Post Tenebras Lux – Nach der Dunkelheit Licht
Einführung: Sehnsucht nach neuem Licht in dunkler Zeit
Diese lateinische Redewendung gilt als Leitspruch der Reformation. Nachdem die Kirche am Ende des Mittelalters vor lauter Irrungen und Wirrungen mehr Finsternis als Licht verbreitete, kam mit der Rückbesinnung auf das biblische Evangelium neues Licht. Licht in die Finsternis, ein Licht, das hell aufstrahlt.
Viele Christen sind sich einig, dass wir hier und heute genau das auch wieder brauchen: neues Licht, das aufgehen muss inmitten eines geistlich recht dunkel gewordenen Landes. Ist das auch deine Sehnsucht? Post Tenebras Lux.
Ist das deine Sehnsucht auch für dein ganz persönliches Leben und vielleicht auch für dein persönliches Umfeld?
Wir kommen heute in unserer Predigtserie durch das erste Buch Samuel zu Kapitel drei. Unser Predigttext ist tatsächlich das ganze dritte Kapitel. Wir werden in diesem Kapitel sehen, wie der Herr in einer geistlich düsteren Zeit seinen Knecht ruft, zu ihm spricht und ihn dann sendet, um zu uns zu sprechen, zum Segen für sein Volk.
So hoffe ich, dass uns unser heutiger Predigttext Mut macht und Hoffnung gibt für uns und unsere Zeit hier und heute. Dafür möchte ich beten:
Himmlischer Vater,
wir wollen dir danken, dass dein Wort lebendig und kräftig ist, dass es nicht nur Berichte aus einer längst vergangenen Zeit sind, sondern dass du uns dein Wort gegeben hast, sodass wir durch dein Wort Hoffnung haben.
So bitten wir dich, dass du uns dein Wort so aufschließt, dass es zu unseren Herzen spricht, uns verändert, uns stärkt in unserer Hoffnung und uns zeigt, wie wir auch ganz persönlich aus Dunkelheit zu mehr Licht kommen können.
So sprichst du, deine Knechte hören. Amen.
Geistliche Ausgangslage: Eine düstere Zeit
Ihr habt gesehen, wenn ihr den Predigttext beziehungsweise das Gottesdienstblatt bekommen habt, dann seht ihr dort die Struktur der Predigt abgedruckt. Wie so oft ist sie in einem Satz zusammengefasst, den ihr einfach kurz lesen könnt. Das ist die Kernaussage in vier Punkten.
Wir wollten zuerst über die Ausgangssituation nachdenken: eine geistlich düstere Zeit. In den ersten drei Versen lesen wir tatsächlich eine Beschreibung einer Zeit und einer Situation, die wenig ermutigend ist. Ich lese uns 1. Samuel 3, die ersten drei Verse:
„Und zu der Zeit, als der Knabe Samuel dem Herrn diente unter Eli, war das Herrnwort selten, und es gab kaum noch Offenbarung. Es begab sich zur selben Zeit, dass Eli lag an seinem Ort, und seine Augen hatten angefangen, schwach zu werden, so dass er nicht mehr sehen konnte. Die Lampe Gottes war noch nicht verloschen, und Samuel hatte sich gelegt im Heiligtum des Herrn, wo die Lade Gottes war.“
Diese Verse verdeutlichen auf mehrfache Weise, wie trostlos die geistliche Situation in Israel war. Zum einen lesen wir, dass das Herrnwort selten war und es kaum noch Offenbarungen gab. Es wirkt fast so, als hätte sich Gott von seinem Volk zurückgezogen, als hätte er seinem Volk nichts mehr zu sagen.
Wir kennen das aus Beziehungen: Wenn in einer Beziehung etwas nicht stimmt, wird es oft still. Wenn sich Ehepartner anschweigen, ahnen wir, dass etwas nicht stimmt. Genau das ist hier die Situation. Gott zieht sich zurück und spricht kaum noch zu seinem Volk.
Angesichts der krassen Sünde Elis und seiner Söhne ist das sicher nicht überraschend. Das haben wir letzte Woche bedacht. Diese Priester, die Gott vor allen anderen hätten dienen sollen, hatten wir in Kapitel 2 gelesen. Dort stand, dass sie nicht nach dem Herrn fragten, dass ihre Sünde groß war vor dem Herrn und dass sie die Opfer des Herrn verachteten.
