Der Schöpfer und ich – das ist unser Thema für heute Morgen, genauso wie es gestern Abend bereits Thema war.
Bevor ich damit beginne, möchte ich noch etwas sagen, das ich gestern versäumt habe. Ich soll euch herzliche Grüße aus meiner Gemeinde, der Gemeinde Frankenthal, übermitteln. Diesen herzlichen Gruß gebe ich gerne jetzt an euch weiter.
Wir freuen uns mit euch, dass ihr den Segen der Schöpfungsausstellung erleben dürft. Aus den Gesprächen, die ich im Laufe des gestrigen Tages geführt habe, weiß ich, dass es wirklich ein Segen für euch als Gemeinde ist.
Wir erinnern uns gerne als Gemeinde Frankenthal an die Zeit vor drei Jahren, als die Ausstellung bei uns war. So lange ist sie jetzt schon unterwegs. Ich habe hier erfahren, dass dies inzwischen die 25. Gemeinde beziehungsweise der 25. Ausstellungsort ist.
Ich darf euch sagen: Wir freuen uns sehr, denn der 26. Ausstellungsort wird wieder Frankenthal sein. Wir sind also mitten in den Vorbereitungen für eine zweite Runde.
Deshalb wird mein Herz richtig froh, wenn ich hier bin. Ich freue mich einfach, wenn ich den Segen hier erkenne – und auf den Segen, der auch uns in vier Wochen bevorsteht.
Die Nähe zwischen Gott und Mensch entdecken
Der Schöpfer und ich – das ist unser Thema. Wir wurden bereits an den Untertitel erinnert, den ich gestern auf der ersten Seite notiert hatte: „Der große Gott und so unbedeutend.“
Darauf bin ich gestern gar nicht eingegangen, aber ursprünglich hatte ich diesen Satz auf der Folie notiert, weil es mir irgendwie fast ein wenig mulmig wurde, zu sehen, wie nah diese beiden – der Schöpfer und ich – beieinanderstehen.
Deshalb hatte ich das Liedzitat ergänzt: „Der große Gott und ich so unbedeutend.“ Ich kann euch auch sagen, wie das Lied weitergeht. Dort heißt es: „Der große Gott und ich so unbedeutend gehen Hand in Hand.“
Ist das denn möglich? Der große, wunderbare, allmächtige Gott und ich, der unbedeutende Mensch – wir gehen Hand in Hand. Das ist also möglich.
Und wie das möglich wird, wie man in eine Beziehung zu Gott treten kann, damit haben wir uns gestern Abend schon beschäftigt. Darauf wollen wir heute aufbauen und die Fortsetzung machen.
Auf der Spur des Unsichtbaren
Der Titel der Ausstellung, die nun schon seit einiger Zeit hier in Bad Essen Wimmer zu sehen ist, lautet „Auf den Spuren des Unsichtbaren“. Ihr habt euch also auf eine Spurensuche begeben. Und das habt ihr nicht nur durch den Besuch der Ausstellung getan – ich denke, die meisten hatten inzwischen die Gelegenheit dazu – sondern ihr habt auch versucht, im Rahmen vieler Vorträge die Fährte des Unsichtbaren aufzunehmen.
Es gab viele Spuren zu entdecken: in der Vogelfeder, bei den Fledermäusen, den Dinosauriern, dem menschlichen Gehirn, der Feinabstimmung des Kosmos, der DNA und so weiter. Unzählige Spuren, die ihr vorgestellt bekommen habt.
Angesichts dieser vielen Spuren bleibt doch eine Frage: Wohin führen diese Spuren nun? Dieser Frage wollen wir heute Morgen nachgehen. Wohin führen diese Spuren?
Nun sind wir im Jahr 2024 nicht die ersten Menschen, die sich mit dieser Frage auseinandersetzen. Wir sind auch nicht die Ersten, die überhaupt die Spuren des Unsichtbaren wahrgenommen haben.
Ich möchte jetzt anhand eines biblischen Beispiels aufzeigen, wohin die Menschen denn der Gang auf diesen Spuren des Unsichtbaren führt. Wir lesen dazu aus Apostelgeschichte Kapitel 17, die Verse 22 bis 34. Das ist ein längerer Abschnitt, es lohnt sich also, die Bibel herauszuholen und aufzuschlagen: Apostelgeschichte 17,22-34.
Dies ist die bekannte Rede des Apostels Paulus auf dem Areopag in Athen.
Paulus’ Begegnung mit der Götzenstadt Athen
Es heißt dort so: Da stellte sich Paulus in die Mitte des Areopags und sprach: „Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr in allem sehr auf die Verehrung von Gottheiten bedacht seid. Denn als ich umherging und eure Heiligtümer besichtigte, fand ich auch einen Altar, auf dem geschrieben stand: Dem unbekannten Gott.
Nun verkündige ich euch den, welchen ihr verehrt, ohne ihn zu kennen. Der Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die von Händen gemacht sind. Er lässt sich auch nicht von Menschenhänden bedienen, als ob er etwas benötigen würde, da er doch selbst allen Leben und Odem und alles gibt.
Nun hat er aus einem Blut jedes Volk der Menschheit gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen sollen. Er hat im Voraus verordnete Zeiten und die Grenzen ihres Wohnens bestimmt, damit sie den Herrn suchen sollten, ob sie ihn wohl umhertastend wahrnehmen und finden möchten.
