Neuntens: Beten, Denken, Handeln, Schulen und Sich zurückziehen.
Ich habe bereits über den ersten Punkt gesprochen: Beten und eine Sicht für die Mission in der Welt haben. Es gibt viele Ideen dazu. Wichtig ist, dass Mut zum Gebet gemacht wird, dass gemeinsam gebetet wird und dass Ideen gegeben werden, um die Gebetsstunden besser zu leiten. Außerdem sollten bessere Anliegen für die Welt formuliert werden.
Ich habe mich sehr gefreut, dass es in den verschiedenen Gemeinden Verantwortliche gibt: einer für Afrika, ein anderer für Südamerika, ein weiterer für Nordamerika und einer für Asien. In der ganzen Gemeinde gibt es Verantwortliche für die verschiedenen Weltregionen, auch für die verfolgten Christen.
Jeder Verantwortliche erhält etwa fünf bis zehn Briefe von Missionen, die in seiner Region, also auf seinem Kontinent, arbeiten. Diese Briefe liest er und gibt immer wieder drei Gebetsanliegen sowie eine oder zwei Gebetserhörungen weiter. Dabei fällt auf, wie selten Gebetserhörungen in den Informationen enthalten sind – das fehlt uns oft.
So gibt es ganz spezifische Gebetsgruppen in den Häusern: eine Gebetsgruppe für Afrika, eine für Asien, eine für Neuseeland. Diese Gruppen lernen gemeinsam, eine Last zu tragen. Sie erhalten Informationen und persönliche Briefe von Missionaren.
Gebet als Grundlage missionarischer Gemeindearbeit
Mein Ziel für die Gemeinde war natürlich, dass es immer mehr Gebetsgruppen gibt. Um das zu erreichen, habe ich mir überlegt, ein Telefonband einzurichten. Jeden Dienstagmorgen zwischen sieben und acht Uhr gibt es dort einen neuen Band mit Gebetsanliegen und Gebetserhörungen.
Dieses Telefonband ist wie ein Anrufbeantworter, auf dem regelmäßig neue Anliegen aufgenommen werden. So sind inzwischen über vierzig Gebetsgruppen in verschiedenen Häusern entstanden. Ich weiß nicht genau, zu welchen Zeiten sie beten, aber zum Beispiel gibt es Brüder, die mitten in der Nacht in der Textilfabrik in der Nachtschicht sind. Sie rufen dann von der Telefonkabine in der Fabrik an, hören die Gebetsanliegen und beten dafür.
Wichtig ist für mich, dass ich die Gebetstunde nicht kontrollieren muss. Ich bin sogar froh, wenn ich die Kontrolle verliere, wenn es zu viel wird. Die Leute müssen Anliegen haben und wissen, dass es um eine Last für die Welt geht. Ich glaube, die biblische geistliche Sicht von der Lokalgemeinde umfasst auch eine Sicht für die Welt. Das ist etwas, das ich sehr interessant finde.
Das Telefongerät läuft nun schon seit 286 Wochen, also über fünf Jahre. Ich freue mich sehr, dass es immer mehr Anrufe gibt, bei denen Menschen mitbeten. Ich lese einfach eine Bibelstelle vor, gebe einen kurzen Gedanken von drei bis vier Sätzen dazu und nenne die Gebetsanliegen. So können die Gemeinden und die Menschen miteinander am Reich Gottes in der ganzen Welt mitwirken.
Dabei bleibt es nicht bei den Anliegen der eigenen Denomination, sondern man betet über den eigenen Horizont hinaus für die Welt. Das ist für mich ein sehr wichtiger Teil der Gemeindearbeit.
Wenn man als treuer Mitarbeiter dabei sein kann und in der Gemeinde betet, bleibt das für mich die wichtigste Stunde.
Zielgerichtetes Denken als Lebenshilfe
Das zweite habe ich auch schon angesprochen und das Plastik gezeigt. Lernen, zielgerichtet zu denken, hilft den Leuten, auch in der Seelsorge zielgerichtet zu denken. Es gibt so viele, die das nie gelernt haben. Und das will ja auch heute unsere Welt, dass wir nie so überlegen.
Da gibt es junge Menschen, die heiraten. Wenn du sie auf die Hochzeit vorbereitest, fragst du sie: Was ist euer Ziel miteinander? Ja, was ist das Ziel miteinander? Kinder haben, oder? Ja, das ist schön, das ist ein Segen vom Herrn und sonst noch etwas.
Und dann merkst du, dass plötzlich der ganze Materialismus kommt. Warum? Weil die Zielrichtung nicht da ist. Man weiß ja nicht, wohin man geht. Man wird doch nie verzichten, wenn es nicht für ein Ziel ist. Es ist doch nicht so blöd, dass man verzichtet, oder? Aber wenn dann plötzlich Zielgerichtetheit da ist, hast du junge Ehepaare, die heiraten und sofort in der Zielrichtung denken: „Wir brauchen ein Gästezimmer.“ Du kannst also wissen, wenn Gestrandete da sind, genügt ein Telefonanruf, und du kannst sie am Abend zum Übernachten bringen.
Das gibt es, die dir das schon vor der Hochzeit sagen, die schon damit überlegen: Wenn wir miteinander sind und eine Wohnung haben, dann ist es, damit andere Hilfe finden. Hilf den Menschen, zielgerichtet zu leben, und du wirst sehen, wie viele Gläubige auch andere Freuden erleben und ganz bewusst das Leben wollen.
Ich hatte zum Beispiel einen, der nebenbei so Beeren anbaut, ich weiß nicht, wie die heißen, Michti, Michti – das sind so blaue Beeren, du weißt schon, die, die man mit dem Stroh ablesen kann, so Heidelbeeren natürlich. Der hatte ganze Plantagen von Heidelbeeren, die großen, aber die aus dem Kippeck mitgebracht hat, und er hat da ganze Plantagen. Zielgerichtet verkauft er auf dem Marktplatz diese Heidelbeeren am Bibelstand. Für was? Für eine Mission. Ich weiß nicht mehr, in welchem Land, aber er hilft damit den Leprakranken.
Dann hat er auf dem Marktplatz ein großes Plakat für die Leprakranken in diesem Land. Darauf steht der Preis, und so viel von jedem Topf geht an die Leprakranken. Jetzt macht er immer doppelt so viel in seiner Plantage, weil sie zielgerichtet ist.
Also zielgerichtet kann man nämlich vieles machen, in dieser Linie. Wir haben immer Teams mit uns gehabt und oft mit wenig Geld. Wir hatten so viel Freude. Da haben Gläubige gesagt: „Gut, wir haben einen Garten, wir machen zwei Beete für das Team.“ Welches Gemüse war lustig! Da hatten viele diese Ideen. Am Abend gab es nur eine Gemüsesorte, aber Tonnen davon.
