Herr Präsident! Vielen Dank für die Einladung und die Möglichkeit, ein paar Worte zu meiner Person zu sagen.
Ich bin Österreicher, Wiener, und spreche daher mit einem breiten Dialekt. Meine Frau ist Schweizerin, und seit 1982 lebe ich in Deutschland. Dort war ich bei der Evangelischen Gesellschaft als Evangelist angestellt. Offiziell bin ich jetzt im Ruhestand, doch leider habe ich im Ruhestand keine Ruhe gefunden.
Ihr kennt sicher den Unterschied zwischen Pensionär und Rentner: Der Rentner rennt, und der Pensionär pennt – oder umgekehrt, je nachdem. Ein Vorteil, Österreicher zu sein, war, dass es kaum ein Land gab, in dem man vor der Wende so gut reisen konnte – sowohl in den Westen als auch in den Osten. Das haben wir ausgenutzt.
Man merkte an der Grenze sofort, ob ein Bundesdeutscher, ein Schweizer, ein Niederländer oder eben ein Österreicher kam. Meine Frau hatte sogar zwei Pässe, was die Grenzbeamten völlig verwirrte. Das hätte man richtig filmen sollen – das wäre eine Komödie gewesen.
Bis heute haben wir unsere besten Freunde in der ehemaligen DDR. Kurz vor der 40-Jahr-Feier am 7. Oktober 1989 – 40 Jahre Sozialismus, Fortschritt, Humanismus, Wohlstand für alle und so weiter – hat mir jemand aus der Gemeinschaftsbewegung eine Bibelstelle geschickt, die die Stasi wohl auch nicht verstanden hätte. Es war Psalm 95, Verse 10 und 11:
„Vierzig Jahre war dies Volk mir zuwider, so dass ich sprach: Es sind Leute, die meine Wege nicht lernen wollen, deren Herz immer nur den Irrweg will, so dass ich schwur in meinem Zorn, sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen.“
Und dann, fast auf den Tag genau, wisst ihr, am 9. November, wurde aus Marx Murks.
Das wollte ich zur Einleitung noch sagen.
Glaube an die Inspiration der Bibel und persönliche Überzeugungen
Wer das Thema „Die Bibel als Gottes Wort“ betrachtet, für den ist klar: Ich glaube an die Verbalinspiration, lehne jedoch ein mechanisches Diktat ab. Die Bibel lehrt das nicht. Man erkennt den persönlichen Stil eines jeden Schreibers. Man sieht, ob es Johannes, Paulus oder Petrus war, der den Text verfasst hat. Die Persönlichkeit wird nicht ausgeschlossen oder weggenommen, wie es bei einem spiritistischen mechanischen Diktat der Fall wäre.
Die Bücher, die den Weg für Hitler bereitet haben, wurden durch Geisterdiktat geschrieben. Der Begründer der Rassenlehre, die germanische Rasse als „Master Race“, die sogenannte Elite- oder Herrenrasse, war Houston Stuart Chamberlain, der Schwiegersohn von Richard Wagner. Er musste diese Schriften gegen seinen Willen niederschreiben und war selbst entsetzt über das, was er verfasste.
Übrigens ist auch „Die unendliche Geschichte“ durch Geisterdiktat entstanden, ebenso wie „Momo“ und andere Werke. Selbst Goethe bemerkte manchmal erst, wenn er ein Blatt schräg beschrieben hatte, was er eigentlich niedergeschrieben hatte. Er war ein partielles Schreibmedium und bevorzugte einen Bleistift gegenüber einer Feder. Die Feder störte ihn durch ihr Schnarren und holte ihn aus seinem sommerambulanzen, schlafähnlichen Zustand heraus.
Ich habe jetzt eine Tür geöffnet. Wenn ich weitergehe, wird es Mitternacht. Ich habe ohnehin das Charisma der Länge und Geschwindigkeit. Ihr müsst mir sagen, wenn ich zu schnell werde, besonders mit Wiener Dialekt, denn das wird für einen Erzgebirgler zu viel.
Ich glaube an die völlige Inspiration der Bibel, aber niemals unter Ausschaltung der Persönlichkeit. Letztlich bleibt das ein Geheimnis. Ich bin Anhänger von Elias Schrenk, dem Wegbereiter und Bahnbrecher der Evangelisation auf deutschem Boden. Er sagte, alle Bibelkritik sei ein Majestätsverbrechen und schleuse einen falschen Geist ein.
Dabei hilft mir auch meine naturwissenschaftliche Ausbildung. Naturwissenschaftler haben eigentlich viel weniger Probleme mit der Inspiration der Bibel als Menschen, die aus philosophischen Studien kommen. Seit Hegel wird dort eine andere Denkweise praktiziert.
Die Herausforderung der Aussage Jesu über das Kommen des Menschensohnes
Na gut, aber jetzt wollen wir noch vor Mitternacht zum zweiten Petrusbrief kommen. Ich beginne mit einer merkwürdigen Aussage, die einigen nicht unbekannt sein dürfte. Ich sehe da einige vertraute Gesichter, allerdings nicht zu viele.
In Matthäus 16, dem letzten Vers, sagt Herr Jesus: „Wahrlich, ich sage euch, es stehen etliche hier, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie des Menschensohnes kommen sehen in seinem Reich.“
Spätestens hier beginnt man doch zu stolpern. Das ist eigentlich fast eine Schlüsselstelle, auch für Leute, die sich evangelikal nennen, um vor einer zu wörtlichen Inspiration der Bibel zu warnen. Hier ist ja offensichtlich ein Fehler. Offensichtlich meinte Jesus, dass das Reich Gottes zu seinen Lebzeiten aufgerichtet werde, denn die, die damals standen, sind längst entschlafen.
Wenn er sich geirrt hat – ich denke, von meiner naturwissenschaftlichen Ausbildung her antithetisch – dann ist er nicht der Sohn Gottes. Und wenn er nicht der Sohn Gottes ist, sondern Fehler hat, ein Mensch wie jeder andere, dann können wir die Sache vergessen.
Was machen wir mit dieser Aussage? Wer hat eine Antwort? Jetzt nicht die Profis, Reinhard weiß das auch. Ich denke, ich habe das damals in Sosa aufgegriffen, wenn mich nicht alles täuscht. Hat jemand eine Antwort auf diese merkwürdige Aussage? Wenn wir da in Details gehen, ist der Abend gelaufen und man schließt den zweiten Petrusbrief irgendwann ab.
Die Antwort ist die Verklärung. Das steht in allen drei Evangelien, wo diese Aussage gebracht wird, immer sofort danach. Wir lesen dann Matthäus 17, ab Vers 1:
„Nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrus, Jakobus und Johannes, seinen Bruder, und ging mit ihnen allein auf einen hohen Berg. Dort wurde er vor ihnen verklärt, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elija, die mit ihm redeten.
Petrus aber hob an und sprach zu Jesus: ‚Herr, hier ist gut sein für uns; willst du, so wollen wir hier drei Hütten machen, dir eine, Mose eine und Elija eine.‘
Da redete er noch, da überschattete sie eine lichte Wolke, und eine Stimme aus der Wolke sprach: ‚Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!‘
Als die Jünger dies hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: ‚Steht auf, fürchtet euch nicht!‘
Als sie ihre Augen aufhoben, sahen sie niemanden mehr als Jesus allein.
Und als sie vom Berge herabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: ‚Ihr sollt dies Gesicht niemand sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.‘
Seine Jünger fragten ihn und sprachen: ‚Was sagen denn die Schriftgelehrten, zuvor müsse Elija kommen?‘“
Die Verklärung ist die Antwort auf diese im ersten Moment überraschende und offensichtlich von der Geschichte widerlegte Aussage: „Es stehen etliche hier, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie des Menschensohnes kommen sehen in seinem Reich.“
Die, die den Tod nicht schmecken sollten, waren die, die mit ihm waren auf dem Berg der Verklärung: Petrus, Jakobus und Johannes.
