Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart. Mein Name ist Thomas Povileit, und viele von euch kennen mich bereits aus den verschiedenen Podcastfolgen. Heute habe ich einen besonderen Gast: Johannes sitzt mir gegenüber. Hallo Johannes, schön, dass du da bist.
Johannes macht ein Praktikum bei uns in der Gemeinde. Im Rahmen dieses Praktikums hat er verschiedene Aufgaben übernommen. Eine davon war, sich mit der Internetplattform Worthouse zu beschäftigen. Er sollte verschiedene Aspekte dieser Plattform analysieren und zusammenfassen, damit ihr, falls ihr euch noch nicht mit Worthouse auseinandergesetzt habt, zumindest einen Eindruck davon bekommt.
Darüber sprechen wir heute: Was ist Worthouse eigentlich? Welchen Einfluss hat diese Plattform auf Christen? Gibt es vielleicht auch Gefahren, die von Worthouse ausgehen? Wenn ja, welche sind das? Wir werden uns mit einigen Überzeugungen von Worthouse beschäftigen und auch klären, wie Worthouse zu so grundlegenden Themen wie der Bibel, dem Kreuz, dem Tod, dem Herrn Jesus und der Auferstehung steht.
Damit genug der Vorrede. Johannes, jetzt bist du dran. Du hast dich im Rahmen deines Praktikums intensiver mit Worthouse beschäftigt. Nimm uns doch mal mit hinein: Was ist Worthouse? Wenn ich den Namen zum ersten Mal höre, klingt das für mich ein bisschen wie „Brothaus“ oder so. Was verbirgt sich dahinter?
Worthaus wurde im Jahr 2010 gegründet, mit dem Ziel, Universitätstheologie möglichst verständlich und kostenfrei vielen Menschen zugänglich zu machen. Zunächst waren vor allem evangelische Theologen vertreten. Später kamen mit wachsender Reichweite auch katholische Referenten hinzu.
Siegfried Zimmer ist zum Beispiel eine der prägendsten Persönlichkeiten auf dieser Plattform. Thomas Breuer hat ebenfalls einige Vorträge dort veröffentlicht. Mit dem steigenden Bekanntheitsgrad stießen immer mehr Professoren dazu.
Anfangs nahmen an den Veranstaltungen etwa 40 Personen teil. Im Jahr 2019 waren es bereits rund 600 Teilnehmer. Das bedeutet, die Plattform wuchs enorm, und die Reichweite vergrößerte sich deutlich. Heute ist Worthaus einer der maßgeblichen Medienproduzenten für christliche Inhalte im deutschsprachigen Raum.
Die Pastorenbildung läuft heutzutage quasi über Worthaus. Das zeigt, dass Worthaus einen deutlichen Einfluss auf die christliche Welt im deutschsprachigen Raum hat.
Es wurde erwähnt, dass anfangs 40 Teilnehmer dabei waren und später 600. Das klingt eher nach Teilnehmerzahlen bei Veranstaltungen, oder? Genau, es gibt immer wieder Präsenztage, an denen Veranstaltungen oder Vorträge stattfinden. Diese Vorträge werden aufgezeichnet und anschließend online gestellt.
Durch die Onlineplattform erreicht Worthaus so eine enorme Reichweite. Auch anhand der Teilnehmerzahlen wird deutlich, dass die Veranstaltungen selbst gewachsen sind.
Die aufgezeichneten Veranstaltungen sind im Grunde Mitschnitte dieser Events. Man kann sich die Videos dann anschauen.
Man kann einfach nach Worthaus googeln und gelangt auf deren Plattform. Dort werden alle Vorträge beworben. Man kann sie entweder als Audio anhören oder wie ein YouTube-Video ansehen. Die Vorträge behandeln verschiedenste Themen, darunter Predigten oder ähnliche Inhalte.