Und doch ist er ja jedem einzelnen von uns nicht ferner, denn in ihm leben, weben und sind wir, wie auch einige von euren Dichtern gesagt haben: Denn auch wir sind von seinem Geschlecht. Da wir nun von göttlichem Geschlecht sind, dürfen wir nicht meinen, die Gottheit sei dem Gold oder Silber oder Stein gleich, einem Gebilde menschlicher Kunst und Erfindung.
Nun hat zwar Gott über die Zeiten der Unwissenheit hinweg gesehen, jetzt aber gebietet er allen Menschen überall, Buße zu tun. Weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis in Gerechtigkeit richten wird, durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und den er für alle beklaubigte, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat.
Als sie aber von der Auferstehung der Toten hörten, spotteten die einen, die anderen aber sprachen: ‚Wir wollen dich darüber nochmals hören.‘ Und so ging Paulus aus ihrer Mitte hinweg.
Einige Männer aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig, unter ihnen auch Dionysius, der ein Mitglied des Areopags war, und eine Frau namens Damaris und andere mit ihnen.
Paulus hält sich damals alleine in der Stadt Athen auf und tut das, was man gewöhnlicherweise tut, wenn man irgendwo neu und unbekannt ist und die Dinge nur vom Hörensagen kennt: Er begibt sich auf einen Stadtrundgang. Und was er bei diesem Stadtrundgang sieht, erschüttert ihn zutiefst. Es ist eine Stadt voller Götzenbilder.
Die Götzenbilder Athens und ihre Bedeutung
Ich hatte vor ziemlich genau zwei Jahren die Gelegenheit, eine Studienreise nach Griechenland zu unternehmen. Selbst heute, etwa 2000 Jahre später, sind die gewaltigen Bauten in der Stadt Athen noch immer beeindruckend, obwohl vieles dem Verfall und der Zerstörung zum Opfer gefallen ist.
Allen voran ist die Akropolis, also dieser Tempelbezirk, hoch oben auf einem Berg über der Stadt gelegen. Man kann sie schon von weitem sehen, selbst wenn man vom Meer aus zur Stadt gelangt. Aus der Ferne erkennt man den Tempel der Siegesgöttin Nike. Außerdem sieht man den Parthenon, diesen riesigen Tempel, in dem damals ein Götzenbild aus Gold und Elfenbein aufbewahrt wurde. Über all dem thronte hoch oben die bronzene Statue der Göttin Athena, der Schutzgöttin der Stadt Athen.
Ein römischer Schriftsteller, Plinius, der zur Zeit des Paulus lebte, also im ersten Jahrhundert nach Christus, schrieb einmal über die Stadt Athen, dass dort etwa dreitausend unterschiedliche Götter verehrt wurden. Das ist es also, was Paulus zu sehen bekommt, als er einen Stadtrundgang unternimmt. Diese Vielzahl an Göttern erschüttert ihn zutiefst.
Kurz darauf treffen wir Paulus auf dem Marktplatz, der Agora, wieder. Er ist dort als eine Art Straßenprediger unterwegs. Dieser Marktplatz liegt quasi im Schatten der Akropolis, unterhalb des Berges. Eine Straße führt diagonal über den Marktplatz direkt in Richtung Tempelbezirk.
Auf diesem Marktplatz versammelten sich damals tagtäglich die Gelehrten und Gebildeten der Stadt. Lukas beschreibt in Vers 18, dass dort die bekanntesten und angesehensten Denker seiner Zeit anwesend waren. Dazu gehörten die Epikureer und die Stoiker, also namhafte Philosophen.
Paulus, der plötzlich dort als eine Art Lehrer auftritt, wird von vielen nur für einen Schwätzer gehalten. In meiner Bibel ist das so übersetzt. Wörtlich übersetzt bedeutet es „Körnerpicker“, also jemand, der fremdes Wissen häppchenweise aufsammelt – hier ein bisschen, dort ein bisschen – und es dann unter die Leute bringt und verkauft, als wäre es eine große Neuheit.
Mit diesen Gelehrten gerät Paulus bald in Diskussionen. Schließlich fordern sie ihn auf, seine Lehre ausführlich und öffentlich darzulegen und dazu Stellung zu nehmen. Paulus lässt sich nicht zweimal bitten und erzählt den Zuhörern zunächst von dem Stadtrundgang, den er gemacht hat.
Der Altar für den unbekannten Gott als Ausdruck menschlicher Sehnsucht
Was ist ihm bei diesem Stadtrundgang aufgefallen? Er hat einen Altar gefunden, der dem unbekannten Gott geweiht ist. Auch der unbekannte Gott hat in der Stadt also einen Altar. Das mag auf den ersten Blick verwunderlich sein. Wer macht denn so etwas? Wer baut einen Altar für einen unbekannten Gott?
Auf den zweiten Blick ist das jedoch gut verständlich, was man damals in der Stadt Athen getan hat. Der Altar für den unbekannten Gott ist eine Absicherung. Es ist eine Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass die 3000 Götter, die man schon verehrt, doch noch zu wenig sein könnten. Man wollte vermeiden, den einen, den entscheidenden Gott zu übersehen.
In der Vielfalt ihres Götzendienstes erkennt Paulus also eine tiefe Sehnsucht nach dem einen, nach dem wahren Gott. Auch in unserer Zeit gibt es auf der einen Seite einen ausufernden Götzendienst, bei dem alles und jeder verehrt wird – nur nicht der wahre Gott. Dieses bewusste Abwenden von allem, was göttlich ist und göttlichen Ordnungen entspricht, ist weit verbreitet.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch eine leise Vorahnung, dass das alles schlecht ausgehen könnte. Deshalb gibt es doch noch eine Absicherung. Ich erinnere mich an meinen Klassenkameraden – ich denke, das war in der neunten Klasse –, der mir damals gesagt hat: „Ich werde immer Kirchensteuern zahlen, einfach deshalb, falls es Gott doch gibt.“ Für ihn war also schon in der neunten Klasse entschieden, dass es Gott nicht gibt. Aber falls doch, wollte er in der Kirche bleiben und Kirchensteuern zahlen.
