Eröffnung und Einstimmung zum Gottesdienst
Hier dürfen wir uns heute Morgen in diesem strahlenden Sonnenschein wieder versammeln, um miteinander Gott anzubeten und still zu werden, damit er an uns dienen kann.
Ich möchte die Losung dieses Tages lesen: „Kommt her, höret zu, alle, die ihr Gott fürchtet! Ich will erzählen, was er an mir getan hat.“ Sicher könnten Sie auch viel erzählen, und deshalb wollen wir miteinander singen: „Bis hierher hat mich Gott gebracht“, das Lied des Dankens und Lobens 236, die Verse 1 bis 3.
Dann wollen wir beten.
Du, unser Herr und Gott, oft können wir nur klagen und jammern, und dann drückt uns all das nieder. Herr, du weißt es, wie wir es auch in den letzten Tagen so oft getan haben. Dann waren wir blind für dich und wollten deine großen Zusagen nicht hören.
Herr, vergib uns diese große Schuld, dass wir so oft nicht an dich glauben und deinem Wort nicht trauen. Du hast uns bis heute wunderbar hindurchgebracht, und du hast noch viel größere Pläne für unser Leben.
Herr, bewege uns heute. Wecke du in uns diesen festen Glauben, dass wir als Dankende und Lobende von hier weggehen, dass wir dir trauen und in den Kämpfen unseres Lebens fest wissen, dass wir in deiner Hand sind.
Herr, bewahre uns davor, dass wir nur um uns selbst kreisen mit unserem Leben. Mach du uns frei von uns selbst, damit wir dir dienen und unser Leben dir zum Opfer bringen können.
Herr, gebrauche auch heute diesen Gottesdienst dazu. So dürfen wir dir jetzt auch in der Stille all das sagen, was uns bewegt. Wir beten in der Stille.
Herr, wir danken dir, dass du nahe bist bei dem, der zerbrochenen Herzens ist. Amen!
Der Glaube Abrahams als Vorbild
In Hebräer 11 wird das Leben Abrahams noch einmal in kurzen Zügen erzählt. Ich lese diesen Abschnitt:
Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam, als er berufen wurde, auszugehen in ein Land, das er erben sollte. Er ging aus und wusste nicht, wohin er kommen würde.
Durch den Glauben war er ein Gast im verheißenden Land, wie in einem fremden Land, und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung. Denn er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.
Durch den Glauben empfing auch Sarah Kraft, als sie schwanger wurde, über die Zeit ihres Alters hinaus. Denn sie achtete auf den Treuen, der es verheißen hatte. Darum sind auch von dem einen, obwohl er leiblich schon tot war, viele geboren. Wie die Sterne am Himmel und wie der Sand am Ufer des Meeres, der unzählig ist.
Diese alle sind im Glauben gestorben und haben die Verheißung nicht erlangt, sondern sie nur von ferne gesehen und gegrüßt. Sie haben bekannt, dass sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind. Denn die, die so sprechen, geben zu verstehen, dass sie ein Vaterland suchen.
Wenn sie das gemeint hätten, von dem sie ausgezogen waren, hätten sie ja Zeit gehabt, wieder umzukehren. Nun aber begehren sie ein besseres Vaterland, nämlich ein himmlisches. Darum schämt sich Gott nicht, sie seinen Leuten zu nennen, denn er hat ihnen eine Stadt bereitet.
Durch den Glauben opferte Abraham Isaak, als er versucht wurde, und gab seinen einzigen Sohn dahin. Obwohl er die Verheißung bereits empfangen hatte und ihm gesagt worden war, dass von Isaak ein Geschlecht heißen soll, dachte Abraham, dass Gott auch von den Toten erwecken kann. Daher erhielt er Isaak als ein Zeichen des Zukünftigen wieder.
(Hebräer 11)Die Geschichte der Opferung Isaaks
Wir haben heute den Predigttext von der Opferung Isaaks, und deshalb singen wir jetzt ein Lied, das vielleicht manchen nicht mehr ganz so in Erinnerung ist. Früher war es in Württemberg ein gern gesungenes Lied, das unser Leben als eine Hingabe an die Liebe Gottes beschreibt, mit der Gott unser Leben bewegt.