Wir hören hier: Weil sie nicht auf Gott hören und ihre eigenen Wege gehen, spricht Gott kaum noch zu ihnen.
Neben dieser direkten Aussage, dass Gott kaum noch spricht und kaum noch Offenbarungen gibt, lesen wir zwei weitere Aussagen, die in diesem Kontext etwas seltsam klingen, aber letztendlich eine symbolische Bedeutung haben. Sie sollen uns die düstere Atmosphäre noch weiter vor Augen führen.
Über Eli lesen wir, dass seine Augen angefangen hatten, schwach zu werden und er nicht mehr richtig sehen konnte. Wir haben letzte Woche gesehen, dass Eli tatsächlich immer blinder wurde – geistlich immer blinder. Er hörte von der schlimmen Sünde seiner Söhne, blieb aber sehr halbherzig und machte kaum etwas dagegen.
Wahrscheinlich hat er sich sogar mit ihnen an den Tisch gesetzt, um das verbotene Opfer zu essen – dieses Opferfleisch samt Fett, das eigentlich Gott gehörte. Er war fast blind, geistlich, und offensichtlich ließ auch seine körperliche Sehkraft immer weiter nach.
Dann lesen wir in Vers 3: „Die Lampe Gottes war noch nicht verloschen.“ Noch nicht. Das klingt fast so, als wäre es schon fast so weit. Es dämmert bereits, die Lampe droht komplett auszugehen.
Diese Lampe Gottes war eine Lampe, die immer brennen sollte – als ein Bild dafür, dass Gott mit seinem Licht da ist und Orientierung gibt. Sie war ein Gedächtnis Gottes. Sie war noch nicht ganz verloschen, aber es dämmert.
Ihr merkt, diese Sprache und diese Verse wollen uns sowohl sehr direkt als auch durch bildhafte Sprache zeigen: Hier ist alles relativ düster und hoffnungslos.
In gewisser Weise war die geistliche Situation Israels damals ganz ähnlich wie sie heute und hier ist.
Gegenwart und Parallelen: Seltenes Herrnwort heute
Nun müssen wir heute nicht mehr auf die Offenbarung Gottes warten. Wir haben die vollständige Offenbarung in Gottes Wort vorliegen, und zwar in der Heiligen Schrift.
Dennoch erleben wir in unserem Land, dass das Wort des Herrn selten geworden ist. Das liegt einfach daran, dass es in vielen Kirchen und Gemeinden nicht mehr treu verkündigt wird. Zudem machen sich immer weniger Menschen überhaupt auf den Weg, um Gottes Wort zu hören. Es ist selten geworden.
Immer weniger Menschen lesen Gottes Wort, denken darüber nach und nehmen es im Glauben an. Gleichzeitig erblinden immer mehr Menschen geistlich.
Nicht während der Reformationszeit, als hier in unserem Land das helle Licht des Evangeliums aufstrahlte und weit über Deutschland hinaus ausstrahlte, haben wir heute den Eindruck, dass das Licht kaum noch leuchtet. Es wird immer dunkler und droht hier in Deutschland ganz zu verlöschen.
Gottes Ruf inmitten der Finsternis
Nun, inmitten der damaligen Finsternis ertönt Gottes Stimme. Der Herr ruft Samuel, davon lesen wir ab Vers 4: „Und der Herr rief Samuel.“ Ich hoffe, dass allein dieser kurze Abschnitt Hoffnung gibt. Man hört fast nichts mehr von Samuel, und jetzt hört man ihn. „Und der Herr rief Samuel.“ Er aber antwortete: „Siehe, hier bin ich“, und lief zu Eli und sprach: „Siehe, hier bin ich, du hast mich gerufen.“ Er aber sprach: „Ich habe nicht gerufen, geh wieder hin und leg dich schlafen.“ Und Samuel ging hin und legte sich schlafen.
