Einleitung: Rätselhafte Lebenssituationen und göttliche Führung
Wir haben heute das Thema: Was sollen wir tun, wenn unser Leben rätselhaft ist?
In Apostelgeschichte 8 wird erzählt, wie nach dem Tod Stephanus eine grausame Verfolgung über die Gemeinde von Jerusalem hereinbrach. Die Gemeindeglieder mussten als Flüchtlinge in die Welt hinausgehen und dort um Asyl bitten.
Ausgerechnet diese Verfolgung führte zu einer neuen Erweckung und einem Aufbruch in Samarien. Aus dieser Arbeit wurde Philippus, ein Apostel, herausgezogen durch das Reden Gottes.
An dieser Stelle setzen wir ein, in Apostelgeschichte 8, Vers 26.
Gottes Führung in unerwarteten Situationen
Aber der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh gen Süden auf die Straße, die von Jerusalem hinab nach Gaza führt. Dort ist Wüste, eine Wüstenlandschaft um Gaza. Wir kennen ja den Streifen aus der neueren Politik sehr gut.
Philippus stand auf und ging hin. Siehe, ein Mann aus Moorenland, aus Äthiopien, ein Kämmerer und ein hoher Beamter der Kandake, der Königin in Moorenland, war gekommen nach Jerusalem, um anzubeten. Er war verantwortlich für die ganze Schatzkammer der Königin. Nun zog er wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja.
Der Geist aber sprach zu Philippus: Geh hinzu und halte dich zu diesem Wagen. Da lief Philippus hinzu und hörte, dass der Mann den Propheten Jesaja las.
Eine ganz interessante Beobachtung: Die Bibel berichtet oft sehr genau und in Details. Die Menschen früher lasen nur laut. Es gab damals kein leises Lesen, deshalb las der Mann vor sich hin und Philippus konnte es hören, als er neben dem Wagen herlief. Das war gar nicht so dumm, denn laut Lesen prägt man sich viel besser ein als unser heutiges leises Lesen.
Philippus sprach zu ihm: Verstehst du auch, was du liest? Er antwortete: Wie kann ich das verstehen, wenn mich niemand anleitet? Und er bat Philippus, dass er aufsteige und sich zu ihm setze.
Der Inhalt der Schrift, die er las, war folgender: „Er ist wie ein Schaf zur Schlachtung geführt und wie ein Lamm, das still vor seinem Scherer steht; so hat er seinen Mund nicht aufgetan. In seiner Niedrigkeit wurde ihm gerechtes Urteil versagt. Wer wird von seinem Geschlecht reden? Denn sein Leben wird von der Erde weggenommen.“
Da fragte der Kämmerer Philippus: Ich bitte dich, von wem redet der Prophet solches? Von sich selbst oder von jemand anderem? Philippus aber öffnete seinen Mund, begann bei diesen Worten der Schrift und predigte ihm das Evangelium von Jesus.
Taufe und Freude trotz Unklarheit
Und als sie der Straße nachzogen, kamen sie an ein Wasser. Der Kämmerer sprach: „Siehe, da ist Wasser; was hindert mich, mich taufen zu lassen?“
Philippus aber antwortete: „Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so mag es geschehen.“
Der Kämmerer erwiderte: „Ich glaube, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist.“
Daraufhin befahl Philippus dem Wagen anzuhalten. Er und der Kämmerer stiegen in das Wasser hinab, und Philippus taufte ihn.
Als sie aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus. Der Kämmerer aber sah ihn nicht mehr. Er zog seine Straße fröhlich weiter.
Herr, gib auch uns Klarheit über unser Leben. Amen.
Die Realität der Rätselhaftigkeit des Lebens anerkennen
Wenn unser Leben rätselhaft ist, dann ist es unser Vorrecht als Christen, diese harte Tatsache nüchtern auszusprechen: Unser Leben ist rätselhaft.
Um uns herum gibt es viele ungläubige Menschen. Fragen Sie diese einmal. Die Ungläubigen haben oft eine verrückte Religiosität, als ob hinter all dem Geschehen der Welt ein tiefer Sinn stecken würde. Das wird doch in den Büros, bei unseren Familiengesprächen und auf der Straße so selbstverständlich gesagt: Hinter der ganzen Natur müsse ein Sinn walten. Woher haben die Menschen das?
