Guten Abend, ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bedanken. Es ist der letzte Abend, und ich danke Ihnen, dass Sie mich so gut aufgenommen haben. Ich habe mich hier in Ihrer Mitte sehr wohlgefühlt.
Morgen werde ich nach Hause reisen. Meine Frau freut sich schon darauf, und ich eigentlich auch.
Ein paar Dinge möchte ich noch ansprechen: Ich habe hier noch einige Bücher übrig, die ich nicht mitnehme. Eines davon heißt „Kann ein Christ zu einem Nichtchristen werden?“. Dieses können Sie gerne von mir haben.
Ein weiteres Buch ist ein kleines Werk von Herbert Janssen mit dem Titel „Der Christ und die Welt“. Außerdem gibt es noch „Die Lehre von der Gemeinde“ von Herbert Janssen sowie „Verantwortung und Wegbestimmung in der Gemeinde“. Dabei geht es im Wesentlichen um dasselbe Thema, das wir heute durcharbeiten werden.
Herbert Janssen und ich geben hin und wieder ein Blatt heraus, das „Unterwegs notiert“ heißt. Wir verschicken es hauptsächlich per E-Mail. Wer Interesse daran hat, kann sich gerne bei mir melden. Meine E-Mail-Adresse lautet jettel@highspeed.ch. Das „highspeed“ steht für hohe Geschwindigkeit, ohne „g“ und „h“, also hi und speed. Wer das Blatt erhalten möchte, kann mir einfach eine E-Mail schicken.
Außerdem hatte ich gestern etwas über die Kulturrevolution gesagt und dazu ein Blatt vorbereitet. Dieses habe ich elektronisch vorliegen. Ich habe es Walter Preuss gegeben. Wer Interesse hat, kann sich bei ihm melden. Er kann das Blatt per E-Mail verschicken. Ich glaube, seine Adresse ist walterpreuss@gmx.de, wenn ich mich richtig erinnere. Man kann sich also entweder bei ihm oder bei mir melden.
Die göttliche Grundlage der Gemeindeführung
Heute habe ich etwas auf Folien vorbereitet. Es sind 15 Folien, die ich hier vorbereitet habe. Aber keine Angst, wir werden nicht jede Bibelstelle, die hier angegeben ist, lesen. Es ist jedoch eine Hilfe, wenn man eine Gliederung vor sich hat, also die Führung der Gemeinde.
Wir beginnen jetzt mit dem Allgemeinen. Es gibt ja die göttliche Führung, und bevor wir zur menschlichen Gemeindeführung kommen, möchte ich kurz darauf eingehen. Die wichtige, entscheidende Gemeindeführung ist die göttliche.
In Epheser 4,6 steht, und ich möchte diesen Text kurz lesen – wir hatten ihn diese Woche schon: „Ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in euch allen ist.“ Letztlich bestimmt nur Gott, was geschehen soll.
Jesus Christus ist das Fundament der Gemeinde, wie es in Epheser 2,20 heißt: „Aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten.“ Das, was sie für uns aufgeschrieben haben, haben wir schriftlich im Neuen Testament, wobei Jesus Christus der Eckstein ist. Der Eckstein ist der Stein, auf dem das Fundament ruht. Das Fundament liegt auf einem großen Stein, dem Eckstein. Dieser gibt die Richtung vor und wird als erstes gelegt. Jesus Christus gibt die Richtung für die Gemeinde vor.
Er ist das Haupt. Darauf haben wir diese Woche schon mehrmals hingewiesen. Er ist der Hirte der Seelen, wie es in 1. Petrus 2,25 heißt. Er ist der gute Hirte unserer Seelen, in Johannes 10,11 der gute Hirte, in Hebräer 13,20 der große Hirte und in 1. Petrus 5,4 der Oberhirte, der Erzhirte.
Er ist auch der König und der Herr. Er sagt: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden“ (Matthäus 28,18). Ihm ist alle Autorität im Himmel und auf Erden gegeben, und auch in der Gemeinde hat er die Autorität. In Epheser 1,21 heißt es etwa: Gott hat ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben.
Wenn wir also über Führung sprechen, müssen wir das ganz vorne anstellen: Der Heilige Geist ist der Herr. Der Geist ist der Herr oder der Herr ist der Geist. Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Gleichzeitig sind wir ganz gebunden an ihn und an seine Führung.
Er leitet uns, wie es in Römer 8,14 heißt: „Denn alle, die vom Geist Gottes geleitet werden, die sind Gottes Kinder.“ Damit verbunden ist die Heilige Schrift. Das haben wir ja diese Woche auch schon gehört: Die Heilige Schrift und der Heilige Geist sind untrennbar miteinander verbunden.
In 1. Korinther 4,6 heißt es: „Damit ihr an uns lernen möchtet, nicht über das, was geschrieben ist, hinaus zu denken oder hinaus zu sinnen.“ Das bedeutet, dass ihr in eurem Denken nicht weitergehen sollt als das, was geschrieben ist. Das ist entscheidend. Paulus sagt den Korinthern, sie sollen nicht über das hinausgehen, was geschrieben steht.
Auch 2. Timotheus 3,16 kennen wir gut: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk ausgerüstet.“
Das ist unsere Führung: Gott, der Herr Jesus Christus, der Heilige Geist und die Heilige Schrift.
Die menschliche Gemeindeführung und die Rolle der Apostel
Und nun zum nächsten Thema: die menschliche Führung. Gott hat in der Gemeinde auch menschliche Führung eingesetzt. Er weiß, dass wir Menschen Führung brauchen. Wir sind Wesen, die von Gott geführt werden müssen.
Gott hat dies in der Schrift angeordnet. Sowohl im Alten als auch im Neuen Testament gab es Führer. Bevor wir auf die Hirten eingehen, wollen wir zunächst die Apostel betrachten. Auch sie sind Teil der menschlichen Gemeindeführung.
Der Begriff Apostel bedeutet „Gesandter“. Es sind Menschen, die aus dem normalen Lebensfluss herausgenommen wurden. Der Herr Jesus Christus hat sie gesandt, wie zum Beispiel Paulus. Dieser Apostel vertritt seinen Sender, und der Sender ist Jesus Christus. Das lateinische Wort „Missionar“ bedeutet übrigens ebenfalls „Gesandter“. Zwar hat sich die Bedeutung des Wortes Missionar etwas verschoben. Wenn wir Missionar hören, denken wir oft an Südafrika, Nordafrika oder andere Regionen. Aber eigentlich ist ein Missionar nichts anderes als jemand, der von Jesus Christus gesandt wurde.
Das Entscheidende ist, dass ein Missionar unterwegs ist. Er ist ein Mensch auf dem Weg, ständig dort, wo Gott ihn hinschickt, wenn er sich wirklich von Gott senden lässt. Dabei zählen nicht seine eigenen Wünsche, sondern die des Senders. Paulus betont immer wieder: „Ich bin Apostel Jesu Christi.“
Es gibt drei Arten von Aposteln:
Erstens die fundamentlegenden Apostel. Das sind die entscheidenden Apostel, die das Fundament gelegt haben. Dazu gehören die Zwölf, die mit Jesus gewesen waren. Einer von ihnen wurde ersetzt: Judas wurde durch Matthias ersetzt. Außerdem gab es einen Dreizehnten, Paulus, den Heidenmissionar oder Heidenapostel.
Eine Stelle in Galater 1,19 lässt auch darauf schließen, dass Jakobus, der Bruder des Herrn, zu den Aposteln zählte. Er gehörte zu den Säulen in Jerusalem. Johannes, Jakobus und Petrus – Jakobus, der Bruder des Herrn, von dem wir auch einen Brief haben – das sind die fundamentlegenden Apostel. Sie haben höchste Autorität, denn sie sind gleichzeitig Apostel und Propheten. Was sie geschrieben haben, gilt als Gottes Wort, das wir in den Schriften überliefert haben.
Zweitens gibt es die missionarischen Leiter oder überörtlichen Lehrer, wie Barnabas. Er gehörte nicht zu den Zwölf, wird aber ebenfalls Apostel genannt, weil er zusammen mit Paulus vom Heiligen Geist ausgesandt wurde. In Apostelgeschichte 13,1-3 lesen wir, dass Saulus (Paulus) und Barnabas ausgesandt wurden – nicht von der Gemeinde, sondern vom Heiligen Geist. Die Gemeinde entließ sie, ließ sie ziehen. Nicht die Gemeinde sendet einen Missionar, sondern der Heilige Geist, wenn sich jemand von ihm senden lässt.