Wer uns als Podcast schon eine Zeit lang verfolgt hat, wird vermutlich vermuten, dass wir nicht der große Werbeträger für Worthaus sind. Du sagst, Worthaus wird beworben. Wir wollen durch diesen Podcast jedoch keine Werbung für Worthaus machen, sondern uns einfach intensiv mit dieser Plattform auseinandersetzen.
Bei theologischen Plattformen birgt das manchmal gewisse Gefahren. Was würdest du sagen, welche Gefahren könnte Worthaus bergen oder hat Worthaus?
Ich denke, eine Gefahr ist auf jeden Fall, dass Worthaus keine einheitliche theologische Ausrichtung hat. Es gibt also keine „Worthaus-Theologie“. Das fällt zunächst vielleicht nicht auf, weil Meinungsverschiedenheiten auf dieser Plattform nicht diskutiert werden. Stattdessen werden alle Vorträge gleichermassen beworben.
Was aber in der Regel alle Referenten gemeinsam haben, ist, dass sie sich zur Universitätstheologie stellen. Das eint, würde ich sagen, die meisten Referenten bei Worthaus. Wenn nun jemand auf die Plattform kommt und unreflektiert alle Vorträge konsumiert, besteht die Gefahr, dass er verschiedenste theologische Richtungen vermischt und diese undifferenziert aufnimmt.
Die Realität ist, dass beispielsweise Markus Voss in seinem YouTube-Video über Worthaus berichtet, dass Christen, die zunächst Worthaus konsumieren und begeistert davon erzählen, später plötzlich die Gemeinde verlassen und als Nichtchristen weiterleben. Von dieser Entwicklung sind sogar Älteste betroffen, die ursprünglich begeisterte Christen waren.
Das zeigt, dass Worthaus einen erheblichen Einfluss auf Pastoren und sogar Gemeinden ausübt. Wie bereits gesagt, läuft nach der Aussage von Siegfried Zimmer die Pastorenfortbildung über Worthaus. Aus meiner Sicht ist das kein positiver Einfluss.
An sich ist das jetzt noch kein Kriterium im Hinblick auf Gefahr, aber du machst deutlich, dass sie der Universitätstheologie sehr nahestehen. Die deutsche Universitätstheologie ist im Grunde genommen sehr bibelkritisch. Es gibt zwar einige leuchtende Ausnahmen, aber im Wesentlichen ist das, wenn ich dich richtig verstehe, das Problem bei Worthaus: Sie kommen vielleicht im evangelikalen Gewand daher, doch wenn man dieses Gewand ablegt, erkennt man, dass eine sehr starke Bibelkritik dahintersteckt.
Wenn ich aus diesen Inhalten meine Fortbildung beziehe und das nicht reflektiere, besteht natürlich die Gefahr, dass ich diese bibelkritischen Ansichten unbewusst übernehme. Was würdest du sagen, was an Worthaus noch kritisch zu sehen ist?
Genau, du hast es gut zusammengefasst. Ich denke, das Problem liegt darin, dass keine einheitliche Theologie vorherrscht. Dadurch fließt, wie du gerade gesagt hast, die bibelkritische Sichtweise in die Vorträge mit ein. Die Gefahr besteht also darin, dass Pastoren, Älteste oder auch andere Christen diese Inhalte konsumieren und Dinge übernehmen, die mit der Bibel nicht vereinbar sind.
Was wirklich kritisch ist an diesen Vorträgen, sind beispielsweise einige fragwürdige theologische Aussagen. Wenn ich an Siegfried Zimmer denke, der sagt: „Höre, im Konfliktfall argumentieren wir ohne jegliches Zögern gegen die Bibel mit Jesus“, dann sollten bei mir erst einmal Alarmglocken läuten.
Oder Thomas Breuer, ein weiterer Referent dieser Plattform, der behauptet, Jesu Tod an sich sei sinnlos. In einem Vortrag wird außerdem die Behauptung aufgestellt, dass das Buch Hohelied Intimität unter Unverheirateten beschreibt und deshalb die konservative sexuelle Ethik generell verworfen werden müsse.
