Jona betet aus dem Inneren des Fisches. Er erinnert sich daran, wie er in großer Not war und zu Gott rief. In seiner Verzweiflung hat Gott seine Stimme gehört und ihn gerettet.
Jona beschreibt, wie er in die Tiefe des Meeres gesunken ist, umgeben von Wasser und Algen, die sein Haupt umwickeln. Er fühlte sich verloren und dachte, dass er für immer von Gottes Angesicht getrennt sei. Doch mitten in dieser Dunkelheit hat er zu Gott gebetet.
Er bekennt, dass Gott ihn aus der Tiefe heraufgezogen hat. Jona erkennt an, dass sein Leben allein Gott gehört und dass er Gott in der Not angerufen hat. Er verspricht, Gott zu danken und ein Gelübde zu erfüllen, wenn er gerettet wird.
Am Ende des Gebets erklärt Jona, dass Gott sein Leben aus der Gefahr gerettet hat. Der Herr befiehlt dem Fisch, Jona an Land auszuspucken. So wird Jona erneut die Chance gegeben, Gottes Auftrag zu erfüllen.
Einführung und Rückblick auf das erste Kapitel
Ihr habt eine Weile Zeit, das zu suchen und aufzuschlagen. Ich gebe in der Zwischenzeit noch einmal ganz kurz einen Rückblick auf das erste Kapitel.
Jonah war ein frommer Israelit. Als solcher hielt er nicht viel von den gottlosen Heiden. Schließlich hatten diese Ungläubigen Gottes Zorn und Gottes Strafe verdient.
Doch eines Tages erhielt Jonah einen seltsamen Auftrag von Gott. Er sollte nach Assyrien gehen, in dessen Hauptstadt Niniveh, und die Menschen dort zur Umkehr rufen. Er sollte ihnen eine Bußpredigt halten.
Man fragte sich: Jonah, warum das denn? Seit wann kümmert sich Gott denn um Atheisten? Sollte sich der fromme Jonah nicht empört von diesem Auftrag abwenden? Sollte er nicht all den Schmutz der gottlosen Assyrer erstarren lassen und sie dem Gericht überlassen? Wäre es für ihn, den frommen Juden, nicht viel geistlicher, im Tempel zu sitzen und in der Gemeinschaft der Heiligen Psalmen zu singen?
Jonah ging also nicht nach Osten, sondern bestieg ein Schiff und fuhr nach Westen. Doch seine Flucht währte nicht lange. Gott holte den Flüchtling ein. Ein gewaltiger Sturm wühlte das Meer auf. Erst nachdem die Besatzung Jonah über Bord geworfen hatte – Mann über Bord – kam das Meer wieder zur Ruhe.
Damit endete das erste Kapitel des Propheten Jonah.
Jonas Gebet im Bauch des Fisches
Und jetzt lesen wir weiter in Jona Kapitel zwei, seinem Gebet um Errettung. Man nennt es auch den Psalm des Jona.
Jona Kapitel 2, Vers 1: Der Herr ließ einen großen Fisch kommen, der Jona verschlang. Jona war drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches.
Jona betete zum Herrn, seinem Gott, aus dem Bauch des Fisches und sprach:
Ich rief aus meiner Bedrängnis zum Herrn, und er antwortete mir.
Aus dem Schoss des Scheol schrie ich um Hilfe, du hörtest meine Stimme.
Du hattest mich in die Tiefe geworfen, in das Herz der Meere. Strömung umgab mich, alle deine Wogen und deine Wellen gingen über mich hinweg. Da sprach ich: Verstossen bin ich von deinen Augen, dennoch werde ich wieder hinblicken zu deinem heiligen Tempel.
Wasser umgab mich bis an die Seele, die Tiefe umschloss mich, Seetang schlang sich um mein Haupt. Zu den Gründen der Berge sank ich hinab, die Erderiegel waren hinter mir auf ewig verschlossen.
Da führte du mein Leben aus der Grube herauf, Herr, mein Gott. Als meine Seele in mir verschmachtete, dachte ich an den Herrn, und mein Gebet kam zu dir, in deinen heiligen Tempel.
Die, die nichtige Götzen verehren, verlassen deine Gnade. Ich aber will dir Opfer bringen mit der Stimme des Lobes. Was ich gelobt habe, werde ich erfüllen.
Bei dem Herrn ist Rettung. Der Herr befahl dem Fisch, und er spie Jona auf das trockene Land aus.