Ist das eine Ausflucht, ein Eskapismus, wie man heute sagt, ein Versuch, zu entkommen, um dann doch irgendwie zu versuchen, die Bibel als fehlerlos zu harmonisieren?
Die Bedeutung des zweiten Petrusbriefes und seine Authentizität
Wir befragen nicht die modernen Theologen, von denen es in Deutschland, besonders im Bereich der Bibelkritik, keinen Mangel gibt. Ich sage das nicht mit Freude im Herzen. Doch so sehr Deutschland auch gewaltige Männer Gottes hervorgebracht hat – und wir alle wissen, dass wir Luther viel verdanken – ist Deutschland zugleich die Hochburg der Bibelkritik.
Heinrich Heine, man nannte ihn die Spottrossel im deutschen Dichterwald, sagte vor mehr als hundert Jahren: Es sind in Deutschland die Theologen, die dem lieben Gott ein Ende machen.
Ist das also ein Versuch einer Erklärung? Wir befragen den Augenzeugen. Deshalb habe ich das so ausführlich vorgelesen, damit uns das noch in Erinnerung bleibt. Und hier sagt Petrus, oder beglaubigt sich selbst. Das ist auch deswegen bemerkenswert und erwähnenswert, weil der zweite Petrusbrief in der offiziellen Theologie generell als nicht echt anerkannt wird.
Wenn du an einer deutschen, kirchlich anerkannten Hochschule Theologie studierst und sagst, der zweite Petrusbrief sei von Petrus, dann bist du wahrscheinlich durchgefallen oder zumindest doch einigermaßen zurückgeblieben, um nicht zu sagen, in dieser Kategorie partiell gehirnamputiert. Kein moderner Theologe glaubt das, und es hat sich auch in unseren evangelikalen Kreisen durchgesetzt.
Jetzt sagt uns dieser Petrus – man nennt das mit einem Fremdwort eine angebliche Pseudoepigraphie. Epigraphie heißt Überschrift, also eine falsche Überschrift. Wenn ich einen Brief schreibe an Angela Merkel und darunter schreibe ich den Namen Roland Koch – der ja vor kurzem als hessischer Ministerpräsident zurückgetreten ist – dann hat das natürlich größere Autorität, als wenn darunter steht Alexander Seibel, von dem Merkel, was ich sehr hoffe, nie gehört hat.
Jetzt sagt dieser Petrus hier (2. Petrus 1,16): „Denn wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt.“ Auch Eugen Trebermann, der die Bibel rein existenziell und tiefenpsychologisch auslegt, muss zugeben: Die Bibel ist mythenfeindlich. Hier steht das Wort „Mythos“ im Grundtext, das gibt es fünfmal im Neuen Testament, und immer negativ.
Petrus sagt: „Wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn, sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen.“
Beim Wort „Kommen“ steht im Griechischen der Terminus technicus, der Fachausdruck für das Kommen des Herrn, für die Wiederkunft, die Parusie. Petrus sagt hier, wir haben seine Dynamis (Kraft) und seine Parusie (Wiederkunft) gesehen.
In der berühmten Ölbergrede, der Wiederkunftsrede unseres Herrn, als die Jünger ihn fragten: „Was sind die Zeichen deines Kommens?“ steht ebenfalls das Wort Parusie.
Ja, lieber Petrus, wo hast du das Kommen des Herrn gesehen? Du warst in Gethsemane und bist eingeschlafen. Du bist Zeitzeuge des ersten Kommens, aber wo hast du das Kommen in Kraft und Herrlichkeit gesehen?
Und wie führt er es weiter aus? „Denn er empfing von Gott dem Vater Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge.“
Eindeutig sagt Petrus hier, dass die Verklärung Jesu in prophetischer Verwegnahme die Parusie, die Wiederkunft des Herrn, war.
Und er sagt uns im selben Brief: „Vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag, und ein Tag wie tausend Jahre.“
Petrus als Augenzeuge und die Bedeutung der Verklärung
Und da könnte man noch manchen Beleg bringen. Vielleicht noch eines: Wir lächeln gerne über Petrus. Er sagt: „Herr, hier ist gut sein, lass uns drei Hütten bauen – dir eine, Mose eine und dem Elija eine.“ Im Parallelbericht im Lukasevangelium, im neunten Kapitel, wird gesagt, dass er nicht wusste, was er redete. Das ist beruhigend, nicht wahr? Dass von einem Apostel gesagt wird, er wisse nicht, was er redete, ist eigentlich ein großer Trost.
Habt ihr Sinn für Humor? Na, lieber nicht. Vielleicht verletze ich jemanden unnötig, das wollen wir nicht tun. Also schmunzeln wir über ihn. Aber warum wollte er die Hütten bauen? Er wollte das Laubhüttenfest feiern. Das Laubhüttenfest erinnert an die Wüstenwanderung und ist ein Erntefest. Es ist aber auch beziehungsweise ist es das klassische Fest des messianischen Friedensreiches.
In Sacharja 14, dem sogenannten Königskapitel, heißt es: „Seine Füße stehen am Ölberg, der Herr wird König sein“ (Vers 9). Alle Völker werden nach Jerusalem ziehen, und die Übriggebliebenen von allen Heiden, die gegen Jerusalem zogen, werden jährlich heraufkommen, um dem König, dem Herrn Zebaoth, anzubieten und das Laubhüttenfest zu feiern (Sacharja 14).
Petrus erkannte den Berg der Verklärung. Davon haben die Propheten geredet, das ist die Parusie – jetzt beginnt das messianische Friedensreich. Deshalb wollte er die Hütten bauen. Das hat er schon richtig erkannt. Natürlich hat er nicht die geschichtlichen Zusammenhänge vollständig verstanden. Sie sind faszinierend, aber wenn wir die alle hier einpacken, dann erfüllt sich wieder mein Spruch, der mir nacheilt, vorausgeht oder sonst wie: Nach der letzten Predigt war das Publikum erledigt. Die Erleichterung und Freude war groß, als man diesen Sprecher loswurde.
Antithetisch sagt Petrus: „Ich gehöre mit zu den Augenzeugen, ich war am Berg der Verklärung.“ Ein Theologe sagte einmal – dessen Namen ich hier nicht preisgebe –, ob der erste und zweite Petrusbrief wirklich von Petrus sind, das wollen wir hier nicht debattieren. Wir nehmen das heraus, was für uns eben ansprechend ist.
Und da sage ich: Moment einmal, wenn der Mann das geschrieben hat und nicht Petrus war, dann ist das so ein abgefeimter Lügner, dass er ihm auch erklärt, er war bei diesem besonderen Ereignis dabei, bei dem ja nur diese drei Jünger dabei waren. Dann interessiert mich der ganze Brief nicht mehr. Aber so denken offensichtlich Theologen nicht, die können anders denken. Für mich ist er also genuin, und er hat mich selbst unglaublich gestärkt.
Persönliche Erfahrungen und die Bedeutung des zweiten Petrusbriefes im Leben
Als Augenzeuge der Kulturrevolution habe ich den gesamten Wertewandel miterlebt. Was damals vor sich ging, werden wir in Kapitel 2 noch genauer erläutern. Es hängt eng mit meiner Biografie zusammen. Ich konnte bestimmte zeitgeschichtliche Ereignisse parallel zu dem, was der zweite Petrusbrief schreibt, lesen.
Für mich ist dieser Brief eine Erfüllung des Gebets Jesu um seinen angefochtenen Jünger. Jesus sagt zu Simon: „Simon, Simon, der Satan hat euer Begehr, euch wie den Weizen zu sichten. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dich einst bekehrst, stärke deine Brüder.“ Dieser Brief hat mich sehr gestärkt. Das Gebet Jesu hat sich in meinem Leben jedenfalls erfüllt.