Das Lied heißt "Liebe, die du mich zum Bilde" und wir singen die ersten vier Verse. Es ist ein kühnes Lied, das gerade gesungen wurde: „Liebe dir, ergebe ich mich.“ Wenn Gott das annimmt, hat das natürlich Auswirkungen. Ich lese nun, wie sich das im Leben Abrahams zeigte.
Nach diesen Geschichten versuchte Gott Abraham und sprach zu ihm: „Abraham!“ Er antwortete: „Hier bin ich.“
Und Gott sprach: „Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du lieb hast, und geh hin in das Land Moria. Opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem Berg, den ich dir sagen werde.“
Da stand Abraham früh am Morgen auf, gürtete seinen Esel, nahm zwei Knechte und seinen Sohn Isaak mit sich. Er spaltete Holz zum Brandopfer, machte sich auf und ging an den Ort, von dem Gott ihm gesagt hatte.
Am dritten Tag hob Abraham seine Augen auf und sah die Stätte von ferne. Er sprach zu seinen Knechten: „Bleibt ihr hier mit dem Esel. Ich und der Knabe wollen dorthin gehen. Wenn wir angebetet haben, wollen wir wieder zu euch kommen.“
Abraham nahm das Holz zum Brandopfer und legte es auf seinen Sohn Isaak. Isaak aber nahm das Feuer und das Messer in seine Hand, und die beiden gingen miteinander.
Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham: „Mein Vater!“ Abraham antwortete: „Hier bin ich, mein Sohn.“
Isaak fragte: „Siehe, hier ist Feuer und Holz, aber wo ist das Schaf zum Brandopfer?“
Abraham antwortete: „Mein Sohn, Gott wird sich ein Schaf zum Brandopfer sehen lassen.“ Und die beiden gingen miteinander weiter.
Als sie an die Stätte kamen, die Gott ihm gesagt hatte, baute Abraham dort einen Altar und legte das Holz darauf. Er band seinen Sohn Isaak, legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz, reckte seine Hand aus und fasste das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.
Da rief ihn der Engel des Herrn vom Himmel und sprach: „Abraham, Abraham!“ Er antwortete: „Hier bin ich.“
Der Engel sprach: „Lege deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts! Denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest, weil du deinen einzigen Sohn nicht verschont hast um meinetwillen.“
Da hob Abraham seine Augen auf und sah einen Widder hinter sich in der Hecke, mit seinen Hörnern hängen. Er ging hin, nahm den Widder und opferte ihn zum Brandopfer anstelle seines Sohnes.
Abraham nannte die Stätte „Der Herr sieht“.
Der Herr sieht auf dem Berg, da der Herr sieht.
Der Engel des Herrn rief Abraham abermals vom Himmel und sprach: „Ich habe bei mir selbst geschworen“, spricht der Herr, „weil du solches getan hast und deinen einzigen Sohn nicht verschont hast, will ich dein Geschlecht segnen und mehren wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres.
Deine Nachkommen sollen die Tore ihrer Feinde besitzen, und durch dein Geschlecht sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorcht hast.“
So kehrte Abraham zurück zu seinen Knechten, und sie machten sich auf und zogen miteinander nach Beerscheba. Abraham blieb dort.
Zeige uns jetzt, wo du hart reden willst in unserem Leben. Amen.
Die Herausforderung, Gott allein zu dienen
In den Schaukästen unserer Kirchen hängt heute oft ein Plakat mit dem Titel „Kirche für den Menschen“. Dieses Schlagwort geht durch alle Köpfe. Wir müssen den Menschen erreichen. Wir müssen ihn ernst nehmen, seine Zweifel und Fragen hören und bereit sein, ihn wirklich zu verstehen. Ob in Frauenkreisen, Jugendkreisen oder Jugendclubs, ob man Evangelisten fragt – das ist das geheime Motto unserer Tage: Der Mensch, den müssen wir haben. Wir müssen für den Menschen offen sein.
