Einführung: Die Bedeutung von Ostern
Er ist wahrhaft auferstanden. Das wird das Thema für heute Nachmittag, für die Predigt, sein.
Wir haben uns in den letzten vier Wochen sehr intensiv mit der Frage beschäftigt: Was ist eigentlich an Ostern dran? Warum ist Ostern so bedeutungsvoll und so einmalig? Auf diese Frage haben wir vier unterschiedliche Antworten gegeben.
Zunächst haben wir gesagt: Ostern ist das Thema Erlösung. Gott stirbt am Kreuz für meine Schuld, und ich kann frei ausgehen.
Dann hat Ostern mit Hoffnung zu tun. Ich muss nicht bleiben, wie ich bin. Ich bin nicht auf meine eigene Kraft angewiesen. Ich darf mit Gott leben, und Gott will mich verändern.
Anschließend haben wir uns das Thema Sicherheit angeschaut. Gott nimmt uns in eine Beziehung hinein, aus der uns nichts und niemand mehr aus seiner Hand rauben kann.
Das letzte Thema war die Auferstehung, unsere Hoffnung, einmal Gott zu sehen, in Ewigkeit bei ihm zu sein und ihn von Angesicht zu Angesicht zu erleben – als ganzer Mensch, ohne all den Dreck, ohne die Probleme, ohne die Schwierigkeiten, ohne die Sünde, den Schmerz und all das, was uns hier quält.
Die zentrale Bedeutung der Auferstehung
Und heute ist Ostersonntag. Wir wollen uns heute noch einmal die beiden Eckpunkte von Ostern vor Augen führen: Auf der einen Seite das Kreuz und auf der anderen Seite die Auferstehung. Auf der einen Seite Karfreitag, auf der anderen Seite Ostersonntag.
Ich möchte in der Predigt mit dem Wichtigeren beginnen, nämlich mit der Auferstehung. Manch einer wird sich fragen, warum die Auferstehung bitteschön das Wichtigere ist. Ich möchte das begründen.
Die Auferstehung ist das Wichtigere, weil sie ein Beleg dafür ist, dass Gott das Opfer Jesu angenommen hat. Sie ist ein sichtbarer Ausdruck dafür, dass der Tod wirklich seine Macht verloren hat. Die Auferstehung macht aus einem x-beliebigen Märtyrer den im Alten Testament verheißenen Retter der Welt, den Richter der Welt und den Sohn Gottes.
Außerdem ist die Auferstehung der Inbegriff unserer Hoffnung, denn wir wollen einmal auferstehen. Und wir werden auferstehen, weil das Leben Jesu in uns lebt. Dieses Leben wird in uns genau das bewirken, was es in ihm bewirkt hat, nämlich Auferstehung.
Die Apostelgeschichte und das Zeugnis der Auferstehung
Wenn man sich dem Thema Auferstehung etwas genauer widmet und fragt, wie wichtig sie eigentlich ist, dann muss man sich die Apostelgeschichte anschauen, denke ich. Dieses Buch beschäftigt sich mit der Frage, wie die Kirche entstanden ist, also was nach Jesus kam. Dabei betont die Apostelgeschichte besonders das Thema Auferstehung.
Das fällt schon ganz am Anfang auf, wenn wir uns die Jünger anschauen und die Frage stellen: Was machen wir eigentlich mit Judas? Judas hatte den Herrn verraten und dann Selbstmord begangen. Plötzlich war ein Platz frei. Es waren ja ursprünglich zwölf Jünger, jetzt nur noch elf. Petrus begründet, warum das nicht so bleiben kann. Man brauchte jemanden Neues.
Wir betrachten die Auswahlkriterien, nach denen die Kandidaten für diesen Dienst ausgewählt wurden. Petrus sagt: „Es muss nun von den Männern, die mit uns gegangen sind in all der Zeit, in welcher der Herr Jesus bei uns ein- und ausgegangen ist, angefangen von der Taufe des Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns hinweg aufgenommen wurde, also von der Taufe bei Johannes bis zur Himmelfahrt, von diesen Leuten muss einer Zeuge seiner Auferstehung sein.“
Ein Apostel ist also zuerst einmal ein Zeuge der Auferstehung Jesu. Das heißt, ein Augenzeuge davon, dass Jesus wirklich tot war und dann wieder lebendig geworden ist.