Und der Herr rief abermals Samuel. Samuel stand auf und ging zu Eli und sprach: „Siehe, hier bin ich, du hast mich gerufen.“ Er aber sprach: „Ich habe nicht gerufen, mein Sohn, geh wieder hin und leg dich schlafen.“ Wir sehen also, der Herr ruft Samuel, aber Samuel versteht nicht, was hier passiert. Er weiß nicht, wer ihn ruft. Deswegen läuft er zweimal zu Eli, und Eli sagt: „Was soll das jetzt? Lass mich schlafen.“
Der Grund dafür ist, dass Samuel Gott noch nicht wirklich kannte. Das lesen wir hier im nächsten Vers, Vers 7: „Aber Samuel hatte den Herrn noch nicht erkannt, und das Herrenwort war ihm noch nicht offenbart.“ Samuel kannte Gott in gewisser Weise. Er wusste von Gott. Wir haben immer wieder gelesen, dass er beabsichtigte, Gott zu dienen, aber zugleich war Gott ihm doch noch sehr fremd.
Und das ist nicht sonderlich verwunderlich. Immerhin wuchs Samuel im Hause des Priesters Eli auf, mit seinen korrupten Söhnen, die alle nicht nach dem Herrn fragten. Gottes Wort bekam dort wenig Beachtung, und so kannte Samuel Gott noch nicht wirklich.
Nun, Gott sei Dank, für Gott ist die Begriffsstutzigkeit von Menschen kein unüberwindbares Problem. Preist den Herrn dafür! Und so ruft Gott einfach weiter, das sehen wir im Vers 8: „Und der Herr rief Samuel wieder zum dritten Mal.“ Und Samuel stand auf und ging zu Eli und sprach: „Siehe, hier bin ich, du hast mich gerufen.“ Da merkte Eli, dass der Herr den Knaben rief, und sprach zu ihm: „Geh wieder hin, leg dich schlafen, und wenn du gerufen wirst, so sprich: ‚Rede, Herr, dein Knecht hört.‘“
Bei all den Fehlern, die Eli hatte, hatte er Gott doch noch nicht ganz vergessen. So merkt er jetzt, dass es wohl Gott selbst ist, der Samuel ruft. Und so sagt er zu Samuel: „Geh, leg dich hin, und wenn Gott redet, dann hör gut zu, lass ihn zu dir sprechen.“ Eli hätte das vielleicht ab und zu mal selbst beherzigen sollen.
Nun, Samuel tut, was Eli ihm sagt. Samuel ging hin und legte sich an seinen Ort. In Vers 9 und Vers 10 lesen wir: „Da kam der Herr und trat herzu und rief wie vorher: ‚Samuel, Samuel!‘ Und Samuel sprach: ‚Rede, dein Knecht hört.‘“ Samuel ist jetzt bereit, Gottes Wort zu hören und Gott wirklich kennenzulernen.
Gottes Berufung und unser persönliches Hören
Nun muss uns klar sein: Das, was hier beschrieben wird, ist eine ganz besondere Berufung, wie wir sie nur an wenigen Stellen in der Bibel finden. Zuvor hatte Gott Abraham auf eine etwas andere Weise berufen und später, auf ähnliche Weise, auch Mose. Einige Propheten wurden ebenfalls so berufen, doch das ist nicht etwas, das wir regelmäßig erwarten sollten.
Dennoch möchte ich fragen, ob du schon Gottes Ruf gehört hast und darauf reagiert hast. Du musst nicht darauf warten, dass Gott dich mitten im Schlaf weckt und dir etwas zuruft. In der Regel ruft Gott durch Menschen, die ihn bereits kennen. Gott hat angekündigt, dass dies der Weg ist, wie er Menschen ruft: Er sendet Menschen, damit sie in seinem Namen andere zu sich rufen.
So stellt sich die Frage: Hast du dich rufen lassen? Viele haben eine gewisse Erkenntnis von Gott, so wie Samuel sie schon vorher hatte. Vielleicht bist du heute hier und sagst: Ich weiß relativ viel über Gott. Aber die entscheidende Frage ist: Kennst du Gott wirklich? Kennst du ihn als deinen Retter und Herrn?
Das möchte ich ganz bewusst den Kindern und Jugendlichen hier sagen – den kleinen Samuels, Samuellas oder so. Wenn ihr in christlichen Elternhäusern aufwächst, hört ihr viel von Gott, ihr wisst viel über ihn, und dafür dürft ihr den Herrn preisen. Aber seht ihr, das allein reicht nicht. Es ist gut, viel über Gott zu wissen, aber entscheidend ist, ob ihr Gott kennt.
