Einführung in den Predigttext und historische Einordnung
Epheser 5 ist unser Predigttext, genauer Epheser 5,15-21.
Wir haben in unserem Bibeltraining begonnen, den Epheserbrief auszulegen. Heute passt es gut, dass der Predigttext dieses Sonntags aus diesem Abschnitt stammt. Paulus bewegt hier das Thema, wie wir richtig leben sollen.
Die Gemeinde von Ephesus kennen wir aus jener schweren Zeit. Damals war die Verehrung der Diana von Ephesus sehr groß. Außerdem gab es Christenverfolgungen in dieser kleinasiatischen Stadt, die heute noch durch ihre Ausgrabungen von Touristen besucht wird.
Paulus sagt: „So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Weise, und kauft die Zeit aus, denn es ist böse Zeit.“
Er fordert weiter: „Darum werdet nicht unverständlich, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist, und sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt, sondern lasst euch vom Geist erfüllen, vom Heiligen Geist.“
Außerdem ermuntert Paulus: „Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen und sagt Dank Gott dem Vater alle Zeit für alles.“
Das ist eine große Herausforderung. So etwas haben viele von uns noch nie vollständig geschafft, ich selbst auch nicht. „Alle Zeit für alles“ im Namen unseres Herrn Jesus Christus.
Und jetzt kommt noch ein wichtiger Vers hinzu: „Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi!“
Herr, du willst uns befreien zum Leben. Wir danken dir dafür. Amen!
Die Herbstzeit als Bild für Lebenszeiten und deren Bedeutung
Ich liebe diese Herbsttage, wenn man so einen Tag geschenkt bekommt mit strahlendem Sonnenschein. Das lockt geradezu zu Unternehmungen, besonders wenn man das bunte Laub im Sonnenlicht leuchten sieht.
Jetzt, wenn man von den Bergspitzen den weiten Fernblick hat und das schöne Land sieht, ist es einfach wunderbar. Aber auch wenn die Herbststürme kommen und das Laub durch die Luft geweht wird, ist es eine schöne Zeit. Der Herbst stimmt dann nur manchmal etwas wehmütig, wenn man die Schwärme der Zugvögel sieht.
Tausende und Abertausende von Vögeln rüsten sich, um dieses unwirtliche Land zu verlassen, wenn der Winter kommt. Doch etwas Begeisterndes ist dabei: der Vogelzug. Die Küstenseeschwalbe zum Beispiel – ich habe es extra noch einmal nachgeschlagen – fliegt siebzehntausend Kilometer und findet am Ende ihres Ziels unter dreißigtausend Nestern genau das Nest, das ihr gehört.
Das ist ein wunderbares Geheimnis, das man bei den Zugvögeln beobachten kann. Es hat sogar einen der Propheten, Jeremia, angeregt, als er sagte: Bei den Tieren ist das so, sie kennen ihre Zeiten. Der Storch weiß eine Zeit, die Turteltaube, der Kranich und auch die Schwalbe.
Sie wissen die Zeit, obwohl sie nicht ständig unruhig auf die Armbanduhr schauen. Sie müssen nicht dauernd, wie ich hier bei der Predigt, auf die Uhr gucken. Das wissen sie gar nicht. Sie haben das automatisch in Fleisch und Blut. Sie wissen, wohin sie müssen, und sie finden ihr Nest.
Mein Volk aber weiß es nicht.
Erster Punkt: Die Gefahr, wichtige Augenblicke zu versäumen
Mein erster Punkt heute: Wir versäumen oft wichtige Augenblicke. Dabei meinen wir es sehr gut. Wir sind ja gehetzte Menschen, die ständig auf die Uhr schauen. Wir teilen unsere Zeit ein und messen kleinste Einheiten.
Als ich bei Daimler gearbeitet habe, war der Kalkulator mit der Stoppuhr unterwegs, um die Arbeitsvorgänge zu messen. Der Gruppenführer wies mich bald ein und sagte: Wenn der Kalkulator auftaucht, muss die Maschine sofort zwei Gänge langsamer laufen, sonst sind wir alle verloren und verkauft. Denn der Kalkulator jagt uns mit seiner Uhr und setzt dann den Akkord so hoch.
Auch im täglichen Leben sieht es oft so aus, wie es morgen bei Ihnen um diese Zeit schon wieder sein wird: Wir sind ständig von Terminen gehetzt und gejagt. Wir wollen es allen recht machen und möglichst viel in die Zeit hineinpacken. Deshalb haben wir so viele Ämter, so viele Aufgaben und so viele Dienste.