Barnabas, Silas und Timotheus werden in Apostelgeschichte 17 sowie in 1. Thessalonicher 1,1-2 ebenfalls Apostel genannt. Sie werden zusammen mit Paulus als Apostel bezeichnet. In 1. Thessalonicher 2,6-7 heißt es: „Wir, die Apostel...“ Hier werden also mehr als Paulus genannt, nämlich die, die zusammen mit Paulus Briefe schrieben oder Grüße übermittelten. Sie werden als Apostel bezeichnet, aber nicht im Sinne von Paulus, also nicht als fundamentlegende Apostel. Vielmehr sind sie missionarische Lehrer oder Leiter, die den gleichen Dienst tun wie die fundamentlegenden Apostel, aber nicht dieselbe Autorität besitzen. Sie stehen nicht über den Ältesten vor Ort, sondern sind einfach unterwegs.
Die Autorität liegt immer im Wort Gottes. Diese missionarischen Leiter sollen Vorbilder sein und sich Respekt erarbeiten, dann werden sie respektiert. Andernfalls nicht. Sie stehen nicht über den Hirten, aber es gibt sie, und wir sind dankbar, dass es sie gibt. Wir können viel von ihnen lernen. Ich bin dankbar, dass sich immer wieder solche Brüder bei uns in Österreich eingefunden haben, von denen wir viel lernen durften.
Drittens gibt es leider auch falsche Apostel. In 2. Korinther 11,13 und in Offenbarung 2,2 werden falsche Apostel genannt. Das sind selbsternannte Apostel, die nicht die Lehre Jesu Christi gelehrt, sondern eigene Lehren verbreitet haben. Die Gemeinde ist daher immer wieder aufgerufen, zu prüfen. Man kann nur anhand des Inhalts dessen prüfen, was sie sagen.
Das zu den Aposteln: Hier haben wir also eine überörtliche Gemeindeleitung, aber keine Leitung, die über den Hirten vor Ort steht. Die Hirten am Ort sind die höchste Autorität, die es gibt. Wenn Leiter von außen kommen, kann man sich helfen lassen, klar. Aber es gibt keine Überautorität.
Die katholische Kirche hat dies missverstanden und eine Hierarchie aufgebaut. Auch manche Gemeindebünde haben das Gleiche getan. Dort gibt es einen Obersten, und darunter sind die Untergeordneten. Die Kirche nennt diese Bischöfe, Erzbischöfe oder sogar den Papst. Sie haben ihre eigene menschliche Lehre entwickelt. Das kennt das Neue Testament nicht.
Für uns ist es wichtig, wieder einen biblischen Begriff vom Apostel oder Missionar zu gewinnen. Ein Missionar beginnt oft eine Arbeit und ist dort gleichzeitig der erste Hirte. Dort, wo die Arbeit beginnt, ist der Missionar der erste Hirte. Vielleicht bleibt er eine gewisse Zeit und zieht dann weiter.
In Österreich hatten wir zum Beispiel einen Missionar, einen Schweizer namens Mauerhofer. Er evangelisierte in unserer Gegend und lehrte die Gemeinde so gut er konnte. Einige Jahre war er gleichzeitig auch der Hirte. Danach wurden weitere Hirten eingesetzt.
Wir kommen gleich zum Thema Hirten. Ich möchte nur zeigen, dass auch der Missionar als Gemeindeführung zählt. Wenn er weiterzieht und später wiederkommt, hört man gerne auf ihn, weil er respektiert wird – in diesem Sinne.
Die Rolle der Hirten in der Gemeindegeschichte
Gut, weiter. Jetzt kommen wir zum Hauptthema des heutigen Abends: den Hirten.
Zuerst einige allgemeine Informationen zum Verständnis. Im Alten Testament hat Gott Hirten eingesetzt. Mose war ein Hirte des Volkes. In Jesaja 63,11 wird Mose als Hirte bezeichnet. Vielleicht können wir den Vers gerade jetzt lesen:
Jesaja 63,11: „Da dachte er wieder an die Tage der Vorzeit, an die Tage Moses, wo ist der, der sie heraufführte aus dem Meer mitsamt den Hirten seiner Herde, wo ist der, der seinen heiligen Geist in ihre Mitte gab, der seinen herrlichen Arm zur Rechten Moses einherziehen ließ, der die Wasser vor ihnen her spaltete, um sich einen ewigen Namen zu machen.“
Hier ist die Rede von Gott, der die Israeliten aus dem Meer führte, also dort, wo sie durch das Rote Meer gezogen sind, mitsamt dem Hirten seiner Herde. Der Hirt der Herde war damals Mose. Sie alle folgten Mose nach. Mose war kein König, sondern ein Hirte. Er betonte immer, dass Gott der König und Führer ist. Mose war der von Gott eingesetzte Leiter, dem das Volk eine Zeit lang folgen sollte. Gott offenbarte sich durch ihn. Das Wort Gottes musste Mose weitergeben, das, was Gott ihm gesagt hatte.
Joshua war der nächste Führer. Auch ihm offenbarte Gott sich, und Joshua sollte das Volk führen.
Im Buch der Richter sehen wir dann eine Übergangszeit. Man merkt, dass Gott weiterhin der eigentliche König ist. Die Richter waren teils gute, teils nicht mehr so gute Führer. Oft gab es keinen König, weil das Volk Gott nicht mehr als König anerkannte. In jener Zeit heißt es immer wieder, es gab keinen König, und jeder tat, was ihm recht dünkte.
Manchmal denkt man, die Gemeinde Jesu heute ist an vielen Orten ähnlich: Jeder tut, was ihm recht dünkt, weil Gott nicht als König anerkannt wird. Die Gemeinde Jesu ist eine Theokratie, so wie das Volk Israel ursprünglich eine Theokratie war. Theokratie bedeutet: Theos heißt Gott, Kratos heißt Herrschaft – also Gottesherrschaft.
Im Alten Testament gab es diese Hirten. David wurde als König eingesetzt, aber auch er wird an mehreren Stellen als Hirte bezeichnet. Auch die Könige werden in Hesekiel 34 zum Beispiel als Hirten betitelt.
Die Könige waren zwar menschliche Könige, was ein Nachteil war, aber Gott ließ das zu. Wenn der König jedoch in Abhängigkeit von Gott stand, ging es gut. Leider blieb das nicht so. Das Königtum verfiel, und man wartete auf den großen König, den Gott einsetzen würde – den Messias.
Im Neuen Testament gilt der Herr Jesus selbst als der gute Hirte. Nachdem er in den Himmel aufgefahren war, hatten wir die Apostel als Hirten. Paulus spricht davon – ich werde gleich noch auf die Bibelstelle zurückkommen. Außerdem gab es Hirten vor Ort, die wir auch Älteste nennen. Darauf kommen wir gleich zurück.
Doch auch jeder Christ ist in gewissem Sinn ein Hirte. Cain fragt über seinem Bruder Abel: „Soll ich meines Bruders Hirte sein?“ Die Antwort wäre gewesen: Ja, solltest du.
Ein Christ, der heute mit Jesus Christus lebt, soll sich so verstehen: Ich bin meines Bruders Hirte. Ich darf meinem Bruder Seelsorge tun und ihm helfen. Erstens soll ich auf mich selbst achten, aber auch auf andere.
Im Hebräer 12,15 heißt es: „Gebt Acht aufeinander.“ Ich möchte den Vers noch lesen:
Hebräer 12,15: „Und haltet Aufsicht, dass nicht jemand von der Gnade Gottes abkomme.“
Das Wort „haltet Aufsicht“ wird oft mit „gebt Acht“ übersetzt. Im Griechischen bedeutet es jedoch „haltet Aufsicht“. Genau dieses Wort wird auch für Aufseher und Bischöfe verwendet. Seid untereinander Bischöfe – kleine Bischöfe, ganz kleine, aber doch solche, die einander helfen. Aufsicht hier im positiven Sinne, nicht als Polizisten. Wir sind keine Polizisten, sondern Menschen, die positiv zueinander schauen, damit es uns gut geht.
Auch in Jakobus 5,19 heißt es: „Wenn der eine dem anderen zurechthilft, wieder aufhilft, dann ist das eine Hirtenarbeit.“
Die Bezeichnungen und Aufgaben der Hirten
Gut, als Nächstes zu den Bezeichnungen: Was ist das eigentlich, der Name „Hirte“? Heute gibt es die Bezeichnung „Pastor“, aber die ist unglücklich. Man sollte sie eigentlich streichen, denn „Pastor“ wäre zwar tatsächlich der Hirte, keine Frage. Es ist ein lateinisches Wort und bedeutet einfach „Hirte“.
Aber das Wort „Pastor“ hat sich verselbstständigt. Heute wird es so verwendet wie „Chef“ in einer christlichen Gruppe, der alles unter sich hat. In diesem Sinn gibt es das eigentlich nicht. Wir sind keine Pastoren, also nicht irgendwie von der Kirche eingesetzte oder, wie man heute so schön sagt, eingesegnete Leute.
Das Wort „Hirte“ ist viel schöner, und wir sollten uns daran gewöhnen. Für mich ist es das schönste Wort überhaupt für dieses Amt oder diesen Dienst in der örtlichen Gemeindeführung: der Hirte.