Stopp, da würde ich gerne noch einmal darauf eingehen. Das bedeutet im Grunde, dass eine Beziehung unter Unverheirateten völlig legitim sei. Man nimmt das Hohelied und sagt: Ja, die sind ja auch unverheiratet, haben eine Intimität miteinander, und das sei so von der Bibel abgedeckt, oder? Genau, in diese Richtung geht es.
Oder eben das Thema Polygamie, also Vielehe. Die Bibel berichtet davon im Alten Testament, schreibt sie aber keineswegs vor. Dennoch werden solche Bibelstellen oft so dargestellt, als würde die Bibel die Grundlage für solche Vielehen legen, was keinesfalls der Fall ist. Es gibt auch zahlreiche Bibelstellen, die ganz klar eine konservative Sexualethik vertreten, an der wir uns persönlich orientieren wollen.
Das bedeutet auch, dass Worthaus alles andere als, wie du es nanntest, eine konservative Sexualethik vertritt – also im Grunde keine biblische Sexualethik. Es gibt Aussagen, dass Eltern sich lieber um hungrige Kinder in der Welt kümmern sollten, anstatt ihren eigenen Kindern eine konservative Sexualethik zu vermitteln. Das legt nahe, dass Worthaus weit davon entfernt ist, den Menschen nahelegen zu wollen, dass Sexualität nur im Rahmen der Ehe ausgelebt werden sollte. Vielmehr wollen sie offenbar mit dem Zeitgeist der Welt mitgehen und den Christen nahelegen, Sexualität so auszuleben, wie es in unserer Gesellschaft inzwischen normal geworden ist.
Wenn wir von konservativ reden, meinen wir wertkonservativ. Es geht also nicht nur um äußere Dinge, sondern um biblische Werte. Diese biblischen Werte, hier am Beispiel der Sexualethik, werden von Worthaus stark in Frage gestellt. Wenn ich das, wenn ich dich richtig verstehe, ständig höre, wird das natürlich auch mein Denken beeinflussen – vor allem, weil es biblisch verpackt wird, in Anführungszeichen, oder?
Genau, du bringst es auf den Punkt. Wenn wir über konservativ reden, geht es uns ganz einfach darum, die Werte der Bibel aufrechtzuerhalten und sie trotz jeglichen Zeitgeists festzuhalten und zu bekennen. Wir wollen nicht mit der Welt mitgehen und uns von ihr verändern oder prägen lassen. Das sieht Worthaus anders. Worthaus als Plattform beziehungsweise die Referenten, die dort ihre Vorträge halten, sind nicht der Meinung, dass die Bibel allein als Grundlage reicht. Sie sagen, es braucht mehr, um ein geschlossenes Weltbild zu haben.
Das waren jetzt natürlich vor allem Sexualthemen, die wir besprochen haben. Aber es gibt sicher noch weitere Aussagen von Worthaus-Referenten, bei denen du sagen würdest, das ist kritisch, oder?
Genau. Beispielsweise gibt es Aussagen von Worthaus-Referenten, dass für Jesus das Leben nach dem Tod kein zentrales Thema sei, dass Bekehrung nach dem Tod möglich sei oder auch, dass es keinen strafenden Gott gebe. Es gibt sogar die Aussage, dass die Botschaft, man müsse umkehren, weil man ansonsten in die Hölle komme, krank sei.
Wir merken an diesen Aussagen, dass die Referenten sich ganz klar gegen zentrale Themen des Christentums stellen, an denen wir festhalten wollen. Aus dieser Sicht ist es auch fatal, dass Worthaus inzwischen einer der maßgeblichen Medienproduzenten für christliche Inhalte im deutschsprachigen Raum geworden ist.