Eine Absicherung kann es auch sein, zwar ohne Gott zu leben, aber doch beispielsweise als Jugendlicher immer wieder zu den Versammlungen zu kommen – einfach vorsichtshalber, um die Bindung zu Gott nicht ganz zu kappen.
Aber schon damals bei den Athenern hat es nicht gereicht, so eine Vorsichtsmaßnahme getroffen zu haben. Es hat nicht gereicht, irgendeine Ahnung von Gott zu haben. So wird es auch heute nicht reichen, Gott nur irgendwie zu fühlen.
Vielleicht hat ja auch den einen oder anderen im Rahmen der Schöpfungsausstellung dieses Gefühl gepackt. Viele Menschen formulieren es so: „Da draußen muss doch noch irgendjemand sein, irgendeine Macht, irgendein Wesen.“ Aber es wird nicht reichen, eine Ahnung von Gott zu haben. Das ist nicht genug. Das rettet nicht und bringt auch nicht in den Himmel hinein.
Gottes Wesen als Schöpfer erkennen
Und weil das so ist, macht sich Paulus nun daran, seinen Zuhörern den Weg zu diesem einzigen, lebendigen und wahren Gott zu zeigen. Damit zeigt er ihn auch heute uns. Wir wollen aufmerksam zuhören, wie Paulus das damals erklärt hat.
Wir lesen noch einmal die zweite Hälfte von Vers 23 und ein Stück weiter: „Nun verkündige ich euch den, welchen ihr verehrt, ohne ihn zu kennen, den Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist.“ Das setzt Paulus an den Anfang seiner Verkündigung. Das muss als Erstes gesagt werden: Er ist Gott, der die Welt gemacht hat, er ist der allmächtige Schöpfer.
Es ist wichtig, das zu betonen und immer wieder gegen alle Widerstände festzuhalten: Er ist der Schöpfer. Die Frage nach dem Ursprung der Welt ist nicht belanglos, als ob der eine eben so darüber denkt und der andere anders. Nein, so ist es nicht. Er ist der Schöpfer.
Bis heute bleibt dieser Satz von großer Sprengkraft. Wenn man irgendwo sagt: „Gott ist der Schöpfer“, muss man oft mit Widerstand rechnen. Das kann die unterschiedlichsten Formen der Ablehnung zur Folge haben. Wir werden später noch auf menschliche Reaktionen zu sprechen kommen.
Doch lassen wir uns an dieser Stelle auf den Gedankengang des Paulus ein. Ist es nicht so, dass auch ihr in den letzten Tagen und Wochen auf eben diesen Gott, den Schöpfer, aufmerksam geworden seid? Und weil er die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, liegt es auf der Hand, dass er, wie es weiter heißt, nicht im Tempel wohnt, die von Händen gemacht sind, und dass er sich auch nicht von Menschenhänden bedienen lässt, als ob er etwas benötigen würde.
Weil Gott der Schöpfer ist, muss alles Menschliche vor ihm zurückweichen. Es ist seiner nicht würdig und kann in Gottes Gegenwart nicht bestehen. Die ganzen herrlichen Tempel der Stadt Athen, die schönsten Götzenbilder – sie alle taugen nichts. Alle menschliche Schaffenskraft, alle Bauleistungen, alle künstlerischen Glanzpunkte müssen einfach verblassen und vergehen.
All das, was auf Menschen so einen großen Eindruck macht, ist vor Gott überhaupt nichts wert, es ist nichtig. So ist das eine falsche Herrlichkeit, die sich hier zwischen den Menschen und den Schöpfer hineingedrängt hat. Mit Gold, Marmor, Pracht und Herrlichkeit versucht der Mensch doch nur notdürftig zu verstecken, in welchem Elend er sich eigentlich befindet.
Diese Sehnsucht nach dem einen Gott, von dem sich der Mensch losgesagt hat, ist das Elend des Menschen. Paulus hat damals die Armut der menschlichen Gedanken durchschaut und deshalb auch zur Sprache gebracht. Er hat die Armut ihres Gottesdienstes gesehen.
Ein Gottesdienst durch menschliche Leistungen ist nicht möglich. Es ist geradezu widersinnig, so etwas zu versuchen. Es ist widersinnig, zu versuchen, Gott mit eigenen Leistungen und Werken zu gefallen. Die eigene Kraft und das Vertrauen auf die eigene Leistung reichen nicht aus, um vor Gott zu bestehen.
Doch wir Menschen versuchen genau das immer wieder. „Ich schaffe das schon alleine, ich schaffe das auch ohne Gott, ich schaffe das aus eigener Kraft.“ Wir sind gerne selbständig.
Ich muss dabei an meinen ehemaligen Mitarbeiter denken. Er hatte bis zu einem gewissen Zeitpunkt in seinem Leben das Leben gut und erfolgreich gemeistert – immer aus eigener Kraft. Aber dann kam er auf einmal in eine tiefe, tiefe Lebenskrise. Schlagartig war es vorbei mit der eigenen Hilfe und Kraft.