Da haben sie gesagt: „Ihr müsst euch miteinander organisieren, sonst essen wir das ganze Jahr nur noch eine Sorte.“ Und dann hat einer das organisiert, und die verschiedenen hatten in ihrem Garten eins, zwei Beete für das missionarische Team. Ein zielgerichteter Garten. Ja, da kannst du für das Gemüse beten: „Herr, die brauchen das.“
Also man kann vieles im Leben zielgerichtet machen.
Praktische Hilfe und schnelle Reaktion in Notfällen
Wenn ich denke, ich musste mal wegfahren, schnell nach Südfrankreich, nach Toulon, weil ein Mädchen im Mädchenhandel verschwunden war, dann weiß ich: Sie wurde mitgenommen, um nach Arabien gebracht zu werden. Die Eltern haben mich nachts angerufen. Unsere Tochter war weg. Sie ging immer mit einem Moslem aus, und ich wusste nie genau, wie das war. Jetzt war sie verschwunden.
Ich habe Kontakt aufgenommen und gehört, dass sie nach Toulon gefahren ist. Das sind 800 Kilometer eine Strecke. Ich habe meinen Bruder mitten in der Nacht angerufen, dann die Gemeinde informiert: „Ich muss nach Toulon fahren.“ Er hat das sofort verstanden. Er sagte: „Ich habe einen neuen Wagen gekauft, der läuft schneller als deiner. Du kannst ihn haben, komm und hol ihn dir.“ Er hatte an genau diesem Tag das Auto gekauft. Und er wusste auch, wie ich fahre.
Also sind wir zu viert nach Toulon gefahren. Toulon ist eine Stadt, ja? Dort war keine Polizei, die Engel haben sie weggeschoben. Wir kamen in die Stadt und beteten: „Herr, wir sind in einer Stadt, wir suchen ein Mädchen, wo ist sie?“ Dann, beim Umsehen, hatte ich das Gefühl, dass wir in diese Straße fahren müssen. Wir fuhren hinein. Man fragt sich, wie man das macht, oder? Gut, ich hatte das Gefühl, an diesem Haus anzuhalten.
Ich bin hochgegangen, in meinem alten Holzhaus, erster Stock, bei einem anderen Bruder. Weißt du, was es heißt, an so einer Tür anzuklopfen? Er glaubt es nicht. Ich bin weiter hochgegangen, in den dritten Stock, unterm Dach. Dort klopfte ich an. Ein junger Mann kam an die Tür. Ich fragte ihn, was ich wolle. Ich nannte den Namen des Mädchens und bat ihn, sie herauszugeben. Er zog eine Pistole heraus – das war die richtige Adresse.
Und ich konnte sie mit nach Hause nehmen. Das ist uns zweimal passiert. Aber wenn du Leute hast, die alles, was sie besitzen, sofort zielgerichtet einsetzen können, weil sie wissen, dass es um Rettung geht, dann sind wir da. Dann kannst du sie mitnehmen, das ist kein Problem.
In dieser Zeit, als wir wegfuhren und ich Ursula mitgenommen hatte, rief ein anderer Bruder die ganze Gemeinde an, mitten in der Nacht, um zwei Uhr morgens, eine halbe Stunde später. Er war mit allen im Saal im Gebet, das habe ich erst später erfahren. Es gab Leute, die bis zu unserer Rückkehr geblieben sind. Das waren praktisch 48 Stunden non-stop Gebet. Sie haben sich im Gebet abgelöst, um die ganze Zeit zu beten.
Ich finde es wunderbar, wenn Menschen mit dem Herrn leben und bereit sind. Jetzt haben wir das Ziel verstanden, und jetzt können wir in diese Richtung leben.
Menschen mitnehmen und gemeinsam handeln
Drittens: Handeln und Menschen mitnehmen, das bleibt wichtig.
Ich hatte immer die Tendenz – und habe immer noch damit zu kämpfen –, vieles gerne allein zu machen, weil ich finde, dass es so oft viel schneller geht. Trotzdem muss ich jüngere Menschen und andere mitnehmen, weil ich ständig in der Jüngerschulung bin.
Andere müssen mit dabei sein, sehen, wie ich etwas mache, und ich muss es ihnen erklären. Ich habe gelernt – das hat mir oft Ursula gesagt –, dass ich nichts mehr machen soll, ohne laut zu denken. Das kommt von meiner Schulungsdeformation: Wenn ich mit ihnen zusammen bin, denke ich laut. Ich überlege zum Beispiel: Was könnte ich jetzt machen? Wie kann ich das angehen? Was meinst du, wie es am besten geht? So nehme ich Menschen mit. So lernen sie das Denken kennen.
Das ist das zielgerichtete Denken, und so kannst du Menschen mitnehmen. Ich weiß, vieles im Leben geht schneller, wenn man es allein tut, aber es ist gut, wenn ein Neubekehrter mit dir ist.
Schulung als kontinuierlicher Prozess
Viertens: Schulen und schulen lassen. Schulen lassen bedeutet einfach, dass wir selbst schulen und dann anderen die Möglichkeit geben, ebenfalls zu schulen. Dabei sind wir Zuhörer.
Das ist besonders für uns Vollzeitmitarbeiter oft eine Herausforderung. Wir haben häufig das Gefühl, dass wir immer reden müssen. Dabei müssen wir lernen, einfach da zu sein, zuzuhören und den Jüngeren die Gelegenheit zu geben, zu schulen.
Ich freue mich sehr, in diesen Gemeinden zu sehen, dass viele der Jungen den von mir erarbeiteten Stoff übernommen haben. Sie schulen ihn dann weiter und geben ihn an andere weiter.
Wenn ich manchmal dabei bin, macht mir das innerlich richtig Freude. Es ist schön zu sehen, wie die Jungen aktiv werden und sich einbringen. Man merkt es vielleicht nicht immer sofort, aber es stimmt wirklich.
Sich zurückziehen und neue Etappen vorbereiten
Sich zurückziehen – wie kann man sich darauf vorbereiten? Es ist wichtig, immer wieder zu überlegen: Von was kann ich mich zurückziehen? Wann, wie, warum und wozu?
Zum Beispiel hatten wir in den Gemeinden in den Bergen kaum Musiker. Mir scheint es wichtig, dass jede Hausgemeinde den Herrn mit Liedern loben kann. Das gehört zu unserer schönen Religion dazu – das Singen. Nicht nur das Ansingen.