Die passende Stelle dazu ist Epheser 4,11. Die kennen wir, wir haben sie ja schon diese Tage mal gelesen, soweit ich mich erinnere. Christus selbst gab die einen zu Aposteln, andere zu Propheten, andere zu Evangelisten, andere zu Hirten und Lehrern.
„Hirten“ betont ihren Dienst: Sie sind diejenigen, die auf die Weide führen und die Schafe hüten.
Die Hirten oder der Hirte ist auch ein Ältester. Die Hirten werden Älteste genannt, zum Beispiel in Apostelgeschichte 20. Diese Stelle müssen wir lesen: Apostelgeschichte 20,17. Von Milet schickte Paulus nach Ephesus und ließ die Ältesten der Gemeinde herüberrufen. Diese waren Hirten, und er nennt sie hier „Älteste der Gemeinde“.
Dann heißt es weiter in Vers 28: „Gebt also stets Acht auf euch selbst und auf die ganze kleine Herde, in der der Heilige Geist euch zu Aufsehern eingesetzt hat, um Hirten zu sein für die Gemeinde Gottes, die er sich durch das eigene Blut erworben hat.“
Hier sagt er zu den Ältesten: Gott hat sie zu Aufsehern gemacht, um Hirten zu sein.
Drei Bezeichnungen: Die Ältesten sind Aufseher, um Hirten zu sein. Also alle drei Begriffe werden für dieselbe Gruppe verwendet. Älteste sind Hirten und sind Aufseher.
„Ältester“ ist ein Wort, das aus dem Judentum stammt und die Reife beziehungsweise Erfahrung betont. Es gab die Synagogenvorsteher und die Ältesten unter den Juden. Dort wurde auch dieses Wort verwendet. Es betont, dass sie schon alt sind oder Älteste, das heißt, sie haben viel Erfahrung hinter sich.
Nun müssen sie nicht unbedingt alt sein. Es kann sein, dass sie sogar körperlich recht jung sind. Wir hatten zum Beispiel in Österreich, als die ganze Gemeindearbeit begann, am Anfang eine Gruppe von etwa fünf oder sechs Brüdern. Darunter waren Brüder, die unter dreißig waren und trotzdem schon Älteste wurden. Es gab zwar ältere Brüder, aber die waren gar nicht reif für Älteste. Dann waren es die Reifsten, die die Qualifikationen dafür hatten. Sie sind heute noch Älteste, aber heute sind sie nicht mehr unter dreißig.
Ja, 1. Petrus 5,1-4 werden wir dann noch lesen. Dort steht: „Die Ältesten unter euch rufe ich auf, der ich ein Mitältester und ein Zeuge der Leiden Christi bin: Seid Hirten.“ Vielleicht steht bei ihnen: „Weidet die Herde.“ Das ist dasselbe.
„Hirte sein“ und „weiden“ sind im Griechischen exakt dasselbe Wort, poimaino. Also seid Hirten für die kleine Herde, das heißt, hütet und weidet. Man müsste es ganz streng übersetzen mit „hütet und weidet“. Das ist ja die Hirtenaufgabe.
Das Wort „Ältester“ betont die Reife. Der Ausdruck „Aufseher“ ist der nächste. „Aufseher“ habe ich gerade vorher in Apostelgeschichte 20,28 gelesen. Auf Griechisch heißt es episkopos, davon kommt das deutsche Wort „Bischof“. Es bedeutet haargenau das Gleiche wie Ältester und Hirte, aber das Wort selbst kommt von „Aufsicht führen“ oder „draufschauen“. Es bedeutet, Acht zu geben auf etwas.
Das betont die Verantwortung des Hirten. Er schaut wie ein Wächter, wie es den Schafen geht. Kommen da Gefahren? Er schaut nach links und rechts und achtet darauf, was die Schafe zu essen bekommen. Wenn dort etwas Giftiges wächst, muss er darauf achten, dass man es vorher ausreißt, damit die Schafe es nicht fressen.
Er hat also Aufsicht zu führen und Sorge zu tragen, auch mit Vorausblick. Das betont seine Verantwortung.
Der nächste Begriff ist „Lehrer“. Dieser wird in Epheser 4,12 verwendet: Hirten und Lehrer. Das wird so zusammen gesagt, mit einem Artikel, also zusammengehörig: Hirten-Lehrer. Es ist, als wolle der Verfasser sagen, dass Älteste auch Lehrer sind. Das heißt, sie unterweisen die Gemeinde.
Es gibt speziell den Lehrer, der nicht Hirte ist. Das gibt es auch, jemand, der einfach nur lehrt. Aber es gibt auch den Hirten, der lehrt. In 1. Timotheus 3,2 steht, dass ein Hirte lehren können sollte, zumindest in gewissem Maße.
Und zuletzt haben wir noch den Ausdruck „Führer“ oder „Vorsteher“. In Römer 12,8 hatten wir vorgestern „Vorsteher“ – das heißt „Vorangehende“ im Griechischen. Auch das Wort „Führer“ in Hebräer 13,17 betont, dass sie vorangehen.
Sie sind nicht Treiber, die hinten mit der Rute gehen und die Schafe treiben. Nein, Schafe führt man, indem man vorne vorangeht, und die Schafe folgen dem Hirten.
Der Hirte geht also mit gutem Beispiel voran, und die anderen folgen ihm.
Dienstbereich, Aufgaben und Herausforderungen der Hirten
Nächstens: Der Dienstbereich des Hirten ist die Gemeinde am Ort, also die Gläubigen vor Ort. Natürlich sind wir auch an den Ungläubigen interessiert, keine Frage. Aber hauptsächlich ist der Hirte für die Menschen zuständig, die am Ort gläubig geworden sind. Das ist sein Dienstbereich.
Die Dienstzeit ist an die Stelle gebunden, also die Gemeinde am Ort. Titus 1,5 sagt: Von Stadt zu Stadt soll er Älteste einsetzen. In jeder Stadt, wie es bei den Schlachtern oder Elberfeldern heißt, soll Titus überall dort hingehen, wo Paulus evangelisiert hat und Christen sind. Dort soll er Älteste einsetzen, denn die Gruppe in der Stadt ist die Einheit, in der die Christen zusammen sind. Dort brauchen sie den Dienst des Hirten, denn das ist sein Dienstbereich.
Die Dienstzeit des Hirten dauert so lange, wie die Voraussetzungen erfüllt sind. Über diese Voraussetzungen müssen wir später noch sprechen. Es gibt bestimmte Anforderungen für den Hirtendienst.
Die Aufgaben des Hirten sind ganz allgemein: weiden, hüten und vorangehen. Das ist das, was ein Hirte tut. Er hat eine Schafherde und sorgt dafür, dass die Schafe genug und das richtige Futter bekommen. Das bedeutet, das Leben der Schafe muss erhalten werden, sie sollen nicht verhungern. Das Leben erhalten heißt: weiden.
Dann kommt das Hüten. Hüten bedeutet, darauf zu achten, dass kein Wolf kommt und die Schafe auffrisst. Der Hirte schützt die Schafe, damit ihnen das Leben nicht genommen wird. Er sorgt auch dafür, dass sie keine giftigen Pflanzen essen, an denen sie sterben könnten, oder dass sie keinen Schaden nehmen, zum Beispiel nicht von Felsen herunterstürzen.
Zusammengefasst heißt das: weiden, also mit Nahrung versorgen, und hüten, also schützen, damit ihnen nichts weggenommen wird von dem, was Gott ihnen gegeben hat. Diese Gläubigen, über die der Hirte wacht, werden wie eine Herde verglichen.
Manchmal finde ich es eigentlich demütigend, dass Gott uns Gläubige mit einer Schafherde vergleicht. Schafe gelten nicht gerade als besonders intelligent. Vielleicht ist das gerade der Grund dafür, dass wir einen Führer brauchen. Gott ist unser Führer, unser guter Hirte, und die Hirten sind seine Unterhirten. Sie sind selbst auch Schafe. Bei Gott ist das so: Die Herde besteht nur aus Schafen, aber die Unterhirten sind in einem Punkt Hirten, in einem anderen Punkt aber auch Schafe. Sie sind beides gleichzeitig.
Dann kommt das Vorangehen. In 1. Thessalonicher 5,12 heißt es: „Wir ersuchen euch, Brüder, wisset die zu schätzen, die an euch arbeiten und euch im Herrn vorstehen und euch ermahnen.“ Die Hirten gehen voran, sie stehen voran. Sie müssen leider auch ermahnen. Das heißt, sie sagen auch mal Nein, so geht es nicht, so dürfen wir nicht handeln. Das verbietet der Herr Jesus.