Die prophetische Vergangenheit im Gebet Jonas
In diesem Gebet von Jonas finden wir etwas sehr Bemerkenswertes. Jonas betet im Bauch des Fisches und dankt Gott dort bereits für seine Befreiung, obwohl er noch im Bauch des Fisches liegt. Er hat das nicht erst hinterher gebetet, sondern schon während dieser Zeit.
Dabei drückt er sich in der Vergangenheit aus. Man nennt das prophetische Vergangenheit. Die Propheten haben das oft so gemacht: Sie sagten Dinge in der Vergangenheitsform, als wären sie schon geschehen. Im Glauben wussten sie, dass Gott ihr Gebet erhören und die Dinge erfüllen würde. Deshalb konnten sie so sprechen, als wäre es bereits eingetreten.
So bietet Jonas in prophetischer Vergangenheitsform sein Gebet an. Er dankt für seine Befreiung, während er noch im Bauch des Fisches ist. Jonas war wirklich davon überzeugt, dass Gott Gebete erhört.
Das ist das Vorbildliche an diesem Gebet. Wie selten kommt es wohl bei uns vor, dass wir beten und während des Betens schon eine solche felsenfeste Gewissheit haben, dass Gott unser Gebet erhören wird? Wir können ihm im Gebet schon danken: „Herr, ich weiß, du wirst antworten, und ich kann dir jetzt schon Lob und Dank sagen für dein Eingreifen.“
Die Realität großer Meerestiere als Hintergrund
Übrigens, falls einige von euch Probleme haben mit der Vorstellung, dass Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch eines Fisches war, habe ich vielleicht ein paar interessante Informationen für euch.
Es gibt, das wissen wir alle, riesige Meerestiere, zum Beispiel Blauwale. Blauwale können bis zu 33 Meter lang werden und ein Gewicht von 140 Tonnen erreichen, das sind 140.000 Kilogramm. Ihr Herz allein wiegt 700 Kilogramm und ist so groß wie ein Pferd.
Es gibt einen Bericht, in dem Walfänger einen Blauwal gejagt und eine Harpune in ihn geschossen haben. Der Wal zog dann ihr kleines Schiff sieben Stunden lang mit einer Geschwindigkeit von 15 Stundenkilometern über das Meer, obwohl die Motoren in die andere Richtung liefen. Das sind wirklich gewaltige Tiere.
Blauwale haben eine 40 Zentimeter dicke Speckschicht. Manche von uns könnten da kaum mithalten. Sie können bis zu 1.000 Meter tief tauchen. Wiederholt gab es Berichte, dass Menschen in den Bauch solcher Tiere geraten sind und erst nach Stunden oder noch längerer Zeit lebend aus dem Bauch großer Wale geborgen wurden.
Selbst wenn wir dafür keine Parallele aus unserer Zeit hätten, berichtet die Bibel davon. Jesus Christus bestätigt diese Geschichte im Neuen Testament. Ausgerechnet diese Stelle wird von bibelkritischen Menschen oft als gefundenes Fressen gesehen: Wie kann ein Mensch drei Tage und drei Nächte im Bauch eines Fisches sein? Und hat ihn die Magensäure nicht verätzt? So und so weiter.
Die Bibel sagt uns, dass Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war. Ich bin zu der Auffassung gekommen, dass die Bibel Gottes Wort ist. Deshalb habe ich kein Problem damit, das zu glauben, weil es so in Gottes Wort steht.
Fehlende Buße im Gebet Jonas
Aber nun stellt sich die Frage: Hat Jona in dem Gebet, das wir gerade gelesen haben, wirklich Buße getan? Hat er wirklich über seinen Ungehorsam Buße getan? Wir müssen genau hinschauen.
So glaubensvoll sein Gebet auf der einen Seite auch ist, so enthält es doch kein wirkliches, echtes Bußbekenntnis. Jona erwähnt nämlich seine Rebellion gegen Gott, seine Sünde, seinen Ungehorsam mit keinem Wort. Das ist keine echte Buße.
Im Gegenteil, in Vers neun erhebt er sich noch hochmütig über die Heiden, die nichtige Götzen verehren und ihre Gnade verlassen. Hatten nicht eben gerade die heidnischen Seeleute auf dem Schiff noch eine bessere Figur gemacht als er, der fromme Jude auf der Flucht? Hatte Jona das vergessen? Das konnte noch nicht lange her gewesen sein.
Ich musste, als ich über Jonas Haltung und Einstellung nachdachte, wieder an ein Schlüsselerlebnis denken, das ich vor etwa zehn Jahren hatte. Ich habe es schon einmal in anderem Zusammenhang erwähnt, aber ich darf es noch einmal sagen: Ich hatte eine Zeit lang einen Bibelkreis im Gefängnis in Bruchsal geleitet. Dieser Bibelkreis bestand aus lauter Mördern.