Für diese kleinen Gemeinden gab es die Möglichkeit, Instrumente zu lernen, allerdings nur in Privatstunden bei Lehrern. Das war sehr teuer. Eine andere Möglichkeit war, in die Dorfmusik einzutreten. Dort musste man dann bei der Messe, am Totengedenken und am Sonntag mitspielen. Die russischsprachige Gemeinde begann eine Musikschule mit Musiktheorie, Rhythmus, Flöte, Gitarre, Trompete und Klavier.
Schon zu Beginn wurde geschaut, wer die Gabe hat, andere anzuleiten, damit die Musikschule weitergeführt werden kann. Heute läuft das weiter, auch wenn wir nicht mehr direkt beteiligt sind. Ich freue mich sehr, dass es in jeder Gemeinde jetzt Gitarren, Flöten und Trompeten gibt. Draußen auf der Straße gibt es sogar eine Jazzband zum Evangelisieren.
Ich bin dankbar, dass es diese Möglichkeit gab, Menschen zu schulen und sich dann auch wieder zurückzuziehen. Aber dabei darf man das nicht als sein eigenes Ding behalten. Man muss sofort andere hinführen.
Ich freue mich, wenn ich auf der Straße trompete und ein Siebzehnjähriger das Dirigat übernimmt. Er fängt nicht einfach an, sondern wartet, bis er das Zeichen bekommt. Es macht so viel Freude, wenn ein ganz junger Mensch mit viel Rhythmusgefühl und musikalischem Talent die Leitung übernimmt. Dann wird er an die Arbeit gestellt: „Jetzt bist du der Chef, jetzt geht’s los!“ So kann er andere motivieren und man selbst kann sich zurückziehen.
Man muss sich also immer wieder von etwas zurückziehen. Das ist besonders für Missionare wichtig, vor allem für Vollzeitmissionare. Wenn sie sich zurückziehen, dürfen sie nicht das Gefühl haben, dass das, was sie angefangen haben, unbedingt so weitergeführt werden muss. Die Gemeinde kann vieles anders machen. Manche Dinge, die einem selbst wichtig sind, können sie einfach weglassen und sagen: „Das sehen wir nicht so, okay, dann machen wir es anders.“ Sie können Neues anfangen, was man selbst nicht gemacht hat. Das muss ganz klar sein.
Die nächste Etappe vorzubereiten ist natürlich ebenfalls wichtig für Missionare – wie man am nächsten Ort beginnt. Ich freue mich darauf, wenn ich, so Gott will, ein Jahr mit Ursula und den Kindern allein in Dijon bin, ohne Team. Ich möchte ein Jahr anfangen, in dem ich Zeit habe, wie Nehemia um die Stadt zu gehen, zu beten, die Türen zu betrachten, wo etwas kaputt ist und was zu tun ist.
In Dijon leben etwa 230 Menschen aus unserer Gemeinde. Ich möchte auch die Universität besuchen, schauen, wie man dort hineinkommt und wo man evangelisieren kann. In diesem Jahr soll einfach ein Plan entstehen, damit ich später sagen kann: „Ich möchte euch zuerst erzählen, wie die gute Hand des Herrn mit mir war, und dann werden wir das alles gemeinsam aufbauen.“
Entwicklung zur selbständigen Gemeinde
Ich freue mich, wieder eine neue Etappe vor mir zu haben. Wie wird eine Gemeinde selbständig? Zuerst ist sie in der Gegend ein Missionsziel, dann ein Pionierposten, eine Gemeinde ohne Älteste, danach eine Gemeinde mit Ältesten und schließlich eine selbständige Gemeinde. Das haben wir schon gesagt.
Was heißt eine selbständige Gemeinde? Für mich ist das eine Gemeinde, die eigenständig für die Lehre, die Evangelisation, die Leitung, das Finanzielle, das Wachstum und die Mission sorgen kann. Selbständigkeit bedeutet für mich nicht nur, dass eine Gemeinde überleben kann. Eine Gemeinde, die nur überlebt, stellt viele Probleme für die nächste Generation dar. Deshalb möchte ich nie eine Gemeinde gründen, die nur auf eine Generation ausgelegt ist.
Darum bin ich ziemlich überzeugt davon, dass wir auch Vollzeitmitarbeiter regional brauchen, also in einer Gegend, damit wir diese Ziele erreichen können und sie mithelfen. Ich bin fertig, jetzt habt ihr noch Fragen.
Ja? Du hast verstanden, dass die Gemeinde sehr fleißig betet. Aber eigentlich ist es mir egal, wie man die Gemeinde mischt oder wie die Leute dort sind. Sie sehen, wie man betet. Für uns kommt nicht einmal am Abend jemand, geschweige denn in der Nacht. Vielleicht müsste man es einmal versuchen, vielleicht geht es besser in der Nacht. Die Menschen sind ja so kompliziert.
Ich will es mal so sagen: Ich glaube, dass es auch damit zu tun hat, dass das Team ganz bescheiden ein Vorbild ist. Die Gemeinde weiß, dass das Team jeden Morgen eine Stunde zusammen betet. Jeder aus der Gemeinde kann zum Mitbeten kommen, immer von neun bis zehn Uhr – jeden Tag eine Gebetsstunde. Das weiß die Gemeinde.
Ich habe in all den Jahren meines Dienstes immer alles in meinem Programm so organisiert, dass ich, wenn ich weg bin, zum Maximum für die Gebetsabende da bin. Das ist meine Priorität. Die anderen Abende können sie gut ohne mich leben, natürlich auch die Gebetsstunde. Aber ich brauche die Gebetsstunde. Ich brauche diese Zeit, um meine Lasten dem Herrn zu sagen und diese Gemeinschaft mit ihm zu haben.
Dann musste ich auch lernen, wie verschiedene Brüder in der Gemeinde eine Gebetsstunde gestalten können. Natürlich braucht es dafür diese offene Brüderschaft und Freundschaft mit den Leuten. Denn du kannst nicht in jede Gemeinde gehen und einem Bruder sagen: „Du bist langweilig im Gebet, immer die gleiche Tonart, du hast keine andere Musik.“ Das kannst du nicht jedem so sagen. Du musst Beziehungen haben.
Gestaltung von Gebetsstunden als geistliche Aufgabe
Die Ältesten müssen verstehen, dass die Qualität der Gebetstunde davon abhängt, wie sie selbst beten. Wenn sie mit Motivation und Liebe zum Herrn beten, wenn sie mit einer Last beten, dann ziehen sie die anderen mit.