Ich meine, die Dinge, die du jetzt genannt hast, sind uns ja klar. Sie werden von der Bibel anders bewertet, als Worthaus das tut. Und da stellt sich natürlich für mich die Frage: Welche Haltung hat denn Worthaus zur Bibel? Das kann ja logischerweise kein ungebrochenes Vertrauen sein, weil ich sonst in einen Konflikt zu den Positionen komme, die ich als Worthaus dann vertreten würde, oder?
Du sagst es. Zunächst einmal hat Worthaus keine einheitliche Meinung zur Bibel, weil es auch keine Worthaus-Theologen gibt, sondern verschiedene Referenten, die unterschiedliche Meinungen vertreten. Deshalb gibt es kein allgemeines Statement darüber, wie die Referenten zur Bibel stehen.
Doch aus den Vorträgen der Worthaus-Referenten wird deutlich, dass die Bibel ihrer Ansicht nach hunderte von Fehlern und zahlreiche Widersprüche enthält. So behauptet es zumindest Siegfried Zimmer, der eine der prägenden Gestalten von Worthaus ist. Siegfried Zimmer unterstellt den konservativen Christen auch ein islamistisches Schriftverständnis. Er sagt, dass man, wenn man der Bibel göttliche Eigenschaften zuschreibt, die Bibel quasi vergöttlicht. Dadurch glaubt man an eine Art Vierfaltigkeit: Vater, Sohn, Heiliger Geist und die Bibel.
Es ist spannend zu sehen, dass Siegfried Zimmer sich damit in eine alte Tradition stellt. Denn schon Charles Spurgeon hatte mit Bibelkritikern zu kämpfen. Er schrieb damals, dass diejenigen, die an der Unfehlbarkeit der Schrift festhalten, der Bibliolatrie bezichtigt werden – das heißt der Vergöttlichung der Bibel. Das bedeutet, diese Bibelkritik oder die Kritik daran, dass wir an der Irrtumslosigkeit des Wortes Gottes festhalten, ist keine neue Erscheinung, sondern hat eine ältere Tradition.
Weiter wird auch die Historizität vieler biblischer Bücher einfach angezweifelt. Zentrale Teile der Evangelien werden nicht ernst genommen beziehungsweise es wird infrage gestellt, ob sie wirklich so passiert sind. Thomas Breuer beispielsweise sagt, dass Paulus zwar viel Kluges gesagt hat, aber auch viel Unkluges.
Oder wenn wir wieder zu Siegfried Zimmer kommen: Er sagt, dass man im Grunde überall dort, wo die Bibel Jesus widerspricht, mit Jesus gegen die Bibel argumentieren müsse – ganz nach dem Motto: Im Konfliktfall mit Jesus gegen die Bibel. Das steht ganz klar im Konflikt zur Bibel.
Denn wenn wir die Bibel lesen und die Stellen in ihren entsprechenden Kontexten beachten, stellen wir fest, dass Jesus keineswegs gegen die Bibel ist. Wir finden keine Stelle, an der wir sagen könnten, dass wir uns mit Jesus gegen die Bibel oder gegen das Zeugnis der Schrift stellen können.
Jesus selbst bezeugt das Alte Testament. Er sagt, dass die Propheten und Moses von ihm Zeugnis geben. Im Matthäusevangelium sagt er, dass er nicht gekommen sei, um das Gesetz aufzulösen, sondern um es zu erfüllen.
Den Schöpfungsbericht greift Jesus selbst auf und bestätigt damit auch dessen Glaubwürdigkeit und Historizität. Auch die Sintflut ist für Jesus ein Thema, bei dem er klar macht, dass das Gerichtshandeln Gottes im Alten Testament ein echtes Gerichtshandeln ist, zu dem er sich selbst auch dazustellt.
Sodom und Gomorra greift er ebenfalls auf und spricht vom zukünftigen Gericht Gottes. Das heißt, Jesus bestätigt das Alte Testament und identifiziert sich ganz klar mit dem Gerichtshandeln Gottes darin.
