Herr, du möchtest uns immer wieder verändern. Unser Leben möchtest du mit deiner Gegenwart ganz erhellen.
Wir möchten dich heute Abend bitten, dass wir nicht bloß über dich reden, sondern dass dein Wort unser Wesen völlig verändern kann. Du sollst aus unserem Leben etwas machen, das bleibend zu deinem Lob ist.
Wir wollen dich auch immer wieder bitten, diese Geburtstage zu segnen. Segne diese Lebensabschnitte und mache sie reich.
Wir danken dir, dass wir immer wieder von dir beschenkt werden und spüren, wie du uns in allem reich machst. Amen.
Die Zuversicht des Paulus in schweren Zeiten
Nun kommen wir zu Philipper 1,19. Es ist doch gut, dass mir das Skript gefunden wurde. Ich werde mich auch weiterhin freuen. Dieser Abschnitt ist bei mir noch eingefügt, denn ich weiß, dass mir dies zum Heil gereichen wird durch euer Gebet und durch den Beistand des Geistes Jesu Christi.
Ich warte und hoffe sehnlich, dass ich in keinem Punkt zu Schanden werde, sondern dass Christus frei und offen verherrlicht werde an meinem Leib – sei es durch Leben oder durch Tod. Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.
Wenn ich aber weiterleben soll im Fleisch, dient mir das dazu, mehr Frucht zu bringen. So weiß ich nicht, was ich wählen soll, denn beides fällt mir schwer.
Ich habe Lust, aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein, was viel besser wäre. Doch es ist nötiger, im Fleisch zu bleiben um eures Willens.
In solcher Zuversicht weiß ich, dass ich bleiben und bei euch allen sein werde, euch zur Förderung und zur Freude im Glauben, damit euer Rühmen in Christus Jesus größer werde durch mich, wenn ich wieder zu euch komme.
Ein Leben, das das Evangelium widerspiegelt
Wandelt nur würdig des Evangeliums Christi, damit, ob ich komme und euch sehe oder abwesend von euch höre, ihr in einem Geist stets und einmütig mit uns kämpft für den Glauben des Evangeliums. Lasst euch in keinem Stück erschrecken von den Widersachern, was ihnen ein Anzeichen der Verdammnis ist, euch aber der Seligkeit und das von Gott. Denn euch ist es gegeben, um Christi willen nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch seinen Willen zu leiden. Habt jedoch denselben Kampf, den ihr an mir gesehen habt und nun von mir hört.
Es ist uns ja immer wieder wichtig, anderen Menschen auch das weiterzugeben, was wir im Glauben gefunden haben. Man nennt das Mission oder Evangelisation. Aber die meisten Leute missverstehen das und denken, es sei allein durch ein Brasseln der Worte möglich. Sie meinen, man könne andere überwältigen, indem man sie mit Reden und noch mehr Reden oder gar mit Papier eindeckt.
Paulus spricht in dem ganzen Abschnitt von einem missionarischen Lebensstil. Oder wir können auch sagen, dass ein ganzes Lebensverhalten, unser Tun, andere zu Jesus führt. Wie macht man das? Indem andere durch unser Leben angelockt werden und unser Leben ein Zeugnis für Jesus gibt.
Wir wollen das ganz deutlich sagen: Ohne Worte geht es nicht. Wir müssen den Leuten immer wieder etwas von Jesus erzählen. Man kann nicht stumm ein Zeugnis von Jesus geben, das ist klar.
Noch etwas anderes ist wichtiger als eine Vorbemerkung: Wir müssen auch aufpassen, dass wir den Leuten nichts vorspielen. Denn es ist ganz wichtig, dass wir den Leuten immer sagen: Guckt nicht auf uns! Wir machen so viele Fehler, und an uns stoßt ihr euch. Wir sind in vielem fehlerhaft, darum ist es auch wichtig, dass wir reden.
Missionarisch leben in schweren Lebensabschnitten
Aber jetzt gibt es ganz interessante Möglichkeiten, die wir nutzen können, damit andere wirklich zu Jesus eingeladen werden. Wir hatten schon beim letzten Mal etwas beobachtet. Es beginnt eigentlich schon in Vers 12, wo Paulus erzählt, dass er sein Leben ständig darauf hin überprüft, ob es etwas für Jesus bewirkt.