Er war wirklich hilflos und verloren, ein Jammerbild. Das hat er mir gegenüber immer wieder sehr bildhaft beschrieben. Er sagte: „Ich sitze in einer tiefen Grube, und diese Grube ist so tief und die Wände so glatt, dass ich einfach nicht mehr herausklettern kann.“
Wenn ich ihm dann vom wunderbaren Gott erzählte, der aus der Grube heraushelfen kann, der die Schuld vergibt und das Leben neu macht, sagte er immer wieder nur: „Sei froh, dass du das hast, aber für mich ist das nichts.“
Immer hatte er im Leben alles aus eigener Kraft geschafft, das war seine Lebenseinstellung. So blieb es bis zu seinem Tod – selbst das tat er aus eigener Kraft.
Ein Gottesdienst aus eigener Kraft, im Vertrauen auf die eigenen guten Werke, ist nichtig. Damit wirst du vor Gott nicht bestehen.
Vielleicht hast du das so Gott noch nie ins Gesicht gesagt, aber du denkst: „Ich schaffe das schon aus eigener Kraft.“ Ich will es mit aller Deutlichkeit sagen: Deine Tat verrät dich. Gott hat dich immer wieder gerufen, in seine Gegenwart zu kommen und dich vor ihm, dem Schöpfer, zu beugen. Doch du hast das bis heute nicht getan.
Was ist das anderes als der freche Satz in Gottes Angesicht: „Ich schaffe das auch alleine. Ich brauche dich nicht. Auf deine Hilfe bin ich nicht angewiesen.“
Weil Gott der Schöpfer ist, der alles gemacht hat – auch dich und dein Leben –, sollst du bedenken: Du wirst aus eigener Kraft und mit eigener Leistung vor ihm nicht bestehen können.
Die Spur führt zum lebendigen Gott und seinem Plan
Spuren – wohin führen sie? Sie führen zu Gott, dem Schöpfer. Sie machen darauf aufmerksam, dass es einen gibt, der die Welt geschaffen hat und alles, was darin ist, wie Paulus es formuliert.
Doch das ist nur der erste Schritt. Paulus führt es weiter aus in Vers 26: „Und er hat aus einem Blut jedes Volk der Menschheit gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen sollen, und hat im Voraus verordnete Zeiten und die Grenzen ihres Wohnens bestimmt.“
Gott hat sich nicht nur als Schöpfer offenbart. Auch in der Geschichte und bis in die Gegenwart hinein zeigt er sich als derjenige, der das Leben erhält und gestaltet. Er ist es, der den Lauf der Geschichte bestimmt. Er lenkt die Geschicke der Herrscher dieser Welt. Er lässt Völker erstarken, sodass sogar Weltreiche entstehen. Im Laufe der Zeit brechen diese Reiche wieder zusammen – oft völlig unerwartet.
Er ist es, der Könige und Herrscher einsetzt und sie wieder absetzt. Herrscher kommen und gehen. Auch der mächtigste Diktator dankt einmal ab, wird gestürzt oder stirbt. Gott bestimmt die Grenzen ihres Wohnens und lenkt die Wanderungen der Menschen. Wie wir in unseren Tagen immer wieder erleben, verlassen Menschen ihre Heimat und suchen eine neue Heimat.
Gott lenkt den Lauf der Geschichte. Gerade in den scheinbaren Wirren unserer Zeit, in denen vieles verworren und unklar erscheint, sollten wir ihn immer wieder wahrnehmen. Es ist Gott, der die Dinge lenkt und in der Hand hält. Und das alles tut er aus einem ganz bestimmten Grund.
Vers 27 sagt: „Damit sie den Herrn suchen sollten, ob sie ihn wohl umhertastend wahrnehmen und finden möchten.“ Er tut es, damit die Menschen den Herrn suchen.
Das Wort „damit“ ist im Deutschen besonders. Es leitet einen Finalsatz ein. Kinder lernen das in der Schule, größere Schüler wissen es bereits: Ein Finalsatz gibt den Sinn, den Zweck oder die Absicht an. Genau so einen Satz haben wir hier vor uns.
Weil Gott der Schöpfer ist, ergibt sich daraus eine Schlussfolgerung für den Menschen: Über unserem Leben steht ein göttlicher Sinn. Es gibt einen göttlichen Zweck, eine göttliche Absicht. Es gibt ein Ziel dahinter.
Die Suche nach dem Sinn des Lebens
Was ist der Sinn des Lebens? Diese Frage beschäftigt jeden Menschen früher oder später. Was ist das Ziel? Was ist der Sinn meines Lebens?
Wenn der Mensch auf den Schöpfer aufmerksam wird, erkennt er, dass dies Auswirkungen auf sein Leben haben muss. Es kann nicht einfach so weitergehen wie bisher. Diesen Schöpfer muss ich doch suchen. Ich kann doch nicht gleichgültig an ihm vorübergehen.
Vielleicht ist es aber bis heute so gewesen, dass du achtlos an ihm vorbeigegangen bist. Du hast lieber deine eigene Ehre gesucht, vielleicht auch dein berufliches Vorankommen, dein Vergnügen, deinen Spaß. Du wolltest das Leben genießen, aber für Gott war nicht wirklich Platz.
Du sollst den Herrn suchen. Dieses Verlangen und diese Ausrichtung hat Gott dem Menschen ins Herz gegeben. Ja, er hat es dem Menschen regelrecht ins Herz eingepflanzt. Du machst dich schuldig, wenn du das einfach beiseiteschiebst und Gott überhörst.