Diese Worte sind so oberflächlich und billig angesichts des grausamen Geschehens in der Welt. Es wird so geredet, als wären das belanglose Sätze, dass irgendwo doch eine ausgleichende Gerechtigkeit herrsche. Ich bitte Sie, seien Sie an diesen Stellen ehrlich gegenüber anderen Menschen, und erst recht gegenüber Menschen, die bewusst keine gläubigen Christen sein wollen. Fordern Sie von diesen Menschen Klarheit und sagen Sie: Reden Sie nicht solches Zeug angesichts von Stalingrad und der Blutbäder der heutigen Bürgerkriege, als ob hinter allem das Gute walte und ein Sinn dahinterstehe!
Welchen Sinn hat das, wenn heute Menschen mit dem Tode ringen, wenn Menschen auf der Straße sterben, bei Verkehrsunfällen? Es gibt so viel Sinnloses und Rätselhaftes!
Wenn Sie mich fragen, wie oft ich bei Beerdigungen sagen könnte, welcher Sinn dahinterstehe, dann muss ich oft sagen, dass es mir einfach eckelerregend ist, wie Angehörige selbst vor dem Tod noch sagen, dass es gut und schön sei, dass jemand gestorben sei und wie das eine Erlösung wäre. Ich sehe den Tod viel grausamer an, als dass ich so schnell von Erlösung reden könnte, so schlimm das Leiden vorher war. Aber damit werden die Dinge der Welt verharmlost.
Ich wollte Ihnen das am Anfang zur Klärung Ihrer eigenen Gedanken sagen. Das können wir Christen so unerschrocken und nüchtern aussprechen. Dabei bleiben wir bei der Wahrheit: Unser Leben ist rätselhaft.
Wir wollen gar nie den Versuch machen, die Weltgeschichte zu entwirren, die Tagesgeschichte zu erklären oder persönliche Lebensereignisse zu deuten. Probieren Sie es doch gar nicht, bei einem Krankenbesuch einem Menschen eine Erklärung zu geben, warum er jetzt das durchleiden muss und wieso.
Ich bin so froh, dass in unserer Bibel die Geschichte von Hiob enthalten ist. Da waren ja ein paar Männer, die es wirklich gut meinten und alle guten Erkenntnisse auf der Zunge hatten. Sie sprachen Worte Gottes, die für uns heute noch tröstend sind. Aber Hiob sagte: „Ihr seid mir leidige Tröster“ und jagte sie mit Recht weg, weil man das alles eben nicht so erklären kann.
Oder ich denke an das Psalmwort: „Ich will meinen Mund nicht auftun, ich will schweigen.“ Das steht uns sehr wohl an für die Rätsel unseres Lebens.
Das bleibt eine Tatsache, unter der wir uns beugen müssen.
Das Böse und Gottes Gericht in der Welt
Gott hat bösen Mächten Raum gegeben, die in unserem Leben viel zerstören und zerbrechen können. Er hat diese Welt ein Stück weit aus seiner Hand gegeben und sich selbst überlassen. Dadurch können Menschen verantwortlich diese Welt zerstören und Unheil anrichten.
Wir sollten Naturereignisse und das, was geschieht, nicht zu schnell darauf zurückführen, dass Gott sie verursacht hat. Für rational denkende Menschen wirft das nur neue Fragen auf. Sehen wir nicht oft die verantwortlichen Menschen hinter den Ereignissen?
Wir sagen, dass diese Geschehnisse so geschehen dürfen, dass sie als eine Kette von Ereignissen in unserer Welt stattfinden. Wir beugen uns darunter, schweigen und öffnen unseren Mund nicht. Dabei erkennen wir auch ein Gericht Gottes, der uns sich selbst überlässt.
Wir dringen nicht durch diese furchtbaren Geschehnisse hindurch. Heute, wo Menschen in der Welt verhungern, gequält und gefoltert werden, finden wir keinen Zugang zu ihrem Sinn.
Gottes Durchdringen trotz menschlichen Leids
Mein erster Punkt ist: Gott drängt hindurch. Gerade vor unserem Abschnitt wird in der Apostelgeschichte beschrieben, wie eine furchtbar grausame Verfolgung über die blühende Jerusalemer Gemeinde hereinbrach.
Sie wissen doch, wie dort alle ein Herz und eine Seele waren und alles gemeinsam hatten. Nun ist es in unserer Welt möglich, dass die Mächte der Finsternis alles von einem Tag auf den anderen zerbrechen. Über der Steinigung des Stephanus wird die ganze Gemeinde auseinandergetrieben.