Vor einigen Jahren habe ich mir alle Predigten in der Apostelgeschichte angeschaut. Das war sehr interessant, weil mich interessiert hat, was an diesen Predigten eigentlich das Wichtigste ist. Anfangs dachte ich: Das ist eindeutig, das sind ja fast alles evangelistische Predigten. Da muss überall das Kreuz vorkommen, sicherlich auch Zitate aus dem Alten Testament, die zeigen, dass Jesus der Messias ist. Und vielleicht auch die Auferstehung.
Am Ende, als ich meine Aufzeichnungen durchging, war ich ziemlich erstaunt. Das Einzige, was in jeder Predigt vorkommt – auch in der Predigt, in der weder das Wort „Jesus“ noch das Wort „Kreuz“ fällt – ist das Thema Auferstehung. Die Apostel beharren darauf und sagen, das müssen wir predigen. Den Rest können wir weglassen, aber das müssen wir predigen.
Das war für mich verblüffend, aber es passt natürlich. Wenn die Apostel zuerst Zeugen seiner Auferstehung sein mussten, wozu war das dann? Damit sie es predigen. Nicht, damit sie es im Stillen mit sich herumtragen und sagen: Na ja, das muss ja kein anderer wissen.
Die Auferstehung als zentrales Thema in der Verkündigung
Sogar bei der Predigt, wo wir es am wenigsten erwarten würden – Paulus in Athen. Dort ist kein Gläubiger dabei, kein Jude, niemand, der einen Schimmer vom Alten Testament hat. Paulus steht auf dem Areopag und hält eine evangelistische Predigt. Der Areopag ist ein Hügel in Athen.
Vorher hat er so viel über die Auferstehung gesprochen, dass die Athener in ihren Köpfen ganz wirr waren. Sie dachten, er predigt von zwei Göttern: Ein Gott heißt Jesus, und der andere heißt Auferstehung. Sie haben das wirklich nicht mehr begriffen. Ihr müsst das zu Hause in Apostelgeschichte 17 nachlesen. Die Leute sagen dort, dass sie das nicht mehr zusammenbringen können. Paulus predigt von Göttern und Auferstehung – Jesus ist ein Gott, und Auferstehung ist ein Gott. Das passt für sie nicht zusammen.
Dann nutzt Paulus diese Gelegenheit, um vor den Leuten zu predigen. Der Höhepunkt seiner Predigt, wo er alles zusammenfasst, lautet so: Paulus sagt in Athen: "Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt allen Menschen, dass sie überall Buße tun sollen. Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat. Und er hat allen dadurch den Beweis gegeben, dass er ihn aus den Toten auferweckt hat."
Paulus braucht das Kreuz nicht zu predigen, aber er predigt etwas ganz anderes. Er sagt: "Freunde, einer ist auferstanden, und das ist der Beweis dafür, dass es einen Richter für diese Welt gibt. Das ist der Beleg dafür, dass du Buße tun musst und dass es in deinem Leben nicht so weitergehen kann." Ganz einfach.
Das Wichtigste ist die Auferstehung. Alles dreht sich irgendwie um die Auferstehung.
Die Konsequenzen ohne Auferstehung
Mir hilft es, wenn ich mich daran erinnere: Was wäre eigentlich, wenn es keine Auferstehung gäbe? Das kann man ja mal gedanklich durchspielen. Was wäre, wenn das nicht stimmen würde? Wäre das für das Christentum ein großer Verlust? Was würden wir verlieren, wenn die Auferstehung nur ein Märchen wäre?
Man könnte sich vorstellen, dass irgendjemand zeigt: Man findet ja in regelmäßigen Abständen Grabkisten, auf denen „Jesus“ steht. Und da sieht man dann, dass er nicht auferstanden ist. Was würden wir verlieren, wenn so eine Kiste echt wäre und Jesus wirklich darin läge?
Paulus nimmt sich genau dieser Frage an. Im 1. Korinther 15 gibt er fünf Antworten. Er sagt: Wenn Jesus nicht auferweckt worden wäre, wenn das wirklich so wäre – wenn du Recht hättest –, dann wäre erstens die Predigt der Apostel, das, was sie gepredigt haben, das, was Paulus gesagt hat, völlig ohne Inhalt. Dann würden die Apostel ein Märchen predigen, eine Erfindung, eine Lüge.