Denn es ist doch so, wie Paulus es im 27. Vers weiter ausführt – ich habe eben nur einen Teil des Verses gelesen. Es heißt vollständig: „damit sie den Herrn suchen sollten, ob sie ihn wohl umhertastend wahrnehmen und finden möchten.“ Und doch ist er jedem einzelnen von uns nicht fern.
Gott ist nicht fern. Das ist die Botschaft auch an diesem Sonntagmorgen. Gott ist nicht fern, nah ist er uns Menschen. Aber wisst ihr, was das Merkwürdige ist? Gott ist nah, und wir Menschen wünschen uns oft, er wäre weit, weit weg.
Warum ist das so? Den Grund finden wir schon auf den ersten Seiten der Bibel. Als Adam und Eva zum ersten Mal gesündigt hatten, also Gottes Gebot übertreten hatten, da versteckten sie sich vor Gott. Sie wünschten sich Gott weit, weit weg, als er am Abend in den Garten kam.
Sie wollten mit ihm nichts mehr zu tun haben, ihm nicht mehr unter die Augen treten. Sie fürchteten sich vor ihm. Weil der Mensch ein Sünder ist und ganz genau weiß, dass er so vor Gott nicht bestehen kann, wünscht er sich Gott lieber weit, weit weg.
Die meisten haben schon einmal ein kleines Kind beim Versteckspiel beobachtet. Die kleinen Kinder machen dann die Hände vor die Augen. Weil sie selbst nichts mehr sehen können, meinen sie, jetzt können sie auch nicht mehr gefunden werden. So spielen kleine Kinder Verstecken.
Die Erwachsenen können darüber oft nur schmunzeln. Aber wisst ihr, große Leute verhalten sich gegenüber Gott oft genauso. Statt in die Gegenwart Gottes hineinzutreten, tasten wir Menschen lieber in der Finsternis umher.
Wir suchen nach einem Halt im Leben, nach irgendetwas, das uns Sinn und Erfüllung geben könnte. Wir tasten in der Dunkelheit umher und gehen nicht auf die Suche nach Gott. Statt Gott zu haben und Gottes Fülle und Gottes Reichtum zu genießen, geben wir uns lieber mit irgendwelchen nichtigen Götzen zufrieden.
Und egal, wie schön diese Götzen auch sein mögen – ob aus Gold, Silber, Marmor oder wie auch immer – ob sie hoch und erhaben über der Stadt thronen, so wie damals in Athen und großen Eindruck auf die Leute machen: Sie sind doch kein Ersatz für den allmächtigen und guten Gott.
Nur bei Gott ist Frieden und wirklicher Lebenssinn zu finden. Und er, dieser große und wunderbare Gott, ist auch heute nicht fern. Er hört den Hilferuf deiner Seele, wie du dich quälst mit deinen Sünden und dich abmühst. Er hört deinen Schrei nach Frieden und Vergebung. Er ist dir nah.
Gott ist heute nah. Er sieht uns, und unser Versteckspiel vor Gott darf heute endlich ein Ende haben. Gott ist nicht fern, Gott ist nah. Deshalb darf das Versteckspiel vor ihm auch ein Ende haben.
Die Aufforderung zur Umkehr vor Gott
Warum ist das so? Weil der Schöpfer einen Anspruch auf sein Geschöpf hat. Diesen Anspruch formuliert Paulus in Vers 30 folgendermaßen: Nun hat zwar Gott über die Zeiten der Unwissenheit hinweg gesehen, jetzt aber gebietet er allen Menschen überall, Buße zu tun.
Gott hat über die Zeiten der Unwissenheit hinweggesehen. Es mag auch in deinem Leben bislang eine Zeit der Unwissenheit gegeben haben, eine Zeit, in der wir von Gott und von seinen Absichten mit uns und unserem Leben nichts wussten oder es einfach nicht verstanden haben. Darüber hat Gott hinweggesehen. Das bedeutet nicht, dass es ihm gleichgültig wäre oder dass er es einfach vergessen hätte – nein, das nicht. Aber die Schuld hat er bislang nicht heimgesucht. Er hat die Abkehr des Menschen von ihm, ja deine Abkehr von ihm, bisher nicht bestraft.
Er hat dich bis heute am Leben erhalten, dich heute in diese Versammlung hineingeführt, zu dir gesprochen und ruft dir heute zu: Jetzt aber, ab heute soll alles anders werden, jetzt aber nicht mehr so weiter! Denn es heißt hier: „Jetzt aber gebietet er allen Menschen überall, Buße zu tun.“ Allen Menschen überall stehen unter diesem göttlichen Gebot. Da gibt es keinen, der sich irgendwie herauswinden könnte oder von sich behaupten könnte, das gelte nicht für mich. Alle Menschen überall stehen unter dieser göttlichen Aufforderung. Alle Menschen überall sollen Buße tun.
Und wenn dieser Aufruf alle betrifft und auch so dringend ist, dann müssen wir ihn doch ganz genau verstehen. Was bedeutet es, wenn Gott gebietet, Buße zu tun? Wenn Gottes Wort von Buße spricht, dann macht es auf das eigentliche Problem des Menschen aufmerksam. Einerseits ist Gott nicht fern, wie wir es gelesen haben, aber andererseits gibt es doch etwas, das den Menschen von Gott trennt.
Es ist die Sünde, die den Menschen von Gott trennt. Erinnert euch zurück an die Bilder von dem Ausstellungsstück aus dem achten Raum, vom breiten und vom schmalen Weg. Dort kann man das sehr gut sehen: ein tiefer, tiefer Graben, eine unüberwindbare Schlucht – Trennung von Gott.