Einer von ihnen war Heinrich Pommerenke, der fünffache Frauenmörder, der damals im Raum Karlsruhe fünf Frauen erwürgt hatte. Er saß im Bibelkreis mit seiner Bibel dort im Gefängnis in Bruchsal. Mein Schlüsselerlebnis war folgendes: Ich dachte, wenn sich irgendjemand als Sünder erkannt haben wird, dann doch wohl dieser Mörder.
Der eine hatte jemanden erschlagen beim Einbruch, weil der ihn ertappt hatte, und so weiter. Du kennst diese Sachen, Amin. Die anderen hatten andere Delikte, alles Mörder. Und ich dachte, die werden sich doch wohl als Sünder erkannt haben.
Doch ich musste zu der bitteren Erkenntnis kommen, dass kaum einer von ihnen – ich glaube nicht ein einziger – wirklich zu der Überzeugung gelangt war, er sei ein Sünder vor Gott. Auch für Mörder ist es schwer. Sie haben das irgendwie gerechtfertigt. Ja, die Umstände waren schuld, hätten meine Eltern mich besser erzogen, hätte der Pfarrer im Religionsunterricht mir die Gebote besser beigebracht, und wäre der nicht gerade reingekommen, als ich ihm doch nur 200 Mark klauen wollte, dann wäre er noch am Leben.
Alle hatten irgendwie ihre Ausreden und konstruierten sich das so hin. Sie waren keine Sünder in ihren Augen. Die Umstände waren schuld: die Erziehung, die Gesellschaft, die Religion – alles war schuld, nur sie selber nicht.
Das musste ich damals bitter erkennen. Und da habe ich gelernt, wie unser Herz so dermaßen stolz und selbstgerecht sein kann und was Gott alles aufwenden muss, um unseren elenden Stolz und Dünkel zu zerbrechen und uns dahin zu bringen, dass wir uns wirklich im Licht Gottes sehen, wie wir wirklich sind.
Die Abgründe unseres bösen Wesens, dass in uns nichts Gutes ist, dass Gott überhaupt nichts Gutes in uns finden kann. Dann endlich werden wir nämlich verstehen, warum ein göttlicher Erlöser für uns sterben musste – auf so grausame Weise am Kreuz.
Also, Jona betete, das stimmt, aber er tat nicht wirklich Buße. Er hatte sein Herz noch nicht erkannt. Auch hier, wo Gott ihn so demütigte und ihn in den Bauch des Fisches hinunterzog, auf die Meerestiefen, hatte Jona die tiefste Verdorbenheit seines Herzens noch nicht erkannt. Er tut keine Buße darüber.
Jonah als Bild für Israel und Einzelmenschen
Jona ist in gewisser Weise auch ein Bild für das ganze Volk Israel, zu dem er gehörte. So wie Jona war auch Israel von Gott erwählt. Ebenso wie Jona rebellierte Israel gegen Gottes Auftrag, Licht für die Heiden zu sein. Und ebenso wie Jona wurde auch Israel von Gott bis zum heutigen Tag gezüchtigt. Dies geschieht, bis sie eines Tages an den Punkt kommen, an dem sie ihren Erlöser wirklich annehmen und gehorsam sein werden. Dann wird auch dieses Volk noch zum Licht für viele Nationen auf dieser Erde werden.
Aber Jona ist auch ein Bild für viele Einzelmenschen. Gott ruft uns, doch wir rebellieren. Wir suchen das Leben überall, nur nicht bei Gott. Manchmal werden wir eines Tages in die Tiefe geführt und kommen an den tiefsten Punkt unseres Lebens. Dort erkennen wir endlich unsere Unfähigkeit, Gott zu gefallen. Gleichzeitig erkennen wir die befreiende Wahrheit: Bei dem Herrn ist Rettung.
Das hat Jona schon in seinem Gebet gesagt. Er wusste: Bei dem Herrn ist Rettung – nicht nur äußere Rettung von Krankheit, Gefahren oder Nöten, sondern vor allem die Rettung aller Rettungen. Bei dem Herrn ist die Errettung unserer Seele, die Rettung von unserer Verlorenheit und von unseren Sünden. Durch das Blut Jesu Christi können wir heil werden und wieder in die Gemeinschaft mit Gott zurückkehren.