Zweitens wäre euer Glaube, der Glaube der Christen, ohne Inhalt. Wir würden dann ja nur das glauben, was in Wirklichkeit eine fromme Legende ist. Das hieße, wir würden an gar nichts glauben – so wie der Glaube an den Osterhasen.
Drittens: Wenn unser Glaube ohne Inhalt wäre, wenn das mit der Auferstehung nicht stimmt, dann sind wir auch nie durch unseren Glauben von den Sünden befreit worden. Dann hat Erlösung nie stattgefunden. Wir wären noch in unseren Sünden, belogen und verdammt.
Es geht noch weiter: Viertens, wenn die Auferstehung nur ein Ammenmärchen ist, dann darfst du den Aposteln gar nichts mehr glauben. Denn wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Und wer dich in den wichtigsten Dingen belügt – da, wo es um dein ewiges Leben geht –, dem willst du dann glauben, wenn es um weniger wichtige Dinge geht? Zum Beispiel um den Sinn des Lebens, wie du Prioritäten setzt, wie du einen Ehepartner suchst oder wie du deine Berufswahl triffst? Nein. Wenn das alles eine Lüge ist, dann haben die Apostel ihre Glaubwürdigkeit ganz grundsätzlich verspielt.
Es gibt noch einen fünften Grund, der genauso schlimm ist: Das heißt, dass die Gläubigen, die in den letzten zweitausend Jahren schon gestorben sind, alle ohne Zukunft sind, alle verloren. Denn wenn das nicht stimmt, haben wir noch die Möglichkeit, uns woanders umzusehen und zu schauen, ob wir anderswo Rettung finden. Aber die, die schon tot sind, haben diese Hoffnung nicht mehr. Sie sind einer Lüge gefolgt. Wir haben keine Chance mehr, ihren Fehler wiedergutzumachen.
Das ist es, was Paulus in 1. Korinther 15,14-18 sagt, um zu zeigen: Du kannst die Auferstehung nicht einfach weglassen, ohne alles zu verlieren, was du im Christentum überhaupt hast. Du schneidest dem Christentum förmlich das Herz heraus und sagst, der Rest soll weiterleben. Das geht nicht.
Paulus’ Bekenntnis zur Auferstehung
Jesus ist auferstanden. Und Paulus weiß das. Er sagt diese Verse und endet damit mit den Worten: „Wenn das stimmt, so sind wir die Elendsten von allen Menschen.“ Wenn das stimmt, sind wir die Elendsten. Wenn es keine Auferstehung gibt, wenn das alles nur Fake ist, dann sind wir die Elendsten von allen Menschen.
Er schreibt das, und wahrscheinlich packt es ihn in diesem Moment einfach. Man hört förmlich zwischen den Zeilen, wie er noch einmal durchatmet. Dann macht er weiter und sagt: „Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt.“ Er schreibt das die ganze Zeit und sagt dann: „Nee, nee, auf keinen Fall, so ist es nicht. Jesus ist auferweckt.“
Man hört förmlich, wie ihm die Last vom Herzen plumpst, wie er sich hinstellt und sagt: „Da ist einer, der sagt: ‚Hey, ich bin Augenzeuge, ich habe ihn gesehen.‘ Ich lasse mir diesen Bären nicht aufbinden.“ Wenn ihr, Korinther, Leute auf die Kanzel lasst, die das predigen, „Ich glaube das nicht“, dann fragt er: „Warum glaube ich das nicht? Weil ich habe Jesus gesehen. Ich bin ein Apostel, ich bin Zeuge der Auferstehung.“
Paulus kann sich zurückerinnern an den Moment vor Damaskus, als er als Feind des Christentums dem Auferstandenen begegnet. Wie mit einem Mal seine ganze Theologie durchgeschüttelt wird. Wie von einem Moment auf den nächsten aus einem Verfolger ein Bekenner wird, jemand, der eben noch geglaubt hat: Jesus ist tot und diese Christen spinnen alle. Und plötzlich stellt er fest: Jesus lebt! Und sein ganzes Leben ändert sich von Grund auf.
Ich glaube, dass Bekehrung, diese Umkehr zu Gott, genau das ist: Immer wieder begegnen Menschen einem lebendigen Jesus Christus. So habe ich es erfahren, und ich weiß, dass andere es auch erfahren haben.