Ein wichtiger Punkt ist, dass wir keinen Unterschied machen können zwischen dem Gott des Alten Testaments – der als strafender und richtender Gott dargestellt wird und vielleicht einfach dem Weltbild der Menschen damals entsprach – und Jesus, der das neue Bild eines guten, barmherzigen Gottes verkörpert.
Diese Differenzierung können wir nicht ziehen, wenn wir uns am Wort Gottes orientieren. Denn Jesus selbst sagt: „Ich und der Vater sind eins.“ Er identifiziert sich mit dem Gott des Alten Testaments. Es gibt nur diesen einen Gott.
Unterm Strich heißt das, dass es nicht möglich ist, mit Jesus gegen die Bibel zu argumentieren. Jesus stellt sich nicht gegen die Bibel, sondern bestätigt im Gegenteil ihre Glaubwürdigkeit.
Vielleicht noch ein Punkt: Wenn Worthaus die Glaubwürdigkeit der Heiligen Schrift infrage stellt, führt das letztlich dazu, dass Christen das Wort Gottes anzweifeln und keinen festen Halt mehr haben.
Deshalb ist es wichtig, dass wir, die wir am Wort Gottes, an der Bibel festhalten, nach dem Motto handeln: Wer in einem Punkt falsch liegt, ist in allem zweifelhaft. Das heißt, entweder hat die Bibel in allem Recht oder in nichts. Wenn wir sagen, die Bibel irrt in wenigen Punkten, woran nehmen wir dann die Zuversicht, dass sie in anderen zentralen Themen nicht irrt?
Aus diesem Grund ist es entscheidend, und deshalb lege ich das allen Christen wirklich ans Herz, an der Irrtumslosigkeit und an der Unfehlbarkeit der Bibel festzuhalten. Dafür stehen wir ja auch als Podcast, dass wir an dieser Irrtumslosigkeit, wie du es nennst, festhalten – auch wenn wir Gottes Wege nicht immer verstehen, auch wenn es Spannungen zwischen Texten natürlich gibt. Aber wir wissen: Gott hat sich etwas dabei gedacht, die Bibel steht über meinem Verstand.
Vorhin haben wir ja von der universitären Theologie gesprochen. Dort geht es immer darum, dass der Verstand letztendlich beurteilt, was wahr sein kann und was nicht. Du sagst mit anderen Worten, ich kann nicht mit Jesus gegen die Bibel argumentieren. Das ist auch sehr verständlich, weil Jesus mit der Bibel argumentiert. Das bedeutet, dass das Bibelfundament, auf dem Worthaus steht, ein ganz anderes Fundament ist. Dort geht man nicht von der Irrtumslosigkeit der Schrift aus, sondern sagt einfach, das sind Fehler, das, das, das. Und dann werden entsprechend Sachen herausgezogen.
Wie vorhin schon gesagt, meinen sie, die Bibel gibt uns kein geschlossenes Weltbild. Deshalb muss da quasi von außen interpretiert werden, beziehungsweise Dinge müssen herausgenommen oder infrage gestellt werden. Das ist ein Problem, denn damit erhebt sich der Mensch über das Wort Gottes und entscheidet schlussendlich selbst, was für uns gilt und was nicht. So kleistert er sich seinen eigenen Glauben zusammen, und das hat fatale Folgen.
Wie du sagst, es gibt Spannungen in der Bibel, die wir nicht auflösen können oder die nur sehr schwer aufzulösen sind. Das darf uns demütig machen. Martin Luther selbst sagte ja, bei Stellen, die er nicht versteht, zieht er seinen Hut davor und geht weiter. Ich denke, das ist eine demütige Haltung. Und ich denke, wir tun gut daran, wenn wir uns auch einfach mal mit den Stellen beschäftigen, die wir verstehen, weil auch das uns schon genug zu denken gibt.
Außerdem habe ich mal gehört: „Ich habe kein Problem mit den Stellen, die ich nicht verstehe, sondern mit den Stellen, die ich verstehe, sie in meinem Leben umzusetzen.“ Das fand ich ein gutes Zitat.
