Nachdem wir in den letzten Wochen einige Predigten gehalten haben, die losgelöst von einer längeren Serie waren, ging es vor allem darum, uns in dieser Krisenzeit neu die sichere Hoffnung vor Augen zu führen, die wir beim Herrn haben dürfen.
Heute wollen wir wieder zu unserer gewohnten Praxis zurückkehren und fortlaufend Bibeltexte auslegen. Matthias Mockler hat es eben schon angekündigt: Wir greifen die Predigtserie wieder auf, die wir bis in die Weihnachtstage hinein hatten. Diese Serie führt uns durch das Lukas-Evangelium, konkret durch die Mittelkapitel darin.
Wir hatten diese Predigtserie mit dem Titel „Jesus auf dem Weg zum Kreuz“ überschrieben. Nachdem Lukas uns in den ersten neun Kapiteln Jesus so dargestellt hatte – durch seine Worte und seine Werke –, dass wir ihn als den Sohn Gottes erkennen konnten, den von Gott verheißenen und nun gesandten Christus, beginnt am Ende von Kapitel 9 Jesu Weg zum Kreuz.
Jesu Weg zum Kreuz und seine Sendung
Wir sehen zu Beginn unseres Predigttextes, dass Jesus weiterhin auf dem Weg zum Kreuz ist. Unser Predigttext findet sich in Lukas 13, beginnend mit Vers 22. Dort heißt es in diesem ersten Vers: „Und er, Jesus, ging durch Städte und Dörfer, lehrte und nahm seinen Weg nach Jerusalem.“
Jesus tat also genau das, wozu ihn der Vater gesandt hatte. Er lehrte und nahm seinen Weg hin nach Jerusalem, zum Kreuz. Jesus hatte gleich zu Beginn seines Dienstes erklärt, dass er tatsächlich vom Vater gesandt worden war, um zu lehren und zu predigen. So heißt es in Lukas 4, Vers 43: „Ich muss auch den anderen Städten das Evangelium predigen vom Reich Gottes, denn dazu bin ich gesandt.“
Jesus war also gesandt worden, um eine frohe Botschaft, das Evangelium, zu verkündigen. Das Evangelium ist diese frohe Botschaft vom Reich Gottes, von einem Reich, das Gott eines Tages aufrichten würde. Ein Reich, in dem Menschen mit Gott versöhnt leben werden.
Jesus verkündet den Menschen: Ich bin gekommen, um euch auf dieses Reich hinzuweisen, euch aufzurufen, dass ihr in dieses Reich hineinkommt. Er ruft euch, von Wegen umzukehren, die nicht in das Reich führen, und den Weg zu gehen, den ihr gehen müsst, um in das Reich Gottes zu kommen.
Doch diese Botschaft allein reicht nicht aus. Es musste etwas geschehen, damit sündige Menschen wie du und ich im Reich des heiligen Gottes sein können. Deshalb musste Jesus mehr tun, als nur zu predigen, zu lehren und diese Botschaft zu verkündigen.
Er musste das tun, was nötig war, damit wir vor Gott bestehen können. So hat er später gesagt, er sei gekommen, nicht um sich dienen zu lassen, auch nicht um einfach dauerhaft zu predigen, sondern um zu sterben, um sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.
Ich denke, es ist ganz wichtig, dass wir zu Beginn auch dieser Predigt klar vor Augen haben, dass Jesus genau deshalb kommt. Voller Hingabe und voller Liebe zu uns Menschen geht er diesen Weg. Er geht den Weg zum Kreuz im Wissen darum, dass er verraten werden wird, dass er gefoltert werden wird, dass er sterben muss – einen grausamen Tod.
Er weiß, dass er in diesem Tod die Strafe Gottes über die Sünden der Welt auf sich nehmen wird. Diesen unvorstellbaren, aber vollkommen gerechtfertigten Zorn Gottes über all das Böse in dieser Welt. Jesus geht diesen Weg zum Kreuz, diesen Weg nach Jerusalem, um dort zu sterben.