Die Bibel will das gar nicht erklären. Achten Sie darauf, dass die meisten Ereignisse in der Bibel erzählt werden, ohne dass erklärt wird, warum sie geschehen. Es wird auch nie erklärt, warum David vor Saul fliehen musste, obwohl Saul Zorn auf ihn hatte. Warum Gott das zuließ, wird nicht erklärt.
Ebenso wird nicht erklärt, warum Gott die Verfolgung zuließ. Sie kommt, sie ist da – so wie in unserem Leben diese unheimlichen Ereignisse plötzlich auftreten. Von heute auf morgen sind sie da, und die Not ist eingetreten.
Die Bibel sagt jedoch etwas ganz anderes. Gott kann aus dem Bösen, das Menschen tun, am Ende das Gegenteil hervorbringen. Das ist Führung. Menschen wüten, Menschen ersinnen sich Böses, lauter Böses. Doch am Ende kommt für das Volk Gottes und für die, die ihn lieben, trotz allen Leids, trotz aller Schmerzen und Entbehrungen, nur Positives heraus.
Das ist Führung.
Neue Wege und unerwartete Aufgaben
Es war für diese ersten Christen eine große Zumutung. Sie gingen in ein Land, wo sie Asyl finden konnten – ähnlich wie heute, wenn Menschen bei politischen Umstürzen versuchen, in fremde Staaten einzureisen, um dort Schutz zu erhalten. Damals zogen diese Christen nach Samarien. Zwischen Juden und Samaritern bestand ein tiefer Graben; sie lebten in unversöhnlicher Feindschaft miteinander. Dennoch gingen sie dorthin.
Plötzlich geschah etwas, womit sie nie gerechnet hätten: Samarien wurde zu einem Missionsgebiet. Sie predigten das Evangelium, und der Herr öffnete viele Türen. Es entstanden zahlreiche Gemeinden in Samarien.
Gott beendete das Unheil, das eingetreten war, nicht. Die Christen durften nicht nach Jerusalem zurückkehren, in ihre alten Häuser. Ihren verlorenen Besitz bekamen sie nicht zurück.
Ich denke dabei an unsere Flüchtlinge, die einst aus Schlesien, dem Warthegau oder der Batschka vertrieben wurden und ihr ganzes Leben lang daran dachten, was sie verloren hatten. Ich verstehe das gut, denn ich war sechs Jahre in einer Flüchtlingsgemeinde tätig. Dort begann jedes Gespräch immer wieder mit dem Verlust – dem großen Hof, den man nie mehr zurückbekommt, und dem Gefühl, nur noch einfacher Arbeiter zu sein.
All das, was zurückliegt, die Menschen, die nicht mehr da sind, und das Heimatgefühl, das man nie ganz loswird – und doch keine neuen Freunde finden kann – das hatten diese Menschen damals genauso.
Wären sie jedoch an ihren Häusern, ihrer Bettwäsche und ihrem Besitz hängen geblieben, hätten sie sich nie von Gott in die neue Aufgabe führen lassen können. Aus ihrem Leben wäre nie das Beste geworden, das Gott den Seinen geben will.
Allen, die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Besten. Gott setzt diese Dinge ein und benutzt sie, damit sein Reich und seine Sache gebaut werden.
Es erschreckt mich, wie sehr man an seinen eigenen Dingen kleben kann und dann nur noch sagt: „Aber in meinem Leben ist doch so viel durcheinandergekommen, ich verstehe es nicht, es ist mir rätselhaft.“
Ich könnte vielleicht ganz persönlich unter vier Augen aus meinem eigenen Leben erzählen, wie man sich manchmal empört hat, wenn Dinge durchgestrichen wurden und wie lange es dauerte – oft ein ganzes Jahr –, um überhaupt darüber hinwegzukommen.
Doch schon kurz darauf musste ich sagen: „Aber Gott hat aus dem Bösen, das mir Menschen zufügten, etwas so Wunderbares gemacht, dass ich es nicht mehr eintauschen wollte.“
Rätselhafte Führung Gottes und die Bedeutung von Gehorsam
Gott dringt durch – durch das Elend der Menschen hindurch. Das ist Führung. Die rätselhaften Lebensführungen werden nicht einfach mühsam erklärt. Nein, es wird gesagt: Zieh vorwärts! Gott will weiter mit dir, und er hat einen Plan für dich.