Der erste Petrusbrief hat als Grundthema das Leid. Dieses Thema wird heute aktueller denn je, wenn man die Schreckensnachrichten aus dem Jemen, Afghanistan, Persien und jetzt auch Pakistan hört. Es handelt sich dort um eine Machoreligion, vor allem der Islam, oder zumindest um Insider aus Pakistan. In Pakistan gilt eine Frau oft als Mensch zweiter Klasse, und Christen haben es noch schwerer. Christliche Mädchen erleben dort oft grauenhafte Dinge.
Der erste Petrusbrief, der das Thema Leid behandelt, hat schon viele Menschen gestärkt. Man nimmt an, dass er kurz vor der Ermordung Neros geschrieben wurde. Nero starb 68 nach Christus durch Selbstmord, gezwungen von seinen Prätorianern. Seine letzten Worte waren „Qualis artifex pereo“ – „Welch großer Künstler stirbt mit mir“. Nun, das haben wir überlebt, also Neros künstlerische Leistung. Der Brief wurde ungefähr 67 nach Christus verfasst.
Zum zweiten Petrusbrief möchte ich noch einen Hinweis geben. Ein hochverdienter Mann, Adolf Schlatter, der das gesamte griechische Neue Testament auswendig kannte, erkannte den großen stilistischen Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Petrusbrief. Er hat sich damit intensiv auseinandergesetzt und gerungen. Später wurde in der Zeitschrift „Punkt“ – heute „Aufatmen“ – behauptet, der zweite Petrusbrief sei unecht, und man beruft sich dabei auf Schlatter, der jedoch wirklich einiges verstand.
Der Grund für den großen stilistischen Unterschied ist einfach: Ich könnte euch zwei Briefe zeigen – einen, den ich vor einem Jahr geschrieben habe, und einen, den ich vor dreißig Jahren verfasst habe. Obwohl ich seit mehr als vierzig Jahren gläubig bin, würdet ihr sagen, dass sie nicht vom selben Autor stammen.
Der einfache Grund dafür findet sich im ersten Petrusbrief, Vers 12: „Durch Silvanus, den treuen Bruder, wie ich meine, habe ich euch wenige Worte geschrieben.“ Silvanus war der Sekretär, man nannte ihn Amanuensis – derjenige, der zur Hand geht. Das waren gewiefte Leute, die beim Verfassen halfen.
Im Falle des zweiten Petrusbriefs, einem Gefängnisbrief, war kein Sekretär mehr zur Hand. Petrus schrieb als einfacher Fischer diesen Brief selbst. Das erklärt den stilistischen Unterschied ganz einfach.
Historischer Hintergrund und Verfolgung der frühen Christen
Das Christentum wurde im Jahr 63 nach Christus von Nero zur Religio illicita erklärt, also zur unrechtmäßigen Religion. Das kann auch uns passieren, wenn die Antidiskriminierung in dieser Form weitergeht.
Daraufhin begann die Verfolgung. Man nimmt an, dass Petrus und Paulus zur gleichen Zeit starben. Der eine wurde enthauptet, der andere gekreuzigt. Paulus war römischer Bürger und durfte deshalb nicht gekreuzigt werden. Die Kreuzigung war die Hinrichtungsart für den Abschaum der Menschheit. Es gab keine schlimmere, grausamere und entehrendere Hinrichtung als die Kreuzigung.
Nun zur Einleitung: Ein Grundthema dieses Briefes ist das Wort Erkenntnis, das sechzehnmal vorkommt. Es handelt sich um die Epignosis, eine persönliche Beziehung.
Wir können den Inhalt folgendermaßen einteilen, wie auf der PowerPoint zu sehen ist:
Kenntnis des Heils, Kapitel 1, Verse 3 bis 11. Diese wird getragen durch die Kraft Gottes (Verse 3 bis 4), bestätigt durch die christlichen Gnadengaben und geehrt durch reichlichen Lohn.
Im ersten Abschnitt heißt es: Simon Petrus, ein Knecht und Apostel Jesu Christi, nennt sich selbst so gegenüber denen, die denselben teuren Glauben mit uns empfangen haben, durch die Gerechtigkeit, die unser Gott und Heiland Jesus Christus gibt.
Hier stellt er mit einer Konjunktion, einem Bindewort, Gott und Jesus auf eine Ebene. Man kann aus dem Griechischen erkennen, dass Jesus Gott ist.
Der Schlüsselsatz lautet in gewisser Hinsicht: Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis Gottes, unseres Herrn Jesus.
Die Bedeutung der persönlichen Beziehung zu Gott
Und liebe Freunde, die Methode Gottes, unsere Probleme zu lösen, besteht vielleicht nicht so oft darin, wie wir es uns wünschen, sondern darin, dass er uns durch Jesus tiefer miteinander verbindet. Das ist oft schmerzhaft, weil wir von Natur aus – ich schließe mich da mit ein – rebellisch und aufmüpfig sind.
Gott muss manchmal schmerzhafte Wege gehen, damit er uns vertiefen kann. Der Brief endet mit diesem Aufruf, sogar in Form eines Befehls: "Epignosis" – wachset aber! (3,18). Das ist der Schlüsselvers, der letzte Vers: "Wachset aber in der Gnade und der Erkenntnis Jesu Christi."
Dies ist Gottes Antwort auf alles, was auch in Form von Verfolgung geschieht. Man denke an die muslimischen Länder oder an Berichte aus Korea – es ist grauenhaft. Da kann man wirklich den Psalmisten nachempfinden, der in Psalm 83 sagt: "Herr, schweige doch nicht und sei doch nicht so still! Denn siehe, deine Feinde toben, und die dich hassen, erheben ihr Haupt."
Die Antwort Gottes ist, dass er uns vertiefen möchte in dieser ganz persönlichen Beziehung. Was auch immer kommen mag – Petrus schildert uns einiges und sagt uns voraus, ab Kapitel 2, dass falsche Propheten und falsche Lehrer auftreten werden, von denen wir ja keinen Mangel haben.
Die Antwort Gottes lautet: wachset in der Gnade und Erkenntnis! Und liebe Freunde, ich sage das wirklich nicht von oben herab, aber ich habe wenig Verheißung für Menschen in unseren Tagen. Leider hat sich wie ein Sauerteig eine oberflächliche Bekehrung und eine oberflächliche Beziehung zu Jesus ausgebreitet. Viele wissen kaum noch in der Bibel Bescheid.
Wir leben in einem nachliterarischen Zeitalter. Wir haben eine "vidiotisierte" Generation, wie der Spiegel mal klagte: "idiotisiert". Wir leiden an geistlicher Magersucht – anwesende von Herzen gerne ausgenommen. Aber immer weniger Menschen können sich aktiv aus dem Wort Gottes ernähren.
Die Antwort Gottes lautet: wachset in der Gnade und Erkenntnis! Hier, einleitend, ist mein Wunsch für euch, für mich, für heute Abend und auch für die Zukunft: Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis Gottes und unseres Herrn Jesus.
Jesus sagt in Johannes 17, Vers 3: "Das aber ist das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen." Das meint eine ganz persönliche Verbindung.
Der Gott der Bibel ist eine Person. Er ist das Urwesen einer Person. Es gibt eine Voraussetzung, um vertieft zu werden und in die Gegenwart Gottes kommen zu dürfen – sowohl als Ungläubiger als auch als Kind Gottes. Diese Voraussetzung lautet: Du musst wahrhaftig sein.
Die Bedeutung von Wahrhaftigkeit in der Nachfolge
Liebe Freunde, wenn man beobachtet, wie viel gelogen wird – auch in frommen Kreisen – wird deutlich: Es geht bei der Nachfolge Jesu nicht um schöne Gefühle. Jesus sagt: Wer aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme. Es geht also um die Frage der Wahrheit.
Das Schöne daran ist: Nachdem du sowieso alles weißt, kannst du ihm alles sagen. Du kannst ihm offenlegen, wie es wirklich aussieht. Je wahrhaftiger du dein Herz öffnest, desto näher ist er dir.