Die Afrikaner lachen oft über uns Europäer und die westlichen Menschen sagen dann, wir hätten kein Herz, sondern nur eine riesige Uhr im Kopf. Das ist eigentlich schön gesagt. Es zeigt, dass wir keine Zeit haben für wichtige Augenblicke, weil wir von dieser unruhigen Uhr gehetzt sind und so vieles verpassen.
Ich habe einfach Sorge, dass wir das biblische Wort „Kauft die Zeit aus“ missverstehen. Da geht jemand raus und sagt: Ich möchte meine Zeit noch prägnanter einteilen. Er kauft sich einen neuen Terminplaner für 169 Mark und meint, so seine Zeit noch besser planen zu können.
Das meint die Bibel aber gar nicht. Es geht vielmehr darum, mehr mit dem Herzen zu leben und weniger vom Sekundenzeiger bestimmt zu sein.
Jesu Umgang mit der Zeit als Vorbild
Wie hat Jesus die Zeit geplant? Seine Wirkenszeit war ausgesprochen kurz – nur drei Jahre. Viele wirken viel, viel länger, doch Jesus beschränkte sich auf diese kurze Zeit.
In dieser Zeit griff er manches nicht an. Er sagte Nein, das will ich nicht tun. Dabei nannte er es beim Namen und erklärte: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Jesus hat gewartet. Wann ist die Stunde? Haben Sie schon einmal unruhig gefragt: „Was ist die Stunde für heute?“ Wer bestimmt eigentlich, was dran ist? Sind es die anderen? Oder das unruhige Herz? Wer bestimmt, was dran ist? Gott bestimmt die Stunde.
Das war bei Jesus so, und das können wir bei ihm lernen. Er fragt: „Vater, was ist dein Wille?“ Sehen Sie das auch in unserem Predigttext? Fragt, was der Herrswille ist, werdet unruhig darüber, was er will. Was will Gott heute?
Sie finden auch bei Jesus das Wort: „Ich muss wirken, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.“ Es gibt besondere Gelegenheiten, die muss man beim Schopf packen. Dann muss man handeln, was Gott uns auf die Seele legt. Alles andere darf dann getrost zurückstehen.
Nach diesem Wort ist ja das schöne bekannte Lied gedichtet: „Auf, denn die Nacht wird kommen! Wirke dem Licht der Sonnen, fange bei Zeiten an!“ Auch wenn die Nacht kommen wird, pack die Sache schnell an. Aber das, was wichtig ist, musst du zuerst wissen.
Wenn Paulus hier den Ephesern rät: „Kauft die Zeit aus“, meint er nicht neue Planung. Vielmehr sagt er: Nimm dir am Morgen eines Tages viel, viel Zeit und lass dir von Gott zuerst zeigen, welche Rangfolge in deinen Diensten herrschen soll. Was muss zuerst getan werden? Was ist wichtig und was unwichtig? Was ist des Herrn Wille? Kauft die Zeit aus!
Wir verpassen so viel, weil wir uns hetzen lassen von der Unruhe der Tage. Das kann auch ein Fluch in unserer Zeit sein. Jede Zeit ist ein wunderbarer Augenblick Gottes.
Die Jugend, ja die jungen Leute, sollen wissen: Ihr habt nicht die Unendlichkeit vor euch. Nutzt die Zeit, die Gott euch heute gibt. Sucht das, was Gott hineinlegt. Auch das hohe Alter, wenn die Kräfte schwinden, ist eine von Gott geschenkte, wertvolle Zeit.
Wirken im Licht der Sonnen – nutzen Sie die Zeit!
Zeit als Geschenk und Herausforderung im Alltag
Ich habe mal versucht, zusammenzurechnen, wie viele Stunden eine Woche hat. Wenn ich richtig gezählt habe, sind es 168 Stunden. Beim Zählen bin ich schier darüber eingeschlafen.
Aber wenn man das mal durchrechnet – 168 Stunden – dann kann man sagen: Sie arbeiten viel. Also, von mir aus arbeiten Sie 56 Stunden. Dafür dürfen Sie auch ein bisschen mehr schlafen, sagen wir 56 Stunden Schlaf.
Ich lasse Ihnen noch 21 Stunden zum Essen. Das genügt, dann werden Sie satt. Dann bleiben immer noch 35 Stunden übrig. Was machen Sie mit denen? Jede Woche bekommen Sie diese 35 Stunden gratis frei Haus geliefert.
