mann und konnte von vielen der leibliche Vater sein. Aber er drückt damit auch die Beziehung aus, dass er als geistlicher Vater für seine Kinder besorgt ist. Er schreibt dies nun, dass sie nicht sündigen. Sie sollen keine Sünde tun. Damit meint er die Tat der Sünde. Es bestand ja die Gefahr, dass die Gemeinde in Anbetracht der Konfrontation mit diesen Irrlehrern mit Sünde leichtfertig umzugehen begann. Wenn doch alles bestimmt ist, dann ist ja auch meine Sünde bestimmt und ich kann nicht viel dafür, mich trifft keine persönliche Schuld. Diese Einstellung ist aber nicht die eines Christen. Johannes macht deutlich. Eigentlich sollt ihr nicht sündigen. Diese Überzeugung vertrat auch Jesus, denn er sagte zu dem Kranken, den er in Betesda heilte: Danach fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: Siehe, du bist gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr, daß dir nicht etwas Schlimmeres widerfahre. Joh.5,14. Auch Paulus musste dieses Thema aufgreifen, offenbar gab es auch in Rom diesbezüglich Unklarheiten. Dort musste die Gnade hinhalten, damit wir sündigen können, er schreibt: Wie nun? Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne! Rö.6,15. Die Schrift lehnt jeden leichtfertigen Umgang mit Sünde ab.
Wir verfallen tendenzmässig einem Verständnis von Gnade, das dem Wort Gottes nicht gerecht wird. Ich würde hier von billiger Gnade sprechen. Es ist eben nicht die Lehre der Bibel, dass wir eine Sünde tun mit dem Wissen im Hinterkopf: nachher kann ich Buße tun und sie wird mir vergeben werden. Oder, wie ich das kürzlich hörte: Gott würde meine Schwächen kennen und deshalb verstehen, dass ich immer wieder einmal sündige. So ist es etwa wie bei diesem Jungen, der sagt, sein alter Mensch hätte gesündigt. Im Grunde tragen dann nicht mehr wir die Verantwortung unserer Sünde, sondern die Schwäche in mir. Die Bibel lehnt dieses Denken und Handeln konsequent ab. Der erneuerte Mensch muss nicht sündigen. Es verhält sich eher wie bei einer Achterbahn, wir schieben den Wagen bis zum höchsten Punkt und dann wenn der Wagen auf Talfahrt geht, dann können wir nicht mehr bremsen oder nur mit grossen Nebengeräuschen. Beispiel von einer Sucht z.B. Rauchen. - ich mied dann die Plätze wo wir rauchten. Ich weiss, dass es nicht leicht ist gegen die Sünde anzukämpfen, aber es ist wirklich ein Kampf. Paulus schreibt: Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse; ich kämpfe mit der Faust, nicht wie einer, der in die Luft schlägt, / sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde. 1.Kor.9,26-27. Mit Sünde sollen wir nicht leichtfertig umgehen und es ist die Forderung Gottes, dass wir nicht leichtfertig sündigen. Wir sollen der Sünde klaren Widerstand leisten, wie Jakobus sagt: So seid nun Gott untertan. Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch. Jak.4,7.
Wenn ihr sündigt
Hätte Johannes hier aufgehört und das Thema gewechselt, dann wären wir vermutlich nicht so glücklich. Damit hätten die Perfektionisten handhabe deutlich zu machen, dass ein wahrer Christ nicht mehr sündigt. Ja sogar, dass ein Christ nicht mehr sündigen kann, ansonsten ist er kein wahrer Christ. Das Resultat dieser Überzeugung ist oft eine harte, lieblose Gesetzlichkeit. Diese Überzeugung ist dem Wort Gottes wirklich fremd. Johannes macht deutlich, dass ein Christ sündigen kann, denn er fährt fort: Und wenn jemand sündigt... Es ist demnach möglich, dass ein Christ sündigt. Etwas macht, was vor Gott nicht richtig ist. Und wenn dieser Fall eintritt, dann hat er einen wunderbaren Trost: so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist. Wir haben einen Fürsprecher einen Advokaten, an den wir uns wenden können. Er vertritt uns beim Vater. Obwohl wir nicht sündigen sollen und von uns erwartet wird, dass wir nicht sündigen, so haben wir, falls wir doch sündigen einen Fürsprecher. Es gibt einen Ausweg aus unserer Sünde. Dieser Fürsprecher ist Jesus Christus und er ist beim Vater, so lesen wir im Hebräer: Denn Christus ist nicht eingegangen in das Heiligtum, das mit Händen gemacht und nur ein Abbild des wahren Heiligtums ist, sondern in den Himmel selbst, um jetzt für uns vor dem Angesicht Gottes zu erscheinen. Hebr.9,24. Vor Gott ist aber auch der Verkläger, welcher die Christen verklagt, so lesen wir in der Offenbarung: Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist die Rettung und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus; denn der Verkläger unserer Brüder ist verworfen, der sie verklagte Tag und Nacht vor unserm Gott. Offb.12,10. Aber es kann uns eigentlich niemand mit Erfolg verklagen, denn Jesus vertritt uns beim Vater, wie Paulus auch deutlich macht, wenn er schreibt: Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht. / Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt. Rö.8,33-34. Dieser gerechte Jesus, wird die, welche zu ihm gehören vertreten.