Dabei entsteht die Idee, dass auch schwere Lebensabschnitte besonders gutes Zeugnis für Jesus geben können. Die Gefangenschaft ist nützlich, weil Paulus dadurch Menschen erreicht, die er sonst gar nicht erreichen würde. Ihm ist jetzt wichtig, dass er in dieser Gefängniszeit etwas von der Liebe Jesu weitergeben kann.
Was mich immer wieder beeindruckt, ist, dass Paulus nicht in großen Zahlen denkt. Das ist ein ganz gefährlicher Irrtum. Er denkt nicht an eine große Menge von Menschen, die er erreicht. Er sagt, diese Monate, die sehr schwer sind – wahrscheinlich war er im Gefängnis in Rom – sind wichtig, weil er an diesem Ort etwas von der Liebe Jesu weitergeben kann.
So muss man missionarisch leben: Schwierige Lebensumstände daraufhin prüfen, ob sie nicht einen Nutzen in Gottes großer Regieplanung haben. Ganz ähnlich sagt er in Vers 19: Er ist überzeugt, dass diese schwere Haftzeit, die er durchlebt, dazu dient, dass Christus auf jede mögliche Weise verkündigt wird.
Man hätte ja auch denken können, dass dies für viele abschreckend ist. Paulus sagt jedoch: Nein, ich bin überzeugt, dass daraus viel Segen entsteht. Zunächst ist es wichtig, dass Paulus selbst in dieser dunklen Haftzeit Christus verkünden kann und mit seinem Leben die Freude weitergibt.
Er bittet deshalb um Gebet und Fürbitte. An dieser Stelle sollten wir daran erinnert werden, dass wir Menschen brauchen, die für uns beten. Denn allein schaffen wir das nicht. Gott erhört Gebet. Wenn jetzt wirklich solche schwierigen Belastungen auf Einzelne zukommen, sollten wir einen Kreis bilden und sagen: Wir wollen für dich beten, damit aus dieser schweren Zeit ein großer Segen hervorgeht.
Paulus sagt: Ich weiß, dass mir dies zum Heil ausgehen wird.
Die Kraft des Heiligen Geistes in Leid und Prüfung
Manche Bibelausleger meinen, Paulus hätte hier daran gedacht, dass sein Prozess gut ausgeht, und er meint dies mit „heil“. Ich bin anderer Meinung, auch aufgrund dessen, was Paulus später sagt.
Ich bin überzeugt, dass Paulus meint: Mir ist es so wichtig, dass diese schwere Haftzeit für mich heil wird. Betet dafür! So wie wir beten sollen, wenn Menschen krank sind – jedoch nicht nur, dass sie gesund werden, sondern dass diese Zeit zum Heil wird.
Es sind schwere Zeiten. Wir wollen dafür beten, dass eine Trauerzeit, eine verkrachte Prüfung oder was auch immer es ist, zum Heil wird. Dafür betet! Ich weiß, dass mir dies zum Heil ausgehen wird – durch euer Gebet und durch den Beistand des Geistes Jesu Christi.
Das hat Jesus gekonnt, und er möchte es auch bei uns tun, indem er uns seinen Geist gibt. Die Bibel spricht viel vom Heiligen Geist, aber erstaunlicherweise nicht davon, dass der Heilige Geist uns alles extrem schnell verstehen lässt. Vielmehr befähigt uns der Geist Gottes, mit den widrigen Umständen in unserem Leben so umzugehen, dass sie uns zum Heil werden.
Der Geist hilft uns, die unangenehmen Dinge zu lieben und die Menschen zu akzeptieren, die uns auf die Nerven fallen. Wir können dann sagen: Es ist ein Segen für mich.
Nehmt die widrigen Umstände, das Unangenehme und das Ärgerliche in eurem Leben und bittet, dass der Geist Gottes so an euch wirkt, dass es zum Segen für euch wird. Das meint Paulus, wenn er sagt: Betet doch dafür!
Wir sollten nicht immer nur bitten: Herr, nimm mir die unangenehmen Dinge weg. Sondern: Hilf mir, dass ich sie als Segen in meinem Leben erfahre. Denn genau das meint Jesus auch, wenn er vom Kreuz spricht – dass das Kreuz uns zum Segen wird.