Es ist eine Ironie und fast ein Spott unserer Zeit, dass ausgerechnet dort, wo dieses Programm gilt, die Menschen weglaufen. Viele verstehen das nicht. Sie fragen: „Was ist bloß mit euch los? Jetzt wollen wir euch endlich mal haben. Wir wollen es machen, wie ihr es wollt. Wir sind bereit, uns sehr weit anzupassen.“ Und dann sagen die Menschen: „Wir wollen gar nichts mehr von euch. Uns interessiert keine Kirche.“ In dem Moment, wo „Kirche für den Menschen“ wird, läuft der Mensch davon und es wird plötzlich uninteressant.
Ich kann Ihnen das nur aus der Abraham-Geschichte erklären. Es ist sehr auffallend, dass Abraham nicht den Menschen seiner Zeit nachgerannt ist. Stattdessen kamen plötzlich Menschen zu ihm, wie Abimelech und viele andere. Sie merkten: „Der Abraham kann mir etwas geben.“ Das ganze Geheimnis des Lebens Abraham war, dass er ein Mensch war, nicht für die Menschen, sondern für Gott.
Wo ein Mensch, eine Kirche oder ein Jugendklub als Motto hat: „Ich will nur für den lebendigen Gott leben“, da wird dieser Mensch auch für seine Mitmenschen interessant – erst dann. Ich spüre diese beißende Kritik, die mich selbst trifft.
Bitte sagen Sie jetzt nicht, das sei nur ein Slogan, den man nicht einfach als Werbespruch auf die Goldware legen darf. Doch dieses Denken findet sich bei Ihnen, bei mir und überall: Wir sind von einem krampfhaften Bemühen geprägt, wie wir anderen Menschen zum Segen werden können. Wenn wir die Abraham-Geschichte lesen, dann muss bei uns ein Funke überspringen. Wir begreifen: Ich kann anderen Menschen erst zum Segen werden, wenn über meinem Leben das Motto steht: „Allein für Gott“.
Nicht „Kirche von Menschen“, sondern „Kirche allein für Gott“, verfügungsbereit für ihn. Wenn das wieder das Motto unserer Jugendgruppen würde – horchend auf sein Kommando, bereit, sich von ihm verschleißen zu lassen. Menschen, die sagen: „Herr, wo willst du mit mir hin? Ich bin bereit, für dich durch dick und dünn zu gehen.“ Menschen, die Gott in seinem großen Programm einsetzen kann, im Dienst an den Menschen.
Gott hat Abraham gerufen und ihn vor die letzten Konsequenzen seines Programms gestellt. Wenn ich heute Morgen spreche und es bei Ihnen wehtut, dann habe ich das gewollt. Nicht nur ich, sondern das Wort Gottes will diese Wunden zufügen. Denn wenn Gott einen Menschen ruft und über dieses Leben seinen Namen schreibt, dann hat das Auswirkungen der Beschlagnahmung.
Ich werde nie vergessen, wie in den letzten Kriegstagen die Franzosen dort in der Schwäbischen Alb, wo wir waren, in die Häuser gingen und die Radioapparate herausrissen. Die Leute standen da und fragten: „Was sollen wir jetzt machen?“ Dann holten sie die Fotos. Alles wurde requiriert, weggenommen, beschlagnahmt.
Wenn Gott Menschen holt, dann will er sie ganz haben. Sie können nur das tun, was Boxer machen, wenn sie den Kampf nicht durchstehen wollen: Sie können das Handtuch werfen und Gott gegenüber sagen: „Gott, ich will aussteigen aus dem Kampf, mir reicht es jetzt.“ Aber man muss Ihnen heute Morgen sagen, dass das Leben und das Gehen mit Gott ein ganz schweres Ringen ist. Gott stellt ein Prüfungsthema dar, das uns ganz arg wehtut.
Gottes harte Forderungen an den Glaubenden
Mein erster Punkt lautet: Gott stellt harte Forderungen. Wenn ein Mensch zum Glauben kommt, macht er zunächst wunderbare Erfahrungen mit Gott. Besonders bei jungen Leuten sehen wir, wie sie von Gebetserhörungen berichten und davon, wie Gott ihr Leben ordnet. Sie erleben, dass er selbst schwierige Probleme plötzlich lösen kann.
