Nun kommen wir heute zu Philipper 2,12-18. Beim letzten Mal hatten wir das Beispiel Jesu betrachtet, der sich selbst erniedrigt hat. Dieses Beispiel dient als Ermutigung für uns, ebenfalls demütig zu sein und den Weg der Demut und Erniedrigung zu gehen.
Das ist eine große Hilfe für uns alle, besonders in Schwierigkeiten und Spannungen. Wenn wir mit anderen zusammenleben, ist es wichtig, uns in der Demut Jesu zu beugen.
Nun kommen wir zu einem Abschnitt, der überschrieben ist mit „Sorge um das Heil“. Diese Themen hängen normalerweise zusammen. Wenn wir zum Beispiel ein Lied singen, in dem wir zu Gottes Wegen ja sagen, zeigt sich darin, dass der Feind versucht, uns im Glauben durcheinanderzubringen.
Das passiert oft, wenn man plötzlich in Ärger über Gott lebt. Man kann dann auch das, was Gott einem als schweres Los zugemutet hat, nicht mehr annehmen. In solchen Momenten entsteht innere Rebellion. Dadurch verliert man auch die Glaubensgemeinschaft mit Gott.
Das Thema „Sorge um das Heil“ zeigt: Man kann das Heil empfangen und es doch wieder verlieren. Man kann Christ werden, aber es ist möglich, nicht Christ zu bleiben.
Das wird heute Abend das Thema sein: Wie müssen wir aufpassen, dass wir das Heil bewahren?
Die Verantwortung des Glaubenslebens
Also, meine Lieben, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid – nicht allein in meiner Gegenwart, sondern jetzt noch vielmehr in meiner Abwesenheit – schafft, dass ihr selig werdet mit Furcht und Zittern.
Denn Gott ist es, der in euch wirkt, sowohl das Wollen als auch das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen. Tut alles ohne Murren und ohne Zweifel, damit ihr ohne Tadel und lautere Gotteskinder seid, ohne Makel mitten unter einem verdorbenen und verkehrten Geschlecht. Unter diesem seid ihr als Lichter in der Welt sichtbar.
Dadurch, dass ihr festhaltet am Wort des Lebens, zum Ruhm für mich an dem Tage Christi, dass ich nicht vergeblich gelaufen bin noch vergeblich gearbeitet habe. Und wenn ich auch geopfert werde bei dem Opfer und Gottesdienst eures Glaubens, so freue ich mich und freue mich mit euch allen. Darüber sollt ihr euch auch freuen und euch mit mir freuen.
Das ist eine merkwürdige Sache: Der Teufel hat leichtes Spiel bei den Christen. Man meint eigentlich, wenn viele Christen zusammen sind, müsste eine Atmosphäre herrschen, in der Gott wirklich wirkt. Aber es ist genau umgekehrt.
Wenn man unser Europa im Überblick über die ganze Welt betrachtet, muss man ganz offen und ehrlich sagen: Es gibt auf der Welt keinen so dunklen Kontinent wie Europa. Hier ist der Abfall vom Glauben so massiv, und die Menschen sind fern von Gott. In vielen Ländern der Welt gibt es viel mehr Gottesfurcht, und die Christen dienen Gott viel eifriger.
Bei uns ist es besonders schlimm, dass unter den Christen eine solche Lässigkeit herrscht. Viele, die meinen, Gott zu dienen und am Gottesdienst teilnehmen, sind oft besonders lässig.
Sie haben das sicher auch schon beobachtet: an vielen praktischen Folgen des Glaubens, also am Leben und am praktischen Verhalten. Man kann doch nicht sagen, es geht so. Wie kann ein Mensch so leben, wenn er gleichzeitig Jesus gehören will? Wie kann er das so leicht nehmen?
Die Gefahr der Glaubensmüdigkeit
Wir sollten uns überlegen, wie die Nachfolge Jesu und die Praxis unseres Lebens bei uns zusammenhängen.
Darüber schreibt Paulus an die Philipper. Er hat diese Gemeinde ja ins Leben gerufen. Sie erinnern sich, dass es Lydia war, die mit ihrer Boutique zum Glauben kam. Wir kennen auch den Gefängnisdirektor, der mit seiner ganzen Familie dazugehörte. Und dann kamen noch eine ganze Reihe weiterer Leute dazu.
