Einführung in das Thema der Kleinen im Glauben
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 410: Vom Umgang mit Kleinen, Teil 5.
Wir waren gestern bei der Aussage stehen geblieben: Habt Salz in euch selbst und haltet Frieden untereinander. Bei Matthäus klingt ein ähnlicher Gedanke so:
Matthäus 18,10: Seht zu, dass ihr nicht eines dieser Kleinen verachtet.
Beim Begriff „Verachtung“ denken wir oft an eine heftige Form der Ablehnung. Wir verbinden ihn mit abfälligen Blicken, spöttischen Kommentaren und einem starken Gefühl der Geringschätzung. Die Bibel setzt hier jedoch einen etwas anderen Maßstab – man könnte sagen, den Maßstab der Liebe und des Friedens.
Am besten lesen wir weiter, um zu verstehen, worum es Jesus hier genau geht.
Die Bedeutung der Kleinen und Gottes Fürsorge
Seht zu, dass ihr nicht eines dieser Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel schauen allezeit das Angesicht meines Vaters, der im Himmel ist.
Was meint ihr? Wenn ein Mensch hundert Schafe hätte und eines von ihnen sich verirrt, lässt er dann nicht die neunundneunzig auf den Bergen zurück und geht hin, um das Verirrte zu suchen? Und wenn es geschieht, dass er es findet, wahrlich, ich sage euch, freut er sich mehr über dieses eine als über die neunundneunzig, die nicht verirrt sind.
So ist es nicht der Wille eures Vaters im Himmel, dass eines dieser Kleinen verloren geht.
Der letzte Vers scheint mir der entscheidende Punkt zu sein: Gott will nicht, dass eines dieser Kleinen verloren geht. Es geht also immer noch um die Kleinen, die an Jesus glauben. Wenn wir uns ihrem Glauben in den Weg stellen und sie nicht vor dem negativen Potenzial schützen, das in uns steckt, dann leben wir nicht im Willen Gottes.
Als reife Christen sind wir dazu berufen, mit aller Macht dafür zu sorgen, dass wir den Kleinen im Glauben nicht zum Anstoß werden. Wir dürfen nichts, wirklich gar nichts tun, was dazu führt, dass sie verloren gehen.
Jesus betont hier sogar, dass wir keines dieser Kleinen übersehen dürfen. Ihm ist die einzelne Person wichtig. Das zeigt er am Anfang: „Seht zu, dass ihr nicht eines dieser Kleinen verachtet.“ Und am Ende: „So ist es nicht der Wille eures Vaters, dass eines dieser Kleinen verloren geht.“
Die himmlische Bedeutung der Kleinen im Glauben
Warum sollen wir da besonders vorsichtig sein? Weil die Kleinen im Glauben so gut vernetzt sind.
Wir mögen auf der Erde mehr Freunde und mehr Einfluss haben, aber im Himmel gilt: Ihre Engel schauen allezeit das Angesicht meines Vaters. Jeder Kleine im Glauben ist Gott wichtig, so wichtig, dass sein Engel direkten Zugang zu Gott, dem Vater, hat.
Die Formulierung „das Angesicht schauen“ stammt aus der Sprache des Königshofes. Sie beschreibt, dass jemand Zugang zum König hat und Einfluss bei ihm besitzt. So lautete das Urteil Davids über Absalom in 2. Samuel 14,24: Der König sagte, Absalom solle sich zu seinem Haus wenden, aber sein Angesicht solle er nicht sehen. Absalom wandte sich daraufhin zu seinem Haus, doch das Angesicht des Königs sah er nicht. Das war eine Strafe. Er durfte das Angesicht des Königs nicht sehen.
Dagegen werden im Buch Esther die einflussreichsten Männer am Königshof des Ahasveros so beschrieben: Esther 1,13-14: „Und der König sprach zu den Weisen. Und die ihm am nächsten standen, waren Karschenar, Shethar, Admata, Tarsis, Meres, Marsena und Memuchan, die sieben Fürsten der Perser und Meder, die das Angesicht des Königs sahen, die den ersten Sitz im Königreich innehatten.“
Wir erkennen: Wenn die Engel der Kleinen Gottes Angesicht sehen dürfen, dann sind sie keine normalen Engel. Sie haben Zugang zu Gott und Einfluss vor dem himmlischen Thron.