Es geht also um Korrektur, Kurskorrektur, Ermahnen. In Hebräer 13,17 steht: „Gehorcht euren Leitenden, euren Führern, und fügt euch, denn sie wachen über eure Seelen als solche, die Rechenschaft geben werden, damit sie das mit Freude tun mögen, nicht mit Seufzen.“ Hier wird das Vorangehen ebenfalls betont. Die Hirten müssen Rechenschaft ablegen für das, was sie tun.
Der Unterhalt der Hirten und Versuchungen im Dienst
Das Nächste: Der Unterhalt der Hirten
Ein heikles Thema, aber auch wichtig zu besprechen. Jeder ist grundsätzlich bereit, für sich selbst zu sorgen – und zwar in der Gemeinde Jesu, egal welcher Diener es ist: Apostel, Missionar, Hirte, Lehrer oder sonst jemand. Jeder ist bereit, sich selbst zu versorgen.
In Apostelgeschichte 20 sagt Paulus, dass er bereit war. Er zeigte ihnen seine Hände und sagte: „Schaut, diese Hände! Diese Hände haben gearbeitet.“ Es waren keine glatten und weichen Hände, wie ich sie habe, sondern ganz sicher raue Hände. Er wusste, was es heißt, körperlich zu arbeiten.
Aber ein Arbeiter darf auch darauf zählen, dass Gott ihn versorgt. Er soll zuerst nach dem Reich Gottes und nach der Gerechtigkeit dieses Reiches trachten. Dann wird ihm alles andere, wie Essen, Trinken und Kleidung, hinzugefügt werden. Der Arbeiter darf also darauf vertrauen, dass Gott für ihn sorgt.
Er geht aber nicht hin und sagt: „Liebe Geschwister, ihr müsst mich versorgen.“ So etwas lesen wir nirgends in der Schrift, dass jemand Ansprüche erhebt und fordert, versorgt zu werden. Das tut man nicht.
Weiter weiß jeder Christ, dass ein Arbeiter seines Lohnes wert ist. Wenn Hirten vor Ort sind, weil sich die Arbeit ausweitet, und sie sich ganz oder teilweise von der täglichen Arbeit, vom täglichen Brotverdienst befreien müssen, dann werden sie etwas ärmer sein als andere. Wenn sie ärmer sind, dann werden die Geschwister sehen: „Ah, die sind ärmer.“ Dann dürfen sie etwas geben und Anteil geben.
In Galater 6,10 steht, dass die Geschwister Verantwortung übernehmen sollen und helfen, wo jemand sich so einsetzt. Galater 6,6 spricht davon, dass diejenigen, die unterweisen, auch vom Unterricht leben sollen. So können sie weiterleben und ihren Dienst tun. Es wäre schade, wenn sie verhungern, nachdem sie so einen guten Dienst getan haben und nun nicht mehr arbeiten können.
Das ist im Interesse der Gemeinde Gottes.
Meistens geht es uns recht gut, aber oft wissen wir nicht, wo Brüder Mangel leiden. Deshalb können Geschwister umsichtig sein und besonders auf diejenigen achten, die sie kennen, deren Leben sie beobachten können. Dort merkt man, wo eine Verantwortung zum Geben besteht.
Der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Dies steht in 1. Korinther 9,7-15 und auch in 1. Timotheus 5,18: „Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert“ und „Du sollst dem Ochsen, der trischt, nicht das Maul verbinden.“
Versuchungen für einen Hirten
Es gibt verschiedene Versuchungen.
Eine Versuchung ist, leidensscheu zu sein. Timotheus hatte diese Versuchung auch. Er war ja ein Apostel – ich nenne ihn Apostel mit kleinem „a“, also ein kleiner Apostel. Er war Missionar und in mancher Hinsicht leidensscheu. Er schämte sich jedenfalls. Paulus musste ihn ermutigen: „Schäme dich nicht des Evangeliums, noch auch meiner, der ich dein Gebundener bin. Leide mit für das Evangelium!“
Eine weitere Versuchung ist Konfliktscheu. Man denkt, es gibt Konflikte, aber man will nichts tun. Als Hirte muss man manchmal ins heiße Feuer oder ins heiße Wasser springen. Man muss sagen: „Doch, wir müssen hier reden, auch wenn es schwierig wird. Diese Sache müssen wir ansprechen.“ Am liebsten würde man es nicht ansprechen, dann ist Frieden. Aber wir müssen es ansprechen.
Jugendliche Lüste sind ebenfalls eine Gefahr. Timotheus wird ermahnt: „Fliehe die jugendlichen Lüste.“ Wir sollen nicht denken, dass jugendliche Lüste nur bei der Jugend auftreten. Auch ältere Menschen können damit Probleme haben. Die jugendlichen Lüste sind bei der Jugend stärker, das ist naturgegeben, aber auch Ältere können große Probleme damit haben. Diese Lüste sind eine Gefahr auch für Hirten, zumindest für Timotheus.
Irdischer Gewinn wird ebenfalls angesprochen. Die jugendlichen Lüste finden wir in 2. Timotheus 2,22, den irdischen Gewinn in 1. Timotheus 3,2-3. Ein Hirte muss darauf achten, dass er nicht auf Gewinn aus ist. Sonst ist er disqualifiziert. Ein Christ, der gewinnsüchtig ist, kann kein Hirte sein, sagt Paulus in 1. Timotheus 3,2-3.
In 1. Timotheus 6 wird ebenfalls davon gesprochen. Ich habe hier keine Zeit, darauf einzugehen. Wir alle kennen das Beispiel von Gehasi, der sich auf Kosten anderer bereicherte und die Stellung als Diener des Elisa ausnutzte. Er wurde von Gott gerichtet.
Uneinigkeit kann auch eine Versuchung sein. Hirten müssen darauf bedacht sein, Dinge anzusprechen und ausdiskutieren. Das ist viel Arbeit. Manche Lehrfragen muss man bis ins Letzte durchkauen. Einige Lehrfragen sind schwierig. Uneinigkeit erfordert Beschäftigung, Zeit und Kraft.
Entmutigung ist eine große Gefahr für Hirten. Ich erinnere mich an einen Bruder, der zu mir sagte: „Mir reicht es jetzt, ich werfe das Handtuch.“ Ich habe ihn ermutigt. Damals habe ich es anders gesagt, heute sage ich es so: Der Herr Jesus hat Petrus nicht gefragt: „Petrus, liebst du Schafe? Ich hätte eine Arbeit für dich.“ Sondern: „Liebst du Schafe?“, „Liebst du mich?“ Man muss auf Christus ausgerichtet sein und den Dienst für Christus tun.
Auch die Hirten – jeder von uns, aber die Hirten in besonderem Maße – müssen diese Arbeit für Christus tun. „Liebst du mich? Dann weide meine Schafe.“
Konkrete Aufgaben der Hirten
Und dann noch hier die konkreten Aufgaben. Ein paar Punkte machen wir noch, dann machen wir Pause. Aber zuerst noch ein paar Punkte von dieser langen Folie.
Konkrete Aufgaben: Die Hauptaufgabe der Hirten ist die Verkündigung. Das ist grundsätzlich so. In der Bibel hat die Verkündigung der biblischen Wahrheiten einen ganz hohen Stellenwert. Das sehen wir in Apostelgeschichte 6,4. Diesen Vers lesen wir: Apostelgeschichte 6,4.
Dort geht es darum, dass die Apostel, die damals auch zugleich die Hirten der Gemeinde in Jerusalem waren, so viel zu tun hatten – hier geht es um finanzielle Dinge, nämlich dass die Witwen versorgt werden sollten. Dabei haben sie gemerkt, dass die Hauptaufgabe leidet. Deshalb hat man die Diakone eingesetzt.
In Vers 3 heißt es: „Schaut also, Brüder, nach sieben Männern aus eurer Mitte mit gutem Zeugnis, voll heiligem Geist und Weisheit, die wir für diesen Bedarf einsetzen werden“, also für die finanzielle Versorgung der Witwen. Die Apostel sagen weiter: „Wir werden aber beharrlich im Gebet und im Dienst des Wortes bleiben.“
Hier sind zwei Dinge genannt: Gebet und Verkündigung des Wortes. „Dienst des Wortes“ ist ein Ausdruck in der Bibel für Verkündigung, den Verkündigungsdienst. Diese zwei Dienste sind Hauptdienste der Hirten. Gerade an diesem Punkt leiden wir oft.
Manchmal fehlt die Zeit, ich weiß, was es heißt und was es kostet, Zeit für Lehrfragen aufzuwenden, sie durchzudenken und zu studieren. Man muss sich dem Wort Gottes hingeben, und das dauert oft viele Stunden.
Gebet ist nicht nur noch kurz zum Drüberstreuen etwas. Gebet haben die Apostel als einen Dienst gesehen, der tragend ist. Wenn wirklich etwas Gesundes geschehen soll in unseren Gemeinden, dann müssen wir Beter sein. Es ist auch gut, wenn die Hirten Beter hinter sich haben, die sie im Gebet stützen. Aber sie müssen auch selbst Beter sein.
