Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren!
Ich möchte mal sagen: Ist das nun komisch oder ist das wirklich zum Heulen? Die Schwiegermutter nörgelt an mir herum, mein Chef überfordert mich, mein Mann ignoriert mich – und ich soll dafür auch noch verantwortlich sein? Auf keinen Fall, nein, auf keinen Fall! Schuld sind immer die anderen. Das macht solche Analysen natürlich außerordentlich fruchtbar.
Und dann die Erkenntnis, die ja jeder mal irgendwann gewonnen hat und die auch so wegweisend ist. Dieses Kapitel sollte sich Frank genau durchlesen. Also, das ist eine Warnung zu Beginn dieses Abends. Denn bei solchen Reden, wie der, die ich heute halte, kommt man allzu leicht auf den Gedanken: Das hätte der oder die heute Abend aber mal hören sollen. Bei solchen Einleitungen schminkt man sich das gleich erst mal ab. Aber so geht's nun mal, wenn es ans Kurieren geht.
Man muss ja irgendwie versuchen zu kurieren, es bleibt einem ja nichts anderes übrig. Irgendwie muss man es packen. Das Gefühl von innerer Zerrissenheit, von Leere, von Frust ist wie eine Seuche.
Wie kriegt man das in den Griff? Man muss mit sich selbst ins Reine kommen, denn jeder spürt das: Wenn ich mit mir selbst nicht im Reinen bin, dann wirkt sich das auf die Beziehung zu den anderen aus. Die Beziehungen zu den anderen gehen kaputt, und manchmal weiß man nicht so richtig, was Ursache und was Wirkung ist.
Sind es die kaputten, angestrengten Beziehungen zu anderen Menschen, die dazu führen, dass man mit sich selbst nicht ins Reine kommt? Oder ist es so, dass ich mit mir selbst nicht klarkomme, dass ich irgendwie nicht ganz dabei bin, nicht ganz bei mir bin?
Die innere Zerrissenheit und ihre Folgen
Dass ich überhaupt mit den anderen nicht klarkomme, liegt auch daran, dass der Umgang mit der Natur chaotisch und zerstörerisch wird. Diese Fresserei ist ja nicht nur bei ihr so. Es kommt ja vor, dass andere sich nicht dauernd Joghurt reinschlabbern – das ist ja doch relativ gesund – sondern gleich kräftig mit Alkohol nachspülen. Und dann wird einem oft noch schlimmer!
Oft ist es so, dass man, wenn man richtig Groll und Wut in sich hat, ein schön elastisches Gaspedal braucht, um 180 PS zu bedienen und den Frust auf einer Autobahn richtig abzuarbeiten. Wir sind ja das letzte Land in Europa, wo man so richtig das machen kann, bis zum Abwinken.
Andere stürzen sich in die Arbeit. Das sieht nach außen hin nach Tüchtigkeit aus und ist auch eine Möglichkeit. Es gibt verschiedene Wege, wie wir das irgendwie abarbeiten, wenn wir innerlich nicht mit uns ins Reine kommen.
Was ist das eigentlich? Wir haben fast alles und wollen immer mehr. Da ist ein tiefes, schwarzes Loch in unserer Seele, das immer leer ist und sich nicht füllen lässt. Ein Abgrund, in den man alles hineinschmeißen kann.
Wer bin ich? Wie gelingen Beziehungen? War es das? Was ist das Leben? Ich meine, solche eher verunglückten Abhilfeversuche, wie wir sie in der Szene gerade sehen, bringen einen zum Schmunzeln, obwohl es eine Tragödie ist.
Aber ich habe viel gelacht, und ich habe auch herzlich gelacht dabei.
Die Suche nach Sinn und die Verzweiflung der Menschen
Oft ist es zum Erschrecken, was Menschen in ihrer Verzweiflung an Hilfe suchen. Haben Sie noch die Erinnerung an den Massenselbstmord von Heaven’s Gate? Neununddreißig Menschen haben sich umgebracht, und es waren doch ganz gescheite Leute. Die meisten von ihnen sind sogar über das Internet zu dieser Adresse gekommen. Sie glaubten, dass sie, wenn sie ihren Leib verlassen, im Schweif des Kometen Hale-Bopp zum himmlischen Vater aufgenommen werden.
In Talkshows wurde darüber diskutiert, was die Ursache für solche Dinge ist. Es geht um die Sinnsuche und die Frage, woher eigentlich kommt, dass wir nicht mehr die Geborgenheit haben. Die Zerrissenheit und Vereinzelung in der modernen Gesellschaft geben keine Stützen mehr für unser Verhalten. Jeder ist auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, irgendwie selbst seine Wege zu suchen – und findet sie oft nicht.
Dann ist man plötzlich bereit, sich an irgendetwas zu hängen, das verspricht, einem den Himmel auf Erden gleich um die nächste Ecke zu bringen. Doch dann geht man kaputt, wird hörig und stürzt in solchen Wahnsinn. Woher kommt eigentlich diese tiefe innere Zerrissenheit?
Wir sind doch stolz auf den Fortschritt, besonders in der Medizin. Dort entsteht der Eindruck, dass das Glück des Lebens ohne Leid möglich ist. Heute kann man fast alle Ersatzteile irgendwo bekommen. Wenn der Körper irgendwo eine Macke hat, kommt er in die Reparaturwerkstatt und das defekte Teil wird ausgetauscht.
Vorige Woche hat der englische Biogenetiker Slack einen Frosch ohne Kopf vorgestellt. Er ist damit gezüchtet worden. Damit ist nun nachgewiesen, dass es möglich ist, einen Klumpen aus lebenden menschlichen Organen gut durch Blut zu züchten – möglicherweise ohne Kopf oder Hirn. Dieser Klumpen könnte danach als Ersatzteillager ausgeschlachtet werden, damit man immer wieder ein frisches Organ bekommt. Das sind schöne Aussichten.
Das nennen wir Fortschritt. Manche gewinnen jedoch den Eindruck, dass es auch die Hölle werden könnte. Tatsächlich könnte es auch die Hölle werden.
Die Hybris des modernen Menschen und die Folgen
Der moderne Mensch glaubt, Gott nicht mehr zu brauchen. Wir spielen selbst Schöpfer. Wir meinen, alles im Griff zu haben. Wir bestimmen, was wir tun, und alles, was wir können, setzen wir auch um. Das ist das vorherrschende Gesetz. Dabei gibt es keine Maßstäbe. Intelligenz schützt uns nicht vor dem nächsten Wahnsinn. Denn wenn man alles machen kann und auch machen will, was möglich ist, dann werden die klügsten Wissenschaftler es schon schaffen.
Doch wer legt die Maßstäbe fest für das, was uns hilft, und für das, was uns schadet? Wenn wir uns als Schöpfer aufspielen, die Welt nach unserem Willen bestimmen und uns selbst sowie die Welt als Materiallager betrachten, das wir plündern, ausräumen und nach Belieben nutzen, dann tauchen irgendwann die ungewollten Folgen auf. Diese Folgen hat natürlich niemand gewollt.