Eine Gebetstunde vorzubereiten und zu gestalten ist für mich keine Kleinigkeit von fünf Minuten, in der man denkt: „Heute Abend ist Gebetstunde, da ist ja nichts, ich nehme vielleicht einen Vers, der dem Herrn im Schlaf gegeben wurde, das reicht für heute Abend.“ Das ist zu wenig. Gebetstunde zu gestalten bedeutet für mich, am Anfang Mut zum Gebet zu machen. Es ist eine Zeit, in der wir gemeinsam den Herrn loben, ihm sagen, was uns auf dem Herzen liegt, und unsere Lasten ablegen.
Dann folgen Gebetsanliegen, kleine Gruppen beten, größere Gruppen beten, Gebete im Gehen. Wenn es noch Sommer ist, gehen wir raus. Vierergruppen laufen nebeneinander an der Ortschaft vorbei, jede Gruppe betet hinter der anderen, mit Zetteln, auf denen die Gebetsanliegen stehen. Ich trage die Gebetsanliegen mit Fotokopien so zusammen, dass die Gebetstunde Arbeit erfordert. Aber dadurch können Ziele erreicht werden, und die Leute kommen mit.
Zum Beispiel haben wir jede Woche eine Gebetstunde für die Gemeinde, die von 18:30 bis 20:00 Uhr und von 20:30 bis 22:00 Uhr stattfindet. Die Frauen kommen meistens mit dem Auto von 18:30 bis 20:00 Uhr, und die Männer von 20:30 bis 22:00 Uhr. Die Frauen fahren dann nach Hause, und die Männer nehmen das Auto für die Gebetstunde. So können die Frauen, die Kinder haben, auch dabei sein, denn sonst sind sie ja immer zu Hause bei den Kindern. Solche Dinge kann man gut organisieren.
Es gibt auch regelmäßig Gebetsabende, zum Beispiel einen Abend im Monat, der von 20:00 Uhr bis zwei oder drei Uhr morgens dauert – aber nicht langweilig. Es gibt so viele Gebetsanliegen und Mitglieder, die dazwischen den Herrn loben und miteinander beten.
Gemeindestruktur und Schulungen
Nein, Entschuldigung. Meinst du ein Modell vom Wochenplan oder so? Ein Modell von der Gebetsstunde? Nein, ich meine ein Modell von den insgesamt geplanten Aktivitäten. Zum Beispiel eine monatliche Gebetsstunde für die Nacht, dann eine wöchentliche Gebetsstunde, bei der auch eher Frauen mit Kindern kommen. Dazu gibt es sicher auch eine Bibelstunde oder eine bestimmte Struktur.
Insgesamt besteht die Gemeindearbeit aus zwei Abenden in der Woche. Diese zwei Abende plus der Sonntagmorgen bilden das Programm für die Erwachsenen. Für die Kinder gibt es zusätzlich alle vierzehn Tage samstagnachmittags eine Veranstaltung. Daneben finden natürlich auch Jugendfreizeiten statt.
Nebenbei gibt es spezifische Schulungen, von denen viele schriftlich auf Papier und mit Kassetten angeboten werden. Ich gebe Schulungen, ohne dass ich immer persönlich anwesend sein muss. Oft arbeite ich im Büro, predige auf Kassetten und habe den gesamten Text gedruckt, sodass die Leute zuhause selbstständig arbeiten können.
Viel geschieht auch über Telefonanrufe. Dann ruft mich jemand an und sagt: "Du Dani, ich bin gerade bei diesem Blatt, was genau soll ich da machen? Ich komme nicht ganz klar." Dann erkläre ich, wo sie weitermachen sollen. Diese Strukturen ermöglichen eine Heimarbeit-Schulung.
Sind die Schulungen normalerweise nicht an Extraabenden? Es gibt Schulungen, die an Extraabenden stattfinden, zum Beispiel wenn wir an drei Abenden hintereinander spezielle Themen behandeln, wie jetzt an diesem Wochenende drei Abende für Seelsorge oder andere spezifische Themen. Solche gibt es schon.
Aber die normalen Stunden finden höchstens einmal pro Quartal statt. Vieles geschieht jedoch durch Schulungen mit Kassetten und Texten. Man kann die Gemeinde normalerweise motivieren. Am Anfang des Jahres gebe ich immer wieder Stunden, wie man ein Kapitel richtig liest, eine Kurzfassung macht oder Notizen nimmt.
Bei uns in der Predigt am Sonntag sind fast alle mit Papier dabei, vom 16-Jährigen bis zum 75-Jährigen. Sie schreiben mit, weil sie das einfach gelernt haben. Es ist klar, dass niemand unvorbereitet kommt, nur zuhört und dann wieder geht. Jeder arbeitet mit, sodass wir etwas zum Mitnehmen und Nachdenken haben.
Das ist natürlich leichter in der Pionierarbeit, weil es keinen Hintergrund gibt. Was du einführst, kennen die Leute nicht anders. Da musste ich in der Gemeindearbeit einfach von vorne anfangen. Ich dachte: "Achtung, Gemeindearbeit, wie machst du das jetzt? Willst du eine Kultur hineintragen oder einfach nur Gemeindearbeit?"
Da war ich gespannt und sagte erstmal nichts über die Taufe bei den ersten Bekehrten. Die ersten Menschen bekehrten sich, und ich ließ sie nur das Neue Testament lesen und leben – nur lesen, lesen, lesen. Wenn sie etwas nicht verstanden, lebten sie einfach weiter. Sie lasen und lasen.
Dann kamen sie zu mir und sagten: "Ja, Dani, aber mit der Taufe klappt das nicht. Die Taufe war falsch, wenn du das sagst. So muss es sein." Ich fragte: "Was hast du denn noch gelesen?" Sie antworteten: "Ja, ich muss getauft werden." Ich sagte: "Du glaubst ja, dann können wir..." Also gingen wir zum See, um zu taufen.
Das war merkwürdig. Am Sonntag kamen Arbeiter mit blauen Arbeitsgewändern, die sich für die nächste Woche bereit machten. Die Bergarbeiter hatten keine Schale oder so. Das war schön, ganz spontan. Sie waren zusammen, und dann kam die Frage: "Wie ist das mit dem Mahl? Die Messe klappt ja gar nicht."
Ich erklärte ihnen zuerst, was die Messe ist. Ich holte den katholischen Katechismus und sagte: "Komm, ich lese dir mal vor. Du weißt ja nicht genau, was du glaubst." Sie sagten: "Ah ja, okay." Ich fragte: "Und was ist dann das Mahl in dem Fall? Gott, wir lesen jetzt mal die Texte." Sie antworteten: "Ja, das können wir ja miteinander nehmen, na klar."
So hat es angefangen. Ich musste mich immer zurückhalten. Ich kam von einer Struktur her, wo ich die Gemeinschaften in alemannischer Form kannte, aus dem Elsass. Dann dachte ich: "Okay, du kommst in eine neue Gegend, du hast keinen Saal mit Kanzel oder ähnlichem. Jetzt lass sie mit der Schrift leben, so wie sie es sehen."