In welchem Fischbauch steckst du vielleicht gerade? Was auch immer es sein mag: Bei dem Herrn ist Rettung. Schrei doch zu Gott! Er erhört Gebete aus der Tiefe am allerliebsten. Oft führt er uns gerade in die Tiefe. Das ist dann die Gelegenheit, bei der er unseren Herzensboden umpflügen kann, damit wir empfänglich werden für die Wahrheit, die Liebe und die Gnade Gottes.
Das Christentum ist die Religion der Gnade. Gott will uns dahin führen, dass wir die Gnade erkennen – ohne eigenes Zutun, ohne unsere Werke, ohne alles, was wir bringen könnten. Allein die Gnade Jesu Christi rettet.
Gott war sehr gnädig zu Jona, sehr gnädig. Der Fisch spie ihn tatsächlich an Land aus. Jona bekam eine zweite Gelegenheit, nach Ninive zu gehen und seinen Auftrag auszuführen. Diesmal gehorchte Jona.
Jonas erneuter Auftrag und seine Botschaft in Ninive
Lesen wir Kapitel drei weiter, die ersten vier Verse: Jona 3,1-4.
Da geschah das Wort des Herrn zum zweiten Mal zu Jona: „Mache dich auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und ruf ihr die Botschaft zu, die ich dir sagen werde.“
Da machte Jona sich auf und ging nach Ninive, gemäß dem Wort des Herrn. Ninive aber war eine große Stadt, die vor Gott drei Tage zu durchwandern war. Jona begann, in die Stadt hineinzugehen, eine Tagesreise weit. Und er rief und sprach: „Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört.“
Jonas Botschaft war sehr einfach: Vierzig Tage, und Ninive wird in Schutt und Asche liegen.
Fällt euch etwas auf? Wir lesen nicht, dass sich Jona große Mühe mit den Menschen gegeben hätte. Wir lesen nicht, dass er versucht hätte, sie zu überreden oder gar zu überzeugen. Es steht nichts davon, dass Jona um diese Seelen geweint und gerungen hätte. Seine Botschaft ist sehr kalt, sehr simpel: „Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört.“ Schluss.
Die Schilderung erweckt eher den Anschein, als hätte Jona sein Sprüchlein gesagt und sei dann gegangen. Vielleicht mit dem Gedanken im Herzen: „Nun, jetzt habe ich es ihnen gesagt, jetzt ist es ihre Schuld, wenn ihre Stadt untergeht.“
Ich glaube, Jona hatte seine innere Einstellung gegenüber den Menschen von Ninive nicht verändert. Ninive war immerhin die Hauptstadt der Assyrer, und die Assyrer waren Todfeinde Israels. Er gehorchte äußerlich, aber widerwillig im Herzen. Er erfüllte nur seine Pflicht. Er hakte die Sache ab und wollte es halt hinter sich bringen, damit Gott ihn endlich in Ruhe ließ.
Die Motivation für Evangelisation: Liebe Christi
Liebe Brüder und Schwestern, sind wir in diesem Stück nicht sehr nahe verwandt? Haben auch wir nicht, wie Jona, manchmal aus reiner Pflichterfüllung evangelisiert, die Botschaft weitergegeben oder nur, weil Wilfried oder Hansjörg so gedrängt haben? Das ist nicht gut.
Paulus schreibt im 2. Korinther 5,14: „Denn die Liebe Christi drängt uns.“ Bruns übersetzt das großartig: „Die Liebe Christi soll unsere einzige Triebkraft sein, zu evangelisieren.“ Wenn wir aus reiner Pflichterfüllung evangelisieren, mit einem griesgrämigen Gesicht und sagen: „Ja, du musst dich halt bekehren, und wenn nicht, dann gehst du in die Hölle“, dann wird nicht viel passieren. Das gefällt Gott nicht, und bei den Menschen wird es wahrscheinlich auch nicht viel erreichen – vielleicht sogar das Gegenteil.
Paulus schreibt: „Die Liebe Christi drängt uns.“ Gott liebt doch diese ganze verlogene, verlorene, gottlose Welt. Wir gehörten doch einst auch dazu, und vielleicht einige von uns gehören noch immer dazu. Er liebte die Menschen in Ninive, in Jerusalem, in Rom, in Mannheim, in Weinheim, wo wir herkommen. Er liebt die Menschen. Es betrübt ihn über alle Gleichgültigkeit und Arroganz ihnen gegenüber. Gott leidet unter der Ablehnung seiner Geschöpfe.
Gott will nicht, dass seine geliebten Geschöpfe verloren gehen, sondern er will, dass sie umkehren und leben, dass sie das Leben finden. Damit das allen Menschen möglich ist, sandte er seinen einzigen geliebten Sohn in diese Welt. Gott hat keinen Gefallen an unserem Untergang – nicht an der Stadt Ninive, nicht am Untergang von Ländern, Völkern, Städten oder Menschen. Er hat daran keinen Gefallen. Er will uns Vergebung der Sünden und das ewige Leben schenken.