Warum? Weil der Herr der Gemeinde dirigieren möchte. Er kann nicht dirigieren, wenn seine Hirten unabhängig von ihm tun, was ihnen gerade passt. Jeder tut, was ihm recht dünkt – das darf nicht sein. Sie müssen eng am Wort Gottes und im Gebet sein. Dann müssen sie das Wort Gottes verkündigen, lehren, aufrufen und zusprechen.
Das Wort „Parakaleo“ wird bei euch vielleicht mit „ermahnen“ übersetzt. Es bedeutet lehren, aufrufen, zusprechen, trösten – solche Begriffe.
Wir lesen in Apostelgeschichte 20,31, wo Paulus in seiner Rede an die Ältesten und Hirten von Milet sagt: „Darum seid wachsam und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht nachließ, jeden Einzelnen unter Tränen zu ermahnen.“
Hier steht wirklich das Wort „ermahnen“. Es gibt ein Wort für „aufrufen“ und eins für „ermahnen“, aber hier ist es das schärfere, strengere oder festere Wort. Er hat unter Tränen ermahnt, das bedeutet, dass er gefleht und gebeten hat.
1. Thessalonicher 5,12 haben wir schon gelesen, noch einmal: „Wir ersuchen euch, Brüder, wisse die zu schätzen, die an euch arbeiten und euch im Herrn vorstehen und euch ermahnen.“
Auch Titus 1,7 sagt: „Es hat der Aufseher als Hausverwalter Gottes unbescholten zu sein, einer, der nicht anzuklagen ist, nicht selbstgefällig, nicht zornmütig, nicht dem Wein hingegeben, nicht ein Schläger, nicht einer, der auf schändlichen Vorteil aus ist, sondern gastfrei, das Gute liebend, gesunden Sinnes, gerecht, heilig, einer, der sich beherrscht, einer, der sich an das zuverlässige Wort der Lehre hält, damit er in der gesunden Lehre aufrufen und auch die Widersprecher zurechtweisen kann.“
In und durch die Lehre soll er die Widersprecher zurechtweisen können, durch klare Bezogenheit auf die Schrift. Denn es gibt viele, die sich nicht unterordnen, Schwätzer und Ähnliche, denen man den Mund schließen muss, stoppen muss. Auch das ist eine Aufgabe der Hirten, und es ist eine schwere Aufgabe.
Sie müssen über die Lehre wachen und ans Wort Gottes erinnern, es zurückrufen. Ich habe hier aufgeschrieben: beten, dann vorausschauen, über die Lehre wachen, Verantwortung bei Versammlungen übernehmen, also Aufsicht halten.
Wenn die ganze Gemeinde versammelt ist, werden die Hirten irgendwie in Erscheinung treten. Sie werden entweder selbst sprechen oder andere sprechen lassen, aber sie werden dabei sein und schauen, was geschieht. Das, was bei der Versammlung geschieht, liegt in der Verantwortung der Hirten.
Sie müssen vor Gott Rechenschaft ablegen über das, was geschieht, wenn die Gemeinde zusammenkommt. Ob dort Chaos herrscht, Durcheinander, jeder einfach seine Meinung kundgibt und kritisiert – das dürfen sie nicht zulassen. Das zerstört.
Die Hirten müssen dann eingreifen und sagen: „So nicht, Geschwister, so nicht.“ Ich kenne solche Fälle. Ich selbst habe mal versagt. Es war eine Diskussionsrunde, die sich nicht schriftgemäß verhielt, und ich habe nichts gesagt.
Ich hätte sagen müssen: „Brüder, wir gehen jetzt auseinander, denn so ist es nicht wohlgefällig, wie wir zusammen sind. Wir sind zusammen zum Schlechten statt zum Guten.“ Ich hätte mich verabschieden müssen, so geht es nicht. Wir gehen jetzt auseinander, das ist nicht erlaubt.
Dann wären wir aufgewacht und hätten uns ermahnen können. Das ist die Aufgabe der Hirten. Wenn es in Ordnung zugeht und gut läuft, dann ermutigen sie. Sie ermutigen andere zum Sprechen.
Es gibt Leute, die das Wort Gottes gut weitergeben können. Diese in der Gemeinde ermutigen sie und rüsten sie auch zurüsten, andere zum Dienst anleiten und ausstatten.
2. Timotheus 2,2 sagt: „Was du von mir gehört hast im Beisein vieler Zeugen, das gib weiter oder vertraue treuen Menschen an, die tauglich sein werden, auch andere zu lehren.“
Paulus sagt dem Timotheus: Du hast ja von mir gehört, und da waren auch andere dabei, treue Leute. Jetzt machst du es auch so, du gibst das weiter und vertraust treuen Leuten, die später selbst Leiter sein werden und in der Lage sind, andere zu führen.
Also andere zum Dienst anleiten und zurüsten. Epheser 4,12 sagt: „Gott hat gegeben – in Vers 11 heißt es: Gott hat gegeben Aposteln, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrern zur Zurüstung der Heiligen, zum Werk des Dienstes, zum Bauen des Leibes Christi.“
Die Heiligen müssen zugerüstet werden, damit das Dienstwerk geschieht und der Leib Christi dadurch erbaut wird. Das ist die Aufgabe der Hirten.
Hier wollen wir an dieser Stelle eine Pause machen und nach fünf Minuten fortsetzen. Und stehen wir noch auf zum Gebet:
Lieber Vater, danke, dass du uns Leiter schenkst. Du selbst bist der Leiter und hilf, dass alles aus deiner Leitung heraus geschehen kann. Gib uns Gnade, uns nach deinem Wort auszurichten in dieser Hinsicht, was Leiter sind, was Hirten sind und tun.
Gib Gnade, Vater, auch, dass in deinen Gemeinden Menschen wirklich die Herde hüten und auf die Weide führen und mit gutem Beispiel vorangehen. Wir beten, Herr, auch jetzt noch um deinen Segen für den Abend, dass du uns weiterhilfst. Amen.
Fortsetzung: Persönliche Betreuung und Umgang mit Herausforderungen
Wir sind noch bei den konkreten Aufgaben der Hirten. Im Titusbrief habe ich diese Stelle zunächst nicht gelesen, möchte sie jetzt aber doch noch betrachten. Im Titusbrief, Kapitel 1, spricht der Apostel Paulus ja auch zu einem Hirten, der gleichzeitig ein Missionar war, nämlich Titus.
Dort, in Kapitel 1, Vers 12, sagt Paulus ihm etwas – nein, nicht Vers 12, Entschuldigung, das ist die ganze Stelle. Vor allem aber in Kapitel 2, Vers 1, heißt es: „Rede du, was der gesunden Lehre geziemt.“ Das, was Paulus hier im Kapitel 2, Vers 1, dem Titus sagt, dürfen wir uns auch als Hirten gesagt sein lassen.
Er soll reden, was der gesunden Lehre entspricht. Dann geht es weiter zu den alten Männern, dass sie nüchtern seien, und so weiter. Ebenso zu den alten Frauen, dass sie sich in einem Verhalten zeigen, wie es Heiligen oder Geweihten geziemt. In Vers 4 heißt es, dass die alten Frauen die jüngeren Frauen lehren sollen. Und in Vers 6 werden die jüngeren Männer angesprochen.
Das ist interessant: Ein Bruder hat gestern gesagt, dass Paulus hier zu den alten Männern spricht, Titus zu den alten Männern, zu den alten Frauen und zu den jungen Männern, aber nicht zu den jungen Frauen. Warum? Weil die alten Frauen zu den jungen Frauen sprechen und somit die Lehre weitergeben. Hier sind also verschiedene Gruppen angeführt, was zeigt, dass der Hirte mit diesen Gruppen zu tun hat. Er spricht mit ihnen im persönlichen Gespräch, vielleicht auch in allgemeiner Lehre. Jedenfalls gilt es, Personenarbeit zu tun.
Hier auf unserem Punkt, fast die drittletzte Zeile, heißt es: Seelen aufsuchen, also Menschen sind hier gemeint, Personen aufsuchen. Der Hirte ist immer ein Seelsorger, das heißt, er sorgt für die einzelnen Seelen. Wir haben ja gelesen, Hebräer 13, Vers 17: Der Hirte muss Rechenschaft ablegen für die Seelen, für die Menschen, vor Gott.