Du kannst ihm auch sagen, dass du keine Lust hast, Bibel zu lesen oder stille Zeit zu verbringen. Du musst dich da nicht reinquälen. Aber wenn du ehrlich mit ihm bist, spürst du plötzlich: Hier ist jemand, der da ist.
Das ist auch der Beleg für das Zeugnis, das wir durch die Evangelien haben. Jesus hat niemals Menschen, die in echter Not zu ihm kamen, zurückgewiesen. Nie! Wenn sie sagten: „Ich bin blind“, „Ich bin aussätzig“, hat er ihnen geholfen, ohne sie zurückzuweisen.
Er fragte: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“ Er, der Schöpfer von Himmel und Erde, spricht zu dem blinden Bartimäus: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“ Gott gibt sich praktisch in die Hände seines Geschöpfes.
Doch Bartimäus schrie umso lauter: „Herr Jesus, erbarme dich meiner!“ Gefährlich wurde es nur bei denen, die so taten, als wäre alles in Ordnung. Da hat der Herr ziemlich deutlich gesprochen – so deutlich, dass wir es oft gar nicht wahrhaben wollen.
Es geht hier um persönliche Gemeinschaft, nicht um Regularien, Satzungen oder Ähnliches. Es geht um eine ganz persönliche Beziehung.
Die Einzigartigkeit der Erkenntnis Gottes im christlichen Glauben
Dann, auf der nächsten Folie, gehen wir weiter mit Simon Petrus. Das haben wir eingangs vorgelesen. Hier stehen Gott und Heiland parallel, also auf gleicher Ebene und Erkenntnis.
Liebe Freunde, wenn man einem Moslem sagt, dass er Gott persönlich kennen darf und mit ihm persönlichen Umgang haben kann, dann haut ihn das um. Für ihn ist Allah unzugänglich. Das ist ein riesiger Abgrund. Dann versucht er irgendwie zu gefallen. Und die nehmen die Ewigkeitsfrage ernst.
Liebe Freunde, wenn Leute über Jahre hinweg planen, ihren Selbstmord zu begehen, um dann in die Twin Towers zu fliegen, nur um im Dschihad vor Gott, vor Allah bestehen zu können, dann nehmen sie diese Frage ernst. Sie beschämen uns.
Mit Westbürgern über Ewigkeitsdinge zu sprechen, ist nicht so einfach, gerade auch mit Leuten aus der ehemaligen DDR. Für sie ist das ausgeblendet. Ich sage das deshalb, damit wir genau erkennen, welches Vorrecht wir haben.
Wir dürfen ganz persönlich mit diesem Gott kommunizieren. Und wie gesagt, wenn ein Moslem von Versöhnung hört und dass es Vergebung der Sünden gibt, dann spitzt er die Ohren. Diese Gelegenheit sollten wir vielleicht noch nutzen.
Anforderungen und Aufforderungen im zweiten Petrusbrief
Nächste Folie, also diese Erkenntnis. Er stellt sehr viele Anforderungen an uns – Imperative, Befehlsformen. Doch zuvor sagt er, was wir alles bekommen haben, die Basis, auf der diese Forderungen überhaupt gestellt werden können. Seine göttliche Kraft hat uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt. Durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat, durch seine eigene Herrlichkeit und Tugend.
Diese kostbaren und größten Verheißungen sind uns geschenkt worden, damit wir durch sie Teilhaber der göttlichen Natur werden. Wir sind dem Verderben entflohen, das durch die Begierde in der Welt verursacht wird. Hier sagt Luther: „Ihr seid entflohen in der verderblichen Lust dieser Welt.“
Denn auch damals, obwohl es nie solche Möglichkeiten gab, in eine Scheinwelt abzutauchen – ich nehme an, dass zur Zeit der Römer das Internet noch nicht so verbreitet war, ebenso wenig Second Life oder Virtual Reality wie in unseren Tagen – hatte die Welt schon Attraktionen. Das weiß Petrus, und davon spricht er sehr deutlich, besonders im zweiten Kapitel.
Dort formuliert er erschreckende Sätze: Wenn sie durch die Erkenntnis des Herrn dem Unrat dieser Welt entflohen sind, werden sie danach wieder von ihm betört. Dann ist es mit ihnen schlimmer als zuvor. Es wäre ihnen sogar besser, sie hätten den Weg der Wahrheit nicht erkannt.
„Schlimmer als zuvor“ – das haben wir erlebt. Ich bin immerhin schon mehr als vierzig Jahre gläubig. Wir haben bei manchen Menschen erlebt: Sie sind vorangegangen, haben für Jesus gebrannt, Ihn bezeugt, andere für Jesus gewonnen – und wollen heute nichts mehr mit Jesus zu tun haben. Schlimmer als zuvor.
Die Bibel weiß davon. Petrus ist im Gegensatz zu Paulus kein Systematiker, sondern ein Pragmatiker. Er schreibt einige Dinge uns erschreckend direkt vor unser Gesicht, ohne sich um unsere theologischen Modelle zu kümmern.
Aber wir haben alles bekommen. Es reicht aus: die göttliche Kraft. Und jetzt kommt der Imperativ an uns.
Die Bedeutung von Fleiß und geistlicher Entwicklung
Nächste Folie, Vers 5: Das Wort „Fleiß“ kommt im Zweiten Petrusbrief viermal vor – einmal als Substantiv, dreimal als Hauptwort. Dreimal als Verb oder zweimal, da muss man genau hinschauen. Das Wort ist heute nicht mehr populär. Gott sei Dank, ich habe die Gnade der frühen Geburt, mussten wir noch jede Menge auswendig lernen. Wenn wir nicht pariert haben, wie Wilhelm Busch sagt: „Hier hängt die Hand gefüllt mit Kraft, hier strotzt die Backe voller Saft.“ Die Kraft infolge von Erregung verwandelt sich in Schwungbewegung. Wir haben da schon manche abgekriegt, und das hat keine Traumata hinterlassen. Das war man früher noch gewohnt: Wenn man es zu etwas bringen will, muss man irgendwie Fleiß daran setzen.
Aber das ist die Illusion einer Generation, die vor dem Bild aufgewachsen ist – das sagen Medienfachleute –, das die Illusion vermittelt, ohne eigene Leistung fertige Resultate zu bekommen. Zum Beispiel haben mal die Jusos das „Recht auf Faulheit“ gefordert. Ich weiß nicht, ob sie das heute noch tun. Im Zuge der Wirtschaftskrise war das ein Thema. Ich habe mir das eigens ausgeschnitten. Das kann nur eine idiotisierte, antiautoritäre Generation sein. Mit solchen Blödheiten seid ihr im Osten gar nicht konfrontiert worden.
Wendet all euren Fleiß auf! Jetzt zeigt er eine Kette auf: „Und reicht in einem Glauben die Tugend dar, erweist im Glauben Tugend, die Arete, und in der Tugend Erkenntnis.“ Das ist die humanistische Illusion, dass man denkt, man könne in Ehebruch leben, in Polygamie – zumindest graduell, man nennt die heute mit einem neuen Fremdwort „Polyamoristen“, früher sagte man Hure und Ehebrecher – und trotzdem ein guter Politiker und guter Kerl sein.
Nein, sagt die Bibel: Der Fall des Menschen ist so groß, dass auch die Vernunft angekränkelt ist. Wenn du in Sünde lebst, wird dich die Sünde intellektuell und geistlich, vor allem aber geistlich, verfinstern. Du kannst dann geistliche Dinge nicht mehr wahrnehmen. Als ich mich 1968 bekehrte, musste ein Politiker, der geschieden war, die Koffer packen – keine Chance. Heute ist das ein Qualitätsmerkmal. Heute ist man suspekt, wenn man mit derselben Frau über Jahrzehnte verheiratet ist. Dann ist man ein etwas suspektes, lebendes Fossil geworden. Die Dinge haben sich gewandelt, und das ist unfasslich. Das hätte man nicht für möglich gehalten.