Das ist einfach höchst interessant. Manchmal kann man dabei nur lachen. Es ist schön und spontan. Aber nach einigen Jahren entstehen Traditionen. Dann sagt jemand: "Ja, das haben wir immer so gemacht." Und nach zwei Jahren heißt es: "Uah, das ist immer so. Warum sollten wir es jetzt anders machen?"
So hat der Herr gesegnet, nicht anders. Das ist interessant.
Hauskreise und Gemeindeleben
In der Woche finden auch evangelistische Hauskreise statt. Wie geschieht die Öffentlichkeitsarbeit außer durch persönliche Kontakte? Die Hauskreise sind in die zwei Stunden pro Woche eingebunden, da der Hauskreis alle vierzehn Tage stattfindet. Dabei wechseln sich der unterweisende Hauskreis und der Evangelismus ab.
Die Hauskreise entscheiden selbst, wie viel Zeit sie für Evangelisation und wie viel für Schulung aufwenden. Das muss jeder Hauskreis individuell bestimmen. Allerdings müssen zu Beginn des Schuljahres die zwei Ehepaare, die für den Hauskreis verantwortlich sind, den Jahresplan dem Ältestenrat vorlegen.
Dieser Plan enthält den Ablauf des nächsten Jahres, die Stunden, die Themen und die Evangelisationsabende. Außerdem wird in diesem Plan auch das finanzielle Engagement für das Jahr dargestellt, also was die Aktivitäten kosten. Diese Kosten trägt der Hauskreis selbst. Nur wenn ein Hauskreis in finanzielle Not gerät, etwa weil plötzlich zwei oder drei Mitglieder arbeitslos werden, greift der Ältestenrat unterstützend ein.
Die Hauskreise gestalten die Evangelisation nach ihren Möglichkeiten. Sie können zum Beispiel Videokassetten einsetzen, Zeugnisabende oder Musikabende veranstalten oder einen Saal mieten – ganz wie sie es für richtig halten. Dabei orientieren sie sich an 2. Korinther 4, durch dessen „drei Filter“ alles hindurch muss.
Gibt es noch Fragen?
Zur systematischen Belehrung der ganzen Gemeinde: Gibt es eine Abstimmung der Themen der Hauskreise mit den Themen der Sonderpräsentationen?
Ja, das geschieht teilweise. Es ist nicht regelmäßig festgelegt, aber es gibt Jahre, in denen alle Hauskreise dieselben Themen und dasselbe Material verwenden. In anderen Jahren melden sich die Leiter der Hauskreise mit spezifischen Problemen und fragen nach geeignetem Material, um eine gemeinsame Linie zu verfolgen.
Dann unterstütze ich sie, indem ich Vorschläge mache, zum Beispiel bestimmte Kapitel aus der Bibel zu bearbeiten. Für die Sonntagsbotschaften gibt es ebenfalls unterschiedliche Vorgehensweisen. Manchmal gibt es keine feste Organisation, und jeder Prediger bringt das vor, was ihm wichtig erscheint und was ihm beim Bibellesen aufgefallen ist.
In anderen Zeiten bereite ich eine Struktur vor, zum Beispiel eine Serie von sieben Predigten über den Jakobusbrief. Ich erstelle ein Grundgerüst der sieben Botschaften und gebe es an sieben Brüder weiter. Jeder arbeitet dann den Text aus, den er bekommen hat, innerhalb dieser skelettartigen Struktur. So durchläuft die Gemeinde an den Sonntagen den gesamten Jakobusbrief, und jeder Prediger bringt seine eigene Persönlichkeit und seinen Charakter ein. Das führt zu einem schönen Reichtum und Ausgleich.
Es gibt also Zeiten mit freier Predigtgestaltung und andere mit organisiertem Plan. Alle zwei Monate treffen sich die Ältesten und die verantwortlichen Ehepaare der Hauskreise. Dort werden solche Überlegungen angestellt. Der Koordinator fragt: Welche Lasten habt ihr im Hauskreis wahrgenommen? Welche Probleme bestehen? Was sollten wir lehren?
Jeder Prediger schreibt auf ein Blatt den Bibeltext, das Thema und die Hauptpunkte seiner Botschaft. Der Koordinator überprüft das für das ganze Jahr, um sicherzustellen, dass keine wichtigen Themen im Heilsplan fehlen. Er kann zum Beispiel feststellen, dass seit einem Jahr nicht mehr über die Wiederkunft Jesu gesprochen wurde und dann entsprechende Botschaften einplanen. So funktioniert die Organisation.
Kannst du noch etwas mehr dazu sagen, wie die Ältesten als Ehepaare geschult werden oder wie sie gefördert werden?
Das Wichtigste ist, dass ich die Ältesten als Ehepaare brauche. Es ist mir klar, dass vieles besser verstanden wird, wenn beide Partner es gemeinsam verstehen. So können sie sich gegenseitig helfen und tragen.
Bei der direkten Schulung ist meistens nur der Mann dabei. Ursula, meine Frau, bietet jedoch spezielle Schulungen für die Frauen der Ältesten an. Diese Schulungen konzentrieren sich auf praktische Bereiche, zum Beispiel Besuche bei Frauen, deren Männer noch nicht gläubig sind, oder Unterstützung bei Familien mit vielen kleinen Kindern.
Solche Schulungen gibt es auch in Bibelschulen, und ich halte sie für einen sehr wichtigen Teil der Arbeit. Die Motivation entsteht auch dadurch, dass ich der Gemeinde klar gemacht habe: Ich brauche beide, Mann und Frau. Ich konnte meinen Dienst nur so ausüben, weil Ursula diesen Weg mitgegangen ist und voll dahinterstand.
Gibt es noch weitere Fragen?
Du hast in deinem Vortrag mehrfach von Okkultseelsorge gesprochen. Das ist ein Thema, über das man normalerweise nicht viel hört oder spricht. Kannst du dazu ein paar Sätze sagen, was du erlebt hast oder wie du in diesem Bereich vorgehst?
Umgang mit Okkultseelsorge und Befreiung
Das Vorgehen in der Seelsorge mit okkultbelasteten Menschen beginnt für mich immer damit, zuerst den natürlichen Menschen anzusprechen. Ich suche nicht gezielt nach okkulten Einflüssen, sondern führe ganz normale Seelsorge durch. Dabei konzentriere ich mich darauf, was Sünde ist, wie Vergebung funktioniert, und ich versuche, Menschen Mut zu machen, zielgerichtet zu leben.