Aber er geht diesen Weg nicht in stoischer Ruhe, einfach nur: „Ich gehe jetzt da hin und ich mache das.“ Er geht diesen Weg und ruft auf dem Weg die Menschen noch hinzu und sagt: „Kommt, folgt mir nach, vertraut mir.“
Er sagt: Ich will diesen Weg gehen, aber ich möchte, dass ihr mir nachfolgt, dass ihr mir vertraut, damit ihr teilhaben könnt an dem, was ich für euch tun werde. Damit ihr profitieren könnt von meinem stellvertretenden Sterben für euch. Denn nur wenn ihr mir eure Sünden gebt, nur wenn ihr auf mich vertraut, kann ich eure Sünden am Kreuz bezahlen, kann ich die Strafe auf mich nehmen.
So ruft er den Menschen immer wieder zu: Kehrt um von euren Wegen, vertraut mir und folgt mir nach.
Die Frage nach der Rettung und Jesu Antwort
So wird Jesus auf dem Weg zum Kreuz mit einer Frage konfrontiert, die wir im nächsten Vers, Vers 23, lesen: Es sprach aber einer zu ihm, einer aus der Menge, ohne dass näher definiert wird, wer das ist: „Herr, meinst du, dass nur wenige selig werden?“
Das Wort „selig werden“ wird in den meisten anderen Übersetzungen, außer der hier verwendeten Lutherübersetzung, mit „gerettet werden“ übersetzt. Die Frage lautet also: Kommen nur wenige in das Reich Gottes?
Die Erwartung der Juden damals war, dass eigentlich alle in das Reich Gottes kommen würden. Sie verstanden sich als das auserwählte Volk Gottes und waren sich sicher, dass Gott eines Tages sein Reich aufrichten und sein Volk dort wohnen würde.
Die hier gestellte Frage „Meinst du, dass nur wenige selig werden?“ hängt wohl mit dem zusammen, was Jesus zuvor gelehrt hatte. Jesus schien anzudeuten, dass nicht alle Juden gerettet werden, dass nicht alle selig werden. Immer wieder ermahnte und warnte er davor, dass Menschen, insbesondere die Juden, zu denen er sprach, darunter auch die Pharisäer und Schriftgelehrten – also die geistlichen Autoritäten im Volk – in Gefahr standen, ins Gericht Gottes zu kommen und in die Hölle verdammt zu werden.
Wir haben gesehen, dass Jesus am Ende von Kapitel 11 ein Essen mit Pharisäern und Schriftgelehrten hatte, die ihn eingeladen hatten. Sechsmal warnte er sie und sagte: „Weh euch, wenn ihr so weitermacht, weh euch!“ Er machte ihnen ganz konkret klar, dass sie nicht den Weg gingen, den sie gehen müssten, und dass sie anderen den Weg durch ihre Lehren versperrten. Er warnte sie auf Schärfste.
Zu Beginn von Vers 12 warnt Jesus dann Menschen, die Angst haben, sich zu ihm zu bekennen, weil sie fürchten, was andere denken oder vielleicht auch tun werden. Er sagt ihnen: „Ich will euch aber zeigen, vor wem ihr euch fürchten sollt. Fürchtet euch vor dem, der, nachdem er getötet hat, auch die Macht hat, in die Hölle zu werfen. Ja, ich sage euch, fürchtet euch vor dem!“
Zu Beginn von Kapitel 13 wird Jesus vor dem Hintergrund von zwei großen Katastrophen, bei denen Menschen zu Tode kamen, mit der Frage konfrontiert, ob diese Juden, die in Jerusalem gestorben sind, etwas getan hätten, wodurch sie ihren Tod verdient hätten. Waren das vielleicht ganz besonders schlimme Sünder?
Daraufhin sagt Jesus: „Meint ihr, dass diese Galiläer mehr gesündigt haben als alle anderen Galiläer, weil sie das erlitten haben? Ich sage euch: Nein! Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen. Oder meint ihr, dass die Achtzehn, auf die der Turm in Siloah fiel und die er erschlug, schuldiger gewesen sind als alle anderen Menschen, die in Jerusalem wohnen? Ich sage euch: Nein! Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen.“
Was Jesus hier immer wieder deutlich macht, ist, dass die Juden sich nicht zu sicher sein sollten, einfach gerettet zu sein. Deshalb wohl auch die Frage: „Herr, meinst du, dass nur wenige selig werden?“
Jesus hört diese Frage eines Einzelnen, die theologisch ehrlich sehr interessant ist. Doch was er dann tut, ist nicht, dem Einzelnen konkret auf die Frage zu antworten, sondern er spricht die vielen an. Er macht den vielen deutlich: Die Frage sollte nicht sein, wie viele werden gerettet, sondern: Wirst du gerettet?