Das möchte ich auch den nicht mehr ganz so jungen unter uns sagen, die vielleicht schon länger in der Gemeinde sind und sagen: Ich habe schon viel Erkenntnis gesammelt, ich habe viele Informationen über Gott gespeichert. Doch die alles entscheidende Frage bleibt: Kennst du ihn ganz persönlich?
Um ihn so kennenzulernen, musst du tun, was Samuel tat: Öffne dich für Gottes Wort. Durch sein Wort zeigt Gott uns, wie sehr wir ihn als Retter brauchen – als den Retter, der uns in unserer Verlorenheit findet. Ohne Gottes Wort verstehen wir oft gar nicht, wie verloren wir sind.
Vielleicht hörst du immer wieder das Evangelium vom Kreuz und denkst, das klingt interessant, aber du verstehst nicht genau, warum du es brauchst. Gottes Wort erklärt dir, dass du es brauchst, weil du ein echtes Sündenproblem hast. Es zeigt dir, dass du den Weg nicht allein findest. Du brauchst einen Herrn, einen guten Hirten, der dir den Weg weist.
Durch Gottes Wort offenbart Gott, dass er seinen eingeborenen Sohn Jesus Christus in die Welt gesandt hat. Jesus Christus ist der Retter und Herr, den du so dringend brauchst. Durch sein Wort ruft Gott dich – genauso wie durch treue Zeugen, vielleicht auch heute Morgen – dazu auf, dich ihm im Glauben zuzuwenden.
Wer das tut, wer sich im Glauben zuwendet, wird bei ihm Rettung finden und einen Herrn finden. Wer einen Retter und Herrn in ihm findet, beginnt ihn wirklich kennenzulernen. Dann kannst du in einer lebendigen Beziehung mit Gott leben.
Genau das passiert bei Samuel hier. Er war zunächst jemand, der viel über Gott wusste, aber Gott noch nicht wirklich kannte. Dann wurde er zu jemandem, der anfing, Gott wirklich zu kennen. So wird er nun bereit, auf Gott zu hören und ihn sowie seine Pläne immer besser kennenzulernen.
Gottes Wort als Offenbarung von Heiligkeit und Gericht
Und davon lesen wir dann ab Vers elf, was uns zum dritten Punkt bringt. Hier sehen wir, wie Gott nun zu Samuel spricht. Der Herr sagte zu Samuel: „Siehe, ich werde etwas tun in Israel, wovon jedem, der es hören wird, beide Ohren gellen werden. An dem Tage will ich über Eli kommen lassen, was ich gegen sein Haus geredet habe. Ich will es anfangen und vollenden, denn ich habe es ihm angesagt, dass ich sein Haus für immer richten will, um der Schuld willen, dass er wusste, wie sich seine Söhne schändlich verhielten und ihn nicht gewährt hat. Darum habe ich dem Hause Eli geschworen, dass die Schuld des Hauses Eli nicht gesühnt werden solle, weder mit Schlachtopfern noch mit Speisopfern immerdar.“
Ich muss zugeben, als ich anfing, den Text für diese Predigt zu studieren, dachte ich, dass dies eine etwas seltsame Botschaft ist, die Gott wählt, um sich Samuel vorzustellen. Ich hätte gedacht, man würde etwas anderes sagen. Doch je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr wurde mir bewusst, wie hilfreich diese Botschaft für Samuel war.
Bisher war Samuels Gottesbild geprägt durch geistliche Leiter, unter denen er aufwuchs: den halbherzigen Priester Eli und die gottlosen Söhne Hofni und Pinas. Wir alle wissen, dass unser Gottesbild oft auch durch das „Bodenpersonal“ Gottes geprägt wird. Das sollte eigentlich nicht so sein, denn wir sollten Gott und das Bodenpersonal klar voneinander trennen. Doch wie oft hören wir, dass Menschen Erfahrungen mit Menschen machen, die aus ihrer Sicht irgendwie für Gott stehen – mit Geistlichen, Versammlungen, Kirchen und Gemeinden – und daraus ihre Schlussfolgerungen über Gott ziehen. Unsere Erfahrungen können aber sehr trügerisch sein.