Jetzt sorgt sich Paulus um Lydia, um den Gefängnisleiter und um die anderen. Er sagt: Hoffentlich setzt ihr euren Christenstand so fort, wie er damals bei der Bekehrung war. Es besteht die große Gefahr, dass man nach einiger Zeit im Glauben müde und matt wird. Dann wird der Christenstand verwässert und kraftlos.
Was ist jetzt eine Hilfe? Schauen wir es uns einmal an. Ich möchte Ihnen auch immer helfen bei der Bibelauslegung. Wie liest man die Bibel? Wir wollen einige Worte anschauen, die man sich unbedingt unterstreichen müsste.
Da würde ich das Wort "gehorsam" unterstreichen. Dabei muss man doch einfach stutzen: Sind Sie gehorsam dem Wort Gottes gegenüber? Sind Sie gehorsam Gott gegenüber, dem Willen Jesu gegenüber?
Jetzt muss ich Sie auf eines aufmerksam machen: Heute ist es sehr verbreitet, dass man über den Glauben redet und so tut, als ob der Glaube etwas wäre, das wir dem Menschen anbieten. Man überlegt sich: Da ist ein Mensch in Not, er ist verzweifelt, und wir sagen: Glaub doch an Jesus, der hilft dir aus deiner Not heraus. Er macht dein Leben leichter, er kann dir vielleicht sogar Gebetserhörungen schenken und dir die Last von der Schulter nehmen.
Also bieten wir unseren Glauben immer mit lockenden Erfolgen an und sagen: Wenn du zu Jesus kommst, dann kriegst du etwas – das lohnt sich. Das ist ja richtig.
Vielleicht wird darüber verschwiegen, dass Glauben auch Gehorsam in sich einschließt. Im neutestamentlichen Wortsinn von Glauben steckt immer Vertrauen drin. Das ist klar: Ich vertraue Jesus. Aber genauso gehört das Gehorsamsein dazu. Das wissen Sie etwa aus den Reden, die Jesus an seine Jünger gehalten hat. Es war ganz wichtig, dass sie in seinen Fußstapfen gehen, dass sie seine Gebote und seine Worte bewahren und halten. So bleibe man in seiner Rede.
Und das ist etwas, was wir heute verloren haben. Für viele Leute ist das nur interessant: Ich glaube an Jesus, solange er mir meine Wünsche erfüllt. Dann kommt eine Krise, wenn plötzlich das nicht mehr stattfindet oder wenn er von ihnen etwas fordert.
Dann verliert man die Nähe zu Jesus und ist plötzlich ohne Kontakt mit ihm, wenn man nicht mehr gehorsam ist.
Das sind nicht bloß die zehn Gebote, obwohl diese sehr hilfreich sind. Die Gebote, die wir uns immer auch in der Auslegung Martin Luthers vergegenwärtigen – denken Sie nur an das achte Gebot: Gutes von anderen reden, alles zum Besten kehren. Wie werden wir schuldig darin? Mein Christenstand ist nichts wert, wenn ich das nicht umsetze.
Paulus sagt: „Wie ihr gehorsam gewesen seid in meiner Gegenwart, so sei es auch in meiner Abwesenheit.“ Er fordert, dass ihr euren Christenstand ganz praktisch verwirklicht.
Heute laufen die dümmsten Sätze herum, dass jemand sagt: „Ich möchte doch nicht gesetzlich sein.“ Als ob das Wort Gottes nicht bindend für uns wäre! Unsere jungen Christen wollen das auch deutlich machen und sagen: Gott hat Lebensordnungen gegeben. Diese sind hilfreich und gut, damit wir eindeutig und durchsichtig leben.
Wir sollen so leben, dass der Geist Gottes nicht von uns weggeht, dass wir den Heiligen Geist nicht betrüben und uns nicht versündigen. Wir wollen uns davor hüten, unser Leben mit Ungehorsam zu beschmutzen.
Also das mit dem Gehorsam ist ein ganz wichtiger Punkt. Man kann sein Heil verspielen.