Man lebt und hat irgendeine Vorstellung von Jesus. Vielleicht geht man sogar zu Ostern in die Kirche, aber Jesus ist eigentlich tot, er ist irgendwie weit weg. Dann kommt er einem, ohne dass man das so richtig erfasst, plötzlich ganz nah. Und man merkt: Jetzt stehe ich einem lebendigen Jesus gegenüber. Jetzt muss ich eine Entscheidung treffen.
Das ist Umkehr, das ist wirklich Buße: Wenn ich die Realität eines lebendigen Gottes annehme, der in mein Leben hineintritt. Wenn ich sagen kann: Konfuzius ist tot, Buddha ist tot, Mohammed ist tot – aber Jesus, Jesus lebt.
Die Verwandlung der Jünger durch die Auferstehung
Was ich sagen möchte, ist, dass erst die Auferstehung aus diesem Wanderprediger aus Nazareth den Retter der Welt macht. Erst die Auferstehung verwandelt Menschen. Das sehen wir am Beispiel der Jünger.
Eben noch waren sie eine verängstigte Schar. Ihr müsst das heute Nachmittag, wenn ihr noch Zeit habt, einfach noch einmal lesen. Es ist so herrlich: Sie sitzen da in diesem Obersaal, haben die Türen hinter sich zugeschlossen und überlegen, ob sie nicht alle ganz heimlich, still und leise wieder in ihren Beruf zurückkehren könnten. Sie könnten so tun, als sei das nur so für zwei, drei Jahre gewesen. Das kann doch schon mal passieren, dass man sich auf etwas einlässt, das dann doch nichts ist.
Und dann, mit einem Mal, zack – hast du furchtlose Missionare vor dir, die bereit sind, für ihren Glauben zu sterben. Warum? Weil sie einem Auferstandenen begegnet sind. Weil sie in der Zeit zwischen Ostersonntag und Himmelfahrt, das sind vierzig Tage, etwas erlebt haben. Lukas beschreibt das so: „Diesen Aposteln hat Jesus sich auch nach seinem Leiden, also nach dem Kreuz, in vielen sicheren Kennzeichen lebendig dargestellt, indem er sich vierzig Tage hindurch von ihnen sehen ließ und über die Dinge redete, die das Reich Gottes betreffen“ (Apostelgeschichte 1,3).
Ich weiß nicht, wie ihr euch die Jünger vorstellt. Hey, das waren keine leichtgläubigen kleinen Jungs, die wir heute vielleicht in der U-Bahn treffen und denen man alles erzählen kann. Das waren ausgebuffte Handwerker. Männer, die mit beiden Beinen im Leben standen, Familien gegründet hatten, gearbeitet hatten und sich eine Existenz aufgebaut hatten.
Deshalb brauchten sie, so wie Lukas das hier ganz schön beschreibt, viele sichere Kennzeichen dafür, dass Jesus lebendig war. Es reichte nicht, dass einer kommt und sagt: „Ich habe ihn gesehen.“ Nein, da brauchte es mehr. Sie mussten Jesus anfassen, sie mussten die Wundmale sehen und sie wussten, dass sie die Wundmale anfassen konnten.
„Fass mal deine Hand an“ – so eine Erfahrung mussten sie mit Jesus machen. Sie mussten das anfassen und sagen: „Das ist mehr als so ein Geist, da fühlt man was.“ Sie mussten seine Stimme hören, sie mussten erleben, wie das ist, wenn man seine Predigt hört. Und mit einem Mal geht einem das Herz auf und man sagt: „Boah, das habe ich schon so oft erlebt. Ja, genau so war das früher, immer wenn er gepredigt hat.“
Sie mussten mit ihm frühstücken. Kannst du dir das vorstellen? An einer Stelle in der Bibel heißt es sinngemäß: „Gebt mir was zu essen, damit ihr seht, dass ich kein Geist bin.“ So ein Stück Fisch, das plupst ja bei so einem Geist durch. Sie mussten sehen, dass er das richtig essen kann.
Sie mussten mit ihm spazieren gehen, ihn anschauen und erleben, dass er wirklich lebendig war. Keine Halluzination, kein körperloser Geist, kein Wunschbild. Sie mussten Jesus begegnen – den Jesus, den sie kannten. Den Jesus, dem sie Fragen stellen konnten, und der ihre Fragen beantwortete. Den Jesus, der, wie es hier heißt, über die Dinge redete, die das Reich Gottes betreffen.