Samuel kannte nur eine völlig korrupte Priesterschaft, die im Namen Gottes die Menschen ausbeutete, die Gott Opfer brachten. Daraus hätte Samuel schließen können, dass es Gott egal ist, was die Menschen tun. Vielleicht dachte er, das ist ein Gott der Liebe, der einfach alle liebt, und niemand ist perfekt. Oder er hätte folgern können, dass Gott selbst ein ausbeuterischer Gott ist und die bösen Priester letztlich das tun, was Gott gefällt.
Das erleben wir immer wieder: Menschen kommen so zu ihren Gottesbildern. Wenn du ab und zu mal mit Nichtchristen über Gott sprichst, hast du das sicher schon erlebt. Sie müssen schnell eine Vorstellung von Gott haben und wenden sich dann vielleicht von ihm ab, weil sie sagen: „Dieser Gott ist kein guter Gott, so einen will ich nicht.“ Oder sie sagen: „Es kann keinen Gott geben, wenn solche Dinge passieren.“ Andere wiederum sagen, Gott sei einfach ein Kuscheljesus, und man könne machen, was man wolle, solange man irgendwann mal ein Übergabegebet gebetet hat – dann sei alles okay. Sie lernen nie die angemessene Gottesfurcht, die wirklich der Anfang aller Weisheit ist.
Wir tun gut daran, auf Gottes Wort zu hören, denn nur so lernen wir ihn immer besser kennen. Samuel tut genau das: Er hört auf Gottes Wort und lernt Gott als einen Gott kennen, der das Fehlverhalten Elis und seiner Söhne nicht ewig dulden wird. Das ist für Samuel eine extrem hilfreiche Lehre. Gott offenbart sich ihm als heiliger Gott, der das Böse und die Gottlosigkeit gerecht richten wird. Kennst du Gott als einen solchen heiligen Gott, der das Böse nicht ungestraft lässt? Das kann ein großer Trost sein, Gott so zu kennen, gerade dort, wo wir unter Unrecht leiden. Wo wir unter all dem kaputten und falschen in dieser Welt leiden, wissen wir: Da ist ein Gott, der eines Tages eingreifen wird. Er hat es damals verheißen, und er wird es wieder tun. Er wird allem Bösen, allem Unrecht und allem Schlimmen ein Ende machen. Preist den Herrn – was für ein Trost!
Gleichzeitig ist es eine wichtige Warnung für die, die Gott nicht ernst nehmen. Samuel sagt nichts anderes als das, was er Eli schon angekündigt hatte: Gott wird richten. Eli und seine Söhne werden sterben. Das Priesteramt wird aus dem Hause Elis entfernt und anderen gegeben werden. Das sagt Gott Samuel hier auch: „Ich werde tun, was ich schon Eli angekündigt habe.“
Dennoch merken wir, dass Samuel zögert, diese Botschaft weiterzusagen. Das ist nachvollziehbar. Eli ist sein Ziehvater, und nun soll Samuel ihm sagen, dass Gott ihn richten und töten wird. In Vers 15 lesen wir: „Samuel lag bis an den Morgen und tat an die Tür auf am Hause des Herrn. Samuel aber fürchtete sich, Eli anzusagen, was ihm offenbart worden war.“
Manchmal fürchten wir uns, die Wahrheit zu sagen, weil sie sehr herausfordernd sein kann. Manchmal müssen wir Menschen warnende Worte sagen. Doch in dieser Situation wusste Eli, dass Gott zu Samuel gesprochen hatte. Er hatte ihm den Auftrag gegeben, auf ihn zu hören. Deshalb lässt Eli nicht locker. Er ruft Samuel zu sich und sagt: „Samuel, mein Sohn?“ Samuel antwortete: „Siehe, hier bin ich.“ Eli fragt: „Was war das für ein Wort, das er dir gesagt hat? Verschweige mir nichts! Gott tue dir dies und das, wenn du mir etwas von all den Worten verschweigst, die er dir gesagt hat.“
Du hast gelesen – aber ich dachte, es ist total spannend, dieser Eli. Wenn er sich nur mal selbst zugehört hätte! Er gibt so gute Ratschläge: „Samuel, wenn Gott ruft, dann hör auf ihn. Samuel, wenn Gott etwas sagt, dann sag es treu weiter.“ Warum, Eli, hast du dir nicht selbst zugehört? Natürlich hatte er Recht. Samuel nimmt die Ermahnung Elis ernst. So bekommt das Wort Gottes endlich wieder Raum in Israel.