Er weist im Glauben Tugend und in der Tugend Erkenntnis zu. Ich frage mich manchmal: Woran liegt so eine Verblendung? Wie ist es möglich, dass Menschen so einen unsinnigen Glauben haben? Man muss über Dinge debattieren, die man früher einfach als unvernünftig abgetan hätte. Es ist eben nicht rational erklärbar. Es hängt einfach auch zusammen mit Sünde und Verderbtheit.
Jetzt steht in der Erkenntnis aber die Enthaltsamkeit, wörtlich ein Kratzer, also Selbstkontrolle, vor allem auf moralischem Gebiet. Da sieht es heute natürlich schlecht aus. Wer hat nicht Pornofilme gesehen? Wer ist nicht besudelt? Deshalb haben wir so ein Durcheinander. Geistliche Erkenntnis: Heute kann irgendeiner aufstehen, irgendwas reden, ein paar fromme Worte sagen, und er gilt schon als großer Prophet.
Ich frage mich manchmal, ich habe früher gedacht, vor dieser Person – ich nenne jetzt keinen Namen, das erspare ich mir, ich bin sowieso schon unbeliebt, da brauchst du jetzt nicht Unterlagen sammeln, um davor zu warnen – ich habe zum Beispiel in meiner Sektizidmappe keine Unterlagen über den Nationalsozialismus. Da hat sich herumgesprochen, dass dieser Adolf aus Österreich nicht ganz koscher war, sagen wir es mal so. Aber inzwischen merke ich, bei Leuten, wo man meinen könnte, das ist doch mit Händen zu greifen, da muss man oft debattieren, und das ist mühsam.
Also Enthaltsamkeit, ja, Selbstkontrolle wörtlich, und darin ausharrend in der ausharrenden Gottseligkeit, in Gottseligkeit die Bruderliebe und in der Bruderliebe die Liebe zu allen Menschen. Denn wenn solches reichlich bei euch ist, werdet ihr nicht faul noch unfruchtbar sein in der Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus. Haben wir es wieder? Das kann man nicht trennen.
Aber er gibt uns vorher so sehr, dass er jetzt fordernd und moralisierend klingt, die Basis: „Ihr habt alles bekommen, alles hat uns eine göttliche Kraft geschenkt, ihr habt die allerteuersten Verheißungen erhalten, ihr seid von neuem geboren, ihr habt da alles hineingelegt, aber müsst es jetzt entfalten.“ Und dann steht hier wiederum etwas Negatives: „Wer aber solches nicht hat, der ist blind und tappt im Dunkeln und hat vergessen, dass er rein geworden ist von seinen vorigen Sünden.“ Da haben wir es wieder: blind, tappt im Dunkeln. Er gebraucht hier schwere Worte.
Und jetzt: „Darum, meine lieben Brüder, seid desto mehr fleißig.“ Nächste Folie: Da haben wir es jetzt als Verb. Erstmal war es ein Hauptwort, ein Substantiv – das Wort kommt viermal in diesem Brief vor: Kapitel 1,5; Kapitel 1,10; Kapitel 1,15; Kapitel 3,14. Nächste.
Also: Wir werden nicht träge sein und nicht fruchtleer. Es geht bei Gott gerade um die Ewigkeit, um die Frucht. Unsere Gefühle werden vergehen. Gewisse Gaben werden vergehen – darüber wird heftig gestritten, wann genau –, aber der Herr sagt: Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte werden nicht vergehen. Das Wort Gottes bleibt. Und ich habe euch gesetzt, dass ihr Frucht bringt und eure Frucht bleibe.
Wenn diese Dinge nicht vorhanden sind, wird es wieder negativ: „Der ist blind, kurzsichtig und hat die Reinigung von seinen frühen Sünden vergessen.“ Darum, Brüder, befleißigt euch umso mehr, eure Berufung und Erwählung festzumachen. Denn wenn ihr diese Dinge tut, werdet ihr nicht straucheln. Du bist erwählt, du bist errettet, und jetzt macht das fest.
Also einerseits ein Ruhekissen, ja, andererseits die Spannung – wir können die Imperative, die Befehle an dich, nicht auflösen. Ich kann das nirgends sehen: „Aha, Gott hat mich errettet, ich bin errettet, Halleluja, und jetzt lege ich meine Hände in den Schoß und habe eine Rolltreppe zum Himmel.“ Ich denke, dass ihr das sowieso nicht glaubt.
Wir leben in einer Zeit, in der viele den Anfechtungen erliegen. Wir haben uns die Frage gestellt, was wir hier in Deutschland tun können, was wir hier in Europa tun können. Ich habe dann den Marquard zur Seite genommen und gesagt: „Lieber Horst, weißt du, was steht? Psalm 95,10-11: ‚40 Jahre war das Volk mir zuwider.‘“ Das habe ich ihm nur privat zur Auflockerung gesagt.
Wir haben uns gefreut: 40 Jahre Evangeliumsrundfunk. Dann erzählte Marquard ein Beispiel, das möchte ich euch noch erzählen, obwohl die Zeit allmählich zu Ende geht. Aber keine Angst, es kann sich nur noch um Stunden handeln. Es ist nicht selbstverständlich, dass man über Jahrzehnte hinweg treu das Wort Gottes verkündet.
Er sagte: Der engste Mitarbeiter, der damals als Billy Graham seinen Dienst begann, war ein gewisser Chuck Templeton. Das hat nichts zu tun mit dem Templeton-Preis, das ist zufällige Namensgleichheit. Er war mit ihm Mitbegründer von „Youth for Christ“ und sozusagen seine rechte Hand.
Dann begann Chuck Templeton, an dieser einfachen Botschaft zu zweifeln. Das sei ihm zu einfach, zu simplistisch. Billy Graham hatte auch mal eine Phase, in der er vor Gott stand und den Glauben annahm, dass die Bibel Gottes Wort ist. Dann kamen die berühmten Sätze: „The Bible says“ – die Bibel sagt –, und das hat Gott ganz offensichtlich beglaubigt.
Dieser Templeton sagte jedoch: Nein, das ist ein fast zu einfaches, zu primitives Evangelium, diese Verkündigung. Er ging an die Princeton University, um Theologie zu studieren. Er wurde Agnostiker, schrieb Bücher gegen den Glauben, ist jetzt Atheist und dämmert im Alzheimer-Zustand vor sich hin. Ihm war die Botschaft von Billy Graham zu primitiv.
Also gibt es tragische Beispiele. Sein rechter Hand, ebenfalls Mitbegründer von „Youth for Christ“, war Jack Templeton. Als ich das hörte, ist das schon eingesickert. Das ist alles Gnade.
Und es wird euch dann das Ziel gegeben. Nächste Folie: Eingang in sein ewiges Reich. Jetzt sagt er selbst: „Jetzt will ich da Sorge tragen und Fleiß daran setzen, euch diese Dinge zu erinnern, obwohl ihr sie wisst, damit ihr gestärkt werdet.“ Damals war das Briefschreiben nicht so einfach wie heute.
Da haben wir wieder das Wort „Fleiß“ in Vers 15 als Verb, also als Zeitwort. Damit ihr gestärkt werdet. Dann heißt es: „Ich halte es aber für recht, solange ich in diesem Zelt bin, euch durch Erinnerung wachzurütteln, aufzuwecken, da ich weiß, dass das Ablegen meines Zeltes bald geschieht, wie auch der Herr Jesus Christus mir kundgetan hat, dass er sterben wird.“
Manchmal wird unterstellt, die Apostel hätten gemeint, Jesus würde zu ihren Lebzeiten wiederkommen. Petrus wusste jedoch, dass er vorher sterben wird. Das steht auch im zweiten Timotheusbrief: „Die Zeit meines Abscheidens ist gekommen.“ Die Analyse im Griechischen zeigt, dass er wusste, dass er vorher sterben wird.
Dann hat er diese Sätze gesagt (2. Timotheus 4,7): „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben gehalten.“ Das sind die Abschiedsworte des Saulus von Tarsus.