Aber es bedeutet ja: Wenn mein Fundament, das Wort Gottes, schon so fragwürdig ist, dann ist sicher auch das, was Gottes Wort über einige Punkte sagt, fundamental fragwürdig.
Ich denke zum Beispiel an das Kreuz und daran, dass Jesus am Kreuz für mich gestorben ist. Was ist denn dort die hauptsächliche Theologie? Du hast mehrfach betont, dass es nicht die Worthaus-Theologie gibt. Aber was verkündigt Worthaus über das Kreuz?
Thomas Breuer zum Beispiel sagt, dass erlösend nicht der Tod am Kreuz ist, sondern allein die Liebe Gottes. Das klingt vielleicht erst einmal schön fromm, wenn man über die Liebe Gottes spricht. Doch es kristallisiert sich ganz deutlich heraus, dass das Kreuz im Hinblick auf die Sühnewirkung oder das Erlösungswerk Christi letztlich verneint wird.
Ein anderer Referent von Worthaus meint ebenfalls, dass der Opfertod Jesu nicht zu den zentralen Linien des Gottesbildes gehört. Er sagt, dass er, wenn es denn so wäre, an einen solchen Gott nicht glauben könnte beziehungsweise einen solchen Gott nicht akzeptieren würde.
Schlussendlich mündet das Ganze tatsächlich auch in der Ablehnung des Kreuzes als Erlösungswerk Jesu. Die Leute, die diese Ansicht vertreten, sehen beim Abendmahl nicht die Erlösung durch das Blut Jesu, sondern einfach die Kontaktfreudigkeit oder die Zuwendungslust Jesu. Das heißt, sie reduzieren Jesus auf ein gutes Vorbild, das sich hingebungsvoll für andere Menschen einsetzt, verneinen aber quasi den Erlösungscharakter, der durch das Blut Jesu bewirkt wird.
Hier müssen wir ganz deutlich sagen: Wer das Kreuz ablehnt, der lehnt das Evangelium ab. Ich finde, dass Markus Thiles das gut auf den Punkt bringt in seinem Buch Zeit des Umbruchs. Er sagt: Wer die Kreuzestheologie ändert, verpasst dem Christentum keinen neuen Haarschnitt, er nimmt eine Herztransplantation vor. Das bringt es gut auf den Punkt, denn das bedeutet, dass die Realität des Kreuzes für uns Christen nicht verhandelbar ist. Denn dadurch würden wir uns das Herz des Christentums quasi nehmen lassen.
Es geht also nicht um eine alternative Deutungsmöglichkeit, sondern um die Grundlage unserer Errettung. John Stott formuliert es so: Wenn Gott in Christus nicht an unserer Stelle gestorben wäre, könnte es weder Sühnung noch Erlösung, weder Rechtfertigung noch Versöhnung geben.
Das sind sehr zentrale Aussagen, die du auch gebracht hast, von Markus Thiles und John Stott. Sie geben im Grunde genommen nur das wieder, was die Bibel uns sagt: dass Jesus uns geliebt hat, dass er sein Blut gab und sich für mich zu Tode geliebt hat.
Wenn man das jedoch an die Seite schiebt und sagt, es war einfach Gottes Liebe, es war nicht nötig, dass Jesus am Kreuz starb, dann sieht man natürlich seine eigene Sünde auch nicht so, wie die Bibel sie immer wieder beschreibt – als absolut schrecklich und von Gott trennend.
Ich finde, das ist ein ganz, ganz wesentlicher Punkt.
Und ich meine, wenn wir über das Kreuz gesprochen haben, dann müssen wir natürlich auch über die Auferstehung sprechen. Ich kann mir vorstellen, dass Worthaus mit der Auferstehung seine liebe Mühe hat, oder? Denn das passiert ja auch nicht jeden Tag.