Wie heißt es in einem Lied? Das Liebekreuz. Das ist ja so blöd: das Liebekreuz. Kommt das Liebekreuz herein. Ich finde es nicht sehr lieb, ich finde es immer sehr böse, wenn ein Kreuz uns trifft. Aber durch Jesus wird es zum Liebeskreuz.
Zuerst wirkt der Geist Gottes an mir. Jetzt denke ich an viele von Ihnen, die mit Nöten belastet sind. Hier steht: Ich weiß, dass mir dies zum Heil ausgehen wird. Paulus ist für uns ein wichtiger Zeuge, weil er gerade in einem Prozess auf Leben und Tod steht und sagt: Das muss doch in meinem Leben heil sein.
Diese Stellen sind mir so wichtig, weil viele nicht verstehen oder glauben wollen, dass beim Paulus nicht nur die wunderbaren Gebetserhörungen, Zeichen des Geistes Gottes sind – oder die Heilung.
Es ist interessant, dass Paulus den Geist Gottes gerade dadurch erfährt, dass er zum Unangenehmen Ja sagen kann und die beschwerlichen Dinge liebt. Das kann ich von Natur aus nicht. Von Natur aus liebe ich nur das Schöne.
Und dazu befähigt uns der Geist Gottes. Betet und lasst den Geist Gottes wirken!
Christus verherrlicht im Leben und Sterben
Und dann sagt er, es soll jetzt in allen Stücken Christus verherrlicht werden. Was meint er damit, wenn er sagt, Christus soll verherrlicht werden? Es bedeutet, dass Christus in seinem Leben groß werden soll. Es soll wirklich sichtbar werden, wie er von Christus lebt und sich von ihm beschenken lässt. Das soll jeder merken können.
Paulus hat nie gemeint, er könne den Menschen einen perfekten Lebenslauf vorspielen. Das ist immer dumm. Und wenn alle ihr Hab und Gut großzügig den Armen schenken, weiß ich nicht, ob das automatisch ein Zeugnis wird. Es gibt so manches Verkrampfte, das wir den Menschen demonstrieren wollen. Paulus sagt: Christus soll an mir verherrlicht werden.
Wenn die Leute sehen, wie ich die widrigen Dinge in meinem Leben aus der Hand Jesu nehme, wenn sie merken, wie ich glücklich und dankbar bin und wie ich mich auch rüsten kann, selbst für ein nahes Todesurteil, dann ist das doch ein Zeugnis. Stellen Sie sich vor, wenn wir in einer ähnlichen Lage, etwa in einer Krankheitszeit, so sprechen und sagen: „Wenn nur Christus verherrlicht wird, ich möchte ihm doch keine Schande machen.“ Wie wirkt das auf die Mitpatienten in unserem Zimmer?
Wir erleben ja manchmal, dass da einer fromme Sprüche erzählt, die Losung vorne und hinten hat, aber seine Mitpatienten im Zimmer drangsaliert und unter Druck setzt. Nein, Herr, ich möchte doch, dass das wirklich für dich auch sichtbar wird und für die anderen Menschen. Dann wird wirklich empfunden, was ich von dir bekomme, dass Christus verherrlicht werde an meinem Leben, an meinem Leib – sei es durch Leben oder Tod.
Dass man Jesus durch den Tod preisen kann, das ist ein Märtyrerleben. Man kann wirklich sagen: Es geht nicht um mich. Wie gesagt, Sie brauchen sich nicht zu verkrampfen, sondern der Geist Gottes will uns dazu umformen. Und dass das frei und offen sichtbar wird in unserem Leben, das meint er hier ganz einfach und unkompliziert. Jeder kann das sehen.
Ich habe immer noch Sorge, Sie meinen vielleicht, das sei etwas ganz Besonderes. Nein, es sollte doch einfach so sein, dass unser natürliches Leben – unser Essen und Trinken, unser Umgang mit Geld, unser Leben in der Arbeit, unser Familienleben, wie wir Kinder erziehen oder wie wir Feste feiern – für andere etwas wird, an dem sie sehen: So lebt er wirklich mit Christus.
Also gerade keinen gestelzten Lebensstil, aber wie geht er mit dem Unangenehmen in seinem Leben um? Vielleicht interessiert das die Leute. Hier ist ein Stück missionarischer Lebensstil von uns gefordert, und den lebt Paulus sehr eindrücklich. Sein Leben ist von Jesus in Beschlag genommen und macht sichtbar, was Jesus ihm geschenkt hat.
