Sommerbibelschule 2025
Der erste Korintherbrief, Kapitel 1 bis 6.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ich darf euch drei Wochen lang die Predigten der Sommerbibelschule 2025 präsentieren.
Lasst uns gemeinsam in diesen Text eintauchen.
Die Herausforderung geistlicher Reife in Korinth
Der Text ist insofern spannend, weil Paulus tatsächlich die Korinther kritisiert. Kritik ist ja immer so eine Sache, und besonders interessant wird es, wenn wir uns genau anschauen, was er da kritisiert.
Wir fangen vorne an, bei 1. Korinther 3,1-2:
„Und ich, Brüder, konnte nicht zu euch reden, als zu Geistlichen, sondern als zu Fleischlichen, als zu Unmündigen in Christus. Ich habe euch Milch zu trinken gegeben, nicht feste Speise, denn ihr konntet sie noch nicht vertragen.“
Dies ist ein Rückblick. Paulus kam im Rahmen seiner zweiten Missionsreise nach Korinth und wirkte dort etwa Ende 50 bis Mitte 52 nach Christus. In Apostelgeschichte 18,11 heißt es:
„Und er hielt sich ein Jahr und sechs Monate dort auf und lehrte unter ihnen das Wort Gottes.“
Auf diese Zeit bezieht sich Paulus, wenn er schreibt: „Ich konnte nicht zu euch reden als zu Geistlichen, sondern als zu Fleischlichen, als zu Unmündigen in Christus.“
Einerseits ist das natürlich verständlich, wenn man so zurückblickt. Die Korinther hatten sich gerade erst bekehrt. Natürlich kann man mit frisch Bekehrten noch nicht so sprechen wie mit reifen Christen. Und von ihnen kann man auch noch nicht das erwarten, was man von Leuten erwarten kann, die im Glauben gefestigt sind.
Deshalb sagt Paulus: „Ich konnte nicht zu euch reden als zu Geistlichen.“
Bedeutung des Begriffs „fleischlich“ und die Folgen der Bekehrung
Wenn Paulus hier die Korinther als fleischlich bezeichnet, will er damit nicht sagen, dass sie unbekehrt sind. Mit diesem Begriff spricht er ihnen den Glauben nicht ab – vor allem nicht, weil sie zu diesem Zeitpunkt, wenn er zurückblickt, gerade frisch bekehrt sind.
Dennoch ist es so, dass jemandem, der sich frisch bekehrt hat, noch vieles fehlt. Ihm fehlt die göttliche Perspektive auf das Leben, denn diese kann er einfach noch nicht haben. Außerdem hat er noch nicht sein ganzes Denken verändert, und sein Verhalten ist noch nicht neu. Das kann einfach noch nicht der Fall sein.
Eine solche Person hat oft noch eine falsche Verhaltensweise und falsche Ziele. Sie fängt gerade erst an, die Bibel zu lesen. Weil sie also noch am Anfang steht und erst ganz langsam lernen soll, im Geist zu wandeln, sagt Paulus damals: „Da konnte ich nicht zu euch reden, wie man zu geistlichen Menschen redet.“ Ihr wart fleischlich, ihr standet noch am Anfang.
Früher waren es euer Ego und der Zeitgeist, die in eurem Leben den Ton angegeben haben.
Der radikale Wandel durch Bekehrung
Und jetzt müssen wir eine Sache verstehen, und die ist wirklich wichtig: Wenn wir uns bekehren, dann ist das in unserem Leben ein großer Paradigmenwechsel.
Aus einem „Ich lebe für mich“ wird jetzt ein „Ich lebe für Jesus“ – und zwar genau so, wie er es will. Das ist das Neue, wenn ich mich bekehre. Alles kommt auf den Prüfstand, und vieles muss dann weg.
Mir muss klar sein: Wenn ich mich bekehre, dann fängt wirklich ein ganz, ganz neues Leben an. Dieses Leben hat, wenn man so will, überhaupt nichts mehr mit dem davor zu tun. Davor war mein eigener Wille entscheidend. Jetzt, mit der Bekehrung, heißt es: Gottes Wille soll geschehen.