Unser Zelt wird mal abgebrochen – beim einen schneller, beim anderen weniger schnell. Wir werden sterben. Kürzlich hatten wir in unserer Gemeinde einen Fall: Die Kinder kommen nach Hause, der Vater, 42 Jahre alt, liegt am Boden in der Küche im Koma, tot mit 42 Jahren. Niemand kann garantieren, dass er nächste Woche noch unter den Lebenden ist.
Petrus wusste das. Und der Herr hat es ihm angekündigt, das lesen wir im Johannesevangelium: „Als du jung warst, gürtest du dich selbst und gingst hin, wohin du wolltest. Wenn du älter bist, wird dich ein anderer gürten, und du wirst deine Hände ausstrecken, und er wird dich führen, wohin du nicht willst.“ Petrus wusste, dass er vorher abscheiden wird.
Ich will aber bedacht darauf sein, dass ihr durch meinen Abschied jederzeit imstande seid, euch diese Dinge im Gedächtnis zu behalten. Das haben wir hier durch das Wort, und das ist ein unglaublicher Schatz. Wir wissen wahrscheinlich nicht, wie reich wir durch Gottes Wort sind.
Warnung vor falschen Aposteln und die Bedeutung der Augenzeugenberichte
Versuchen wir noch die Landeschleife, das haben wir ja eingangs betrachtet. Und jetzt beglaubigt er sich als Ohr- und Augenzeuge. Das warnt die Apostel. Paulus sagt in der Debatte mit den Superaposteln im 1. Korinther 9,1: „Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht unseren Herrn Jesus gesehen?“
Wenn heute Leute kommen – und wir haben sie inzwischen wie Sand am Meer – die sagen, sie seien Apostel, dann dürft ihr wissen, dass sie falsche Apostel sind.
Dann nenne ich noch einen Namen: Wer den Namen Lakeland Revival und Todd Bentley gehört hat – der Typ, der da so tätowiert ist vom Scheitel bis zur Sohle. Das wurde als die größte Zeichen- und Wundererweckung der Neuzeit bezeichnet. Als ich den Typ das erste Mal sah, habe ich mich gefragt: Wie ist das möglich, dass man da nicht sofort merkt, dass da etwas nicht stimmt?
Peter Wagner, der sich Chairman der Koalition der Apostel nennt – also der Vorsitzende der Koalition der Neuen Apostel – hat ihn besonders gesegnet. Er sagte: „Besonders Gewalt, und du wirst mit mehr Vollmacht ausgerichtet werden.“
Dann flog die ganze Sache auseinander, als ans Licht kam, dass Bentley Alkoholiker ist und mit einer Mitarbeiterin vom Chor oder von der Gemeinde dort im Ehebruch lebt.
Die Leute klagten daraufhin über eine unüberbietbare mangelhafte Erkenntnis und verheerende Durchblickslosigkeit. Das beklagte einer der führenden Propheten dieser Bewegung, ein gewisser Dutch Sheets.
Ich habe mich gleich gefragt: Wie ist das möglich? Das hängt zusammen damit, dass man blind wird und stolpert und vergisst, dass man hineingeworden ist und so weiter. Es geht dabei nicht um intellektuelle Erkenntnisse. Wenn man einem normalen Menschen das vorspielt, wie sich Bentley benahm und bewegte, wie die Leute in Ekstase gerieten, müsste man denken – und damit schalten oft Weltmenschen besser, wie Paulus sagt: Die Leute denken „sie sind von Sinnen“. Nein, es sind die Frommen.
Und dann kommen die ganzen Ausreden: „Taste den Gesalbten des Herrn nicht an“, „lass das, was steht, stehen“ und so weiter. „Gott ist größer“ – was da alles für Vokabeln kommen.
Jetzt belegt er es: Die Apostel sind Ohren- und Augenzeugen. Er war sogar mit in diesem Kreis der Drei und hat die Herrlichkeit Jesu gesehen. „Wir sahen seine Herrlichkeit.“
Mit dabei war ja auch Johannes. Und deswegen kann Johannes sagen, so lesen wir es im Johannes Evangelium im ersten Kapitel: „Wir sahen seine Herrlichkeit, von seiner Fülle haben wir genommen Gnade um Gnade.“ Das gilt buchstäblich, aber natürlich auch geistlich.
Das Johannes-Evangelium ist ja so ein Reichtum, so eine Schönheit, das ist Herrlichkeit. Aber buchstäblich: Wir haben seine Herrlichkeit gesehen. So schreibt es Petrus, so schreibt es Johannes – sie sind ja Augenzeugen.
Die Verlässlichkeit des prophetischen Wortes und die Realität der Welt
Nächste Folie: Das hatten wir eingangs. Jetzt sind wir eigentlich am Ende, und es folgt gleich der Übergang zum Morgen.
Wir haben das prophetische Wort, das Wort Gottes, das prophetisch ist. Das bedeutet, es erfüllt sich. Das ist das Kennzeichen – im Gehorsam im positiven Sinne, wenn du gehorchst, und im Gericht, wenn du rebellierst.
Gott hat, und das war ja das letzte Mal, letztes Jahr, meine Botschaft in Albernau, die Geschichte Israels als biblische Prophetie zum Anschauungsunterricht genommen. Israel wurde als Modellbeispiel dargestellt und es wurde gesagt: Du wirst gesegnet sein, wenn du gehorchst, und verflucht, wenn du nicht gehorchst. Das wurde den Juden immer so gegenübergestellt: Segen und Fluch.
Das Wort Gottes ist prophetisch, und das wollen wir gerade anhand des zweiten Petrusbriefes zeigen. Man kann es auch folgendermaßen übersetzen: Das Wort Gottes ist verlässlich.
Man könnte sagen: Ja klar, wenn ich so ein Vorrecht hätte wie Petrus, am Berg der Verklärung zu sein, auf den Höhen von Tabor, dann würde ich nie mehr zweifeln. Dann hätte ich keine Probleme und würde heldenhaft den Herrn bezeugen.
Doch wann hat Petrus den Herrn verleugnet? Nach der Verklärung oder vor der Verklärung? Nach der Verklärung. Und da sagt er selbst hier: Das Wort Gottes ist verlässlich, es ist beständig.
Wenn Leute mit ihren Gesichten und Visionen kommen, wenn Menschen durch die Lande reisen und behaupten, im Paradies oder in der Hölle gewesen zu sein und wieder zurückgekommen, dann ist das Wort Gottes verlässlicher. Nicht solche Phantasien, Mythen oder Fabeln, wie Petrus sagt.
Wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt. Wir haben das verlässliche Wort, und das ist das, was dich durchträgt.
Wenn ihr Berichte von christlicher Verfolgung lest – und da sind wir ja die große Ausnahme –, dann hatten wir im Westen in den letzten 50 Jahren Überfluss und Freiheit wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit.
Es war für die Christenheit normal, verfolgt zu werden. Wir sind jetzt die große Ausnahme, etwa 200 Jahre im Westen. Wenn du Berichte über Verfolgungen liest, dann war das, was sie durchgetragen hat, das Wort Gottes.
Das haben wir umso mehr, und ihr tut gut daran, darauf zu achten. Es ist wie ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint. Die Bibel sagt: Die Erde ist ein Jammertal. So sage ich es jetzt, so sagt es nicht jeder, aber so hat es Luther gesagt: Es ist ein Jammertal.
Das, was die Welt gibt, ist Irrlicht. Das ist natürlich eine Konfrontation, wenn man den heutigen Überfluss, Pluralismus und Relativismus betrachtet. Man muss alles stehen lassen: Da sind die Buddhisten, die Parsen, die Hindus, die Moslems, alle haben ihre Religion und ihre Offenbarungen.
Nein, sagt die Bibel: Wir haben nur das Wort Gottes, und darauf sollen wir achten. Das ist ein Licht in einer dunklen Welt.
Man ist natürlich nicht unbedingt politisch korrekt, wenn man sagt, es ist ein dunkler Ort, und es wird finsterer. Jesus sagt: Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.