Es war ja alles gute Absicht. Bislang nannten wir das Fortschritt – gute Absicht. Doch dann kamen die ungewollten Folgen: Krankheiten, die wir vorher nicht kannten, seelische Schwierigkeiten, die wir nicht wollten, und verseuchte Nahrung, sodass man langsam nicht mehr weiß, was man eigentlich mit Genuss essen soll. Das sind Folgen davon, wenn wir vermessen Gott spielen.
Manchen dämmert, dass es die Hölle werden könnte, die wir uns da anrichten. Und dann spürt man ein Erschrecken. Menschen sagen, wir müssen das Ruder herumreißen.
Das Pendel schlägt um: Von der Selbstvergötterung zur Naturanbetung
Und nun merken wir in unseren Tagen plötzlich, wie das Pendel zur anderen Seite ausschlägt. Bisher haben wir gesagt: Der Mensch ist der Boss, er weiß alles und kann alles. Jetzt heißt es: Der Mensch muss weg, wir glauben an die Natur. Die Gestirne bestimmen unser Schicksal. Sonne, Mond und Sterne sind Schicksalsgottheiten, die wir verehren. Von ihnen leiten wir unser Lebensschicksal ab und bewältigen so unsere Lebensangst.
Der Spiegel hat neulich berichtet, dass in Deutschland drei Milliarden D-Mark Umsatz pro Jahr gemacht werden – mit Accessoires und Dingen, die man für Horoskope, Astrologie, Hellseherei, spiritistische Praktiken usw. braucht. Das ist ein Riesengeschäft. Dabei sind alle aufgeklärten Menschen mit dabei: Techniker, Kaufleute und Wissenschaftler, die mit Zahlen umgehen und nüchtern rechnen. Doch jeder von uns hat ein gehöriges Quantum Lebensangst zu bewältigen. Und dann greifen wir nach Stützen. Wer hilft uns?
Die Astrologie vermittelt uns innerlich das Gefühl, als könnten wir das Schicksal selbst irgendwie berechnen. Wir sind ja selbstbestimmte Menschen. Der moderne Mensch möchte wissen, dass er es selbst macht und nicht fremdbestimmt ist. Deshalb sagt er: Es wäre doch gut, wenn du etwas über die Zukunft weißt. Dann kannst du dir dein Leben so gestalten, wie du willst. Du kannst deine Zukunft planen, das bestätigt dich und gibt dir Sicherheit in deiner Lebensplanung.
Oder wir beten die Erde neuerdings als Muttergöttin an. Ich bin erstaunt, wie intensiv die Naturreligionen in Westeuropa aufgenommen werden: indianische Religionen und überhaupt alles, was aus dem Bereich der animistischen Religionen kommt. Die Erde als Göttin – dahinter steht die Sehnsucht, die Erde vielleicht etwas ehrfurchtsvoller, respektvoller und besser zu behandeln. Wenn wir sie als Göttin verehren, plündern wir sie nicht mehr rücksichtslos, arrogant und selbstherrlich.
Das sind die Lösungen, die wir heute haben. Das ist sehr verständlich und liegt nahe. Wir haben lange genug die Welt ruiniert, indem wir uns als Menschen als Mittelpunkt aufgeführt haben. Die Welt wurde als Steinbruch und Materiallager benutzt, selbstherrlich gebraucht, geplündert und missbraucht – und wir waren die Mitte.
Ich habe tiefes Verständnis dafür, dass heute viele Menschen sagen: So machen wir uns und die Welt kaputt. Wir müssen es jetzt anders machen. Jetzt schlägt das Pendel also zur anderen Seite aus: Wir beten nicht mehr den Menschen an oder versuchen es wenigstens nicht, sondern wir beten die Dinge an – die Natur, Sonne, Mond und Sterne als Schicksalsgottheiten, Mutter Erde als Naturkraft, die kosmischen Kräfte als Heilungsmächte.
Die Sehnsucht nach Ganzheit, wie sie im New Age oder in esoterischen Angeboten dargestellt wird, geht von einem faszinierenden Weltbild aus. Die ganze Welt ist ein Zusammenhang, in dem Energien fließen – ob Gottheiten, Geister, Materie oder was auch immer. Dann gibt es einige eingeweihte Meister, sozusagen die Ingenieure des Kosmos. Sie wissen, wie man die Energien strömen lässt, wie man Erkenntnis gewinnt und wie man durch die richtige Behandlung – etwa mit Steinen, Bachblüten, Handauflegung oder Strahlungen, die von Händen ausgehen – die Heilkräfte des Kosmos so lenkt, dass sie in unsere kranken Seelen und Körper gelangen.
Die Einheit der Welt als Energiezusammenhang braucht nur noch die Ingenieure, die Meister, die dies bedienen können. Wenn sie uns dann auch noch klarmachen, dass jeder Meister werden kann und jeder das handhaben kann, sind wir wieder gestreichelt als moderne Menschen. Wir wollen uns selbst bestimmen. Wir wollen das Gefühl haben, in der Moderne ist alles machbar. Wir können es letzten Endes in den Griff bekommen.
Deshalb sind die Angebote der Esoterik so willkommen und so offen. Sie vermitteln uns den Eindruck: Das kannst du lernen! Dafür zahlen wir viel Geld, denn es ist es wert. Ich möchte die Kräfte anzapfen, die mein Leben heilen und mich ganz machen. Der Hunger nach Leben ist unersättlich. Die innere Zerrissenheit und Verletztheit schmerzt uns so sehr, dass wir es nicht aushalten. Wir sind offen wie Scheunentore für diese Angebote.
Es gibt natürlich tausend verschiedene Angebote. Das kommt uns heute entgegen. Niemand ist genötigt, sich auf ein bestimmtes Angebot festzulegen. Schließlich sind wir Supermärkte gewöhnt, in denen die Regale überfüllt sind und alles angeboten wird. Bei leichter, softer Musik geht man beschwingt hindurch und sucht sich nur das aus, was einem selbst schmeckt.
Das ist es, was heute so faszinierend ist. Wir leben in einer irre Zeit, einer großartigen Zeit mit unerhörten Wahlmöglichkeiten – verführerisch. Und jetzt bedienen wir uns in der großen Apotheke der Lebenshilfen: Was hilft mir?
Die Suche nach Ganzheit und die biblische Antwort
Dahinter steht die große Frage der Gegenwart – trotz unserer Verschiedenheit als Menschen. Es ist eine aktuelle, brennende Frage der Moderne: Wie gewinne ich Ganzheit? Wie werde ich heil? Wie wird mein Leben ganz?
Das heißt: Wie bekomme ich eine neue Beziehung zu mir selbst, sodass ich von Herzen Ja zu mir sagen kann? Wie kann ich geheilte Vertrauensbeziehungen haben, die Erfüllung bringen und in denen es sich lohnt zu leben? Wie kann ich mit der Natur so umgehen, dass ich ihre Schönheit genießen, stärken und fördern kann? Wie werde ich eins mit dieser Natur? Das ist die Frage, die uns antreibt.