Und bitteschön: Sie hatten Zweifel und Fragen. Das war nicht nur Thomas, der zweifelnde Thomas, der arme Kerl. Ja, wir hätten alle so reagiert, wenn du sagst: „Jürgen ist wieder lebendig.“ Ja, das glaubt doch erst mal keiner – zu Recht.
Und dann begegnet Thomas seinem Herrn, fällt vor ihm auf die Knie und sagt: „Mein Herr und mein Gott.“ Diese Entwicklung vom Zweifler zu dem, der wirklich weiß, dass es passiert ist – das ist die Entwicklung, die alle Jünger durchmachen.
Und warum? Jesus wollte das. Jesus wollte, dass sie ihn untersuchen, dass sie ihn anfassen, dass sie mit ihm frühstücken und mit ihm reden. Er wollte das. Jesus hat kein Problem mit unseren Zweifeln, überhaupt nicht. Er hat ein Problem damit, wenn wir dort stehenbleiben, wo wir zweifeln. Denn er gibt uns genug Hinweise, Erklärungen und Beweise. Jesus möchte, dass wir uns ein eigenes Bild machen.
Die Auferstehung als Erfüllung der alttestamentlichen Verheißung
Noch mehr bei den Jüngern. Jesus wollte, dass sie Zeugen seiner Auferstehung sind. Warum? Weil dieses Zeugnis, diese Auferstehung für Jesus von allergrößtem Interesse war. Wäre er nicht auferstanden, wäre das nicht wahr und echt. Dann wäre er nicht der Messias. Aber genau das wollte er sein.
Im Alten Testament wird vorhergesagt, dass der Messias auferstehen muss. Und zehn Tage nach der Himmelfahrt erleben wir Petrus. Petrus hat viel falsch gemacht, ja, und es würde auch noch nicht aufhören mit dem, was er falsch gemacht hat. Aber an Pfingsten, das ist nämlich zehn Tage nach Himmelfahrt, spielt er seine glanzvollste Rolle.
Da kommen die Leute und sagen: „Sag mal, was geht hier eigentlich vor an Pfingsten?“ Und er fängt eine Predigt an. Er macht ihnen klar, wer Jesus ist. Mittendrin muss er sich natürlich dem Thema Auferstehung irgendwie nähern. Wie ist das mit der Auferstehung?
Petrus sagt: „Ja, wisst ihr, im Alten Testament gibt es doch eine Prophezeiung von David. David ist nicht nur König von Jerusalem und Ururur-Großvater von Jesus, sondern er ist auch ein Prophet. Er hat prophetische Äußerungen gemacht, vor allem in den Psalmen.“
Petrus sagt, es gibt im Alten Testament eine Prophezeiung auf den Messias. Da heißt es dann über Gott: „Dein Frommer wird die Verwesung nicht sehen.“ Das klingt für uns ein bisschen komisch, aber man versteht das schon. Die Verwesung, dieser Prozess, dass einer im Grab bleibt und so langsam vor sich hin modert, das wird der Fromme, ein Begriff für den Messias, nicht sehen.
Für Petrus war das ein ganz wichtiger Punkt, dass er das so predigt. Warum muss der Messias auferstehen? Er muss auferstehen, weil es ein Beleg für etwas ist, was ich einmal Reinheit nennen möchte. Der Messias musste, um als Opfer für die ganze Welt zu taugen, um dein Opfer werden zu können, rein sein, ohne Fehler, ohne Sünde.
Petrus weiß, dass wir in einem Universum leben, in dem Moral gilt. Es gibt moralische Grundgesetze in diesem Universum. Und eines dieser Grundgesetze lautet so: Wenn du lebst wie Jesus, ohne Sünde, dann kann dich der Tod nicht behalten, selbst wenn du für die Sünde der ganzen Welt sterben würdest. Das geht nicht.
Deshalb formuliert Petrus das auch in genau dieser Pfingstpredigt so über die Auferweckung Jesu: „Den hat Gott auferweckt, nachdem Jesus die Wehen des Todes aufgelöst hatte, weil es nicht möglich war, dass er von ihm behalten würde.“
Es war nicht möglich, dass der Tod den Messias behalten kann. Es war unmöglich. Warum? Weil die Reinheit und Sündlosigkeit – ihr könnt das im Psalm 16 nachlesen – der Reinheit und Sündlosigkeit des Messias es einfach nicht zugelassen hat. Der Tod musste Jesus wieder herausgeben.