Auch in 1. Petrus 2, Vers 12 lesen wir das Wort „Heimsuchung“. Es wird hier im negativen Sinne verwendet, ganz am Ende von Vers 12: „Am Tag der Heimsuchung.“ Das Wort kann positiv oder negativ sein, hier ist es negativ verwendet. Aber dann wird es auch positiv verwendet, weiter unten: „Der Hirte unserer Seelen“, Vers 25: „Ihr wart wie irrende Schafe, ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen.“
Jetzt suche ich gerade, wo das Wort „heimsuchen“ noch vorkommt. Das Wort „episkopä“ bedeutet „Aufsicht führen“, also genau das gleiche Wort. Und jetzt im positiven Sinne ist der Hirte ein Heimsucher – er besucht die Seelen und führt Aufsicht. Darum geht es ja. Das Wort heißt besichtigen, Aufsicht führen oder heimsuchen. Es wird hier in Vers 12 im negativen Sinn verwendet, aber es kommt sehr oft noch vor, und da wird es im positiven Sinne verwendet.
Zum Beispiel eine Stelle, die ich schon genannt habe: Hebräer 12, Vers 15: „Haltet Aufsicht.“ Es ist genau dasselbe Wort. „Haltet Aufsicht, damit nicht jemand von der Gnade Gottes abkomme.“ Aufsicht halten heißt hinschauen, und nicht nur hinschauen, sondern besuchen. In Österreich sagt man: „Ich muss noch zu dem und dem hinschauen.“ Sagt man das hier auch? Das passt beim Österreichischen sehr gut. Man sagt: „Ich muss zu dem und dem hinschauen“, damit meint man, ich muss ihn besuchen. Genau so wird der Begriff auch verwendet – jemanden besuchen.
Das heißt, der Hirte wird also auch Geschwister zuhause besuchen oder sich mit ihnen treffen, etwas abmachen.
Das nächste Thema hier: Nicht leere Diskussionen führen – das sollten wir vermeiden. Es geht nicht darum, einfach leere Diskussionen zu führen, bei denen man zu nichts kommt. Man darf sich sehr wohl austauschen, im positiven Sinne natürlich, das müssen wir immer wieder tun. Aber es gibt auch solche Diskussionen, wo man merkt, dass es nur noch Kritisiererei oder leeres Gerede ist. Es ist nicht wirklich konstruktiv. Dann sollte der Hirte sagen: Wir brechen das Gespräch ab.
In 1. Timotheus 6, Vers 20 heißt es: „Timotheus, verwahre das Anvertraute, meide dabei das unheilige, leere Gerede.“ Das Wort hier meint einfach das, was mit dem Heiligen nichts zu tun hat, das unheilige, leere Gerede. Meide das!
Auch in 1. Timotheus 1, Vers 6, spricht Paulus ab Vers 5 vom Ziel der Anweisung: Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben. „Von welchen Dingen etliche, da sie das Ziel verfehlten, weggewendet wurden oder sich abgewendet haben zu nichtigem Wortemachen“, also zu leerem Gerede. Man spricht nur noch, aber das eigentliche erbauliche Ziel ist nicht mehr vorhanden. Das sollen die Hirten nicht tun.
Wir sind keine Demokratie, in der jeder einfach seine Meinung oder seinen Unmut kundtut, sondern wir sind eine Theokratie, in der Gott herrscht.
Weiter zu den Aufgaben der Hirten: Diakonische Aufgaben sind ebenfalls zu erledigen. Wenn keine Diakone da sind, ist es oft so, dass die Hirten diese Aufgaben auch übernehmen müssen. Das könnten finanzielle Angelegenheiten sein oder praktische Aufgaben, die man dann delegieren muss. Das heißt, andere anstellen oder anderen sagen: Könntest du das und jenes tun?
Wenn die Aufgaben größer werden, sollten Diakone eingesetzt werden. Die Bibel sagt in 1. Timotheus 3, Paulus gibt uns durch den Heiligen Geist Anleitung, welche Mindestvoraussetzungen für Diakone gegeben sind. Diakone sind Helfer im praktischen Sinne, Helfer der Ältesten. Sie sind nicht die Gemeindeleitung, sondern unterstützen die Gemeindeleitung. Das braucht es, und wenn die Gemeinde wächst und die Aufgaben zunehmen, braucht es solche Diakone.
Ich nehme an, dass ihr so etwas hier habt. Jedenfalls müssen diese auch gewisse Voraussetzungen erfüllen, dazu kommen wir gleich.
Dann sind da noch die Familienaufgaben. Der Hirte, obwohl er viel zu tun hat, darf die Familie nicht vernachlässigen. Niemand darf die Familie vernachlässigen. Die Familie spielt eine ganz wichtige Rolle. Wir sollen darauf achten, dass wir als Familie ein Vorbild in der Gemeinde sind, und das braucht Zeit.
Das heißt, ein Teil meiner Zeit wird der Familie gelten. Manchmal, wenn die Beziehung gut ist, wird die Familie bereit sein und sagen: „Wir beißen rein, wir verzichten jetzt, damit du diese Arbeit tun kannst.“ Aber dann muss das wieder ausgeglichen werden.
In 1. Timotheus 3, Vers 4 heißt es: „Der, der dem eigenen Hause wohl vorsteht und seine Kinder mit aller Würde in Unterordnung hält.“ Wenn jemand dem eigenen Hause nicht vorzustehen weiß, wie wird er für eine Gemeinde Gottes sorgen? Er muss also darauf achten. Das ist auch Gottesdienst, das ist auch Gemeindearbeit: die eigene Frau und die eigenen Kinder.
Der Hirte muss auch auf sich selbst achten, so wie jeder Christ. In 1. Timotheus 4, Vers 16 oder 14 heißt es: „Hab Acht auf dich selbst und auf die Lehre.“ In 2. Timotheus 2, Vers 15: „Befleißige dich, dich selbst Gott als bewährt zu erweisen.“ Der Hirte muss also auch auf sich selbst schauen, damit er ein bewährter Arbeiter ist, ein Arbeiter, der sich nicht schämt, das Wort der Wahrheit in rechter Weise auszuteilen. Dem Profanen, dem Unheiligen und leeren Gerede soll er aus dem Weg gehen.
Dann auch – ja, die anderen Stellen lassen wir jetzt. Er muss Rechenschaft geben dem Oberhirten, der ihn eingesetzt hat als Hirte. Das heißt, er muss sich bewusst sein, dass sein Dienst für Gott geschieht und er Gott verantwortlich ist.
Das haben wir schon gelesen, Hebräer 13, Vers 17. Ich denke, das wird auch in 2. Korinther 5, Vers 15 angedeutet: „Der Herr Jesus starb für alle, damit die, die leben, nicht länger für sich selbst leben.“ Wir, auch der Hirte, dürfen nicht für uns selbst leben, sondern für den, der für uns gestorben ist und auferweckt wurde. Das ist unser Ziel. Dazu sind wir da, nicht für uns selbst. Wir leben für Gott, der für uns alles getan hat, selbstlos, wie Paulus ein gutes Vorbild war – treu.
Diese Stellen werden wir später noch lesen. Kommen wir gerade darauf zurück: Der Hirte soll von Gott geleitet sein. Gott kann ihm auch einen anderen Dienst geben. Er muss also auf Gott horchen und auf Gott ausgerichtet bleiben.
Es könnte sein, dass Gott einmal einen Hirten aus der Gemeinde ruft und sagt: „Ich möchte dich verwenden als Missionar“, sodass der Hirte dann unterwegs wird und anderen Gemeinden dient. Oft sind es die besten Leute in der Gemeinde, die Gott ruft. Paulus und Barnabas waren in Antiochien die besten Leute dort. Es waren fünf Lehrer, und von zwei hat der Herr gesagt, sie sollen in eine besondere göttliche Mission ausgesandt werden. Dann hatten sie einen weiteren Dienst, einen neuen Dienst. Gott kann ihnen also auch einen anderen Dienst geben.
Der Hirte soll sich bewusst sein, dass er Knecht ist. Er ist nicht der Eigentümer dessen, was er tut. Wir reden oft so: „unsere Gemeinde“ oder „meine Gemeinde“, aber das Wort „meine Gemeinde“ kommt nur einmal vor. Wisst ihr wo? Jesus sagt: „Ich werde meine Gemeinde bauen.“ Das darf nur der Herr Jesus sagen, denn es ist seine Gemeinde, die er sich erkauft hat.
Apostelgeschichte 20, Vers 28: „Die er sich gekauft hat mit seinem Blut.“
Gut, weiter zur Art und Weise des Dienstes, also wie der Dienst geschehen soll. Eine ganz wichtige Stelle wollen wir jetzt lesen: 1. Petrus 5, Vers 1.
- Petrus schreibt an die Ältesten: „Die Ältesten unter euch rufe ich auf, der ich ein Mitältester und ein Zeuge der Leiden Christi bin, auch ein Teilhaber an der Herrlichkeit, die geoffenbart werden soll: Weidet die kleine Herde Gottes bei euch und übt Aufsicht.“
Übrigens, das Wort hier, „Seid Hirten für die kleine Herde“ – das Härtchen –, in der Schweiz würde man sagen „das Herdli“, die kleine Herde. Es ist immer eine kleine Herde im Vergleich zur Menge in der Welt. Die kleine Herde am Ort ist klein, aber in Wirklichkeit sehr groß. Eines Tages wird sie eine unzählbare Schar sein.