In Israel, in dem Land, in dem man die biblische Sprache Hebräisch spricht, grüßt man sich mit dem Wort Schalom. Schalom bedeutet Friede. Aber Friede im biblischen Sinn ist nicht nur ein ruhiges Gefühl, sondern das Gegenteil von Krieg. Krieg ist zerstörte, feindselige, zerbrochene Beziehung. Friede dagegen ist geheilte Beziehung.
Wo früher Fäuste gegeneinander waren, greifen jetzt Hände versöhnlich ineinander. Das ist Friede – neu gebaute Verbundenheit, neu geordnete Lebensbeziehungen. Die Bibel sagt, so hat sich Gott das Leben gedacht: Schalom, Friede, die geheilte Beziehung zum Schöpfer.
So fließen vom Schöpfer her die schöpferischen Kräfte in unser Leben. Aus dieser Beziehung entsteht eine geheilte Beziehung zu mir selbst, sodass ich mich als Geschenk annehmen kann. Ich kann sagen: Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin. Ich nehme mich als deine Gabe an.
Aus dieser Kraft der Versöhnung, dieser gestärkten, heilen Beziehung kann ich auch die Beziehung zu anderen Menschen neu sehen – von Gott her, aus dieser Kreativität. Vor allem aber auch die Beziehung zur Natur. Sie ist die Schöpfung Gottes mit ihrer Kraft und unendlichen Vielfalt.
Es ist unsere Aufgabe, sie zu schützen, so wie es in der Schöpfungsgeschichte heißt. Das ist der Auftrag des Menschen: eine besondere, einzigartige Stellung im Kosmos Gottes einzunehmen. Der Mensch hat vom Schöpfer den Auftrag, den Garten Gottes zu bauen und zu bewahren – einen Pflegedienst, Geschäftsführer, Haushalter zu übernehmen, nicht Räuber in dieser Welt zu sein.
Das ist die Botschaft der Bibel für unsere moderne Welt: Gott will unser Leben ganz machen. Er will uns den Schalom, den Frieden Gottes schenken, der all die Beziehungen unseres Lebens heilt.
Es war eine tödliche Sackgasse, als wir in der Moderne dachten, wir bräuchten Gott nicht. Wir seien selbst Gott und bestimmten unser Leben allein. Wir verherrlichten den Menschen so sehr, dass er in Arroganz diese Welt missbrauchte und besserwisserisch sein eigenes Leben ruinierte.
Viele Menschen haben heute ein Gespür dafür bekommen. Doch nun schlägt das Pendel in die andere Richtung. Jetzt vergöttern wir nicht mehr den Menschen und verabsolutieren ihn. Stattdessen vergöttern wir die Natur oder die Gestirne als Schicksal.
Das Pendel schlägt zur anderen Seite aus. Und die Bibel sagt uns: Das ist auch eine tödliche Sackgasse. Es ist die gleiche Vergötzung, nur von anderen Geschöpfen.
Die Heilung kann nur kommen, wenn der Schöpfer die Mitte unseres Lebens wird. Wenn wir ihm den Platz nicht streitig machen und nicht versuchen, seine Rolle zu ersetzen.
Irgendwer oder irgendetwas muss die Rolle Gottes einnehmen. Entweder spielen wir Menschen selbst Gott oder die Natur wird vergöttlicht.
„Vergötzt“, sagt die Bibel, bedeutet, etwas zum Absoluten zu machen. Und wenn ich mich mit meinem Leben an Dinge hänge, die vergehen, vergeht mein Leben mit diesen Dingen.
Die Geschichte einer überraschenden Heilung
Die Kernfrage lautet: Wie können wir die Ganzheit zurückgewinnen? Wie kann das gelingen? Oder ist das ein unwirklicher Traum, der ein Traum bleiben wird und nie erfüllt wird – dass unser Leben noch einmal ganz wird?
Lassen Sie mich Ihnen die Geschichte einer überraschenden Heilung erzählen. Vielleicht kann ich daran am besten deutlich machen, wie Gottes Angebot für unsere Sehnsucht nach Ganzheit und Heilung aussieht.
Eine kleine Stadt am Galiläischen Meer, am See Genezareth, war eine Stadt, in der Jesus sehr häufig eingekehrt ist. Sie hieß Kapernaum. Es ging das Gerücht durch die Stadt, dass er wieder da sei. Er hatte keine große Kirche für die Predigt, sondern war in einem Haus, einem ganz einfachen Haus, so wie es sie damals gab, mit einem großen Raum.
Kaum war er dort, strömten die Leute herbei, füllten den Raum und hörten zu. Sie waren begierig, zu verstehen, was er sagte.
Im Städtchen lebten vier Freunde, die ein Problem hatten. Sie sorgten sich um einen Freund aus ihrem Freundeskreis. Er war sehr krank, gelähmt und konnte sich nicht bewegen. Es war ein Elend. Sie hatten alles versucht, jede medizinische Hilfe in Anspruch genommen – man greift ja nach jedem Strohhalm, wie viele das heute tun.
Dann dachten sie: Wir können nicht einfach tatenlos zusehen. Wir können uns nicht damit abfinden, dass unser Freund in seiner Lähmung so leidet. Also sagten sie: Wir schleppen ihn zu diesem Jesus, vielleicht kann der helfen.
Ich weiß nicht, wie viel sie von Jesus wussten, und ich weiß auch nicht, wie viel Sie von Jesus wissen. Es ist mir nur aufgefallen, dass in unserem Land, hier in Deutschland, viele Menschen meinen, sie wüssten etwas von Jesus. Aber wenn man genau ins Gespräch kommt, ist diese Kenntnis oft sehr unpräzise.
Deshalb möchte ich gerne zwischendurch den guten Rat geben: Tun Sie sich etwas Gutes. Lesen Sie mal die Originaltexte im Neuen Testament, um sich zu informieren über das, was Jesus sagt und wer er ist – ganz egal, wo Sie stehen, ob Sie dafür oder dagegen sind. Man kann schließlich auch begründet ablehnen, wenn man weiß, was man ablehnt.
Also, diese Freunde wussten gar nicht besonders viel von Jesus und vielleicht war es nur ein Gerücht – wir wissen es nicht genauer. Jedenfalls war es ausreichend, dass sie sagten: Wir nehmen jetzt unseren Freund und schleppen ihn zu Jesus.
Sie kommen also zu dem Haus, wo Jesus ist und zu den Leuten spricht. Dann kommt die Enttäuschung: Das Haus ist überfüllt, die Leute stehen schon draußen vor der Tür, um noch zu hören.
Jetzt sagen sie: Lass uns doch mal durch! Du siehst doch, wir wollen diesen kranken Mann zu Jesus bringen.
Eigentlich rechneten sie damit, dass diese religiösen Leute – die ja religiös interessiert waren, die Jesus zuhörten und für Fragen nach Gott und dem Leben offen waren – ein besonderes Herz für Menschen in Not hätten.