Ich finde das so schön: Er musste das tun, weil der Tod hätte ihn natürlich am liebsten behalten, aber das ging nicht. Jesus hat die Wehen des Todes aufgelöst. Jede Mutter weiß an der Stelle – da können wirklich nur Mütter mitreden, glaube ich – aber jede Mutter weiß, wovon das geht.
Wenn die Wehen einmal anfangen, dann geht das mit der Geburt los. Dann kannst du dich auch nicht dagegen stemmen. Wenn es so richtig losgeht, dann kommen die Wehen, auch wenn du sagst, „Ich würde jetzt gerne mal keine haben“, die kommen trotzdem, weil Geburt angesagt ist. Die Wehe drückt das Kind raus in diese Welt.
Und genauso ist es mit dem Tod. Wenn die Wehen des Todes anfangen, dann zieht der Tod dich unweigerlich in sein Reich hinein. Du kannst sagen, „Ich will aber jetzt nicht sterben“, aber es ändert nichts an der Tatsache, dass der Tod dich zieht und dich nicht fragt.
Wenn die Wehen des Todes dich gepackt haben, nehmen sie dich mit hinein in sein Reich. Nichts und niemand kann sich dem widersetzen. Niemand. Bis auf Jesus. Von ihm heißt es hier: Er hat die Wehen des Todes aufgelöst. Er hat die Macht des Todes abgeschüttelt.
Und er wird dasselbe, was er für sich getan hat, auch für uns tun. Das ist der Grund für die Wichtigkeit der Auferstehung. Auferstehung ist irgendwie alles. Wenn Jesus nicht auferstanden ist, wenn Ostersonntag nicht Ostersonntag ist, dann können wir den Rest unseres Glaubens einfach beerdigen.
Wir können über viel diskutieren, aber wir können nicht über die Auferstehung und natürlich auch nicht über das Kreuz diskutieren.
Das Glaubensbekenntnis und die Bedeutung von Auferstehung und Herrschaft Jesu
Und deswegen bringt Paulus den christlichen Glauben auf folgenden Nenner. Er sagt: Wir predigen – und jetzt folgt das Zitat – was den christlichen Glauben ausmacht.
Ganz kurz: Woran glaubt eigentlich ein Christ? Paulus sagt, wir predigen, dass du, wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, errettet werden wirst.
Was gehört zum christlichen Glaubensbekenntnis dazu? Paulus nennt zwei Dinge. Erstens: Jesus ist Herr. Dabei sind keine bloßen Lippenbekenntnisse gemeint. Jesus ist wirklich Herr in meinem Leben.
Zweitens: Ich glaube an die Auferstehung. Ich glaube daran, dass die Auferstehung wahr ist und dass sie genau das ist, was Jesus gesagt hat. Sie ist ein Beleg dafür, dass das Opfer angenommen ist, ein Beleg dafür, dass er sein Leben gegeben und wieder genommen hat, so wie er es verheißen hat.
Sie ist außerdem ein Beleg dafür, dass meine Schuld bezahlt ist, und ein Beleg dafür, dass Jesus der Richter der Welt ist.
Die Auferstehung ist das Zentrum der Weltgeschichte und das Zentrum unseres Glaubens. Lasst uns das nie vergessen – vor allem nicht heute.
Das Kreuz als weiterer Eckpunkt von Ostern
Es geht nicht nur um die Auferstehung, die wir an Ostersonntag feiern. Es geht auch um das Kreuz, das Jesus drei Tage zuvor getragen hat.
Ich habe gesagt, dass wir uns heute beides anschauen wollen. Zuerst werden wir einige Lieder singen, die das Kreuz in den Mittelpunkt stellen. Danach wollen wir gemeinsam beten.
Anschließend werden wir Brot brechen und dabei an das Geschehen erinnern. Wir nehmen die Zeichen, die Gott uns gegeben hat, um an seinen Tod zu denken. Dabei wollen wir darüber nachdenken, was das für uns bedeutet, und einfach dankbar sein für das, was geschehen ist.