So entsteht ein komplett neues Leben in allen Bereichen meines Lebens. Und wir haben das gestern gehört: Das ist, was passiert, wenn das Kreuz in mein Leben hineinwirkt.
Die Bedeutung echter Bekehrung beim Evangelisieren
Und jetzt verstehen wir auch, warum wir beim Evangelisieren Menschen nicht manipulieren dürfen. Wir wollen einen radikalen Wechsel in ihrem Leben bewirken. Doch dieser Wechsel wird nur dort geschehen, wo Menschen wirklich vor Gott zerbrechen. Es darf nicht darum gehen, dass sie sich durch meine geschliffene Rede oder meine Rhetorik irgendwie über den Tisch ziehen lassen.
Wir wollen, dass Menschen vor Gott zerbrechen. Dabei soll es nicht darum gehen, dass sie sich nur zu einer Gemeinde oder zu einer bestimmten Form von Christlichkeit bekehren. Vielmehr sollen sie sich wirklich zu Christus bekehren. Christus, der Mann am Kreuz, wird für sie zum Vorbild und zum Zentrum ihres Lebens.
Logisch ist: Wenn ich so beginne, mit Gott zu leben, dann bin ich ganz am Anfang ein geistliches Kind. Ich bin noch unmündig in Christus. Was wir dann brauchen, wenn wir geistliche Kinder sind, ist Milch. In Vers 2 ist damit Milch gemeint: einfache geistliche Kost, die man leicht verdauen kann.
Die Grundlagen geistlichen Wachstums für junge Christen
Am Anfang brauchen junge Christen Unterstützung beim Bibellesen. Sie müssen lernen, wie man betet, wie man Zeugnis gibt, wie man gute Werke tut und wie man Sünden im eigenen Leben erkennt, bekennt und lässt. Das sind die grundlegenden Dinge für den Anfang, also der ganze einfache Kram, mit dem man startet.
Als junger Christ muss man noch nicht die komplizierten Fragen des Glaubens beantworten können. Es reicht, wenn man am Anfang sagt: „So, ich lerne jetzt mal Bibel lesen, ich lerne beten, ich lerne auch einige wichtige Bibelverse auswendig.“ Außerdem sollte man sich darum kümmern, regelmäßig zum Gottesdienst zu gehen. Wichtig ist auch, darauf zu achten, dass nicht die eigene Katze, die Karriere, die Kinder oder der Computer wichtiger werden als Jesus.
Darum geht es am Anfang: die Basics zu lernen und die kleinen Schritte zu gehen. Das ist geistliche Milch, die Kost für den Anfang. Paulus erinnert die Korinther daran, dass er damals vor zweieinhalb Jahren auf sie Rücksicht genommen hat.
Der Vorwurf geistlicher Stillstand nach Jahren
Und jetzt kommt der Knaller: Ihr könnt es aber auch jetzt noch nicht. Und genau das ist der Vorwurf. Es ist der Vorwurf des Apostels Paulus an die Korinther. Ihr müsst euch das auf der Zunge zergehen lassen, was hier steht. Für Paulus ist es völlig normal – sonst würde er den Vorwurf nicht machen –, dass jemand, der zwei oder drei Jahre gläubig ist, sich natürlich nicht mehr wie ein geistliches Kind verhält.
Ich wiederhole: zwei oder drei Jahre. Paulus sagt, du musst dich jetzt nicht mehr wie ein geistliches Kind verhalten. Interessanterweise steht er damit in einer Linie mit Jesus. Jesus zog ja auch ungefähr drei Jahre mit seinen Jüngern umher. Immer wieder werdet ihr lesen, dass Jesus sich über die Begriffsstutzigkeit seiner Jünger ein bisschen echauffiert.