Was machen Sie mit den 35 Stunden? Sitzen Sie vor der Glotze oder schwätzen Sie wie ein sprudelnder Wasserfall? Oder was machen Sie in diesen 35 Stunden? Wenn man einmal fragt: Herr, was darf ich Dir tun mit diesen 35 freien Stunden? Welch ein Geschenk!
Mein erster Punkt war: Wir versäumen oft die besten Augenblicke. Handelt weise, handelt weise.
Mein zweiter Punkt: Es gibt mehr Sternstunden, als wir ahnen.
Zweiter Punkt: Mehr Sternstunden als wir ahnen
Mehr Sternstunden, als wir ahnen
Sie kennen das Buch von Stefan Zweig, das vergisst man ja nicht. Er hat einmal der Geschichte nachgespürt und dabei solche Sternstunden entdeckt. Das waren Augenblicke, in denen sich die Weltgeschichte entschieden hat.
Zum Beispiel bei der Schlacht von Waterloo: Dort lief alles eigentlich sehr still ab. Stefan Zweig erzählt von einem französischen General. Hätte dieser auf den Rat seiner Offiziere gehört, wäre die ganze Weltgeschichte anders verlaufen. Doch in diesem Augenblick hörte der General nicht auf die Ratschläge seiner besten Freunde.
Zweig berichtet auch, wie in Kalifornien der Goldrausch ausbrach. Auch hier sagt er: Wenn damals ein Gespräch, das in einem verschlossenen Zimmer geführt wurde, anders verlaufen wäre, dann wäre wahrscheinlich die gesamte Entwicklung der Vereinigten Staaten anders verlaufen. Sternstunden!
Wir als Christen wissen: Gott gibt Sternstunden. Ihr Leben ist voller solcher Sternstunden, weil Gott wirken will, weil Gottes Reich anbricht und weil Gott in Ihr Leben hineindrängt. Durch Ihr Tun will Gott in unserer Welt wirken.
Vielleicht war es eine Sternstunde, als die Berliner Mauer fiel und unser Land wiedervereinigt wurde. Ob es aber eine Sternstunde Gottes wird, entscheidet sich jetzt an uns. Es liegt an uns, ob wir die Zeit nutzen.
Ich war so dankbar in den zurückliegenden Tagen, dass auf dem Killesberg gerade jetzt dieser Evangelisationskongress stattfand. Selbst wenn nur fünf Teilnehmer daran teilnahmen, bin ich all denen dankbar, die daran mitgewirkt haben – in der Vorbereitung, in der Durchführung und an all den verschiedenen Stellen. Menschen, die bis zum Umfallen gekämpft haben: Frau Lühring, Frau Illi, Hartmut Steeb und viele andere. Und auch Ihnen, die Sie Gastquartiere gestellt haben.
Herr, lass du das eine Sternstunde sein, dass wir die Zeit nutzen, die niedergebrochenen Grenzen um dein Gottesreich zu verkündigen und Menschen in deine Nachfolge zu rufen. Was könnte dort geschehen? Sternstunden, die Gott setzt.
Warnung vor falscher Begeisterung und Aufruf zur Geisteserfüllung
Und jetzt sagt Paulus: Es hängt gar nicht von den äußeren Umständen ab. Besauft euch nicht voll Wein. Dabei denkt er nicht nur an den Rausch des Alkohols. Man kann sich ja auch an politischen Entwicklungen berauschen.
Damals wartete die Welt zur Zeit des Paulus sehr auf den Heiland. Die Gattin des Kaisers Claudius hatte ihren Mann auf höfliche Weise umgebracht, und Nero trat nun das Herrscheramt auf dem Kaiserthron an. Die Welt hoffte, dass mit Nero noch einmal der Glanz der Welt anbrechen würde. Alle waren voller Erwartungen auf die neue Zeit, die jetzt kommen sollte.
Nero wurde jedoch der große Unterdrücker der Menschen, der mit den Gefühlen der Menschen spielte und sofort grausam die Stadt Rom niederbrannte. Darum sagt Paulus: Berauscht euch nicht an Zeiten und an irgendwelchen Entwicklungen!
Wenn man im Fernsehen sieht, wie in den islamischen Ländern schon Kinder fanatisiert werden, muss man aufpassen, dass wir nicht im christlichen Glauben auch Kinder fanatisieren. Man kann ja ganz fanatisch von seinem Glauben sein.
Paulus sagt: Besauft euch nicht voll Wein, werdet nicht im Rausch solche Leute, die in der Begeisterung sind. Es gibt ja auch eine schwarmgeistige Denkungsart, bei der man ganz hingerissen ist von seinen Emotionen.