Damit das geschieht, damit Menschen von dieser wunderbaren Botschaft, vom Evangelium, erfahren, braucht Gott Boten. Darum sandte er Jona nach Ninive. Er sandte die Apostel in die damalige Welt. Und heute will er dich und mich senden – alle, die gerettet sind.
Unsere Väter haben immer den Satz gesagt: „Gerettet sein gibt Rettersinn.“ Nur die, die das erfahren haben, die die Hand Jesu Christi ergriffen haben und herausgezogen wurden aus ihrem alten, verpfuschten Leben, aus Sünde und Schuld, aus Selbstgerechtigkeit und Not, aus Verblendung, die bekommen diesen Sinn. Sie wollen, dass es auch andere erfassen können – am ehesten natürlich ihre lieben Angehörigen, ihre Nachbarn und Arbeitskollegen.
Gott will heute dich und mich senden. Es werden nicht die Engel kommen, es werden keine Flugblätter vom Himmel regnen. Er will dich und mich gebrauchen, auch für deine Schulkameraden und Klassenkameraden und so weiter. Aber Gott liebt freudige Boten, nicht solche mit zusammengebissenen Zähnen und sauren Gurkenminen.
Die Wirkung von Jonas Botschaft in Ninive
Ja, man könnte eigentlich meinen, dass auf Jonas’ widerwilligem Auftritt in Ninive gar kein Segen liegen konnte, dass dort nichts passiert wäre. Doch schaut, was geschah. Wir lesen weiter in Vers 5: Da glaubten die Leute von Ninive an Gott – auf diese trockene Botschaft hin. Mein lieber Mann, da glaubten die Leute von Ninive an Gott. Sie riefen ein Fasten aus und kleideten sich in Sacktuch.
Das ist auch eine Beschämung für uns. Manchmal denken wir, dass sich in unserer Zeit doch niemand mehr bekehrt, dass sich niemand mehr zu Gott wenden wird. Meine Nachbarn, meine Arbeitskollegen – ich habe es ihnen schon so oft gesagt – sie wollen nichts wissen, sie lachen mich aus, sie spotten. Wir sind dann schnell fertig mit dem Urteil und denken: Na ja, so wie in Ninive damals, da wird sich doch nichts bewegen.
Doch hier sehen wir es: Die Leute von Ninive glaubten an Gott. Sie riefen ein Fasten aus und kleideten sich in Sacktuch – vom Größten bis zum Kleinsten. Das Wort erreichte den König von Ninive, das ist der Bürgermeister, der Stadtkönig. Er stand von seinem Thron auf, legte seinen Mantel ab, hüllte sich in Sacktuch und setzte sich in den Staub.
Dann ließ er auf Befehl des Königs und seiner Großen in Ninive ausrufen und sagen: Menschen und Vieh, Rinder und Schafe sollen gar nichts zu sich nehmen. Sie sollen weder weiden noch Wasser trinken. Menschen und Vieh sollen mit Sacktuch bedeckt sein und mit aller Kraft zu Gott rufen. Sie sollen umkehren.
Jetzt sehen wir echte Buße. Bei Jonah nicht, aber hier, bei diesen Heiden, sehen wir echte Buße – jeder von seinem bösen Weg und von der Gewalttat, die an seinen Händen ist. Wer weiß, vielleicht wendet sich Gott, lässt es sich gereuen und kehrt um von der Glut seines Zorns, so dass wir nicht umkommen.
Gottes Reaktion auf echte Buße
Und die Antwort Vers 10: Und Gott sah ihre Taten, dass sie von ihrem bösen Weg umkehrten. Daraufhin ließ sich Gott das Unheil, das er ihnen zu tun angesagt hatte, gereuen, und er tat es nicht. Gewaltig!
Liebe Geschwister, hier lernen wir etwas sehr Wesentliches über den Charakter Gottes. Der Gott der Bibel reagiert immer auf echte Busse, auf echte Umkehr.
Jakob Kröker, ein Mann, der im letzten Jahrhundert in großem Segen wirkte, schrieb in einem seiner Bücher: Die Wellen der Gerichte Gottes brechen sich immer am Felsen der Busse. Darf ich das noch einmal sagen: Die Wellen der Gerichte Gottes brechen sich immer am Felsen der Busse, wenn ein Mensch Busse tut über sein verlorenes Leben. Nicht Buswerke! Busse tun heißt, umzukehren von dem bisherigen Weg und Christus im Glauben zu ergreifen.