Leben und Sterben als Gewinn in Christus
Und in Vers 21 sagt er es dann noch einmal deutlich: Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.
Ich habe kaum noch das Lied „Christus, der ist mein Leben“ an einem Grabmeer gelesen, weil es einfach auf die meisten Sterbenden gar nicht passt. Es ist ein wunderbares Lied: „Christus, der ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn.“ Für die meisten Menschen ist Sterben natürlich ein schreckliches Erlebnis, ein furchtbarer Einschnitt. Was soll das auch? Sie haben ja nie mehr gehabt als das irdische Leben.
Darum sagt Paulus: Für mich ist das ganze Leben von Christus bestimmt. Jeder Tag ist nur dort, wo Christus mich führt, wo er mich braucht. Deshalb hat er sich auch in seiner Gefängniszeit nicht aufgelehnt oder aufbegehrt. Da bewundere ich Paulus am meisten – dass er so in Christus ruht.
Wir sind ja empfindlich bei jeder Ehrverletzung, wir sind gekränkt, wenn uns andere Rechte wegnehmen. Paulus kann alles ganz geduldig ertragen, weil er weiß: Christus führt mich, Christus macht es recht. Christus sitzt im Regiment, er zürnt nicht über die Römer oder das ungerechte System, sondern ist ganz ruhig.
Da muss man ganz neu lernen, dass Christus wieder mein Leben ist und meine Gedanken bestimmt. Ich muss mich wirklich ihm in die Hände geben und mich ihm ausliefern. Das Leben ist von Christus bestimmt und für Christus gelebt, nicht für sich selbst.
Was ich nun lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben hat. So lebe nicht nun ich, sondern Christus lebt in mir. Das war für Paulus so wichtig, dass er auch in der entscheidenden Stunde nicht mit Druck seinen Willen durchsetzen wollte, sondern sehr ruhig bleiben konnte.
Ich hoffe, dass heute irgendwo für uns mal etwas sichtbar wird, wie schwer dieser Kampf ist. Dann muss man auch fragen: Ist wirklich Jesus mein Herr, sodass ich hier so gelassen wie Paulus sagen kann: Christus ist mein Leben?
Es wäre auch falsch, ich wollte vorher ein missionarisches Zeugnis geben, wenn ich das nicht mit dem Leben in gleicher Ruhe und Gelassenheit bestätigen könnte. Im Hebräerbrief wird von Gemeindegliedern berichtet, die den Raub ihrer Güter mit Freuden erduldet haben. Das ist doch unheimlich – wenn einem alles geklaut wird und man sagt: Wir haben das um Jesu Willen getragen. Christus ist mein Leben, er lebt für ihn und sieht darin auch ein wichtiges Zeugnis für die Mitmenschen.
Also ist es nicht so, dass wir den Mund halten sollen, aber ganz wichtig ist, dass es durch unsere Lebensexistenz bewiesen wird, dass Christus wirklich Herr unseres Lebens ist.
Sterben ist mein Gewinn. Das ist jetzt die schwierige Zeile, weil Sterben ja schwer ist. Machen wir uns nichts vor: Sterben ist sehr, sehr schwer. Wenn Sie irgendwo Sterben erleben, wird es immer auch beim alten Menschen ein schwerer Schritt sein.
Und das Wunder geschieht, dass durch Jesus das Sterben seiner Schrecken beraubt wird. Ich hatte jetzt am Donnerstag und Freitag in Deizisau evangelistische Vorträge. Das war so schön. Dort ist ein Hauskreis mit einem Direktor von Daimler-Benz, Herrn Buchholz, der das sehr treu macht. Die Kirchengemeinde hatte überhaupt keinen Anteil daran, aber dieser Hauskreis wollte etwas machen. Es war richtig schön, der ganze Saal im Gemeindehaus war voll mit Menschen.
Das hat mich so richtig gefreut, wenn man einem Hauskreis so eine Hilfe geben kann. Da war es mir interessant, dass von den vielen Dingen, die ich am Abend über ein einfaches Thema des Glaubens sagte, nachher die Leute sagten: Das war uns am eindrücklichsten: Wer an Jesus glaubt, schmeckt den Tod nicht mehr.