Doch dann reicht Gott auf einmal nicht mehr aus. Sind Sie auch schon an den Punkt gekommen, an dem Gott Ihre Gebete nicht mehr erhört hat? Wissen Sie, warum Gott das tut? Er will nicht nur Gott für den Menschen sein, sondern er will den Menschen für sich gewinnen. Deshalb läuft er nicht ständig hinterher, um jeden Wunsch zu erfüllen. Vielmehr will er zuerst eine Frage in ihrem Leben klären: Liebst du mich? Und wie groß ist deine Liebe zu mir?
An dieser Stelle brechen viele junge Christen zusammen. Gerade wenn ihr Glaube anfängt, ernst zu werden, wenn die Bekehrung die Bezüge ihres Lebens betrifft – ihre Beziehungen, ihre Geldverteilung, ihre Gefühle, ihre Zeiteinteilung –, weichen sie aus. Sie verstehen nicht, dass Gott hier eine Prüfung gesetzt hat.
Am Ende dieser Prüfung steht ein neues Erkennen, eine neue Stufe im Glauben. Wer diese Prüfung nicht durchsteht, sondern mitten in der Prüfung sagt: „Danke, ich gebe meinen Zettel ab, ich schaffe das sowieso nicht“, der steigt aus und hat Gott verloren.
Ja, mein erster Punkt ist so hart formuliert, und ich wollte Ihnen das nicht ersparen: Gott stellt harte Forderungen, weil er hart in unser Leben hineinreden kann. Wenn ein Mensch zum Glauben kommt, ahnt er oft noch gar nicht, wie weit das geht. Kein reifer Christ kommt an diese Stelle vorbei, an der er aufschreit vor den Prüfungsthemen, die Gott in sein Leben legt.
Beim Abraham gab es viele Prüfungen. Das waren ganz alltägliche Situationen. Als es Streit zwischen Isaak und Ismael gab, war das ein Prüfungsthema Gottes. Wie würde Abraham reagieren, wenn solche Situationen kommen? Oder als die Hungersnot ausbrach und er nach Ägypten ging, versuchte er sich mit einer Lüge durchzulavieren. Auch das waren Prüfungsthemen Gottes. Wie reagieren wir in solchen Momenten?
Eines dieser Prüfungsthemen lautet: Gib her, gib her! Ich habe Sorge, dass wir diesen Aspekt bisher vielleicht bei unseren Predigten unterschlagen haben. Wir haben oft gesagt: Gott schenkt dir alles, Gott löst deine Probleme, Gott erfüllt alle deine Wünsche. Aber wir haben nicht gesagt, dass Gott Opfer fordert.
Wenn heute fünf Erwachsene den Kindergottesdienst leiten, ist das kein Zeitvertreib oder Amüsement, sondern ein Opfer. Wenn Mädchen in unserer Gemeinde Jugendkreise leiten, in die Lücke springen und einen Mädchenkreis übernommen haben, und am vergangenen Freitag plötzlich nur noch zwei Mädchen da sind, dann ist das keine Unterhaltung oder ein Glücksspiel, sondern ein Dienst. In diesem Dienst sagt Gott: Wie viel bin ich dir wert? Gib her!
Das kann ganz schmerzlich in unsere Zeitverteilung hineinwirken. Wir sagen dann: „Ich habe ganz andere Dinge viel lieber.“ Unsere Konfirmanden bringen es treffend auf den Punkt, wenn sie sagen: „Ich habe gar keine Lust dazu.“ Sie haben erkannt, dass unsere Lust uns oft ganz woanders hinzieht, nämlich dorthin, wo wir fern von Gott sind. Dort tun wir nicht das, was uns aufbaut, sondern das, was uns von Gott wegtreibt.
Gott stellt harte Forderungen. Wenn Sie diese Geschichte in Ihrem Leben verstehen wollen und Gott nahekommen möchten, müssen Sie wissen: Gott will zuerst eins von Ihnen – ganz für mich, ganz für mich. Und das kann der Prozess sein, den Gott mit einer Jugendgruppe, mit jungen Christen oder mit einer Kirche geht. Er will wissen: Was bin ich dir wert? Wie weit geht dein Opfer? Was kannst du hinlegen?