Die Bedeutung von Gehorsam und Nachfolge
Es ist ganz normal, dass der Christenstand mit der Zeit träge und lässig wird. Ich bedaure immer wieder, dass es heute so wenig Evangelisationen gibt. Früher war es üblich, Evangelisationsveranstaltungen abzuhalten. Das ist heute etwas aus der Mode gekommen, weil viele Christen sagen, wenn man evangelisiert, müsse es ein richtiger Durchbruch sein. Mindestens 80 Nichtchristen müssten dabei sein. Ich weiß nicht.
Ich selbst habe in meinem Leben durch Evangelisationsveranstaltungen als Christ ungemein viel profitiert. Diese Veranstaltungen waren immer wieder Wendepunkte, auch in meiner Nachfolge Jesu. Ich habe dort erneut gehört, wie eindeutig mein Leben sein sollte und dass Buße nötig ist. Reue wird gefordert, und Schuld muss abgelegt werden. Das soll auch immer so sein, wenn wir zum Gottesdienst zusammenkommen. Man sollte sagen können: „Das war für mich ein Punkt, an dem ich Dinge in meinem Leben neu sehe. Da muss ich etwas vor Gott ordnen. Ich möchte eine neue Richtung einschlagen. Ich will dort, wo ich gezögert habe, jetzt wirklich Jesus folgen.“
Heute Abend möchte ich Ihnen das ganz konkret sagen, weil ich denke, in Ihrem Leben sind jetzt auch Korrekturen nötig. Manches war heute nicht in Ordnung. Das müssen Sie wirklich noch bereinigen, denn Gott will Gehorsam. Sonst kann er uns nicht segnen. Es läuft also gerade umgekehrt: Ich kann nicht zuerst von Jesus etwas erbitten, ohne dass er von mir etwas fordert.
Wir sollten wieder sagen: Der Christenstand ist nicht etwas, das man tut, um sich dabei eine Freude zu holen. Sondern man sagt: Das fordert der Herr von dir. Hast du das auch wirklich vor, hinauszuführen? Willst du das wirklich?
In den Ländern der Dritten Welt ist es üblich, dass Menschen, wenn sie zum Glauben kommen, ein halbes Jahr warten müssen, bevor sie sich taufen lassen. Nichts wird überstürzt. Man soll sich überlegen, ob man das wirklich mit allen Konsequenzen tun will.
Wir sollten aufpassen, dass wir nicht zu schnell Entscheidungen fordern. Das ist vielleicht ein Nachteil, wenn man bei gewissen Veranstaltungen die Leute gleich nach vorne bittet. Billy Graham hat immer gesagt, es sei ihm wichtig, damit er die Seelsorge an Menschen üben kann. Er machte einen Punkt deutlich: Oft ist es ein langer Weg, bis Menschen wirklich umsetzen, was es heißt, Jesus nachzufolgen und in konkreten Gehorsam zu kommen.
Wir sollten nie das Wort „Glauben“ benutzen, ohne daran zu denken, dass Gehorsam dazugehört. Vertrauen und Gehorsam sind die zwei Beine, auf denen das Wort „Glauben“ steht. Ein Glaube, der nur vertraut und nicht gehorsam lebt, ist kein biblischer Glaube. Es geht gar nicht anders.
Wir haben ein gutes Beispiel in der Bibel beim Volk Israel. Wie schnell erstarrte ihr Glaube! Wenn man in den Richterbüchern liest, fällt das besonders auf. Immer wieder heißt es dort: Die nächste Generation tat übel vor dem Herrn.
Da fragt man sich immer wieder: Wie lange reicht eigentlich das, was Eltern ihren Kindern weitergeben? Man kann fast als Faustregel sagen: Nach 25 Jahren ist wieder eine richtige Erweckungsbewegung nötig. Oft hält es nicht einmal so lange.
In unserem Leben kommt die Erstarrung des Glaubens meist noch viel früher. Die Schläfrigkeit greift um sich, und man fürchtet Gottes Gericht nicht mehr. Man sagt: „Ach, das wird schon irgendwie gut gehen.“
Warnung vor Glaubensläsigkeit
Eine schlimme Gestalt in der Bibel ist der alte Eli, der auf seinem Stuhl sitzt, während seine beiden Söhne am Heiligtum allerlei unrechte Dinge tun. Der Vater Eli sagt: „Nicht doch, meine Söhne!“ Doch sie lachen ihn aus und meinen: „Lass doch den alten Dackel da noch reden.“ Sie machen, was sie wollen. Dann heißt es: „Aber du hast ihnen nicht gewehrt, du hättest es wehren müssen.“
Eli selbst war im Glauben so nachlässig geworden, dass er sagte: „Ach, Gott wird es doch nicht so genau nehmen.“ Dafür kam er um, und die Bundeslade wurde geraubt.