Jetzt geht es sogar noch ein Stück weiter. Es wird nicht nur von der Erweckung in Samarien gesprochen, sondern dort war auch ein Apostel Philippus, der diese Erweckung noch befruchtete. Er war ja der, der mit Jesus zusammen war. Nun redet Gott mit ihm durch einen Engel. Dabei wird das Geheimnis bewahrt – wie wir oft sagen: Wie geschieht denn Führung bei mir? Wer ist dieser Engel? War das ein Mensch? Hat Gott auf andere Weise mit mir gesprochen? Er hat seine Methoden, die für uns oft dunkel und geheimnisvoll bleiben.
Er gibt Philippus einen ungewöhnlichen Befehl, den man eigentlich gar nicht erfüllen kann. Er sagt: „Geh hinunter in die Wüste von Gaza.“ Man kennt ja seine eigene Veranlagung, seine Charaktereigenschaft und sein Naturell. Ich hätte gesagt: „Also, Herr Jesus, das ist richtig, aber ich muss hier arbeiten, und die Arbeit muss zuerst erledigt werden.“ Das ist eine große Erwägung. Täglich schicken wir zwölf Missionsteams aus, wir veranstalten gerade Abendversammlungen, und ich muss meine Veranstaltungen vorbereiten und so weiter.
Das hat doch gar keinen Sinn. Ich brauche zehn Tage, um zu Fuß nach Gaza zu kommen. Und wen soll ich dort unten treffen? Da gibt es vielleicht drei Beduinenzelte. Da kann doch kein Auftrag von dir liegen. Ich hätte diese Sache weggeschoben, weil sie mir zu klein und unbedeutend erschien. Außerdem hätte ich gedacht, ich sei in der großen Aufgabe unentbehrlich.
Es ist so schwer, die Führung Gottes zu erkennen, weil Gott sich seiner Engel, Boten und Diener bedient. Wenn die Aufträge an uns kommen, denken wir oft: „Ach, das ist gar nichts Wichtiges. Es kann doch nicht sein, dass der Herr mich in so eine kleine Aufgabe hineinstellt. Was soll ich denn in Gaza? Das geht doch gar nicht.“ Das soll hier ein Punkt sein, den man unterstreicht: Die Führung Gottes bleibt rätselhaft.
Nicht nur die Schicksalsschläge sind uns rätselhaft, sondern auch die Führung Gottes ist rätselhaft. Manchmal kann uns das sogar stutzig machen, wenn wir zu schnell denken: „Na ja, das ist ja Gottes Führung, nur weil es uns einleuchtet.“ Man könnte eher sagen: Was uns nicht einleuchtet, was aber Gottes Wort befiehlt, das kommt wirklich von ihm. Was nicht nach unserem Geschmack ist, was gegen den Strich unseres Denkens geht – das ist es, was der Herr uns führt.
Abhängigkeit und Vertrauen in der Führung Gottes
Und auch dort, auf dem Weg nach Gaza, bleibt Philippus bis zum Ende abhängig. Das ist das Kennzeichen biblischer Führung. In der Führung wird man nicht geschoben oder gedrückt, und es geschieht auch nicht automatisch. Vielmehr ist es wichtig, in der Stille fortwährend zu fragen: Herr, jeden Schritt musst du mir jetzt zeigen.
Ich weiß, dass es unterwegs tausend Möglichkeiten gibt, abzuirren und den falschen Weg zu gehen. Es wird erzählt, dass der Geist Gottes noch auf dem Weg nach Gaza mit Philippus redet. Er bleibt abhängig (vgl. Apostelgeschichte 8,29-30). Philippus lässt sich bis in die Kleinigkeiten führen: Was ist der richtige Moment? Ist es die richtige Person? Soll ich diesen Dienst tun?
Wir wollen nicht so von Führung sprechen, als käme sie zwangsläufig über uns. Vielmehr wollen wir lernen, dass unser Herr uns nicht zwingt. Er will, dass wir so abhängig bleiben, dass wir auf seine Hände schauen und in seinem Wort jede Weisung von ihm ablesen. Erst dann erkennen wir, wie er jetzt in unserem Leben etwas Großes wirken kann – trotz aller Willkür der Menschen.
Mir wurde der 23. Psalm wieder besonders groß, in dem David sich durch sein wirres Leben führen lässt. Er nennt seinen Herrn einen Hirten. Das ist ein unangenehmes Wort, denn ein Hirte ist eine Autoritätsperson. Unsere Hirten haben sogar Schäferhunde, damit die Schafe auf der Strecke bleiben und nicht abirren.