Wenn ein Mensch Busse tut, oder wenn Christen Busse tun über ihre Sünden, wenn eine Gemeinde Busse tut über ihre Lauheit und Weltförmigkeit, oder wenn eine ganze Stadt Busse tut, wie hier die Leute von Niniveh — Gott kann nicht anders.
Die Wellen der Gerichte Gottes brechen sich immer am Felsen der Busse, immer. Es gibt keine Ausnahme in der Bibel. Da, wo Menschen, und wenn sie noch so gottlos waren, wenn sie noch so in Sünde verstrickt waren, echte Busse taten vor Gott, hat er sie sofort rehabilitiert, gerechtgesprochen und angenommen. Versöhnt und in seiner Gemeinschaft aufgenommen.
Und genau so macht es Gott heute. Gott ist sehr gnädig, aber wir müssen echte Busse tun, so wie die Leute in Niniveh.
Jonas Unmut über Gottes Barmherzigkeit
Lassen Sie uns zum Schluss noch Kapitel vier kurz anschauen. Dort hat Jona eine wichtige Lektion zu lernen.
In den Versen eins bis zwei lesen wir erstaunt: „Und es missfiel Jona sehr, es missfiel ihm, dass diese Stadt Buße tut.“ Es ist kaum zu fassen. Es missfiel Jona sehr, und er wurde zornig. Er betete zum Herrn und sagte: „Ach Herr, war das nicht meine Rede, als ich noch in meinem Land war? Deshalb floh ich schnell nach Tarsis.“
Das haben wir bereits im März besprochen. Hier sehen wir den tiefsten Grund, warum Jona geflohen ist. Er wusste, dass, wenn er dieser Stadt Buße predigt und sie Buße tut, das Gericht nicht kommen wird. Jona würde dann dastehen wie der Depp der Nation. Er würde wie ein Trottel wirken, der Gericht verkündet hat, aber Gott richtet die Stadt nicht und zerstört sie nicht. Dann stünde er da und wäre beschämt.
Deshalb wollte er nicht, er war stolz. Er wollte nicht so dastehen, als jemand, dessen Botschaft sich nicht erfüllt hat. Das ist der Grund. Er sagt hier selbst: „Deshalb floh ich nach Tarsis, denn ich wusste, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langsam zum Zorn und groß an Güte und einer, der sich das Unheil gereuen lässt.“ Das wusste Jona, und darum floh er.
Rebellion und Depression bei Jonah
Und dann Vers drei: „Und nun, Herr, nimm doch meine Seele von mir; denn es ist besser, dass ich sterbe, als dass ich lebe.“
Hier steht ein ganz entscheidender Satz. Wir blicken sehr tief in die Seele eines Menschenlebens. Liebe Brüder und Schwestern, Rebellion und Depression liegen immer ganz nah beieinander. Wollen wir uns das merken? Rebellion und Depressionen liegen immer nah beieinander – das gilt auch für unser Leben.
Manche Depression hat ihre tiefste Wurzel in vorangegangener Rebellion gegen Gott. Wir sind mit irgendeinem Umstand unseres Lebens nicht einverstanden. Dann sagen wir zu Gott: „Was machst du denn da mit mir?“ Wir rebellieren gegen ihn, wir bäumen uns auf. Das kann eine ganze Weile so gehen. Wenn unsere Rebellion jedoch nicht zum Erfolg führt, schlägt sie um in Depression.
Depression ist nach innen gerichteter Zorn. Wenn die Rebellion umschlägt, entsteht Depression. Hier sehen wir es bei Jona. Er war rebellisch; er wollte nicht nach Ninive. Er wollte nicht, dass diese gottlosen Menschen so einfach begnadet werden. Es waren doch die Feinde Israels, und sie hatten Gericht und Strafe verdient. Er war nicht einverstanden damit, dass Gott ihnen gnädig sein wollte. Er rebellierte dagegen.
Als es dann doch so eintraf, schlug das um, und er fiel in Depression. Er sagt: „Herr, nimm doch meine Seele von mir, denn es ist besser, dass ich sterbe, als dass ich lebe.“
Aber Gott stellt ihm die Frage: „Ist es recht, dass du zornig bist?“ Jona, ist es recht, was du da jetzt machst, was da bei dir abläuft? Zu wem unter uns möchte der Herr heute Morgen sagen: „Ist es recht, dass du zornig bist? Ist es recht, dass du so rebellierst gegen dieses oder jenes?“
Lege deine Rebellion unter dem Kreuz dessen ab, der nie rebellierte. Dann wirst du wieder Frieden finden. Nur dann und erst dann wirst du Frieden finden.