Wir sehen das erschütternd in der Kirchengeschichte. Wenn man einmal durch Kleinasien reist, die heutige Türkei, findet man überall frühchristliche Kirchen. Wunderbare Kirchen mit großen Säulen und Marmorornamenten – alles verwüstet im Sturm des Islam im siebten Jahrhundert. Genauso in Nordafrika: In Alexandrien und Karthago gab es Kirchen mit Tausenden von Plätzen. Heute kennt man dort nur noch Gaddafi und die Herrschaft des Islam.
Das Evangelium, so hat Luther gesagt, ist wie ein Fahren der Platzregen. Unsere Sorge ist immer wieder, ob nicht der Platzregen über unser Land hinweggezogen ist. Es ist eine Frage, ob wir im Gehorsam festbleiben.
Dabei macht es gar nichts, wenn man sich allein fühlt und sagt: „Die anderen Christen leben alle anders.“ Lassen Sie sich hier beim Gehorsam festhalten. Das Evangelium ist eine Freudenbotschaft. Gerade der Philipperbrief erzählt so viel, was uns fröhlich macht.
Auch in unserem Abschnitt, im 18. Vers, kommt die Freude noch einmal zum Ausdruck. Doch der Gehorsam ist keine lästige Pflicht, sondern eine beglückende Befreiung.
Wir müssen uns das immer wieder klar machen: Auch dort, wo Sie mit Menschen reden, die in ihrem Leben Schwierigkeiten haben, kommen Sie nur dann einem Menschen zu Hilfe, wenn Sie ihn zurückführen auf die biblischen Grundlinien. Anders geht es nicht.
Die Bedeutung klarer Lebenslinien
Martin Luther hat einmal in seinem Leben den größten Irrtum begangen, den man machen kann. Dies wurde ihm fast zum Verhängnis.
Philipp von Hessen, Landgraf in Marburg, war ein genialer Mann und eine temperamentvolle Gestalt. Damals war es üblich, dass Kinder schon früh verheiratet wurden. So war es auch bei Philipp von Hessen. Als die Heirat zustande kam, musste er diese aus Staatsräson eingehen. Er sagte jedoch, dass er mit seiner Frau gar nicht zusammen sein könne. Das Zusammenleben war über viele Jahre hinweg schrecklich und grauenvoll.
Schließlich kam Philipp von Hessen verzweifelt zu Luther und suchte Hilfe. Er fragte, was er tun könne, da er sein Leben nicht bewahren könne. Luther gab ihm daraufhin den völlig falschen, dummen und unbiblischen Rat, er solle heimlich eine Nebenfrau nehmen. Dieser Rat belastete die Reformation ungemein. Luther wurde immer wieder vorgeworfen, er habe die Bigamie gefördert.
Sicherlich hat Luther in einem Anflug von Schwäche gesagt, dass er den armen Mann verstehen könne. Er meinte, wenn Philipp von Hessen dadurch wenigstens die Einehe lebt, sei das doch besser. Oft ist man selbst schwach, weil man an die eigene Schwachheit denkt. Dann sagt man sich, man müsse das Problem irgendwie lösen.
Man kommt nur weiter, indem man klare biblische Linien vertritt. Diese sollten mit Barmherzigkeit, aber auch mit Klarheit vertreten werden. Ich beobachte immer wieder, wie unsere jungen Leute froh sind, wenn sie klare Linien erhalten. Diese Linien machen sie glücklich, denn sie definieren, was heute Liebe bedeutet, was Wahrheit bedeutet, und wie man mit Geld, Ehre und Lebensplänen umgeht.
Wir sollten ihnen mehr davon vermitteln und nicht zurückschrecken. Das sind keine Opfer, die man von ihnen verlangt. Es geht vielmehr um das Glück ihres Lebens.
