Dämonen in der Silvesternacht
Die Silvesternacht ist für viele Menschen eine Zeit voller Feierlichkeiten, aber auch voller Aberglauben und mystischer Vorstellungen. In verschiedenen Kulturen und Traditionen wird diese Nacht mit besonderen Ritualen begangen, die oft den Glauben an übernatürliche Wesen wie Dämonen einschließen.
Es heißt, dass in der Silvesternacht die Grenzen zwischen der realen Welt und der Geisterwelt besonders dünn sind. Deshalb glauben manche, dass Dämonen und böse Geister in dieser Zeit besonders aktiv sind. Sie könnten versuchen, Unheil zu bringen oder Menschen zu beeinflussen. Aus diesem Grund werden in vielen Regionen Schutzrituale durchgeführt, um sich vor solchen Mächten zu schützen.
Einige dieser Rituale beinhalten das Abbrennen von Feuerwerkskörpern, die laut knallen und Licht verbreiten sollen, um die bösen Geister zu vertreiben. Andere Menschen tragen spezielle Amulette oder sprechen Gebete, um Schutz zu erbitten. Auch das gemeinsame Feiern und das Singen von Liedern können als Abwehrmechanismen gegen negative Einflüsse verstanden werden.
In der Bibel finden sich ebenfalls Hinweise auf den Umgang mit bösen Mächten. So warnt beispielsweise der Apostel Paulus in 1. Korinther 5,3-12 davor, sich mit sündhaftem Verhalten einzulassen, das auch eine Verbindung zu dämonischen Einflüssen haben kann. Er fordert die Gemeinde auf, sich von solchen Dingen zu distanzieren und ein reines Leben zu führen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Vorstellung von Dämonen in der Silvesternacht tief in kulturellen und religiösen Überzeugungen verwurzelt ist. Ob man daran glaubt oder nicht, die Rituale und Bräuche haben oft eine schützende Funktion und helfen den Menschen, sich sicherer zu fühlen, wenn sie das neue Jahr begrüßen.
Begegnung zweier Dämonen in der Silvesternacht
Es ist dreiundzwanzig Uhr fünfundvierzig. Zwei Dämonen – halt, das muss ich erst erklären. Die Bibel sagt, dass es Dämonen gibt, böse Geister unter dem Himmel. Sie sagt uns nicht viel über sie, daher darf ich meiner Fantasie wohl einmal freien Lauf lassen.
Also, zwei Dämonen treffen sich auf einer Großstadtstraße. Niemand sieht sie, interessiert beobachten die beiden den Eingang eines großen, eleganten Restaurants, wo es lebhaft ein- und ausgeht.
Auf einmal schrecken sie zusammen. Irgendwo kracht eine Rakete in die Luft, und gleich darauf wirft lachend ein junger Mann ein Bündel prasselnder Knallfrösche auf das Pflaster.
„Sind wir denn in China?“, fragt der eine Dämon erschrocken. „Dort haben sie in der Neujahrsnacht doch immer ein schreckliches Feuerwerksgetöse gemacht.“
„Ja, das machen die Chinesen, um uns zu vertreiben, haha!“, antwortet der andere. „Als ob man uns mit Feuerwerkskörpern vertreiben könnte. Da müsste schon ein stärkeres Geschütz kommen“, fügt er hinzu.
„Uns vertreibt nur ein einziges – der Name, der Name, den ich nicht aussprechen kann.“
„Aber warum wollen diese westeuropäischen Leute uns vertreiben? Die glauben doch nicht einmal, dass wir existieren! Warum in aller Welt machen die Narren Sonnenfeuerwerk?“
Das Läuten der Glocken und die Macht des Namens
In diesem Augenblick beginnen die Glocken der nahen Kirche zu läuten und rufen zum nächtlichen Gottesdienst. Vor der Kirche hat sich ein Posaunenchor aufgestellt. In das Glockenläuten mischen sich nun die Klänge des Chorals: „Nun lasst uns gehen und treten mit Singen und mit Beten zum Herrn.“
Schweigend hören die Dämonen zu. Dann sagt der eine seufzend: „Für diese Menschen gibt es tatsächlich eine Erlösung, für uns nicht. Wir können den Namen nicht aussprechen, von dem es in der Bibel heißt, wer diesen Namen anruft, soll selig werden. Für diese Menschen gibt es tatsächlich eine Erlösung.“
„Haha“, lacht der andere. „Und diese Narren pfeifen darauf. Noch gehören sie uns, und gerade die Silvesternacht ist recht geeignet, sie von dieser Erlösung abzulenken und neu unter unsere Herrschaft zu bringen. Los, los an die Arbeit! Du weißt, was jeder von uns zu tun hat. Du heizt die Sexualität ein, und ich sorge für den Alkoholismus. Sie werden schon nach unserer Pfeife tanzen und in Ewigkeit unerlöste bleiben.“
Silvesterlärm und Dämonenflucht
In diesem Augenblick schlägt die Kirchturmuhr zwölf Uhr. Ein ohrenbetäubender Lärm beginnt: Das Krachen und Schmettern von Tausenden Feuerwerkskörpern ertönt in der ganzen Stadt. Betroffenes Rufen und Schreien mischen sich dazu.