Das merken inzwischen auch Weltmenschen, wie sich die Dinge immer mehr ändern und eigentlich verschlechtern.
Als ich in die Schule ging, kannte niemand Anorexie, Nervosität oder Magersucht. Burnout kannte man auch nicht. Heute kenne ich jemanden, dessen Tochter darunter leidet.
Er lebt in Wien und stammt aus Amerika, deshalb hat er Beziehungen zu österreichischen und amerikanischen Ärzten. Die amerikanischen Ärzte sprechen jetzt von einer Epidemie: 40 Prozent der Jugendlichen haben Anorexie.
In Österreich sagen Ärzte, es sind 50 Prozent mit Zappelphilipp-Symptomen. Vielleicht war das früher nicht so systematisiert. Verhaltensauffälligkeiten nehmen so zu, dass die Weltmenschen es nicht mehr unter den Teppich kehren, sondern offen erwähnen.
Ich sage das nicht von oben herab, aber es wird dunkler. Es wird nicht einfacher. Aber wir haben umso mehr den Trost.
Gott gebe euch viel Gnade und Trost durch die Erkenntnis.
Die Antwort des Petrus schildert es ja dann noch schlimmer in den nachfolgenden Kapiteln. Wächst in der Gnade und Erkenntnis und erreicht das, was Gott getan hat: diese persönliche Beziehung zu ihm und sein Wort – diese Kombination.
Die Personalinspiration der Schrift und Ausblick auf weitere Vorträge
Nächste und letzte Folie
Nun haben wir die berühmte Definition der Personalinspiration vor uns. In der Bibel gibt es zwei klassische Stellen zur Inspiration. Zum einen die Sachinspiration, die wir in 2. Timotheus 3,16 finden: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben.“ Hier geht es um die Sachinspiration, also die Schrift selbst.
Zum anderen haben wir die Personalinspiration, die in 2. Petrus 1,20-21 beschrieben wird: „Indem ihr wisst, dass keine Weissagung der Schrift aus eigener Deutung geschieht; denn niemals wurde eine Weissagung durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern von Gott herredeten Menschen, getrieben vom Heiligen Geist.“
Damit haben wir Kapitel 1 abgeschlossen. Als Schlüsselvers für diese Vorträge wollen wir morgen besonders das prophetische Wort betrachten. Wir greifen dabei vor allem Vers 19 aus Kapitel 1 auf.
Anhand von Dias – also PowerPoint-Folien – wollen wir Beispiele aus Israel zeigen, wie sich das Wort Gottes erfüllt hat. Dias sind heute eine aussterbende Spezies, ähnlich wie Audiokassetten, die ebenfalls stark gefährdet sind.
Diese Beispiele stehen auch in Zusammenhang mit meiner Biografie. Denn hier steht ein ehemaliger Atheist, der durch die biblische Prophetie seinen Atheismus aufgab. Ich erkannte, dass das, was vorausgesagt wurde und sich erfüllte, kein Zufall sein kann. Darüber werde ich morgen mehr erzählen.
Der morgige Vortrag ist besonders für Menschen gedacht, die noch keine lebendige Beziehung zum lebendigen Gott und zu unserem Herrn Jesus haben oder die der Bibel vielleicht mit Fragezeichen gegenüberstehen. Dieser Blickwinkel steht morgen im Vordergrund.
Seid also mutig, wiederzukommen. Zum Abschluss bete ich noch.
Gebet und Warnung vor falschen geistlichen Praktiken
Herr Jesus, es gäbe so viel zu sagen aus dem Reichtum deines Wortes. Dein Wort zeigt uns an anderer Stelle, dass Lehrer ein schwereres Gericht empfangen werden. Man kann diese Dinge predigen, aber wie sieht es wirklich aus, wenn Anfechtung kommt, wenn Verfolgung kommt? Davon habe ich nach allem keine Ahnung. Ich kann mich nur auf deine Gnade werfen, möchte ich bitten, als jemand, der wahrlich nicht besser ist.
Schenk uns, dass wir dein Wort nicht loslassen. Dass wir dieses prophetische, lebendige Wort erfassen und es sich erfüllt in all diesen Segen: in Gnade, in Erkenntnis, in Zunahme von geistlichem Durchblick, Zunahme von Enthaltsamkeit, Selbstkontrolle, Bruderliebe und Liebe zu allen Menschen. Amen.
Wir haben ja das prophetische Wort umso fester, und deswegen habe ich den Mut, darauf hinzuweisen. Die Allianz hat dieses Jahr zum Jahr der Stille ausgerufen, und mich hat dann Wilhelm Pahls – vielleicht ist der Name bekannt – gebeten, dort eine Stellungnahme zu schreiben. Ich habe in dieses Ideenheft hineingeschaut. Parallel dazu wurde mit sensationellen 250 Exemplaren, wenn ich mich richtig entsinne, dieser Sonderdruck zum Jahr der Stille, diese Aufatmen, weitergegeben.
Wenn ich das jetzt hier sage, wollen wir uns nicht über die Leute stellen, wollen sie auch nicht richten. Das sollen wir nicht. Die meinen es sicher von Herzen gut – also Punkt Nummer eins. Aber wir müssen die Geister prüfen.
Als Petrus den Herrn nimmt und sagt: »Herr, das widerfahre dir nur!« – »Das verhüte Gott!« – er hat es von ganzem Herzen gut gemeint. Er hat seinen Herrn geliebt und sich deswegen für ihn eingesetzt. Und ihr wisst die Antwort darauf.
Da wird jemand für Exerzitientage eingeladen in Selbitz, ich sollte leichtes Gebäck mitnehmen, keine Bücher und Zeitschriften – das ist gut. Nicht einmal die Bibel mitbringen. Da wird es jetzt komisch.
Ich glaube, das, was die Reformatoren sagten, Luther und andere: Das Wort Gottes bringt den Heiligen Geist zum Herzen, und der Heilige Geist bringt das Wort Gottes in das Herz. Du kannst Wort und Geist nicht trennen, wie es die Schwärmer tun. Du kannst nicht geistlich vertieft werden ohne das Wort Gottes.
Das klagen ja die Missionare dort, wo man bei diesen Völkern noch keine Übersetzung in der Sprache hat. Da sagt die Theologie, sie ist so dünn, und es gibt jede Menge Irrlehren und Durcheinander usw. Der Mensch lebt bekanntlich nicht vom Brot allein.
Im zweiten Schritt ging es darum, durch ein inneres Abtasten des Leibes die Wahrnehmung für das eigene Dasein und das Vor-Gott-Sein zu schärfen. Also, wo ich landen würde bei innerem Abtasten des Leibes. Schließlich richtete sich die Wahrnehmung darauf, den Atem in die gefalteten Hände fließen zu lassen und auf den ausfließenden Atem den Namen Jesus zu legen.
Jetzt bist du in einer magischen Welt. Gott ist das Du, Gott ist das Gegenüber, Gott möchte mit dir ganz normal kommunizieren. Und dann sagt man: »Ich liebe Jesus«, und jetzt stelle dir vor, ihr seid ein Liebespaar, Jüngling und Mädchen, und einatmen: Liebe sowieso, ausatmen.
Und das ist randvoll mit solchen Anleitungen. Da bist du in einem magischen Weltbild, das auf einer Technik versucht, Gott nahezukommen. Wir leben im Zeitalter der Magie. Harry Potter ist ja nicht zufällig der größte Bucherfolg in der Geschichte der Buchdruckerpresse geworden.
Da hat mich jedenfalls Wilhelm Pahls gebeten, eine Stellungnahme zu schreiben zu diesem Ideenheft. Ich sollte meinen Namen weglassen, hat er noch erwähnt (Klammer auf: weil der nicht überall mit Halleluja-Rufen zur Kenntnis genommen wird, formulieren wir es mal so). Habe ich dann auch gemacht.