Die Dringlichkeit der Selbsterhaltung im Glauben
Schafft, dass ihr selig werdet mit Furcht und Zittern. Ludwig Hofacker, ein Prediger, hatte eine Sorge, die er oft zum Ausdruck brachte. Sie wissen ja, wie viele Menschen Ludwig Hofacker in Stuttgart anzog. Er sagte, das Schlimme daran sei, dass die Leute später immer nur „Pfeffer“ wollten. Das heißt, sie gewöhnen sich so sehr an das klare Zur-Buße-Rufen, dass sie sagen: „Wenn ich es nicht wieder genauso höre, werde ich wieder müde.“ Nach einem Jahr ist dann alles wieder verflogen.
Wir müssen aufpassen, dass unser Christenstand nicht schwach und matt wird und dass wir im Glauben nicht nachlassen. Paulus sagt: Schafft, dass ihr selig werdet mit Furcht und Zittern. Seid euch bewusst, dass man sein ewiges Heil verspielen kann.
Es ist ganz wichtig, dass in der Bibel immer wieder davon gesprochen wird, dass es in der Ewigkeit nur zwei Plätze gibt: verloren oder angenommen. Ich kann nur empfehlen, die Worte Jesu zu prüfen. Wenn man in all den Gleichnissen hinschaut, sieht man entweder die klugen Jungfrauen drin oder draußen. Oder die Fische, die mit dem Netz an Land gezogen werden: Die Guten werden behalten, die Schlechten hinausgeworfen. Das Unkraut im Weizen wird ausgejätet. Zwei liegen auf einem Bett, einer wird angenommen, der andere verworfen.
Wenn Jesus uns etwas klargemacht hat, dann dies. Jesus hat uns keine klaren Anweisungen gegeben, ob wir Babys taufen sollen. Überhaupt hat Jesus wenig über die Taufe gesprochen. Das ist unser Dilemma. Aber das, was er uns gesagt hat, möchte ich beherzigen. Das ist wichtiger, als dass wir uns über die Taufe streiten: Man kann verloren gehen.
Das sollte uns immer wieder bewegen, damit wir nicht wegen einer Erbauseinandersetzung unsere ewige Seligkeit verlieren. Auch sollten wir nicht im Streit verharren oder wegen einer falschen, ungerechten Beziehung den Segen Gottes verlieren. Paulus sagt: Schafft, dass ihr selig werdet mit Furcht und Zittern. Seid euch bewusst, dass man alles verspielen kann. Das Schlimmste, was in diesem Leben passieren kann, ist, das ewige Heil zu verlieren.
Doktor Laubach sagt immer, sein tägliches Gebet sei: „Herr, bewahre mich vor Torheit, auch im Alter, damit ich nicht irgendwo in Sünde und Schande falle und alles verliere, was du mir geschenkt hast.“ „Herr, bewahre mich!“ Es ist nicht mein Verdienst, sondern dein Schutz und deine Gnade, die mich bei dir erhält.
Das Wort, das Paulus hier gebraucht, heißt: Ihr müsst daran arbeiten, ihr müsst euch bemühen. Man muss oft schon dafür arbeiten, dass man morgens die Stille findet und Zeit über das Wort Gottes hat.
Die Zusammenarbeit von Gottes Wirken und menschlichem Handeln
Jetzt kommt Vers 13: „Denn Gott ist der, der in euch wirkt, beides, das Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen.“
Das ist einer der ganz wenigen scheinbaren Widersprüche in der Bibel. Wie Sie wissen, gibt es in der Bibel kaum Widersprüche, aber diesen gibt es. Doch er lässt sich ganz einfach erklären. Wenn man diesen Vers zum ersten Mal liest, denkt man: „Ja, aber jetzt verstehe ich überhaupt nicht mehr. Ich soll etwas tun, und dann heißt es, Gott macht es. Soll ich es jetzt machen, oder macht es Gott?“ Viele machen daraus ein Ruhekissen.
Wenn man sich unter Christen umhört, hört man oft, dass Christen im Gebet sagen: „Herr, hilf mir, dass ich die Sünde lassen kann.“ Das ist ein dummes Gebet. Ich muss die Sünde lassen, es ist meine Entscheidung. Ich benutze gern das Bild, wenn ein Kind zu seiner Mutter sagt: „Mutter, hilf mir, dass ich lieb bin.“ Die Mutter antwortet dann: „Ich kann dir nicht helfen, du musst lieb sein.“ Das liegt in deinem Ermessen.