Deshalb lesen wir am Ende unseres Textes, Vers 18: „Da sagte ihm Samuel alles und verschwieg ihm nichts. Er aber sprach: Es ist der Herr, er tue, was ihm wohlgefällt. Samuel aber wuchs heran, und der Herr war mit ihm und ließ keines von allen seinen Worten zur Erde fallen. Und ganz Israel, von dann bis Beerscheba, erkannte, dass Samuel damit betraut war, Prophet des Herrn zu sein. Und der Herr erschien weiter zu Silo, denn der Herr offenbarte sich Samuel zu Silo durch sein Wort, und Samuels Wort erging an ganz Israel.“
Samuel verschweigt nichts. Das ist ein unverzichtbares Merkmal eines treuen Verkündigers. Das gilt auch für uns. Die Bibel beschreibt uns als Botschafter an Christi Statt. Es sollte uns allen klar sein: Botschafter haben nicht das Recht, die Botschaft zu verfälschen. Sie dürfen nichts weglassen oder hinzufügen. Ihre Aufgabe ist es, treu zu sagen, was der Herr gesagt hat.
Ich glaube, ein wesentlicher Grund, warum wir hier in Deutschland gerade geistlich düstere Zeiten erleben, ist, dass Gottes Wort nur noch selten unverfälscht und ungekürzt verkündigt wird. Als ich darüber nachdachte, fiel mir unser altes Liederbuch „Feiern und Loben“ ein. Es ist ja gar nicht so alt. Dort stehen hinten Bibeltexte zum Vorlesen im Gottesdienst. Wenn ihr da mal reinschaut – als wir das hier noch ausliegen hatten und manchmal Textlesungen daraus machten – habe ich mich gefragt, warum immer bestimmte Verse ausgespart werden. Dann habe ich mal geschaut, was in diesen Versen steht: Es waren immer Gerichtsankündigungen, die weggelassen wurden, schon in diesem Liederbuch.
Ich glaube, das ist nur ein Symptom für etwas, das wir überall sehen: Die Treue in der Verkündigung hat stark nachgelassen. Es wird nicht mehr gesagt, was Gott gesagt hat. Manche Dinge erscheinen uns so, dass wir denken: Ach, die redigieren wir lieber raus. Dafür sollten wir noch ein bisschen mehr dazu sagen. Wir wissen es halt besser als Gott.
Lasst uns beten für mutige Prediger und für treue Zeugen, die Gottes Wort unverfälscht und vollständig verkündigen. Ich bin so dankbar, dass wir uns als Gemeinde entschieden haben, hier ein Pastorenausbildungsprogramm zu haben, um eine neue Generation von treuen Verkündigern auszubilden. So kann Gottes Wort von hier aus auch wieder in andere Gemeinden gehen.
Gerade heute früh hatte ich noch kurz Kontakt mit Jonas Bültermann, den wir vor einigen Jahren ausgesandt haben. Er predigt heute in Münster in der Gemeinde am Bolweg, in der er als Pastor dient. Preist den Herrn! Hier im Gottesdienst sitzen einige Geschwister aus der Freien Willigen Gemeinde Hamburg Farmsen, wo Alex Heistermann heute Pastor ist. Gestern war Manuel Klemm hier, den wir aussenden durften und der in der FWG Rosenheim treu Dienst tut. Preist den Herrn!
Betet für diese Brüder und betet, dass Gott noch mehr treue Prediger und Verkündiger seines Wortes ruft und zurüstet, damit Gottes Wort treu, unverfälscht und vollständig verkündigt werden kann. Lasst uns auch selbst mutig Gottes Wort weitersagen, denn Gottes Wort bringt Segen denen, die es hören und glauben.
Nur für Eli und seine Söhne war es zu spät. Sie hören nur noch Gerichtsworte von Gott. Wir haben schon letzte Woche darüber nachgedacht: Es gibt ein Zu-spät. Doch wir lesen hier im Fortgang, Vers 19: „Samuel aber wuchs heran, und der Herr war mit ihm und ließ keines von allen seinen Worten zur Erde fallen. Und ganz Israel, von dann bis Beerscheba, erkannte, dass Samuel damit betraut war, Prophet des Herrn zu sein. Und der Herr erschien weiter zu Silo, denn der Herr offenbarte sich Samuel zu Silo durch sein Wort, und Samuels Wort erging an ganz Israel.“
Wir lesen hier: Gott war mit seinem treuen Botschafter Samuel, und so breitet sich das Wort des Herrn aus.