„Das gibt reiche Beute für uns!“, ruft einer der Dämonen. „Los, ans Werk!“ Doch plötzlich ertönt aus der Kirche ein Choral. „Jesus soll die Losung sein, da ein neues Ja erschienen, Jesu Name soll allein.“
Schaudernd und erschrocken fliehen die beiden Dämonen durch die Tür des Restaurants. Gläser klingen, und Geschrei begrüßt sie. Hier sind sie sicher vor dem Namen, der errettet.
Begegnung im Zug und Rückblick auf den Jungmännerkreis
Neues Jahr, neues Leben. Der Zug fährt in die große Bahnhofshalle in Köln ein. Ich lehne mich aus dem Fenster und betrachte das Gewirr und Gewusel auf dem Bahnsteig.
Plötzlich steht lachend ein baumlanger Mensch vor mir. „Pastor Busch!“, ruft er. Dann erkenne ich ihn wieder. Als ganz junger Pfarrer habe ich manche Bibelstunde und viele Vorträge in dem christlichen Verein junger Männer gehalten, dem er als einer der eifrigsten angehörte.
„Fahren Sie auch Richtung Duisburg?“, fragt er. „Dann steige ich bei Ihnen ein.“ Während der Zug weiterfährt, entwickelt sich ein munteres Gespräch. Wir berichten einander von unseren Erlebnissen der vergangenen Jahre.
Dann kommen die alten Freunde zur Sprache. „Was macht denn der lange Willi? Und wie geht es dem Fritz?“ Alle werden sie durchgenommen – die damals zu dem Jungmännerkreis gehörten, in dem sich der Herr Jesus so mächtig bezeugte.
Sie sind jetzt längst Männer in Amt und Würden, Familienväter und gesetzte Leute, soweit sie noch leben.
Erinnerung an Karl und die Silvesternacht der Erlösung
Und nun erzählen Sie mir doch mal vom Karl. Im Geist sehe ich ihn vor mir: den dicken, pummeligen, fröhlichen Burschen, der so schallend unser Schlusslied mitsang: „Geist des Lebens, wehe, wehe, übers weite Totenfeld, weckt die Seelen aus dem Schlafe, die der Tod gebunden hält.“
Wie solcher Tod aussah, das wusste er aus eigener Erfahrung nur zu gut. Es war in einer Silvesternacht. Der Jungmännerkreis hatte eine wundervolle Feierstunde erlebt. Sie hatten gesungen, erzählt und Gottes Wort betrachtet.
Als die Mitternachtstunde schlug und draußen ein blöder Lärm anfing, knieten sie nieder und gelobten sich von neuem unserem herrlichen König Jesus. Nun verließ das junge Volk den Saal – lachend, schwatzend, pfeifend oder in ernsten Gesprächen.
Draußen auf der dunklen Straße blieb der lange Willi plötzlich stehen. „Nanu, ist er tot?“ Die anderen drängten sich herbei. Am Straßenrand lag regungslos eine Gestalt. Einer horchte schon nach ihrem Herzschlag. Lachend richtete er sich auf: „Ach wo, der ist bloß besoffen. Der hat ja auch Silvester gefeiert, aber wie?“
„Kommt, lasst doch das Schwein liegen!“, rief ein Jüngerer angeekelt. Der lange Willi drehte sich um. „Schwein? Für den Jungen ist der Herr Jesus auch gestorben. Den hat Gott auch lieb.“ Schweigen.