Da kam einmal jemand zu einem Seelsorger und sagte: „Können Sie mir nicht helfen, mit mir zu beten? Ich komme morgens immer so schlecht aus dem Bett.“ Der Seelsorger antwortete: „Das tue ich gern, aber eins musst du machen: Wenn du zuerst den ersten Fuß aus dem Bett heraushängst, dann will ich für dich beten, dass du den zweiten nachziehen kannst.“ So muss man es eben sagen: Es liegt an mir.
Es ist wirklich schlimm, wenn ich die Verantwortung von mir wegschiebe und sie Gott zuschiebe. Dann wäre das nur eine blöde Entschuldigung, und ich hätte die Verantwortung von mir weggedrückt.
Was hier gesagt wird, ist: „Denn Gott ist der, der in euch wirkt.“ Das heißt ja gerade, du kannst dich ändern. Gott will es ja. Gerade deshalb darfst du umkehren. Kein Widerspruch, ganz im Gegenteil.
Wenn jemand von einer falschen Tat oder einer unrechten Sache loslassen will, dann gibt ihm Gott die Kraft dazu. Gott will das, darum lass los! Gott macht dich stark.
Schlimm ist nur, wenn jemand innerlich mit seiner ganzen Sehnsucht daran hängt und sagt: „Ach, ich tue das so furchtbar gern.“ Nein, wenn ich loswill, wenn ich sage: „Ich möchte es doch gar nicht mehr, es tut mir so leid,“ auch mit manchen üblen Gedanken, mit Neid, Hass und Streit. Wenn wir es wirklich weg haben wollen, dann gibt uns der Herr auch die Kraft, es weglassen zu können.
Gott wirkt beides in euch: unser Wollen und unser Vollbringen. Unser Wille ist gefordert. Oft wird so getan, als wäre unser Herz ein Stein, der gar nichts machen könnte. Aber wir können sehr viel, auch wenn wir unter die Sünde verkauft sind. Wir können sehr viel, weil Gott beides wirkt: das Wollen und das Vollbringen.
Jetzt ist es wirklich eine falsche Ausrede, wenn wir sagen: „Aber weil ich einen so schwachen Willen habe, will Gott eben nicht.“ Im Gegenteil! Es ist so: Ich habe an der Sünde Gefallen und hänge daran. Aber dass ich überhaupt unruhig werde, ist eine Folge davon, dass Gott meinen Willen zieht.
Da merke ich schon, dass Gott in mir arbeitet, in mir eine Unruhe entsteht. Darum kann ich herauskommen, und darum darf ich loslassen.
Es ist auch eine große Ermutigung, gerade dort, wo wir in Schwierigkeiten und Abhängigkeiten stehen, mit Gottes Hilfe den Neuanfang zu wagen und ihm zu vertrauen. Er bewahrt und hilft uns, weil er Seligkeit schenken will.
Praktische Hinweise für den Glaubensalltag
Jetzt kommen noch eine ganze Reihe praktischer Ratschläge: Tut alles ohne Murren und ohne Zweifel. Das Murren ist das heimliche Schimpfen. Das muss ich mir auch immer wieder sagen. Man bekommt so eine pessimistische Lebensart, bei der man über alles die Nase rümpft, und das vergiftet uns. Wenn man hingegen lobt und dankt, geht alles viel leichter.
Murren ist keine Äußerung des Glaubens, obwohl es sicher viel gibt, was man beklagen kann. Morgen darf mein Bruder Kurt von der Klinik nach Hause. Natürlich kann er noch nicht richtig gehen, aber es ist mir doch immer eindrücklich gewesen, wie er in dieser ganzen Krankheit das geschafft hat. Klagen gehört dazu, aber er hat immer nur von den Fortschritten erzählt.
Das ist schon schön, wenn sich der Christenstand auch darin zeigt. Und wenn man das auch bei einem Menschen erlebt, der schwer geführt wird, dann ist das für mich wieder eine Ermutigung. Ich habe doch alles: Ich benutze meine Beine und meine Hände und habe alles, was ich brauche. Und trotzdem haben wir so ein Klagen ständig in unserem Mund.