Treue Verkündigung als Grundlage geistlichen Aufbruchs
Zu Beginn haben wir gelesen, dass Gott seinem Volk nicht mehr viel zu sagen hatte. Doch jetzt, nachdem er Samuel gerufen hat und Samuel gehört hat, geschieht etwas Neues. Samuel spricht mutig weiter, und das Wort des Herrn bekommt wieder Raum in Israel.
Nach der Finsternis der Richterzeit strahlt Gottes Wort langsam wie ein helles Licht auf. Es ist nicht mehr weit, bis Israel eine ganz neue Blütezeit erleben wird. Zuerst salbt Samuel Saul zum König, was sich jedoch als Fehlentscheidung erweist. Dann salbt er David. Mit König David beginnt eine neue Blütezeit, das Licht erstrahlt und leuchtet auf.
Wenn man auf diese Zeit in Israel schaut, kann man sagen: Post Tenebras Lux – nach der Finsternis, nach der Dunkelheit, kommt wieder Licht.
Die Bibel lehrt uns, dass Samuel nur ein Schatten ist und auch die Zeit Samuels nur ein Schatten einer viel helleren Zeit. Denn nachdem Gott früher sein Wort durch treue Propheten wie Samuel gesandt hatte, sandte er schließlich seinen Sohn, das lebendige Wort Gottes, das zugleich das Licht der Welt ist.
Jesus Christus lebte stets im Licht. Er hörte immer auf das heilige Wort seines himmlischen Vaters und lebte danach. Er lebte vollkommen im Licht. Wo Jesus war, da war Licht.
Er nahm die verdiente Strafe für die Finsternis der Welt und für den Ungehorsam der Menschen auf sich. Symbolisch wird dies deutlich, als Jesus ans Kreuz genagelt wird. Mitten am Tag, zwischen zwölf und fünfzehn Uhr, wird es stockfinster.
Wir sehen deutlich, wie die Finsternis auf das Licht der Welt kommt. Für einen Moment sieht es so aus, als würde die Finsternis das Licht ersticken. Doch das Licht der Welt ist stärker als die Finsternis.
Am Ostersonntag überwand Jesus den Tod. Tenebras Lux – nach der Finsternis am Karfreitag folgt das Licht am Ostersonntag. Dieses Licht breitet sich weiter aus, von Jerusalem und Judäa über Samarien bis an die Enden der Erde. So hat Gott es von Generation zu Generation verheißen.
Wie geschieht das? Durch treue Botschafter, die auf Gottes Wort hören und es dann treu weitersagen.
Persönliche Einladung: Das Licht des Evangeliums aufnehmen
Lieber Christ, sehnst du dich danach, dass wieder mehr Licht hineinkommt in unsere geistliche Finsternis – sei es in deinem Leben oder in unserem Land? Dann muss das Licht des Evangeliums, das Licht von Gottes Wort, wieder anfangen, in dich hineinzuleuchten.
Es beginnt wirklich mit der ganz bewussten Entscheidung eines jeden von uns, Gottes Wort in unserem Leben wieder mehr Raum zu geben. Bete mit Samuel: „Rede, Herr, dein Knecht hört.“ Komm sonntags in den Gottesdienst. Wenn du dich auf deinen Platz setzt, vielleicht beim Lied vor der Predigt oder in dem Moment, in dem der Prediger nach vorne geht, bete: „Rede, Herr, dein Knecht hört.“ Bitte Gott von Herzen darum, dass sein Wort tief in dich eindringt und dich verändert, damit die Finsternis, die immer wieder in dein Leben kommen will, vertrieben wird und das Licht wieder mehr Raum bekommt.
Magst du auch donnerstags zur Bibelstunde kommen, einen Hauskreis besuchen, in einen Frauenbibelkreis gehen oder eine andere Kleingruppe, in der du mit anderen zusammen Gottes Wort studieren kannst? So könnt ihr euch gegenseitig das Licht von Gottes Wort ins Leben sprechen und gemeinsam schauen, wo Gottes Wort dich verändern muss, damit die Finsternis weniger Raum bekommt und das Licht wieder mehr Raum erhält.