Ich suche nicht den Teufel, aber wenn ich ihn finde, weiß ich, wer der Sieger ist. Danach geht die Seelsorge ganz normal weiter. Manchmal treten jedoch Situationen auf, in denen Blockaden vorhanden sind: Menschen können nicht beten, fallen zusammen oder liegen plötzlich bewusstlos auf dem Boden.
Wenn solche Situationen eintreten, mache ich keine Philosophie, sondern beginne zu beten und bitte den Herrn um Licht. Ich möchte keine Botschaften von Dämonen hören, denn ich habe im Dienst mehrfach erlebt, dass Dämonen sprechen, aber ihre Worte sind Lügen und für mich nicht relevant. Im Gebet bitte ich den Herrn, Licht in die Situation zu bringen. Denn wo Licht ist, kann Finsternis nicht bleiben.
Manchmal zeigt sich dieses Licht sofort, indem die betroffene Person etwas sagt, was sie im Okkultismus erlebt oder getan hat. Für mich geht es dann nicht darum, diesen Menschen selbst zu befreien, sondern ich zeige ihm, wie er Buße tun kann. Wenn er Buße tut und an Jesus glaubt, wird er befreit. Ich bin dann Zeuge dieser Befreiung.
Ich bestätige vor der unsichtbaren Welt, dass ich das Gebet gehört habe, und spreche im Namen Jesu dem Feind das Recht auf dieses Leben ab. Ich sehe mich nicht als Befreier und möchte die Menschen nicht an mich binden. Die Betroffenen müssen selbst Stellung vor der unsichtbaren Welt beziehen. Wenn sie das tun, ist es oft wichtig, dass wir als Zeugen Jesu dabei sind, um dies zu bestätigen und mit ihnen zu beten.
Es gibt Befreiungen, die sehr schnell geschehen, und andere, die lange dauern. Warum das so ist, kann ich nicht genau sagen. In den Evangelien sehe ich, dass Jesus die gefangenen Menschen nie angeklagt hat. Wenn jemand wegen der Befreiung angeklagt wurde, waren es die Jünger, die sagten, es fehle an Glauben oder dass man fasten und beten müsse. Jesus hat jedoch nie den Menschen gesagt, sie hätten zu wenig Glauben oder dass noch Sünden vorhanden seien, weshalb sie nicht befreit werden könnten.
Ich habe Situationen erlebt, in denen viele Fragen offen blieben, und ich gebe zu, dass ich nicht alle Antworten habe. Eine Frau, die vom Okkultismus lebte und viele darin geschult hatte, benötigte über ein Jahr zur Befreiung. Wir haben mit Brüdern wochenlang gefastet und gebetet, ohne die Frau zu bedrängen. Ich möchte die Menschen nicht psychisch fertig machen, denn sie sind oft schon schwach. Der Feind will, dass die Menschen in Angst leben und immer schwächer werden.
Im Gebet gibt es dann Momente, in denen der Herr in seiner Gnade Licht schenkt – ein Licht, das über unser Verständnis hinausgeht. Bei dieser Frau war es so, dass sie nach etwa einem Jahr immer wieder beim Gebet zusammenbrach, bewusstlos wurde oder gegen die Wand gestoßen wurde. Sie war eine kleine Frau, und wir hatten Angst um ihr Leben. Wir konnten nur zu Gott beten und fragen, wo es bei uns fehlt, denn er ist derselbe Herr.
Eines Nachts, nach fast einem Jahr Kampf, kam mir der Name „Kundalini“ in den Sinn. Ich fragte mich, was das sei. Der Heilige Geist half mir, mich daran zu erinnern, dass ich vor Jahren ein Buch über Yoga gelesen hatte. Kundalini ist die Schlange, die im Rückgrat von Chakra zu Chakra aufsteigt. Ich erkannte, dass dies der geistliche Besitzer dieser Frau war.
Am nächsten Morgen telefonierte ich mit einem Bruder und sagte: „Wir haben die Spur, wir können beten.“ Im Namen Jesu sprach ich zu Kundalini: „Du hast hier keinen Platz mehr. Das Licht hat dich entdeckt, du musst gehen.“ Es folgte ein Schrei, und dann war es vorbei.
Persönlich habe ich manchmal Schwierigkeiten mit Dämonenkämpfen im biblischen Stil. Ich lese die Schrift nicht so, dass es ein harter Kampf ist, den der Herr oder die Apostel nach und nach geführt haben. Ich habe Probleme damit, wenn es lange dauert und Namen von Dämonen genannt werden müssen.
Ich habe auch andere Probleme in diesem Bereich. Ich glaubte immer, dass mit dem Glauben an Jesus alles klar sei, aber in der Praxis sieht es oft anders aus. Ich muss zugeben, dass ich nicht immer genug Licht über die unsichtbare Welt habe. Deshalb ist es wichtig, in jeder Situation mit Brüdern in tiefer Gemeinschaft mit dem Herrn zu sein, um nicht in Extremismus zu verfallen oder überall den Feind zu sehen.
Ich habe Gemeinden erlebt, in denen der Teufel wie ein negativer Gott behandelt wird, als wäre er kein Geschöpf, sondern ein Schöpfer. Dabei hat der Teufel nichts gegründet, sondern arbeitet nur mit dem, was Gott geschaffen hat. Er ist ein Geschöpf und möchte gern ein Gott sein. Manche Gemeinden zittern vor dem Teufel, als wäre er Gott, oder sie reden gar nicht über ihn, als existiere er nicht. Beide Extreme sind ihm recht.
Der wahre Sieg und Triumph Jesu bedeutet, dass wir uns dem Thema nicht ausweichen können. Wir müssen uns voll darauf einlassen. Wenn Probleme da sind, kann man in der Seelsorge nicht einfach drumherumreden, denn das kann gefährlich werden. Es gibt Situationen, in denen der Verstand nicht mehr der Kanal ist, um weiterzukommen, sondern wir Offenbarung von Gott brauchen.
In solchen Fällen sind wir total abhängig vom Herrn. Diese Offenbarung können wir nicht selbst schaffen. Der Herr muss sehen, dass wir die Last tragen und bewahren, dass dieser Mensch befreit wird. Aus meiner Sicht hat es nicht wegen des Teufels so lange gedauert, diese Frau zu befreien, sondern wegen der Schulungen meiner Brüder und mir. Wir wollten vor Gott und in der unsichtbaren Welt beweisen, dass es uns wirklich am Herzen liegt, dass diese Frau frei wird.
Wir hätten nach zwei Wochen auch sagen können: „Das ist psychisch, da muss man Medikamente geben, und dann geht es wieder.“ Aber wir wollten bewusst das Ziel erreichen.