Und das wurde dann – und das ist jetzt der apologetische Teil, das ist hier wirklich für Insider, für die Gläubigen – von diesem ersten Teil »Gefährliche Stille« praktisch das Kernstück. Es hat an Skampraks noch das Weite ausgeführt, woher diese Techniken kommen.
Es sind ja so viele Bücher zum Thema Stille erschienen in diesem Jahr. Einige sind gut, andere sind katastrophal. Da ist man wirklich voll in einem anderen Sog. Und es ist jetzt nicht nur hier die Diagnose und die Warnung, sondern die Diagnose stimmt ja: Wir brauchen Stille.
Warnung vor spirituellen Irrwegen und falschen Praktiken
Wo ist jetzt die richtige Antwort? Das Wort Meditation, liebe Geschwister, ist ja gewöhnlich asiatisch geprägt, aber eigentlich ist es neutral bis positiv gemeint. So heißt es in Psalm 1, der über mein Gesetz Tag und Nacht meditiert. In der Vulgata, der lateinischen Übersetzung, steht „Meditare“. Das bedeutet, es in sein Inneres aufzunehmen, aber nicht mit einem leeren Verstand auswendig zu lernen.
Es war der Ehrgeiz der Missionare im 19. Jahrhundert, ihre Bibel so gut zu kennen, dass sie keine Konkurrenz brauchten. Heute haben wir eine geistliche Mangelerscheinung. ZLV hat darauf bestanden, dass das Buch nur 96 kostet, und es hat ziemlich eingeschlagen. Es wurde auch von der Stiftung christlicher Medien nicht ausgeliefert, mit dem Resultat, dass es noch schneller verkauft wurde. Das ist schon eine Fundgrube.
Aus dem Blickwinkel der Warnungen, die wir gerade auch im 2. Petrusbrief finden, sagen uns die falschen Lehrer voraus. Sie meinen sicher von Herzen gut. Ich war auch mal in so einem falschen Sog drin. Man ist fasziniert, begeistert und möchte es weitergeben. Und wir sind nicht besser – das möchte ich hier nochmals klar sagen, wenn ich die Dinge so deutlich nenne. Wir sollen nicht richten, besonders nicht die Motive. Das können wir nicht; das kann nur Gott.
Paulus sagte einmal: „Ich bin mir nichts bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt.“ Gott ist es, der mich richtet. Jesus sagte: „Sieh zu, dass das Licht in dir nicht Finsternis ist.“ Aber die Geister müssen wir prüfen. Der Herr lobt die Gemeinde zu Ephesus und sagt: „Du hast geprüft, die da sagen, sie sind Apostel und sind es nicht, und hast sie als Lügner erkannt.“ Er sagt nicht, du hast den Geist getrübt oder den Heiligen Geist verletzt.
Ich weiß nicht, was dann Ehepartner Martin und Elke Kamphaus erlebt haben. Er war Buddhist, sie war New-Agerin. Sie besuchten ständig Seminare in Freikirchen zum Thema Esoterik, New Age, Buddhismus usw. Da müssen Sie mit Entsetzen feststellen, wie viel von New-Age-Denken in frommen Kreisen steckt – über die psychologische Schiene, über die Paramedizin.
Sie haben viel an Fechtungen und Kämpfen erlebt, um dieses Buch zu Papier zu bringen. Das hat einiges an Herzblut gekostet und an geistlichen Angriffen, auch von Leuten, die tief drinsteckten – wie diese beiden. Martin Kamphaus war der höchste, der sich jemals vom Westen kommend aus dem Tantra-Buddhismus bekehrt hat. Es gibt asiatische Buddhisten, die noch höher stehen, aber keiner war so hoch wie Martin Kamphaus.
Sie erleben dann natürlich Kämpfe, wenn sie die Strategien des Feindes offenlegen. Das ist für mich ebenfalls ein Gnadenerweis Gottes, angesichts der subtilen Verführungen, die heute laufen.
Eigene Schriften und Warnungen vor Passivität in der Gemeinde
Und jetzt kommt noch mein eigenes Buch: Die sanfte Verfügung der Gemeinde – eine Neuauflage. Früher war das Buch diese Mausefalle mit den Rosen darauf.
Schon vor Jahrzehnten habe ich darin die Phänomene der Passivität aufgezeigt. Unser Gehirn ist wie ein Klavier, haben weltliche Gehirnforscher erkannt. Unser Gehirn kann gar nicht selbst denken, es wird von einer unsichtbaren Realität bedient.
Entweder bediene ich es selbst, oder es wird von jemand anderem bedient. Wenn du dich passiv machst, dann schaltet sich jemand anderes ein – aber nicht Gott. Denn Gott respektiert seine Schöpfungsordnung.
Die Nachfolger, die fleißig suchen und beten, sind immer aktiv. Sie ringen, suchen, bitten, klopfen an, jagen nach, widerstehen und prüfen. Paulus schreibt, dass er das Wissen um den Kampf, den er führt, nicht aufgibt.
Mensch, ich hänge hier fast eine ganze Predigt an, und es ist schon Mitternacht. Also müssen wir die Landung ansetzen.
Empfehlungen zu weiteren Büchern und Zeugnisse von Glaubenswandel
Zwei weitere Bücher, ebenfalls Bestseller, diesmal wieder apologetisch. Das erste ist "Die Hütte" von Paul Young. In einem Radiointerview hat Young zugegeben, dass er nicht an den stellvertretenden Sündentod Jesu Christi glaubt. "Die Hütte" wurde millionenfach verkauft. Georg Walter, ein ehemaliger Pfingstler, hat aufgezeigt, welche neue Spiritualität in diesem Buch steckt. Das ist faszinierend.
Mir haben Leute gesagt, dass das Buch sehr spannend ist. Zwar kommen später auch einige merkwürdige Dinge vor, aber weil der erste Teil so gut ist, nimmt man das andere dann eher bereitwillig hin.
Das letzte Buch ist evangelistisch. Kennt ihr das? Ich garantiere ungebrochene Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Es erzählt die Geschichte des Kung-Fu-Weltmeisters Tony Anthony. Wo er auftauchte, wuchs kein Gras mehr. Der Mann hatte alles im Griff. Dieses Buch macht nicht geistlicher, sondern ist einfach eine spannende Geschichte. Ich hätte sie selbst nie gelesen, wenn sie erfunden wäre, denn dazu ist mir meine Zeit zu schade.
Das Buch hat zwei Vorteile: Man kann es jedem Ungläubigen in die Hand geben, vielleicht eher den Jungs als den Mädchen, weil es schon etwas brutal zugeht. Außerdem kann man erkennen, dass hinter diesen Kampfsportarten mehr steckt.
Als Tony Anthony zum ersten Mal hörte, dass es einen Gott gibt, lachte er. Für ihn war der Mensch doch Gott. Er hatte unglaubliche Fähigkeiten: Er konnte Schmerzen am Körper ertragen und über rasiermesserscharfe Klingen laufen.
Die Frau, damals ein Mädchen, heute eine erwachsene ältere Frau, die in Wien lebt, hat durch die Oper zur Mobilisation und zum Glauben beigetragen. Sie war maßgeblich daran beteiligt, dass ich zum Glauben kam. Ihr Sohn hatte sich als Kind einmal entschieden, aber dann entfernte er sich wieder vom Glauben. Er nahm Haschisch und driftete immer mehr ab.
Sie erzählte uns, dass er manchmal, wenn er jähzornig wurde – er war richtig bipolar –, so gottlästerlich war, dass sie sich die Ohren zuhalten musste. Man hätte sagen können: „Komm, das ist abgefahren – ein Kind aus frommem Elternhaus, weiß alles, verfinstert, blind geworden, wie der zweite Brief des Paulus an die Thessalonicher sagt, schlimmer als zuvor.“
Vor Kurzem bekam er dieses Buch in die Hand, kam jetzt in die Gemeinde und hat neu mit Jesus angefangen. Dafür sagen wir herzlich Dank und stellen uns unter den Segen.
Schlusssegen und Verabschiedung
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn. Amen.
Gott befohlen und auf Wiedersehen!