Noch ein Wort an die Jugendlichen hier: Es gibt keine Altersbeschränkung dafür. Die Bibel ist freigegeben ab null. Ihr braucht dieses Licht genauso wie eure Eltern. Deshalb möchte ich euch Mut machen: Seid auch in jungen Jahren Menschen, die das Licht in sich hineinlassen. Es gibt Bibeln in altersgerechter Übersetzung, in einer Sprache, die vielleicht leichter zu verstehen ist als die Lutherbibel, aus der ich hier gerade predige. Außerdem gibt es Hilfen, gerade auch für Kinder und Jugendliche. Wenn ihr auf der Suche seid, hat Sammy bestimmt gute Ratschläge für euch. Er sagt bestimmt: „Wir brauchen das alle.“
Möge Gott uns immer mehr zu einer Gemeinde machen, die voller Erwartung ruft: „Rede, Herr, deine Knechte hören!“ Lasst uns Gottes Wort Raum geben, indem wir es mutig und treu weitersagen – nicht nur einander, sondern auch über die Grenzen der Gemeinde hinaus, so wie einst Samuel alles sagte und nichts verschwieg.
Seht ihr, so kommt Licht wieder in unser Leben, in unser Umfeld und in unser Land. So kann Licht wieder leuchten – hinein in unsere Familien, in unsere Nachbarschaften, an unseren Arbeitsplätzen und überall dort, wo wir immer wieder Finsternis erleben.
Gib dem Licht Raum, indem du es aus dir herausgehen lässt, indem du Gottes Wort weitersagst – in der Schule, an der Uni, im Sportverein oder wo auch immer Gott dich hat. Lass dein Licht hell leuchten vor den Menschen.
Abschluss: Gottes Wort bringt Licht und Segen
In Israel war es einst geistlich düster. Doch dann rief der Herr seinen Knecht Samuel. Er hörte auf Gottes Wort und gab es treu weiter. So wurde es wieder hell in Israel – post tenebras lux, nach der Dunkelheit Licht.
Möge Gott das durch sein Wort und durch uns als seine treuen Knechte auch hier und heute tun. Dafür möchte ich beten.
Himmlischer Vater, danke, dass du durch dein heiliges Wort Leben gibst und Licht bringst in die Finsternis. Herr, wir bekennen dir, dass wir uns immer wieder vom Licht abwenden und dem Licht wenig Raum geben. Wo das geschieht, erleben wir, dass es auch in unserem Leben geistlich düster werden kann.
Herr, ich bete für die unter uns, die von deinem Wort überführt sind, weil sie dem Licht wenig Raum gegeben haben und das Finsternis viel Raum eingenommen hat. Herr, ich bitte, dass dein Wort sie überführt. Ich bitte, dass sie nicht nur Hörer deines Wortes bleiben, sondern zu Tätern werden, dass sie darauf reagieren und Dinge verändern. So möge dein lebendiges, lichtbringendes Wort wieder mehr Raum in ihnen bekommen.
Ich bete für uns alle, dass wir nicht nur Menschen sind, die sich daran erfreuen, dass dein Licht in uns hineinscheint, sondern dass wir deinem Licht Raum geben, indem wir dein Wort treu, ungekürzt und unverfälscht weitersagen.
Dann beten wir: Wirke du, sende du dein Licht, das Licht deiner Liebe, hinein in unser Land, damit auch wir erleben dürfen, dass inmitten der geistlichen Finsternis wieder mehr Licht kommt.
Wir beten für andere Gemeinden, dass du auch in ihnen das wirkst. Wir beten für die, die heute hier sind als Gäste, dass sie dieses Licht mitnehmen und hineinleuchten lassen in ihre Gemeinden.
Wir beten für die, über die wir vorhin nachgedacht haben: für Alex Heistermann in Hamburg-Farmsen, für Jonas Bültermann in Münster, für Manu Klemm in Rosenheim und auch für viele andere. Mach sie zu treuen Verkündigern deines Wortes, immer und immer wieder neu, damit das Licht leuchten möge.
Wir preisen dich dafür, dass dein Licht nicht zu löschen ist, sondern dass eines Tages alle Finsternis ein Ende haben wird – für alle, die auf dich vertrauen und in deinem Licht leben dürfen, für alle Ewigkeit.
Gepriesen seist du dafür. Amen.