Darum sagt er: Die Sternstunden Gottes, wo passieren die denn? Dort, wo ich voll heiligen Geistes werde. Lege die Lüge ab, rede miteinander die Wahrheit. Das ist so schön beim Bibellesen: Bring dein Leben mit Gott in Ordnung, deinen Werktag. Das sind die unreinen Gedanken, bring sie ins Licht Gottes. Lege Schuld ab und nimm Vergebung an.
Wir sind ja alle gar nicht die großen Gestalten. Manchmal gibt es auch so eine protestantische Begeisterung, und in Wirklichkeit sind wir im christlichen Abendland schwache Gemeinden ohne Vollmacht. Herr, gib uns doch wieder Durchschlagskraft und Vollmacht beim Reden und Wirken! Gib du mir deinen Heiligen Geist und reinige mich durch und durch!
Keiner von uns hier in der Kirche ist nicht bedroht von der kleinsten Versuchung, dass er in seinem Glauben irre wird und Gott Schande bereitet. Darum ist Paulus gegen die volltönenden Worte und sagt: Die Sternstunden passieren, wo wir unser Innerstes verwandeln lassen vom Geist Gottes. Werdet voll des Heiligen Geistes!
Und habt Liebe im Herzen, Geduld und Freundlichkeit. Lasst euch das Wesen Jesu in euer Herz einprägen und seid Menschen, die in der Zucht Christi leben! Dann werden eure Ehen revolutioniert, eure Familienverhältnisse, die Freundschaftsverhältnisse, eure Nachbarschaft wird neu.
Die erste Christenheit, die Urchristenheit, die wir so oft als leuchtendes Vorbild nehmen, hatte ja gar keine große Ausstrahlung durch große Medien, sondern nur im persönlichen Lebenskreis. Und das ist der Punkt, wo wir heute wahrscheinlich jeden Einfluss verlieren im zwanzigsten Jahrhundert: dass wir keine Kraft und Vollmacht mehr haben im Leben, in der Nachfolge Jesu, im konkreten Gehorsam.
Wenn da wieder, wie heute, 400 Leute das Leben in ihrem Umkreis mit Jesus in der Kraft des Geistes Gottes eine Bestürzung in der Welt um uns her bewirken, da würde etwas sichtbar vom Reich Jesu. Mehr Sternstunden, als wir ahnen, kaufen die Zeit aus.
Umgang mit der bösen Zeit und der Bedeutung des Gehorsams
Nur im Nebensatz gesprochen: Von uns soll es auch gar nicht nötig sein, dass wir uns durch die Aufregung unserer Zeitgenossen noch viel beunruhigen lassen. Diese warten mit Spannung auf das Jahr zweitausend und das neue Zeitalter, das sogenannte New Age, sowie auf die Entwicklungen des Friedens und der Versöhnung, die anbrechen.
Paolo sagt, es sei eine böse Zeit. Auch das, was nach dem Jahr 2000 folgt, ist davon betroffen. Wir brauchen uns nicht bestürzen zu lassen durch die schrecklichen Berichte, die wir in den Nachrichten hören. Es bleibt so, wie es von Anfang an war.
Aber nehmt die Sternstunden Gottes wahr, der unser Leben benutzt, damit er durch seinen Heiligen Geist in uns wirken kann.
Die Bedeutung jedes einzelnen Augenblicks
Doch das Letzte
Jeder Augenblick hat eine wichtige Bedeutung. Die Zeit verrinnt ja wie im Fluge. Im Urlaub ist eine Woche im Nu vorbei. „Was, schon eine Woche vorbei?“ Ja, wirklich.
Wenn es schön ist, vergeht die Zeit schnell. Aber wenn Sie im Wartezimmer beim Arzt sitzen, scheint eine Minute kaum voranzugehen. Sie schauen auf die Uhr, doch der Zeiger bewegt sich kaum. Oder wenn Sie krank im Bett liegen und ein Tag vorübergeht, oder nachts, bis endlich die Nacht vergangen ist – so lang kann Zeit sein.
Das ganze Problem mit dieser zerrinnenden Zeit ist ja ein Fluch Gottes, der durch den Zorn Gottes verursacht wurde. Wir bringen unsere Jahre zu wie ein Geschwätz. Sie rinnen uns dahin und zerrinnen uns zwischen den Fingern.