Der Glaube erkennt Gottes größere Perspektive
Wir kommen zum Zweiten: Der Glaube sieht mehr.
Gott stellt beim ersten Mal harte Forderungen, aber der Glaube sieht darüber hinaus. Abraham geht diesen Weg des Opfers. Merkwürdig ist, dass er, als er mit seinem Sohn Isaak spricht, überhaupt nicht vom Opfer spricht. Er kann noch so zuversichtlich reden, obwohl ihn das ja innerlich schmerzen muss. Isaak sagt: „Mein Vater“, und Abraham berührt damit die Wunde noch einmal. Dann gehen sie schweigend nebeneinander her. Abraham muss das Holz umladen und dem Jungen auf den Rücken legen.
Isaak war ihm wirklich das Liebste geworden, nachdem er seinen Ismael vertreiben musste und Isaak ihm endlich im Alter geschenkt wurde. Was liegt da alles drin: Enttäuschungen, Fragen, Rätsel. Wer will da noch meinen, er könne Glauben verstehen? Das kann niemand mehr verstehen, das kann niemand mehr mit seiner Ratio erfassen.
Sie gehen nebeneinander, und Isaak fragt Abraham: „Wir haben angebetet, wollen wir wieder zurückkommen?“ Abraham antwortet voll Glaubenszuversicht: „Gott wird sich ersehen.“ Er spricht von einem Brandopfer. Ob er überhaupt damit gerechnet hat, dass Gott eine andere Lösung hat? Der Hebräerbrief hat Recht, wenn er sagt, Abraham wusste, dass Gott dort, wo wir nicht mehr durchsehen, Lösungen bereit haben kann, die wir nie ahnen. Gott kann von den Toten auferwecken. Aber nicht einmal das konnte Abraham in Gedanken fassen. Wer kann das schon fassen?
Woher hat Abraham diesen kühnen Glauben? Ganz am Anfang, nach diesen Geschichten, hat Abraham viel mit Gott erlebt. Diese Erfahrungen führten ihn nicht nur dazu, zu sagen: „Gott kann mir meinen Sohn schenken“, sondern er erkannte im Wunder der Geburt Isaaks, dass Gott größer ist als sein Denken. Er begriff, dass Gottes Liebe ihn nie betrügt und Gottes Erbarmen größer ist als seine Schuld.
Das hat Abraham verstanden, und er hat tief ins Herz Gottes hineingeblickt. Wenn wir vom Glauben reden, dann muss zwischen uns und Gott dieses kindlich-väterliche Vertrauen entstehen. Was heißt „väterlich“? Wo gibt es einen Vater in dieser Welt, der mit Gott vergleichbar ist, der seine Treue so zugesagt hat?
Abraham wusste in dieser Stunde: „Ich verstehe nichts mehr, ich begreife nichts mehr, ich kann es nicht mehr in Worte fassen, und ich weiß auch nicht, was werden soll. Ich weiß nur eins: Er hat mich lieb.“
Wenn man im Leben großer Christen liest, stößt man immer wieder auf diesen Punkt. Ein promovierter Theologe aus der Tschechoslowakei, dem sein Pfarramt entzogen wurde, schrieb mir in einem Brief: „Mein ganzes theologisches Denken ist nur noch in einem Satz zusammengefasst, den ich bei Spörtchen gefunden habe: Jesus starb für mich. Ich begreife mein Leben immer so unsagbar schwer. Ich kann in keinem Brief schildern, was meine Situation ist, aber das eine weiß ich: Gott lässt mich nicht los.“
Wenn man das bei anderen Personen findet, wird es deutlich. Ich habe Ihnen oft von William Booth erzählt, wie dieser Mann, der für die Liebe Gottes tätig war, in solche Glaubensprüfungen geführt wurde, dass er nur noch das eine wusste: „Er lässt mich nicht los.“
Ein Missionar der Barmer Mission wollte ausreißen. Nach einer Gemeindefeier in Wuppertal, als noch etwas Zeit war, sagte dieser Missionar zu seinem Begleiter, dem Direktor der Barmer Mission: „Ich würde noch gerne einmal nach Hause gehen und meine Kinder noch einmal sehen.“ Er hatte vier Kinder. Es war schon einige Jahre her. Die Kinder waren schon im Bett. Er ging noch einmal hoch, nahm jedes Kind in die Arme, grüßte sie, schloss die Glastür und ging hinunter.