Und weil der Mensch oft Mühe hat, das zu verstehen, erklärt die Bibel sehr ausführlich, was Sünde ist – und zwar auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Einerseits erklärt die Bibel bildhaft, was Sünde ist, weil wir Menschen so sind, dass wir Bilder oft sehr gut verstehen können.
Sünde ist laut der Bibel Feindschaft gegen Gott. Vielleicht nicht immer die Pistole, die gezogen ist, aber zumindest das Messer in der Hosentasche – Feindschaft gegen Gott. Sünde ist eine Krankheit, ein tödliches Virus gewissermaßen, wie ein Krebsgeschwür, furchterregend, wie es um sich frisst.
Sünde ist Krankheit. Sünde ist eine Fessel, Gefangenschaft also, aus der man nicht mehr loskommt und sich auch selbst überhaupt nicht befreien kann. Man wird immer tiefer und tiefer verstrickt, bis es überhaupt keinen Weg mehr zurückgibt.
Sünde ist Zielverfehlung – also an der göttlichen Absicht vorbei, obwohl Gott doch für mich und mein Leben etwas ganz anderes im Sinn hatte. Sünde ist eine Macht, die von Gott wegreißt, nicht nur in die Gottesferne, sondern immer weiter weg von Gott. Das ist Sünde.
Aber nicht nur bildhaft erklärt die Bibel, was Sünde ist, sondern sie erklärt es auch beispielhaft. Die Sünde äußert sich im Leben eines Menschen nämlich in ganz unterschiedlichen Handlungen. Der Herr Jesus selbst hat das gesagt. Wir finden es beispielsweise in Markus 7,21-22, daraus möchte ich jetzt zitieren:
„Denn von innen, aus dem Herzen des Menschen, kommen die bösen Gedanken hervor.“ Dann werden zwölf Handlungen genannt, wie sich das im Leben des Menschen äußert: Ehebruch, Unzucht, Mord, Diebstahl, Geiz, Bosheit, Betrug, Zügellosigkeit, Neid, Lästerung, Hochmut, Unvernunft.
Vielleicht kennt der eine oder andere da etwas, das es auch in seinem Leben gibt. Aber wisst ihr, Gott macht es dem Menschen sogar noch einfacher. Der Mensch muss keinen Katalog an Sünden überprüfen, ob das eine jetzt auf ihn zutrifft oder nicht. Die Bibel kürzt das ab und hält ganz einfach fest in Römer 3,23:
„Alle haben gesündigt.“ Alle haben gesündigt – alle, das heißt ohne Ausnahme. Da gibt es keinen, der von sich etwas anderes behaupten könnte.
Gott gebietet allen Menschen überall, Buße zu tun. Das sagte Paulus damals den Athenern und sagt Gott heute uns: Er gebietet allen Menschen überall, Buße zu tun.
Warum ist das so? Weil alle Menschen gesündigt haben, weil alle Menschen Buße und Vergebung brauchen. So einfach ist die Antwort.
Die Brücke über die Trennung zu Gott
Angesichts dieser Trennung von Gott fordert Paulus die Athener dazu auf, Buße zu tun. Was meint er damit? Er bringt damit zum Ausdruck, dass diese Trennung von Gott überwunden werden kann. Anders ausgedrückt: Über diese tiefe und scheinbar unüberwindbare Schlucht, über diesen Trennungsgraben führt eine Brücke – so wie wir es gestern Abend auf den Bildern gesehen haben.
Diese eine Brücke ist da. Es gibt nicht zehn Brücken, nicht zwei Brücken, sondern nur eine einzige Brücke. Der Herr Jesus selbst hat es einmal so ausgedrückt in Johannes 14,6: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ Es gibt diese eine einzige Brücke, Jesus Christus. Von dieser einen Brücke sprach Paulus damals zu den Athenern.
Der Herr Jesus selbst markiert den Übergang über den Trennungsgraben. Er ist es, der mit dem Kreuz eine Brücke geschaffen hat. Das Kreuz ist ein Symbol, ein Zeichen, das wir alle gut kennen. Wir wissen, dass dieses Symbol für das Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus steht, das Leiden und Sterben des Sohnes Gottes. Dieses Kreuz markiert den einzigen Übergang, den es gibt, um diese Trennung von Gott zu überwinden.
Erkenne heute, dass du in der Finsternis der Gottesferne lebst, getrennt von ihm. Bereue deine Sünden. Sei traurig darüber, dass du ein Leben in der Gottesferne geführt hast, dass du deine eigenen Wege gegangen bist und bisher nicht nach Gott gefragt hast. Klag ihm dein Leid, das die Finsternis und die Sünde mit sich bringen.
Ja, klag ihm dein Leid, dass du in der Finsternis sitzt und dass du ihn, deinen Schöpfer, so dringend brauchst. Bitte Gott um Vergebung deiner Sünden und kehre von Herzen um – oder mit anderen Worten: Tue Buße! Jesus Christus, der Sohn Gottes, der am Kreuz gelitten hat, lädt dich freundlich ein. Ich möchte das noch einmal sagen, wie ich es gestern schon angeführt habe: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“
Wer den Schöpfer erkannt hat, wird sich auch vor ihm beugen und Buße tun, so wie Paulus es damals den Athenern ans Herz gelegt hat.
Die Schwierigkeit der Umkehr und persönliche Erfahrungen
Warum lehnen viele Menschen Gott als den Schöpfer ab? Ist das nicht der eigentliche Grund? Wenn ich eingestehe, dass es ihn gibt, dann muss ich mich auch vor ihm beugen – anders geht es nicht. Ich müsste vor diesem Schöpfer Buße tun, und nichts fällt dem Menschen schwerer als das.