Aufruf zum Ringen und drei Warnungen
Und so hören wir nun im Hauptteil unseres Predigttextes, wie Jesus einen klaren Aufruf an die Massen richtet und diesen mit drei Warnungen verbindet. Das ist wirklich der Kern dieser Predigt: der Aufruf Jesu und dann drei Warnungen.
Den Aufruf lesen wir in Kapitel 13, Vers 24: Jesus sprach zu ihnen: „Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht, denn viele, das sage ich euch, werden danach trachten, hineinzukommen, und werden es nicht können.“
Jesus macht also deutlich, dass nicht einfach jeder Jude automatisch gerettet wird. Auch heute gibt es Lehrer, die behaupten, dass es Rettung für alle geben wird. Die sogenannte Allversöhnungslehre erlebt gerade wieder Konjunktur und wird vielfach verkündet, auch in vielen Büchern. Aussagen wie „Die Liebe Gottes wird siegen“ oder „Die Hölle wird leer sein“ klingen sehr attraktiv. Ich liebe diesen Gedanken, aber er ist ganz und gar nicht biblisch und daher falsch.
Deshalb sollte man sich nicht fragen, welcher Gedanke uns gefällt, sondern was die Wahrheit ist. Jesus warnt und macht klar, dass nicht jeder einfach irgendwie gerettet wird. Er ruft die Menschen dazu auf, darum zu ringen, durch die enge Pforte hineinzukommen.
Was meint Jesus damit? Will er sagen, wir müssen uns besonders anstrengen und Großartiges tun, um in das Reich Gottes zu kommen? Nein, ganz sicher nicht. Dann wäre er nicht auf dem Weg zum Kreuz. Jesus weiß, dass wir nicht tun können, was nötig wäre, um in das Reich Gottes zu gelangen. Deshalb muss er sein Leben geben, stellvertretend für uns. Er muss unsere Schuld auf sich nehmen, das gerechte, perfekte Leben leben, das wir nicht leben können, und den Tod sterben, den wir verdient hätten.
Es kann also nicht darum gehen, dass wir ringen, indem wir uns besonders anstrengen oder etwas leisten. Tatsächlich ist das Ringen, das Jesus hier meint, genau das Gegenteil. Es ist kein Streben nach Leistung oder Aktivität.
Das Ringen ist etwas, das uns Menschen noch viel schwerer fällt als Anstrengung. Es ist ein Kapitulieren, ein Loslassen, ein Eingestehen: „Ich bin ein Versager, ich schaffe es nicht, ich habe keine Chance.“ Das Ringen ist ein Kampf mit dem eigenen Stolz. Wir geben auf, so zu tun, als ob alles reicht und wir gut genug wären, und erkennen stattdessen an: „Herr, ich brauche einen Retter.“
Das war das Problem der Juden, die Jesus hörten. Sie waren stolze Menschen, fest davon überzeugt, das erwählte Volk Gottes zu sein. Sie legten großen Wert auf ihre Religion und ihre religiösen Rituale und meinten, das beeindrucke Gott. Deshalb glaubten sie, gerettet zu werden. Sie konnten nichts anfangen mit diesem Jesus, der sie zur Umkehr rief, der sie aufforderte, auf ihn zu vertrauen, der sie mit ihren Sünden konfrontierte und ihnen deutlich machte, dass sie es nicht schaffen würden.
Immer wieder rief Jesus die Menschen auf: „Kehrt um, kehrt um! Gebt auf, kapituliert!“ Durch seine Worte und Werke zeigte er: „Ich bin der Retter, den ihr braucht.“ Er machte den Menschen klar: „Ihr braucht einen Retter.“ Und er sagte ihnen deutlich: „Ich bin gekommen, um euer Retter zu sein und eure Schuld von euch zu nehmen.“
Aber die Juden wollten das nicht. Sie lehnten ihn ab. Sie waren nicht bereit, sich so zu erniedrigen und ihre Schuld einzugestehen. Es war – und ich sage das bewusst – ihr verdammter Stolz, der sie daran hinderte. Er stand ihnen im Weg, durch die enge Pforte zu gehen.
