Der zweite Timotheusbrief, Vers für Vers – Gottes Wort für dich.
Ich brauche eine Auszeit, deshalb bekommt ihr in den nächsten Wochen eine ganz neue Reihe von mir zum zweiten Timotheusbrief.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Ich wünsche euch beim Zuhören Gottes Segen und viele hilfreiche geistliche Impulse für euer Leben.
Die Bedeutung von Kernüberzeugungen im Glauben
Wenn wir einerseits sagen, es gibt Nebensächlichkeiten, die mich nicht weiter interessieren, dann gibt es andererseits klare Kernpunkte. Bei diesen Kernpunkten ist von Anfang an für alle Menschen dasselbe geglaubt worden.
Diese Kernpunkte suche ich mir in der Bibel zusammen. Ich schaue nach, ob das wirklich in der Bibel steht. Steht dort zum Beispiel, dass der Herr Jesus für meine Sünden gestorben ist? Und wenn ja, wo genau steht das? Die entsprechenden Verse kann ich auswendig lernen. So habe ich eine Überzeugung für mich selbst – die Überzeugung, dass es wirklich in der Bibel steht.
Wenn dann jemand kommt und sagt, das sei eine Art kosmischer Kindesmissbrauch oder etwas Ähnliches, wie auch immer das diffamiert wird, kann ich einfach antworten: Ich bin dankbar dafür, dass jemand auf die Welt kam und den Job für mich übernommen hat.
Wie du das nennst, ob du es verstehst oder ob du es schlechtmachst – das ist mir völlig egal. Denn ich muss sagen, ich brauche das. Ich weiß, dass ich das, was der Herr Jesus am Kreuz geleistet hat, nicht selbst tun kann. Deshalb bin ich dankbar, dass er es getan hat. Und das halten wir fest.
Beständigkeit im Glauben trotz Herausforderungen
Und eigentlich ist es so einfach, so einfach wie Timotheus es macht: Du bist meiner Lehre, meinem Leben, meinem Vorsatz gefolgt. Wir bleiben einfach dran.
Wenn wir das tun, akzeptieren wir, dass es immer Zeiten geben wird, in denen mehr Leute gegen uns sein werden. Vielleicht wird es auch wieder Zeiten geben, in denen es weniger sein werden. Im Moment nimmt die Welle wieder ein bisschen zu. Von daher: Bereitet euch vor.
Vers 14: Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast, und wovon du überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast. Bleibe in dem.
Wenn hier steht, dass man in etwas bleiben soll, dann ist das genau das Gegenteil von dem, was die Verführer wollen. Die Verführer kommen und sagen: „Haha, wenn du mit der Zeit gehen willst, dann musst du ständig etwas Neues lernen. Diese guten alten Lehren, hey, die sind nicht gut, alt, die sind irgendwie von vorgestern. Du brauchst den neuen Stoff, du musst neu über das Christentum nachdenken.“
Hier steht aber das Gegenteil: Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast. Dieses einfache Evangelium von einem leidenden Messias dürfen wir einfach nicht aus den Augen verlieren. Bleibe da drin.
Und dann hast du es. Mehr kannst du nicht machen.
Wenn du jetzt sagst: Warum sollte ich das tun? Na ja, ich habe das gelernt, ich weiß, wer mir das beigebracht hat, und ich bin einfach mal davon überzeugt.
Überzeugungen versus bloße Meinungen
Frage: Bist du überzeugt?
Nun sind wir wieder bei diesem Thema: Bist du nur religiös oder hast du Überzeugungen? Du kannst in einer Gemeinde mitschwimmen und sagen: „Ich weiß, was man zu glauben hat, damit mich hier keiner schief anschaut.“ Aber ganz ehrlich, hast du Überzeugungen? Und wenn ja, worauf beruhen sie?
Wenn ich jetzt hier herumfragen würde und sagen würde: „Okay, gib mir mal deine beste Bibelstelle, warum Jesus Gott ist.“ Mit welchen Bibelstellen würdest du antworten? Klopft ein Zeuge Jehovas an der Tür und sagt: „Ich glaube, der Herr Jesus ist nur der Erzengel Michael.“ Mit welchen Bibelstellen konterst du dann?
Wenn aus dem Publikum nichts kommt, hast du ein Problem, denn du hast keine Überzeugungen. Du hast nur eine Meinung, eine Meinung, die du irgendwo aufgeschnappt hast. Vielleicht glaubst du, weil du zu dieser Gemeinde gehörst, und immer wieder wird behauptet, du glaubst vielleicht, weil du einen Lieblingsprediger hast, der das auch sagt. Vielleicht hast du es auch irgendwo gelesen, aber du hast keine Überzeugung.