Johannes hat hier zwei extreme Standpunkte einander gegenübergestellt. Zum einen sollen wir nicht sündigen, zum andern tröstet er, dass wir einen Fürsprechen haben, wenn wir sündigen. Also, es ist nicht Hoffnungslos schlimm, wenn ihr einmal sündigt. Nur wenn man diese zwei extremen Position einander gegenüberstellt, bekommt man die richtig Haltung gegenüber der Sünde. Weil Jesus für uns eintritt, kann er uns retten in alle Ewigkeit, so lesen wir: Daher kann er auch für immer retten, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie. Hebr.7,25. Unsere Rettung ist nicht in unserer Perfektion und völligen Sündlosigkeit begründet, sondern in der Fürsprache Jesu für die, die ihm Nachfolgen. Es ist also reine Gnade, dass wir gerettet werden.
III. Alle Sünden sind eingeschlossen (2,2)
Die Fürsprache Jesu ist darum möglich, weil er die Versöhnung für unsere Sünden ist. Er hat nämlich unsere Sünden getilgt und ist für sie am Kreuz gestorben. Für unsere Sünden hat er gelitten: Denn auch Christus hat einmal für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er euch zu Gott führte, und ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist. 1.Petr.3,18. Jesus ist jetzt aber nicht nur für unsere Sünden, also für die der Christen gestorben, sondern für die Sünden der ganzen Welt. Das heisst, Jesus ist für alle Sünden gestorben. Es braucht kein zusätzliches Opfer, oder gar einen zusätzlichen Fürsprecher. So sagte schon Johannes der Täufer, als er Jesus sah: Am nächsten Tag sieht Johannes, daß Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt! Joh.1,29. Oder auch in Jesaja lesen wir: Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn. Jes.53,6. Das Opfer Jesu reicht aus für alle Sünden der Welt. Jeder der seine Sünden loswerden will, kann sie bei Jesus loswerden und nur bei ihm.
Bist Du Deine Sünden schon losgeworden? Jesus ist auch für deine Sünde gestorben, mag sie noch so schlimm sein. Christus hat die Welt versöhnt: Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. 2.Kor.5,19. Zu dieser Welt gehörst auch Du mit Deiner ganzen Sünde. Und wenn Du wie die Irrlehrer der Meinung bist, dass Du keine Sünde getan hast, dann irrst Du Dich gewaltig und Du begehst eine der grössten Sünden, denn Du machst Gott zum Lügner. Der einzige Weg von unserer Sünde loszukommen ist der Weg zu Jesus. So ruft er uns zu: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. / Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. / Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht. Mt.11,28-30. Willst Du nicht diese Ruhe für Deine Seele. Ruhe für die Seele heisst auch wissen, wohin ich gehe, denn was unsere Seele unruhig macht ist, dass wir nicht wissen wohin wir gehen, wenn wir sterben. Aber Jesus kann Dir Ruhe schenken, denn Es gibt nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Rö.8,1. Ist das nicht wunderbar, dass wir nicht verdammt werden, sondern gerettet. Komm doch zu Jesus, vertraue ihm, er wird Dir Frieden schenken, der über den Tod hinausreicht. Gerne helfen wir auf diesem Weg.
Schluss
Leichtfertig zu sündigen, indem wir bereits vor der Sünde auf die Gnade Gottes bauen ist unsinnig. Das richtige Verhältnis zur Sünde ist, wenn wir kein Verhältnis zur ihr haben. Wir sollen uns von Sünde so fern wie möglich halten. Und wenn wir sündigen, so schnell wie möglich uns an unseren Fürsprecher wenden. Hast Du ein Verhältnis zur Sünde? Dann kann ich Dir nur sagen, brich dieses Verhältnis. Amen
_ (1) Marc Aurel: Selbstbetrachtungen (Reclam 1241), S. 45; IV,10. (2) Ebd. S. 50, IV,26.