Und die erste große Enttäuschung entsteht, als sie merken, dass die Leute da stehen wie eine Betonwand. Sie stehen da wie eine Mauer. Aus dem Mund kommt: „Mensch, sei ruhig, wir verstehen nichts!“ Jesus hatte ja keine Mikrofonanlage.
Vielleicht sind heute Abend Menschen hier, die solche Enttäuschungen an Christen und mit der Kirche erlebt haben. Man hat eigentlich gedacht, man fände dort Zugang zur Hilfe. Man würde einem eine Gasse machen zu der Quelle der Hilfe. Aber sie waren so beschäftigt mit ihrem religiösen Kram, dass sie einem wie eine Mauer den Rücken zudrehten. Wenn man mit Fragen zu sehr störte, sagten sie: „Ach, mach doch keine Unruhe!“
Das ist schon bitter. Ich kann verstehen, wenn ein Mensch, der eine solche Erfahrung macht, sich dann sagt: Mit denen bin ich fertig. Ich habe die Schnauze voll. Mit deren Botschaft will ich nichts mehr zu tun haben.
Deshalb bewundere ich diese vier Männer hier so sehr, die sich nicht abwimmeln lassen.
Eine solche Enttäuschung bei den Leuten, die so um Jesus herum waren, hätte sie ja dazu bringen können, zu sagen: Wenn das so wirkt, wenn man mit diesem Jesus zu tun hat, dass man überhaupt kein Herz und keine Offenheit für Menschen in Not findet, dann ist es vielleicht besser, wir kümmern uns um den auch nicht – wie es ja viele heute tun.
Viele sagen: Wenn ich die Kirche sehe und die Christen sehe, will ich mit diesem Jesus gar nichts mehr zu tun haben.
Nein, diese vier Freunde waren anders – Gott sei Dank.
Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube und sage Ihnen: Das ist mein herzlicher Wunsch. Es ist mein Wunsch, dass Sie, wenn Sie solche Enttäuschungen erlebt haben, diese überwinden können und die Frage nach Jesus nicht wegdrücken, nicht wegdrücken!
Die Freunde lassen sich nicht abwimmeln. Sie haben für ihren Freund einen Wunsch: Er muss Hilfe haben. Und die einzige Hilfe ist, wenn sie nicht durch Menschen kommen kann, und das ist hier wieder einmal bewiesen, denn diese Menschen kehren abweisend den Rücken.
Wir müssen ihn direkt mit Jesus in Beziehung bringen. Wir müssen einen direkten Kontakt mit Jesus vermitteln.
Da sage ich Ihnen ganz offen: Das ist der eine und einzige brennende Wunsch, den ich in diesen Tagen habe.
Mit allem, was hier geschieht, haben wir nur einen einzigen Wunsch: dass Sie eine Begegnung, einen Kontakt mit dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus, dem lebendigen Jesus Christus, selbst haben.
„Erleben“ haben wir deshalb als Motto über diese Woche geschrieben, weil ich glaube, dass das Einzige, was hilft, eine persönliche Erfahrung ist.
Sie können doch nicht von meinen Argumenten leben. Ob Sie mich sympathisch oder unsympathisch finden, hilft Ihnen doch auch nicht weiter, wenn die Woche vorbei ist und die Bilder weg sind.
Dann müssen Sie doch Ihr Leben leben. Was kann ich da tun?
Es wäre doch schrecklich, wenn irgendjemand in diesen Tagen irgendetwas in seinem Leben täte, ohne dass er Jesus kennengelernt hat.
Ich bin völlig darauf ausgerichtet, dass es in diesen Tagen passiert: dass Sie Jesus kennenlernen, dass Sie eine eigenständige Begegnung mit ihm haben, Kontakt mit Jesus machen und die Erfahrung machen, dass er in Ihr Leben hineinwirkt.
Das möchte ich deshalb immer wieder deutlich machen, damit hier kein Missverständnis aufkommt.
Die phantasievolle Liebe der Freunde und die Heilung
Die vier Freunde waren hartnäckig und liebten ihren Freund sehr. Deshalb waren sie fantasievoll und schauten sich das Haus ein wenig genauer an. In Israel hatten die Menschen damals, und zum größten Teil auch heute noch, Häuser mit Flachdächern. Das ist sehr praktisch, denn an der Seite führt eine Treppe nach oben.
Ich habe selbst einmal ein Jahr lang im Nahen Osten gelebt, in der Nähe von Jerusalem, und in einem solchen Haus gewohnt. Es war ein einziger Raum mit flachem Dach und einer Treppe an der Seite. Das ist herrlich, besonders wenn die Nächte im Sommer warm sind. Dann nimmt man schon mal die Matratze mit aufs Dach, wenn es drinnen zu stickig ist, und schläft dort oben. Das ist wunderbar. Auf dem Dach kann man auch allerlei Dinge in die Sonne zum Trocknen legen.
Die Freunde betrachteten das Haus und sahen, dass unten kein Durchkommen war. Also beschlossen sie, aufs Dach zu gehen und Jesus dort zu erreichen. Sie nahmen ihren Freund, der auf einer Bahre lag, und trugen ihn hinauf. Nun begann der kritische Teil. Ich hätte heute nicht den Wunsch, dass jemand das im wörtlichen Sinne nachmacht – zum Beispiel hier in der Frankenhalle.
Sie nahmen wohl eine kleine Hacke oder ein ähnliches Werkzeug. Die Dächer waren damals keine Betondächer, sondern bestanden aus Astwerk und Balken, bedeckt mit Lehm. Sie begannen, ein Loch in das Dach zu schlagen. Unten in der Bibelstunde bei Jesus fiel der Putz von der Decke. Jesus wurde ärgerlich, und die frommen, andächtigen Leute um ihn herum, die vorher keinen Platz gemacht hatten, räumten plötzlich Platz.
Wenn sie schon aus Liebe keinen Platz machten, um einem in Not Raum zu geben, dann taten sie es aus Angst. Das passiert ja manchmal. Sie hatten den Eindruck, dass ihnen alles Fromme, was Jesus sagte, nicht mehr half. Sie wollten nicht, dass die Decke einstürzt, also machten sie Platz, um schnell zu fliehen.
Die Männer hackten oben munter weiter an ihrem Loch, bis es groß genug war, um den Gelähmten hindurchzulassen. Welche phantasievolle Liebe! Wenn ich könnte! Vielleicht gibt es heute Menschen, die sagen: „Ihr seid verrückt mit all dem, was ihr bei ProChrist macht, mit dem ganzen Theater.“ Sehen Sie es so: Das ist unsere Art, aufs Dach zu steigen und den Putz von der Decke fliegen zu lassen.
Irgendetwas muss passieren, damit die Menschen direkt bei Jesus landen und eine Möglichkeit haben, ihn kennenzulernen, sich mit ihm auseinanderzusetzen, nach ihm zu fragen und ihm zu begegnen. Die Phantasie der Liebe ist das Einzige, was uns heute antreibt – so wie diese Männer damals.