Dadurch, dass es sich bei Worthaus um Universitätstheologie handelt und wissenschaftlich gearbeitet wird, tut man sich generell mit Wundern schwer. Auch die Tatsache, dass jemand von den Toten aufersteht, passt nicht in unser heutiges Denken. Das heißt, man geht zunächst davon aus, dass es so gar nicht passiert sein kann.
Das führt zu Aussagen in den Vorträgen auf der Worthaus-Plattform, wie zum Beispiel von Professor Stefan Schreiber. Er sagt, es sei unmöglich, dass Jesus nach seiner Auferstehung über die Erde spaziert ist. Wer an so etwas glaubt, habe einen Gespensterglauben und sollte nach seinem Rat erst einmal einen Arzt aufsuchen oder ordentlich ausschlafen.
Auch Thomas Breuer sagt in einem seiner Vorträge, dass er überzeugt ist, wenn damals eine Videokamera am Grab Jesu installiert gewesen wäre, man dort nichts zu sehen bekommen hätte – gar nichts. Das sind gewaltige Aussagen von Theologen und Professoren, die ganz klar die leibliche Auferstehung Jesu bestreiten.
In dieser Szene wird zwar auch von Auferstehung gesprochen, aber das Wort Auferstehung wird anders interpretiert als wir es tun würden. Deshalb ist es für uns sehr wichtig, an der leiblichen, tatsächlichen Auferstehung Jesu festzuhalten. Wir sollten nicht in eine Deutungsmöglichkeit gehen, bei der man von einer Art Erscheinung spricht, einem Bild oder einer Wunschvorstellung der Jünger, weil sie in Trauer waren, oder vom Glauben an den Jesus im Sinne seiner Werte und seines vorbildlichen Lebens. Quasi, dass man so sein Erbe weiterträgt.
Das sind alles Deutungsmöglichkeiten rund um die Auferstehung, die aber vom Zeugnis der Bibel abweichen. In der Bibel lesen wir von Christen, die bereit waren, für ihren Glauben zu sterben, weil sie überzeugt waren, dass Jesus lebt.
Wenn wir diesen Punkt in unserem Glauben aufgeben, verlieren wir unsere ganze Hoffnung und letztlich unseren Glauben. Denn wir glauben an einen Gott, der auch uns wieder zum ewigen Leben auferstehen lassen wird.
Wir glauben daran, dass, weil Jesus Christus tatsächlich leiblich auferstanden ist, auch wir leiblich auferstehen werden. Wenn wir denken, unser Gott sei nicht in der Lage, jemanden leiblich auferstehen zu lassen, welche Hoffnung haben wir dann? Welche Grundlage haben wir anzunehmen, dass Gott bei uns etwas Ähnliches bewirken könnte? Das passt nicht zusammen.
Wichtig ist auch hier zu betonen, dass die Referenten sich mit solchen Aussagen ganz klar gegen das Zeugnis der Bibel stellen. Die Bibel spricht nämlich nicht davon, dass Jesus seinen Jüngern nur irgendwie erschienen ist. Sie sagt auch ganz klar, dass er mit ihnen redete, sie lehrte, sich anfassen ließ und sogar mit ihnen aß.
Das deutet alles darauf hin, dass es sich nicht nur um eine Erscheinung handelte, sondern um den leiblich auferstandenen Jesus Christus. Auch Paulus bezeugt, dass Jesus über fünfhundert Brüder zu einem Zeitpunkt gesehen hat. Davon schreibt er beispielsweise in 1. Korinther 15,6.
Das ist die christliche Hoffnung: dass wir leiblich auferstehen werden, weil Jesus leiblich auferstanden ist. Deshalb ist es so wichtig, an diesem Bekenntnis festzuhalten. Die leibliche Auferstehung und das leere Grab sind vor allem Ereignisse in Raum und Zeit. Wir dürfen und müssen von ihrer historischen Tatsächlichkeit ausgehen, denn diese ist sehr gut belegt. Das muss man an dieser Stelle auch einfach so sagen.