Tut alles ohne Murren und ohne Zweifel, damit ihr ohne Tadel und lauter seid, Gotteskinder, ohne Makel, mitten in einem verdorbenen und verkehrten Geschlecht. Das ist auch der Grund, warum wir so schlecht in diese Welt hineinpassen. Die anderen sagen: „Guck mal, das ist ein komischer Christ.“ Unser Geschlecht ist verkehrt, weil es von Gott weg ist. Darum sind Christen manchmal so extrem anders.
Wir passen eben schlecht in diese Welt hinein. Oft ist man schon Außenseiter in der Familie oder im Geschäft. Die Leute schauen komisch, wenn ein Christ dabei ist. Ein verdorbenes und verkehrtes Geschlecht, das rechts und links vertauscht ist – wir sprechen auch noch miteinander, wir zwei –, ja, machen wir nachher, einen Moment, machen wir nachher –, rechts und links vertauscht, versteht ihr? Denn das macht es dann immer wieder schwierig.
In einem verkehrten und verderbten Geschlecht ist es kompliziert. Und als Christen erscheinen wir als Lichter in der Welt. Das ist in der Bibel oft ein Ausdruck für den Dienst der Gemeinde, dass wir einen Lichtstrahl hineingeben und gleichzeitig Positionslampen sind.
Vielleicht ärgern sich manche an unserem Christsein. Nicht – hoffentlich nicht – weil wir uns falsch verhalten, das wäre schlimm, sondern weil manche Leute sich irgendwo ärgern und sagen: „Deine Maßstäbe, gerade bei Kollegen, hat man das ja häufig gesagt: Komm, wie du das so machst, du hast so ein enges Gewissen und so weiter.“ Aber das ist ja gerade Lichtsein in die Welt hinein. Wir leben ein Stück von den herrlichen Lebensordnungen Gottes in Freude vor und geben einen Lichtstrahl in die dunkle Welt hinein. So vermitteln wir Hoffnung des Lebens.
Dadurch, dass ihr am Wort des Lebens festhaltet – was ist das Wort des Lebens? Das Evangelium. Oder ich könnte sagen, dass ihr an Christus festhaltet. Das ist das Wort, das mir Leben schenkt. Und das ist Ruhm für Paulus, dass er Menschen mitgebracht hat in die Ewigkeit.
Hat Sie der Gedanke schon einmal bekümmert: Wen bringe ich mit in die Ewigkeit? Wenn ich allein bloß ankomme, wäre das schade. Sie haben es doch auch Ihren Kindern schon gesagt, Ihren Patenkindern. Es wäre für mich der schlimmste Schmerz, wenn ich in der Ewigkeit wäre und du wärst nicht dabei. Nicht als Ruhm, sondern als Freude unseres Lebens.
Ich möchte doch Menschen zu Jesus führen. Wir wollen eine Leidenschaft haben, dass Menschen gerettet werden in einem verdorbenen und verkehrten Geschlecht. Das war Paulus auch in all seinem Dienst wichtig: „Wenn ich nur etliches selig mache.“ Er ging sogar so weit, dass er sagt: „Wenn ich nur ein paar Juden retten dürfte, wollte ich am liebsten in die Hölle verdammt sein, wenn es das machen würde.“ Wenn er damit schaffen könnte, dass ein paar gerettet werden, wollte er verbannt sein um seiner Brüder willen. So eine Leidenschaft hatte er, andere zu retten.
Und solch einen Geist brauchen wir wieder. Gerettet sein gibt Rettersinn. Wer das selber an sich erfahren hat, der kann mitfühlen und mitempfinden, wie es den anderen geht.
Und dann sagt er jetzt noch einmal von seinem schweren Martyriumsleben – er ist ja inhaftiert: „Wenn ich auch geopfert werde.“ Das Beispiel ist wie Jesus, der zur Hinrichtung geführt wird: „Wenn auch ich nun bei all dem mein Leben opfere, es macht nichts, wenn nur bei euch etwas herauskommt, wenn euer Glaube Frucht trägt und ihr davon etwas habt.“
Darüber sollt ihr euch freuen, und ihr sollt euch mit mir freuen. Es ging heute um das Heil, um das Leben im Glauben. Wir sollen so leben, dass wir das ewige Heil nicht verspielen.