Umgang mit psychischen Erkrankungen in der Gemeinde
Ich habe noch eine Frage, die das Thema erweitert. Bei uns gibt es jemanden, der schizophren ist und diese Diagnose von Ärzten erhalten hat. Diese Person ist gläubig. Ich möchte Herrn Nissen ganz klar auffordern: Aufgrund seiner Schizophrenie ist er Rentner und hat große Probleme damit.
Wie beurteilst du diese Situation? Welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Wir haben verschiedene Fälle. Für mich sind das Krankheiten, genauso wie andere Krankheiten. Wir müssen lernen, mit diesen Kranken Erbarmen zu haben, wie mit anderen Kranken. Wir sollten mit ihnen umgehen und ihnen helfen, in diesem Leben weiterzukommen.
Wir haben zum Beispiel einen jungen Mann, der schizophren ist. Er ist inzwischen so weit, dass er weiß: Wenn er eine andere Persönlichkeit hat, kann er sich nicht mehr auf sein eigenes Verständnis und Wissen verlassen. Dann braucht er einen Bruder. Es ist immer derselbe Bruder, dem er dann gehorchen muss. Das hat er eingeübt. Ich finde, er lebt seine Schizophrenie jetzt sehr positiv.
Wenn diese Zeit kommt, in der er eine andere Persönlichkeit hat, lebt er in Abhängigkeit von diesem Bruder. Das ist natürlich ein großer Schmerz für ihn, aber er hat es akzeptiert. Er hat angenommen, dass das seine Krankheit ist. Ich glaube, es braucht auch Zusammenarbeit mit Ärzten.
In unserer Ortschaft gibt es drei Ärzte. Ich selbst habe keine medizinische Ausbildung, aber diese drei Ärzte sind noch keine Brüder, hoffe aber, dass sie es dieses Jahr noch werden, bevor sie wegziehen. Diese drei Ärzte sind großartig. Sie arbeiten total mit in der Seelsorge mit. Sie haben zu mir und Ursula gesagt: „Okay, ihr versteht die Seele, da kommen wir nicht raus, das ist euer Gebiet. Wir kümmern uns um den Körper.“ So können wir gut zusammenarbeiten.
Ursula ist Krankenschwester und wird von den Ärzten ernst genommen, was sehr positiv ist. Wir hatten gläubige Kranke, die plötzlich psychisch krank wurden. Diese Menschen waren überzeugt, dass der Herr sie heilt und sie keine Ärzte brauchen. Sie glaubten, dass alles vom Teufel kommt. Das war extrem und unerhört.
In solchen Fällen konnten wir diese Menschen bei uns behalten, denn sie wurden gefährlich für das normale Leben. Sie lebten bei uns in der Familie. Dort konnten wir ihnen Medikamente geben. Sie sagten immer: „Ja, Herr lobt und dankt, dass ich keine Medikamente brauche.“ Aber sie nahmen die Medikamente heimlich ein.
Das Wunderbare war, dass die Ärzte so viel Vertrauen in Ursulas Diagnosen hatten, dass sie in solchen Situationen die Kranken nicht einmal besuchten. Sie wussten, der Kranke will keinen Arzt, für ihn ist der Arzt der Teufel. Ich habe das dem Arzt erklärt. So konnte er dem Kranken durch Ursula helfen.
Als diese Person gesund wurde, sagte die Gemeinde: „Wunderbar, der Herr hat mich geheilt, ohne Arzt, ohne Medikamente, mit Lob und Dank, wunderbar.“ Erst später, als die Stabilität wiederkam und alles in Ordnung war, haben wir dieser Person erklärt, wie die Heilung eigentlich ablief.
Wir erklärten, dass es im Gehirn Zellen gibt, die falsch funktionieren, wenn etwas nicht stimmt. Wenn der „Strom“ nicht mehr durchgeht oder etwas fehlt, braucht es Chemie, damit das Gehirn wieder richtig funktioniert und die Person wieder klar kommt.
Der Arzt beschrieb genau, welche Medikamente notwendig sind. Es geht nicht darum, dass man abhängig wird, sondern darum, dass die Verbindungen im Gehirn wieder funktionieren und der „Strom“ wieder durchgeht, sodass alles ins Gleichgewicht kommt.
Seelsorge braucht oft die Zusammenarbeit mit Ärzten. Ich würde sagen: Betet dafür, dass ihr Ärzte habt, die das verstehen.
Du hast nach Handhörungen gefragt? Nein, habe ich nicht gemeint. Entschuldigung.
Aber die Frage war doch gerade: Ab wann erkennt man Dämonie, ab wann ist es Krankheit? Wenn das die Frage ist, muss ich sagen: Nur in Beziehung mit dem Herrn, wenn der Kanal vom Überlegen nicht mehr genügt.
Zunächst akzeptiert man aber die Diagnose Schizophrenie. Ich fange mit der alten Natur, Körperpflege und Krankheit an. Meistens, wenn es schiefgeht, ist einer meiner ersten Reflexe, dass eine gründliche Blutuntersuchung gemacht wird. Heute kann man in der Blutuntersuchung sehr viele Details finden, die zeigen, wo etwas fehlt und was das Nervensystem braucht.
Da war noch eine Frage: Wenn nur ein Partner gläubig ist, wie geht man dann vor? Oft ist es so, dass wenn die Frau sich bekehrt, es für sie nicht wichtig ist, ob sie in die Gemeinde kommt, sondern dass sie mit Jesus lebt.
Wir haben solche Fälle erlebt, in denen sich die Frau bekehrt hat, aber ihr Mann nie in der Gemeinde war. Manchmal dauerte das Jahre. Die Frau fiel der Gemeinde äußerlich nicht auf, sondern ihrem Mann, weil sie ihm weiterhin untertan war, auch wenn er nicht gläubig war.
Wir versuchen, diesen Frauen zu helfen. Wenn der Mann sagt: „Okay, du kannst in die Stunderei gehen, das stört mich nicht“, dann kommen sie klar. Wenn er sagt: „Nein, ich will, dass du am Sonntagmorgen mit mir bist“, dann bleiben sie beim Mann.
Dann fragen diese Frauen oft, ob eine andere Frau zu ihnen kommen kann, um gemeinsam Bibel zu lesen und miteinander zu überlegen. Bis auf einen Mann haben alle zugestimmt. Für mich ist das ein Wunder.
Ursula hat solche Frauen begleitet. Sie helfen ihnen, ihrem Mann besser zu gefallen, wie sie ihn empfangen können, wenn er nach der Arbeit nach Hause kommt, wie sie das Leben in der Ehe verbessern und wie sie die Kinder erziehen können.