Unten sagte er: „Reicht die Zeit noch? Ich muss noch einmal hoch.“ Sie gingen noch einmal die Treppe hoch, in das Kinderzimmer, und wieder war der Abschied rührend. Dann winkte er noch einmal und schloss die Tür. Wieder gingen sie hinunter. Unten auf der Straße, wo sie in ein Taxi steigen wollten, sagte er: „Mir ist das noch nicht genug, ich muss noch einmal hoch.“ Der Missionsdirektor sagte: „Also hören Sie mal her, wenn es Ihnen so schwerfällt, dann reißen Sie nicht aus, dann bleiben Sie hier. Das hat doch keinen Wert, wissen Sie? Das schaffen wir nicht.“ Der Missionar antwortete: „Gut, dann fahren wir.“ Dann schlugen sie die Türen zu und fuhren.
Die nächsten zehn Jahre seines Lebens waren geprägt von Missionsgeist und Opfer für Jesus. Wissen Sie jetzt, warum Ihr Dienst Sie nicht für Gott befriedigt? Weil der Glaube auf einmal mehr merkt: Ich bin nicht der Opfernde, sondern der Beschenkte.
Die Unmöglichkeit, Gott etwas zu schenken
Da sind wir beim dritten Punkt: Ihm kann man nichts schenken.
Gott stellt harte Forderungen, aber der Glaube sieht mehr. Und beim dritten Punkt: Ihm kann man nichts schenken. Was will Abraham im Ernst auf den Altar legen? Seinen Sohn? Was hat Gott davon, einen toten Isaak zu bekommen? Er kann ja gar nichts hinlegen.
Dass wir für unsere Spenden, die wir am Ausgang einlegen, das Wort „Opfer“ verwenden, ist doch ein bisschen hochgegriffen. Was ein Missionar wagt oder jemand, der sein Leben hingibt – da könnte man das Wort „Opfer“ noch gebrauchen. Aber was ist das schon, was Sie Gott geben können? Sie wissen, dass Gott in Ihr Leben hart eingreifen kann.
Ich freue mich auf den Tag, an dem ich weiß, dass jemand aus der Predigtgemeinde das ganz konkret versteht und sagt: „Ich trete in einen Dienst für Gott ein, wo ich nicht nach meiner Erfüllung suche, sondern nur noch dort bin, wo Gott mein kleines Leben gebrauchen kann.“
Das ist so groß am Ende: Gott nimmt die Gabe gar nicht an, sondern legt sie wieder hin. Sie werden erfahren, dass Gott es gar nicht will, dass Sie Ihr Leben für ihn verschleißen. Ich sage das so kühn und behaupte es, weil ich weiß, dass es niemanden gibt, der im Ernst seine Körperkraft und seine Gesundheit für Gott hergeben kann – weil Gott viel mehr zurückgibt.
Es gibt so viele, die nur glückselig von diesem Dienst reden. Sie müssen ihren Glaubensblick auf das richten, von dem sie es her verstehen können. Und da stehen wir schon bei der Predigt vom nächsten Sonntag, wo ich über denselben Text noch einmal predigen muss. Die beiden Predigten gehören zusammen, um das zu verstehen: Dort, wo Gott sagt: „Du schuldest mir dein ganzes Leben, alles, was du hast“, und wo er dann seinen Sohn für mich sterben lässt.
Seit diesem Tag weiß ich: Es gibt überhaupt nichts, was Gott mir vorenthalten will. Seine ganzen Pläne sind nur Schenken, Schenken, Schenken. Seine Pläne für Sie sind nur Freude, Freude, Freude.
Denken Sie bitte nicht, es sei ein ernstes Thema gewesen. Es geht doch nur darum, ob Gott das Leben auch eines Isaak gebrauchen kann, ob ein Abraham bereit ist, dieses vergängliche Leben – was wäre Isaak sonst geworden? – in die Segenslinie Gottes hineinzustellen.