Also, diese kleine Herde ist zu weiden. Und jetzt ist die Frage, wie das geschehen soll. Nur das sagt er hier: „Übt Aufsicht“, aber nicht gezwungenermaßen, sondern freiwillig, gerne, nicht aus Zwang, nicht unwillig, nicht mit Seufzen. Das könnte bei einem Hirten manchmal der Fall sein, besonders wenn Schwierigkeiten kommen.
Wie ein Bruder gesagt hat: „Weißt du was, ich würde am liebsten einfach ein Gemeindeglied sein und nichts tun müssen, nur Predigten zuhören.“ Das ist aber ein schlechtes Gemeindeglied. Ein Gemeindeglied ist nicht nur ein Stuhlwärmer, jeder ist ein Arbeiter. Aber er hat das so ausgedrückt, weil er sagte, immer wieder gibt es etwas Neues, da musst du nachschauen, wie bei einem Zaun, bei dem ständig irgendwo eine Latte locker ist. Dann muss man wieder hin und das reparieren. Nicht aus Zwang, nicht unwillig.
Zweitens: „Nicht um schändlichen Vorteil, sondern aus freien Stücken.“ Also nicht, um Gewinn für sich herauszuschlagen, sondern selbstlos, ohne Gegenleistung zu verlangen. Der Herr wird die Gegenleistung schon geben.
Drittens: Vorbildhaft, als Vorbild. Wie heißt es in Vers 3: „Nicht als solche, die über die Losanteile herrschen, also die Anteile der Herde herrschen, sondern solche, die Vorbilder der kleinen Herde werden.“ Also Vorbilder, die sich abmühen, nicht herrschen. Wir sind nicht Boss, wir spielen nicht Chef.
2. Korinther 1, Vers 24 sagt Paulus: „Wir sind Mitarbeiter eurer Freude“, sagt er, der Missionar zu den Christen. Ich lese den Vers noch: „Nicht dass wir Herren über euren Glauben sind, sondern wir sind Mitarbeiter an eurer Freude.“ Also wir herrschen nicht, sondern wir sind Vorbilder, wir arbeiten, damit ihr euch freuen könnt. Und das ist manchmal eine schwere Arbeit.
Weiter zu den Voraussetzungen für den Hirtendienst. Wir werden nicht die ganze Stelle lesen, 1. Timotheus 3 ist fast ein ganzes Kapitel über dieses Thema, aber ein paar Dinge herausgreifen.
In 1. Timotheus 3 und in Titus 1 haben wir eine Liste, wo Paulus Qualifikationen für den Hirtendienst darstellt. Er sagt, das sind die Mindestvoraussetzungen. Wenn du das nicht hast, kannst du kein Hirte sein.
Erstens: männlichen Geschlechts sein. Das ist heute nicht mehr selbstverständlich, früher war das klar, aber es ist klar vorgegeben. Die Leitung führen nicht die Frauen, sondern die Männer.
Man muss wiedergeboren sein, auch getauft. Das ist vorausgesetzt. Das ist das Minimum, was Gott von einem Christen erwartet: dass er sich taufen lässt. Wenn er wiedergeboren ist, wird er sich auch taufen lassen. Wenn er es nicht weiß, muss er sich informieren und schauen, was die Bibel sagt, und sich dann taufen lassen.
Weiter: kein Polygamist. Das Problem haben wir heute wirklich nicht, aber damals gab es das. Lesen wir Titus 1, Vers 5 – ja doch, Vers 6: „Wenn einer unbescholten ist oder nicht anzuklagen, ein Mann einer Frau.“ Er muss der Mann von nur einer Frau sein.
Bei einer Gesellschaft wie in Kreta muss man das natürlich sagen. Wer weiß, wenn die ethischen Werte wieder so stark fallen, wie das in unserem unchristlichen Westen noch werden wird.
„Mann von nur einer Frau“ heißt nicht, gleichzeitig mit zwei Frauen verheiratet. Es gab solche, die sich bekehrt haben. Was macht man jetzt? Kann man eine Frau wegschicken? Nein, das kann er nicht. Er hat beiden Frauen versprochen, ihnen treu zu sein. Was soll er also tun? Er soll damit leben, aber Ältester kann er nicht werden. Warum? Weil er kein Vorbild ist.
In der Gemeinde Jesu soll man von der falschen Kultur, von der falschen Ethik zur christlichen Ethik kommen. Gott wollte ursprünglich, dass der Mensch nur mit einer Frau verheiratet ist, nicht mit zwei. Also kann der, der zwei Frauen hat, kein vorbildhafter Hirte sein und ist disqualifiziert.
Das nächste: Zeit haben. Das steht so nicht in der Bibel, dass ein Hirte Zeit haben muss, aber das ist klar. Ein Hirte muss Zeit für die Menschen haben. Wenn der Hirte ständig weg ist oder nur bei der Versammlung anwesend sein kann, ist das zu wenig.
Apostelgeschichte 20, Vers 18 hatten wir gelesen: Paulus sagt, als er zu ihnen kam: „Es ist euch bekannt, wie ich mich vom ersten Tage an, als ich in Asien war, die ganze Zeit unter euch verhielt, dass ich dem Herrn diente mit aller Demut und vielen Tränen und Prüfungen, die mir durch die Nachstellungen der Juden widerfuhren, wie ich nichts von dem, was nützlich war, zurückhielt, dass ich euch nicht berichtet hätte und es euch nicht gelehrt hätte, öffentlich und von Haus zu Haus, wobei ich Juden und Griechen mit Ernst bezeugte Busse zu Gott und Glauben an unseren Herrn Jesus Christus.“
Hier sieht man, dieser Mann hat sich dem Dienst hingegeben, und das brauchte Zeit. Das heißt, er muss ein Hirtenherz haben, ein Herz für Menschen, er muss mit den Menschen sein.
Unbescholten – das steht an erster Stelle in der Liste in 1. Timotheus 3, Vers 2 und Titus 1, Vers 7. Unbescholten heißt, solche, die man nicht anklagen kann. Titus 1, Vers 6 und 7: „Wenn einer nicht anzuklagen ist oder unbescholten ist.“ Das heißt, er hat ein gutes Zeugnis, man kann ihm nichts vorwerfen und sagen: „Du bist kein Vorbild.“ Er hat einen guten Ruf, es passt einfach.
Charakterlich reif, fähig, die Familie zu führen – das hatten wir schon. Er soll die Familie führen können. In Vers 6 bei Titus 1 heißt es: „Mann einer Frau, der Kinder hat, die treu sind und nicht unter Anklage stehen wegen eines heillosen Wesens oder weil sie sich nicht unterordnen.“ Die Familie soll ein gutes Zeugnis geben.
Charakterlich reif, kein Neuling (1. Timotheus 3, Vers 6), lehrhaft, also im gewissen Sinne das Wort Gottes lehren können.
Weiter: Wie wird man Hirte? Wie ist der Weg in den Hirtendienst?
Erstens: Gott bestimmt, wer Hirte wird. Gott gibt die Gaben. Es geht immer von Gott aus. In Apostelgeschichte 20, Vers 28 lesen wir: „Der Heilige Geist hat euch zu Hirten gemacht.“ Apostelgeschichte 20, Vers 28: „Gebt Acht auf euch selbst und auf die kleine Herde, in der der Heilige Geist euch zu Aufsehern gesetzt hat, um Hirten zu sein.“ Der Heilige Geist rüstet aus, begabt und lässt heranreifen.
1. Korinther 12, Verse 4-7 und Vers 28: Gott hat in der Gemeinde gesetzt. Gott bestimmt und setzt.
Zweitens: Es darf und soll sogar ein eigener Wunsch vorhanden sein. 1. Timotheus 3, Vers 1 ist ein wichtiger Vers: „Zuverlässig ist das Wort: Wenn jemand sich nach einer Aufseherschaft ausstreckt, also nach einem Ältestendienst, begehrt er eine vortreffliche Tätigkeit.“ Wenn jemand diesen Eifer hat, ein Hirte für die Geschwister zu werden, ist das gut. Das ist kein Stolz oder Hochmut.
Diesen Wunsch soll er weiterhin hegen und pflegen. Der Heilige Geist motiviert uns, und wir sollten eifrig sein. Junge Brüder, Männer, wir sollten sagen: „Herr, mach mich zu einem Hirten für die Geschwister.“ Der Herr wirkt weiter.
Drittens: Bereits ausgeübte Lehrtätigkeit ist erwünscht. Titus 1, Vers 9: „Er soll lehrhaft sein.“ Hebräer 5, Vers 12: „Ihr solltet eigentlich der Zeit nach schon Lehrer sein, aber ihr seid zurückgeblieben.“ Lehren dürfen wir schon, aber wir sollten uns der Verantwortung bewusst sein, die das mit sich bringt.