Vor allem ist es die christliche Hoffnungsbotschaft, dass Gott den Tod ganz real besiegt hat – nicht nur im übertragenen Sinne, sondern durch das Kreuz und die Auferstehung. Der Tod ist entmachtet worden.
Für diese Hoffnung, wie gerade schon gesagt, waren Christen bereit, alles zu geben – sogar ihr Leben. Sie haben verstanden, dass die leibliche Auferstehung Jesu den Kern des Evangeliums ausmacht und dass der Tod wirklich besiegt ist, weil Jesus wahrhaftig lebt.
Das finde ich sehr wichtig: Wir glauben an eine tatsächliche Auferstehung, das ist unsere Hoffnung. Durch die Vorträge, insbesondere über die Auferstehung von Worthaus, wird diese Hoffnung im Grunde genommen genommen. Oder besser gesagt: Diese Hoffnung wird nicht in den Mittelpunkt gestellt, den sie verdient.
Sie führen Menschen im Grunde genommen von dieser Hoffnung weg. Deshalb ist Worthaus letztlich eine sehr hoffnungslose Sache, wenn man es so ausdrücken möchte.
Ja, was denkst du denn jetzt noch einmal zusammenfassend? Was wäre wichtig, das du zu Worthaus formulierst, wenn man es wie im Gericht ausdrückt und am Schluss ein Statement geben soll?
Also, ich würde persönlich sagen, dass viele Thesen, die von Worthaus-Referenten aufgestellt werden, das Christentum im Kern angreifen. Das führt dazu, dass manche Christen eine Art Dekonstruktion in ihrem Glaubensleben erleben. Sie fangen so stark an zu hinterfragen, dass sie der Bibel nicht mehr vertrauen können. Sie hören von Theologen und Professoren Aussagen, die ihre ganze Welt erschüttern. Und das oft undifferenziert.
Das führt dazu, dass einst überzeugte Christen anfangen, aus Gemeinden auszutreten und als Nichtchristen weiterleben. Ich denke, das ist die Folge, wenn man Worthaus unkritisch aufnimmt. Letztlich nimmt es den Christen die Kraft, weil die Botschaft der Bibel verunklärt oder sogar ganz durchgestrichen wird.
Deshalb schließe ich mich der Überzeugung von Markus Thiel an, der in seinem Blog über Worthaus schreibt: Wenn sich die evangelikale Bewegung den bei Worthaus vertretenen theologischen Standpunkten weiter öffnet, wird sie letztlich das Schicksal der liberal geprägten Kirche in der ganzen westlichen Welt teilen – keine klare Botschaft mehr, keine Einheit mehr und folglich zunehmend auch keine Mitglieder mehr.
Das ist ein gutes Statement zum Schluss, weil es deutlich macht, wohin der Weg führt, wenn man in diesen Zug Worthaus einsteigt. Und genau davor wollen wir auch warnen.
Wenn man in der Lage ist, sehr reflektiert zu denken, kann man sich vielleicht das eine oder andere anhören. Aber man muss dabei in Habachtstellung bleiben und die Bibel in der anderen Hand halten. Dann sieht man: Das stimmt jetzt nicht.
Das ist eine sehr fundamentale Wahrheit, wenn man sagt, die Bibel sei nicht Gottes unfehlbares Wort, wenn man sagt, Jesus sei nicht am Kreuz gestorben für meine Schuld, wenn man sagt, er sei auch nicht leiblich auferstanden. Folglich habe ich auch nicht die Zukunft und die Hoffnung einer leiblichen Auferstehung.
Wir hoffen, dass wir euch damit etwas Orientierung geben konnten und dass ihr Worthaus besser einschätzen könnt.
Und jetzt ist er schon wieder zu Ende, der Podcast der Evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, dürft ihr uns gerne schreiben unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen. Bleibt am Wort Gottes, lest es intensiv, dann werden euch Fälschungen sehr schnell auffallen.