Wenn wir gegen Gott rebellieren, gegen seine Führung – auch wenn es ganz versteckt irgendwo ist – verlieren wir den inneren Frieden. Und wir werden ihn nicht wiederfinden, bevor wir die Rebellion abgelegt haben.
Gottes Fürsorge in Jonas Leben
Wie hat Gott nun Jonah kuriert? Einige von euch kennen die Geschichte. Lesen wir noch den Schluss, zunächst die Verse fünf bis acht:
Jonah ging aus der Stadt hinaus und ließ sich östlich von der Stadt nieder. Er baute sich dort eine Hütte und setzte sich darunter in den Schatten, um zu sehen, was mit der Stadt geschehen würde. Er hoffte immer noch ein wenig, dass bald Blitz und Donner kommen und die Stadt in Trümmern versinkt.
Da ließ Gott der Herr einen Rizinus wachsen. Er ließ ihn über Jonah emporwachsen, eine Rizinusstaude, damit Schatten über seinen Kopf sei. So wollte Gott ihn von seinem Missmut befreien. Wie gütig Gott ist, wie er auf seinen rebellischen Knecht eingeht, der sich irgendwo verrannt hat! Jonah freute sich sehr über den Rizinus.
Aber am folgenden Tag ließ Gott einen Wurm kommen, gleich beim Aufgang der Morgenröte. Der stach den Rizinus, so dass er verdorrte. Als die Sonne aufging, ließ Gott einen sengenden Ostwind wehen. Die Sonne stach Jonah auf den Kopf, sodass er ermattet niedersank. Er wünschte, dass seine Seele sterbe, und sagte: „Es ist besser, dass ich sterbe, als dass ich lebe.“ Er ist wieder bei sich selbst, mit Leid, Depression und Todessehnsucht.
Es gibt ein Buch, das wir auch auf dem Büchertisch hinten liegen haben: „Unvollkommene Heilige“ von Erwin Lutzer. Ein sehr gutes Buch. Der Autor schreibt über Jonah und diese Stelle ein paar Sätze, die ich vorlesen möchte.
Beachten Sie, dass dreimal dasselbe beschreibende Verb „ließ“ gebraucht wird, um auf die Hand Gottes im Geschehen von Lebensereignissen hinzuweisen: Gott ließ eine Staude wachsen, Gott ließ einen Wurm kommen und Gott ließ einen heißen Ostwind wehen. Das Geschehen in seinem Leben kann als aus Gottes liebender Hand stammend betrachtet werden.
Das ist sehr bedeutsam, was er hier sagt. Gott ließ das Gute kommen, Gott ließ das Schmerzliche kommen. Darauf kommt es an: Wenn wir Christen sind, wenn wir Gott unser Leben anvertraut haben, wenn wir ihm die Blankovollmacht für unser Leben gegeben haben, dann sollen wir alles, was uns widerfährt, mit ihm in Verbindung bringen.
Ich weiß, wir werden nicht sofort auf Knopfdruck sagen können: „Danke, Herr, dass du jetzt die Krankheit gegeben hast“ oder „Danke, dass mein Kind bei der Prüfung durchgefallen ist“. Das werden wir nicht sofort sagen können. Aber wir sollten diese Grundeinstellung haben und uns immer wieder darauf besinnen: Herr, es kommt aus deiner guten und geliebten Hand.
Gottes Frage an Jonah und die Bedeutung menschlicher Fürsorge
Und dann die letzten Verse, Vers neun bis elf:
Und Gott sprach zu Jona: Ist es recht, dass du wegen des Rizinus zornig bist?
Und er sagte: Mit Recht bin ich zornig bis zum Tod. Sehen wir das richtig? Ja.
Und der Herr sprach: Du bist betrübt wegen des Rizinus, wegen einer Pflanze, um die du dich nicht gemüht und die du nicht großgezogen hast, die als Sohn einer Nacht entstand und als Sohn einer Nacht zugrunde ging?
Und ich, ich sollte nicht betrübt sein, sagt Gott, wegen der großen Stadt Ninive, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen sind – und über Mannheim mehr als dreihunderttausend Menschen –, die nicht unterscheiden können zwischen ihrer Rechten und ihrer Linken? Und eine Menge Vieh ist auch noch da.
Da sollte ich nicht darüber betrübt sein? sagt Gott.