Ich habe euch versprochen, dass ich noch von meinem Opa erzählen werde. Ich habe ihn selbst nicht gekannt, denn er ist gestorben, bevor ich geboren wurde. Aber meine Mama hat mir viel von ihm erzählt. Es war ihr Papa, ein starker Mann. Nicht nur von seinem Körperbau her, sondern vor allem von seiner Willenskraft.
Es kam so, dass meine Eltern sich bekehrt hatten. Ihnen lag sehr am Herzen, dass auch ihre Eltern den Heiland finden und sich zu ihm bekehren. So legten sie immer und immer wieder vor ihren Eltern Zeugnis ab. Dann wurde mein Opa krank, schwer krank, so dass klar war, er würde den nächsten Winter nicht überleben.
In dieser Zeit waren meine Eltern fast täglich bei ihm. Sie baten ihn, ja, zuletzt förmlich angefleht, sich doch zum Heiland zu bekehren, damit er ihm die Schuld vergibt. Doch als mein Opa schon auf dem Sterbebett lag – ein gebrochener Mann, von der Stärke eigentlich nichts mehr zu sehen –, da sagte er immer wieder den einen, in Anführungszeichen, starken Satz: „Ich kann meine Knie nicht beugen vor Gott. Ich kann meine Knie nicht beugen vor Gott.“
So ist er dann auch gestorben.
Die Dringlichkeit der Umkehr vor dem Gericht
Für diejenigen, denen der Schöpfer nicht Grund genug ist, Buße zu tun, führte Paulus damals noch eine zweite Begründung an. Wir Menschen sind oft so, dass uns eine Sache nicht überzeugt, aber vielleicht eine zweite.
So sagte Paulus den Athenern ab Vers 30 noch einmal: „Nun hat zwar Gott über die Zeiten der Unwissenheit hinweg gesehen, jetzt aber gebietet er allen Menschen überall Buße zu tun.“ Es folgt die Begründung in Vers 31: „Weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis in Gerechtigkeit richten wird durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat und den er für alle beglaubigte, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat.“
Die Welt steuert einem großen Gerichtstag entgegen. Diese Welt wird einmal gerichtet werden. Wir verstehen, von wem Paulus hier spricht: Es ist Jesus Christus, der das tun wird. Das heißt, im Hebräerbrief steht, wie ich gestern schon sagte: „Es ist dem Menschen einmal gesetzt zu sterben, danach aber das Gericht.“
Mit dem Tod ist nicht alles aus. Es wird einmal Gericht gehalten werden. Es gibt einen Tag der Abrechnung, sagt die Bibel, an dem alle Schuld und alle Sünde des Menschen vor Gott zur Sprache kommen wird.
Wenn dich also die Botschaft vom Schöpfer nicht überzeugt, dann lass dich wenigstens warnen angesichts dieser Gerichtsbotschaft, die in Gottes Wort enthalten ist. Tu Buße angesichts des Gerichtstages, auf den diese Welt zusteuert.
In der Ausstellung wurde versucht, das im letzten Raum auf dem allerletzten Plakat auf den Punkt zu bringen: Wer den Schöpfer erkannt hat, wird den Retter suchen, um dem Richter zu entgehen.
Paulus verkündigte den Athenern damals den unbekannten Gott. Er mag auch für dich heute noch ein unbekannter Gott sein, ein Gott, den du nur vom Hörensagen kennst, weil deine Eltern ihn kennen oder weil dein Sitznachbar ihn kennt. Aber heute, heute soll das endlich anders werden. Er soll nicht länger ein unbekannter Gott für dich sein. Heute will er dein Gott werden, wenn du dich nur vor ihm beugst und Buße tust.
Die persönliche Entscheidung auf den Spuren des Unsichtbaren
Wir haben uns gemeinsam auf die Spuren des Unsichtbaren begeben. Spuren – wohin führen sie? Das klingt wie eine ganz allgemeine Frage, aber es ist keine allgemeine Frage. Es ist eigentlich eine zutiefst persönliche Frage: Spuren, wohin führen sie mich? Spuren, wohin führen sie dich?
Damals hatten die Zuhörer des Paulus drei Antworten darauf. Es gab unter den Zuhörern drei Gruppen, noch einmal in Vers 32: „Als sie aber von der Auferstehung der Toten hörten, spotteten die einen, die anderen aber sprachen: Wir wollen dich darüber nochmals hören.“ Und in Vers 34: „Einige Männer aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig.“
Die einen spotteten. Für sie war das alles nur lächerlich, was Paulus da gepredigt hat. Es passte nicht in ihr Weltbild, nicht in ihr Denken. Es war überhaupt nicht zeitgemäß, was sie da hörten. Vielleicht war es sogar das Unvernünftigste, was sie je gehört hatten. Sie sahen in Paulus nur einen Schwätzer – so bezeichnen sie ihn ja auch. So sitzt heute vielleicht auch jemand da und denkt: „Lass ihn nur schwätzen da vorne.“
Wisst ihr, ich werde klarkommen mit diesem Urteil, aber kannst du auch mit den Folgen dieser Haltung leben? Es ist eine mutige Sache, wenn man das so sagen kann, angesichts einer Gerichtsbotschaft in Lachen auszubrechen.