Endlich fragte einer: „Was wollen wir denn machen?“ „Wir bringen ihn jetzt nach Hause“, schlug der lange Willi vor, „und morgen früh besuche ich ihn.“ Alle packten mit an. Als der junge betrunkene Mann wieder auf den Beinen stand, gestützt von vielen starken Händen, kam er langsam zu sich. So konnte er Auskunft geben, wo er wohnte. Mühsam brachte man ihn nach Hause.
Am nächsten Mittag schellte es bei dem jungen Burschen an der Haustür. Der lange Willi stand da mit einem Freund. „Wir wollen den Karl besuchen.“ „Ach ja, das tut mal“, seufzte die Mutter. „Aber nicht abholen in die Wirtschaft, der hat für eine Woche genug.“
Karl schaute erschrocken auf, als zwei gesunde junge Männer ihm die Hand schüttelten. Dann saßen sie an seinem Bett. Ich weiß nicht, was sie gesprochen haben, aber in der nächsten Jungmännerstunde war Karl dabei – und von da an war er immer dabei.
So lernte ich ihn auch kennen. Im Wort Gottes ging ihm eine neue, schönere Welt auf. Er fand den Herrn Jesus als seinen Erlöser und Heiland. Die Mutter konnte sich nicht genug verwundern.
Kinder im Gottesdienst und das finstere Tal
Paula hatte daran gedacht. Lachend, schwatzend und lärmend drängten Scharen von Kindern durch die weiten Türen der Kreuzeskirche. Sie brachten den ganzen Lärm der Großstadtstraße mit in die Vorhalle. Doch wenn sie den weiten Raum betraten, der durch die Glasfenster ein gedämpftes Licht erhielt, wurden sie stiller.
Ich stand am Altar. Es war schön zu beobachten, wie sich das Gewühl schnell entwirrte. Jedes Kind gehörte zu einer Gruppe, und jede Gruppe hatte ihren festen Platz. Die eifrigen Helfer und Helferinnen teilten die Liederbücher aus. Machtvoll setzte die Orgel ein, und dann erklang es aus vielen Kinderkehlen:
"Nun lasst uns gehen und treten mit Singen und mit Beten zum Herrn, der unserem Leben bis hierher Kraft gegeben. Wir gehen dahin und wandern von einem Jahr zum anderen."
Ob die Kinder merkten, dass an diesem ersten Sonntag im Jahr 1943 jeder Vers aus dem Neujahrslied von Paul Gerhard ein besonderes Licht bekam? Die Ältesten fühlten es gewiss. Ihre Väter waren draußen im Krieg – in Afrika, Russland, Frankreich, Norwegen oder sonst irgendwo in der Ferne. Die Mütter hatten sorgenvolle Gesichter, weil die Lebensmittel immer knapper wurden. Die ersten Bomben waren auf Essen gefallen.
Durch so viel Angst und Plagen, durch Zittern und durch Zagen, durch Krieg und große Schrecken, die alle Welt bedecken, sangen die Kinder. Wie aktuell war dieses Lied aus dem siebzehnten Jahrhundert!
Die Orgel verklang, der Gesang schwieg. Ich las den 23. Psalm: "Der Herr ist mein Hirte, und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir."
Gespräch mit den Kindern über das finstere Tal
So sollte nun die Gruppenbesprechung beginnen. Die Helfer und Helferinnen schlugen ihr Testament auf und stellten sich vor ihre Kinder. Da drängte es mich, ein kurzes Wort zu sagen: Kinder, was ist denn eigentlich ein dunkles Tal? Was meint David, wenn er vom finsteren Tal spricht?
Einer der großen Jungen meldete sich: „Wenn man sterben muss“, rief er. Ganz recht, der Tod ist ein sehr finsteres Tal. Wohl dem, der dann sagen kann: Du bist bei mir.
„Was für finstere Täler gibt es sonst noch?“ Die Kinder überlegten. Jetzt meldete sich ein kleines Mädchen. Sie trug ein helles Kleidchen, und eine große blaue Schleife schmückte ihr Haar. „Ein finsteres Tal ist, wenn die Flieger Bomben schmeissen und die Sirenen heulen und man dann so schrecklich Angst hat“, sagte sie. Dabei nickte sie ernsthaft.