Wahrscheinlich gibt es viel mehr Todesangst, als wir denken. Und das hat uns Jesus so versprochen: Wer mit Jesus verbunden ist, der spürt die Schrecken des Todes nicht mehr. Wir haben das auch so oft schon erlebt bei Schwerkranken. Oft ist es für die Außenstehenden noch viel schwerer zu sehen, wie die Nöte des zerbrechenden Leibes sind. Manchmal hört man es noch von Kranken, dass sie sagen: Wir wissen gar nicht, wir haben gar keine Schmerzen. Die anderen dachten, es muss doch furchtbar sein.
Dass man den Tod nicht schmeckt, sondern vom Leben hier gleich ins andere Leben drüben eingehen darf – das ist eine so wunderbare Sache. Das Sterben ist ganz bestimmt für den, der in Jesus stirbt, kein Verlust, sondern Reichtum. Denn es führt aus der begrenzten Lebenskraft hier in die Fülle hinein, in die erlöste neue Leiblichkeit.
Für die Zurückbleibenden ist es immer traurig, aber für den, der stirbt – für uns – ist es immer eine Beförderung und eine Ehrensache, wenn uns der Herr holt und in der Ewigkeit gebraucht.
Wir sollten auch viel konkreter leben, dass wir den Tod nicht fürchten. Es gibt so schöne Ewigkeitslieder, die man auch schon in der Lebensfülle singen kann: „Wenn dann zuletzt ich angelangt bin im schönen Paradies, vom Jubelklang und von der Vollendung.“ Wie wird uns sein, wenn wir nach dem schweren Kampf einziehen? Das ist das schöne Lied von Philipp Spitta in der Herrlichkeit.
Sterben ist Gewinn. Und wenn Paulus jetzt gefragt wird: „Was willst du?“ antwortet er, dass er nur nach der Frage entscheidet, wo Gott ihn nötiger braucht – hier oder dort. Wieder ist die Entscheidung nicht durch seine eigene Wunschwelt bestimmt, sondern nur durch das, was mehr Frucht bringt.
Er sagt: Wenn ich unter euch noch etwas wirken kann, bleibe ich gern noch da. Aber wenn der Herr mich zum Martyrium bestimmt hat, dann darf er mich holen. Das ganze Leben ist wirklich nur dem Herrn ausgeliefert, damit etwas für die Sache Jesu herauskommt.
Es setzt ihm beides hart zu – nicht wegen der Gefühle. Das ist auch immer noch unser alter Unglaube, mit dem wir zu kämpfen haben. Denn wir leben immer noch vom sichtbaren Leben. Es ist uns unheimlich, in welche Tiefen wir fallen.
Da dürfen wir wissen: Das ist nicht der entscheidende Punkt, sondern die Frage: Wo braucht mich Gott?
Und das ist so wichtig: Er braucht auch die alten Menschen. Solange uns der Herr in dieser Welt lässt, hat er Aufgaben für uns, wo wir Frucht bringen können. Keiner ist überzählig oder unwichtig.
Die Entscheidung zwischen Leben und Tod im Dienst für andere
Vers 24
Es ist nötiger, im Fleisch zu bleiben, um euretwillen. Wenn ich da noch dienen kann, bin ich gerne da. Aber er hat Lust, aus der Welt zu scheiden. Das ist etwas anderes als die Schwermutsgedanken, die uns zum Selbstmord verführen. Das meint er nicht. Er flieht nicht, sondern wenn der Herr ihn heimholt, wäre das schön.
Wir wollen das immer wieder für uns bedenken, besonders wenn wir jemanden zum Sterben begleiten. Dann können wir ihm das sagen. Wie herrlich ist es, heimzugehen! Gerade diese Worte sollen wir uns merken: „Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein.“ Dazu passen auch die wunderschönen Liedverse, die hier im Gesangbuch stehen, vom Heimkommen und von der Vollendung unseres Lebens.
Wenn er da bleibt, dann sucht er das nicht um seines Willen, sondern, wie Vers 25 sagt, zur Förderung und zur Freude im Glauben. Er will noch einmal Impulse weitergeben, andere aufrichten, sie ermutigen und stärken. Christus soll groß werden, wenn er wiederkommt, so heißt es in Vers 26.