Als das Loch im Dach fertig war und der Staub sich unten im Raum verzogen hatte, schauten die Freunde von oben durch das Loch. Jesus sah nach oben und sah die Gesichter voller Erwartung und Vertrauen nach unten blicken. Die Bibel sagt: Als Jesus ihren Glauben, also ihr Zutrauen zu ihm, sah, sprach er zu dem Gelähmten, den sie inzwischen an Seilen heruntergelassen hatten und der vor Jesus’ Füßen lag: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“
Das ist ein Hammer! Stellen Sie sich vor, Sie lägen da, gelähmt, vielleicht mit Schmerzen, und oben sind Ihre Freunde voller Erwartung. Sie hoffen, dass Jesus jetzt heilt. Und was sagt Jesus? „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Ja, wen interessiert das denn? Das ist doch das klassische Vorurteil, das viele haben: Da kommen soziale, materielle, gesundheitliche Nöte, und dann reden die Pfarrer von höheren Wahrheiten, von Sünde und so weiter.
So redet Jesus. Was ist da los? Eine ärgerliche Situation!
Die radikale Heilung bei Jesus
Jesus ist wie jeder gute Arzt. Was kennzeichnet einen guten Arzt? Er sieht zwar die Symptome, aber er sucht nach den Ursachen und geht tiefer. Ganz häufig ist es bei Krankheiten so, dass wir als Patienten, als Laien, oft nur die Folgen, die Schmerzen oder die Symptome spüren. Wir wissen gar nicht, wo eigentlich das Problem liegt.
So ist es auch bei Krankheiten. Forscher suchen nach den Ursachen für Aids und Krebs. Es nützt nichts, so zu tun, als gäbe es diese Verursacher nicht. Natürlich ist es schlimm, dass es solche tödlichen Krankheitserreger gibt. Aber es hilft nicht, sie zu ignorieren.
Deshalb ist es auch nicht besonders klug, ehrlich gesagt, es ist sogar unklug, dass es modern geworden ist, über Sünde Witze zu machen und müde zu lächeln. Gott ist ein Kenner des Lebens und gibt uns nicht auf. Er ist ein guter Arzt. Weil er uns nicht aufgibt, geht er tief an die Ursachen.
Gott ist radikal. Wissen Sie, was das heißt? Radix ist lateinisch und bedeutet Wurzel. Gott geht an die Wurzel. Weil er uns nicht aufgibt, speist er uns nicht ab, indem er nur die Symptome kuriert oder uns ein Schmerzmittel gibt, damit die Wehwehchen im Moment nicht so schlimm sind. Die Ursachen bleiben aber bedrohlich und letzten Endes tödlich.
Er gibt uns nicht auf. Deshalb ist Jesus auch so unpopulär. Er fragt nicht, was den Freunden gefällt, er fragt nicht, was dem Patienten gefällt, sondern was er braucht. Und was er braucht, ist das Trennende, das Zerschneidende, das Zerreißende in seinem Leben. Das ist der Ausdruck Sünde – das, was uns von Gott trennt, der Quelle des Lebens. Was uns absondert.
So beschreibt dieser schwere, gewichtige, steile, einzigartige Begriff, den die Bibel für unser Grundproblem benutzt. Danach sucht Jesus und sagt: Das muss raus, das muss ich aus deinem Leben nehmen. Das soll vergeben werden, damit du nicht mehr daran festhältst. Sonst gibt es keine Heilung für dein Leben.
Es geht bei der Sünde nicht um ein bisschen Moral oder darum, ob wir uns anständiger oder religiöser benehmen. Das ist völlig nebensächlich im Vergleich zum eigentlichen Problem. Es geht um Schlagadern, die nicht durchtrennt sein dürfen, weil davon das Leben abhängt. Es geht um die Grundverbindung zu Gott, eine Vertrauensverbindung, die da sein soll.
Wir haben diese Verbindung gekappt, weil wir nicht fragen wollen und eigenmächtig, besserwisserisch unsere eigenen Wege gehen. Wir glauben, die Abkürzung zum Glück schon zu kennen. Astrologie ist ein Ausdruck von Misstrauen gegenüber Gott. Denn wenn ich sage: Ich glaube dir nicht, dass du weißt, was aus meinem Leben werden soll, und dass ich bei dir gut aufgehoben bin und Sicherheit sowie Bewältigung meiner Lebensangst finde, dann nehme ich die Gestirnmächte.
Die Astrologie ist ein Misstrauensantrag an Gott. Deshalb geht es nicht darum, ob sie hilft oder nicht. Die entscheidende Frage ist: Ist Gott die Quelle des Lebens? Ist er der Schöpfer unseres Lebens? Dann ist er der Einzige, der unserem Leben Ganzheit geben kann. Ganzheit heißt, dass wir in Verbindung mit der Quelle des Lebens, mit dem Schöpfer leben.
Alles, was uns davon trennt – und das sind nicht nur unmoralische Dinge – steht zwischen uns und Gott. Natürlich kann es Ehebruch sein, Diebstahl, Betrug oder Untreue. Das sind wie Betonmauern zwischen Gott und uns, die zerreißen. Doch raffinierter und vielleicht sogar wirkungsvoller ist unsere arrogante, selbstherrliche religiöse Art.
Schauen Sie einmal in die Bibel. Sie werden feststellen, dass die Menschen, die sich am feindseligsten gegen Jesus wandten, nicht die unmoralischen waren, sondern die Spitzenvertreter der Religion. Es waren immer die Religiösen, und das ist bis heute so.
Das Angebot von Jesus Christus, dass er die Heilung ist, findet in unserem Land, in Europa heute die heftigste Kritik. Vor allem bei den Religiösen, die andere Lebenshilfeangebote für überzeugender halten. Diese Kritik ist sehr aggressiv. Gut, da muss man im Gespräch bleiben und sich auseinandersetzen. Das kann sein, wir lieben ja die Freiheit. Aber man sollte das nicht falsch einschätzen. Das war damals schon so.
Jesus sagt: Dieses Trennende, ob es nun im religiösen Gewand in Form von Selbstgerechtigkeit kommt – „Ich bin ein anständiger Mensch, ich komme auch so, ich habe mich immer bemüht, und wenn ich mich bemüht habe, dann bin ich okay“ – oder ob es auf dem Weg der Unmoral, Rücksichtslosigkeit, Verlogenheit, Ehebruch oder Habgier kommt: Das ist nur nebensächlich.
Es geht ums Kernproblem: abgeschnitten, abgetrennt von der Quelle des Lebens. Deshalb sagt Jesus diesem Mann: „Dir sind deine Sünden vergeben.“ Einige Leute hören das und werden wütend. Sie haben verstanden, was er gesagt hat.
Einige fromme Juden, die die Bibel kannten, wussten, dass Sünde nicht ein Kakaofleck auf dem Hemd ist, sondern die Trennung von Gott bedeutet. Nur Gott selbst kann diese Trennung überwinden. Kein Mensch kann das aus eigener Kraft.