Hier bringt Gott die Sache auf den Punkt, auf den Schlusspunkt sozusagen. Wenn Jona so dermaßen über das Absterben einer Pflanze aufgebracht ist – und manche Leute sind furchtbar erregt, wenn ein Tier sterben muss, sei es eine Kröte, die plattgefahren wird auf der Straße, oder irgendetwas anderes –, wenn man so dermaßen erregt ist über Pflanzen oder Tiere, die sterben müssen, wie viel mehr sollte dann Gott um das Verderben seiner Menschen besorgt sein?
Er ist es, er ist besorgt, lesen wir hier. Er ist es: Gott ist besorgt.
Und darum sollten auch wir besorgt sein, mehr als um alles in der Welt, um das Heil von Menschen. Die Menschen um uns herum verschmachten vor Furcht.
Die Dringlichkeit der Evangelisation in unserer Zeit
Ich habe während des Urlaubs in den letzten Wochen immer wieder die Zeitungen gelesen. Es war erschütternd zu sehen, wie viele Menschen tatsächlich in Angst lebten. Sie fürchteten, dass bei der Sonnenfinsternis die Welt untergehen könnte.
Nostradamus hat ebenfalls Spekulationen verbreitet, dass in diesem Herbst noch etwas passieren soll. Das sorgte für großes Zittern und Unsicherheit.
Ich hatte ein Gespräch am Klopainer See mit der Freundin meiner Schwiegermutter. Auch sie war sehr aufgeregt und befürchtete, dass der Weltuntergang bevorstehen könnte – entweder durch die Sonnenfinsternis oder spätestens im Jahr 2000 wegen des Computerproblems.
Die Menschen leben in großer Angst und Schrecken. Ich denke, wir sollten diese Ängste ernst nehmen.
Diese Ängste sind tief in den Menschen verwurzelt. Sie haben keinen Halt, kein Fundament unter den Füßen. Die Erde wackelt unter ihnen – bildlich gesprochen. Sie stehen ohne festen Boden.
Deshalb sollten wir ihnen die Botschaft bringen: das rettende Evangelium. Diese Botschaft kann ihnen Hoffnung für ihr Leben geben und Halt in ihren Krisen.
Zusammenfassung der Lehren aus dem Buch Jonah
Lassen Sie mich nun zum Schluss zusammenfassen, was wir aus dem Buch Jona lernen können.
Zum einen denke ich, dass wir drei ganz wesentliche Dinge über Gott erfahren. Gott ist der allmächtige Gott. Er befiehlt in diesem Buch dem Wind, dem Meer, dem Fisch, der Pflanze und sogar dem Wurm. Gott ist der Allmächtige.
Dann sehen wir Gottes Liebe und Barmherzigkeit. Im Buch Jona erhält Jona eine zweite Chance. Gott ist barmherzig mit seinen Gläubigen, mit seinen Kindern, aber er gibt der ganzen Stadt Ninive Vergebung und verschont sie vor dem Gericht. Gott ist voll Liebe, Barmherzigkeit und Güte.
Außerdem sehen wir, dass Gott Gebete erhört. Er antwortet in Kapitel 1 auf das Gebet der Seeleute, in Kapitel 2 auf das Gebet Jonas und in Kapitel 3 auf das Gebet der Menschen von Ninive. Gott ist ein Hörer des Gebets.
Doch wir wollen auch von Jona lernen: Fluchtwege sind keine guten Wege. Egal, wohin wir fliehen und vor was wir fliehen – sei es vor einer Platzanweisung, Ängsten oder etwas anderem – es ist besser, Gott gleich zu gehorchen. Fluchtwege führen nicht zum Ziel.
Ein weiterer Punkt betrifft Jona selbst. Er richtete sehr hart über die Leute von Ninive. Dabei vergaß er offensichtlich, dass seinem eigenen Volk Israel sehr oft von Gott vergeben worden war und dass er selbst gerade erst Vergebung für seinen Ungehorsam empfangen hatte. Jona war im Grunde in Gefahr, wie ein „Schalksknecht“ zu sein. So wie dieser böse Knecht, der selbst die Vergebung von Gott für seine ganze Schuld empfangen hatte, aber einem anderen Mitknecht nicht vergeben konnte.
Er hatte Hunderttausend Mark vergeben bekommen, doch dem anderen wollte er seine fünfzig Pfennige nicht erlassen. Wir sind auch manchmal in der gleichen Gefahr. Jona fehlte es ganz einfach an Liebe – an Liebe zu seinen Mitmenschen.
Wie gut, dass Gott anders ist als wir verkehrten Menschen. Wie gut, dass er mit uns zu seinem Ziel kommt. Er wird es auch mit uns schaffen.