Bitte: Überzeugung bedeutet, ich weiß, dass Gott es mir gesagt hat und es steht in der Bibel. Es steht in dem Buch, das Gott mir gibt, um Wahrheit zu finden.
Ich möchte euch einfach Mut machen. Ich will euch nicht runterputzen, sondern euch nur dazu anregen, darüber nachzudenken.
Die Bedeutung biblischer Kenntnisse für den Glauben
Okay, wenn ich Überzeugungen gewinnen will, dann muss ich wissen, wo etwas steht – und zwar aus verschiedenen Gründen.
Ein Grund ist, dass, wenn du das nicht tust, jemand anders kommt und dir etwas anderes erzählt. Dann kannst du nichts dagegen sagen. Du kannst ja nicht erklären, warum du das, was der erzählt, nicht glauben sollst. Am Ende geht es dann nicht mehr darum, was in der Bibel steht, sondern nur noch darum, wer dir etwas erzählt – mit welcher tollen PowerPoint-Präsentation oder mit welcher fancy Videokiste. Dann hörst du etwas und denkst: „Ja, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Der sagt jetzt genau das Gegenteil von dem, was immer in der Gemeinde gesagt wird.“
An dieser Stelle brauchst du einfach das Wissen, um zu sagen: „Nee, jetzt steht hier ...“ Du kannst dann sagen: „In der Bibel steht das, in meiner Bibel steht das. Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott. Und dann heißt es hier: Das Wort wurde Fleisch.“ Es ist einfach so. Da gibt es das Wort, und dann wird es Fleisch. Ende. Es ist nicht kompliziert. Es gibt bessere Stellen, aber wenn du für dich sagst: „Ich glaube an Jesus“, dann möchte ich gerne, dass du dir vornimmst, im nächsten halben Jahr mal die wichtigsten Punkte, die du über Jesus glaubst, in der Bibel nachzuschauen. Wo steht denn das?
Ich würde mir auch wünschen, dass du die Verse dazu auswendig lernst. Klar, was soll ich auch sonst sagen? Einfach damit, wenn jemand kommt und dich fragt: „Sag mal, was glaubst du eigentlich von Jesus?“, du sagen kannst: „Schau mal, das sind hier so meine fünf, sechs, sieben Punkte, die mir einfach richtig wichtig sind bei Jesus, und die stehen da, da und da.“
Ich sage das deshalb, weil, wenn du das tust, etwas passieren wird. Es wird etwas mit dir passieren, weil du deinen Glauben plötzlich an die Bibel anknüpfst und nicht mehr an eine Gemeinde oder einen Prediger.
Und in diesem Moment – das ist jetzt bei Fragen rund um Jesus vielleicht einfach gesagt – aber bei anderen Fragen kann es so sein, dass, wenn du weißt, warum du etwas glaubst, du deine Meinung noch ändern kannst. Und das finde ich ganz toll.
Also, wenn ich jetzt komme und etwas predige, wo du sagst: „Das sehe ich anders“, dann wäre meine Rückfrage: „Was ist deine beste Stelle für deine Sicht?“ Das ist doch logisch. Wenn du etwas anders siehst, kann es ja sein, dass du Recht hast.
Und wenn du dann sagst: „Das ist meine Stelle“, dann bin ich entweder in der Lage, dir zu zeigen, dass deine beste Stelle nicht sagt, was du denkst – und das kann passieren. Oder aber ich muss mir sagen: „Deine beste Stelle ist besser als meine beste Stelle.“ Dann hast du Recht, und ich muss meine Meinung ändern.
Wir können Meinungen in biblischen Themen aber nur ändern, wenn wir wissen, warum wir etwas glauben – und nicht nur, was wir glauben.
Ich hoffe, ihr versteht das. Und deswegen ist es so total wichtig, dass wir bei Themen wissen, wo sie stehen.
Die Rolle von Lehrern und der Heiligen Schrift
Eine Überzeugung entsteht dadurch, dass ich mir bei bestimmten Themen anschaue, wo sie stehen. Ein Argument ist dabei auch immer, von wem ich gelernt habe. Bei Timotheus sind das Eunike und Lois, seine Mutter und Großmutter. In 2. Timotheus 1,5 heißt es: „… und weil du von Kind auf die Heiligen Schriften kennst.“
Mit den „Heiligen Schriften“ ist hier das Alte Testament gemeint. Dieser Begriff wird in der jüdischen Literatur für das Alte Testament verwendet. Üblicherweise beginnt man etwa mit fünf Jahren damit, jüdischen Kindern das Alte Testament beizubringen. Es scheint, dass hier die Mutter beziehungsweise die Großmutter hinterher war.