Viertens: Die Führung der Gemeinde. Die Führung schaut sich um nach treuen Menschen. 2. Timotheus 2, Vers 2: „Was du im Beisein vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Menschen an.“ Timotheus soll sich umschauen nach treuen, zuverlässigen Leuten und diese fördern.
Epheser 4, Vers 12: „Zurüsten“ heißt dort. Man soll Ausschau halten, wo treue Menschen sind, wo der Heilige Geist schon etwas getan hat.
Nicht, wie ich manchmal gehört habe in Gemeinden: „Wir hätten noch ein Amt frei, mag jemand haben, will es jemand tun?“ So geht es nicht in der Gemeinde Jesu. Treue Leute müssen es tun.
Die Gemeinde darf natürlich einbezogen werden, wenn zum Beispiel die Brüder sagen: „Wir merken, hier sind zwei, drei oder vier Brüder, die möchten Älteste einsetzen.“ Dann wird gebeten, vielleicht auch gefastet, um eine wichtige Entscheidung zu treffen.
Wenn jemand meint, diese Brüder entsprechen nicht den Qualifikationen, soll er das sagen. Wenn Informationen fehlen, werden diese eingeholt.
Wir hatten so einen Fall in Österreich: Dort sollten Älteste eingesetzt werden, es waren etwa fünf Brüder. Bei einem kam heraus, dass etwas nicht passte. Man sagte: „Wir warten bei dem einen Bruder.“ Er wurde nicht eingesetzt, die anderen vier wurden eingesetzt.
Wenn nur eine Stimme dagegen ist, reicht das. Die werden untersucht, und man will nicht vorschnell handeln. Das kann sich in einem Jahr ändern. Wir haben Zeit.
Schafe müssen dem Hirten folgen können. Es muss Vertrauen da sein. Wenn das nicht der Fall ist, ist es besser, solche nicht als Hirten einzusetzen.
Die Ältesten werden dann anerkannt, das heißt öffentlich eingesetzt. Wie das geschieht, steht in der Bibel nicht genau. In Apostelgeschichte 14, Vers 23 heißt es: „Nachdem sie ihnen in jeder Gemeinde Älteste bestimmt hatten, wobei sie unter Fasten gebetet hatten, übergaben sie sie dem Herrn, an dem sie geglaubt hatten.“
Was hat man gemacht? Man hat in der Gemeinde Älteste bestimmt. Manche Übersetzungen sagen „gewählt“. Steht das bei jemandem? Nicht „erwählt“. Dann muss man überlegen, wer gewählt hat.
Das Subjekt ist „sie“. Wer sind „sie“? Paulus und Barnabas.
Apostelgeschichte 14, Verse 20-23: Paulus und Barnabas ziehen aus, verkündigen die Botschaft, festigen die Seelen der Jünger und rufen sie auf, im Glauben zu bleiben. Dann bestimmen sie in jeder Gemeinde Älteste.
Das griechische Wort heißt nicht „erwählt“, sondern „die Hand heben“, cheirotoneo, also mit der Hand anzeigen: „Du und du.“
Dann hat man gebetet, ob die Hände aufgelegt wurden, steht hier nicht. In einer anderen Stelle, Apostelgeschichte 13, als Missionare ausgesandt wurden, hat die Gemeinde mit Gebet und Fasten begleitet und die Hände aufgelegt. Hier steht es nicht, aber unter Fasten haben sie gebetet.
Man nimmt sich also intensiv Zeit. Manchmal ist es gut, wenn in einer Gemeinde eine schwierige Situation ist, nicht einfach menschlich zu reagieren, sondern zu fasten und zu beten. Das ist ein Vorbild der Gemeinde.
Es gibt Situationen, die ich erlebt habe, in denen die Ältesten sagten: „Das passt bei mir gar nicht“, aber das kam erst heraus, als sie sich vor dem Herrn demütigten, fasteten und beteten. Dann sagten sie: „Wenn niemand die Voraussetzungen erfüllt, haben wir keine Ältesten.“ Dann hatten sie keine Ältesten.
Und jetzt? Dann fasteten und beteten sie weiter und baten den Herrn, dass er welche erwecke, Brüder mit einem geistlichen Anliegen für die Gemeinde. Das dauert eine Zeit.
Wenn man geistlich handelt, kann der Herr etwas tun, dann kristallisiert sich etwas heraus.
Leider wird das oft menschlich gehandhabt, und das darf nicht sein. Der eine meint: „Mein Sohn soll Ältester werden, weil ich Ältester war. Dann macht er es so wie ich.“ So geht das nicht. Das sind keine biblischen Kriterien.
Biblisch handeln heißt, eng an den Herrn hängen.
Die Ältesten werden öffentlich anerkannt, das heißt, es wird bekanntgegeben, gebetet, mit oder ohne Handauflegung.
Hier noch einmal die Stelle: „Nachdem sie ihnen in jeder Gemeinde Älteste bestimmt hatten.“ Das Lexikon sagt: Nicht eine Wahl durch die Gruppe, sondern Einsetzen. Das Subjekt sind die Apostel.
Die Bibel kennt keine Ordinierung oder Einsegnung. Die Bibel nennt das einfach „Älteste eingesetzt“ oder „bestimmt“. Das ist ein einfaches Wort, kein spezielles Wort mit dem Beigeschmack, dass jemand von ganz oben kommt und eine besondere Vollmacht hat und einsetzt.
Das Wort „ordinieren“ hat sich verselbstständigt und ist viel zu stark geworden. Deshalb spreche ich nicht von Ordinierung oder Einsegnung, sondern verwende das normale Wort „einsetzen“. Sie sind jetzt eingesetzt, öffentlich anerkannt, der Heilige Geist hat sie zu Ältesten gemacht, sie sind bereit, erfüllen die Voraussetzungen und tun den Dienst.
Wir müssen zum Schluss kommen: Wie viele Hirten es gibt, so viele gibt es. Nicht einfach: „Wir brauchen drei“, dann sagt jemand: „Nein, wir brauchen fünf“, und dann machen wir fünf. Wenn keine fünf da sind, gibt es keine fünf.
So viele, wie die Voraussetzungen erfüllen, und je mehr, desto besser, die dann in einer einmütigen Gruppe zusammenarbeiten.
Zum Schluss noch zur Anerkennung, zur Beziehung der Gemeinde zu den Hirten.
Wir haben einige Stellen in der Bibel, die hier aufgeführt sind, wie die Gemeinde, also die anderen Geschwister, sich den Hirten gegenüber verhalten soll.
In 1. Thessalonicher 5, Vers 12 heißt es: Die Gemeinde soll sie wertschätzen, anerkennen, ehren und respektieren für das, was sie tun.
1. Thessalonicher 5, Vers 12: „Wir suchen euch, Brüder, wisset die zu schätzen, die an euch arbeiten und euch im Herrn vorstehen und euch ermahnen. Haltet sie mit Liebe in hoher Achtung, in sehr hoher Achtung wegen ihres Werkes. Habt Frieden unter euch.“
Das Nächste: Entlasten, unterstützen, wo wir können. Vielleicht können wir Eier vorbeibringen oder Butter oder einen Automechaniker oder so. Man kann die Hirten entlasten.
Auch durch Gebet, durch materielle Unterstützung und eine gute Haltung.
Es ist wichtig, den Ältesten den Rücken zu stärken, ihnen nicht in den Rücken zu fallen.
Wenn jemand Kritik hat, soll er direkt zu den Ältesten gehen und nicht mit Bruder B oder C darüber reden. Das ist todbringend und darf nicht geschehen.
Wer ein Problem hat, vielleicht mit einer Predigt oder etwas anderem, soll direkt zum Ältesten gehen. Kritik darf angebracht werden, aber auf die richtige Art und Weise und an der richtigen Stelle, nicht hinter dem Rücken reden.
Zusammenarbeit, einmütig, mit Fleiß dem Herrn dienen. Epheser 4, Verse 1-3: „Mit Fleiß die Einheit des Geistes bewahren, durch das Band des Friedens zusammenarbeiten.“
Die Gemeinde arbeitet, die Gemeinde lässt sich nicht nur bedienen, sondern ist eine Dienstgemeinschaft, in der alle dienen.
Wir spielen nicht Gemeinde, wir betreiben kein Gemeindespiel, sondern wir arbeiten, wir dienen dem Herrn.
Viertens, wie schon erwähnt: Bei Fragen Einwände oder Korrekturen sollen von unten her kommen, vom Wort Gottes her, persönlich und direkt.
Damit schließe ich. Möge der Herr uns helfen in unserer Beziehung und dass wir im Dienst wachsen können und auch die Hirten ermutigen.
Stehen wir noch auf zum Gebet. Vielleicht begleitet uns noch jemand im Gebet.