David sagt: Herr, ich will dich haben. Am liebsten wärst du jetzt so ein Schäferhund, damit ich deine Wege gehe und nicht nach meinem Gefühl oder Denken abirre. Du musst mein Hirte sein, mit deinem Stab, mit dem du mich manchmal sogar schlägst, damit ich auf dem Weg nicht abirre. Das gibt mir Trost und Freude.
Das ist Führung: Der Herr dringt durch die Rätsel dieser Welt und dieses Lebens und führt seine Leute. Er führt sie.
Die Suche nach Gott und die Begegnung mit dem Kämmerer
Das Zweite, er lässt sich finden. Es gibt ja noch einen zweiten Mann, der mit den Rätseln seines Lebens ringt. In diesem Abschnitt ist das dieser Kämmerer aus Äthiopien, eine ganz wunderbare Gestalt, die uns hier begegnet.
Was hat ihn wohl bewogen, von Äthiopien hinaufzuziehen und im Tempel von Jerusalem anzubeten? Wie hat er wohl zuerst gehört, dass dort oben der Name des Gottes angebetet wird, der sich in der Geschichte Israels verherrlicht hat? Wir wissen ja, dass gewisse Traditionen in Äthiopien immer noch auf Jerusalem zurückgeführt werden. War es das? Er war Minister am Hof der Königin Kandake. Es war eine riesenhafte Expedition, überhaupt dorthin zu gelangen.
Zwischen den Zeilen steht etwas, was nur aus dem griechischen Text hervorgeht: Wer im Tempel von Jerusalem ankam, dem war der Zutritt zum Tempel verwehrt. Nicht seine Hautfarbe war der Grund, sondern ein anderer. Er durfte nicht hinein.
Wie muss das für ihn gewesen sein, wenn er dort an der Tempelpforte stand und diesen Schild las, auf dem nach den Mosebüchern die Verordnungen standen, wer nicht in den Tempel hineindarf? Und da gab es eine Kategorie, die ihn ausschloss. Er will doch zu Gott! Die Religion Afrikas hat ihn nicht befriedigt. Er sucht den lebendigen Herrn.
Wie ist das möglich? Warum ist Gott so hart, und er darf nicht hinein? Er hört die Lieder singen, aber er darf nicht dazu. Das sind die Rätsel dieser Welt, und die wollen wir ganz ernst nehmen. Wie Menschen oft verzweifeln in ihrem Leben und selbst auf der Suche nach Gott ihren Kopf wundstoßen und nicht zur Klarheit kommen.
Dann muss er offenbar durch den Basar von Jerusalem gelaufen sein und hat diese Schriftrolle des Jesaja gefunden. Die nahm er mit. Er sagte: „Das ist gut, da haben Sie was Rechtes, lesen Sie mal drin.“ Und das hat er mitgenommen. Unterwegs ließ ihn das denken: „Das ist alles so kompliziert, das ist mir alles ein böhmisches Dorf, ich verstehe das nicht.“
Lauter Rätsel in einem Leben, in dem ein aufrichtiger Mensch doch nach Gott sucht. Doch dürfen wir hier wieder bekennen: Alle Rätsel lösen sich nicht. Dieses Schwere, dass dieser Minister der Königin Kandake nicht in den Tempel darf, das löst sich nicht. Aber seine persönliche Unklarheit löst sich.
Der Herr macht sein Dunkel hell. Über seinem Wort und über das Lesen der Bibel bekommt er Klarheit. Dort ist ein Seelsorger, der ihm in den Weg tritt, der das Gespräch führen kann – so wie wir gerade in unseren Dienstagabenden das auch wieder lernen: Wie führt man so ein Gespräch, ohne aufdringlich zu sein?
Der Seelsorger tritt zu ihm hin. Das war ja auch nicht leicht. Wie eine prächtige Karosse, die es doch sicher war, an ihm vorbeifuhr, der schmutzige, staubige Wanderer versucht, den Kontakt herzustellen. Wie er hört, dass er gerade die Stellen liest, die von Jesus handeln, wie sie dann zusammen auf dem Wagen sitzen und er ihm die Augen öffnen kann, was hier in dieser großen Schriftstelle ausgesagt ist.
Wir können das so fröhlich bekennen: Der Herr lässt sich finden. Er dringt durchs Dunkel durch, an der einen Stelle, wo wir Klarheit bekommen und wissen, dass dem Kämmerer zum Trost gesagt wird: Er hat deine Schuld für dich getragen und geht mit dir zurück in deine Welt.
Die Freude des Glaubens trotz Ungewissheit
Noch ein letztes Mal: Da wird die Freude entdeckt.