Spannend ist, dass wir hier über das Alte Testament sprechen. Der Begriff „Schrift“ beschreibt Texte, durch die Gott mit den Menschen kommuniziert. Diese Schrift wird von den Christen später auch auf das Neue Testament ausgedehnt. Dieser Prozess dauert bis etwa Ende des zweiten Jahrhunderts, bis das Neue Testament vollständig als Schrift anerkannt wird.
Bereits im zweiten Petrusbrief sehen wir, dass neutestamentliche Texte als Schrift identifiziert werden. Man beginnt zu glauben, dass Gott auch durch neue Schriften mit den Menschen kommuniziert. Im 2. Petrusbrief wird nämlich über die Paulusbriefe gesprochen, und das ist ein interessantes Zitat – besonders für diejenigen, die sich fragen, warum Paulus so schwierig schreibt.
Man hat manchmal bei den Paulusbriefen den Eindruck, es geht kaum schwieriger, kürzer oder verschachtelter. Genau das denkt Petrus auch und schreibt es. In 2. Petrus 3,15-16 heißt es: „Achtet die Langmut unseres Herrn für Errettung, wie auch unser geliebter Bruder Paulus nach der ihm gegebenen Weisheit euch geschrieben hat; wie auch in allen Briefen, wenn er in ihnen von diesen Dingen redet. In diesen Briefen ist einiges schwer zu verstehen, was die Unwissenden und Unbefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben.“
Hier wird der Fachbegriff „Schrift“, der ursprünglich aus einem jüdischen Hintergrund für das Alte Testament verwendet wurde, auch auf einen neutestamentlichen Brief angewandt. Wir merken, dass im Denken der Christen die Schriftwerdung gerade weiterläuft und etwa Ende des zweiten Jahrhunderts abgeschlossen sein wird.
Die Kraft der Heiligen Schriften zur Weisheit und Rettung
Weil du von Kind auf die Heiligen Schriften kennst, wird es jetzt spannend: Sie haben die Kraft, dich weise zu machen. Hier steht nicht, die Kraft hatten, sondern die Kraft haben. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Paulus das schreibt, meint er, dass im Alten Testament eine Kraft steckt, die dich weise macht.
Das heißt, wenn du weise werden möchtest, lies das Alte Testament und studiere es.
Und ihr jungen Leute, ich hoffe, ihr wisst das: Es gibt nur ein Buch in der Bibel, das speziell für euch ist, und das ist das Buch der Sprüche. Es steht extra für junge Leute da. Für alle, die sagen: „Hey, ich bin noch ein bisschen Teenager-mäßig drauf, ich habe das Leben noch nicht ganz gecheckt.“ In der Bibel werden solche Menschen „die Einfältigen“ genannt. Ja, ich bin so eine einfältige Person, ich habe noch einiges vor mir. Studiert das Buch der Sprüche, das kann ich euch nur empfehlen.
Und ihr Älteren, wenn ihr es noch nicht gemacht habt, studiert ebenfalls das Buch der Sprüche. Es steht auch in Sprüche 1, dass es für diejenigen, die schon viel wissen, immer noch neue Dinge zu entdecken gibt.
Das Buch enthält über neunhundert Verse. Schau mal, was du davon auswendig lernen kannst. Damit bist du eine ganze Weile beschäftigt.
Die Schriften haben die Kraft, dich weise zu machen zur Rettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. Auch heute noch will die Schrift mich dazu befähigen, diese Rettung, die in Jesus Christus ist, zu ergreifen, zu leben und sie in meinem Leben umzusetzen.
Die göttliche Inspiration und Nützlichkeit der Schrift
Warum ist das so? Nun, in Vers 16 heißt es: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich.“
Man kann diesen Vers auch anders übersetzen, was mir persönlich etwas besser gefällt. Denn an dieser Stelle haben wir noch keinen umfassenden Korpus des Neuen Testaments. Deshalb würde ich lieber übersetzen: „Jede von Gott eingegebene Schrift ist nützlich.“ Beides ist möglich.
Es ist jedoch egal, welche Übersetzung man wählt, denn wir wissen, was gemeint ist – nämlich das Alte und das Neue Testament aus unserer Perspektive. Die Frage ist: Wofür ist die Bibel nützlich?
Das war es für heute. In der nächsten Episode wird diese Reihe fortgesetzt.
Mit dem regulären Podcast geht es am 14. November 2022 weiter. Viele alte Episoden finden sich auch in der App und in den meisten Podcast-Playern.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.