Ob Gott Ihre Arbeitskraft, Ihre Familie für sein Reich gebrauchen kann, ob Sie bereit sind, alles, was Sie haben und sind, für ihn hineinzustellen.
Es heißt in dem Lied: „Er gibt mehr Lohn, als man erwarten kann.“ Und nicht der Lohn allein macht so glücklich, sondern der Sinn, den mein Leben plötzlich hat. Dass ich brauchbar werde für ihn, dass der Werktag, der morgen beginnt, von Gott benötigt wird zur Verherrlichung seines Namens.
Oder wie es im Epheserbrief heißt: Wir sollen etwas sein zum Lob seiner Herrlichkeit. Gott holt aus unserem müden Leben etwas heraus für seine Sache, weil er lebt.
Sie haben einen Pfand in der Hand: den Tod seines Sohnes, der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat. Wie sollte er uns in Jesus jetzt nicht alles schenken?
Täuschen Sie sich da nicht! Er schenkt – nicht Sie schenken. Er opfert. Sie sind der Empfangende, da, wo Sie ihn über Ihr Leben verfügen lassen, da, wo Sie das Liebste ihm hingeben können.
Amen!
Gebet und Fürbitten zum Abschluss
Und nun singen wir 255, die Verse fünf bis sieben.
Herr, unser Gott, du befreist uns von dieser Gefangenschaft unter Menschen. Du holst unser Leben aus all den Bezügen und Forderungen heraus und stellst uns ganz allein vor dich. Du bist unser Schöpfer, und du allein darfst über unser Leben, über unsere Arbeitskraft und über unsere Zeit verfügen.
Herr, wir lassen uns so oft betrügen von anderen Gedanken. Wir lassen uns so oft wegziehen von dir und den anderen Herren, die über uns verfügen. Dann sind wir in der Gewalt von Menschen. Aber, Herr, wir danken dir für diese Befreiung, dass wir allein unter dir und unter deinem Wort stehen.
Und dass du jetzt unser Leben gebrauchen willst, auch in der kommenden Woche, um dich dadurch zu verherrlichen, das danken wir dir. Gebrauche du alles, was wir sind und was wir haben, zur Ehre für dich, dazu, dass dein Reich gebaut werde, dazu, dass Liebe und Freude gestiftet werde.
Herr, allein in der Orientierung von dir her können wir den Menschen dienen. Lass uns in unserem Leben ganz stark diese Mitte wiedererkennen. Auch wenn es uns oft wehtun sollte, verschaffe dir Gehör in unserem Leben ganz deutlich. Lass uns auch durch andere Mitchristen immer wieder kritisiert werden, damit wir allein diese Mitte erkennen – das, was du von uns haben willst, das, was das Erste sein muss im Leben.
Dass uns das auch in der Arbeit unserer Gemeinde, in allem Dienst immer wieder bewusst wird. Wir sind so leicht erschöpft und müde. Herr, mach uns das Wichtige ganz wichtig, dass wir allein das tun, was du uns heißt, und dass wir wieder Licht und Salz sein können für unsere Umwelt.
Wir danken dir, dass wir von deiner Verheißung leben. Wir bitten dich jetzt auch für diese Welt in ihrem Unfrieden – mit all dem Krieg, dem Leiden und dem Unverstehen, mit all dem Hungern und der Ungerechtigkeit. Zeig du uns, wie wir helfen können, und gib du denen, die leiden müssen, eine Hoffnung in dir.
Wir bitten dich auch für die, die in schweren Prüfungen stehen in unserer Gemeinde, für unsere Kranken und Einsamen, für die Schwermütigen. Auch für die jungen Menschen, die voller Freude in ihr Leben starten und so wenig ahnen von dem, wo man zerbrechen kann. Herr, lass sie dich finden, damit sie die Fülle des Lebens haben, die du schenken willst.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Und singen wir noch den vierten Vers vom Lied 181, wo von diesen Leiden die Rede ist.