Deshalb fragen sie sich: Was erlaubt sich der, zu sagen „Dir sind deine Sünden vergeben“? Sie hätten nichts dagegen gehabt, wenn er gesagt hätte: „Ich bete für dich, dass du heil wirst.“ Das haben ihresgleichen damals im Judentum auch getan. Wenn sie in der Kraft des Gebets diesen Mann körperlich geheilt hätten, hätten sie gesagt: „Halleluja, toll, schön, freuen wir uns für ihn.“
Aber er sagt: „Dir sind deine Sünden vergeben.“ Und da sagen sie: Das darf doch nicht wahr sein! Der führt sich auf, als wäre er selber Gott.
Jesus merkt das und sagt: „Was habt ihr für Gedanken in eurem Herzen? Was ist leichter: zu dem Gelähmten zu sagen ‚Dir sind deine Sünden vergeben‘ oder zu sagen ‚Steh auf, nimm dein Bett und geh umher‘?“
Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn – das ist eine Selbstbezeichnung von Jesus aus der Bibel. Damit bezeichnet er sich als die Schlüsselfigur Gottes, als die Person, die Gott als Weltherrn und Weltrichter eingesetzt hat – Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden, spricht er zu dem Gelähmten: „Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh nach Hause!“
Und der Mann steht auf, nimmt sein Bett – die Matratze, auf der er lag – und geht sofort hinaus, vor aller Augen, so dass die Leute sich entsetzen und Gott preisen.
Jesus geht genau ins Zentrum der Not, ins Trennende: „Dir sind deine Sünden vergeben.“
Die Verbindung von Heilung und Vergebung
Nun wissen wir, dass es aus der Beratung und aus den Gesprächen mit Menschen hervorgeht, dass manche körperliche Krankheiten bereits nachlassen, wenn Menschen Schuld bereinigen und Vergebung der Schuld empfangen. Verdrängte Schuld wirkt sich nicht nur auf die Seele aus, sondern auch auf den Körper.
Ärzte haben uns gelehrt, dass wir eine Ganzheit sind. Unser seelisches und körperliches Leben stehen in einem unlösbaren Zusammenhang. Doch Jesus will noch mehr als diesen sogenannten psychosomatischen Zusammenhang deutlich machen. Er möchte sagen, dass die Grundheilung des Lebens erst dann kommt, wenn du wieder verbunden bist mit dem Schöpfer.
Die geheilte Beziehung, der Schalom, der Friede mit Gott, kommt nur durch die Vergebung der Sünden. Deshalb zielt Jesus darauf ab. Er selbst kann das sagen, weil er gekommen ist, um das Gericht Gottes über unser Leben zu tragen.
Gott ist stark, Gott ist unerhört stark. Seine Stärke erkennt man daran, dass er es sich leisten kann, seine Majestät und Herrlichkeit zu verlassen und sich tief unter unsere Lasten zu beugen – unter unsere Schuld, unter das Trennende, unter unsere Sünde bis hin zum Todesurteil, das eigentlich ich verdient habe. Bis in das Sterben hinein trägt er meine Sünde, die mich kaputtmacht, die Trennung von Gott, die mein Leben zerstört.
Das wirkt sich an Gott selbst in Jesus aus. Gott ist so stark, dass er sich das zumuten kann. Er bestätigt es dadurch, dass es an Jesus geschieht. Am Kreuz trägt Jesus alles Trennende, und Gott erweckt ihn am Ostermorgen. Er sagt: Jesus ist die Schlüsselfigur, er hat das Recht, das Trennende wegzunehmen und Vergebung der Sünden zuzusprechen.
Und wenn Jesus es sagt, dann geschieht es. Er ist der Einzige, der das sagen kann. Das ist das heilende Wort. Die Ursachen unseres Elends und unserer Zerrissenheit werden am Kreuz Jesu Christi angepackt.
Schalom, Friede sei mit euch!
Persönliche Worte und Einladung zur Begegnung
Es bewegt mich sehr persönlich, und das muss ich jetzt loswerden. An den ersten Abenden habe ich von einem Ehepaar erzählt, mit dem ich gesprochen habe. Sie hatten Fragen nach Gott und Jesus und rangen sehr kritisch mit mir. Schließlich öffneten sie ihr Leben für Jesus. Ihr besonderes Problem war, dass sie in einer Situation waren, in der sie eine ungewollte Schwangerschaft loswerden wollten und eigentlich von mir ein Okay dazu erwarteten.
Als sie dann begriffen, dass Gott sie liebt und einen Plan für ihr Leben hat, konnten sie plötzlich ihr Leben neu betrachten. Ich berichtete, wie sie mir schrieben, mir die Geburtsanzeige eines Kindes schickten und sagten: Drei Leben gerettet. Seitdem bohrt in meinem Gewissen eine Not, die ich heute an dieser Stelle hier versuchen möchte zu lösen.
Ich wünsche vielen, dass sie so eine Geschichte ebenfalls erleben. Doch ich glaube zu wissen, dass viele Menschen unter den Tausenden, die jetzt an diesen Abenden beteiligt sind, diese Geschichte nur traurig hören können. Sie denken: In einer ähnlichen Situation war ich auch, aber ich habe anders entschieden. Wenn ich es noch einmal entscheiden könnte, wie gerne würde ich es anders machen. Doch ich kann es nicht mehr ändern.
Ihnen möchte ich sagen: Gott ist stark, so stark, dass er ans Kreuz geht, um unsere Schuld zu tragen. Wir müssen uns nicht mehr herausreden. Gott sei Dank müssen wir nicht mehr alles schönreden oder entschuldigen. Sie dürfen auch mit dem, was Sie menschlich gesehen nicht wiedergutmachen können, so zum Kreuz kommen und sagen: Das ist es, was mich von dir trennt, Vater. Ich bitte dich um Vergebung meiner Schuld.
Gott hat alles, was uns von ihm trennt, auf Jesus gelegt, in seinen Tod gegeben und in sein Grab gelegt. Dann ist alles weg. Wenn Ihr Gewissen schreit und Sie nach Ihrer Schuld greifen würden, dann nimmt Gott Ihre Hand und sagt: Das ist für dich nicht mehr erreichbar. Sie ist vergeben, weggegeben an Jesus in sein Sterben und seinen Tod. Nicht mehr erreichbar. Nichts darf Sie mehr anklagen. Sie sind frei, wenn Sie die Vergebung der Sünden annehmen.
Vielleicht sind es ganz andere Dinge in Ihrem Leben, die Ihr Gewissen belasten. Sie wissen, das ist es, was zwischen Gott und mir steht: Rücksichtslosigkeit gegenüber Menschen in der Familie. Vielleicht klagt Ihr Gewissen nachts in schlaflosen Stunden an, was Sie Ihren Kindern schuldig geblieben sind, und Sie können es nicht wieder gut machen.
Hier ist die Stelle, wo es hingehört: an dieses Kreuz. Jesus, das trennt mich von dir. Die miesen Betrügereien, die menschlichen Unverschämtheiten vielleicht, mit denen Sie Ihre Karriere aufgebaut haben – hier dürfen Sie es ablegen. Vater, das trennt mich von dir, der Quelle des Lebens. Ich bekenne es dir, ich will es nicht mehr beschönigen. Vergib mir meine Schuld.