In der apokryphen Literatur, die zwischen dem Alten und Neuen Testament entstanden ist, gibt es für besonders wichtige Engel sogar die Bezeichnung „Engel des Angesichts“. Wenn die Engel der Kleinen im Glauben allezeit das Angesicht Gottes schauen, wird damit betont, wie groß und einflussreich sie sind. Die Rechte der Kleinen werden von sehr bedeutungsvollen himmlischen Wesen vertreten.
Überlegungen zum Schutzengel-Konzept
Vielleicht fragt ihr euch jetzt, ob wir alle einen Schutzengel im Himmel haben. Die Bibel ist in dieser Hinsicht sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, solche Spekulationen zu nähren.
Meines Erachtens gibt es nur eine Stelle im Neuen Testament, die ein klein wenig in diese Richtung weist. Darin geht es um Petrus, der mit Gottes Hilfe aus dem Gefängnis flieht. Er klopft an die Tür eines Hauses, in dem viele Christen versammelt sind. Dann passiert Folgendes: Die Dienerin Rode kommt, erkennt die Stimme des Petrus und freut sich so sehr, dass sie sofort zurück ins Haus rennt, um allen davon zu berichten, dass Petrus vor der Tür steht. Dabei vergisst sie jedoch, die Tür für Petrus zu öffnen. Er steht also immer noch draußen.
Im Haus spekulieren die Christen darüber, was Rode gemeint haben könnte. Alle wussten ja, dass es Petrus nicht sein konnte, der da vor der Tür steht, denn Petrus saß ja im Gefängnis. Dann lesen wir in Apostelgeschichte 12,15: "Sie aber sprachen zu ihr: Du bist von Sinnen. Sie aber beteuerte, dass es so sei. Sie aber sprachen: Es ist sein Engel."
Die Anwesenden können also nicht glauben, dass Petrus wirklich vor der Tür steht. Die einzige andere Idee, die Sinn ergibt, lautet: Es ist sein Engel. Ich kenne keine andere Stelle in der Bibel, die so nahe an das Konzept von Schutzengeln herankommt.
Ehrlich gesagt reicht mir diese Stelle nicht aus, um ein ganzes theologisches Konzept darauf zu errichten.
Die Rolle der Engel im Dienst an den Gläubigen
Was ich grundsätzlich über Engel weiß, ist Folgendes:
In Hebräer 1,14 heißt es, dass Engel dienstbare Geister sind, die ausgesandt werden zum Dienst um derer willen, die das Heil erben sollen.
Das kann ich allgemein über Engel sagen: Sie sind dienstbare Geister. Ihr Auftrag besteht darin, denen zu dienen, die das Heil erben sollen – und das sind wir.
In diesem Sinn kümmern sich die einflussreichsten Engel um die Kleinen im Glauben. Warum tun sie das? Ganz einfach: Weil sie das Konzept von Größe widerspiegeln, das wir bereits kennen. Groß im Reich Gottes sind diejenigen, die sich um die Kleinen kümmern.
Und wir tun gut daran, uns das zu merken.
Schlussfolgerung: Die Bedeutung der Kleinen für Christen
Matthäus 18,10: Seht zu, dass ihr nicht eines dieser Kleinen verachtet, denn ich sage euch, dass ihre Engel in den Himmeln allezeit das Angesicht meines Vaters schauen, der in den Himmeln ist.
Wenn mächtige Engel direkten Zugang zu Gott haben und auf der Seite der Kleinen im Glauben stehen, dann darf es uns aus zwei Gründen nicht in den Sinn kommen, diese zu verachten.
Erstens haben die Kleinen mächtige Fürsprecher. Wenn wir die Kleinen nicht in Liebe aufnehmen, sondern uns ihrer geistlichen Entwicklung in den Weg stellen, wird das an allerhöchster Stelle zur Sprache gebracht werden.
Zweitens sind uns die Engel, die das Angesicht Gottes sehen, ein Vorbild. Wenn ihnen die Kleinen im Glauben wichtig sind, sollte ihr Beispiel auch uns motivieren. Wenn sie sich für die Kleinen einsetzen, dann sollten die Kleinen im Glauben auf unserer persönlichen Prioritätenliste ebenfalls ganz oben stehen.
Es lohnt sich, noch einmal darüber nachzudenken, wo die Kleinen im Glauben auf der eigenen Prioritätenliste stehen.
Abschluss und Ausblick
Das war es für heute. Vom 26. bis 28. April 2024 finden in Berlin-Spandau die Spandauer Bibeltage zum Philippabrief statt. Weitere Informationen dazu findest du im Skript.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden.