Gemeinschaft und Einmütigkeit im Glaubenskampf
Und nun, wenn wir den Abschnitt ab Vers 27 betrachten, schreibt der Apostel noch einmal, dass wir würdig des Evangeliums Christi wandeln sollen. Es heißt dort: „Würdig“ – gibt es dafür vielleicht eine andere Übersetzung? Wie steht es in Vers 27 genau? Überall steht „würdig“. Haben Sie eine andere Variante?
Zum Beispiel übersetzt Prunz: „Wie es sich für das Evangelium gehört.“ Das ist auch eine schöne Übersetzung. Statt „würdig“ heißt es dann: „Wie es sich für das Evangelium gehört, passt euch dem doch an.“ Wenn ihr schon so ein großes Freudenevangelium vertritt, dann lebt auch ihr in eurer Gemeinde so, wie es dem Evangelium entspricht.
Und was meinen wir mit „dass wir eines Geistes sind“? Das Tragische ist, dass gerade die Botschaft vom Heiligen Geist die Menschen oft sehr entzweit. Haben Sie das schon einmal beobachtet? Je mehr vom Heiligen Geist gesprochen wird, desto mehr trennt es die Menschen. Ganz ähnlich ist es mit der Taufe. Schneiden Sie diese Frage unter Christen nie ohne Not an. Jeder ist sich seiner Meinung so sicher. Und dann geht es gleich los, dass alle anderen Meinungen natürlich nichts gelten.
Deshalb gibt es Themen, die alles zertrennen. Wir sollten wieder danach suchen, in einem Geist zusammen dem Herrn zu dienen, einmütig und einträchtig gesinnt zu sein. Das ist der Geist Jesu, der uns auch demütig macht.
Es ist gerade schlimm, wenn das Reden vom Heiligen Geist uns hochmütig macht und stolz, indem wir auf andere herabblicken und sagen: „Das hast du ja gar nicht erfahren, wie ich es habe.“ Der Geist aber soll uns gerade zusammenbinden, uns zum anderen hinführen. Wir sollen sagen: Wir alle gehören zusammen, auch wenn wir oft ganz verschiedene Erkenntnisse haben.
Aber wir wollen miteinander dem Herrn dienen, unter dem Herrn stehen, sein Evangelium weitertragen und für den Glauben kämpfen.
Der geistliche Kampf und die Standhaftigkeit im Glauben
In der Bibel finden sich viele Kampfworte, auch heute noch in der Losung. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass es ein Kampf ist, bei dem wir dem Teufel Land abringen. Es geht nie anders als durch eine harte Auseinandersetzung mit den dunklen Finsternismächten.
Das spüren Sie. Auch wenn in Ihrem Glaubensleben manchmal dunkle Schatten Sie bedrücken, brauchen Sie sich nicht zu wundern. Wenn Sie mit Versuchungen ringen, wissen Sie, wie hart dieser Kampf ist. Es wäre leichter, wenn wir gegen Messerstecher kämpfen müssten, die in der Ecke auf der Straße stehen. Aber die Kämpfe, die mit den dunklen Mächten geführt werden, sind noch viel schwieriger als alle Auseinandersetzungen mit Tyrannen und Terroristen dieser Welt.
Diese sind zwar schwer, aber typisch. Das erleben Sie auch, wenn Menschen von Zweifeln geplagt sind oder wenn andere vom Glauben abfallen. Wir wollen kämpfen. Der Kampf wird nicht mit Gewalt geführt, sondern mit Gebet und der Reinigung unseres Lebens.
Wir können nur in diesem Kampf richtig stehen, wenn wir uns selbst von allen sündigen Einflüssen freimachen. Der Teufel hat das Spiel leicht gewonnen, wenn er uns schon bestimmen kann und wir uns nicht ständig reinigen. In der Vergebung Jesu sind wir wieder hineingefallen und hineingerutscht in seine Abhängigkeit.
Kämpft für den Glauben des Evangeliums und lasst euch von den Widersachern in keinem Punkt erschrecken. Widerspruch und Feindschaft gehören dazu. Früher haben wir gesagt, das ist wie in Wirtschaften, wo man draußen ein Schild zum Grünen Kranz oder zur Linde aufhängt. Was man bei Christen aufhängen kann, ist der Widerspruch und die Feindschaft.