Die Zeit hat keine Bedeutung, und ehe wir uns versehen, sind wir alte Leute. Wir blicken wehmütig zurück auf das, was verflossen ist. Das ist nicht Christenart.
Den Augenblick erkennen – nicht mit dem Terminplaner, sondern den Augenblick, den Gott heute schenkt. Sagt Gott Dank alle Zeit und für alles. Nicht träumen von irgendwelchen rosigen Zeiten, die später kommen.
Herr, ich danke dir auch für die Schwierigkeiten, auch für die Bedrängnis. Auch für die Kollegen, die mich ärgern, und für die Brüder, die mich ärgern. Du gibst sie mir, und ich habe es nötig. Du willst mich darin segnen.
Sag Dank Gott alle Zeit und für alles, nicht nur für das Gute, sondern auch für das Schlechte.
Und dann sagt er noch: Ordnet euch einander unter. Das geht uns in unserer Zeit überhaupt nicht in den Kopf. Wir wollen doch selber unser Leben bestimmen und uns selber befreien.
Unterordnung als Schlüssel zum richtigen Umgang mit der Zeit
Apollos sagt: Wenn du dem Geheimnis des Augenblicks auf die Spur kommen willst, musst du den anderen höher achten als dich selbst. An der Einstellung fehlt es bei mir und bei ihnen.
Es fängt schon in der Ehe an. Wir messen uns an den anderen, wollen besser sein als sie, mehr Erfolg haben als sie. Darum können wir den Augenblick nicht für Gott nutzen und auch nicht für ihn wirken.
Erst wenn ich wieder den anderen höher achte und mich ihm unterordne, wenn ich gerne annehme, dass ich unter anderem gestellt bin und mich willig einordne – was ist das für eine neue Sache?
Jemand hat das Wort von Elisabeth Elliot aufgeschrieben. Elisabeth Elliot war die Frau eines der fünf Auca-Missionare, der ums Leben kam. Sie ist die Schwester von David Howard, dem Generalsekretär der weltweiten evangelischen Allianz.
Elisabeth Elliot sagte: Du musst mit beiden Händen den Augenblick ergreifen, wo immer du auch bist, und da ganz sein. Akzeptiere den schwierigen Platz, suche nicht irgendwo einen anderen Weg oder eine Fluchtmöglichkeit. Sei ganz dort, wo du bist. Lebe so, dass du jede Situation ganz und gar aus Gottes Hand annehmen kannst.
Ich möchte noch hinzufügen: Und dafür danken. Dann wird der Augenblick genutzt. Heute soll deinem Hause Heil widerfahren – heute!
Jesus will diesen Tag segnen und reich machen. Nicht nur, weil es so ein herrlicher Sonnentag ist oder ein wunderschöner Herbsttag, sondern weil ich die Zeit auskaufen darf.
Das Bild ist wunderbar: Auf dem Markt stehen die Buden, und dort wird alles verkauft – wie auf einem Flohmarkt. Die Güter werden angepriesen. Das heißt nicht, dass wir alles zusammen kaufen sollen, sondern kauft das Kostbarste! Das Beste und Schönste, was ihr finden könnt.
Erkennt, was Gott heute in diesen Tag hineinlegt. Er wartet nicht so sehr auf die Änderung der Verhältnisse. Jesus ist der Herr, der heute Heil widerfahren lassen will.
Beispiel des reichen Mannes und Aufruf zum Handeln im Heute
Darf ich noch mit einem Beispiel verdeutlichen, warum der reiche Mann in der Bibel getadelt wird? Die meisten Christen meinen, es sei, weil er reich war. Das erscheint uns auch leicht verständlich: Reiche sind immer böse. Doch so ist die Bibel nicht.
Der reiche Mann kam nicht deshalb in die Hölle, weil er reich war und in Freuden lebte. Er lebte ja durchaus sehr schön. Vielmehr hat er den Lazarus vor seiner Tür nicht gesehen. Er hat das Naheliegende übersehen.
Vielleicht träumte er auch von großen Diensten, die er einmal für Gott vollbringen müsste. Doch das Naheliegende sah er nicht.
Deshalb sagt Paulus im Galaterbrief noch einmal: Darum, solange wir Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubensgenossen (Galater 6,10).
Lasst uns den Augenblick heute nutzen. Auch wenn es jemand ist, an dem ich mich reibe – weil er über mir steht, weil er besser ist als ich, weil er mehr kann und mehr Erfolg hat –, so lasst uns Gutes tun, wirken und die Zeit auskaufen. Heute ist der Tag des Heils! Amen!