Darf ich fragen, wie das bei dir ist? Bist du bereit, deinen Stolz zur Seite zu legen? Bist du bereit, vor Gott zu kapitulieren? Bist du bereit, ehrlich zu sein und zu sagen: „Ich schaffe es nicht, ich schaffe es niemals. Die Gebote zu halten, gut genug zu leben – ich schaffe das nicht.“ Ich weiß, ich schaffe das nicht, und ich weiß, du schaffst das auch nicht.
Wir brauchen diesen Retter. Jesus sagt: „Ringt darum, ringt darum“, weil er weiß, wie schwer es uns fällt, unseren Stolz fallen zu lassen. Er weiß, wie schwer es ist, ehrlich zu kapitulieren.
Es gibt keinen anderen Weg in das Reich Gottes, als dass wir kapitulieren und uns ganz auf Jesus werfen, allein ihm vertrauen. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Er ist die enge Pforte. Es gibt keinen anderen Weg zum Vater, keinen anderen Weg in das Reich Gottes.
Genau das macht Jesus den Menschen immer wieder deutlich. Deshalb ruft er sie auf: „Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht.“
Erste Warnung: Zögere nicht
Und dann fügt er diesem Aufruf eine Warnung hinzu, denn viele, das sage ich euch, werden danach trachten, hineinzukommen, und werden es nicht können. Diese Warnung konkretisiert Jesus im Folgenden in drei Aspekten.
Zuerst sehen wir im Vers 25, wie Jesus ein Bild verwendet – wirklich von einem Hausherrn und einer Tür. Ich lese uns diesen Vers vor: „Wenn der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat, und ihr draußen steht und an die Tür klopft und sagt: ‚Herr, tu uns auf!‘, dann wird er antworten und zu euch sagen: ‚Ich kenne euch nicht, wo seid ihr her?‘“
Das heißt, die erste Warnung, die Jesus hier ausspricht, lautet: Zögere nicht, warte nicht zu lange, noch steht die Tür offen. Und das ist erst einmal eine gute Nachricht: Noch ist Gnadenzeit, noch können wir hineinkommen ins Reich Gottes – noch!
Die Menschen damals kamen aber nicht. Sie waren abwartend, sie sahen Jesus, sie hörten ihm zu, sie fanden ihn vielleicht ganz interessant. Vielleicht waren sie auch daran interessiert, ob es ein paar Wunder zu sehen gäbe. Da war irgendwo ein gewisses Entertainment mit Jesus. Sie waren nicht unbedingt gegen ihn, sie schauten ihn interessiert an.
Aber Jesus sagt ihnen: Das reicht nicht. Er warnt sie: Kommt jetzt, wartet nicht länger. Noch gilt die Einladung: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan.“ Aber eines Tages gilt diese Einladung nicht mehr. Eines Tages wird die Tür zu sein.
Noch ist die Tür offen, noch können sie kommen. Aber irgendwann ist es zu spät. Dieser Tag kommt, er kommt im Leben eines jeden Menschen. Er kommt spätestens mit dem Tod, wenn die Tür zu ist. Wer nicht zu Lebzeiten kommt, bleibt draußen, bleibt außen vor. Er wird vor verschlossenen Türen stehen.
Ihr Lieben, dieser Ruf gilt uns, dieser Ruf gilt dir. Es ist ein ernster Ruf. Mein Gebet ist, dass du, wenn du diese Worte hörst, dich vor Jesus demütigst. Dass du nicht mehr auf sicherer Distanz zu ihm bleibst, sondern zu ihm kommst. Dass du nicht sagst: „Ich warte mal ab, vielleicht irgendwann einmal“, sondern dass du verstehst: Du weißt nicht, wie lange du noch hast. Komm heute, komm zu ihm, demütige dich vor ihm, bitte ihn, dein Retter und dein Herr zu sein, vertraue dich ihm an – heute, solange noch Zeit ist.