Heute haben wir das Thema der rätselhaften Dinge in unserem Leben. Ich habe zuerst gesagt: Gott dringt durch die rätselhaften Dinge. Zweitens lässt sich finden, und drittens wird Freude entdeckt.
Es ging plötzlich Hals über Kopf. Der Kämmerer hat das angefangen und gesagt: „Ja, sag mal, das ist ja gerade Wasser. Könnte ich mich nicht taufen lassen? Ohne jeden Unterricht kann man das so plötzlich tun?“
Und dann sagt Philippus: „Natürlich kann man das tun, wenn du glaubst, dann tun wir es.“
Dann steigen sie vom Wagen, und er wird hier an diesem Fluss, oder war es ein kleiner See, plötzlich getauft, wo dieser Kämmerer hinuntersteigt.
Jetzt müssen wir wissen, was auf einmal geschehen ist. „Er zog aber seine Straße fröhlich.“ Was hat sich denn in seinem Leben eigentlich geändert? Was war ihm eigentlich klar geworden? Hat er einen Weitblick bekommen? Hat er eine Prophetie erhalten? Gar nichts.
Er geht zurück in einen Königshof, wo es fast unmöglich ist, diesem Herrn zu dienen, wo Heidentum sich breitgemacht hat. Er zieht wieder zurück in einen Kontinent, wo nur die damalige Religiosität wütete. Er ist ein Einzelner, er hat keinen Bruder neben sich. Es ist doch alles rätselhaft im Leben dieses Mannes.
Und dann geschieht dieses Große, das diesem Kämmerer bezeugt wird: „Du bist ein Kind, angenommen, ein Sohn des lebendigen Gottes. Du bist von ihm behütet und bewahrt. Zieh hin in Frieden.“
Was sich in unserem Leben lösen kann, in den wirren Fragen, die Sie alle haben, ist nur dieses eine: Dass Sie heute sagen können, ich habe es wieder erkannt. Es wurde bei mir hell an der einen Stelle.
„Er hat mich lieb, er trägt mich, er vergibt mir, er tröstet mich und er lässt mich nie mehr los, dieser gute Hirte.“ Und jetzt will ich seine Hand fassen.
Von diesem Mann wird erzählt: „Er zog aber seine Straße fröhlich.“
Ich wollte, dass heute hier, unsere 350 oder wie viele wir sind, man von uns auch sagen kann: Ein Einschnitt – heute von heute an zog er seine Straße fröhlich, obwohl das ins Ungewisse ging.
Es gibt nichts Ungewisses mehr, wenn man die Hand dieses Herrn gefasst hat und weiß: Er hat Gedanken des Friedens mit mir und nicht des Leides. Es muss alles gut werden, weil er mich führt. Amen.
Schlussgebet und Segenswunsch
Wir wollen beten. Herr, wir stellen uns jetzt unter deine Führung und Leitung – mit all dem Ungeklärten, Rätselhaften und auch dem vielen, was uns oft bedrücken mag. Du hast es hell gemacht, wo bei uns nur Dunkelheit ist.
Wir haben deine Stimme gehört, die uns zuspricht, dass wir ganz im Frieden sein dürfen, weil du uns von allen Seiten umgibst und schützt. Deine mächtige Hand bewahrt uns. So wissen wir, dass du alles gut machen wirst, auch dort, wo wir nicht weitersehen und alles noch verborgen erscheint.
Gib uns einen Blick für die Menschen um uns herum, denen wir dieses Zeugnis schulden. Lass uns ihnen mit einfachen Worten bestätigen, dass auch sie unter deinem Schutz stehen dürfen und ihr ganzes Leben in deine starke Hand legen können.
Wir bitten dich heute ganz besonders für diejenigen, die in unserer Mitte angefochten, schwermütig, enttäuscht oder traurig sind. Dein Wort kann sie aufrichten und fröhlich machen.
Herr, wir wollen nicht viele Worte machen, sondern Menschen eine Begegnung mit dir schenken, damit sie an dich glauben und dadurch getröstet werden. Segne alle Worte, die wir sprechen, alle Dienste, die geschehen, und alle Besuche, die wir machen.
Wir danken dir, dass du durch uns hindurch Menschen in dieser Welt Gewissheit schenkst. So legen wir auch all das in deine Hand, was uns in der kommenden Woche aufgetragen ist. Wir wollen es in deinem Namen beginnen, dir zur Ehre. Schenke du das Vollbringen.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Nun wollen wir um den Segen Gottes bitten:
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.