Dann waren da noch andere, die sprachen: „Wir wollen dich darüber nochmals hören.“ Das war keine offene Ablehnung. „Komm gerne wieder, es war ganz nett mit dir, aber für heute reicht es.“ Konsequenzen wollen wir daraus für den Moment lieber nicht ziehen. Klagt ihr Gewissen in diesem Augenblick zu sehr an? Denken sie an all das, was in Gottes Gericht einmal aufgedeckt werden würde? Dann lieber abbrechen, sonst wird das doch zu unangenehm.
Philipp Pliss hat einmal ganz zutreffend gedichtet – das heißt in der deutschen Übersetzung so, ich denke, ihr werdet das kennen, „Beinah bekehret, es fehlt nicht viel“:
„Beinah bekehret, nahe am Ziel,
so heißt’s in manchem Fall,
geh hin für dieses Mal,
später treff ich die Wahl,
heute noch nicht.
Heute noch nicht.“
Ich bin einer gewesen, der genau so gesprochen hat: „Heute noch nicht.“ Ich habe euch gestern gesagt, dass ich mich im Alter von elf Jahren bekehrt habe. Ich bin in einem gläubigen Elternhaus aufgewachsen und wusste schon, als ich ein kleiner Bub war – ich kann mich nicht erinnern, in welchem Alter das wirklich gewesen ist, aber doch – ich wusste quasi schon immer, seit ich eine Erinnerung habe, dass ich mich bekehren muss, dass ich Vergebung brauche für meine Sünden, weil ich sonst nicht in den Himmel kommen werde.
So war es im Jahr 1999, als wir zum Jahresende eine Evangelisation bei uns in der Gemeinde hatten. Und so ging es Abend für Abend so, dass das Wort Gottes gepredigt wurde, dass aufgerufen wurde, Buße zu tun, zum Heiland zu kommen, damit man Vergebung der Sünden empfängt.
Ich saß da und dachte die ganze Zeit: Der Prediger schaut mich an, er spricht doch zu mir, und er meint mich. Das Wort Gottes hat mich sehr getroffen, und ich wusste genau, ich muss mich bekehren. Aber ich wollte nicht. In mir stiegen Gedanken auf wie: Was werden die anderen sagen, wenn ich mich bekehre? Was muss ich nicht alles in Ordnung bringen? Was muss ich nicht alles vor Menschen bekennen? Wird Gott mich überhaupt annehmen? Bin ich nicht viel zu schlimm?
So habe ich als Elfjähriger schon gedacht – verschiedene Gedanken, die mich einfach davon abgehalten haben, zum Heiland zu kommen.
Und so kam dann der zweite Evangelisationstag. Als es dann zu Hause hieß, wir machen uns fertig für den Gottesdienst, wollte ich überhaupt nicht, weil ich wusste, wenn ich wieder hingehe, dann wird es genauso werden. Und so kam es dann auch: Ich saß da und dachte dasselbe. Der Prediger meint mich, er schaut mich an, und Gottes Wort hat sehr zu mir gesprochen.
Wieder ging ich nach Hause, wischte verstohlen die Tränen aus den Augen, wollte mir nichts anmerken lassen und habe mich ein Stück weit auch dafür geschämt.
Es kam der dritte Tag der Evangelisation – wieder dasselbe. Und am Abend zu Hause hat sich mein älterer Bruder bekehrt. Er war damals mein Mitbewohner im Zimmer, wir haben uns das Zimmer geteilt. Als ich ihn sah, wie froh er war und wie frei, als ihm die Schuld vergeben war, da gab es auch für mich kein Halten mehr.
Ich bin nach unten gegangen zu meinen Eltern und habe meinem Papa gesagt: „Papa, ich will mich auch bekehren.“ Das war am 30. Dezember 1999, so kurz vor dem Ende des Jahres. So durfte ich an diesem Abend niederknien vor dem Heiland, meine Sünden bekennen, um Vergebung für meine Schuld bitten – und mir wurde die Schuld vergeben. Ich bin an diesem Abend ein Gotteskind geworden.
„Heute noch nicht“ – das ist es, was ich lange Zeit zu Gott gesagt habe. Irgendwann werde ich bestimmt, aber heute noch nicht.
Wisst ihr, die große Not gerade in christlichen Familien ist, dass die Kinder sagen: „Heute noch nicht, morgen vielleicht, oder wenn ich groß bin, oder wenn ich dies oder jenes noch gemacht habe, oder das will ich erst noch genießen – und dann werde ich schon noch kommen.“
„Heute noch nicht“ – was, wenn es für dich kein Morgen mehr gibt?
Die Entscheidung für den Glauben und die Gemeinschaft mit Gott
Und schließlich gab es damals noch eine dritte Gruppe. Es gab auch solche, die der Verkündigung Glauben schenkten. Da waren solche, die von Herzen Buße taten über ihre Sünden. Da waren solche, die wirklich den Schöpfer erkannt hatten und die dann den Retter suchten, um dem Richter zu entgehen.
Der Schöpfer und ich – oder auch der große Gott und ich – so unbedeutend, gehen Hand in Hand. Warum ist das so? Warum darf ich mit meinem Schöpfer Hand in Hand gehen?
Weil Gott es gerne so hätte und weil Gott auch alles dafür getan hat, dass es möglich ist. Er will mich an die Hand nehmen und mich führen in diesem Leben.
Das ist nicht nur die Botschaft gewesen vor fast zweitausend Jahren in Athen, das ist auch heute noch die Botschaft hier in Bad Essen Wimmer. Darum komm doch heute zu deinem Schöpfer, beuge dich vor ihm und tue doch endlich Buße, denn auch heute noch ist das möglich. Heute noch ist Gnadenzeit. Amen.