Bis jetzt hat der Mann dann immer mehr Interesse an seiner Frau gezeigt, weil sie ihm immer besser gefällt. Er staunt selbst, wie sich alles ändert.
Wenn es mal nicht gut lief in der Ehe, kam es sogar vor, dass der Mann mich anrief und sagte: „Können Sie Ihre Frau mal wieder zu meiner Frau schicken? Ich glaube, sie braucht das.“ Das finde ich natürlich super.
Für mich bleibt der Mann biblisch der Chef im Haus. Daran müssen wir arbeiten.
Wenn sich der Mann zuerst bekehrt, darf er nicht einfach sagen: „Ich habe jetzt Gemeindeleben, du bleibst zu Hause.“ Er muss überlegen, wie er seiner Frau besser helfen kann. Wie kann er sie wirklich biblisch lieben und als schwächeres Gefäß ansehen, wie die Bibel sagt?
Er muss für sie da sein, damit er mit reinen Händen zu Gott beten kann. Wie muss er das leben? Dafür gibt es verschiedene Übungen für den Mann, um sein Leben zu ändern.
Das sind für mich die Hauptgedanken. Und ja, noch eine andere Frage?
Umgang mit Evangelisation und Kontaktpflege
Als Missionar bei der persönlichen Evangelisation bist du oft an dem Punkt, an dem du zu den Menschen sagst: Es hat keinen Sinn mehr. Viele sind nicht direkt gegen Jesus, aber sie nehmen das Angebot auch nicht an. Das braucht Zeit.
Die Leute verstehen meist gut, dass ich sie intensiv besuche, um sie vor der Bekehrung zu schulen. Sie sollen wissen, wie und wofür sie sich entscheiden müssen. Wenn ich sicher bin, dass sie das verstanden haben, mache ich eine ausführliche Schulung mit ihnen, beantworte Fragen im Gespräch. Dann bitte ich sie, mir zu erklären, wie sie zum Beispiel Jesus annehmen können. So sehe ich, ob sie es wirklich verstanden haben.
Ich sage ihnen: Wenn du Jesus annehmen willst, kannst du das auch alleine tun. Wenn du mir das dann sagst, kann ich dich anrufen oder vorbeikommen und mit dir beten. Du bist aber völlig frei in deiner Entscheidung. Du hast deine Handlung, du weißt, worum es geht. Du verstehst auch, dass ich nicht jede Woche zu dir komme. Es gibt noch viele Menschen, die verloren sind und das Evangelium hören müssen.
Wenn du weitergehen und Jesus besser kennenlernen willst, sage ich: Es gibt noch viel Schönes in der Bibel. Aber das nützt dir alles nichts, wenn du dein Leben Jesus nicht gegeben hast. Erst danach gehört das alles zum Leben dazu.
Manche Menschen besuche ich immer wieder, wenn ich zufällig in ihrem Ort bin. Ich halte fünf Minuten an, frage, wie es ihnen geht. Manchmal reden wir über das Wetter, und ich weiß dann, dass es noch nicht weitergeht. Manchmal habe ich die Freiheit, im Vorbeifahren zu fragen: Hast du weiter überlegt? Wo stehst du in deiner Entscheidung? Andere rufen an, weil sie sich entschieden haben. Wieder andere rufen weinend an und sagen: „Komm, ich weiß nicht, wie es geht, aber ich muss mich unbedingt für Jesus entscheiden.“ Dann gehe ich natürlich hin.
Diese Menschen besuche ich aber nicht mehr systematisch, weil ich ihnen nichts mehr lehren muss. Ich pflege die Freundschaft mit ihnen weiter, oft auch telefonisch.
Zum Beispiel bei einem Evangelisationsabend laden wir Leute ein. Wir wissen oft nicht, ob sie wiederkommen, und haben ihre Adresse nicht. Aber sie interessieren sich für Gott und das Evangelium. Wie weit gehen sie also mit dem Evangelium? Oder warten sie erst ab und reagieren darauf? Manchmal habe ich keine Ahnung, ob ich sie wiedersehe.
Bei unseren Evangelisationsveranstaltungen bekommt jeder am Ausgang einen Zettel mit Informationen über Gemeindeveranstaltungen: Adresse, Telefonnummer, Fax, Möglichkeiten, Kontakt aufzunehmen.
Direkte Evangelisationsabende sind sehr unterschiedlich. Es gibt Abende, an denen ich einen Aufruf mache: Hände heben, aufstehen. Andere Abende verkünde ich das Evangelium, mache aber keinen Aufruf. Meist kann ich das vorher nicht sagen, es ist fast unberechenbar. Ich glaube an eine Führung und Entscheidung im Moment der Predigt.
Beim Aufruf möchte ich keinen Gefühlszwang erzeugen. Ich mache nicht drei- oder viermal den Aufruf, sondern nur einmal. Die Leute sollen nur aufstehen, wenn sie verstanden haben. Danach sprechen wir mit ihnen, um sie besser kennenzulernen.
Es gibt auch Abende, an denen ich keinen Aufruf mache. Im privaten Gespräch nach den Abenden frage ich oft, wie weit jemand gekommen ist. Wenn ich den persönlichen Kontakt habe, frage ich sie vor dem Gehen: „Von dem, was du verstanden hast, kannst du dich jetzt einordnen? Würdest du sagen, du bist verloren oder gerettet?“ Oft wird dann klar, dass manche noch nicht alles verstanden haben.
Dann biete ich an, sie noch einmal zu besuchen und alles zu erklären. Viele sagen dann, dass sie einen Besuch möchten. Wir verteilen auch Karten, auf denen steht: „Ich möchte einen Besuch“ oder „Ich möchte ein Neues Testament“. Aber ich bin nicht der Typ, der nach der achtzehnten Strophe oder so noch jemanden anspricht. Das kann ich nicht.
Früher habe ich das fast immer gemacht, heute mache ich das nicht mehr selbst, sondern schicke andere. Jahrelang habe ich direkt nach den Veranstaltungen draußen mit einem anderen Bruder gestanden. Er wusste, warum wir zusammen waren. Er war im Gespräch dabei.
Wenn ich mit Leuten am Ausgang gesprochen habe, habe ich zuerst den anderen vorgestellt. Dann haben wir zu dritt gefragt, was sie vom Abend gehalten haben. Wenn sie einen Besuch wollten, habe ich gesagt: „Das ist super, mein Bruder hat sicher Zeit, kommt gern vorbei.“ Ich habe ihn dann noch einmal positiv vorgestellt. Das klappt meistens.
Es ist viel schwieriger, wenn jemand mitten in einem Gespräch aussteigt und ein anderer weitermachen soll. Es ist besser, gerade im ersten Gespräch weiterzuführen.