Gott ist stark. Seine Stärke zeigt sich nicht in irgendeiner theoretischen Allmacht, sondern darin, dass er bis zum Tod ans Kreuz geht. Das sprengt alles menschliche Denken und Vorstellen über Gott. Gott kann sterben – so stark ist seine Liebe. Sie treibt ihn in diese letzte Zerrissenheit, an der wir zerbrechen, damit wir ganz werden, damit wir heil werden.
„Fürchte dich nicht“, sagt er zu dir, gelöst, ausgelöst aus deiner Isolierung. „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein, du gehörst zu mir.“ Gott ist stark, deshalb spricht er das heilende Wort zu diesem Mann: „Dir sind deine Sünden vergeben.“
Als Erkennungszeichen, dass das ein Heilungsvorgang ist, damit man es versteht, fügt er das andere hinzu: „Steh auf, nimm dein Bett und geh!“ Selbstverständlich hat der Schöpfer in der Person Jesu Christi die Kraft, körperlich zu heilen, mit oder ohne Ärzte. Man kann darüber streiten, was ein größeres Wunder ist. Er tut es heute nicht nur damals, es sind keine alten Geschichten.
Er kann Menschen anrühren – aber das ist nicht das Wesentliche. Er tut es immer wieder. Das ist wie ein Signal, wie ein Wegweiser. Ein Wegweiser ist nicht die Endstation. Dort steht zum Beispiel: Nürnberg 115 Kilometer. Da parke ich doch nicht mein Auto und sage: Hier sind wir in Nürnberg. Stattdessen schaue ich darauf und fahre weiter nach Nürnberg.
Der Wegweiser weist von sich weg. Die Heilung dieses Mannes in seinem Körper, dass er gehen kann, weist auf die tiefere, eigentliche Heilung unseres Lebens hin. Es passiert immer wieder, dass Menschen auch körperlich genesen dürfen. Aber der Kernpunkt ist, dass Menschen ganz werden, in eine Gemeinschaft mit Gott kommen und nicht nur geheilt werden, sodass sie aufstehen und auf die Beine kommen.
Jesus sagt sogleich noch: „Nimm deine Matratze und geh nach Hause.“ Ich habe mich immer ein bisschen gewundert, warum Jesus das sagt. Er hätte auch sagen können: „Freunde, kommt mal runter, der ist jetzt gesund. Jetzt nehmt mal seine Sachen und tragt sie ihm nach Hause.“ Das wäre doch für so einen Rekonvaleszenten eine Hilfe gewesen, oder?
Warum sagt Jesus eigentlich: „Nimm dein Bett, nimm deine Matratze und geh!“? Mir kommt es so vor, als wollte Jesus sagen: Dafür habe ich dich geheilt, dass ich dich auf die Beine stelle. Nicht nur, dass du selbst wieder Bewegungsfreiheit in deinem sinnvollen Leben hast, sondern auch, dass du belastbar wirst. Denn dazu habe ich dich bestimmt.
Die Hilfe, die du selbst empfangen hast, soll durch dein Leben fließen, sodass du für andere Menschen eine Hilfe wirst. Ringsherum stehen Leute und fangen an, Gott zu loben. Das heißt, sie sind entsetzt, sie erschrecken. Sie merken: Ihr macht hier keine Wundertricks, sondern wir haben es mit dem heiligen Gott zu tun. Dann loben sie und loben – das ist das Zeichen der Gesundheit.
Gott zu loben heißt, dass Gott die Mitte der Welt ist und darum auch die Mitte meines Lebens sein soll. Von dort aus ordnet sich mein Leben neu. Alles bekommt seinen richtigen Platz, seine Rangfolge. Wichtiges wird wichtig, Unwichtiges wird weniger wichtig genommen. Jetzt kann ich gesunden.
Die Beziehungen werden neu geordnet – Schalom, Friedensbeziehungen. Ich kann mich selbst wertschätzen. Ich kann sagen: Ich danke dir, Herr, so wie ich bin, so besonders, wie ich bin, mit meinen Begrenzungen. Ich danke dir für das Geschenk meines Lebens. Ich kann es lernen, das zu sagen.
Oder ich kann andere Menschen jetzt bewusst, auch solche, die mir schwerfallen, als Geschöpfe Gottes ansehen. Plötzlich haben sie einen anderen Glanz. Ich lerne, sie anders zu behandeln, wenn ich sie so wertschätze. Das verändert unsere Beziehung.
Ich muss nicht mehr neidisch das Leben anderer betrachten, weil ich selbst nicht so klug, schön oder reich bin. Ich darf danke sagen für mein eigenes Leben und dem anderen mit Respekt begegnen, ihn fördern. Was für eine Gesundung der Beziehungen!
Ich darf die Schöpfung, die Natur, die Dinge, die Gott gemacht hat, gebrauchen. Aber ich muss sie nicht mehr missbrauchen. Ich muss mich auch nicht mehr belügen lassen, als gäbe es ein Leben ohne Leid.
Ich erfahre die Hilfe im Leid, die Befreiung vom Leid oder das Durchtragen in der Krankheit als ein Wunder der Kraft Gottes, die in Menschen festhält. Und ich darf mithelfen, Leid zu lindern.
Es steht ein herrliches Wort in der Bibel: Gott will, dass allen Menschen geholfen wird und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1. Timotheus 2,4).
Die Einladung zur Gemeinschaft mit Jesus
Dieser Abend ist ein Teil von Gottes Hilfsprogramm. Gott möchte, dass Sie seine Hilfe empfangen – die Heilung dieser tiefen Grundstörung des Lebens. Danach sollen Sie weitergeben, was Sie empfangen haben, und dabei die Quelle nennen, also sagen, woher Sie es haben. Denn das, was ich an Hilfe in meinem Leben habe, habe ich doch von Jesus, der Schlüsselfigur, empfangen.
Wenn Sie von Jesus berührt worden sind und etwas von der Liebe Gottes erfahren haben, dann geben Sie doch die Adresse weiter. Nennen Sie die Quelle. Es gibt Tausende von Menschen in unseren Ländern, die vor lauter Sehnsucht nach Heilung und Leben verdursten. Ihnen muss gesagt werden, woher Hilfe kommt. Wer sagt es ihnen weiter? Es können nur Menschen weitersagen, die es selbst zutiefst erfahren haben.
Es reicht offensichtlich nicht, etwas nur anzulernen. Man kann zehn Semester Theologie studiert haben und trotzdem nichts von der Wirklichkeit der Liebe Gottes begriffen haben. Dann verkündet man nur eine trockene Theorie, eine Philosophie. Aber Liebe ist eine Wirklichkeit, die unser Leben verändert. Wenn ich sie so gespürt habe, dass sie mich verändert, dann kann ich sie auch weitersagen und sagen: „Da, bei Jesus.“
Ich lade Sie heute Abend ein, zu diesem Jesus zu kommen, zu diesem Kontakt. Haben Sie nur den Wunsch, einen persönlichen Kontakt zu diesem Jesus zu machen. So wie damals steht auch heute das Angebot: Jesus hat gesagt: „Siehe, ich stehe vor der Tür des Lebenshauses und klopfe an.“ Er ist ganz vorsichtig und liebevoll. Wer die Tür öffnet, zu dem will ich hineingehen und Gemeinschaft mit ihm haben.