Wo Hass gegen das Evangelium herrscht, ist das immer auch ein Zeichen dafür, dass dort etwas dran sein muss. Es ist fast unvermeidbar, dass es oft Feindschaft in unerklärlicher Weise gibt. Wenn sie daran lügen, macht das gar nichts aus. Die Widersacher sind ein Anzeichen zur Verdammnis, euch aber zur Seligkeit – und das von Gott.
Standhalten trotz Widerständen und Verfolgung
Paulus hat damals in Philippi den großen Widerständen völlig willig standgehalten. Er hat es ja selbst erlebt, weil er dort im Gefängnis war. Während seiner Haft kam das Erdbeben, das die Türen öffnete. Der Kerkermeister, der ihn dort in Philippi ausgepeitscht hatte, erlebte das ebenfalls. Diese Auspeitschung war eine schwere Folter, die Paulus erleiden musste. Offenbar setzte sich dieser Widerstand in Philippi fort. Paulus sagt deshalb, dass man diesen Widerspruch ertragen muss.
Es war interessant, mit Herrn Buchholz zu sprechen, den ich in Deutzisau getroffen habe. Er war sechs Jahre lang Vorstand von Daimler-Benz in Großbritannien. Ich fragte ihn, wie er das geschafft hat, als Christ in der Wirtschaft zu bestehen, denn das ist ja nicht immer einfach. Er erzählte, dass es im Verkauf oft schwierig war, besonders wenn es darum ging, abends die Gäste zu betreuen. Man weiß ja, dass man bei großen Verkaufsfirmen oft mit ausländischen Gästen in Nachtlokale gehen muss.
Herr Buchholz sagte, bei ihm wussten alle, dass ab sechs Uhr abends nichts mehr läuft. Er war nicht dafür da, und mit ihm konnte man das nicht machen. Wie die Firma das akzeptiert hat, fragte ich, denn in so einer Position ist das sicher nicht leicht. Er antwortete, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die anderen merken, dass man ein „komischer Kauz“ ist. Aber daran kommt ein Christ wohl nie vorbei. Wahrscheinlich muss man irgendwann klar sagen: „Schluss, mit mir nicht, an der Stelle nicht, ich kann nicht.“
Man sollte deshalb nicht unnötig eigensinnig sein, aber wo es um Gehorsam und das Evangelium geht, wollen wir einen klaren Weg gehen. Unsere jungen Leute haben es nicht leicht. Es berührt mich oft, wenn ich bei unserem Jugendbibelkreis erlebe, wie einer noch in Uniform kommt und nachts wieder wegfährt, weil er morgen früh um sechs Uhr in der Kaserne sein muss. Er sagt, er braucht Gemeinschaft, weil er so allein steht.
Das zeigt, was für eine Herausforderung es für unsere jungen Leute ist, wenn sie in einer Umgebung leben, in der sie nicht einmal beten oder die Bibel lesen können. Wo sie keinen Raum haben, um ungestört zu sein. Widerspruch muss man früh lernen auszuhalten. Wer das nicht ertragen kann oder will, kann auch kein Zeuge für Jesus sein.
Ich werde diesen Gegenwind immer erleben und erfahren. Das kann schon in der Familie beginnen. Wir sollten prüfen, ob es wichtige Punkte sind, um die es geht. Es können ja auch eigensinnige Punkte von uns sein – das meinen wir nicht. Aber der Widerspruch gehört dazu.
Leiden um Christi willen als Privileg
Einige von Ihnen haben am 15. Januar diese ärgerliche Orientierungssendung gehört. Sie ist wirklich unerhört, weil sie voller Lügen steckt. Es ist richtig, dass man noch einmal an den Intendanten Bausch appelliert hat, wie weit die Hetze gegen die Evangelikalen eigentlich gehen soll.
Normalerweise erträgt man solche Sendungen, besonders diese. Wir wollen deshalb nicht wehleidig sein, aber es irritiert viele Menschen, wenn ständig gesagt wird, die Evangelikalen wollten die Kirche spalten. Außerdem wird behauptet, sie würden nur mit fremdem Geld ihr Imperium aufbauen – und vieles mehr.
Doch der Widerspruch gehört dazu. Sie müssen wissen, dass Sie sich nicht irritieren lassen dürfen. Wir wollen uns auch sorgfältig prüfen, denn gerade die Angriffe helfen uns immer wieder, keine unnötige Schande zu verursachen.