Mir krampfte sich das Herz zusammen. Ich wusste noch nicht, wie viel Schreckliches auf uns wartete: dass diese Kirche kahl und ausgebrannt dastehen würde, dass die belebten Straßen ringsum schon bald wüste Trümmer sein würden. Aber eine Ahnung des Kommenden lag über uns allen.
„Ja, mein Kind“, wandte ich mich zu dem Mädchen, „das ist ein schrecklich finsteres Tal. Und nun wollen wir miteinander ausmachen: Wenn es kommt, dann sagen wir, du bist bei mir, lieber Heiland, und dann fürchten wir uns gar nicht mehr.“
„Wollt ihr daran denken?“ „Ja!“, riefen die Kinder. Sie alle wollten an das Wort denken: „Ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.“
Es schien ihnen ein gutes Mittel gegen die Furcht zu sein.
Bombenalarm und kindliche Zuversicht
Es war kurz vor Mitternacht an diesem Sonntag, als die Sirenen heulten. Wild und schrecklich zerriss ihr Lärmen die Nachtstille. Ich saß noch in meinem Studierzimmer. Über mir, in den Schlafzimmern, hörte ich plötzlich Trappeln und Laufen. Schnell stand ich auf, um nach meinen Kindern zu sehen.
Da stürmte die Jüngste im Nachthemd schreckensblass die Treppe herunter, ihr Gesicht von Angst verzerrt. Ich fing sie mit meinen Armen auf. „Papa, ich hab so Angst“, stammelte sie. „Aber Renate“, sagte ich, „was haben wir heute Morgen gelernt? ‚Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du, Herr, bist bei mir!‘“
„Ach, Papa“, seufzte sie, während ihr Gesicht ruhig wurde, „das habe ich ja ganz vergessen.“ Natürlich erwiderte ich etwas bitter: „Das machen die Großen genauso. Das Wichtigste vergisst man.“ Dann gingen wir in den Keller, und bald fielen die Bomben.
Am nächsten Morgen schien die Sonne. Unser Haus war verschont geblieben, es war wie im Frieden. Ich saß am Schreibtisch und arbeitete. Da flog plötzlich knallbum die Tür auf. Meine vitale Jüngste kam hereingestürmt. Hinter sich zog sie ein kleines Mädchen, das nicht recht mitgehen wollte.
„Papa“, schrie meine kleine Tochter aufgeregt, „die Paula hat dran gedacht!“ Ich drehte mich um, etwas ärgerlich, ein wenig zerstreut und auch ein bisschen neugierig – eben wie Väter, wenn sie so jäh aus der Gedankenarbeit gerissen werden. „Was ist los mit Paula?“
Natürlich kannte ich Paula. Sie war die innig geliebte Freundin meiner Tochter. Es gab keine Mahlzeit, ohne dass die Ereignisse im Leben der kleinen Paula vorgebracht wurden. Sie war katholisch, aber die kleine Mädchenfreundschaft war so innig, dass Paula einfach in den Kindergottesdienst mitgeschleppt wurde.
Meine Tochter wurde ärgerlich, weil der Vater so langsam schaltete: „Die Paula hat wirklich dran gedacht! Du weißt doch, vom finsteren Tal. Bei ihnen hat’s gebrannt, Brandbomben. Da hat sie dran gedacht.“
Mir ging ein Licht auf. „Erzähl mal, Paula, wie war das?“ Dann kam eine rührende Erzählung, wie die Brandbomben ins Haus fielen. Wie die Männer aufgeregt aus dem Keller stürmten, um zu löschen. Wie die Mutter weinte und voll Angst war.
Da hatte die kleine Paula sich vor die Mutter aufgestellt und vor all den Leuten im Keller aufgesagt: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du, Herr, bist bei mir.“ Da war die Mutter ganz ruhig geworden.
Schlussgedanken zur Kraft des Wortes Gottes
Ich saß wieder still am Schreibtisch. Draußen hörte man die Stimmen der kleinen Mädchen, die fröhlich spielten. Mir aber war ganz feierlich zumute, und dann musste ich ein wenig seufzen: Wie schön könnte unser Leben sein, wenn wir immer dann ein großes Wort Gottes zur Hand hätten, wenn es darauf ankommt.
Dieser Text wurde dem Band „Und trotzdem Weihnachten“ von Wilhelm Busch entnommen. Er ist im Gütersloher Verlagshaus innerhalb der Reihe Quell-Lektüre erschienen und in jeder Buchhandlung zu erhalten.