Zweite Warnung: Falsches Vertrauen auf Oberflächliches
Das ist die erste Warnung – zögere nicht. Ab Vers 26 lesen wir eine zweite Warnung: ein falsches Vertrauen auf Oberflächliches. Ich lese uns diese Verse 26 und 27 vor:
„Dann werdet ihr anfangen zu sagen: ‘Wir haben doch gegessen und getrunken, und auf unseren Straßen hast du gelehrt.’ Und er wird zu euch sagen: ‘Ich kenne euch nicht. Wo seid ihr her? Weicht alle von mir, ihr Übeltäter!’“
Wir sehen hier also, dass es ganz offensichtlich viele Menschen geben wird, die fälschlicherweise ganz sicher sind, dass sie Einlass in das Reich Gottes finden werden. Menschen, die davon ausgehen, dass sie nah genug dran waren. Hier spricht Jesus zu Juden, zu Menschen, die sagen: „Wir sind doch das erwählte Volk, wir sind doch fromm, wir haben doch die religiösen Riten.“
Aber diese Menschen verlassen sich auf Oberflächlichkeiten: „Wir haben vor dir gegessen und getrunken und auf unseren Straßen hast du gelehrt.“ Jesus macht deutlich, dass das nicht reicht. Genau deshalb hat er sie gewarnt: „Ring, ring darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht.“
Ich hatte eben schon kurz erwähnt, dass Jesus am Ende von Kapitel elf mit Pharisäern und Schriftgelehrten ein großes Mahl hatte. Er hat mit ihnen gegessen und getrunken, er hat auf ihren Straßen gelehrt und ihnen ganz deutlich gesagt: „So wie ihr gerade lebt, so wie ihr euch verhaltet, so wie ihr auf euch selbst und auf euer frommes Getue vertraut, werdet ihr nicht in das Reich Gottes kommen.“
Jesus warnt Menschen vor falschem Selbstvertrauen. Und ist das nicht auch heute noch wahr? Neigen nicht auch wir zu einem eingebildeten Selbstvertrauen? Klar, Selbstvertrauen kann in gewisser Hinsicht hilfreich sein. Wir wollen, dass unsere Kinder ein gesundes Selbstvertrauen haben. Aber im Hinblick auf unsere Erlösung, im Hinblick auf Gott, ist Selbstvertrauen das Schlimmste, was dir passieren kann.
Selbstvertrauen ist der sichere Weg in die Hölle. Ich möchte das noch einmal deutlich sagen: Selbstvertrauen ist der sichere Weg in die Verdammnis. Wenn du auf dich selbst vertraust, auf das, was du bist, auf das, was du tust, dann kannst du nicht gerettet werden. Du wirst nicht durch die enge Pforte kommen.
Das geht nur, wenn du anerkennst, dass du nichts in dir selbst hast, auf das du vertrauen kannst. Dein ganzes Vertrauen muss auf Jesus gesetzt sein, der für dich so gelebt hat, wie du nicht gelebt hast, und der für dich gestorben ist, damit du ewig leben kannst und Zugang zum Reich Gottes findest.
Diejenigen, die auf sich selbst vertrauen, werden eines Tages von Jesus hören: „Ich kenne euch nicht. Wo seid ihr her? Weicht alle von mir, ihr Übeltäter!“ Und wir sollten jetzt nicht denken: „Ach, das sind dann die ganz besonders Schlechten. Ich bin ja kein Übeltäter, ich bin eigentlich ein ganz feiner Mensch, ich mache ja ganz gute Dinge.“ Das ist nicht, was Jesus hier meint.
Übeltäter sind alle Menschen, die ihr Vertrauen nicht auf Jesus setzen. Alle Menschen, die nicht sagen: „Ich lebe nicht mehr für mich, ich lebe für Gott. Er ist der Herr, ihm gebührt alle Ehre.“ Denn selbst deine besten Taten, deine tollste Moral, deine größten Akte von Liebe und Dienst an anderen sind letztendlich übel, wenn du nicht zur Ehre Gottes lebst. Weil du im Endeffekt nicht das tust, wozu du geschaffen wurdest.
Wir wurden geschaffen, um auf Gott hinzuweisen. Mit unserem ganzen Leben sollen wir als Abbilder Gottes auf ihn hinweisen. Wir sollen leben, damit wir etwas sind zum Lobpreis seiner Herrlichkeit. Wenn wir unsere guten Werke tun, ohne sie für Gott zu tun, sondern letztendlich für uns selbst, dann bekommen wir das Lob, die Ehre: „Oh, das ist aber ein netter Kerl, der macht tolle Sachen, so ein netter Mensch, so ein frommer Mensch.“
Wir nehmen die Ehre, die Gott gebührt, für uns selbst in Anspruch. Wir rauben sie Gott, und das ist eine üble Tat. Das ist es, was Jesus hier meint.