Es geht darum, Trennung zu überwinden und eine schöpferische, liebevolle Verbundenheit mit Gott, der Quelle des Lebens, zu schaffen. Jesus sagt: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an.“ Hören Sie dieses Klopfen heute Abend? Wie oft haben Sie es schon in Ihrem Leben gehört? Vielleicht noch nie? Vielleicht hören Sie es zum ersten Mal und sind ganz erstaunt über diese Töne? Dann zögern Sie bitte nicht!
Ich möchte Sie jetzt bitten aufzustehen, wenn Sie öffnen möchten, und einfach hier nach vorne zu kommen. Vor dem Podium ist Platz. Dort können wir uns zusammenstellen. Wir wollen eine Gruppe, einen Kreis derer bilden, die dieses Geschenk annehmen wollen. Ich möchte Ihnen helfen, dass Sie dieses Geschenk annehmen.
Ich werde Ihnen ein Gebet vorsprechen, Satz für Satz. Es ist ein kurzes Gebet, ein Dank für die Liebe Gottes, das wir gemeinsam aussprechen. Zum Beispiel: „Ich bekenne dir meine Sünde und bitte dich um Vergebung. Ich danke dir, dass du am Kreuz für mich gestorben bist. Mein ganzes Leben soll dir jetzt gehören. Ich will dir folgen, Jesus.“ Wenn Sie ihm so antworten wollen, dann tun Sie damit die Tür auf und lassen ihn hinein.
Er schenkt Ihnen die Vergebung der Sünden. Er selbst, Gott selbst, kommt mit seinem Leben in Ihr Leben. Dieser Abend ist ein Anfang, und es ist ein Prozess, der ein Leben lang dauert. Wenn Gott seine neue Welt schafft, wird sie vollendet sein. Dann wird alles in Herrlichkeit sein – eine Welt ohne Ungerechtigkeit, ohne Schmerzen, ohne Krankheit und ohne Leid.
Aber heute Abend darf es beginnen: diese Ganzheit, diese Heilung unseres Lebens, wenn der Kontakt geschlossen wird. Friede mit Gott! Er möchte Ihnen diesen Frieden zusprechen und schafft diese Beziehung.
Ich bitte Sie, kommen Sie, wo auch immer Sie sind. Da hinten, oben in der Galerie, ist es oft etwas kritisch, wenn man hinter solchen Brüstungen sitzt. Man fühlt sich ausgeschlossen. Kommen Sie über die Treppen herunter. Die Mitarbeiter werden Ihnen den Weg zeigen. Auch von der Galerie aus können Sie die Ausgänge nutzen und hier vorne zum Podium kommen.
Wir wollen einen Augenblick Zeit haben, damit Sie in Ruhe kommen können. Ihr Nachbar oder Ihre Nachbarin wird Sie sicher gerne durchlassen. Vielleicht fragen Sie sich, warum das so öffentlich geschehen soll. Ich biete Ihnen das als Hilfe an. Sie werden merken, dass ein innerer Entschluss durch einen äußeren Schritt deutlicher wird und Gestalt gewinnt im Leben. Deshalb lade ich Sie herzlich ein, aufzustehen und zu kommen.
Vielleicht schämen Sie sich vor den Freunden, mit denen Sie gekommen sind. Gott nimmt Sie so ernst, und deshalb nehmen Sie sich bitte auch selbst so wichtig und kostbar, wie Sie sind, und lassen Sie sich dieses Geschenk schenken.
Das gilt auch für Sie an den Übertragungsorten. Bitte fühlen Sie sich nicht ausgeschlossen. Meine einzige Sorge ist, dass bei dieser Übertragung manche denken könnten: „Ich bin nur ein Zuschauer von fern.“ Nein, der lebendige Jesus ist Ihnen genauso nah wie jedem von uns hier in der Frankenhalle in Nürnberg. Seine Einladung gilt: „Komm, ich liebe dich, komm!“ Er will heute in Ihr Leben hinein.
Der Chor wird jetzt ein Lied singen, ein Gebet. Sie können es innerlich mitbeten: „Jesus, zu dir kann ich so kommen, wie ich bin.“ So ist es gemeint. Sie dürfen so kommen, wie Sie sind. Ich bitte Sie herzlich, kommen Sie! An den Orten wird Ihnen jemand sagen, wohin Sie jetzt kommen können.
Lassen Sie Gottes Einladung nicht ungehört. Jesus hat gesagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht wegstoßen.“ Sie sind gekommen, und ich möchte Sie jetzt einladen, dass wir miteinander ein Antwortgebet als Anfang des Weges in der Gemeinschaft mit Jesus beten.
Ich werde das Gebet Satz für Satz vorsprechen und lade Sie ein, es laut als Ihr persönliches Gebet nachzusprechen:
„Jesus, ich danke dir, dass du mich liebst.
Ich habe deine Einladung gehört, und ich öffne dir mein Leben.
Ich bekenne dir meine Sünde und bitte dich um Vergebung.
Ich danke dir, dass du am Kreuz für mich gestorben bist und mir alle meine Sünden vergeben hast.
Mein ganzes Leben soll von jetzt an dir gehören.
Zeige mir deinen Weg.
Ich danke dir, dass du mich angenommen hast.“
Es gilt das Wort, das ich Ihnen vorhin gesagt habe: „So spricht Gott: Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
Feiern Sie dieses Fest, indem Sie jeden Tag neu für dieses Geschenk danken. Suchen Sie das Gespräch mit Gott im Gebet und im Lesen der Heiligen Schrift. Wir möchten Ihnen dabei Hilfestellung geben.
Suchen Sie die Gemeinschaft mit anderen Christen! Gerne möchten wir nachher mit Ihnen darüber sprechen und Ihnen Material und Literatur anbieten. So können die ersten Schritte, die jetzt kommen, gelingen. Diese sind mindestens so wichtig wie der erste Schritt. Es soll einen Weg geben, der weiterführt, damit diese Beziehung zu Christus fest wird, wächst und sich zu einem tiefen, blühenden Leben entfaltet.
Gott segne Sie!
Hans Martin Stapler wird jetzt hier in der Frankenhalle mit einem Segensgebet die Versammlung schließen. An den Übertragungsorten werden die Leiterinnen und Leiter das ebenfalls tun.
Ich hoffe, wir sehen uns am Morgen- und Abend wieder zusammen. Hier werden wir uns sehen, innerlich verbunden mit allen Orten in Nürnberg. Kommen Sie, bringen Sie Freunde mit! Wir haben nur noch wenige Abende in dieser Woche.