Nach der Speisung der Viertausend heißt es in Markus: „Und er erkannte es und spricht zu ihnen: Was überlegt ihr, weil ihr keine Brote habt? Begreift ihr noch nicht? Und versteht ihr nicht? Habt ihr euer Herz verhärtet? Augen habt ihr und seht nicht, und Ohren habt ihr und hört nicht? Erinnert ihr euch nicht?“
Oder an die Emmaus-Jünger in Lukas 24: „Und er sprach zu ihnen: Ihr Unverständigen und im Herzen zu träge, an alles zu glauben, was die Propheten geredet haben.“
Die Erwartung geistlicher Reife bei Jesus und Paulus
Merkt euch, da ist jemand, der drei Jahre lang mit seinen Jüngern unterwegs war und dabei eine gewisse Erwartungshaltung hatte. Jesus ist kein Fan von geistlicher Trägheit. Er ist auch kein Fan davon, dass seine Jünger länger geistliche Babys bleiben, als unbedingt nötig.
Das müssen wir uns merken: Wenn du nach drei oder vier Jahren als Christ deine Bibel noch nie durchgelesen hast, wenn dein Gebetsleben immer noch nur aus Stoßgebeten und Bitten für deine engsten Freunde besteht, dann stimmt etwas nicht. Wenn du dich immer noch so verhältst wie deine Kollegen auf der Arbeit oder deine Schulfreunde, dann läuft in deinem geistlichen Leben etwas richtig, richtig falsch.
Sowohl der Apostel Paulus als auch der Herr Jesus wünschen sich dasselbe: Die Menschen, die sich bekehren, sollen möglichst schnell erwachsen werden – geistlich erwachsen.
Geistliches Wachstum als lebenslanger Prozess und Herausforderung
Und ja, einerseits dauert das natürlich eine ganze Weile. Man kann ein Leben lang geistlich wachsen. Ich hoffe, dass die Älteren unter euch inzwischen Freude an der Heiligung gefunden haben. Das macht nämlich wirklich Spaß, wenn man Jesus ähnlicher werden darf.
Das ist die eine Sache: Wir werden ein Leben lang Jesus ähnlicher. Der Charakter Christi darf und soll in mir Gestalt gewinnen. Jesus sagte an einer Stelle: „Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Das ist doch mal ein Anspruch! Da kann man sagen, da haben wir eine ordentliche Portion zu tun. Das dauert ein Leben lang.
Andererseits gibt es – und das sage ich mit einer gewissen Traurigkeit – zu viele Christen, die auch nach Jahren und womöglich nach Jahrzehnten von ihrem Verhalten her immer noch geistliche Babys sind. Das sollte uns, die wir hier auf der Sommerbibelschule sind, nicht passieren.
Deshalb pass auf, dass es dir nicht passiert. Damit du nicht nach Jahren und Jahrzehnten geistlich immer noch unreif bist, hab einen Plan. Sucht euch Verbündete und sprecht mit Leuten, die es geschafft haben, bis ihr hier steht.
Drei Jahre als Maßstab für geistliche Entwicklung
Drei Jahre sind ausreichend, um im Leben mit Gott bedeutende Fortschritte zu machen. In dieser Zeit kann man sich halbwegs in der Bibel auskennen, ein vernünftiges Gebetsleben entwickeln und eine klare Vorstellung davon gewinnen, worum es im Leben mit Gott eigentlich geht.
Drei Jahre reichen auch aus, damit Jesus in deinem Leben wirklich greifbar und sichtbar Herr wird. Das ist die Aussage, die hier getroffen wird.
Bevor nun der Gedanke aufkommt, dass ich übertreibe oder unrealistisch bin – ja, ich bin derselbe, der immer wieder betont, wie wichtig es ist, Bibelverse auswendig zu lernen. Aber ich übertreibe nicht.
Die Logik des Kreuzes als Grundlage geistlichen Lebens
Das, was ich euch vorstelle, ist die Logik des Kreuzes und nichts anderes. Die Logik des Kreuzes bedeutet: ein Leben für ein Leben. Jesus gab sein Leben für mich, und deshalb gibt er mein Leben für sich.
Das ist die Logik des Kreuzes, das ist die Logik der Bekehrung. Genau das geschieht in dem Moment, in dem du sagst: „Herr Jesus, bitte rette mich.“ Das ist auch das, wozu du ja sagst, wenn du Jesus Herr nennst.
Das war's für heute. Noch mehr Vorträge zum 1. Korinther 5,3-12 findest du auf www.frogwords.de. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.