Hinweise zu biblischen Illustrationen und Gemeindeveranstaltungen
Es gibt heute nur wenige Illustrationen, mit denen Kindern biblische Geschichten erzählt werden können. Das ist ein altes Problem. Ich freue mich, dass in der Schweiz endlich wieder die großen biblischen Bilder von Schnoff und Carlsfeld in einer großen Kunstausgabe neu aufgelegt wurden. Diese haben eine große Bedeutung für unsere Kinder, weil sie – was nur wenige Künstler tun – nicht nur einen Gedanken darstellen, sondern viele in einem Bild erzählen.
Ich habe deshalb ein Muster mitgebracht, da viele Buchhandlungen, auch christliche Buchhandlungen, diese Bilderbibel leider nicht führen. Sie kostet 29 Mark, ist aber dieses Geld wert, auch vom künstlerischen Standpunkt her. Auch wenn sie einer alten Schule angehört, die bei manchen vielleicht nicht so anerkannt ist, besitzt sie dennoch einen großen künstlerischen Wert.
Ich habe drüben eine Ausgabe hingelegt, die Sie ansehen können. Wer sie bestellen möchte, vielleicht als Weihnachtsgeschenk für ein Enkelkind, kann sich auf den Zettel dort eintragen. Dann können wir sie gemeinsam bestellen. Also, drüben an dem Tisch liegt die Bilderbibel. Auch am nächsten Sonntag können Sie sie noch ansehen.
Am kommenden Dienstag um 15 Uhr findet unser Seniorendienstag mit Kaffee statt. Herr Baumann wird uns diesmal einige Dias zeigen und anderes präsentieren. Ich möchte alle einladen, die schon etwa 50 Jahre und mehr „Winter“ überlebt haben, an diesem fröhlichen Nachmittag der Begegnung teilzunehmen. Das soll eine Gelegenheit sein, dass wir uns öfter treffen.
Wir haben etwa 300 ältere Gemeindemitglieder, und es ist nicht möglich, jeden wöchentlich zu besuchen. Deshalb organisieren wir solche Treffen hier, um uns zu begegnen. Es gibt einen fröhlichen Nachmittag um 15 Uhr hier im Gemeindehaus. Natürlich freuen wir uns auch, wenn Gäste von außerhalb kommen.
Abends finden Hauskreise um 20 Uhr statt. Sie können am Ausgang erfragen, wo diese sind. Es sind offene Häuser, in denen wir miteinander über die Bibel sprechen. Wir lesen Johannes 3, das Gespräch Jesu mit Nikodemus.
Unser heutiges Opfer ist für die Studentenmission in Deutschland bestimmt. Wir freuen uns sehr, dass neben den Studentengemeinden, deren Arbeit immer wieder in der Öffentlichkeit Kritik erfahren hat, eine ganz andere Arbeit besteht: die Studentenmissionen. Diese führen ihre Arbeit frei durch, haben mehrere Hauptamtliche und an jeder Universität eine Studentengruppe, die missionarisch sehr aktiv ist und Bibelgruppen leitet. Wir wollen unser Opfer für die Zentrale in Marburg zur Verfügung stellen.
Am nächsten Samstag um 14.30 Uhr feiern wir hier in der Kirche die Hochzeit von Wolfgang Winterstein, kaufmännischer Angestellter aus Stuttgart, und Christa Sorg, ebenfalls kaufmännische Angestellte aus Stuttgart, Schickstraße 6.
Verstorben und in unserer Gemeinde bestattet wurden Doktor Richard Wolfgang Schmidt, Hauptkonservator in der Denkmalpflege, wohnhaft in der Professor-Sonnenbergstraße 34c, im Alter von 84 Jahren, sowie Gertrud Volz-Gelli, geborene Geil, Opernsängerin, 71 Jahre alt, wohnhaft in der Wernhaltenstraße 101.
Bei einer dieser Bestattungen hörten wir das Psalmwort: „Ich harrte des Herrn, und er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien. Er zog mich aus der grausamen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich sicher treten kann. Er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unseren Gott.“
Wir bringen Gott kein Opfer, sondern sind selbst solche, die von Gott gesegnet werden. Unser Leben will der Herr reich machen, weil er versprochen hat: „Ich bin gekommen, dass die Menschen das Leben und volle Genüge haben sollen.“ Sie sollen es erfahren, dazu segnet sie der Herr.
Herr, segne uns und behüte uns! Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig! Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns Frieden!