Ihnen ist es gegeben, um Christi willen nicht nur an ihn zu glauben, sondern auch, um seinen Willen zu leiden. Leiden ist ein Privileg, ein Vorrecht. Es ist immer so, dass nicht alle um Jesu Willen leiden. Deshalb sollten wir besonders auch dieses Leiden mittragen.
Das gilt vor allem für die jungen Bundeswehrsoldaten. Das ist sehr wichtig, denn was das für junge Menschen bedeutet, ist nicht zu unterschätzen. Ich habe großen Respekt, wenn einer unserer jungen Leute in der Kaserne in Ludwigsburg einen Zettel aufhängt mit der Aufschrift: „Suche junge Christen zum Bibellesen“, mit Namen und Zimmernummer. Sie wissen, dass sie das durchstehen müssen, und anders geht es nicht. Sonst würden sie in dunkle Dinge hineingezogen werden, und das wollen sie nicht.
Das Leiden ist immer wieder bewegend für uns, wenn wir erfahren, wie Christen leiden. Wir haben gehört, dass Christen in Nepal in großer Zahl verhaftet wurden. Äthiopien bewegt uns immer wieder. In Malaysia ist jetzt ein Christ nach einem Jahr ohne Prozess freigekommen, der erschütternd misshandelt wurde.
Es ist erstaunlich, wie feindselig hier der Islam wird. Ein ausführlicher Bericht ist bei mir angekommen, in dem erzählt wird, wie ein Christ verhöhnt wurde. Er musste sich so aufstellen, die Hände hochhalten und das Kreuz nachahmen, während man ihn verspottete. Warum erfüllt das Menschen so sehr?
Wir sollten daran denken, wie schwer das manchmal für diejenigen ist, die um Jesu willen leiden müssen. Denn es war immer so, dass man sich selbst nicht so klar sieht und sich fragt: Habe ich vielleicht eine Dummheit gemacht oder eine Torheit?
Wir sollten auch das auf uns nehmen, wenn wir einmal widerstehen und Nein sagen. Gerade unsere Schüler sagen manchmal schon sehr kluge Dinge zu ihren Religionslehrern, wenn es um Bibelkritik oder Kritik an der Person Jesu geht. Das sollten wir uns von Anfang an angewöhnen: Wir sagen, da will ich nichts damit zu tun haben, da will ich nicht dabei sein.
Dann wollen wir auch gerne ertragen, wenn negativ über uns gesprochen wird. Ihr habt denselben Kampf, den ihr an mir gesehen habt und nun von mir hört. Ihr müsst auch in eurer Welt das einüben, was für mich so schwierig ist, dort im Gefängnis: Ja zu sagen, um Christi willen.
Das ist das missionarische Zeugnis. Man kann sich das nicht aussuchen. Das missionarische Zeugnis wird nicht mit großen Reden gegeben, sondern mit dem geduldigen Annehmen des schweren Lebensweges, den der Herr einem schickt. Sagt Ja zu Gottes Wegen, nehmt sie an und lebt sie. Das hat eine weite Ausstrahlung.
Die meisten Menschen sind zum Glauben gekommen durch das Erlebnis schwerer Lebenssituationen, nicht durch große Wunder. Das hat uns immer am meisten beeindruckt, wenn wir es bei Leidenden erfahren haben oder von anderen Menschen gehört haben, die um Jesu willen Schweres auf sich genommen haben.
Darum ist es so wichtig, das auch sichtbar zu machen. Erst recht, wenn wir keine Schwierigkeiten haben, dürfen wir uns freuen. Vielleicht kommen sie auch schnell. Vielleicht haben wir sie gar nicht erkannt und waren zu feige, mutig darauf zuzugehen.
Wir sind oft zurückgewichen aus Feigheit und haben den Mund nicht aufgemacht, weil wir wussten, dass Widerspruch kommen würde. Wir sind nicht erschrocken. Dass die Verkündigung immer im Widerspruch geschieht, ist kein Wunder.
Das war heute wichtig, dass wir uns das für ein missionarisches Gemeindeleben klar machen.
Jetzt singen wir noch das Lied „Denn die Nacht wird kommen“, Nummer 283.