Ich möchte dich herausfordern – vielleicht gerade auch die Kinder und Jugendlichen unter uns, aber auch die, die inzwischen längst erwachsen geworden sind: Wenn du in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen bist, wenn du Woche für Woche in die Gemeinde gegangen bist, wenn du immer brav alles mitgemacht hast, dann möchte ich dir sagen: Verlass dich nicht darauf.
Und wenn du jemand bist, der eine hohe Achtung vor Jesus hat, seine Gebote sehr ernst nimmt und dich wirklich anstrengst, anders zu leben als viele andere, immer wieder das zu tun, was richtig und moralisch ist, dann möchte ich dir sagen: Verlass dich nicht darauf.
Wenn du theologisch unheimlich gut geschult bist, wenn du jedes Jahr durch die ganze Bibel liest, viele Theologiebücher zu Hause hast und dich da durcharbeitest, und denkst: „Ich verstehe viel, ich habe das alles begriffen, ich kann besser über Gott reden als irgendjemand sonst,“ dann möchte ich dir sagen: Verlass dich nicht darauf.
Egal, wer du bist und was du tust, erkenne an: Der einzige Weg durch die enge Pforte ist, dass du all dein Tun, all deine Werke als das anerkennst, was sie sind – Stückwerk, das niemals ausreichen wird, um den heiligen Gott zu beeindrucken.
Ich sage dir ganz ehrlich: Als ich diese Predigt geschrieben habe, hat mich das persönlich sehr herausgefordert. Als jemand, der Gottes Wort predigt, ist mir klar geworden, dass es sehr gut sein kann, dass so mancher Gemeindeältester, so mancher Pastor und Prediger eines Tages vor der verschlossenen Tür steht, weil er sich letztendlich auf das verlässt, was er selbst tut.
So habe ich heute früh noch auf dem Weg hierher im Auto gebetet und vor Jesus kapituliert und gesagt: „Ich schaffe es nicht. Ich weiß, egal was ich tue, es reicht nicht. Jesus, ich brauche dich.“
Du brauchst Jesus. Verlass dich nicht auf dich selbst, sondern auf Jesus. Das ist die zweite Warnung, die wir hier hören.
Dritte Warnung: Bedenke die Konsequenzen
Und schließlich hören wir noch eine dritte Warnung. Bedenke die Konsequenzen. Ich lese uns die letzten drei Verse, Vers 28 bis 30:
"Da wird Heulen und Zähneklappern sein, wenn ihr sehen werdet Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes, euch aber hinausgestoßen. Es werden kommen von Osten, von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. Und siehe, es sind die Letzten, die werden die Ersten sein, und die Ersten werden die Letzten sein."
Manchmal höre ich von Menschen, dass sie gar nicht so interessiert daran sind, ins Reich Gottes zu kommen, in den Himmel zu kommen. Das sei doch viel zu langweilig. Sie feiern lieber eine Party in der Hölle. Der Text macht hier ganz deutlich: Es gibt keine Party in der Hölle. Es gibt Heulen und Zähneklappern, grausames Geschrei, ewigen Schrecken.
Jesus betont hier, dass die Erzväter – die jüdischen Erzväter Abraham, Isaak, Jakob und alle Propheten, die von ihrem eigenen Volk, vom erwählten Gottesvolk getötet worden waren – alle im Reich Gottes sein werden. Aber viele der Juden, zu denen er dort spricht, viele der frommen Juden, nicht.
Zu ihrem großen Schrecken verkündigt er, dass Menschen aus allen Stämmen, Sprachen, Völkern und Nationen kommen werden. Damit meint er, dass Menschen von allen Himmelsrichtungen kommen werden – also Menschen, die nicht schon Teil des Volkes Israel sind, sondern von außen kommen: Heiden, Ungläubige, die hinzukommen werden. Während viele Juden, viele fromme Leute, keinen Einlass finden werden in das Reich Gottes.
Ich denke, das muss für die Zuhörer ein Schock gewesen sein. Die Juden dachten, sie wären sicher, sie wären alle dabei, und vielleicht einige wenige Heiden, die sich ganz besonders anstrengen. Aber Jesus macht deutlich, dass die Juden sich nicht auf ihre Abstammung verlassen können, dass sie sich nicht darauf verlassen können, etwas Besonderes zu sein.
Er warnt immer wieder ganz besonders die, die meinen, die Ersten im Volk zu sein: die Pharisäer, die Schriftgelehrten, den Hohen Rat. Er sagt, einige der Ersten werden die Letzten sein, sie werden nicht drinnen sein. Und andere, die ihr als die Letzten anseht, werden die Ersten sein, die ganz vorne am Tisch des Herrn sitzen.
Ist das nicht auch heute noch so? Gibt es nicht heute auch noch viele, die meinen, weil sie so fromme Leute sind, weil sie zu einer besonderen Gemeinde gehören, vielleicht zu einer besonders bibeltreuen oder konservativen Gemeinde, dass sie auf jeden Fall drin sein werden? Und vielleicht schaffen es auch noch ein paar aus diesen anderen, nicht so guten Gemeinden.
Kluge, ordentlich gekleidete, gut gebildete und theologisch versierte Leute werden auf jeden Fall dabei sein – und vielleicht auch noch so ein paar aus dem Busch, die das Evangelium gar nicht kennen, die nicht mehr richtig lesen und schreiben können. Aber vielleicht schaffen es auch ein paar von denen.
Uns gilt in gleicher Weise diese Warnung: Da werden Erste sein, die werden die Letzten sein. Und da werden Letzte sein, die werden die Ersten sein.
Ich möchte auch heute ganz bewusst als Pastor mit uns ringen. Ich möchte mit dir ringen, dass du all deinen Stolz fahren lässt und aufhörst, dich auf falsche Dinge zu verlassen.
Wir haben in der Textlesung eben schon die Worte aus Lukas 18 gehört, die Jesus einige Zeit später sagen würde. Ich möchte uns diese Worte noch einmal lesen, damit wir sie hören und verstehen:
"Es sagten aber einige zu der Zeit, die sich anmaßten, fromm zu sein, und verachteten die anderen, dieses Gleichnis. Jesus sagte also diesen frommen Leuten dieses Gleichnis:
Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Zöllner waren Abschaum, Leute, die sich mit der römischen Besatzungsmacht zusammentaten, um die Juden, ihre eigenen Landsleute, auszubeuten.
Also ein frommer Pharisäer, ein guter, angesehener Mann – und ein Abschaumann, ein Erster und ein Letzter.
Der Pharisäer stand für sich und betete so: 'Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute – Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.'
Der Zöllner aber stand fern, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, schlug sich an die Brust und sprach: 'Gott, sei mir Sünder gnädig!'
Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden."
Ich hoffe, du verstehst diesen Ruf: Ring darum, durch die enge Pforte zu kommen – nicht indem du dich groß machst, sondern indem du dich klein machst und durch die Pforte hindurchgehst. Erkenne: Ich brauche Jesus. Zögere nicht. Verlass dich nicht auf Oberflächlichkeiten, auf das, was du tust oder bist. Bedenke die Konsequenzen.
Und wenn du dann so zu Jesus kommst, vielleicht jetzt zu Hause, auf die Knie gehst vor Jesus und sagst: "Herr, sei mir Sünder gnädig", dann darfst du wissen: Die Pforte steht dir offen. Komm zu mir, Herr Jesus.
Denn er will dich empfangen, er wird dich empfangen, in seine Arme schließen und sagen: "Ich habe deine Schuld bezahlt. Komm zu mir, der du mühselig und beladen bist, und ich will dir Ruhe geben."
Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, wir wollen dir danken, dass du uns ganz viele ermutigende Worte zu sagen hast. Aber wir wollen dir auch danken, dass du in deiner Liebe dich nicht scheust, uns auch zu warnen.
Herr, wir wollen genau darin deine Liebe erkennen. Wir wollen erkennen, wie liebevoll diese Worte sind, dass wir in unserem Stolz auf einen Abgrund zufahren, der sicher ins Verderben führt, und du stellst dich hin und rufst: Halt!
Ich bete, dass keiner, der meine Worte heute hier hört, der dein Wort heute hier hört, noch weiter seinen eigenen Weg geht, noch weiter auf sich selbst vertraut.
Herr, ich bete, dass wir nicht mehr zögern, sondern zu dir fliehen, solange noch Gnadenzeit ist, im Rufen: "Gott, sei mir Sünder gnädig!"
Wir danken dir, dass du für uns ans Kreuz gegangen bist, damit Sünden vergeben werden können, damit wir trotz allem vor dir, dem heiligen Gott, bestehen können, Einzug finden in dein herrliches Reich.
Gepriesen seist du dafür. Amen.